Abschrift der Kriegstagebücher von Sergeant Fritz Apsel, item 24

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...linke Seite

Hempel Schnaps verteilen helfen. Habe dabei bald etwas zu viel

bekommen.

13.11.17.

Da ich gestern bis 12 Uhr Wache hatte, habe ich

heute vorm. frei u. sitze nun am Tisch u. schreibe. Man ist`s gar

nicht gewöhnt, am Tisch zu schreiben. Auf dem Knie gehts viel besser.

Habe eben die Grieben vom Schmalz gegessen. -- Wir sollen

hier wegkommen u. einen anderen Kriegsschauplatz beehren.

Wohin ? Die Meinungen sind verschieden. Italien, Mazedonien,

Frankreich, überall sollen wir hin. Ich bin für Amerika.

14.11.17.

Heute mal Außendienst gemacht. Morgen sollen wir

in Stellung u. bis zum 17. dort bleiben.

15.11.17.

Das Packen, Parole, Empfang usw. war vorüber. Die Komp. steht angetreten

auf dem Platz. Noch schnell zum letzten Male eingeteilt u.

dann erscheint Lt. Helmer mit seinen weisen Lehren: "Schießen

Sie nicht, wenn es nicht nötig ist, zeigen Sie sich nicht, wenn

es nicht nötig ist" usw. Mit Gruppen links schwenkt - ohne Tritt -

marsch ! - Die Komp. setzt sich langsam in Bewegung. Mitten in

Beynze schlage ich, so lang wie ich bin, in den Dreck hin. Hatte

richtige Glaces, doller wie Albert Weber

[Torhüter der deutschen Fußballnationalmannschaft].

Das sind eben kleine

Zwischenfälle, die man hinnehmen muß. - Nach einem furchtbaren

Marsch, auf welchem verschiedene aus den Latschen kippten, langten

wir in Schweiß gebadet an der Stellung an. Solch eine Ablösung

habe ich noch nicht mitgemacht. Keine Menschenseele, die uns in Stellung

führen sollte, war zu sehen. Dunkel, daß man die Hand vor

Augen nicht sehen konnte. Also herumgetappt von hier nach dort.

Alles fluchte u. schimpfte. Über u. durch Gräben u. Granattrichter ging

es, bis wir den richtigen Graben fanden, der uns zur Feldwache,

die besetzt werden sollte, führte. Lt. Heinrich, Pennigsfeld u. Fröhlich

laufen natürlich los u. ich stehe bald mit dem Zug allein

da. Nach einem unendlichen Weg, durch einen mit Wasserlöcher gefüllten

Laufgraben kamen wir endlich an unseren richtigen Platz.


...rechte Seite

Fröhlich hatte schon den ersten Abschnitt besetzt, da dort aber kein

Unterstand war, mußte ich selbstverständlich dorthin. Habe Posten ausgestellt

u. sitze nun mit Jessen u. Danisch zusammen in einem Loch.

16.11.17.

Heute ein richtiges Sauwetter ! Im Graben ist kaum

durchzukommen. Habe den ganzen Tag auf der Pritsche gelegen.

17.11.17.

Hatte in der Nacht v. 11 - 1 Uhr Grabendienst.  Ging natürlich

erst um 12 Uhr raus. Der erste Schnee ist gefallen. Es überkommt eine

richtige Weihnachtsstimmung. Habe sämtliche Posten des Zuges abgeklappert.

Eine 1/2 stündige Arbeit. - Vorm. war Gewehrreinigen und

nachm. ließ ich den Laufgraben sauber machen. Ein schönes Stück Arbeit.

Heute hat es etwas gefroren. - Im Hintergrund sind die Karpaten

zu sehen an die sich manche Erinnerungen knüpfen.

18.11.17.

Um 9 Uhr vorm. mußten die Unffz. des I. Zuges bei Lt. Helmer zum Unterricht

erscheinen. Er wollte uns die Morsezeichen beibringen. Es war

sehr unterhaltend u. interessant. Als ich zurückkam hatten meine

Leute Kartoffelpuffer gebraten. Nach dem alten Rezept natürlich.

Da wir kein Ofen haben, wurden Spaten über Feuer gehalten.

Die Sache ist sehr appetitlich. Zuerst wird mit dem Spaten Dreck

geschaufelt u. dann kommen Flinsen [ostpreußisch: Eierkuchen] rauf. Na aber geschmeckt

haben die Dinger großartig. 9 Uhr abends: Eben 2 Stunden

Grabendienst gemacht. Es ist ganz schön mildes Wetter. Der

Spaziergang im Graben hat wirklich Spaß gemacht. Man denkt

so in der Einsamkeit über längst vergangene Zeiten nach. - Ob

diese noch einmal wiederkommen ? - Hempel fährt mit Mary

nach Königsberg. So einer, der gar nicht aus der Gegend zu Hause

ist, muß ja dahinkommen. Unsereins hat nicht das Schwein.

Blume übernimmt die Verpflegung. Da sind wir aus dem Regen in

die Traufe gekommen.

19.11.17.

Heute sollte der Herr Hauptmann durch

den Graben kommen. Lt. Helmer u. Obltn. Keller hatten die Hosen wieder

gestrichen. Liefen von einem Flügel zum anderen. Ich hatte Dienst. Statt

seiner kamen aber nur der Adjutant Lt. v. Alversleben u. drei





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Hempel Schnaps verteilen helfen. Habe dabei bald etwas zu viel

bekommen.

13.11.17.

Da ich gestern bis 12 Uhr Wache hatte, habe ich

heute vorm. frei u. sitze nun am Tisch u. schreibe. Man ist`s gar

nicht gewöhnt, am Tisch zu schreiben. Auf dem Knie gehts viel besser.

Habe eben die Grieben vom Schmalz gegessen. -- Wir sollen

hier wegkommen u. einen anderen Kriegsschauplatz beehren.

Wohin ? Die Meinungen sind verschieden. Italien, Mazedonien,

Frankreich, überall sollen wir hin. Ich bin für Amerika.

14.11.17.

Heute mal Außendienst gemacht. Morgen sollen wir

in Stellung u. bis zum 17. dort bleiben.

15.11.17.

Das Packen, Parole, Empfang usw. war vorüber. Die Komp. steht angetreten

auf dem Platz. Noch schnell zum letzten Male eingeteilt u.

dann erscheint Lt. Helmer mit seinen weisen Lehren: "Schießen

Sie nicht, wenn es nicht nötig ist, zeigen Sie sich nicht, wenn

es nicht nötig ist" usw. Mit Gruppen links schwenkt - ohne Tritt -

marsch ! - Die Komp. setzt sich langsam in Bewegung. Mitten in

Beynze schlage ich, so lang wie ich bin, in den Dreck hin. Hatte

richtige Glaces, doller wie Albert Weber

[Torhüter der deutschen Fußballnationalmannschaft].

Das sind eben kleine

Zwischenfälle, die man hinnehmen muß. - Nach einem furchtbaren

Marsch, auf welchem verschiedene aus den Latschen kippten, langten

wir in Schweiß gebadet an der Stellung an. Solch eine Ablösung

habe ich noch nicht mitgemacht. Keine Menschenseele, die uns in Stellung

führen sollte, war zu sehen. Dunkel, daß man die Hand vor

Augen nicht sehen konnte. Also herumgetappt von hier nach dort.

Alles fluchte u. schimpfte. Über u. durch Gräben u. Granattrichter ging

es, bis wir den richtigen Graben fanden, der uns zur Feldwache,

die besetzt werden sollte, führte. Lt. Heinrich, Pennigsfeld u. Fröhlich

laufen natürlich los u. ich stehe bald mit dem Zug allein

da. Nach einem unendlichen Weg, durch einen mit Wasserlöcher gefüllten

Laufgraben kamen wir endlich an unseren richtigen Platz.


...rechte Seite

Fröhlich hatte schon den ersten Abschnitt besetzt, da dort aber kein

Unterstand war, mußte ich selbstverständlich dorthin. Habe Posten ausgestellt

u. sitze nun mit Jessen u. Danisch zusammen in einem Loch.

16.11.17.

Heute ein richtiges Sauwetter ! Im Graben ist kaum

durchzukommen. Habe den ganzen Tag auf der Pritsche gelegen.

17.11.17.

Hatte in der Nacht v. 11 - 1 Uhr Grabendienst.  Ging natürlich

erst um 12 Uhr raus. Der erste Schnee ist gefallen. Es überkommt eine

richtige Weihnachtsstimmung. Habe sämtliche Posten des Zuges abgeklappert.

Eine 1/2 stündige Arbeit. - Vorm. war Gewehrreinigen und

nachm. ließ ich den Laufgraben sauber machen. Ein schönes Stück Arbeit.

Heute hat es etwas gefroren. - Im Hintergrund sind die Karpaten

zu sehen an die sich manche Erinnerungen knüpfen.

18.11.17.

Um 9 Uhr vorm. mußten die Unffz. des I. Zuges bei Lt. Helmer zum Unterricht

erscheinen. Er wollte uns die Morsezeichen beibringen. Es war

sehr unterhaltend u. interessant. Als ich zurückkam hatten meine

Leute Kartoffelpuffer gebraten. Nach dem alten Rezept natürlich.

Da wir kein Ofen haben, wurden Spaten über Feuer gehalten.

Die Sache ist sehr appetitlich. Zuerst wird mit dem Spaten Dreck

geschaufelt u. dann kommen Flinsen [ostpreußisch: Eierkuchen] rauf. Na aber geschmeckt

haben die Dinger großartig. 9 Uhr abends: Eben 2 Stunden

Grabendienst gemacht. Es ist ganz schön mildes Wetter. Der

Spaziergang im Graben hat wirklich Spaß gemacht. Man denkt

so in der Einsamkeit über längst vergangene Zeiten nach. - Ob

diese noch einmal wiederkommen ? - Hempel fährt mit Mary

nach Königsberg. So einer, der gar nicht aus der Gegend zu Hause

ist, muß ja dahinkommen. Unsereins hat nicht das Schwein.

Blume übernimmt die Verpflegung. Da sind wir aus dem Regen in

die Traufe gekommen.

19.11.17.

Heute sollte der Herr Hauptmann durch

den Graben kommen. Lt. Helmer u. Obltn. Keller hatten die Hosen wieder

gestrichen. Liefen von einem Flügel zum anderen. Ich hatte Dienst. Statt

seiner kamen aber nur der Adjutant Lt. v. Alversleben u. drei






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  • January 1, 2017 08:28:32 Rolf Kranz

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    Hempel Schnaps verteilen helfen. Habe dabei bald etwas zu viel

    bekommen.

    13.11.17.

    Da ich gestern bis 12 Uhr Wache hatte, habe ich

    heute vorm. frei u. sitze nun am Tisch u. schreibe. Man ist`s gar

    nicht gewöhnt, am Tisch zu schreiben. Auf dem Knie gehts viel besser.

    Habe eben die Grieben vom Schmalz gegessen. -- Wir sollen

    hier wegkommen u. einen anderen Kriegsschauplatz beehren.

    Wohin ? Die Meinungen sind verschieden. Italien, Mazedonien,

    Frankreich, überall sollen wir hin. Ich bin für Amerika.

    14.11.17.

    Heute mal Außendienst gemacht. Morgen sollen wir

    in Stellung u. bis zum 17. dort bleiben.

    15.11.17.

    Das Packen, Parole, Empfang usw. war vorüber. Die Komp. steht angetreten

    auf dem Platz. Noch schnell zum letzten Male eingeteilt u.

    dann erscheint Lt. Helmer mit seinen weisen Lehren: "Schießen

    Sie nicht, wenn es nicht nötig ist, zeigen Sie sich nicht, wenn

    es nicht nötig ist" usw. Mit Gruppen links schwenkt - ohne Tritt -

    marsch ! - Die Komp. setzt sich langsam in Bewegung. Mitten in

    Beynze schlage ich, so lang wie ich bin, in den Dreck hin. Hatte

    richtige Glaces, doller wie Albert Weber

    [Torhüter der deutschen Fußballnationalmannschaft].

    Das sind eben kleine

    Zwischenfälle, die man hinnehmen muß. - Nach einem furchtbaren

    Marsch, auf welchem verschiedene aus den Latschen kippten, langten

    wir in Schweiß gebadet an der Stellung an. Solch eine Ablösung

    habe ich noch nicht mitgemacht. Keine Menschenseele, die uns in Stellung

    führen sollte, war zu sehen. Dunkel, daß man die Hand vor

    Augen nicht sehen konnte. Also herumgetappt von hier nach dort.

    Alles fluchte u. schimpfte. Über u. durch Gräben u. Granattrichter ging

    es, bis wir den richtigen Graben fanden, der uns zur Feldwache,

    die besetzt werden sollte, führte. Lt. Heinrich, Pennigsfeld u. Fröhlich

    laufen natürlich los u. ich stehe bald mit dem Zug allein

    da. Nach einem unendlichen Weg, durch einen mit Wasserlöcher gefüllten

    Laufgraben kamen wir endlich an unseren richtigen Platz.


    ...rechte Seite

    Fröhlich hatte schon den ersten Abschnitt besetzt, da dort aber kein

    Unterstand war, mußte ich selbstverständlich dorthin. Habe Posten ausgestellt

    u. sitze nun mit Jessen u. Danisch zusammen in einem Loch.

    16.11.17.

    Heute ein richtiges Sauwetter ! Im Graben ist kaum

    durchzukommen. Habe den ganzen Tag auf der Pritsche gelegen.

    17.11.17.

    Hatte in der Nacht v. 11 - 1 Uhr Grabendienst.  Ging natürlich

    erst um 12 Uhr raus. Der erste Schnee ist gefallen. Es überkommt eine

    richtige Weihnachtsstimmung. Habe sämtliche Posten des Zuges abgeklappert.

    Eine 1/2 stündige Arbeit. - Vorm. war Gewehrreinigen und

    nachm. ließ ich den Laufgraben sauber machen. Ein schönes Stück Arbeit.

    Heute hat es etwas gefroren. - Im Hintergrund sind die Karpaten

    zu sehen an die sich manche Erinnerungen knüpfen.

    18.11.17.

    Um 9 Uhr vorm. mußten die Unffz. des I. Zuges bei Lt. Helmer zum Unterricht

    erscheinen. Er wollte uns die Morsezeichen beibringen. Es war

    sehr unterhaltend u. interessant. Als ich zurückkam hatten meine

    Leute Kartoffelpuffer gebraten. Nach dem alten Rezept natürlich.

    Da wir kein Ofen haben, wurden Spaten über Feuer gehalten.

    Die Sache ist sehr appetitlich. Zuerst wird mit dem Spaten Dreck

    geschaufelt u. dann kommen Flinsen [ostpreußisch: Eierkuchen] rauf. Na aber geschmeckt

    haben die Dinger großartig. 9 Uhr abends: Eben 2 Stunden

    Grabendienst gemacht. Es ist ganz schön mildes Wetter. Der

    Spaziergang im Graben hat wirklich Spaß gemacht. Man denkt

    so in der Einsamkeit über längst vergangene Zeiten nach. - Ob

    diese noch einmal wiederkommen ? - Hempel fährt mit Mary

    nach Königsberg. So einer, der gar nicht aus der Gegend zu Hause

    ist, muß ja dahinkommen. Unsereins hat nicht das Schwein.

    Blume übernimmt die Verpflegung. Da sind wir aus dem Regen in

    die Traufe gekommen.

    19.11.17.

    Heute sollte der Herr Hauptmann durch

    den Graben kommen. Lt. Helmer u. Obltn. Keller hatten die Hosen wieder

    gestrichen. Liefen von einem Flügel zum anderen. Ich hatte Dienst. Statt

    seiner kamen aber nur der Adjutant Lt. v. Alversleben u. drei





  • December 31, 2016 17:32:43 Rolf Kranz

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    Hempel Schnaps verteilen helfen. Habe dabei bald etwas zu viel

    bekommen. 13.11.17. Da ich gestern bis 12 Uhr Wache hatte, habe ich

    heute vorm. frei u. sitze nun am Tisch u. schreibe. Man ist`s gar

    nicht gewöhnt, am Tisch zu schreiben. Auf dem Knie gehts viel besser.

    Habe eben die Grieben vom Schmalz gegessen. -- Wir sollen

    hier wegkommen u. einen anderen Kriegsschauplatz beehren.

    Wohin ? Die Meinungen sind verschieden. Italien, Mazedonien,

    Frankreich, überall sollen wir hin. Ich bin für Amerika.

    14.11.17. Heute mal Außendienst gemacht. Morgen sollen wir

    in Stellung u. bis zum 17. dort bleiben. 15.11.17. Das Packen,

    Parole, Empfang usw. war vorüber. Die Komp. steht angetreten

    auf dem Platz. Noch schnell zum letzten Male eingeteilt u.

    dann erscheint Lt. Helmer mit seinen weisen Lehren: "Schießen

    Sie nicht, wenn es nicht nötig ist, zeigen Sie sich nicht, wenn

    es nicht nötig ist" usw. Mit Gruppen links schwenkt - ohne Tritt -

    marsch ! - Die Komp. setzt sich langsam in Bewegung. Mitten in

    Beynze schlage ich, so lang wie ich bin, in den Dreck hin. Hatte

    richtige Glaces, doller wie Albert Weber

    [Torhüter der deutschen Fußballnationalmannschaft].

    Das sind eben kleine

    Zwischenfälle, die man hinnehmen muß. - Nach einem furchtbaren

    Marsch, auf welchem verschiedene aus den Latschen kippten, langten

    wir in Schweiß gebadet an der Stellung an. Solch eine Ablösung

    habe ich noch nicht mitgemacht. Keine Menschenseele, die uns in Stellung

    führen sollte, war zu sehen. Dunkel, daß man die Hand vor

    Augen nicht sehen konnte. Also herumgetappt von hier nach dort.

    Alles fluchte u. schimpfte. Über u. durch Gräben u. Granattrichter ging

    es, bis wir den richtigen Graben fanden, der uns zur Feldwache,

    die besetzt werden sollte, führte. Lt. Heinrich, Pennigsfeld u. Fröhlich

    laufen natürlich los u. ich stehe bald mit dem Zug allein

    da. Nach einem unendlichen Weg, durch einen mit Wasserlöcher gefüllten

    Laufgraben kamen wir endlich an unseren richtigen Platz.


    ...rechte Seite

    Fröhlich hatte schon den ersten Abschnitt besetzt, da dort aber kein

    Unterstand war, mußte ich selbstverständlich dorthin. Habe Posten ausgestellt

    u. sitze nun mit Jessen u. Danisch zusammen in einem

    Loch. 16.11.17. Heute ein richtiges Sauwetter ! Im Graben ist kaum

    durchzukommen. Habe den ganzen Tag auf der Pritsche gelegen.

    7.11.17. Hatte in der Nacht v. 11 - 1 Uhr Grabendienst.  Ging natürlich

    erst um 12 Uhr raus. Der erste Schnee ist gefallen. Es überkommt eine

    richtige Weihnachtsstimmung. Habe sämtliche Posten des Zuges abgeklappert.

    Eine 1/2 stündige Arbeit. - Vorm. war Gewehrreinigen und

    nachm. ließ ich den Laufgraben sauber machen. Ein schönes Stück Arbeit.

    Heute hat es etwas gefroren. - Im Hintergrund sind die Karpaten

    zu sehen an die sich manche Erinnerungen knüpfen. 18.11.17. Um 9 Uhr

    vorm. mußten die Unffz. des I. Zuges bei Lt. Helmer zum Unterricht

    erscheinen. Er wollte uns die Morsezeichen beibringen. Es war

    sehr unterhaltend u. interessant. Als ich zurückkam hatten meine

    Leute Kartoffelpuffer gebraten. Nach dem alten Rezept natürlich.

    Da wir kein Ofen haben, wurden Spaten über Feuer gehalten.

    Die Sache ist sehr appetitlich. Zuerst wird mit dem Spaten Dreck

    geschaufelt u. dann kommen Flinsen ostpreußisch: [Eierkuchen] rauf. Na aber geschmeckt

    haben die Dinger großartig. 9 Uhr abends: Eben 2 Stunden

    Grabendienst gemacht. Es ist ganz schön mildes Wetter. Der

    Spaziergang im Graben hat wirklich Spaß gemacht. Man denkt

    so in der Einsamkeit über längst vergangene Zeiten nach. - Ob

    diese noch einmal wiederkommen ? - Hempel fährt mit Mary

    nach Königsberg. So einer, der gar nicht aus der Gegend zu Hause

    ist, muß ja dahinkommen. Unsereins hat nicht das Schwein.

    Blume übernimmt die Verpflegung. Da sind wir aus dem Regen in

    die Traufe gekommen. 19.11.17. Heute sollte der Herr Hauptmann durch

    den Graben kommen. Lt. Helmer u. Obltn. Keller hatten die Hosen wieder

    gestrichen. Liefen von einem Flügel zum anderen. Ich hatte Dienst. Statt

    seiner kamen aber nur der Adjutant Lt. v. Alversleben u. drei






  • December 31, 2016 12:12:54 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    Hempel Schnaps verteilen helfen. Habe dabei bald etwas zu viel

    bekommen. 13.11.17. Da ich gestern bis 12 Uhr Wache hatte, habe ich

    heute vorm. frei u. sitze nun am Tisch u. schreibe. Man ist`s gar

    nicht gewöhnt, am Tisch zu schreiben. Auf dem Knie gehts viel besser.

    Habe eben die Grieben vom Schmalz gegessen. -- Wir sollen

    hier wegkommen u. einen anderen Kriegsschauplatz beehren.

    Wohin ? Die Meinungen sind verschieden. Italien, Mazedonien,

    Frankreich, überall sollen wir hin. Ich bin für Amerika.

    14.11.17. Heute mal Außendienst gemacht. Morgen sollen wir

    in Stellung u. bis zum 17. dort bleiben. 15.11.17. Das Packen,

    Parole, Empfang usw. war vorüber. Die Komp. steht angetreten

    auf dem Platz. Noch schnell zum letzten Male eingeteilt u.

    dann erscheint Lt. Helmer mit seinen weisen Lehren: "Schießen

    Sie nicht, wenn es nicht nötig ist, zeigen Sie sich nicht, wenn

    es nicht nötig ist" usw. Mit Gruppen links schwenkt - ohne Tritt -

    marsch ! - Die Komp. setzt sich langsam in Bewegung. Mitten in

    Beynze schlage ich, so lang wie ich bin, in den Dreck hin. Hatte

    richtige Glaces, doller wie Albert Weber

    [Torhüter der deutschen Fußballnationalmannschaft].

    Das sind eben kleine

    Zwischenfälle, die man hinnehmen muß. - Nach einem furchtbaren

    Marsch, auf welchem verschiedene aus den Latschen kippten, langten

    wir in Schweiß gebadet an der Stellung an. Solch eine Ablösung

    habe ich noch nicht mitgemacht. Keine Menschenseele, die uns in Stellung

    führen sollte, war zu sehen. Dunkel, daß man die Hand vor

    Augen nicht sehen konnte. Also herumgetappt von hier nach dort.

    Alles fluchte u. schimpfte. Über u. durch Gräben u. Granattrichter ging

    es, bis wir den richtigen Graben fanden, der uns zur Feldwache,

    die besetzt werden sollte, führte. Lt. Heinrich, Pennigsfeld u. Fröhlich

    laufen natürlich los u. ich stehe bald mit dem Zug allein

    da. Nach einem unendlichen Weg, durch einen mit Wasserlöcher gefüllten

    Laufgraben kamen wir endlich an unseren richtigen Platz.


    ...rechte Seite

    Fröhlich hatte schon den ersten Abschnitt besetzt, da dort aber kein

    Unterstand war, mußte ich selbstverständlich dorthin. Habe Posten ausgestellt

    u. sitze nun mit Jessen u. Danisch zusammen in einem

    Loch. 16.11.17. Heute ein richtiges Sauwetter ! Im Graben ist kaum

    durchzukommen. Habe den ganzen Tag auf der Pritsche gelegen.

    7.11.17. Hatte in der Nacht v. 11 - 1 Uhr Grabendienst.  Ging natürlich

    erst um 12 Uhr raus. Der erste Schnee ist gefallen. Es überkommt eine

    richtige Weihnachtsstimmung. Habe sämtliche Posten des Zuges abgeklappert.

    Eine 1/2 stündige Arbeit. - Vorm. war Gewehrreinigen und

    nachm. ließ ich den Laufgraben sauber machen. Ein schönes Stück Arbeit.

    Heute hat es etwas gefroren. - Im Hintergrund sind die Karpaten

    zu sehen an die sich manche Erinnerungen knüpfen. 18.11.17. Um 9 Uhr

    vorm. mußten die Unffz. des I. Zuges bei Lt. Helmer zum Unterricht

    erscheinen. Er wollte uns die Morsezeichen beibringen. Es war

    sehr unterhaltend u. interessant. Als ich zurückkam hatten meine

    Leute Kartoffelpuffer gebraten. Nach dem alten Rezept natürlich.

    Da wir kein Ofen haben, wurden Spaten über Feuer gehalten.

    Die Sache ist sehr appetitlich. Zuerst wird mit dem Spaten Dreck

    geschaufelt u. dann kommen Plinsen [Eierkuchen] rauf. Na aber geschmeckt

    haben die Dinger großartig. 9 Uhr abends: Eben 2 Stunden

    Grabendienst gemacht. Es ist ganz schön mildes Wetter. Der

    Spaziergang im Graben hat wirklich Spaß gemacht. Man denkt

    so in der Einsamkeit über längst vergangene Zeiten nach. - Ob

    diese noch einmal wiederkommen ? - Hempel fährt mit Mary

    nach Königsberg. So einer, der gar nicht aus der Gegend zu Hause

    ist, muß ja dahinkommen. Unsereins hat nicht das Schwein.

    Blume übernimmt die Verpflegung. Da sind wir aus dem Regen in

    die Traufe gekommen. 19.11.17. Heute sollte der Herr Hauptmann durch

    den Graben kommen. Lt. Helmer u. Obltn. Keller hatten die Hosen wieder

    gestrichen. Liefen von einem Flügel zum anderen. Ich hatte Dienst. Statt

    seiner kamen aber nur der Adjutant Lt. v. Alversleben u. drei






  • December 31, 2016 11:16:03 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    Hempel Schnaps verteilen helfen. Habe dabei bald etwas zu viel

    bekommen. 13.11.17. Da ich gestern bis 12 Uhr Wache hatte, habe ich

    heute vorm. frei u. sitze nun am Tisch u. schreibe. Man ist`s gar

    nicht gewöhnt, am Tisch zu schreiben. Auf dem Knie gehts viel besser.

    Habe eben die Grieben vom Schmalz gegessen. -- Wir sollen

    hier wegkommen u. einen anderen Kriegsschauplatz beehren.

    Wohin ? Die Meinungen sind verschieden. Italien, Mazedonien,

    Frankreich, überall sollen wir hin. Ich bin für Amerika.

    14.11.17. Heute mal Außendienst gemacht. Morgen sollen wir

    in Stellung u. bis zum 17. dort bleiben. 15.11.17. Das Packen,

    Parole, Empfang usw. war vorüber. Die Komp. steht angetreten

    auf dem Platz. Noch schnell zum letzten Male eingeteilt u.

    dann erscheint Lt. Helmer mit seinen weisen Lehren: "Schießen

    Sie nicht, wenn es nicht nötig ist, zeigen Sie sich nicht, wenn

    es nicht nötig ist" usw. Mit Gruppen links schwenkt - ohne Tritt -

    marsch ! - Die Komp. setzt sich langsam in Bewegung. Mitten in

    Beynze schlage ich, so lang wie ich bin, in den Dreck hin. Hatte

    richtige Glaces, doller wie Albert Weber

    [Torhüter der deutschen Fußballnationalmannschaft].

    Das sind eben kleine

    Zwischenfälle, die man hinnehmen muß. - Nach einem furchtbaren

    Marsch, auf welchem verschiedene aus den Latschen kippten, langten

    wir in Schweiß gebadet an der Stellung an. Solch eine Ablösung

    habe ich noch nicht mitgemacht. Keine Menschenseele, die uns in Stellung

    führen sollte, war zu sehen. Dunkel, daß man die Hand vor

    Augen nicht sehen konnte. Also herumgetappt von hier nach dort.

    Alles fluchte u. schimpfte. Über u. durch Gräben u. Granattrichter ging

    es, bis wir den richtigen Graben fanden, der uns zur Feldwache,

    die besetzt werden sollte, führte. Lt. Heinrich, Pennigsfeld u. Fröhlich

    laufen natürlich los u. ich stehe bald mit dem Zug allein

    da. Nach einem unendlichen Weg, durch einen mit Wasserlöcher gefüllten

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