Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 45

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Trudchen herzlichen Dank für ihr hübsches Weihnachtspaket.

Die Taschenlaterne habe ich einem meiner besten

Kameraden, der keine hatte, geschenkt. Hoffentlich

ist sie nicht bös darüber. Wir sind noch immer in

Reserve. Auf der Linie Ypres-Lille muß ein furchtbarer

Artilleriekampf herrschen, hier zittert die Erde

leise beim Donnern der Geschütze. In Artrik bei

Thourout standen noch 2 Artillerieregimenter, die überhaupt

noch keinen Feind gesehen, noch nicht in Feuerstellung

gewesen sind. Hätte das kaum für möglich

gehalten. Hier schießt unsere Artillerie mit belgischen

Schnellfeuergeschützen. Infanterie wird wohl

nachgerade knapp werden, sonst würden die Reserveregimenter

kaum so herangezogen werden.

Nun habe ich noch den einen Wunsch, laßt Euch die

Weihnachtsfreude nicht allzusehr trüben. Wenn wir

können, feiern wir Weihnachten wie eine große

Familie. Im kleinen Kreise ladet mich sicher mein

Feldwebel ein. Es ist rührend, wie meine Kameraden

mich verwöhnen, wenigstens die 8-10, die mir näher

stehen, alte Freiwillige u. 2 Landstürmer. Eine

Korporalschaft habe ich nicht, führe aber in Wirklichkeit

die 2., da mein Korporal sich verdammt wenig darum

kümmert. Es ist ein mühsames, undankbares


...rechte Seite

Geschäft, na schadet nicht.

        Herzl. Grüße  Euch allen

                                  Euer Walther.


61.         Karte an die Eltern.

                              Halluin, 19. XII. 14.

L. E. ! Sitzen noch immer hier in Reserve. Bevölkerung

längst nicht so zuvorkommend, als in Belgien (Thourout).

Heute Besichtigung durch Generalltn. von Falkenhain.

Ging alles gut. Sonst alle Tage Exerzieren. Wie geht

es Albrecht ? T.[ante] Gretchen herzlichen Dank für das Fernrohr.

Es tut bei dem naßkalten Wetter sehr wohl,

wenn man immer mal nach den Sternen sehen kann.

Auch Ungar [ungarischer Wein] u. Cherry haben mich sehr erfreut.

        Hzl. Grüße Euch allen

                        Euer Walther.


62.               Brief an die Eltern.

                                       Halluin, 21.XII.14.

                           Liebe Eltern !

Nun ist unsere Ruhe mal wieder vorbei ! Heute

kam unser Hauptmann Bader geheilt mit Ersatz

zu uns, drückte uns Stammannschaften einzeln die

Hand, mich kannte er sogar noch bei Namen,

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Trudchen herzlichen Dank für ihr hübsches Weihnachtspaket.

Die Taschenlaterne habe ich einem meiner besten

Kameraden, der keine hatte, geschenkt. Hoffentlich

ist sie nicht bös darüber. Wir sind noch immer in

Reserve. Auf der Linie Ypres-Lille muß ein furchtbarer

Artilleriekampf herrschen, hier zittert die Erde

leise beim Donnern der Geschütze. In Artrik bei

Thourout standen noch 2 Artillerieregimenter, die überhaupt

noch keinen Feind gesehen, noch nicht in Feuerstellung

gewesen sind. Hätte das kaum für möglich

gehalten. Hier schießt unsere Artillerie mit belgischen

Schnellfeuergeschützen. Infanterie wird wohl

nachgerade knapp werden, sonst würden die Reserveregimenter

kaum so herangezogen werden.

Nun habe ich noch den einen Wunsch, laßt Euch die

Weihnachtsfreude nicht allzusehr trüben. Wenn wir

können, feiern wir Weihnachten wie eine große

Familie. Im kleinen Kreise ladet mich sicher mein

Feldwebel ein. Es ist rührend, wie meine Kameraden

mich verwöhnen, wenigstens die 8-10, die mir näher

stehen, alte Freiwillige u. 2 Landstürmer. Eine

Korporalschaft habe ich nicht, führe aber in Wirklichkeit

die 2., da mein Korporal sich verdammt wenig darum

kümmert. Es ist ein mühsames, undankbares


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Geschäft, na schadet nicht.

        Herzl. Grüße  Euch allen

                                  Euer Walther.


61.         Karte an die Eltern.

                              Halluin, 19. XII. 14.

L. E. ! Sitzen noch immer hier in Reserve. Bevölkerung

längst nicht so zuvorkommend, als in Belgien (Thourout).

Heute Besichtigung durch Generalltn. von Falkenhain.

Ging alles gut. Sonst alle Tage Exerzieren. Wie geht

es Albrecht ? T.[ante] Gretchen herzlichen Dank für das Fernrohr.

Es tut bei dem naßkalten Wetter sehr wohl,

wenn man immer mal nach den Sternen sehen kann.

Auch Ungar [ungarischer Wein] u. Cherry haben mich sehr erfreut.

        Hzl. Grüße Euch allen

                        Euer Walther.


62.               Brief an die Eltern.

                                       Halluin, 21.XII.14.

                           Liebe Eltern !

Nun ist unsere Ruhe mal wieder vorbei ! Heute

kam unser Hauptmann Bader geheilt mit Ersatz

zu uns, drückte uns Stammannschaften einzeln die

Hand, mich kannte er sogar noch bei Namen,


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  • January 26, 2017 17:37:05 Rolf Kranz

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    Trudchen herzlichen Dank für ihr hübsches Weihnachtspaket.

    Die Taschenlaterne habe ich einem meiner besten

    Kameraden, der keine hatte, geschenkt. Hoffentlich

    ist sie nicht bös darüber. Wir sind noch immer in

    Reserve. Auf der Linie Ypres-Lille muß ein furchtbarer

    Artilleriekampf herrschen, hier zittert die Erde

    leise beim Donnern der Geschütze. In Artrik bei

    Thourout standen noch 2 Artillerieregimenter, die überhaupt

    noch keinen Feind gesehen, noch nicht in Feuerstellung

    gewesen sind. Hätte das kaum für möglich

    gehalten. Hier schießt unsere Artillerie mit belgischen

    Schnellfeuergeschützen. Infanterie wird wohl

    nachgerade knapp werden, sonst würden die Reserveregimenter

    kaum so herangezogen werden.

    Nun habe ich noch den einen Wunsch, laßt Euch die

    Weihnachtsfreude nicht allzusehr trüben. Wenn wir

    können, feiern wir Weihnachten wie eine große

    Familie. Im kleinen Kreise ladet mich sicher mein

    Feldwebel ein. Es ist rührend, wie meine Kameraden

    mich verwöhnen, wenigstens die 8-10, die mir näher

    stehen, alte Freiwillige u. 2 Landstürmer. Eine

    Korporalschaft habe ich nicht, führe aber in Wirklichkeit

    die 2., da mein Korporal sich verdammt wenig darum

    kümmert. Es ist ein mühsames, undankbares


    ...rechte Seite

    Geschäft, na schadet nicht.

            Herzl. Grüße  Euch allen

                                      Euer Walther.


    61.         Karte an die Eltern.

                                  Halluin, 19. XII. 14.

    L. E. ! Sitzen noch immer hier in Reserve. Bevölkerung

    längst nicht so zuvorkommend, als in Belgien (Thourout).

    Heute Besichtigung durch Generalltn. von Falkenhain.

    Ging alles gut. Sonst alle Tage Exerzieren. Wie geht

    es Albrecht ? T.[ante] Gretchen herzlichen Dank für das Fernrohr.

    Es tut bei dem naßkalten Wetter sehr wohl,

    wenn man immer mal nach den Sternen sehen kann.

    Auch Ungar [ungarischer Wein] u. Cherry haben mich sehr erfreut.

            Hzl. Grüße Euch allen

                            Euer Walther.


    62.               Brief an die Eltern.

                                           Halluin, 21.XII.14.

                               Liebe Eltern !

    Nun ist unsere Ruhe mal wieder vorbei ! Heute

    kam unser Hauptmann Bader geheilt mit Ersatz

    zu uns, drückte uns Stammannschaften einzeln die

    Hand, mich kannte er sogar noch bei Namen,

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  • 50.782824||3.127845||

    Halluin

  • 51.13054289999999||13.577913399999943||

    Coswig (bei Dresden)

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  • Document location Halluin
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2656 / 33652
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Friedrich-Carl Hoffmann
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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