Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3, item 89
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S. 163
ich benutzte die Zeit um mich umzusehen. Die Kirche
diente mannigfaltigen Zwecken: In der einen Ecke schliefen
Mannschaften auf Stroh, dort hockten Verwundete, auf
den Bänken löffelten Andere ihre Mahlmahl, vor dem
Altar standen Gruppen in der dicken offenen BIbel
wurde geblättert. Durch den kalten Raum, der durch
verschiedene Fahnen und Seitenaltäre geschmückt war
klangen Orgeltöne - irgendein Feldgrauer versuchte
seine Kunst um diese vor dem Einschlafen in dem
Kriegsgetümmel zu bewahren. Ich pilgerte in die
Sakristei und untersuchte den Bücherschrank. In der Ecke
des Zimmers lagen die Amtskleider des Predigers, auf
dem Tisch lagen Waffen und Stahlhelme so war der
ernste Raum in Kriegskleid geworfen. Stumm und
ernst standen Bilder und dicke lateinische Werke im
Regal. Ich schlug manche auf. In dem einen Buche
waren die Taten von Französinnen verherrlichst, die
irgendwelche grosse Opfer für die Kirche geleistet hatten.
U.a. fand ich einen kleinen Band: Napoleon I et l'amour.
diesen nahm ich als Andenken mit - mir schien er
passe wegen seiner Bilder nicht in die Gesellschaft der Anderen.
Nun ruht er in der Truhe paar hundert Kilometer
ostwärts. Auf dem Turm war Krieg - hier hauste
ein Beobachter mit starken Ferngläsern und Telephon.
Ich besah mir die Front, sah aber infolge des trüben
S. 164
Wetters nicht weit und daher auch nichts Besonderes. Dann
wurden Briefe geschrieben - und dann kam die Küche.
Vor Tagen hatte ich mir ein neues Hemd angefordert, da das
Alte zerissen und ärmellos geworden war, nun kam ein
neues Hemd, nicht ohne Bemerkungen des Feldwebels, dem
ich aber als Antwort einen besonders schönen Gruß bestellen
liess. Die Küche hatte grossen Fang getan - überall waren
infolge des Rückzuges viele Lebensmittellager frei geworden,
teilweise unter Zuhilfenahme von Fronttruppen geräumt
andere der Schnelligkeit halber geplündert worden. Es war
keine strenge Disziplin mehr in der Etappe - schon die
uns vor Bourlon bei Moeuvres ablösende 7 Kavallerie
Schützendivision rühmte sich das Proviantamt von Bourlon
ausgeräumt zu haben - man hörte darüber die
wildesten Gerüchte jedenfalls rauchten die Kerle den ganzen Tag.
Uns brachte die Küche die herrlichste Reissuppe - oh - wie
lange schon hatten wir keinen Reis mehr gesehen - immer
Dörrgemüse, Brennesselsuppe, Rüben, muffige Graupen, oder
Kohl und Kraut. Schönes weisses Brot wurde erst verteilt,
und einen 1a Bohnenkaffee mit Milch und Zucker. Wir
staunten nur und futterten uns satt. Milch im Kaffee
und Zucker, wir kannten nur noch schwach die Namen.
Dazu gabs Löhnung, Schnaps, Zigaretten - wir träumten
von besseren Zeiten, und schliefen im warmen Mist wie
im besten Federbett zu Haus.
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ich benutzte die Zeit um mich umzusehen. Die Kirche
diente mannigfaltigen Zwecken: In der einen Ecke schliefen
Mannschaften auf Stroh, dort hockten Verwundete, auf
den Ränken löffelten Andere ihre Mahlmahl, vor dem
Altar standen Gruppen in der dicken offenen BIbel
wurde geblättert. Durch den kalten Raum, der durch
verschiedene Fahnen und Seitenaltäre geschmückt war
klangen Orgeltöne - irgendein Feldgrauer versuchte
seine Kunst um diese vor dem Einschlafen in dem
Kriegsgetümmel zu bewahren. Ich pilgerte in die
Sakristei und untersuchte den Bücherschrank. In der Ecke
des Zimmers lagen die Amtskleider des Predigers, auf
dem Tisch lagen Waffen und Stahlhelme so war der
ernste Raum in Kriegskleid geworfen. Stumm und
ernst standen Bilder und dicke lateinische Werke im
Regal. Ich schlug manche auf. In dem einen Buche
waren die Taten von Französinnen verherrlichst, die
irgendwelche grosse Opfer für die Kirche geleistet hatten.
U.a. fand ich einen kleinen Band: Napoleon I et l'amour.
diesen nahm ich als Andenken mit - mir schien er
passe wegen seiner Bilder nicht in die Gesellschaft der Anderen.
Nun ruht er in der Truhe paar hundert Kilometer
ostwärts. Auf dem Turm war Krieg - hier hauste
ein Beobachter mit starken Ferngläsern und Telephon.
Ich besah mir die Front, sah aber infolge des trüben
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Wetters nicht weit und daher auch nichts Besonderes. Dann
wurden Briefe geschrieben - und dann kam die Küche.
Vor Tagen hatte ich mir ein neues Hemd angefordert, da das
Alte zerissen und ärmellos geworden war, nun kam ein
neues Hemd, nicht ohne Bemerkungen des Feldwebels, dem
ich aber als Antwort einen besonders schönen Gruß bestellen
liess. Die Küche hatte grossen Fang getan - überall waren
infolge des Rückzuges viele Lebensmittellager frei geworden,
teilweise unter Zuhilfenahme von Fronttruppen geräumt
andere der Schnelligkeit halber geplündert worden. Es war
keine strenge Disziplin mehr in der Etappe - schon die
uns vor Bourlon bei Moeuvres ablösende 7 Kavallerie
Schützendivision rühmte sich das Proviantamt von Bourlon
ausgeräumt zu haben - man hörte darüber die
wildesten Gerüchte jedenfalls rauchten die Kerle den ganzen Tag.
Uns brachte die Küche die herrlichste Reissuppe - oh - wie
lange schon hatten wir keinen Reis mehr gesehen - immer
Dörrgemüse, Brennesselsuppe, Rüben, muffige Graupen, oder
Kohl und Kraut. Schönes weisses Brot wurde erst verteilt,
und einen 1a Bohmenkaffee mit Milch und Zucker. Wir
staunten nur und futterten uns satt. Milch im Kaffe
und Zucker, wir kannten nur noch schwach die Namen.
Dazu gabs Löhnung, Schnaps, Zigaretten - wir träumten
von besseren Zeiten, und schliefen im waren Mist wie
im besten Federbett zu Haus.
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ich benützte die Zeit um mich umzusehen. Die Kirche
diente mannigfalligen Zwecken: In der einen Ecke schliefen
Mannschaften auf Stroh, dort hockten Verwundete, auf
den Ränken löffelten Andere ihre Mallmahl, vordem
Altar standen Gruppen in der dicken offenen BIbel
wurde geblättert. Auch den kalten Raum, der durch
verschiedene Fahnen und Seitenaltare geschmückt war
klangen Orgeltöne - irgendein Feldgrauer versuchte
seine Kunst um diese vor dem Einschlafen in dem
Kriegsgetümmel zu bewahren. Ich pilgerte in die
Sakristei und untersuchte den Rückenschrank. In der Ecke
des Zimmers lagen die Amtskleider des Predigers, auf
dem Tisch lagen Waffen und Stahlhelme so war der
ernste Raum in Kriegskleid geworfen. Stumm und
ernst standen Bilder und dicke lateinische Werke im
Regal. Ich sellig manche auf. In dem einen Buche
waren die Taten von Franzoösinnen verherrlichst, die
irgendwelche grosse Opfer für die Kirche geleistet hatten.
U.a. fand ich einen kleinen Band: Napoleon I et l'amour.
diesen nahm ich als Andenken mit - mir schien er
passe wegen seiner Bilder nicht in die Gesellschaft der Anderen.
Nun ruht er in der Truhe paar hundert Kilometer
ostwärts. Auf dem Turm war Krieg - hier hauste
ein Beobachter mit starken Ferngläsrn und Telephon.
Ich besah mir die Front, sah aber infolge des trüben
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Wetter nicht weit und daher auch nichts Besonderes. Dann
wurdn Briefe geschrieben - und dann kan die Küche.
Vor Tagen hatte ich mir ein neues Hemd angefordert, da das
Alte zerissen und ärmelos geworden war, nun kam ein
neues Hemd, nicht ohne Bemerkungen des Feldwebels den
ich aber als Antwort einen besonders schönen Gruß bestellen
liess. Die Küche hatte grossen Fang getan - überall waren
infolge des Rückzuges viele Lebensmittellager frei geworden,
teilweise und Zuhilfenahme von Fronttruppen geräumt
andere der Schnelligkeit halber geplündert worden. Es war
keine strenge Disziplin mehr in der Etappe - schon die
uns vor Bourlon bei Moeuvres ablösende 7 Kavallerie
Schützendivision rühmte sich das Proviantant von Bourlon
ausgeräumt zu haben - man hörte darüber die
wildesten Gerüchte jedenfalls rauchten die Kerle den ganzen Tag.
Uns brachte die Küche die herrlichste Reissuppe - oh - wie
lange schon hatten wir schon keinen Reis mehr gesehen - immer
Dürrgemüse, Brennesselsuppe, Rüben, muffige Graupen, oder
Kohl und Kraut. Schönes weisses Brot wurde erst verteilt,
und einen 1a Bohmenkaffee mit Milch und Zucker. Wir
staunten nur und futterten uns satt. Milch im Kaffe
und Zucker, wir kannten nur noch schwach die Namen.
Dazu gabs Löhnung, Schnaps, Zigaretten - wir träumten
von besseren Zeiten, und schliefen im warem Mist wie
im besten Federbett zu Haus.
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S. 163
ich benützte die Zeit um mich umzusehen. Die Kirche
diente mannigfalligen Zwecken: In der einen Ecke schliefen
Mannschaften auf Stroh, dort hockten Verwundete, auf
den Ränken löffelten Andere ihre Mallmahl, vordem
Altar standen Gruppen in der dicken offenen BIbel
wurde geblättert. Auch den kalten Raum, der durch
verschiedene Fahnen und Seitenaltare geschmückt war
klangen Orgeltöne - irgendein Feldgrauer versuchte
seine Kunst um diese vor dem Einschlafen in dem
Kriegsgetümmel zu bewahren. Ich pilgerte in die
Sakristei und untersuchte den Rückenschrank. In der Ecke
des Zimmers lagen die Amtskleider des Predigers, auf
dem Tisch lagen Waffen und Stahlhelme so war der
ernste Raum in Kriegskleid geworfen. Stumm und
ernst standen Bilder und dicke lateinische Werke im
Regal. Ich sellig manche auf. In dem einen Buche
waren die Taten von Franzoösinnen verherrlichst, die
irgendwelche grosse Opfer für die Kirche geleistet hatten.
U.a. fand ich einen kleinen Band: Napoleon I et l'amour.
diesen nahm ich als Andenken mit - mir schien er
passe wegen seiner Bilder nicht in die Gesellschaft der Anderen.
Nun ruht er in der Truhe paar hundert Kilometer
ostwärts. Auf dem Turm war Krieg - hier hauste
ein Beobachter mit starken Ferngläsrn und Telephon.
Ich besah mir die Front, sah aber infolge des trüben
S. 164
Wetter nicht weit und daher auch nichts Besonderes. Dann
wurdn Briefe geschrieben - und dann kan die Küche.
Vor Tagen hatte ich mir ein neues Hemd angefordert, da das
Alte zerissen und ärmelos geworden war, nun kam ein
neues Hemd, nicht ohne Bemerkungen des Feldwebels den
ich aber als Antwort einen besonders schönen Gruß bestellen
liess. Die Küche hatte grossen Fang getan - überall waren
infolge des Rückzuges viele Lebensmittellager frei geworden,
teilweise und Zuhilfenahme von Fronttruppen geräumt
andere der Schnelligkeit halber geplündert worden. Es war
keine strenge Disziplin mehr in der Etappe - schon die
uns vor Bourlon bei Moeuvres ablösende 7 Kavallerie
Schützendivision rühmte sich das Proviantant von Bourlon
ausgeräumt zu haben - man hörte darüber die
wildesten Gerüchte jedenfalls rauchten die Kerle den ganzen Tag.
Uns brachte die Küche die herrlichste Reissuppe - oh - wie
lange schon hatten wir schon keinen Reis mehr gesehen - immer
Dürrgemüse, Brennesselsuppe, Rüben, muffige Graupen, oder
Kohl und Kraut. Schönes weisses Brot wurde erst verteilt,
und einen 1a Bohmenkaffee mit Milch und Zucker. Wir
staunten nur und futterten uns satt. Milch im Kaffe
und Zucker, wir kannten nur noch schwach die Namen.
Dazu gabs Löhnung, Schnaps, Zigaretten - wir träumten
von besseren Zeiten, und schliefen im warem Mist wie
im besten Federbest zu Haus.
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S. 163
ich benützte die Zeit um mich umzusehen. Die Kirche
diente mannigfalligen Zwecken: In der einen Ecke schliefen
Mannschaften auf Stroh, dort hockten Verwundete, auf
den Ränken löffelten Andere ihre Mallmahl, vordem
Altar standen Gruppen in der dicken offenen BIbel
wurde geblättert. Auch den kalten Raum, der durch
verschiedene Fahnen und Seitenaltare geschmückt war
klangen Orgeltöne - irgendein Feldgrauer versuchte
seine Kunst um diese vor dem Einschlafen in dem
Kriegsgetümmel zu bewahren. Ich pilgerte in die
Sakristei und untersuchte den Rückenschrank. In der Ecke
des Zimmers lagen die Amtskleider des Predigers, auf
dem Tisch lagen Waffen und Stahlhelme so war der
ernste Raum in Kriegskleid geworfen. Stumm und
ernst standen Bilder und dicke lateinische Werke im
Regal. Ich sellig manche auf. In dem einen Buche
waren die Taten von Franzoösinnen verherrlichst, die
irgendwelche grosse Opfer für die Kirche geleistet hatten.
U.a. fand ich einen kleinen Band: Napoleon I et l'amour.
diesen nahm ich als Andenken mit - mir schien er
passe wegen seiner Bilder nicht in die Gesellschaft der Anderen.
Nun ruht er in der Truhe paar hundert Kilometer
ostwärts. Auf dem Turm war Krieg - hier hauste
ein Beobachter mit starken Ferngläsrn und Telephon.
Ich besah mir die Front, sah aber infolge des trüben
S. 164
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S. 163
ich benützte die Zeit um mich umzusehen. Die Kirche
diente mannigfalligen Zwecken: In der einen Ecke schliefen
Mannschaften auf Stroh, dort hockten Verwundete, auf
den Ränken löffelten Andere ihre Mallmahl, vordem
Altar standen Gruppen in der dicken offenen BIbel
wurde geblättert. Auch den kalten Raum, der durch
verschiedene Fahnen und Seitenaltare geschmückt war
klangen Orgeltöne - irgendein Feldgrauer versuchte
seine Kunst um diese vor dem Einschlafen in dem
Kriegsgetümmel zu bewahren. Ich pilgerte in die
Sakristei und untersuchte den Rückenschrank. In der Ecke
des Zimmers lagen die Amtskleider des Predigers, auf
dem Tisch lagen Waffen und Stahlhelme so war der
ernste Raum in Kriegskleid geworfen. Stumm und
ernst standen Bilder und dicke lateinische Werke im
Regal. Ich sellig manche auf. In dem einen Buche
waren die Taten von Franzoösinnen verherrlichst, die
irgendwelche grosse Opfer für die Kirche geleistet hatten.
U.a. fand ich einen kleinen Band: Napoleon I et l'amour.
diesen nahm ich als Andenken mit - mir schien er
passe wegen seiner Bilder nicht in die Gesellschaft der Anderen.
S. 164
-
S. 163
ich benützte die Zeit um mich umzusehen. Die Kirche
diente mannigfalligen Zwecken: In der einen Ecke schliefen
Mannschaften auf Stroh, dort hockten Verwundete, auf
den Ränken löffelten Andere ihre Mallmahl, vordem
Altar standen Gruppen in der dicken offenen BIbel
wurde geblättert. Auch den kalten Raum, der durch
verschiedene Fahnen und Seitenaltare geschmückt war
klangen Orgeltöne - irgendein Feldgrauer versuchte
seine Kunst um diese vor dem Einschlafen in dem
Kriegsgetümmel zu bewahren. Ich pilgerte in die
Sakristei und untersuchte den Rückenschrank. In der Ecke
des Zimmers lagen die Amtskleider des Predigers, auf
dem Tisch lagen Waffen und Stahlhelme so war der
ernste Raum in Kriegskleid geworfen. Stumm und
ernst standen Bilder und dicke lateinische Werke im
Regal. Ich sellig manche auf. In dem einen Buche
waren die Taten von Franzoösinnen verherrlichst, die
irgendwelche grosse Opfer für die Kirche geleistet hatten.
U.a. fand ich einen kleinen Band: Napoleon I et l'amour.
diesen nahm ich als Andenken mit - mir schien es
passe wegen seiner Bilder nicht in die Gesellschaft
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- Contributor
- Heike Knothe
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