Kleiber Manuskript 04 - Tierwelt Turkestan, item 10

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

nicht selten zu sehen (das ungegerbte Fell kostete ca 6-7 Rbl.); ihre ehemaligen Träger 

waren sehr groß, doch ließen die Felle, ähnlich wie die der Wildkatzen Haare  

u. waren auch sonst minderwertiger als die der sibirischen u. europäischen 

Wölfe. Durch ihre gelbgraue bis gelbbraune Farbe waren sie der 

Steppe gut angepasst. 

Antilopen habe ich natürlich selbst nicht gesehen, doch brachten Kirgisen 

öfters Saigagehörne zum Verkauf; in Anbetracht des niedrigen Preises, 

(1 ½ Rbl pro Geweih samt Schädelteil) konnte die Saigaantilope (Saiga 

tatarica)  in diesen Gebieten nicht gerade zu den Seltenheiten 

zählen. Ein interessanter Zufall war es, daß sich in Perowsk sogar Rotwild 

befand. Ein russ. Aussiedler in der Nähe der Festung hatte nämlich 

eine halbgezähmte Hirschkuh; da wohl kaum anzunehmen ist, das [sic.] sie 

besonders aus Europa oder Sibirien gebracht wurde, so dürfte man wohl 

nicht fehlgehen, wenn man sie als der zunächstlebenden Art, dem bucharischen 

Hirschen (Cernis bactrianus) zugehörig ansieht. Das Tier riß seinem 

Eigentümer einigemal aus u. trieb sich dann in der Festungsumgebung, bes. 

in der Ufersteppe herum; eines Morgens verirrte es sich sogar in den Hof. 

Es war völlig erwachsen u. glich ganz einer deutschen Hirschkuh. Nächst 

den vorhin genannten Raubtieren waren in der weiteren Umgebung von 

Perowsk sehr häufig Wildschweine (Suscrafa), die des öfteren von den 

Russen gejagt wurden u. auch manchmal auf den Tisch kamen. Einmal 

brachten ein paar Russenbuben ganz junge, gestreifte Frischlinge lebend in

die Festung zum Verkauf. Besonders zahlreich mußten die Wildschweine 

in den großen, nördl. von Perowsk gelegenen, den Syr-Darja umschließenden 

Sümpfen sein; ob sich in diesen riesigen Gebieten noch die Todfeinde des 

Schwarzwildes, Panther u. Tiger, aufhalten, ist mir nicht bekannt, doch wäre 

dies nicht so unwahrscheinlich; ähnlich verhält es sich mit dem Gebiete 

um das Delta des Syr. In Taschkent kostete ein Tigerfell noch im Jahre 1916 nur 

70 Rbl.

5). Viel Gemeinsames mit der Fauna der eben beschriebenen Kysyl-Kumregion 

hat auch die Fauna des Balchaschkessels, wo ebenfalls die Steppennager 

zahlreich sind: 2 Arten Ziesel, Baibak (sibir. Ziesel), dschungarischer u. grauer 

Zwerghamster, Wagners Maus, Sandmäuse, 5 Springmausarten, Blindling, 

Transcription saved

nicht selten zu sehen (das ungegerbte Fell kostete ca 6-7 Rbl.); ihre ehemaligen Träger 

waren sehr groß, doch ließen die Felle, ähnlich wie die der Wildkatzen Haare  

u. waren auch sonst minderwertiger als die der sibirischen u. europäischen 

Wölfe. Durch ihre gelbgraue bis gelbbraune Farbe waren sie der 

Steppe gut angepasst. 

Antilopen habe ich natürlich selbst nicht gesehen, doch brachten Kirgisen 

öfters Saigagehörne zum Verkauf; in Anbetracht des niedrigen Preises, 

(1 ½ Rbl pro Geweih samt Schädelteil) konnte die Saigaantilope (Saiga 

tatarica)  in diesen Gebieten nicht gerade zu den Seltenheiten 

zählen. Ein interessanter Zufall war es, daß sich in Perowsk sogar Rotwild 

befand. Ein russ. Aussiedler in der Nähe der Festung hatte nämlich 

eine halbgezähmte Hirschkuh; da wohl kaum anzunehmen ist, das [sic.] sie 

besonders aus Europa oder Sibirien gebracht wurde, so dürfte man wohl 

nicht fehlgehen, wenn man sie als der zunächstlebenden Art, dem bucharischen 

Hirschen (Cernis bactrianus) zugehörig ansieht. Das Tier riß seinem 

Eigentümer einigemal aus u. trieb sich dann in der Festungsumgebung, bes. 

in der Ufersteppe herum; eines Morgens verirrte es sich sogar in den Hof. 

Es war völlig erwachsen u. glich ganz einer deutschen Hirschkuh. Nächst 

den vorhin genannten Raubtieren waren in der weiteren Umgebung von 

Perowsk sehr häufig Wildschweine (Suscrafa), die des öfteren von den 

Russen gejagt wurden u. auch manchmal auf den Tisch kamen. Einmal 

brachten ein paar Russenbuben ganz junge, gestreifte Frischlinge lebend in

die Festung zum Verkauf. Besonders zahlreich mußten die Wildschweine 

in den großen, nördl. von Perowsk gelegenen, den Syr-Darja umschließenden 

Sümpfen sein; ob sich in diesen riesigen Gebieten noch die Todfeinde des 

Schwarzwildes, Panther u. Tiger, aufhalten, ist mir nicht bekannt, doch wäre 

dies nicht so unwahrscheinlich; ähnlich verhält es sich mit dem Gebiete 

um das Delta des Syr. In Taschkent kostete ein Tigerfell noch im Jahre 1916 nur 

70 Rbl.

5). Viel Gemeinsames mit der Fauna der eben beschriebenen Kysyl-Kumregion 

hat auch die Fauna des Balchaschkessels, wo ebenfalls die Steppennager 

zahlreich sind: 2 Arten Ziesel, Baibak (sibir. Ziesel), dschungarischer u. grauer 

Zwerghamster, Wagners Maus, Sandmäuse, 5 Springmausarten, Blindling, 


Transcription history
  • November 6, 2018 11:02:47 Eva Anna Welles (AUT)

    nicht selten zu sehen (das ungegerbte Fell kostete ca 6-7 Rbl.); ihre ehemaligen Träger 

    waren sehr groß, doch ließen die Felle, ähnlich wie die der Wildkatzen Haare  

    u. waren auch sonst minderwertiger als die der sibirischen u. europäischen 

    Wölfe. Durch ihre gelbgraue bis gelbbraune Farbe waren sie der 

    Steppe gut angepasst. 

    Antilopen habe ich natürlich selbst nicht gesehen, doch brachten Kirgisen 

    öfters Saigagehörne zum Verkauf; in Anbetracht des niedrigen Preises, 

    (1 ½ Rbl pro Geweih samt Schädelteil) konnte die Saigaantilope (Saiga 

    tatarica)  in diesen Gebieten nicht gerade zu den Seltenheiten 

    zählen. Ein interessanter Zufall war es, daß sich in Perowsk sogar Rotwild 

    befand. Ein russ. Aussiedler in der Nähe der Festung hatte nämlich 

    eine halbgezähmte Hirschkuh; da wohl kaum anzunehmen ist, das [sic.] sie 

    besonders aus Europa oder Sibirien gebracht wurde, so dürfte man wohl 

    nicht fehlgehen, wenn man sie als der zunächstlebenden Art, dem bucharischen 

    Hirschen (Cernis bactrianus) zugehörig ansieht. Das Tier riß seinem 

    Eigentümer einigemal aus u. trieb sich dann in der Festungsumgebung, bes. 

    in der Ufersteppe herum; eines Morgens verirrte es sich sogar in den Hof. 

    Es war völlig erwachsen u. glich ganz einer deutschen Hirschkuh. Nächst 

    den vorhin genannten Raubtieren waren in der weiteren Umgebung von 

    Perowsk sehr häufig Wildschweine (Suscrafa), die des öfteren von den 

    Russen gejagt wurden u. auch manchmal auf den Tisch kamen. Einmal 

    brachten ein paar Russenbuben ganz junge, gestreifte Frischlinge lebend in

    die Festung zum Verkauf. Besonders zahlreich mußten die Wildschweine 

    in den großen, nördl. von Perowsk gelegenen, den Syr-Darja umschließenden 

    Sümpfen sein; ob sich in diesen riesigen Gebieten noch die Todfeinde des 

    Schwarzwildes, Panther u. Tiger, aufhalten, ist mir nicht bekannt, doch wäre 

    dies nicht so unwahrscheinlich; ähnlich verhält es sich mit dem Gebiete 

    um das Delta des Syr. In Taschkent kostete ein Tigerfell noch im Jahre 1916 nur 

    70 Rbl.

    5). Viel Gemeinsames mit der Fauna der eben beschriebenen Kysyl-Kumregion 

    hat auch die Fauna des Balchaschkessels, wo ebenfalls die Steppennager 

    zahlreich sind: 2 Arten Ziesel, Baibak (sibir. Ziesel), dschungarischer u. grauer 

    Zwerghamster, Wagners Maus, Sandmäuse, 5 Springmausarten, Blindling, 

  • November 4, 2018 11:35:54 Gabriele Kister-Schuler

    nicht selten zu sehen (das ungegerbte Fell kostete ca 6-7 Rbl.); ihre ehemaligen Träger 

    waren sehr groß, doch ließen die Felle, ähnlich wie die der Wildkatzen Haare  

    u. waren auch sonst minderwertiger als die der sibirischen u. europäischen 

    Wölfe. Durch ihre gelbgraue bis gelbbraune Farbe waren sie der 

    Steppe gut angepasst. 

    Antilopen habe ich natürlich selbst nicht gesehen, doch brachten Kirgisen 

    öfters Saigagehörne zum Verkauf; in Anbetracht des niedrigen Preises, 

    (1 ½ Rbl pro Geweih samt Schädelteil) konnte die Saigaantilope (Saiga 

    tatarica)  in diesen Gebieten nicht gerade zu den Seltenheiten 

    zählen. Ein interessanter Zufall war es, daß sich in Perowsk sogar Rotwild 

    befand. Ein russ. Aussiedler in der Nähe der Festung hatte nämlich 

    eine halbgezähmte Hirschkuh; da wohl kaum anzunehmen ist, das [sic.] sie 

    besonders aus Europa oder Sibirien gebracht wurde, so dürfte man wohl 

    nicht fehlgehen, wenn man sie als den zunächstlebenden Art, dem bucharischen 

    Hirschen (Cernis bactrianus) zugehörig ansieht. Das Tier riß seinem 

    Eigentümer einigemal aus u. trieb sich dann in der Festungsumgebung, bes. 

    in der Ufersteppe herum; eines Morgens verirrte sie sich sogar in den Hof. 

    Es war völlig erwachsen u. glich ganz einer deutschen Hirschkuh. Nächst 

    den vorhin genannten Raubtieren waren in der weiteren Umgebung von 

    Perowsk sehr häufig Wildschweine (Suscrafa), die des öfteren von den 

    Russen gejagt wurden u. auch manchmal auf den Tisch kamen. Einmal 

    brachten ein paar Russenbuben ganz junge, gestreifte Frischlinge lebend in

    die Festung zum Verkauf. Besonders zahlreich mußten die Wildschweine 

    in den großen, nördl. von Perowsk gelegenen, den Syr-Darja umschließenden 

    Sümpfen sein; ob sich in diesen riesigen Gebieten noch die Todfeinde des 

    Schwarzwildes, Panther u. Tiger, aufhalten, ist mir nicht bekannt, doch wäre 

    dies nicht so unwahrscheinlich; ähnlich verhält es sich mit dem Gebiete 

    um das Delta des Syr. In Taschkent kostete ein Tigerfell noch im Jahre 1916 nur 

    70 Rbl.

    5). Viel Gemeinsames mit der Fauna der eben beschriebenen Kysyl-Kumregion 

    hat auch die Fauna des Balschaschkessels, wo ebenfalls die Steppennager 

    zahlreich sind: 2 Arten Ziesel, Baibak (sibir. Ziesel), dschungarischer u. grauer 

    Zwerghamster, Wagners Maus, Sandmäuse, 5 Springmausarten, Blindling, 



  • November 4, 2018 10:06:26 Gabriele Kister-Schuler

    nicht selten zu sehen (das ungegerbte Fell kostete ca 6-7 Rbl.); ihre ehemaligen Träger 

    waren sehr groß, doch ließen die Felle, ähnlich wie die der Wildkatzen Haare  

    u. waren auch sonst minderwertiger als die der sibirischen u. europäischen 

    Wölfe. Durch ihre gelbgraue bis gelbbraune Farbe waren sie der 

    Steppe gut angepasst. 

    Antilopen habe ich natürlich selbst nicht gesehen, doch brachten Kirgisen 

    öfters Saigagehörne zum Verkauf; in Anbetracht des niedrigen Preises, 

    (1 1/2 Rbl pro Geweih samt Schädelteil) konnte die Saigaantilope (Saiga 

    tatarica)  in diesen Gebieten nicht gerade zu den Seltenheiten 

    zählen. Ein interessanter Zufall war es, daß sich in Perowsk sogar Rotwild 

    befand. Ein russ. Aussiedler in der Nähe der Festung hatte nämlich 

    eine halbgezähmte Hirschkuh; da wohl kaum anzunehmen ist, das [sic.] sie 

    besonders aus Europa oder Sibirien gebracht wurde, so dürfte man wohl 

    nicht fehlgehen, wenn man sie als den zunächstlebenden Art, dem bucharischen 

    Hirschen (Cernis bactrianus) zugehörig ansieht. Das Tier riß seinem 

    Eigentümer einigemal aus u. trieb sich dann in der Festungsumgebung, bes. 

    in der Ufersteppe herum; eines Morgens verirrte sie sich sogar in den Hof. 

    Es war völlig erwachsen u. glich ganz einer deutschen Hirschkuh. Nächst 

    den vorhin genannten Raubtieren waren in der weiteren Umgebung von 

    Perowsk sehr häufig Wildschweine (Suscrafa), die des öfteren von den 

    Russen gejagt wurden u. auch manchmal auf den Tisch kamen. Einmal 

    brachten ein paar Russenbuben ganz junge, gestreifte Frischlinge lebend in

    die Festung zum Verkauf. Besonders zahlreich mußten die Wildschweine 

    in den großen, nördl. von Perowsk gelegenen, den Syr-Darja umschließenden 

    Sümpfen sein; ob sich in diesen riesigen Gebieten noch die Todfeinde des 

    Schwarzwildes, Panther u. Tiger, aufhalten, ist mir nicht bekannt, doch wäre 

    dies nicht so unwahrscheinlich; ähnlich verhält es sich mit dem Gebiete 

    um das Delta des Syr. In Taschkent kostete ein Tigerfell noch im Jahre 1916 nur 

    70 Rbl.

    5). Viel Gemeinsames mit der Fauna der eben beschriebenen Kysyl-Kumregion 

    hat auch die Fauna des Balschaschkessels, wo ebenfalls die Steppennager 

    zahlreich sind: 2 Arten Ziesel, Baibak (sibir. Ziesel), dchungarischer u. grauer 

    Zwerghamster, Wagners Maus, Sandmäuse, 5 Springmausarten, Blindling, 



  • November 4, 2018 09:52:55 Gabriele Kister-Schuler

    nicht selten zu sehen (das ungegerbte Fell kostete ca 6-7 Rbl.); ihre ehemaligen Träger 

    waren sehr groß, doch ließen die Felle, ähnlich wie die der Wildkatzen Haare  

    u. waren auch sonst minderwertiger als die der sibirischen u. europäischen 

    Wölfe. Durch ihre gelbgraue bis gelbbraune Farbe waren sie der 

    Steppe gut angepasst. 








  • November 4, 2018 09:14:58 Gabriele Kister-Schuler

    nicht selten zu sehen (das ungegerbte Fell kostete ca 6-7 Rbl.);


Description

Save description
    Location(s)
    Login and add location


    ID
    20839 / 235856
    Source
    http://europeana1914-1918.eu/...
    Contributor
    F&F
    License
    http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


    Login to edit the languages
    • Deutsch

    Login to edit the fronts
    • Eastern Front

    Login to add keywords
    • Turkestanische Tierwelt

    Login and add links

    Notes and questions

    Login to leave a note