Abschrift der Kriegstagebücher von Sergeant Fritz Apsel, item 21

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traf einen Posten ohne Helm. Natürlich wurde ich dafür verantwortlich

gemacht, daß der gute Mann 3 Tage bekam. Heute hab ich mir meine

Villa bißchen sauber eingerichtet. Bin dieser Tage noch nie richtig in

Stimmung gewesen. Das Essen ist auch großartig ?! Dauernd trocken

Karo (Brot)

[Das Wort "Brot" fehlt im Originaltagebuch; "Karo einfach" = trockene Scheibe Brot ohne Belag]

das hält bald kein Pferd aus. Habe zu nichts Lust.

10.10.17

Heute bin ich Gruppenführer a.D. [außer Dienst] geworden. Lt. Heinrich hat uns zu sich bestellt

u. dann mitgeteilt, daß zu wenig gearbeitet ist. Überhaupt

zeige ich große Interessenlosigkeit, was wohl auf meine Krankheit zurückzuführen

ist, meint er. Aus diesem Grunde soll Unffz. Fröhlich die

Gruppe übernehmen. Mir schon recht. Habe ich doch mehr freie Zeit u. brauche

mich nicht zu ärgern. Ich mache für den Arbeitsdienst von 2 - 6 Grabendienst.

11.10.17.

Gute Löhnung bekommen. 3 M Kriegsanleihe gezeichnet. Sonst

vergeht ein Tag u. eine Nacht wie der oder die andere,-- Eine Nacht ! 6 Uhr

abends. Die Posten ziehen auf. Ich habe Dienst und wandere im Graben

auf u. ab. Die geladene Leuchtpistole, das Kennzeichen des Unffz. v.D., [Unteroffizier vom Dienst]

um den Hals gehängt. Langsam schleichen die beiden Stunden herum.

Um 8 Uhr gehe ich in mein Bau, wobei ich ein Kochgeschirr mit Wasser

umkippe, u. verzehre schnell mein Abendbrot, daß nur Kartoffelsuppe

(oder Bohnen) besteht u. an Stelle des Mittagessens gegeben wird.Nach dem

Essen übernehme ich die Aufsicht beim Arbeitsdienst. Etwas langweiligeres

gibt es gar nicht, als von 8 Uhr abends bis 2 Uhr morgens dazustehen u. aufzupassen,

daß nichts gemacht wird. Es ist auch keinen Abend genügend

gearbeitet, dabei hat man nur 5 Mann in der Gruppe wovon 1 Mann

meistens nur zur Arbeit ist. Da heißt dann der Auftrag: Geben Sie 2 Mann

an Unffz. Frederici mit den übrigen bauen Sie die Sappe [zum Feind gewandter Laufgraben] im Pioniergraben

aus, stechen den A Graben ab, schippen den eingeschossenen Reservegraben

aus und arbeiten dann am Unffz.stand ! "Sehr wenig zu

tun für einen Mann ?!" d. Red. - Nach dem Arbeitsdienst ist Teestunde.

Man muß sich immer Gewalt antun, um das Zeug runterzukriegen.

Ich glaube dazu wird Kartoffelstrauch [giftige Blume]  genommen. - Beim hellen Schein

meines Patentlichtes sitze ich dann noch ein Weilchen. Das Licht besteht


...rechte Seite

aus einer Wichsschachtel, in der sich Stiefelschmiere oder Gewehrfett mit

einem Stückchen Wolle befindet. Es hat 2 Vorteile: brennt 1. sehr hell u.

2. räuchert gar nicht ?! - Um 4 Uhr schnall ich dann wiedr um u. mache

bis 6 Dienst. Herrlich, so kurz vor dem Schlafengehen, die Morgenluft zu

genießen. Um 6 Uhr wird, nachdem man noch eine Marmeladenstulle

gegessen hat, zu Bett gegangen u. geschlafen, wenn`s die Läuse erlauben.-

12.10.17.

Nichts Neues. Ein Tag vergeht wie der andere. Welcher wird uns den

Frieden bringen ?

13.10.17.

Gestern hat es den ganzen Tag geregnet. Der

Graben ist vollständig aufgeweicht. man kommt knapp vorwärts so

hält der Lehm die Schuhe fest, an diesen hat man die reinste Raritätensammlung

zu kleben. Zwiebelschahlen, Zigarettenstummel, Papierfetzen alles wird mitgenommen.

Heute früh um 3 Uhr war meine Gruppe bei Frederici

arbeiten. Beim Tragen der Stämme zum Unterstand ist der arme Klischier

gefallen u. Unffz. Frederici durch Armschuß verwundet. So verläßt uns

einer nach dem anderen. - Fröhlich hat die Gruppe von Frederici übernommen

u. meine Gruppe ist aufgeteilt. Ich bin wieder a.D. [außer Dienst] - Das Wetter hat sich heute

so ziemlich gehalten. Zur Nacht wird`s wohl wieder regnen, denn der Himmel

ist sehr trüb.

14.10.17.

Das Wetter hat sich doch gehalten. Gott sei Dank, lieber

bißchen kühler u. trocken, als Regenwetter.

15.10.17.

Gestern wurde angesagt,

daß heute die Russen angreifen wollen. Es ist aber bis jetzt nichts zu merken,

hoffentlich bleiben sie dort.

16.10.17.

Heute vorm.[ittag] schoß die russische Artillerie

uns an einer Stelle den Graben ein. Gleich mußten wir ihn auf Befehl des

Komp. Führers ausschippen u. fegen. Am Nachm.[ittag] beschoß dann unsere Artillerie

Perzilowka u. St. Onnfry. Als Vergeltung belegte der Russe unsere Gräben 1/2 Std.

mit Trommelfeuer. Auf unseren Abschnitt fielen 128 Schuß. Mein Stollen wackelte

immer. Man wird ganz taub, so krachen die Dinger. Gott sei dank ist alles

glücklich verlaufen. des Nachts hatten wir zu tun, daß wir die verschütteten

Gräben wieder sauber bekamen.

17.10.17.

Am Unterstand gearbeitet.

18.10.

Mußte heute früh 8:30 Uhr beim Gerichtsoffizier in Beynze in Sachen Rautenberg

sein. Kam um 10 Uhr rann u. machte mich anschl. dann auf den

Heimweg. Um 11,15 Uhr saß ich glücklich in meinem Stollen.

19.10.17.

Heute war Parade im Schützengraben. Oberst v. Broychitz kam die Stellung

durch u. da mußte natürlich alles wie lackiert sein. Bei mir sah er





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traf einen Posten ohne Helm. Natürlich wurde ich dafür verantwortlich

gemacht, daß der gute Mann 3 Tage bekam. Heute hab ich mir meine

Villa bißchen sauber eingerichtet. Bin dieser Tage noch nie richtig in

Stimmung gewesen. Das Essen ist auch großartig ?! Dauernd trocken

Karo (Brot)

[Das Wort "Brot" fehlt im Originaltagebuch; "Karo einfach" = trockene Scheibe Brot ohne Belag]

das hält bald kein Pferd aus. Habe zu nichts Lust.

10.10.17

Heute bin ich Gruppenführer a.D. [außer Dienst] geworden. Lt. Heinrich hat uns zu sich bestellt

u. dann mitgeteilt, daß zu wenig gearbeitet ist. Überhaupt

zeige ich große Interessenlosigkeit, was wohl auf meine Krankheit zurückzuführen

ist, meint er. Aus diesem Grunde soll Unffz. Fröhlich die

Gruppe übernehmen. Mir schon recht. Habe ich doch mehr freie Zeit u. brauche

mich nicht zu ärgern. Ich mache für den Arbeitsdienst von 2 - 6 Grabendienst.

11.10.17.

Gute Löhnung bekommen. 3 M Kriegsanleihe gezeichnet. Sonst

vergeht ein Tag u. eine Nacht wie der oder die andere,-- Eine Nacht ! 6 Uhr

abends. Die Posten ziehen auf. Ich habe Dienst und wandere im Graben

auf u. ab. Die geladene Leuchtpistole, das Kennzeichen des Unffz. v.D., [Unteroffizier vom Dienst]

um den Hals gehängt. Langsam schleichen die beiden Stunden herum.

Um 8 Uhr gehe ich in mein Bau, wobei ich ein Kochgeschirr mit Wasser

umkippe, u. verzehre schnell mein Abendbrot, daß nur Kartoffelsuppe

(oder Bohnen) besteht u. an Stelle des Mittagessens gegeben wird.Nach dem

Essen übernehme ich die Aufsicht beim Arbeitsdienst. Etwas langweiligeres

gibt es gar nicht, als von 8 Uhr abends bis 2 Uhr morgens dazustehen u. aufzupassen,

daß nichts gemacht wird. Es ist auch keinen Abend genügend

gearbeitet, dabei hat man nur 5 Mann in der Gruppe wovon 1 Mann

meistens nur zur Arbeit ist. Da heißt dann der Auftrag: Geben Sie 2 Mann

an Unffz. Frederici mit den übrigen bauen Sie die Sappe [zum Feind gewandter Laufgraben] im Pioniergraben

aus, stechen den A Graben ab, schippen den eingeschossenen Reservegraben

aus und arbeiten dann am Unffz.stand ! "Sehr wenig zu

tun für einen Mann ?!" d. Red. - Nach dem Arbeitsdienst ist Teestunde.

Man muß sich immer Gewalt antun, um das Zeug runterzukriegen.

Ich glaube dazu wird Kartoffelstrauch [giftige Blume]  genommen. - Beim hellen Schein

meines Patentlichtes sitze ich dann noch ein Weilchen. Das Licht besteht


...rechte Seite

aus einer Wichsschachtel, in der sich Stiefelschmiere oder Gewehrfett mit

einem Stückchen Wolle befindet. Es hat 2 Vorteile: brennt 1. sehr hell u.

2. räuchert gar nicht ?! - Um 4 Uhr schnall ich dann wiedr um u. mache

bis 6 Dienst. Herrlich, so kurz vor dem Schlafengehen, die Morgenluft zu

genießen. Um 6 Uhr wird, nachdem man noch eine Marmeladenstulle

gegessen hat, zu Bett gegangen u. geschlafen, wenn`s die Läuse erlauben.-

12.10.17.

Nichts Neues. Ein Tag vergeht wie der andere. Welcher wird uns den

Frieden bringen ?

13.10.17.

Gestern hat es den ganzen Tag geregnet. Der

Graben ist vollständig aufgeweicht. man kommt knapp vorwärts so

hält der Lehm die Schuhe fest, an diesen hat man die reinste Raritätensammlung

zu kleben. Zwiebelschahlen, Zigarettenstummel, Papierfetzen alles wird mitgenommen.

Heute früh um 3 Uhr war meine Gruppe bei Frederici

arbeiten. Beim Tragen der Stämme zum Unterstand ist der arme Klischier

gefallen u. Unffz. Frederici durch Armschuß verwundet. So verläßt uns

einer nach dem anderen. - Fröhlich hat die Gruppe von Frederici übernommen

u. meine Gruppe ist aufgeteilt. Ich bin wieder a.D. [außer Dienst] - Das Wetter hat sich heute

so ziemlich gehalten. Zur Nacht wird`s wohl wieder regnen, denn der Himmel

ist sehr trüb.

14.10.17.

Das Wetter hat sich doch gehalten. Gott sei Dank, lieber

bißchen kühler u. trocken, als Regenwetter.

15.10.17.

Gestern wurde angesagt,

daß heute die Russen angreifen wollen. Es ist aber bis jetzt nichts zu merken,

hoffentlich bleiben sie dort.

16.10.17.

Heute vorm.[ittag] schoß die russische Artillerie

uns an einer Stelle den Graben ein. Gleich mußten wir ihn auf Befehl des

Komp. Führers ausschippen u. fegen. Am Nachm.[ittag] beschoß dann unsere Artillerie

Perzilowka u. St. Onnfry. Als Vergeltung belegte der Russe unsere Gräben 1/2 Std.

mit Trommelfeuer. Auf unseren Abschnitt fielen 128 Schuß. Mein Stollen wackelte

immer. Man wird ganz taub, so krachen die Dinger. Gott sei dank ist alles

glücklich verlaufen. des Nachts hatten wir zu tun, daß wir die verschütteten

Gräben wieder sauber bekamen.

17.10.17.

Am Unterstand gearbeitet.

18.10.

Mußte heute früh 8:30 Uhr beim Gerichtsoffizier in Beynze in Sachen Rautenberg

sein. Kam um 10 Uhr rann u. machte mich anschl. dann auf den

Heimweg. Um 11,15 Uhr saß ich glücklich in meinem Stollen.

19.10.17.

Heute war Parade im Schützengraben. Oberst v. Broychitz kam die Stellung

durch u. da mußte natürlich alles wie lackiert sein. Bei mir sah er






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  • January 1, 2017 10:00:43 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    traf einen Posten ohne Helm. Natürlich wurde ich dafür verantwortlich

    gemacht, daß der gute Mann 3 Tage bekam. Heute hab ich mir meine

    Villa bißchen sauber eingerichtet. Bin dieser Tage noch nie richtig in

    Stimmung gewesen. Das Essen ist auch großartig ?! Dauernd trocken

    Karo (Brot)

    [Das Wort "Brot" fehlt im Originaltagebuch; "Karo einfach" = trockene Scheibe Brot ohne Belag]

    das hält bald kein Pferd aus. Habe zu nichts Lust.

    10.10.17

    Heute bin ich Gruppenführer a.D. [außer Dienst] geworden. Lt. Heinrich hat uns zu sich bestellt

    u. dann mitgeteilt, daß zu wenig gearbeitet ist. Überhaupt

    zeige ich große Interessenlosigkeit, was wohl auf meine Krankheit zurückzuführen

    ist, meint er. Aus diesem Grunde soll Unffz. Fröhlich die

    Gruppe übernehmen. Mir schon recht. Habe ich doch mehr freie Zeit u. brauche

    mich nicht zu ärgern. Ich mache für den Arbeitsdienst von 2 - 6 Grabendienst.

    11.10.17.

    Gute Löhnung bekommen. 3 M Kriegsanleihe gezeichnet. Sonst

    vergeht ein Tag u. eine Nacht wie der oder die andere,-- Eine Nacht ! 6 Uhr

    abends. Die Posten ziehen auf. Ich habe Dienst und wandere im Graben

    auf u. ab. Die geladene Leuchtpistole, das Kennzeichen des Unffz. v.D., [Unteroffizier vom Dienst]

    um den Hals gehängt. Langsam schleichen die beiden Stunden herum.

    Um 8 Uhr gehe ich in mein Bau, wobei ich ein Kochgeschirr mit Wasser

    umkippe, u. verzehre schnell mein Abendbrot, daß nur Kartoffelsuppe

    (oder Bohnen) besteht u. an Stelle des Mittagessens gegeben wird.Nach dem

    Essen übernehme ich die Aufsicht beim Arbeitsdienst. Etwas langweiligeres

    gibt es gar nicht, als von 8 Uhr abends bis 2 Uhr morgens dazustehen u. aufzupassen,

    daß nichts gemacht wird. Es ist auch keinen Abend genügend

    gearbeitet, dabei hat man nur 5 Mann in der Gruppe wovon 1 Mann

    meistens nur zur Arbeit ist. Da heißt dann der Auftrag: Geben Sie 2 Mann

    an Unffz. Frederici mit den übrigen bauen Sie die Sappe [zum Feind gewandter Laufgraben] im Pioniergraben

    aus, stechen den A Graben ab, schippen den eingeschossenen Reservegraben

    aus und arbeiten dann am Unffz.stand ! "Sehr wenig zu

    tun für einen Mann ?!" d. Red. - Nach dem Arbeitsdienst ist Teestunde.

    Man muß sich immer Gewalt antun, um das Zeug runterzukriegen.

    Ich glaube dazu wird Kartoffelstrauch [giftige Blume]  genommen. - Beim hellen Schein

    meines Patentlichtes sitze ich dann noch ein Weilchen. Das Licht besteht


    ...rechte Seite

    aus einer Wichsschachtel, in der sich Stiefelschmiere oder Gewehrfett mit

    einem Stückchen Wolle befindet. Es hat 2 Vorteile: brennt 1. sehr hell u.

    2. räuchert gar nicht ?! - Um 4 Uhr schnall ich dann wiedr um u. mache

    bis 6 Dienst. Herrlich, so kurz vor dem Schlafengehen, die Morgenluft zu

    genießen. Um 6 Uhr wird, nachdem man noch eine Marmeladenstulle

    gegessen hat, zu Bett gegangen u. geschlafen, wenn`s die Läuse erlauben.-

    12.10.17.

    Nichts Neues. Ein Tag vergeht wie der andere. Welcher wird uns den

    Frieden bringen ?

    13.10.17.

    Gestern hat es den ganzen Tag geregnet. Der

    Graben ist vollständig aufgeweicht. man kommt knapp vorwärts so

    hält der Lehm die Schuhe fest, an diesen hat man die reinste Raritätensammlung

    zu kleben. Zwiebelschahlen, Zigarettenstummel, Papierfetzen alles wird mitgenommen.

    Heute früh um 3 Uhr war meine Gruppe bei Frederici

    arbeiten. Beim Tragen der Stämme zum Unterstand ist der arme Klischier

    gefallen u. Unffz. Frederici durch Armschuß verwundet. So verläßt uns

    einer nach dem anderen. - Fröhlich hat die Gruppe von Frederici übernommen

    u. meine Gruppe ist aufgeteilt. Ich bin wieder a.D. [außer Dienst] - Das Wetter hat sich heute

    so ziemlich gehalten. Zur Nacht wird`s wohl wieder regnen, denn der Himmel

    ist sehr trüb.

    14.10.17.

    Das Wetter hat sich doch gehalten. Gott sei Dank, lieber

    bißchen kühler u. trocken, als Regenwetter.

    15.10.17.

    Gestern wurde angesagt,

    daß heute die Russen angreifen wollen. Es ist aber bis jetzt nichts zu merken,

    hoffentlich bleiben sie dort.

    16.10.17.

    Heute vorm.[ittag] schoß die russische Artillerie

    uns an einer Stelle den Graben ein. Gleich mußten wir ihn auf Befehl des

    Komp. Führers ausschippen u. fegen. Am Nachm.[ittag] beschoß dann unsere Artillerie

    Perzilowka u. St. Onnfry. Als Vergeltung belegte der Russe unsere Gräben 1/2 Std.

    mit Trommelfeuer. Auf unseren Abschnitt fielen 128 Schuß. Mein Stollen wackelte

    immer. Man wird ganz taub, so krachen die Dinger. Gott sei dank ist alles

    glücklich verlaufen. des Nachts hatten wir zu tun, daß wir die verschütteten

    Gräben wieder sauber bekamen.

    17.10.17.

    Am Unterstand gearbeitet.

    18.10.

    Mußte heute früh 8:30 Uhr beim Gerichtsoffizier in Beynze in Sachen Rautenberg

    sein. Kam um 10 Uhr rann u. machte mich anschl. dann auf den

    Heimweg. Um 11,15 Uhr saß ich glücklich in meinem Stollen.

    19.10.17.

    Heute war Parade im Schützengraben. Oberst v. Broychitz kam die Stellung

    durch u. da mußte natürlich alles wie lackiert sein. Bei mir sah er





  • January 1, 2017 08:18:27 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    traf einen Posten ohne Helm. Natürlich wurde ich dafür verantwortlich

    gemacht, daß der gute Mann 3 Tage bekam. Heute hab ich mir meine

    Villa bißchen sauber eingerichtet. Bin dieser Tage noch nie richtig in

    Stimmung gewesen. Das Essen ist auch großartig ?! Dauernd trocken

    Karo (Brot)

    [Das Wort "Brot" fehlt im Originaltagebuch; "Karo einfach" = trockene Scheibe Brot ohne Belag]

    das hält bald kein Pferd aus. Habe zu nichts Lust.

    10.10.17

    Heute bin ich Gruppenführer a.D. [außer Dienst] geworden. Lt. Heinrich hat uns zu sich bestellt

    u. dann mitgeteilt, daß zu wenig gearbeitet ist. Überhaupt

    zeige ich große Interessenlosigkeit, was wohl auf meine Krankheit zurückzuführen

    ist, meint er. Aus diesem Grunde soll Unffz. Fröhlich die

    Gruppe übernehmen. Mir schon recht. Habe ich doch mehr freie Zeit u. brauche

    mich nicht zu ärgern. Ich mache für den Arbeitsdienst von 2 - 6 Grabendienst.

    11.10.17.

    Gute Löhnung bekommen. 3 M[ark] Kriegsanleihe gezeichnet. Sonst

    vergeht ein Tag u. eine Nacht wie der oder die andere,-- Eine Nacht ! 6 Uhr

    abends. Die Posten ziehen auf. Ich habe Dienst und wandere im Graben

    auf u. ab. Die geladene Leuchtpistole, das Kennzeichen des Unffz. v.D., [Unteroffizier vom Dienst]

    um den Hals gehängt. Langsam schleichen die beiden Stunden herum.

    Um 8 Uhr gehe ich in mein Bau, wobei ich ein Kochgeschirr mit Wasser

    umkippe, u. verzehre schnell mein Abendbrot, daß nur Kartoffelsuppe

    (oder Bohnen) besteht u. an Stelle des Mittagessens gegeben wird.Nach dem

    Essen übernehme ich die Aufsicht beim Arbeitsdienst. Etwas langweiligeres

    gibt es gar nicht, als von 8 Uhr abends bis 2 Uhr morgens dazustehen u. aufzupassen,

    daß nichts gemacht wird. Es ist auch keinen Abend genügend

    gearbeitet, dabei hat man nur 5 Mann in der Gruppe wovon 1 Mann

    meistens nur zur Arbeit ist. Da heißt dann der Auftrag: Geben Sie 2 Mann

    an Unffz. Frederici mit den übrigen bauen Sie die Sappe [zum Feind gewandter Laufgraben] im Pioniergraben

    aus, stechen den A Graben ab, schippen den eingeschossenen Reservegraben

    aus und arbeiten dann am Unffz.stand ! "Sehr wenig zu

    tun für einen Mann ?!" d. Red. - Nach dem Arbeitsdienst ist Teestunde.

    Man muß sich immer Gewalt antun, um das Zeug runterzukriegen.

    Ich glaube dazu wird Kartoffelstrauch [giftige Blume]  genommen. - Beim hellen Schein

    meines Patentlichtes sitze ich dann noch ein Weilchen. Das Licht besteht


    ...rechte Seite

    aus einer Wichsschachtel, in der sich Stiefelschmiere oder Gewehrfett mit

    einem Stückchen Wolle befindet. Es hat 2 Vorteile: brennt 1. sehr hell u.

    2. räuchert gar nicht ?! - Um 4 Uhr schnall ich dann wiedr um u. mache

    bis 6 Dienst. Herrlich, so kurz vor dem Schlafengehen, die Morgenluft zu

    genießen. Um 6 Uhr wird, nachdem man noch eine Marmeladenstulle

    gegessen hat, zu Bett gegangen u. geschlafen, wenn`s die Läuse erlauben.-

    12.10.17.

    Nichts Neues. Ein Tag vergeht wie der andere. Welcher wird uns den

    Frieden bringen ?

    13.10.17.

    Gestern hat es den ganzen Tag geregnet. Der

    Graben ist vollständig aufgeweicht. man kommt knapp vorwärts so

    hält der Lehm die Schuhe fest, an diesen hat man die reinste Raritätensammlung

    zu kleben. Zwiebelschahlen, Zigarettenstummel, Papierfetzen alles wird mitgenommen.

    Heute früh um 3 Uhr war meine Gruppe bei Frederici

    arbeiten. Beim Tragen der Stämme zum Unterstand ist der arme Klischier

    gefallen u. Unffz. Frederici durch Armschuß verwundet. So verläßt uns

    einer nach dem anderen. - Fröhlich hat die Gruppe von Frederici übernommen

    u. meine Gruppe ist aufgeteilt. Ich bin wieder a.D. [außer Dienst] - Das Wetter hat sich heute

    so ziemlich gehalten. Zur Nacht wird`s wohl wieder regnen, denn der Himmel

    ist sehr trüb.

    14.10.17.

    Das Wetter hat sich doch gehalten. Gott sei Dank, lieber

    bißchen kühler u. trocken, als Regenwetter.

    15.10.17.

    Gestern wurde angesagt,

    daß heute die Russen angreifen wollen. Es ist aber bis jetzt nichts zu merken,

    hoffentlich bleiben sie dort.

    16.10.17.

    Heute vorm.[ittag] schoß die russische Artillerie

    uns an einer Stelle den Graben ein. Gleich mußten wir ihn auf Befehl des

    Komp. Führers ausschippen u. fegen. Am Nachm.[ittag] beschoß dann unsere Artillerie

    Perzilowka u. St. Onnfry. Als Vergeltung belegte der Russe unsere Gräben 1/2 Std.

    mit Trommelfeuer. Auf unseren Abschnitt fielen 128 Schuß. Mein Stollen wackelte

    immer. Man wird ganz taub, so krachen die Dinger. Gott sei dank ist alles

    glücklich verlaufen. des Nachts hatten wir zu tun, daß wir die verschütteten

    Gräben wieder sauber bekamen.

    17.10.17.

    Am Unterstand gearbeitet.

    18.10.

    Mußte heute früh 8:30 Uhr beim Gerichtsoffizier in Beynze in Sachen Rautenberg

    sein. Kam um 10 Uhr rann u. machte mich anschl. dann auf den

    Heimweg. Um 11,15 Uhr saß ich glücklich in meinem Stollen.

    19.10.17.

    Heute war Parade im Schützengraben. Oberst v. Broychitz kam die Stellung

    durch u. da mußte natürlich alles wie lackiert sein. Bei mir sah er






  • January 1, 2017 08:17:36 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    traf einen Posten ohne Helm. Natürlich wurde ich dafür verantwortlich

    gemacht, daß der gute Mann 3 Tage bekam. Heute hab ich mir meine

    Villa bißchen sauber eingerichtet. Bin dieser Tage noch nie richtig in

    Stimmung gewesen. Das Essen ist auch großartig ?! Dauernd trocken

    Karo (Brot) [Das Wort "Brot" fehlt im Originaltagebuch; "Karo einfach" = trockene Scheibe Brot ohne Belag] das hält bald kein Pferd aus. Habe zu nichts Lust.

    10.10.17

    Heute bin ich Gruppenführer a.D. [außer Dienst] geworden. Lt. Heinrich hat uns zu sich bestellt

    u. dann mitgeteilt, daß zu wenig gearbeitet ist. Überhaupt

    zeige ich große Interessenlosigkeit, was wohl auf meine Krankheit zurückzuführen

    ist, meint er. Aus diesem Grunde soll Unffz. Fröhlich die

    Gruppe übernehmen. Mir schon recht. Habe ich doch mehr freie Zeit u. brauche

    mich nicht zu ärgern. Ich mache für den Arbeitsdienst von 2 - 6 Grabendienst.

    11.10.17.

    Gute Löhnung bekommen. 3 M[ark] Kriegsanleihe gezeichnet. Sonst

    vergeht ein Tag u. eine Nacht wie der oder die andere,-- Eine Nacht ! 6 Uhr

    abends. Die Posten ziehen auf. Ich habe Dienst und wandere im Graben

    auf u. ab. Die geladene Leuchtpistole, das Kennzeichen des Unffz. v.D., [Unteroffizier vom Dienst]

    um den Hals gehängt. Langsam schleichen die beiden Stunden herum.

    Um 8 Uhr gehe ich in mein Bau, wobei ich ein Kochgeschirr mit Wasser

    umkippe, u. verzehre schnell mein Abendbrot, daß nur Kartoffelsuppe

    (oder Bohnen) besteht u. an Stelle des Mittagessens gegeben wird.Nach dem

    Essen übernehme ich die Aufsicht beim Arbeitsdienst. Etwas langweiligeres

    gibt es gar nicht, als von 8 Uhr abends bis 2 Uhr morgens dazustehen u. aufzupassen,

    daß nichts gemacht wird. Es ist auch keinen Abend genügend

    gearbeitet, dabei hat man nur 5 Mann in der Gruppe wovon 1 Mann

    meistens nur zur Arbeit ist. Da heißt dann der Auftrag: Geben Sie 2 Mann

    an Unffz. Frederici mit den übrigen bauen Sie die Sappe [zum Feind gewandter Laufgraben] im Pioniergraben

    aus, stechen den A Graben ab, schippen den eingeschossenen Reservegraben

    aus und arbeiten dann am Unffz.stand ! "Sehr wenig zu

    tun für einen Mann ?!" d. Red. - Nach dem Arbeitsdienst ist Teestunde.

    Man muß sich immer Gewalt antun, um das Zeug runterzukriegen.

    Ich glaube dazu wird Kartoffelstrauch [giftige Blume]  genommen. - Beim hellen Schein

    meines Patentlichtes sitze ich dann noch ein Weilchen. Das Licht besteht


    ...rechte Seite

    aus einer Wichsschachtel, in der sich Stiefelschmiere oder Gewehrfett mit

    einem Stückchen Wolle befindet. Es hat 2 Vorteile: brennt 1. sehr hell u.

    2. räuchert gar nicht ?! - Um 4 Uhr schnall ich dann wiedr um u. mache

    bis 6 Dienst. Herrlich, so kurz vor dem Schlafengehen, die Morgenluft zu

    genießen. Um 6 Uhr wird, nachdem man noch eine Marmeladenstulle

    gegessen hat, zu Bett gegangen u. geschlafen, wenn`s die Läuse erlauben.-

    12.10.17.

    Nichts Neues. Ein Tag vergeht wie der andere. Welcher wird uns den

    Frieden bringen ?

    13.10.17.

    Gestern hat es den ganzen Tag geregnet. Der

    Graben ist vollständig aufgeweicht. man kommt knapp vorwärts so

    hält der Lehm die Schuhe fest, an diesen hat man die reinste Raritätensammlung

    zu kleben. Zwiebelschahlen, Zigarettenstummel, Papierfetzen alles wird mitgenommen.

    Heute früh um 3 Uhr war meine Gruppe bei Frederici

    arbeiten. Beim Tragen der Stämme zum Unterstand ist der arme Klischier

    gefallen u. Unffz. Frederici durch Armschuß verwundet. So verläßt uns

    einer nach dem anderen. - Fröhlich hat die Gruppe von Frederici übernommen

    u. meine Gruppe ist aufgeteilt. Ich bin wieder a.D. [außer Dienst] - Das Wetter hat sich heute

    so ziemlich gehalten. Zur Nacht wird`s wohl wieder regnen, denn der Himmel

    ist sehr trüb.

    14.10.17.

    Das Wetter hat sich doch gehalten. Gott sei Dank, lieber

    bißchen kühler u. trocken, als Regenwetter.

    15.10.17.

    Gestern wurde angesagt,

    daß heute die Russen angreifen wollen. Es ist aber bis jetzt nichts zu merken,

    hoffentlich bleiben sie dort.

    16.10.17.

    Heute vorm.[ittag] schoß die russische Artillerie

    uns an einer Stelle den Graben ein. Gleich mußten wir ihn auf Befehl des

    Komp. Führers ausschippen u. fegen. Am Nachm.[ittag] beschoß dann unsere Artillerie

    Perzilowka u. St. Onnfry. Als Vergeltung belegte der Russe unsere Gräben 1/2 Std.

    mit Trommelfeuer. Auf unseren Abschnitt fielen 128 Schuß. Mein Stollen wackelte

    immer. Man wird ganz taub, so krachen die Dinger. Gott sei dank ist alles

    glücklich verlaufen. des Nachts hatten wir zu tun, daß wir die verschütteten

    Gräben wieder sauber bekamen.

    17.10.17.

    Am Unterstand gearbeitet.

    18.10.

    Mußte heute früh 8:30 Uhr beim Gerichtsoffizier in Beynze in Sachen Rautenberg

    sein. Kam um 10 Uhr rann u. machte mich anschl. dann auf den

    Heimweg. Um 11,15 Uhr saß ich glücklich in meinem Stollen.

    19.10.17.

    Heute war Parade im Schützengraben. Oberst v. Broychitz kam die Stellung

    durch u. da mußte natürlich alles wie lackiert sein. Bei mir sah er






  • December 30, 2016 18:40:46 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    traf einen Posten ohne Helm. Natürlich wurde ich dafür verantwortlich

    gemacht, daß der gute Mann 3 Tage bekam. Heute hab ich mir meine

    Villa bißchen sauber eingerichtet. Bin dieser Tage noch nie richtig in

    Stimmung gewesen. Das Essen ist auch großartig ?! Dauernd trocken

    Karo (Brot) ["Brot" fehlt im Originaltagebuch; umgangssprachlich: ""Karo einfach" = trockene Scheibe Brot ohne Belag] das hält bald kein Pferd aus. Habe zu nichts Lust. 10.10.17

    Heute bin ich Gruppenführer a.D. [außer Dienst] geworden. Lt. Heinrich hat uns zu sich bestellt

    u. dann mitgeteilt, daß zu wenig gearbeitet ist. Überhaupt

    zeige ich große Interessenlosigkeit, was wohl auf meine Krankheit zurückzuführen

    ist, meint er. Aus diesem Grunde soll Unffz. Fröhlich die

    Gruppe übernehmen. Mir schon recht. Habe ich doch mehr freie Zeit u. brauche

    mich nicht zu ärgern. Ich mache für den Arbeitsdienst von 2 - 6 Grabendienst.

    11.10.17. Gute Löhnung bekommen. 3 M[ark] Kriegsanleihe gezeichnet. Sonst

    vergeht ein Tag u. eine Nacht wie der oder die andere,-- Eine Nacht ! 6 Uhr

    abends. Die Posten ziehen auf. Ich habe Dienst und wandere im Graben

    auf u. ab. Die geladene Leuchtpistole, das Kennzeichen des Unffz. v.D., [Unteroffizier vom Dienst]

    um den Hals gehängt. Langsam schleichen die beiden Stunden herum.

    Um 8 Uhr gehe ich in mein Bau, wobei ich ein Kochgeschirr mit Wasser

    umkippe, u. verzehre schnell mein Abendbrot, daß nur Kartoffelsuppe

    (oder Bohnen) besteht u. an Stelle des Mittagessens gegeben wird.Nach dem

    Essen übernehme ich die Aufsicht beim Arbeitsdienst. Etwas langweiligeres

    gibt es gar nicht, als von 8 Uhr abends bis 2 Uhr morgens dazustehen u. aufzupassen,

    daß nichts gemacht wird. Es ist auch keinen Abend genügend

    gearbeitet, dabei hat man nur 5 Mann in der Gruppe wovon 1 Mann

    meistens nur zur Arbeit ist. Da heißt dann der Auftrag: Geben Sie 2 Mann

    an Unffz. Frederici mit den übrigen bauen Sie die Sappe [zum Feind gewandter Laufgraben] im Pioniergraben

    aus, stechen den A Graben ab, schippen den eingeschossenen Reservegraben

    aus und arbeiten dann am Unffz.stand ! "Sehr wenig zu

    tun für einen Mann ?!" d. Red. - Nach dem Arbeitsdienst ist Teestunde.

    Man muß sich immer Gewalt antun, um das Zeug runterzukriegen.

    Ich glaube dazu wird Kartoffelstrauch [Anm.: eine giftige Blume]  genommen. - Beim hellen Schein

    meines Patentlichtes sitze ich dann noch ein Weilchen. Das Licht besteht


    ...rechte Seite

    aus einer Wichsschachtel, in der sich Stiefelschmiere oder Gewehrfett mit

    einem Stückchen Wolle befindet. Es hat 2 Vorteile: brennt 1. sehr hell u.

    2. räuchert gar nicht ?! - Um 4 Uhr schnall ich dann wiedr um u. mache

    bis 6 Dienst. Herrlich, so kurz vor dem Schlafengehen, die Morgenluft zu

    genießen. Um 6 Uhr wird, nachdem man noch eine Marmeladenstulle

    gegessen hat, zu Bett gegangen u. geschlafen, wenn`s die Läuse erlauben.-

    12.10.17. Nichts Neues. Ein Tag vergeht wie der andere. Welcher wird uns den

    Frieden bringen ?  13.10.17. Gestern hat es den ganzen Tag geregnet. Der

    Graben ist vollständig aufgeweicht. man kommt knapp vorwärts so

    hält der Lehm die Schuhe fest, an diesen hat man die reinste Raritätensammlung

    zu kleben. Zwiebelschahlen, Zigarettenstummel, Papierfetzen alles wird mitgenommen.

    Heute früh um 3 Uhr war meine Gruppe bei Frederici

    arbeiten. Beim Tragen der Stämme zum Unterstand ist der arme Klischier

    gefallen u. Unffz. Frederici durch Armschuß verwundet. So verläßt uns

    einer nach dem anderen. - Fröhlich hat die Gruppe von Frederici übernommen

    u. meine Gruppe ist aufgeteilt. Ich bin wieder a.D. [außer Dienst] - Das Wetter hat sich heute

    so ziemlich gehalten. Zur Nacht wird`s wohl wieder regnen, denn der Himmel

    ist sehr trüb. 14.10.17. Das Wetter hat sich doch gehalten. Gott sei Dank, lieber

    bißchen kühler u. trocken, als Regenwetter. 15.10.17. Gestern wurde angesagt,

    daß heute die Russen angreifen wollen. Es ist aber bis jetzt nichts zu merken,

    hoffentlich bleiben sie dort. 16.10.17. Heute vorm.[ittag] schoß die russische Artillerie

    uns an einer Stelle den Graben ein. Gleich mußten wir ihn auf Befehl des

    Komp. Führers ausschippen u. fegen. Am Nachm.[ittag] beschoß dann unsere Artillerie

    Perzilowka u. St. Onnfry. Als Vergeltung belegte der Russe unsere Gräben 1/2 Std.

    mit Trommelfeuer. Auf unseren Abschnitt fielen 128 Schuß. Mein Stollen wackelte

    immer. Man wird ganz taub, so krachen die Dinger. Gott sei dank ist alles

    glücklich verlaufen. des Nachts hatten wir zu tun, daß wir die verschütteten

    Gräben wieder sauber bekamen. 17.10.17. Am Unterstand gearbeitet.

    18.10. Mußte heute früh 8:30 Uhr beim Gerichtsoffizier in Beynze in Sachen Rautenberg

    sein. Kam um 10 Uhr rann u. machte mich anschl. dann auf den

    Heimweg. Um 11,15 Uhr saß ich glücklich in meinem Stollen. 19.10.17.

    Heute war Parade im Schützengraben. Oberst v. Broychitz kam die Stellung

    durch u. da mußte natürlich alles wie lackiert sein. Bei mir sah er






  • December 30, 2016 18:39:34 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    traf einen Posten ohne Helm. Natürlich wurde ich dafür verantwortlich

    gemacht, daß der gute Mann 3 Tage bekam. Heute hab ich mir meine

    Villa bißchen sauber eingerichtet. Bin dieser Tage noch nie richtig in

    Stimmung gewesen. Das Essen ist auch großartig ?! Dauernd trocken

    Karo (Brot) ["Brot" fehlt im Originaltagebuch; umgangssprachlich: ""Karo einfach" = trockene Scheibe Brot ohne Belag] das hält bald kein Pferd aus. Habe zu nichts Lust. 10.10.17

    Heute bin ich Gruppenführer a.D. [außer Dienst] geworden. Lt. Heinrich hat uns zu sich bestellt

    u. dann mitgeteilt, daß zu wenig gearbeitet ist. Überhaupt

    zeige ich große Interessenlosigkeit, was wohl auf meine Krankheit zurückzuführen

    ist, meint er. Aus diesem Grunde soll Unffz. Fröhlich die

    Gruppe übernehmen. Mir schon recht. Habe ich doch mehr freie Zeit u. brauche

    mich nicht zu ärgern. Ich mache für den Arbeitsdienst von 2 - 6 Grabendienst.

    11.10.17. Gute Löhnung bekommen. 3 M[ark] Kriegsanleihe gezeichnet. Sonst

    vergeht ein Tag u. eine Nacht wie der oder die andere,-- Eine Nacht ! 6 Uhr

    abends. Die Posten ziehen auf. Ich habe Dienst und wandere im Graben

    auf u. ab. Die geladene Leuchtpistole, das Kennzeichen des Unffz. v.D., [Unteroffizier vom Dienst]

    um den Hals gehängt. Langsam schleichen die beiden Stunden herum.

    Um 8 Uhr gehe ich in mein Bau, wobei ich ein Kochgeschirr mit Wasser

    umkippe, u. verzehre schnell mein Abendbrot, daß nur Kartoffelsuppe

    (oder Bohnen) besteht u. an Stelle des Mittagessens gegeben wird.Nach dem

    Essen übernehme ich die Aufsicht beim Arbeitsdienst. Etwas langweiligeres

    gibt es gar nicht, als von 8 Uhr abends bis 2 Uhr morgens dazustehen u. aufzupassen,

    daß nichts gemacht wird. Es ist auch keinen Abend genügend

    gearbeitet, dabei hat man nur 5 Mann in der Gruppe wovon 1 Mann

    meistens nur zur Arbeit ist. Da heißt dann der Auftrag: Geben Sie 2 Mann

    an Unffz. Frederici mit den übrigen bauen Sie die Sappe [zum Feind gewandter Laufgraben] im Pioniergraben

    aus, stechen den A Graben ab, schippen den eingeschossenen Reservegraben

    aus und arbeiten dann am Unffz.stand ! "Sehr wenig zu

    tun für einen Mann ?!" d. Red. - Nach dem Arbeitsdienst ist Teestunde.

    Man muß sich immer Gewalt antun, um das Zeug runterzukriegen.

    Ich glaube dazu wird Kartoffelstrauch [Anm.: eine giftige Blume]  genommen. - Beim hellen Schein

    meines Patentlichtes sitze ich dann noch ein Weilchen. Das Licht besteht


    ...rechte Seite

    aus einer Wichsschachtel, in der sich Stiefelschmiere oder Gewehrfett mit

    einem Stückchen Wolle befindet. Es hat 2 Vorteile: brennt 1. sehr hell u.

    2. räuchert gar nicht ?! - Um 4 Uhr schnall ich dann wiedr um u. mache

    bis 6 Dienst. Herrlich, so kurz vor dem Schlafengehen, die Morgenluft zu

    genießen. Um 6 Uhr wird, nachdem man noch eine Marmeladenstulle

    gegessen hat, zu Bett gegangen u. geschlafen, wenn`s die Läuse erlauben.-

    12.10.17. Nichts Neues. Ein Tag vergeht wie der andere. Welcher wird uns den

    Frieden bringen ?  13.10.17. Gestern hat es den ganzen Tag geregnet. Der

    Graben ist vollständig aufgeweicht. man kommt knapp vorwärts so

    hält der Lehm die Schuhe fest, an diesen hat man die reinste Raritätensammlung

    zu kleben. Zwiebelschahlen, Zigarettenstummel, Papierfetzen alles wird mitgenommen.

    Heute früh um 3 Uhr war meine Gruppe bei Frederici

    arbeiten. Beim Tragen der Stämme zum Unterstand ist der arme Klischier

    gefallen u. Unffz. Frederici durch Armschuß verwundet. So verläßt uns

    einer nach dem anderen. - Fröhlich hat die Gruppe von Frederici übernommen

    u. meine Gruppe ist aufgeteilt. Ic bin wieder a.D. [außer Dienst] - Das Wetter hat sich heute

    so ziemlich gehalten. Zur Nacht wird`s wohl wieder regnen, denn der Himmel

    ist sehr trüb. 14.10.17. Das Wetter hat sich doch gehalten. Gott sei Dank, lieber

    bißchen kühler u. trocken, als Regenwetter. 15.10.17. Gestern wurde angesagt,

    daß heute die Russen angreifen wollen. Es ist aber bis jetzt nichts zu merken,

    hoffentlich bleiben sie dort. 16.10.17. Heute vorm.[ittag] schoß die russische Artillerie

    uns an einer Stelle den Graben ein. Gleich mußten wir ihn auf Befehl des

    Komp. Führers ausschippen u. fegen. Am Nachm.[ittag] beschoß dann unsere Artillerie

    Perzilowka u. St. Onnfry. Als Vergeltung belegte der Russe unsere Gräben 1/2 Std.

    mit Trommelfeuer. Auf unseren Abschnitt fielen 128 Schuß. Mein Stollen wackelte

    immer. Man wird ganz taub, so krachen die Dinger. Gott sei dank ist alles

    glücklich verlaufen. des Nachts hatten wir zu tun, daß wir die verschütteten

    Gräben wieder sauber bekamen. 17.10.17. Am Unterstand gearbeitet.

    18.10. Mußte heute früh 8:30 Uhr beim Gerichtsoffizier in Beynze in Sachen Rautenberg

    sein. Kam um 10 Uhr rann u. machte mich anschl. dann auf den

    Heimweg. Um 11,15 Uhr saß ich glücklich in meinem Stollen. 19.10.17.

    Heute war Parade im Schützengraben. Oberst v. Broychitz kam die Stellung

    durch u. da mußte natürlich alles wie lackiert sein. Bei mir sah es






  • December 30, 2016 17:54:12 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    traf einen Posten ohne Helm. Natürlich wurde ich dafür verantwortlich

    gemacht, daß der gute Mann 3 Tage bekam. Heute hab ich mir meine

    Villa bißchen sauber eingerichtet. Bin dieser Tage noch nie richtig in

    Stimmung gewesen. Das Essen ist auch großartig ?! Dauernd trocken

    Karo (Brot) ["Brot" fehlt im Originaltagebuch; umgangssprachlich: ""Karo einfach" = trockene Scheibe Brot ohne Belag] das hält bald kein Pferd aus. Habe zu nichts Lust. 10.10.17

    Heute bin ich Gruppenführer a.D. [außer Dienst] geworden. Lt. Heinrich hat uns zu sich bestellt

    u. dann mitgeteilt, daß zu wenig gearbeitet ist. Überhaupt

    zeige ich große Interessenlosigkeit, was wohl auf meine Krankheit zurückzuführen

    ist, meint er. Aus diesem Grunde soll Unffz. Fröhlich die

    Gruppe übernehmen. Mir schon recht. Habe ich doch mehr freie Zeit u. brauche

    mich nicht zu ärgern. Ich mache für den Arbeitsdienst von 2 - 6 Grabendienst.

    11.10.17. Gute Löhnung bekommen. 3 M[ark] Kriegsanleihe gezeichnet. Sonst

    vergeht ein Tag u. eine Nacht wie der oder die andere,-- Eine Nacht ! 6 Uhr

    abends. Die Posten ziehen auf. Ich habe Dienst und wandere im Graben

    auf u. ab. Die geladene Leuchtpistole, das Kennzeichen des Unffz. v.D., [Unteroffizier vom Dienst]

    um den Hals gehängt. Langsam schleichen die beiden Stunden herum.

    Um 8 Uhr gehe ich in mein Bau, wobei ich ein Kochgeschirr mit Wasser

    umkippe, u. verzehre schnell mein Abendbrot, daß nur Kartoffelsuppe

    (oder Bohnen) besteht u. an Stelle des Mittagessens gegeben wird.Nach dem

    Essen übernehme ich die Aufsicht beim Arbeitsdienst. Etwas langweiligeres

    gibt es gar nicht, als von 8 Uhr abends bis 2 Uhr morgens dazustehen u. aufzupassen,

    daß nichts gemacht wird. Es ist auch keinen Abend genügend

    gearbeitet, dabei hat man nur 5 Mann in der Gruppe wovon 1 Mann

    meistens nur zur Arbeit ist. Da heißt dann der Auftrag: Geben Sie 2 Mann

    an Unffz. Frederici mit den übrigen bauen Sie die Sappe [zum Feind gewandter Laufgraben] im Pioniergraben

    aus, stechen den A Graben ab, schippen den eingeschossenen Resevegraben

    aus und arbeiten dann am Unffz.stand ! "Sehr wenig zu

    tun für einen Mann ?!" d. Red. - Nach dem Arbeitsdienst ist Teestunde.

    Man muß sich immer Gewalt antun, um das Zeug runterzukriegen.

    Ich glaube dazu wird Kartoffelstrauch [Anm.: eine giftige Blume]  genommen. - Beim hellen Schein

    meines Patentlichtes sitze ich dann noch ein Weilchen. Das Licht besteht


    ...rechte Seite

    aus einer Wichsschachtel, in der sich Stiefelschmiere oder Gewehrfett mit

    einem Stückchen Wolle befindet. Es hat 2 Vorteile: brenn 1. sehr hell u.

    2. räuchert gar nicht ?! -




  • December 29, 2016 23:24:10 Rolf Kranz

    traf einen Posten ohne Helm. Natürlich wurde ich dafür verantwortlich

    gemacht, daß der gute Mann 3 Tage bekam. Heute hab ich mir meine

    Villa bißchen sauber eingerichtet. Bin dieser Tage noch nie richtig in

    Stimmung gewesen. Das Essen ist auch großartig ?! Dauernd trocken

    Karo (Brot) das hält bald kein Pferd aus. Habe zu nichts Lust. 10.10.17

    Heute bin ich Gruppenführer a.D. [außer Dienst] geworden. Lt. Heinrich hat uns zu sich bestellt

    u. dann mitgeteilt, daß zu wenig gearbeitet ist. Überhaupt

    zeige ich große Interessenlosigkeit, was wohl auf meine Krankheit zurückzuführen

    ist, meint er. Aus diesem Grunde soll Unffz. Fröhlich die

    Gruppe übernehmen. Mir schon recht. Habe ich doch mehr freie Zeit u. brauche

    mich nicht zu ärgern. Ich mache für den Arbeitsdienst von 2 - 6 Grabendienst.

    11.10.17. Gute Löhnung bekommen. 3 M[ark] Kriegsanleihe gezeichnet. Sonst

    vergeht ein Tag u. eine Nacht wie der oder die andere,-- Eine Nacht ! 6 Uhr

    abends. Die Posten ziehen auf. Ich habe Dienst und wandere im Graben

    auf u. ab. Die geladene Leuchtpistole, das Kennzeichen des Unffz. v.D., [Unteroffizier vom Dienst]

    um den Hals gehängt. Langsam schleichen die beiden Stunden herum.

    Um 8 Uhr gehe ich in mein Bau, wobei ich ein Kochgeschirr mit Wasser

    umkippe, u. verzehre schnell mein Abendbrot, daß nur Kartoffelsuppe

    (oder Bohnen) besteht u. an Stelle des Mittagessens gegeben wird.Nach dem

    Essen übernehme ich die Aufsicht beim Arbeitsdienst. Etwas langweiligeres

    gibt es gar nicht, als von 8 Uhr abends bis 2 Uhr morgens dazustehen u. aufzupassen,

    daß nichts gemacht wird.




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