Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 47

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...linke Seite

Halluin feierten wir mit unserem früheren Hauptmann

Weihnachten. Mein Leutnant läßt sich

Euch empfehlen. Er sagte mir noch, mit den schönen Geschenken

hätte die Beförderung nichts zu tun. In den

nächsten Tagen gehen wir nach Menin zurück u. von

dort nach Nieuport. Ich finde es komisch, daß wir

immer an der lausigsten Stelle eingesetzt werden.

T.[ante] Gretchen herzlichen Dank für das Weihnachtspaket, das

so köstliche Sachen enthielt u. so richtig eine Weihnachtsgabe

wurde, da ich es am 24. noch bekam.

Euch alle grüßt herzlich        Euer Walther.

Nun fehlt mir nur noch das Kreuz u. das bekomme

ich auch noch.

Für das Bild hzl. Dank, habe große Freude daran.


64.              Brief an Wilhelm von Rauchhaupt.

                                       Gheluwe, 26. XII. 14.

           Lieber Wilhelm !

Dank für Deine Briefe ! Komme leider erst heute

dazu, Dir zu antworten. Du sprichst die Hoffnung

aus, mich als Junker bei I. R. 95 zu sehen. Sei

nicht bös, aber daraus wird nichts, trotzdem ich gestern

zum Unteroffizier befördert bin u. somit

erreicht habe, was ich erreichen konnte. Nur das


...rechte Seite

  Kreuz fehlt mir noch, dann ist vorläufig mein Ehrgeiz

befriedigt, denn weiter kann ich vorläufig nicht

kommen. Hier draußen habe ich erst richtig gemerkt,

wie sehr ich am deutschen Wald hänge, dem kann

nicht untreu werden, so gern ich Soldat bin.

Jetzt stehen wir hier vor Ypern, kommen aber in

den nächsten Tagen nach Norden, jedenfalls nach

Nieuport, mal wieder in den scheußlichen Winkel.

Wir hatten alle gehofft, nach Frankreich zu kommen,

nun müssen wir doch hier in der "Hölle" bleiben.

Die letzten 48 Stunden hier im Schützengraben waren

interessant. Unsere Stellung nur 20 bis 70 m vom Feind.

Ein Doppelposten auf 8 m am feindlichen Graben, da

haben wir gegenseitig mit leeren Schnapsflaschen u.

Lehm geworfen. Schlafen war Luxus, da der Feind

uns hätte überrumpeln können. Ein Korpsbefehl

hier lautet: Das Bataillon, das nur einen Teil

seines Grabens verliert, wird solange nicht abgelöst,

bis es ihn wiedergenommen hat ! Das ist furchtbar

hart, wenn man fast bis an die Knie im Schlamm

watet u, nicht schlafen kann.

 Daß Du Döberitz so scheußlich findest, kann mich

nicht wundern, mir gefiel es dort besser als in

Berlin. Hier haben wir Franzer u. Augustaner abgelöst

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Halluin feierten wir mit unserem früheren Hauptmann

Weihnachten. Mein Leutnant läßt sich

Euch empfehlen. Er sagte mir noch, mit den schönen Geschenken

hätte die Beförderung nichts zu tun. In den

nächsten Tagen gehen wir nach Menin zurück u. von

dort nach Nieuport. Ich finde es komisch, daß wir

immer an der lausigsten Stelle eingesetzt werden.

T.[ante] Gretchen herzlichen Dank für das Weihnachtspaket, das

so köstliche Sachen enthielt u. so richtig eine Weihnachtsgabe

wurde, da ich es am 24. noch bekam.

Euch alle grüßt herzlich        Euer Walther.

Nun fehlt mir nur noch das Kreuz u. das bekomme

ich auch noch.

Für das Bild hzl. Dank, habe große Freude daran.


64.              Brief an Wilhelm von Rauchhaupt.

                                       Gheluwe, 26. XII. 14.

           Lieber Wilhelm !

Dank für Deine Briefe ! Komme leider erst heute

dazu, Dir zu antworten. Du sprichst die Hoffnung

aus, mich als Junker bei I. R. 95 zu sehen. Sei

nicht bös, aber daraus wird nichts, trotzdem ich gestern

zum Unteroffizier befördert bin u. somit

erreicht habe, was ich erreichen konnte. Nur das


...rechte Seite

  Kreuz fehlt mir noch, dann ist vorläufig mein Ehrgeiz

befriedigt, denn weiter kann ich vorläufig nicht

kommen. Hier draußen habe ich erst richtig gemerkt,

wie sehr ich am deutschen Wald hänge, dem kann

nicht untreu werden, so gern ich Soldat bin.

Jetzt stehen wir hier vor Ypern, kommen aber in

den nächsten Tagen nach Norden, jedenfalls nach

Nieuport, mal wieder in den scheußlichen Winkel.

Wir hatten alle gehofft, nach Frankreich zu kommen,

nun müssen wir doch hier in der "Hölle" bleiben.

Die letzten 48 Stunden hier im Schützengraben waren

interessant. Unsere Stellung nur 20 bis 70 m vom Feind.

Ein Doppelposten auf 8 m am feindlichen Graben, da

haben wir gegenseitig mit leeren Schnapsflaschen u.

Lehm geworfen. Schlafen war Luxus, da der Feind

uns hätte überrumpeln können. Ein Korpsbefehl

hier lautet: Das Bataillon, das nur einen Teil

seines Grabens verliert, wird solange nicht abgelöst,

bis es ihn wiedergenommen hat ! Das ist furchtbar

hart, wenn man fast bis an die Knie im Schlamm

watet u, nicht schlafen kann.

 Daß Du Döberitz so scheußlich findest, kann mich

nicht wundern, mir gefiel es dort besser als in

Berlin. Hier haben wir Franzer u. Augustaner abgelöst


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  • January 27, 2017 21:19:33 Rolf Kranz

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    Halluin feierten wir mit unserem früheren Hauptmann

    Weihnachten. Mein Leutnant läßt sich

    Euch empfehlen. Er sagte mir noch, mit den schönen Geschenken

    hätte die Beförderung nichts zu tun. In den

    nächsten Tagen gehen wir nach Menin zurück u. von

    dort nach Nieuport. Ich finde es komisch, daß wir

    immer an der lausigsten Stelle eingesetzt werden.

    T.[ante] Gretchen herzlichen Dank für das Weihnachtspaket, das

    so köstliche Sachen enthielt u. so richtig eine Weihnachtsgabe

    wurde, da ich es am 24. noch bekam.

    Euch alle grüßt herzlich        Euer Walther.

    Nun fehlt mir nur noch das Kreuz u. das bekomme

    ich auch noch.

    Für das Bild hzl. Dank, habe große Freude daran.


    64.              Brief an Wilhelm von Rauchhaupt.

                                           Gheluwe, 26. XII. 14.

               Lieber Wilhelm !

    Dank für Deine Briefe ! Komme leider erst heute

    dazu, Dir zu antworten. Du sprichst die Hoffnung

    aus, mich als Junker bei I. R. 95 zu sehen. Sei

    nicht bös, aber daraus wird nichts, trotzdem ich gestern

    zum Unteroffizier befördert bin u. somit

    erreicht habe, was ich erreichen konnte. Nur das


    ...rechte Seite

      Kreuz fehlt mir noch, dann ist vorläufig mein Ehrgeiz

    befriedigt, denn weiter kann ich vorläufig nicht

    kommen. Hier draußen habe ich erst richtig gemerkt,

    wie sehr ich am deutschen Wald hänge, dem kann

    nicht untreu werden, so gern ich Soldat bin.

    Jetzt stehen wir hier vor Ypern, kommen aber in

    den nächsten Tagen nach Norden, jedenfalls nach

    Nieuport, mal wieder in den scheußlichen Winkel.

    Wir hatten alle gehofft, nach Frankreich zu kommen,

    nun müssen wir doch hier in der "Hölle" bleiben.

    Die letzten 48 Stunden hier im Schützengraben waren

    interessant. Unsere Stellung nur 20 bis 70 m vom Feind.

    Ein Doppelposten auf 8 m am feindlichen Graben, da

    haben wir gegenseitig mit leeren Schnapsflaschen u.

    Lehm geworfen. Schlafen war Luxus, da der Feind

    uns hätte überrumpeln können. Ein Korpsbefehl

    hier lautet: Das Bataillon, das nur einen Teil

    seines Grabens verliert, wird solange nicht abgelöst,

    bis es ihn wiedergenommen hat ! Das ist furchtbar

    hart, wenn man fast bis an die Knie im Schlamm

    watet u, nicht schlafen kann.

     Daß Du Döberitz so scheußlich findest, kann mich

    nicht wundern, mir gefiel es dort besser als in

    Berlin. Hier haben wir Franzer u. Augustaner abgelöst

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  • 50.8099859||3.0767048||

    Gheluwe

  • 51.13054289999999||13.577913399999943||

    Coswig (bei Dresden)

    ||1
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  • Story location Coswig (bei Dresden)
  • Document location Gheluwe
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ID
2656 / 33654
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Friedrich-Carl Hoffmann
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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