Abschrift der Kriegstagebücher von Sergeant Fritz Apsel, item 23

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

...linke Seite

hohen Herren es gut und gemütlich haben. So ist es hier u. auch in der Stellung.

Zuerst den Unterstand für den Komp.-Führer, dann noch einen Stollen

für ihn. Nach diesen kommt der Unterstand für den Zugführer, dann der

Graben u. dann schließlich können sich die Mannschaften ihre Unterstände

bauen. Solange muß man draußen liegen u. wenn es noch so regnet

oder friert. Geschuftet soll aber genau so werden, als wenn die

Leute gute Ruhe haben u. dauernd Braten zu essen bekommen.

Der Graben mußte immer wie lackiert sein. Gefegt wurde jeden Tag

10 mal. Ist nur ein Wunder, daß nicht Staub gewischt wurde. Dazu

kam nun das ewige Schimpfen der Herrn Vorgesetzten. Lt. Helmer bekam

es sogar fertig, Leute zu schlagen. Er wußte ja mit wem er es

tun konnte. So wird die Vaterlandsliebe im Graben eingeimpft.

7.11.17.

Heute Morgen um 3 [Uhr] 45 alarmiert worden. So etwas habe ich

nocht nicht erlebt. Ich denke Lt. Helmer ist verrückt geworden. Ich lag

noch vollständig ausgezogen. Im nu faßte ich meine Hosen u. hatte auch

gleich darauf die Schuhe an. Schon von weitem hörte ich den Gewaltigen

der Komp. schimpfen. Pennigsfeld dachte er ist im Unterstand im Graben

u. schimpfte auf die Kerle, daß sie die Schuhe ausgezogen hatten. In der

Eile zog er meinen Schuh an. Dann ging das Getratsche bei uns los.

Endlich war alles draußen. Lt. Heinrich rückte mit seinem Zug auf

den Alarmplatz. Da bemerkt Lt. Helmer erst, daß wir ohne Gepäck

waren. Meine Herren ! Kehrt marsch marsch. Mit dem Krückstock hinterdrein.

Also unter mächtigem Gebrüll Sachen gepackt. Nun standen wir

wieder draußen nur Scheffler fehlte, als gemeldet wurde. Ich bekam

dafür eine Zigarre zu 1,50. Ich wollte den hohen Herrn nur aufklären,

daß ich doch keine Schuld daran habe, da sich doch wohl selbst jeder anziehen

muß. Nun stürzte er mit tierischem Gebrüll den Stock in der

Faust auf mich los. Gelassen erwartete ich ihn das Gewehr in die rechte

Hand nehmend. Da er das bemerkte, blieb er stehen u. tat mir schreiend

kund, daß er mich vom Fleck weg 3 Tage einsperren werde.

Ich hätte mich darüber garnicht geärgert. Kartoffelpuffer


...rechte Seite

hätten wir mit Schippling schon gegessen. Dann gings zum

Steilabhang. Hier wurde sämtlichen Unffz. kundgetan, daß Lt.

Helmer für sie nichts übrig hätte u. daß jetzt der Dienst noch

verschärft sein wird. Solche Sachen sind wir übrigens schon gewöhnt gewesen.

Das Feuer an der Front hatte aufgehört u. der Alarm war

zu Ende. - Am Tage verrichtete ich meinen alten Arbeitsdienst. -

8.11.17.

Heute um 4 Uhr morg. war wieder einmal Alarm. Es ging

bedeutend schneller u. ruhiger als gestern. Heute hatte der Herr Oberleutnant

das Wort. Der macht wenigstens nicht soviel Krach. Der Tag

verlief wie üblich. - Bei Schippling haben wir Kartoffelpuffer gegessen.

Die Dinger lassen sich ganz gut ohne Fett backen und schmecken mit Zucker

sehr schön.

9.11.17.

Vorm. zum Schanzen gewesen. Um 3:30 Uhr nachm. marschierte

ich ab um die Wache am Bahnhof zu übernehmen. Liegen in einem

netten Zimmer. Möchte die ganze Ruhezeit hier bleiben.

10.11.17.

Um 3 Uhr morgens wachte ich auf, stand auf u. machte Licht u. - da lag die ganze

Wache u. schlief. So etwas war mir doch noch nicht vorgekommen. Habe mich

schwer geärgert. Na ich werde die schuldigen Brüder schon noch kriegen.-

Nachm. um 4 Uhr soll ich abgelöst werden u. nach Beynze kommen,

wohin die Komp. gestern marschiert ist. -

11.11.17.

Gestern abend um 4 Uhr abgelöst u. hierher nach Beynze marschiert. Habe Quartier

bei einer deutschen Frau bezogen. Liegen wie die Heringe 15 Mann

in einem engen Zimmer. Heute vorm. zum Schanzen auf dem Wege

Kliemantz - Alt Fratantz gewesen. Nach Rückkehr gegessen und

dann Löhnung empfangen. Darauf ging ein Teil zur Kirche, weils

wieder einmal Sonntag ist u. ich ging zum Entlausen. Das tat richtig

wohl, das Waschen !

12.11.17.

Heute hatten wir Exerzieren. Ich hatte Dienst.

Brauchte also nicht mitmachen. Wenn man U.v.D. [Unteroffizier vom Dienst] hat braucht man keinen

Außendienst machen. Das ist das Eigentümlichste bei uns. Habe meiner

Quartierswirtin beim Schweineschlachten geholfen. Es war allerhand das

große 1 Ztr. [Zentner = 50 kg] schwere Ferkel tot zu kriegen. Habe mal wieder frische

"Spirgel" [ostpreußischer Ausdruck für gebratenen Speck] gegessen. Am Abend sogar Bratwurst mit Kartoffel.

Großartig. Habe auch 2 Pfd. [1 Pfund = 500g] für 8 Kr.[onen] gekauft u. Fett ausgebraten. So

eine Schmalzenstulle ist doch was Schönes. Abends habe ich dann




Transcription saved

...linke Seite

hohen Herren es gut und gemütlich haben. So ist es hier u. auch in der Stellung.

Zuerst den Unterstand für den Komp.-Führer, dann noch einen Stollen

für ihn. Nach diesen kommt der Unterstand für den Zugführer, dann der

Graben u. dann schließlich können sich die Mannschaften ihre Unterstände

bauen. Solange muß man draußen liegen u. wenn es noch so regnet

oder friert. Geschuftet soll aber genau so werden, als wenn die

Leute gute Ruhe haben u. dauernd Braten zu essen bekommen.

Der Graben mußte immer wie lackiert sein. Gefegt wurde jeden Tag

10 mal. Ist nur ein Wunder, daß nicht Staub gewischt wurde. Dazu

kam nun das ewige Schimpfen der Herrn Vorgesetzten. Lt. Helmer bekam

es sogar fertig, Leute zu schlagen. Er wußte ja mit wem er es

tun konnte. So wird die Vaterlandsliebe im Graben eingeimpft.

7.11.17.

Heute Morgen um 3 [Uhr] 45 alarmiert worden. So etwas habe ich

nocht nicht erlebt. Ich denke Lt. Helmer ist verrückt geworden. Ich lag

noch vollständig ausgezogen. Im nu faßte ich meine Hosen u. hatte auch

gleich darauf die Schuhe an. Schon von weitem hörte ich den Gewaltigen

der Komp. schimpfen. Pennigsfeld dachte er ist im Unterstand im Graben

u. schimpfte auf die Kerle, daß sie die Schuhe ausgezogen hatten. In der

Eile zog er meinen Schuh an. Dann ging das Getratsche bei uns los.

Endlich war alles draußen. Lt. Heinrich rückte mit seinem Zug auf

den Alarmplatz. Da bemerkt Lt. Helmer erst, daß wir ohne Gepäck

waren. Meine Herren ! Kehrt marsch marsch. Mit dem Krückstock hinterdrein.

Also unter mächtigem Gebrüll Sachen gepackt. Nun standen wir

wieder draußen nur Scheffler fehlte, als gemeldet wurde. Ich bekam

dafür eine Zigarre zu 1,50. Ich wollte den hohen Herrn nur aufklären,

daß ich doch keine Schuld daran habe, da sich doch wohl selbst jeder anziehen

muß. Nun stürzte er mit tierischem Gebrüll den Stock in der

Faust auf mich los. Gelassen erwartete ich ihn das Gewehr in die rechte

Hand nehmend. Da er das bemerkte, blieb er stehen u. tat mir schreiend

kund, daß er mich vom Fleck weg 3 Tage einsperren werde.

Ich hätte mich darüber garnicht geärgert. Kartoffelpuffer


...rechte Seite

hätten wir mit Schippling schon gegessen. Dann gings zum

Steilabhang. Hier wurde sämtlichen Unffz. kundgetan, daß Lt.

Helmer für sie nichts übrig hätte u. daß jetzt der Dienst noch

verschärft sein wird. Solche Sachen sind wir übrigens schon gewöhnt gewesen.

Das Feuer an der Front hatte aufgehört u. der Alarm war

zu Ende. - Am Tage verrichtete ich meinen alten Arbeitsdienst. -

8.11.17.

Heute um 4 Uhr morg. war wieder einmal Alarm. Es ging

bedeutend schneller u. ruhiger als gestern. Heute hatte der Herr Oberleutnant

das Wort. Der macht wenigstens nicht soviel Krach. Der Tag

verlief wie üblich. - Bei Schippling haben wir Kartoffelpuffer gegessen.

Die Dinger lassen sich ganz gut ohne Fett backen und schmecken mit Zucker

sehr schön.

9.11.17.

Vorm. zum Schanzen gewesen. Um 3:30 Uhr nachm. marschierte

ich ab um die Wache am Bahnhof zu übernehmen. Liegen in einem

netten Zimmer. Möchte die ganze Ruhezeit hier bleiben.

10.11.17.

Um 3 Uhr morgens wachte ich auf, stand auf u. machte Licht u. - da lag die ganze

Wache u. schlief. So etwas war mir doch noch nicht vorgekommen. Habe mich

schwer geärgert. Na ich werde die schuldigen Brüder schon noch kriegen.-

Nachm. um 4 Uhr soll ich abgelöst werden u. nach Beynze kommen,

wohin die Komp. gestern marschiert ist. -

11.11.17.

Gestern abend um 4 Uhr abgelöst u. hierher nach Beynze marschiert. Habe Quartier

bei einer deutschen Frau bezogen. Liegen wie die Heringe 15 Mann

in einem engen Zimmer. Heute vorm. zum Schanzen auf dem Wege

Kliemantz - Alt Fratantz gewesen. Nach Rückkehr gegessen und

dann Löhnung empfangen. Darauf ging ein Teil zur Kirche, weils

wieder einmal Sonntag ist u. ich ging zum Entlausen. Das tat richtig

wohl, das Waschen !

12.11.17.

Heute hatten wir Exerzieren. Ich hatte Dienst.

Brauchte also nicht mitmachen. Wenn man U.v.D. [Unteroffizier vom Dienst] hat braucht man keinen

Außendienst machen. Das ist das Eigentümlichste bei uns. Habe meiner

Quartierswirtin beim Schweineschlachten geholfen. Es war allerhand das

große 1 Ztr. [Zentner = 50 kg] schwere Ferkel tot zu kriegen. Habe mal wieder frische

"Spirgel" [ostpreußischer Ausdruck für gebratenen Speck] gegessen. Am Abend sogar Bratwurst mit Kartoffel.

Großartig. Habe auch 2 Pfd. [1 Pfund = 500g] für 8 Kr.[onen] gekauft u. Fett ausgebraten. So

eine Schmalzenstulle ist doch was Schönes. Abends habe ich dann





Transcription history
  • January 1, 2017 08:25:27 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    hohen Herren es gut und gemütlich haben. So ist es hier u. auch in der Stellung.

    Zuerst den Unterstand für den Komp.-Führer, dann noch einen Stollen

    für ihn. Nach diesen kommt der Unterstand für den Zugführer, dann der

    Graben u. dann schließlich können sich die Mannschaften ihre Unterstände

    bauen. Solange muß man draußen liegen u. wenn es noch so regnet

    oder friert. Geschuftet soll aber genau so werden, als wenn die

    Leute gute Ruhe haben u. dauernd Braten zu essen bekommen.

    Der Graben mußte immer wie lackiert sein. Gefegt wurde jeden Tag

    10 mal. Ist nur ein Wunder, daß nicht Staub gewischt wurde. Dazu

    kam nun das ewige Schimpfen der Herrn Vorgesetzten. Lt. Helmer bekam

    es sogar fertig, Leute zu schlagen. Er wußte ja mit wem er es

    tun konnte. So wird die Vaterlandsliebe im Graben eingeimpft.

    7.11.17.

    Heute Morgen um 3 [Uhr] 45 alarmiert worden. So etwas habe ich

    nocht nicht erlebt. Ich denke Lt. Helmer ist verrückt geworden. Ich lag

    noch vollständig ausgezogen. Im nu faßte ich meine Hosen u. hatte auch

    gleich darauf die Schuhe an. Schon von weitem hörte ich den Gewaltigen

    der Komp. schimpfen. Pennigsfeld dachte er ist im Unterstand im Graben

    u. schimpfte auf die Kerle, daß sie die Schuhe ausgezogen hatten. In der

    Eile zog er meinen Schuh an. Dann ging das Getratsche bei uns los.

    Endlich war alles draußen. Lt. Heinrich rückte mit seinem Zug auf

    den Alarmplatz. Da bemerkt Lt. Helmer erst, daß wir ohne Gepäck

    waren. Meine Herren ! Kehrt marsch marsch. Mit dem Krückstock hinterdrein.

    Also unter mächtigem Gebrüll Sachen gepackt. Nun standen wir

    wieder draußen nur Scheffler fehlte, als gemeldet wurde. Ich bekam

    dafür eine Zigarre zu 1,50. Ich wollte den hohen Herrn nur aufklären,

    daß ich doch keine Schuld daran habe, da sich doch wohl selbst jeder anziehen

    muß. Nun stürzte er mit tierischem Gebrüll den Stock in der

    Faust auf mich los. Gelassen erwartete ich ihn das Gewehr in die rechte

    Hand nehmend. Da er das bemerkte, blieb er stehen u. tat mir schreiend

    kund, daß er mich vom Fleck weg 3 Tage einsperren werde.

    Ich hätte mich darüber garnicht geärgert. Kartoffelpuffer


    ...rechte Seite

    hätten wir mit Schippling schon gegessen. Dann gings zum

    Steilabhang. Hier wurde sämtlichen Unffz. kundgetan, daß Lt.

    Helmer für sie nichts übrig hätte u. daß jetzt der Dienst noch

    verschärft sein wird. Solche Sachen sind wir übrigens schon gewöhnt gewesen.

    Das Feuer an der Front hatte aufgehört u. der Alarm war

    zu Ende. - Am Tage verrichtete ich meinen alten Arbeitsdienst. -

    8.11.17.

    Heute um 4 Uhr morg. war wieder einmal Alarm. Es ging

    bedeutend schneller u. ruhiger als gestern. Heute hatte der Herr Oberleutnant

    das Wort. Der macht wenigstens nicht soviel Krach. Der Tag

    verlief wie üblich. - Bei Schippling haben wir Kartoffelpuffer gegessen.

    Die Dinger lassen sich ganz gut ohne Fett backen und schmecken mit Zucker

    sehr schön.

    9.11.17.

    Vorm. zum Schanzen gewesen. Um 3:30 Uhr nachm. marschierte

    ich ab um die Wache am Bahnhof zu übernehmen. Liegen in einem

    netten Zimmer. Möchte die ganze Ruhezeit hier bleiben.

    10.11.17.

    Um 3 Uhr morgens wachte ich auf, stand auf u. machte Licht u. - da lag die ganze

    Wache u. schlief. So etwas war mir doch noch nicht vorgekommen. Habe mich

    schwer geärgert. Na ich werde die schuldigen Brüder schon noch kriegen.-

    Nachm. um 4 Uhr soll ich abgelöst werden u. nach Beynze kommen,

    wohin die Komp. gestern marschiert ist. -

    11.11.17.

    Gestern abend um 4 Uhr abgelöst u. hierher nach Beynze marschiert. Habe Quartier

    bei einer deutschen Frau bezogen. Liegen wie die Heringe 15 Mann

    in einem engen Zimmer. Heute vorm. zum Schanzen auf dem Wege

    Kliemantz - Alt Fratantz gewesen. Nach Rückkehr gegessen und

    dann Löhnung empfangen. Darauf ging ein Teil zur Kirche, weils

    wieder einmal Sonntag ist u. ich ging zum Entlausen. Das tat richtig

    wohl, das Waschen !

    12.11.17.

    Heute hatten wir Exerzieren. Ich hatte Dienst.

    Brauchte also nicht mitmachen. Wenn man U.v.D. [Unteroffizier vom Dienst] hat braucht man keinen

    Außendienst machen. Das ist das Eigentümlichste bei uns. Habe meiner

    Quartierswirtin beim Schweineschlachten geholfen. Es war allerhand das

    große 1 Ztr. [Zentner = 50 kg] schwere Ferkel tot zu kriegen. Habe mal wieder frische

    "Spirgel" [ostpreußischer Ausdruck für gebratenen Speck] gegessen. Am Abend sogar Bratwurst mit Kartoffel.

    Großartig. Habe auch 2 Pfd. [1 Pfund = 500g] für 8 Kr.[onen] gekauft u. Fett ausgebraten. So

    eine Schmalzenstulle ist doch was Schönes. Abends habe ich dann





  • December 31, 2016 10:21:02 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    hohen Herren es gut und gemütlich haben. So ist es hier u. auch in der Stellung.

    Zuerst den Unterstand für den Komp.-Führer, dann noch einen Stollen

    für ihn. Nach diesen kommt der Unterstand für den Zugführer, dann der

    Graben u. dann schließlich können sich die Mannschaften ihre Unterstände

    bauen. Solange muß man draußen liegen u. wenn es noch so regnet

    oder friert. Geschuftet soll aber genau so werden, als wenn die

    Leute gute Ruhe haben u. dauernd Braten zu essen bekommen.

    Der Graben mußte immer wie lackiert sein. Gefegt wurde jeden Tag

    10 mal. Ist nur ein Wunder, daß nicht Staub gewischt wurde. Dazu

    kam nun das ewige Schimpfen der Herrn Vorgesetzten. Lt. Helmer bekam

    es sogar fertig, Leute zu schlagen. Er wußte ja mit wem er es

    tun konnte. So wird die Vaterlandsliebe im Graben eingeimpft.

    7.11.17. Heute Morgen um 3 [Uhr] 45 alarmiert worden. So etwas habe ich

    nocht nicht erlebt. Ich denke Lt. Helmer ist verrückt geworden. Ich lag

    noch vollständig ausgezogen. Im nu faßte ich meine Hosen u. hatte auch

    gleich darauf die Schuhe an. Schon von weitem hörte ich den Gewaltigen

    der Komp. schimpfen. Pennigsfeld dachte er ist im Unterstand im Graben

    u. schimpfte auf die Kerle, daß sie die Schuhe ausgezogen hatten. In der

    Eile zog er meinen Schuh an. Dann ging das Getratsche bei uns los.

    Endlich war alles draußen. Lt. Heinrich rückte mit seinem Zug auf

    den Alarmplatz. Da bemerkt Lt. Helmer erst, daß wir ohne Gepäck

    waren. Meine Herren ! Kehrt marsch marsch. Mit dem Krückstock hinterdrein.

    Also unter mächtigem Gebrüll Sachen gepackt. Nun standen wir

    wieder draußen nur Scheffler fehlte, als gemeldet wurde. Ich bekam

    dafür eine Zigarre zu 1,50. Ich wollte den hohen Herrn nur aufklären,

    daß ich doch keine Schuld daran habe, da sich doch wohl selbst jeder anziehen

    muß. Nun stürzte er mit tierischem Gebrüll den Stock in der

    Faust auf mich los. Gelassen erwartete ich ihn das Gewehr in die rechte

    Hand nehmend. Da er das bemerkte, blieb er stehen u. tat mir schreiend

    kund, daß er mich vom Fleck weg 3 Tage einsperren werde.

    Ich hätte mich darüber garnicht geärgert. Kartoffelpuffer


    ...rechte Seite

    hätten wir mit Schippling schon gegessen. Dann gings zum

    Steilabhang. Hier wurde sämtlichen Unffz. kundgetan, daß Lt.

    Helmer für sie nichts übrig hätte u. daß jetzt der Dienst noch

    verschärft sein wird. Solche Sachen sind wir übrigens schon gewöhnt gewesen.

    Das Feuer an der Front hatte aufgehört u. der Alarm war

    zu Ende. - Am Tage verrichtete ich meinen alten Arbeitsdienst. -

    8.11.17. Heute um 4 Uhr morg. war wieder einmal Alarm. Es ging

    bedeutend schneller u. ruhiger als gestern. Heute hatte der Herr Oberleutnant

    das Wort. Der macht wenigstens nicht soviel Krach. Der Tag

    verlief wie üblich. - Bei Schippling haben wir Kartoffelpuffer gegessen.

    Die Dinger lassen sich ganz gut ohne Fett backen und schmecken mit Zucker

    sehr schön. 9.11.17. Vorm. zum Schanzen gewesen. Um 3:30 Uhr nachm. marschierte

    ich ab um die Wache am Bahnhof zu übernehmen. Liegen in einem

    netten Zimmer. Möchte die ganze Ruhezeit hier bleiben. 10.11.17. Um 3 Uhr

    morgens wachte ich auf, stand auf u. machte Licht u. - da lag die ganze

    Wache u. schlief. So etwas war mir doch noch nicht vorgekommen. Habe mich

    schwer geärgert. Na ich werde die schuldigen Brüder schon noch kriegen.-

    Nachm. um 4 Uhr soll ich abgelöst werden u. nach Beynze kommen,

    wohin die Komp. gestern marschiert ist. - 11.11.17. Gestern abend

    um 4 Uhr abgelöst u. hierher nach Beynze marschiert. Habe Quartier

    bei einer deutschen Frau bezogen. Liegen wie die Heringe 15 Mann

    in einem engen Zimmer. Heute vorm. zum Schanzen auf dem Wege

    Kliemantz - Alt Fratantz gewesen. Nach Rückkehr gegessen und

    dann Löhnung empfangen. Darauf ging ein Teil zur Kirche, weils

    wieder einmal Sonntag ist u. ich ging zum Entlausen. Das tat richtig

    wohl, das Waschen ! 12.11.17. Heute hatten wir Exerzieren. Ich hatte Dienst.

    Brauchte also nicht mitmachen. Wenn man U.v.D. [Unteroffizier vom Dienst] hat braucht man keinen

    Außendienst machen. Das ist das Eigentümlichste bei uns. Habe meiner

    Quartierswirtin beim Schweineschlachten geholfen. Es war allerhand das

    große 1 Ztr. [Zentner = 50 kg] schwere Ferkel tot zu kriegen. Habe mal wieder frische

    "Spirgel" [ostpreußischer Ausdruck für gebratenen Speck] gegessen. Am Abend sogar Bratwurst mit Kartoffel.

    Großartig. Habe auch 2 Pfd. [Pfund = 500g] für 8 Kr.[onen] gekauft u. Fett ausgebraten. So

    eine Schmalzenstulle ist doch was Schönes. Abends habe ich dann





  • December 31, 2016 08:29:16 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    hohen Herren es gut und gemütlich haben. So ist es hier u. auch in der Stellung.

    Zuerst den Unterstand für den Komp.-Führer, dann noch einen Stollen

    für ihn. Nach diesen kommt der Unterstand für den Zugführer, dann der

    Graben u. dann schließlich können sich die Mannschaften ihre Unterstände

    bauen. Solange muß man draußen liegen u. wenn es noch so regnet

    oder friert. Geschuftet soll aber genau so werden, als wenn die

    Leute gute Ruhe haben u. dauernd Braten zu essen bekommen.

    Der Graben mußte immer wie lackiert sein. Gefegt wurde jeden Tag

    10 mal. Ist nur ein Wunder, daß nicht Staub gewischt wurde. Dazu

    kam nun das ewige Schimpfen der Herrn Vorgesetzten. Lt. Helmer bekam

    es sogar fertig, Leute zu schlagen. Er wußte ja mit wem er es

    tun konnte. So wird die Vaterlandsliebe im Graben eingeimpft.

    7.11.17. Heute Morgen um 3 [Uhr] 45 alarmiert worden. So etwas habe ich

    nocht nicht erlebt. Ich denke Lt. Helmer ist verrückt geworden. Ich lag

    noch vollständig ausgezogen. Im nu faßte ich meine Hosen u. hatte auch

    gleich darauf die Schuhe an. Schon von weitem hörte ich den Gewaltigen

    der Komp. schimpfen. Pennigsfeld dachte er ist im Unterstand im Graben

    u. schimpfte auf die Kerle, daß sie die Schuhe ausgezogen hatten. In der

    Eile zog er meinen Schuh an. Dann ging das Getratsche bei uns los.

    Endlich war alles draußen. Lt. Heinrich rückte mit seinem Zug auf

    den Alarmplatz. Da bemerkt Lt. Helmer erst, daß wir ohne Gepäck

    waren. Meine Herren ! Kehrt marsch marsch. Mit dem Krückstock hinterdrein.

    Also unter mächtigem Gebrüll Sachen gepackt. Nun standen wir

    wieder draußen nur Scheffler fehlte, als gemeldet wurde. Ich bekam

    dafür eine Zigarre zu 1,50. Ich wollte den hohen Herrn nur aufklären,

    daß ich doch keine Schuld daran habe, da sich doch wohl selbst jeder anziehen

    muß. Nun stürzte er mit tierischem Gebrüll den Stock in der

    Faust auf mich los. Gelassen erwartete ich ihn das Gewehr in die rechte

    Hand nehmend. Da er das bemerkte, blieb er stehen u. tat mir schreiend

    kund, daß er mich vom Fleck weg 3 Tage einsperren werde.

    Ich hätte mich darüber garnicht geärgert. Kartoffelpuffer


    ...rechte Seite

    hätten wir mit Schippling schon gegessen. Dann gings zum

    Steilabhang. Hier wurde sämtlichen Unffz. kundgetan, daß Lt.

    helmer für sie nichts übrig hätte u. daß jetzt der Dienst noch

    verschärft sein wird. Solche Sachen sind wir übrigens schon gewöhnt gewesen.

    Das Feuer an der Front hatte aufgehört u. der Alarm war

    zu Ende. - Am Tage verrichtete ich meinen alten Arbeitsdienst. -

    8.11.17.



Description

Save description
  • 54.705269214461346||20.513154188818362||

    Königsberg / Ostpreußen

    ||1
Location(s)
  • Story location Königsberg / Ostpreußen
Login and add location




Login to edit the languages

Login to edit the fronts
  • Eastern Front
  • Western Front

Login to add keywords
  • Recruitment and Conscription
  • Remembrance
  • Trench Life

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note