Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 3
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1. Karte an die Eltern.
Naumburg a.S.[an der Saale] 4.8.14
L.E. ! [Liebe Eltern] Habe heute mit Wilhelm zusammen das
Abitur in 2 1/2 stündiger Prüfung bestanden. An ein
Ankommen bei den Jägern ist vorläufig nicht
zu denken, da noch keine Freiwilligen eingestellt
werden. Am Sonntag traf ich Meyer und war
noch einige Stunden mit ihm zusammen. Er ist
schon am Freitag einberufen worden. Sobald ich
Genaueres weiß, schreibe ich mehr.
Hzl. Grüße
Walther.
Meinen Koffer bekam ich Montag früh.
2. Brief an die Eltern.
Berlin, 10.VIII.14.
Liebe Eltern !
Verzeiht mir bitte, daß ich so lange nichts von
mir habe hören lassen ! Aber in den Plackereien
und schrecklichen Entbehrungen der letzten Woche
und vor allem in der greulichen Ungewißheit,
in der wir alle uns befanden, wollte ich u.
konnte ich nicht schreiben. Also um mit der Tür
ins Haus zu fallen, ich bin heute als
...rechte Seite
Kriegsfreiwilliger beim Kaiser Alexander Garde
Grenadierregiment Nr 1 angenommen. Schon
am 5.VIII. früh 2 Uhr fuhr ich von Naumburg ab
nach Berlin, wo ich nach 12 stündiger gräßlicher
Fahrt landete, allerdings gratis und franko. Nun
beginnt ein Tagebuch der greulichsten Rumhetzerei,
ein Stürzen von einer Behörde zur anderen,
Besuche und Ankeilen [Ansprechen] bei Offizieren. Alles vergebens.
Vor allem fehlte mir der Berechtigungsschein
zum 1 jähr. Freiw. Dienstjahr. Hierüber half
mir Wilhelm, mit dem ich alle Tage zusammen
komme, durch eine glückliche Schiebung [Bevorzugung] hinweg. Es
meldeten sich Tausende, die nach und nach abgeschoben
wurden. Von früh 8 Uhr bis jetzt 5:45 haben
wir gewartet, bis wir eingetragen, untersucht
und untergebracht waren. Ich habe jetzt 2 Stunden
Urlaub, um meine Sachen, die in meiner
Bude (Johannisstr. 8. 3 Tr.) liegen, in die Kaserne
zu schaffen. Eine genaue Adresse schreibe ich Euch
sobald wir eingekleidet und eingeteilt sind, wir
liegen in Revier der 7. Komp. Gestern war
ich 2 Stunden im Zeughaus, habe überhaupt sehr
viel von Berlin kennen gelernt bei dem
ewigen Herumhetzen. Das Piston laßt ruhig
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1. Karte an die Eltern.
Naumburg a.S.[an der Saale] 4.8.14
L.E. ! [Liebe Eltern] Habe heute mit Wilhelm zusammen das
Abitur in 2 1/2 stündiger Prüfung bestanden. An ein
Ankommen bei den Jägern ist vorläufig nicht
zu denken, da noch keine Freiwilligen eingestellt
werden. Am Sonntag traf ich Meyer und war
noch einige Stunden mit ihm zusammen. Er ist
schon am Freitag einberufen worden. Sobald ich
Genaueres weiß, schreibe ich mehr.
Hzl. Grüße
Walther.
Meinen Koffer bekam ich Montag früh.
2. Brief an die Eltern.
Berlin, 10.VIII.14.
Liebe Eltern !
Verzeiht mir bitte, daß ich so lange nichts von
mir habe hören lassen ! Aber in den Plackereien
und schrecklichen Entbehrungen der letzten Woche
und vor allem in der greulichen Ungewißheit,
in der wir alle uns befanden, wollte ich u.
konnte ich nicht schreiben. Also um mit der Tür
ins Haus zu fallen, ich bin heute als
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Kriegsfreiwilliger beim Kaiser Alexander Garde
Grenadierregiment Nr 1 angenommen. Schon
am 5.VIII. früh 2 Uhr fuhr ich von Naumburg ab
nach Berlin, wo ich nach 12 stündiger gräßlicher
Fahrt landete, allerdings gratis und franko. Nun
beginnt ein Tagebuch der greulichsten Rumhetzerei,
ein Stürzen von einer Behörde zur anderen,
Besuche und Ankeilen [Ansprechen] bei Offizieren. Alles vergebens.
Vor allem fehlte mir der Berechtigungsschein
zum 1 jähr. Freiw. Dienstjahr. Hierüber half
mir Wilhelm, mit dem ich alle Tage zusammen
komme, durch eine glückliche Schiebung [Bevorzugung] hinweg. Es
meldeten sich Tausende, die nach und nach abgeschoben
wurden. Von früh 8 Uhr bis jetzt 5:45 haben
wir gewartet, bis wir eingetragen, untersucht
und untergebracht waren. Ich habe jetzt 2 Stunden
Urlaub, um meine Sachen, die in meiner
Bude (Johannisstr. 8. 3 Tr.) liegen, in die Kaserne
zu schaffen. Eine genaue Adresse schreibe ich Euch
sobald wir eingekleidet und eingeteilt sind, wir
liegen in Revier der 7. Komp. Gestern war
ich 2 Stunden im Zeughaus, habe überhaupt sehr
viel von Berlin kennen gelernt bei dem
ewigen Herumhetzen. Das laßt ruhig
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1. Karte an die Eltern.
Naumburg a.S.[an der Saale] 4.8.14
L.E. ! [Liebe Eltern] Habe heute mit Wilhelm zusammen das
Abitur in 2 1/2 stündiger Prüfung bestanden. An ein
Ankommen bei den Jägern ist vorläufig nicht
zu denken, da noch keine Freiwilligen eingestellt
werden. Am Sonntag traf ich Meyer und war
noch einige Stunden mit ihm zusammen. Er ist
schon am Freitag einberufen worden. Sobald ich
Genaueres weiß, schreibe ich mehr.
Hzl. Grüße
Walther.
Meinen Koffer bekam ich Montag früh.
2. Brief an die Eltern.
Berlin, 10.VIII.14.
Liebe Eltern !
Verzeiht mir bitte, daß ich so lange nichts von
mir habe hören lassen ! Aber in den Plackereien
und schrecklichen Entbehrungen der letzten Woche
und vor allem in der greulichen Ungewißheit,
in der wir alle uns befanden, wollte ich u.
konnte ich nicht schreiben. Also um mit der Tür
ins Haus zu fallen, ich bin heute als
...rechte Seite
Kriegsfreiwilliger beim Kaiser Alexander Garde
Grenadierregiment Nr 1 angenommen. Schon
am 5.VIII. früh 2 Uhr fuhr ich von Naumburg ab
nach Berlin, wo ich nach 12 stündiger gräßlicher
Fahrt landete, allerdings gratis und franko. Nun
beginnt ein Tagebuch der greulichsten Rumhetzerei,
ein Stürzen von einer Behörde zur anderen,
Besuche und Ankeilen bei Offizieren. Alles vergebens.
Vor allem fehlte mir der Berechtigungsschein
zum 1 jähr. Freiw. Dienstjahr. Hierüber half
mir Wilhelm, mit dem ich alle Tage zusammen
komme, durch eine glückliche Schiebung hinweg. Es
meldeten sich Tausende, die nach und nach abgeschoben
wurden. Von früh 8 Uhr bis jetzt 5:45 haben
wir gewartet, bis wir eingetragen, untersucht
und untergebracht waren. Ich habe jetzt 2 Stunden
Urlaub, um meine Sachen, die in meiner
Bude (Johannisstr. 8. 3 Tr.) liegen, in die Kaserne
zu schaffen. Eine genaue Adresse schreibe ich Euch
sobald wir eingekleidet und eingeteilt sind, wir
liegen in Revier der 7. Komp. gestern war
ich 2 Stunden im Zeughaus, habe überhaupt sehr
viel von Berlin kennen gelernt bei dem
ewigen Herumhetzen,
Description
Save description- 51.8857619||12.4574563||
Coswig (Anhalt)
- 51.1520283||11.8142454||
Naumburg (Saale)
- 52.5243835||13.3915683||
Berlin, Johannisstr. 8
- 51.13054289999999||13.577913399999943||||1
Coswig (bei Dresden)
Location(s)
Story location Coswig (bei Dresden)
Document location Coswig (Anhalt)
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Additional document location Naumburg (Saale)
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Additional document location Berlin, Johannisstr. 8
- ID
- 2656 / 33610
- Contributor
- Friedrich-Carl Hoffmann
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