Abschrift der Kriegstagebücher von Sergeant Fritz Apsel, item 23
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...linke Seite
hohen Herren es gut und gemütlich haben. So ist es hier u. auch in der Stellung.
Zuerst den Unterstand für den Komp.-Führer, dann noch einen Stollen
für ihn. Nach diesen kommt der Unterstand für den Zugführer, dann der
Graben u. dann schließlich können sich die Mannschaften ihre Unterstände
bauen. Solange muß man draußen liegen u. wenn es noch so regnet
oder friert. Geschuftet soll aber genau so werden, als wenn die
Leute gute Ruhe haben u. dauernd Braten zu essen bekommen.
Der Graben mußte immer wie lackiert sein. Gefegt wurde jeden Tag
10 mal. Ist nur ein Wunder, daß nicht Staub gewischt wurde. Dazu
kam nun das ewige Schimpfen der Herrn Vorgesetzten. Lt. Helmer bekam
es sogar fertig, Leute zu schlagen. Er wußte ja mit wem er es
tun konnte. So wird die Vaterlandsliebe im Graben eingeimpft.
7.11.17.
Heute Morgen um 3 [Uhr] 45 alarmiert worden. So etwas habe ich
nocht nicht erlebt. Ich denke Lt. Helmer ist verrückt geworden. Ich lag
noch vollständig ausgezogen. Im nu faßte ich meine Hosen u. hatte auch
gleich darauf die Schuhe an. Schon von weitem hörte ich den Gewaltigen
der Komp. schimpfen. Pennigsfeld dachte er ist im Unterstand im Graben
u. schimpfte auf die Kerle, daß sie die Schuhe ausgezogen hatten. In der
Eile zog er meinen Schuh an. Dann ging das Getratsche bei uns los.
Endlich war alles draußen. Lt. Heinrich rückte mit seinem Zug auf
den Alarmplatz. Da bemerkt Lt. Helmer erst, daß wir ohne Gepäck
waren. Meine Herren ! Kehrt marsch marsch. Mit dem Krückstock hinterdrein.
Also unter mächtigem Gebrüll Sachen gepackt. Nun standen wir
wieder draußen nur Scheffler fehlte, als gemeldet wurde. Ich bekam
dafür eine Zigarre zu 1,50. Ich wollte den hohen Herrn nur aufklären,
daß ich doch keine Schuld daran habe, da sich doch wohl selbst jeder anziehen
muß. Nun stürzte er mit tierischem Gebrüll den Stock in der
Faust auf mich los. Gelassen erwartete ich ihn das Gewehr in die rechte
Hand nehmend. Da er das bemerkte, blieb er stehen u. tat mir schreiend
kund, daß er mich vom Fleck weg 3 Tage einsperren werde.
Ich hätte mich darüber garnicht geärgert. Kartoffelpuffer
...rechte Seite
hätten wir mit Schippling schon gegessen. Dann gings zum
Steilabhang. Hier wurde sämtlichen Unffz. kundgetan, daß Lt.
Helmer für sie nichts übrig hätte u. daß jetzt der Dienst noch
verschärft sein wird. Solche Sachen sind wir übrigens schon gewöhnt gewesen.
Das Feuer an der Front hatte aufgehört u. der Alarm war
zu Ende. - Am Tage verrichtete ich meinen alten Arbeitsdienst. -
8.11.17.
Heute um 4 Uhr morg. war wieder einmal Alarm. Es ging
bedeutend schneller u. ruhiger als gestern. Heute hatte der Herr Oberleutnant
das Wort. Der macht wenigstens nicht soviel Krach. Der Tag
verlief wie üblich. - Bei Schippling haben wir Kartoffelpuffer gegessen.
Die Dinger lassen sich ganz gut ohne Fett backen und schmecken mit Zucker
sehr schön.
9.11.17.
Vorm. zum Schanzen gewesen. Um 3:30 Uhr nachm. marschierte
ich ab um die Wache am Bahnhof zu übernehmen. Liegen in einem
netten Zimmer. Möchte die ganze Ruhezeit hier bleiben.
10.11.17.
Um 3 Uhr morgens wachte ich auf, stand auf u. machte Licht u. - da lag die ganze
Wache u. schlief. So etwas war mir doch noch nicht vorgekommen. Habe mich
schwer geärgert. Na ich werde die schuldigen Brüder schon noch kriegen.-
Nachm. um 4 Uhr soll ich abgelöst werden u. nach Beynze kommen,
wohin die Komp. gestern marschiert ist. -
11.11.17.
Gestern abend um 4 Uhr abgelöst u. hierher nach Beynze marschiert. Habe Quartier
bei einer deutschen Frau bezogen. Liegen wie die Heringe 15 Mann
in einem engen Zimmer. Heute vorm. zum Schanzen auf dem Wege
Kliemantz - Alt Fratantz gewesen. Nach Rückkehr gegessen und
dann Löhnung empfangen. Darauf ging ein Teil zur Kirche, weils
wieder einmal Sonntag ist u. ich ging zum Entlausen. Das tat richtig
wohl, das Waschen !
12.11.17.
Heute hatten wir Exerzieren. Ich hatte Dienst.
Brauchte also nicht mitmachen. Wenn man U.v.D. [Unteroffizier vom Dienst] hat braucht man keinen
Außendienst machen. Das ist das Eigentümlichste bei uns. Habe meiner
Quartierswirtin beim Schweineschlachten geholfen. Es war allerhand das
große 1 Ztr. [Zentner = 50 kg] schwere Ferkel tot zu kriegen. Habe mal wieder frische
"Spirgel" [ostpreußischer Ausdruck für gebratenen Speck] gegessen. Am Abend sogar Bratwurst mit Kartoffel.
Großartig. Habe auch 2 Pfd. [1 Pfund = 500g] für 8 Kr.[onen] gekauft u. Fett ausgebraten. So
eine Schmalzenstulle ist doch was Schönes. Abends habe ich dann
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hohen Herren es gut und gemütlich haben. So ist es hier u. auch in der Stellung.
Zuerst den Unterstand für den Komp.-Führer, dann noch einen Stollen
für ihn. Nach diesen kommt der Unterstand für den Zugführer, dann der
Graben u. dann schließlich können sich die Mannschaften ihre Unterstände
bauen. Solange muß man draußen liegen u. wenn es noch so regnet
oder friert. Geschuftet soll aber genau so werden, als wenn die
Leute gute Ruhe haben u. dauernd Braten zu essen bekommen.
Der Graben mußte immer wie lackiert sein. Gefegt wurde jeden Tag
10 mal. Ist nur ein Wunder, daß nicht Staub gewischt wurde. Dazu
kam nun das ewige Schimpfen der Herrn Vorgesetzten. Lt. Helmer bekam
es sogar fertig, Leute zu schlagen. Er wußte ja mit wem er es
tun konnte. So wird die Vaterlandsliebe im Graben eingeimpft.
7.11.17. Heute Morgen um 3 [Uhr] 45 alarmiert worden. So etwas habe ich
nocht nicht erlebt. Ich denke Lt. Helmer ist verrückt geworden. Ich lag
noch vollständig ausgezogen. Im nu faßte ich meine Hosen u. hatte auch
gleich darauf die Schuhe an. Schon von weitem hörte ich den Gewaltigen
der Komp. schimpfen. Pennigsfeld dachte er ist im Unterstand im Graben
u. schimpfte auf die Kerle, daß sie die Schuhe ausgezogen hatten. In der
Eile zog er meinen Schuh an. Dann ging das Getratsche bei uns los.
Endlich war alles draußen. Lt. Heinrich rückte mit seinem Zug auf
den Alarmplatz. Da bemerkt Lt. Helmer erst, daß wir ohne Gepäck
waren. Meine Herren ! Kehrt marsch marsch. Mit dem Krückstock hinterdrein.
Also unter mächtigem Gebrüll Sachen gepackt. Nun standen wir
wieder draußen nur Scheffler fehlte, als gemeldet wurde. Ich bekam
dafür eine Zigarre zu 1,50. Ich wollte den hohen Herrn nur aufklären,
daß ich doch keine Schuld daran habe, da sich doch wohl selbst jeder anziehen
muß. Nun stürzte er mit tierischem Gebrüll den Stock in der
Faust auf mich los. Gelassen erwartete ich ihn das Gewehr in die rechte
Hand nehmend. Da er das bemerkte, blieb er stehen u. tat mir schreiend
kund, daß er mich vom Fleck weg 3 Tage einsperren werde.
Ich hätte mich darüber garnicht geärgert. Kartoffelpuffer
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hätten wir mit Schippling schon gegessen. Dann gings zum
Steilabhang. Hier wurde sämtlichen Unffz. kundgetan, daß Lt.
Helmer für sie nichts übrig hätte u. daß jetzt der Dienst noch
verschärft sein wird. Solche Sachen sind wir übrigens schon gewöhnt gewesen.
Das Feuer an der Front hatte aufgehört u. der Alarm war
zu Ende. - Am Tage verrichtete ich meinen alten Arbeitsdienst. -
8.11.17. Heute um 4 Uhr morg. war wieder einmal Alarm. Es ging
bedeutend schneller u. ruhiger als gestern. Heute hatte der Herr Oberleutnant
das Wort. Der macht wenigstens nicht soviel Krach. Der Tag
verlief wie üblich. - Bei Schippling haben wir Kartoffelpuffer gegessen.
Die Dinger lassen sich ganz gut ohne Fett backen und schmecken mit Zucker
sehr schön. 9.11.17. Vorm. zum Schanzen gewesen. Um 3:30 Uhr nachm. marschierte
ich ab um die Wache am Bahnhof zu übernehmen. Liegen in einem
netten Zimmer. Möchte die ganze Ruhezeit hier bleiben. 10.11.17. Um 3 Uhr
morgens wachte ich auf, stand auf u. machte Licht u. - da lag die ganze
Wache u. schlief. So etwas war mir doch noch nicht vorgekommen. Habe mich
schwer geärgert. Na ich werde die schuldigen Brüder schon noch kriegen.-
Nachm. um 4 Uhr soll ich abgelöst werden u. nach Beynze kommen,
wohin die Komp. gestern marschiert ist. - 11.11.17. Gestern abend
um 4 Uhr abgelöst u. hierher nach Beynze marschiert. Habe Quartier
bei einer deutschen Frau bezogen. Liegen wie die Heringe 15 Mann
in einem engen Zimmer. Heute vorm. zum Schanzen auf dem Wege
Kliemantz - Alt Fratantz gewesen. Nach Rückkehr gegessen und
dann Löhnung empfangen. Darauf ging ein Teil zur Kirche, weils
wieder einmal Sonntag ist u. ich ging zum Entlausen. Das tat richtig
wohl, das Waschen ! 12.11.17. Heute hatten wir Exerzieren. Ich hatte Dienst.
Brauchte also nicht mitmachen. Wenn man U.v.D. [Unteroffizier vom Dienst] hat braucht man keinen
Außendienst machen. Das ist das Eigentümlichste bei uns. Habe meiner
Quartierswirtin beim Schweineschlachten geholfen. Es war allerhand das
große 1 Ztr. [Zentner = 50 kg] schwere Ferkel tot zu kriegen. Habe mal wieder frische
"Spirgel" [ostpreußischer Ausdruck für gebratenen Speck] gegessen. Am Abend sogar Bratwurst mit Kartoffel.
Großartig. Habe auch 2 Pfd. [Pfund = 500g] für 8 Kr.[onen] gekauft u. Fett ausgebraten. So
eine Schmalzenstulle ist doch was Schönes. Abends habe ich dann
-
...linke Seite
hohen Herren es gut und gemütlich haben. So ist es hier u. auch in der Stellung.
Zuerst den Unterstand für den Komp.-Führer, dann noch einen Stollen
für ihn. Nach diesen kommt der Unterstand für den Zugführer, dann der
Graben u. dann schließlich können sich die Mannschaften ihre Unterstände
bauen. Solange muß man draußen liegen u. wenn es noch so regnet
oder friert. Geschuftet soll aber genau so werden, als wenn die
Leute gute Ruhe haben u. dauernd Braten zu essen bekommen.
Der Graben mußte immer wie lackiert sein. Gefegt wurde jeden Tag
10 mal. Ist nur ein Wunder, daß nicht Staub gewischt wurde. Dazu
kam nun das ewige Schimpfen der Herrn Vorgesetzten. Lt. Helmer bekam
es sogar fertig, Leute zu schlagen. Er wußte ja mit wem er es
tun konnte. So wird die Vaterlandsliebe im Graben eingeimpft.
7.11.17. Heute Morgen um 3 [Uhr] 45 alarmiert worden. So etwas habe ich
nocht nicht erlebt. Ich denke Lt. Helmer ist verrückt geworden. Ich lag
noch vollständig ausgezogen. Im nu faßte ich meine Hosen u. hatte auch
gleich darauf die Schuhe an. Schon von weitem hörte ich den Gewaltigen
der Komp. schimpfen. Pennigsfeld dachte er ist im Unterstand im Graben
u. schimpfte auf die Kerle, daß sie die Schuhe ausgezogen hatten. In der
Eile zog er meinen Schuh an. Dann ging das Getratsche bei uns los.
Endlich war alles draußen. Lt. Heinrich rückte mit seinem Zug auf
den Alarmplatz. Da bemerkt Lt. Helmer erst, daß wir ohne Gepäck
waren. Meine Herren ! Kehrt marsch marsch. Mit dem Krückstock hinterdrein.
Also unter mächtigem Gebrüll Sachen gepackt. Nun standen wir
wieder draußen nur Scheffler fehlte, als gemeldet wurde. Ich bekam
dafür eine Zigarre zu 1,50. Ich wollte den hohen Herrn nur aufklären,
daß ich doch keine Schuld daran habe, da sich doch wohl selbst jeder anziehen
muß. Nun stürzte er mit tierischem Gebrüll den Stock in der
Faust auf mich los. Gelassen erwartete ich ihn das Gewehr in die rechte
Hand nehmend. Da er das bemerkte, blieb er stehen u. tat mir schreiend
kund, daß er mich vom Fleck weg 3 Tage einsperren werde.
Ich hätte mich darüber garnicht geärgert. Kartoffelpuffer
...rechte Seite
hätten wir mit Schippling schon gegessen. Dann gings zum
Steilabhang. Hier wurde sämtlichen Unffz. kundgetan, daß Lt.
helmer für sie nichts übrig hätte u. daß jetzt der Dienst noch
verschärft sein wird. Solche Sachen sind wir übrigens schon gewöhnt gewesen.
Das Feuer an der Front hatte aufgehört u. der Alarm war
zu Ende. - Am Tage verrichtete ich meinen alten Arbeitsdienst. -
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