Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3, item 55

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S. 98

wurden nicht abgewaschen, die flogen in die Ecke, wo

der leere Bau des seines Waschkessels beraubten Ofens stand.

Wozu auch unnötige Arbeit, Teller hatten wir genug,

"besorgt". Anschliessend fand Fidelitas statt. Mehrere

Kameraden hatten sich verkleidet. Schwarze Hosen und Röcke

nebst Kragen, Schlips und steifen Hut kleidete die Herren,

Mädchenkleider und Blusen, die ihrer Grösse halber mit

Decken ausgefüllt wurden, Kopftücher und Henkelkorb

die Mädchen, nur die Kommisstiefeln verrieten das "Kind

vom Lande" sogar schöne bunte Sonnenschirme fehlten

nicht. Mit derbem Soldatenwitz wurde Alltriia

getrieben. Die ganze Kompagnie lachte, vergessen waren

Strapazen und Verluste - heute ist heut. Längere Zeit

sah auch Lt. Seedorf zu, er hielt sich vor Lachen den Leib.

Dann aber kam das Urkomischte - in Gestalt des

Ortskommandanten. Dieser ein bejahrter Herr von der Artillerie,

fand Anstoss an unserem Treiben, hatte auch keinen

Sinn für Humor und Witz und sprach entrüstet mit

seinem Adjudanten. Dieser ein blutjunger Leutnant konnte

sich des Lachens kaum erwehren, stand aber eisern und

beflissen vor dem Major. Er fragte nach Namen und

Regiment. Stramm standen Männlein und Weibleine vor

ihm, nur fand sich eine der "Damen" in anderen

Umständen. Der Major begnügte sich jedoch nicht mit den

Namen und verlangte Soldbuch oder Erkennungsmarke zu


S. 99

sehen. An das Soldbuch zu kommen war nicht so einfach; Mieder

und Blusen wurden geöffnet, ein endloses Tischtuch hervorgezerrt,

was dem Mädchen die Brüste zusehends welken liess, unter dem Gürtel

kamen die Eingeweide oder das zu erwartende Jüngste in Form

eines Kissens zum Vorschein, weiter und weiter wurde gewühlt,

endlich war auch der Wafffenrock geöffnet und die verlangten

Ausweise kamen ans Licht der Sonne. Der Leutnant hatte

sich köstlich amüsiert, musste aber wohl oder über die Missetäter

notieren. - Schöne Worte begleiteten den Major beim Weggehen,

eine Bestrafung oder Rüge erfolgte nicht, wer weiss ob diese

nicht schon beim Regiment unter den Tsch gefallen sind.

      Herrlich schliefen wir in den weichen Betten bis lange nach

Sonnenaufgang. Gegen Mittag marschierten wir nach Cambrai             4.IX.

wo wir im Schlosse von Morenchies Quartier fanden. Wir

verblieben jedoch nicht lange im Château. Der 5. und 6.                          5. 6. IX.

September waren uns vergönnt auszuschlafen und unsere

Sachen in Ordnung zu bringen, desgleichen wurden aufgefüllt

das Gerät und die Munition. Lt. Seedorf fuhr in Urlaub.

      Der Ort Cambrai sollte geräumt werden. 3 Schützen der Komp.

Bruckner, Woitschek und ein Anderer, hatten noch aus einem Lager Schnaps

geholt und kamen sehr angeschütert zur Komp. zurück. Als Beute

brachten sie 6x3 ltr. Demijons mit. Er sollte der Gefechtskomp.

verbleiben, doch haben wir vorn später nichts davon zu werken bekommen.

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S. 98

wurden nicht abgewaschen, die flogen in die Ecke, wo

der leere Bau des seines Waschkessels beraubten Ofens stand.

Wozu auch unnötige Arbeit, Teller hatten wir genug,

"besorgt". Anschliessend fand Fidelitas statt. Mehrere

Kameraden hatten sich verkleidet. Schwarze Hosen und Röcke

nebst Kragen, Schlips und steifen Hut kleidete die Herren,

Mädchenkleider und Blusen, die ihrer Grösse halber mit

Decken ausgefüllt wurden, Kopftücher und Henkelkorb

die Mädchen, nur die Kommisstiefeln verrieten das "Kind

vom Lande" sogar schöne bunte Sonnenschirme fehlten

nicht. Mit derbem Soldatenwitz wurde Alltriia

getrieben. Die ganze Kompagnie lachte, vergessen waren

Strapazen und Verluste - heute ist heut. Längere Zeit

sah auch Lt. Seedorf zu, er hielt sich vor Lachen den Leib.

Dann aber kam das Urkomischte - in Gestalt des

Ortskommandanten. Dieser ein bejahrter Herr von der Artillerie,

fand Anstoss an unserem Treiben, hatte auch keinen

Sinn für Humor und Witz und sprach entrüstet mit

seinem Adjudanten. Dieser ein blutjunger Leutnant konnte

sich des Lachens kaum erwehren, stand aber eisern und

beflissen vor dem Major. Er fragte nach Namen und

Regiment. Stramm standen Männlein und Weibleine vor

ihm, nur fand sich eine der "Damen" in anderen

Umständen. Der Major begnügte sich jedoch nicht mit den

Namen und verlangte Soldbuch oder Erkennungsmarke zu


S. 99

sehen. An das Soldbuch zu kommen war nicht so einfach; Mieder

und Blusen wurden geöffnet, ein endloses Tischtuch hervorgezerrt,

was dem Mädchen die Brüste zusehends welken liess, unter dem Gürtel

kamen die Eingeweide oder das zu erwartende Jüngste in Form

eines Kissens zum Vorschein, weiter und weiter wurde gewühlt,

endlich war auch der Wafffenrock geöffnet und die verlangten

Ausweise kamen ans Licht der Sonne. Der Leutnant hatte

sich köstlich amüsiert, musste aber wohl oder über die Missetäter

notieren. - Schöne Worte begleiteten den Major beim Weggehen,

eine Bestrafung oder Rüge erfolgte nicht, wer weiss ob diese

nicht schon beim Regiment unter den Tsch gefallen sind.

      Herrlich schliefen wir in den weichen Betten bis lange nach

Sonnenaufgang. Gegen Mittag marschierten wir nach Cambrai             4.IX.

wo wir im Schlosse von Morenchies Quartier fanden. Wir

verblieben jedoch nicht lange im Château. Der 5. und 6.                          5. 6. IX.

September waren uns vergönnt auszuschlafen und unsere

Sachen in Ordnung zu bringen, desgleichen wurden aufgefüllt

das Gerät und die Munition. Lt. Seedorf fuhr in Urlaub.

      Der Ort Cambrai sollte geräumt werden. 3 Schützen der Komp.

Bruckner, Woitschek und ein Anderer, hatten noch aus einem Lager Schnaps

geholt und kamen sehr angeschütert zur Komp. zurück. Als Beute

brachten sie 6x3 ltr. Demijons mit. Er sollte der Gefechtskomp.

verbleiben, doch haben wir vorn später nichts davon zu werken bekommen.


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  • April 12, 2017 22:29:09 Rolf Kranz

    S. 98

    wurden nicht abgewaschen, die flogen in die Ecke, wo

    der leere Bau des seines Waschkessels beraubten Ofens stand.

    Wozu auch unnötige Arbeit, Teller hatten wir genug,

    "besorgt". Anschliessend fand Fidelitas statt. Mehrere

    Kameraden hatten sich verkleidet. Schwarze Hosen und Röcke

    nebst Kragen, Schlips und steifen Hut kleidete die Herren,

    Mädchenkleider und Blusen, die ihrer Grösse halber mit

    Decken ausgefüllt wurden, Kopftücher und Henkelkorb

    die Mädchen, nur die Kommisstiefeln verrieten das "Kind

    vom Lande" sogar schöne bunte Sonnenschirme fehlten

    nicht. Mit derbem Soldatenwitz wurde Alltriia

    getrieben. Die ganze Kompagnie lachte, vergessen waren

    Strapazen und Verluste - heute ist heut. Längere Zeit

    sah auch Lt. Seedorf zu, er hielt sich vor Lachen den Leib.

    Dann aber kam das Urkomischte - in Gestalt des

    Ortskommandanten. Dieser ein bejahrter Herr von der Artillerie,

    fand Anstoss an unserem Treiben, hatte auch keinen

    Sinn für Humor und Witz und sprach entrüstet mit

    seinem Adjudanten. Dieser ein blutjunger Leutnant konnte

    sich des Lachens kaum erwehren, stand aber eisern und

    beflissen vor dem Major. Er fragte nach Namen und

    Regiment. Stramm standen Männlein und Weibleine vor

    ihm, nur fand sich eine der "Damen" in anderen

    Umständen. Der Major begnügte sich jedoch nicht mit den

    Namen und verlangte Soldbuch oder Erkennungsmarke zu


    S. 99

    sehen. An das Soldbuch zu kommen war nicht so einfach; Mieder

    und Blusen wurden geöffnet, ein endloses Tischtuch hervorgezerrt,

    was dem Mädchen die Brüste zusehends welken liess, unter dem Gürtel

    kamen die Eingeweide oder das zu erwartende Jüngste in Form

    eines Kissens zum Vorschein, weiter und weiter wurde gewühlt,

    endlich war auch der Wafffenrock geöffnet und die verlangten

    Ausweise kamen ans Licht der Sonne. Der Leutnant hatte

    sich köstlich amüsiert, musste aber wohl oder über die Missetäter

    notieren. - Schöne Worte begleiteten den Major beim Weggehen,

    eine Bestrafung oder Rüge erfolgte nicht, wer weiss ob diese

    nicht schon beim Regiment unter den Tsch gefallen sind.

          Herrlich schliefen wir in den weichen Betten bis lange nach

    Sonnenaufgang. Gegen Mittag marschierten wir nach Cambrai             4.IX.

    wo wir im Schlosse von Morenchies Quartier fanden. Wir

    verblieben jedoch nicht lange im Château. Der 5. und 6.                          5. 6. IX.

    September waren uns vergönnt auszuschlafen und unsere

    Sachen in Ordnung zu bringen, desgleichen wurden aufgefüllt

    das Gerät und die Munition. Lt. Seedorf fuhr in Urlaub.

          Der Ort Cambrai sollte geräumt werden. 3 Schützen der Komp.

    Bruckner, Woitschek und ein Anderer, hatten noch aus einem Lager Schnaps

    geholt und kamen sehr angeschütert zur Komp. zurück. Als Beute

    brachten sie 6x3 ltr. Demijons mit. Er sollte der Gefechtskomp.

    verbleiben, doch haben wir vorn später nichts davon zu werken bekommen.

  • March 2, 2017 22:31:21 Rolf Kranz

    S. 98

    wurden nicht abgewaschen, die flogen in die Ecke, wo

    der leere Bau der seines Waschkessels beraubten Ofens stand.

    Wozu auch unnötige Arbeit, Teller hatten wir genug,

    "besorgt". Anschliessend fand Fidelitas statt. Mehrere

    Kameraden hatten sich verkleidet. Schwarze Hosen und Röcke

    nebst Kragen. Schlips und steifen Hut kleidete die Herren,

    Mädchenkleider und Blusen, die ihrer Grösse halber mit

    Decken ausgefüllt wurden, Kopftücher und Henkelkorb

    die Mädchen, nur die Kommisstiefeln verrieten das "Kind

    vom Lande" sogar schöne bunte Sonnenschirme fehlten

    nicht. Mit derben Soldatenwitz wurde Alltriia

    getrieben. Die ganze Kompagnie lachte, vergessen waren

    Strapazen und Verluste - heute ist heut. Längere Zeit

    sah auch Lt. Seedorf zu, er hielt sich vor Lachen den Leib.

    Dann aber kam das Urkomischte - in Gestalt des

    Ortskommandanten. Dieser ein bejahrter Herr von der Artillerie,

    fand Anstoss an unserem Treiben, hatte auch keinen

    Sinn für Humor und Witz und sprach entrüstet mit

    seinem Adjudanten. Dieser ein blutjunger Leutnant konnte

    sich des Lachens kaum erwehren, stand aber eisern und

    befliessen vor dem Major. Er fragte nach Namen und

    Regiment. Stramm standen Männlein und Weibleine vor

    ihm, nur fand sich eine der "Damen" in anderen

    Umständen. Der Major begnügte sich jedoch nicht mit den

    Namen und verlangte Soldbuch oder Erkennungsmarke zu


    S. 99

    sehen. An das Soldbuch zu kommen war nicht so einfach; Mieder

    und Blusen wurden geöffnet, ein endloses Tischtuch hervorgezerrt,

    was dem Mädchen die Brüste zusehends welken liess, unter dem Gürtel

    kamen die Eingeweide oder das zu erwartende Jüngste in Form

    eines Kissens zum Vorschein, weiter und weiter wurde gewühlt,

    endlich war auch der Wafffenrock geöffnet und die verlangten

    Ausweise kamen ans Licht der Sonne. Der Leutnant hatte

    sich köstlich amüsiert, musste aber wohl oder über die Missetäter

    notieren. - Schöne Worte begleiteten den Major beim Weggehen,

    eine Bestrafung oder Rüge erfolgte nicht, wer weiss ob diese

    nicht schon beim Regiment unter den Tsch gefallen sind.

    Herrlich schliefen wir in dem weichen Betten bis lange nach

    Sonnenaufgang. Gegen Mittag marschierten wir nach Cambrai       4.IX.

    wo wir im Schlosse von Morenchier Quartier fanden. Wir

    verblieben jedoch nicht lange im Château. Der 5. und 6.                   5. 6. IX.

    Septemberwaren uns vergönnt auszuschlafen und unsere

    Sachen in Ordnung zu bringen, desgleichen wurden aufgefüllt

    das Gerät und die Munition. Lt. Seedorf fuhr in Urlaub.

    Der Ort Cambrai sollte geräumt werden. 3 Schützen der Komp.

    Bruckner, Weitschiek und ein Anderer, hatten noch aus einem Lager Schnaps

    geholt und kamen sehr angeschütert zur Komp. zurück. Als Beute

    brachten sie 6x3 ltr. Demijons mit. Er sollte der Gefechtskomp.

    verbleiben, doch haben wir vorn später nichts davon zu werken bekommen.


  • January 22, 2017 11:26:34 Corinna Pichler (AUT)

    S. 98

    wurden nicht abgewaschen, die flogen in die Ecke, wo

    der leere Bau der seines Waschhemds beraubter Ofens stand.

    Wozu auch unnötige Arbeit, Teller hatten wir genug,

    besorgt! Anschliessend fand Fidelitas statt. Mehrere

    Kameraden hatten sich verkleidet. Schwarze Hosen und Röcke

    nebst Kragen. Schlips und steifen Hut kleidete die Herren,

    Mädchenkleider und Blusen, die ihrer Grösse halber mit

    Decken ausgefüllt wurden, Kopflieder und Hinkelkorb

    die Mädchen, nur die Konniesstiefeln verrieten das "Kind

    vom Lande" sogar schöne bunte Sonnenschirme fehlten

    nicht. Mit derben Soldatenwitz wurde Alltriia

    getrieben. Die ganze Kompagnie lachte, vergessen waren

    Strapazen und Verluste - heute ist heut. Längere Zeit

    sah auch Lt. Serdorf zu, er hielt sich vor Lachen den Leib.

    Dann aber kam das Urkomischte - in Gestalt des

    Ortskommandanten. Dieser ein bejahrter Herr von der Artillerie,

    fand Anstoss an unserem Treiben, hatte auch keinen

    Sinn für Humor und Witz und sprach entrüstet mit

    seinem Adjudanten. Dieser ein blutjunger Leutnant konnte

    sich des Lachens kaum erwehren, stand aber eisern und

    befliessen vor dem Major. Er fragte nach Namen und

    Regiment. Stramm standen Männlein und Weibleine vor

    ihm, mir fand sich eine der "Damen" in anderen

    Umständen. Der Major begnügte sich jedoch nicht mit den

    Namen und verlangte Soldbuch oder Erkennungsmarke zu


    S. 99

    sehen. An das Soldbuch zu kommen war nicht so einfach; Mieder

    und Blusen wurden geöffnet, ein endloses Tischtuch hervorgezerrt,

    was dem Mädchen die Brüste zunehmends welken liess, unter dem Gürtel

    kamen die Eingeweide oder das zu erwartende Jüngste in Form

    eines Kissens zum Vorschein, weiter und weiter wurde gewäht,

    endlich war auch der Wafffenrock geöffnet und die verlangten

    Ausweise kamen ans Licht der Sonne. Der Leutnant hatte

    sich köstlich amüsiert, musste aber wohl oder über die Minetäter

    notieren. - Schöne Worte begleiteten den Major beim Weggehen,

    eine Bestrafung oder Rüge erfolgte nicht, wer weiss ob diese

    nicht schon beim Regiment unter den Tsch gefallen sind.

    Herrlich schliefen wir in dem weichen Betten bis lange nach

    Sonnenaufgang. [4.IX.] Gegen Mittag marschierten wir nach Cambrai

    wo wir im Schlosse von Movendier Quartier fanden. Wir

    verblieben jedoch nicht lange im Châtau. Der 5. und 6.

    September in Ordnung zu langen, desgleichen wurden aufgefüllt

    das Gerät und die Munition. Lt. Leedorf fuhr in Urlaub.

    Der Ort Cambrai sollte geräumt werden. 3 Schützen der Komp.

    Bruckner, Weitschiek und ein Anderer, hatten noch aus einem Lager Schnaps

    geholt und kamen sehr angeschütett [sic!] zur Komp. zurück. Als Beute

    brachten sie 6x3 ltr. Demijons mit. Er sollte der Gefechtskomp.

    verbleiben, doch haben wir vorn später nichts davon zu werken bekommen.


  • January 22, 2017 11:21:55 Corinna Pichler (AUT)

    S. 98

    wurden nicht abgewaschen, die flogen in die Ecke, wo

    der leere Bau der seines Waschhemds beraubter Ofens stand.

    Wozu auch unnötige Arbeit, Teller hatten wir genug,

    besorgt! Anschliessend fand Fidelitas statt. Mehrere

    Kameraden hatten sich verkleidet. Schwarze Hosen und Röcke

    nebst Kragen. Schlips und steifen Hut kleidete die Herren,

    Mädchenkleider und Blusen, die ihrer Grösse halber mit

    Decken ausgefüllt wurden, Kopflieder und Hinkelkorb

    die Mädchen, nur die Konniesstiefeln verrieten das "Kind

    vom Lande" sogar schöne bunte Sonnenschirme fehlten

    nicht. Mit derben Soldatenwitz wurde Alltriia

    getrieben. Die ganze Kompagnie lachte, vergessen waren

    Strapazen und Verluste - heute ist heut. Längere Zeit

    sah auch Lt. Serdorf zu, er hielt sich vor Lachen den Leib.

    Dann aber kam das Urkomischte - in Gestalt des

    Ortskommandanten. Dieser ein bejahrter Herr von der Artillerie,

    fand Anstoss an unserem Treiben, hatte auch keinen

    Sinn für Humor und Witz und sprach entrüstet mit

    seinem Adjudanten. Dieser ein blutjunger Leutnant konnte

    sich des Lachens kaum erwehren, stand aber eisern und

    befliessen vor dem Major. Er fragte nach Namen und

    Regiment. Stramm standen Männlein und Weibleine vor

    ihm, mir fand sich eine der "Damen" in anderen

    Umständen. Der Major begnügte sich jedoch nicht mit den

    Namen und verlangte Soldbuch oder Erkennungsmarke zu


    S. 99

    sehen. An das Soldbuch zu kommen war nicht so einfach; Mieder

    und Blusen wurden geöffnet, ein endloses Tischtuch hervorgezerrt,

    was dem Mädchen die Brüste zunehmends welken liess, unter dem Gürtel

    kamen die Eingeweide oder das zu erwartende Jüngste in Form

    eines Kissens zum Vorschein, weiter und weiter wurde gewäht,

    endlich war auch der Wafffenrock geöffnet und die verlangten

    Ausweise kamen ans Licht der Sonne. Der Leutnant hatte

    sich köstlich amüsiert, musste aber wohl oder über die Minetäter

    notieren.


  • January 22, 2017 11:18:54 Corinna Pichler (AUT)

    S. 98

    wurden nicht abgewaschen, die flogen in die Ecke, wo

    der leere Bau der seines Waschhemds beraubter Ofens stand.

    Wozu auch unnötige Arbeit, Teller hatten wir genug,

    besorgt! Anschliessend fand Fidelitas statt. Mehrere

    Kameraden hatten sich verkleidet. Schwarze Hosen und Röcke

    nebst Kragen. Schlips und steifen Hut kleidete die Herren,

    Mädchenkleider und Blusen, die ihrer Grösse halber mit

    Decken ausgefüllt wurden, Kopflieder und Hinkelkorb

    die Mädchen, nur die Konniesstiefeln verrieten das "Kind

    vom Lande" sogar schöne bunte Sonnenschirme fehlten

    nicht. Mit derben Soldatenwitz wurde Alltriia

    getrieben. Die ganze Kompagnie lachte, vergessen waren

    Strapazen und Verluste - heute ist heut. Längere Zeit

    sah auch Lt. Serdorf zu, er hielt sich vor Lachen den Leib.

    Dann aber kam das Urkomischte - in Gestalt des

    Ortskommandanten. Dieser ein bejahrter Herr von der Artillerie,

    fand Anstoss an unserem Treiben, hatte auch keinen

    Sinn für Humor und Witz und sprach entrüstet mit

    seinem Adjudanten. Dieser ein blutjunger Leutnant konnte

    sich des Lachens kaum erwehren, stand aber eisern und

    befliessen vor dem Major. Er fragte nach Namen und

    Regiment. Stramm standen Männlein und Weibleine vor

    ihm, mir fand sich eine der "Damen" in anderen

    Umständen. Der Major begnügte sich jedoch nicht mit den

    Namen und verlangte Soldbuch oder Erkennungsmarke zu


    S. 99


  • January 22, 2017 11:18:30 Corinna Pichler (AUT)

    S. 98

    wurden nicht abgewaschen, die flogen in die Ecke, wo

    der leere Bau der seines Waschhemds beraubter Ofens stand.

    Wozu auch unnötige Arbeit, Teller hatten wir genug,

    besorgt! Anschliessend fand Fidelitas statt. Mehrere

    Kameraden hatten sich verkleidet. Schwarze Hosen und Röcke

    nebst Kragen. Schlips und steifen Hut kleidete die Herren,

    Mädchenkleider und Blusen, die ihrer Grösse halber mit

    Decken ausgefüllt wurden, Kopflieder und Hinkelkorb

    die Mädchen, nur die Konniesstiefeln verrieten das "Kind

    vom Lande" sogar schöne bunte Sonnenschirme fehlten

    nicht. Mit derben Soldatenwitz wurde Alltriia

    getrieben. Die ganze Kompagnie lachte, vergessen waren

    Strapazen und Verluste - heute ist heut. Längere Zeit

    sah auch Lt. Serdorf zu, er hielt sich vor Lachen den Leib.

    Dann aber kam das Urkomischte - in Gestalt des

    Ortskommandanten. Dieser ein bejahrter Herr von der Artillerie,

    fand Anstoss an unserem Treiben, hatte auch keinen

    Sinn für Humor und Witz und sprach entrüstet mit

    seinem Adjudanten. Dieser ein blutjunger Leutnant konnte

    sich des Lachens kaum erwehren, stand aber eisern und

    befliessen vor dem Major. Er fragte nach Namen und

    Regiment. Stramm standen Maunlerin und Weibbeine vor

    ihm, mir fand sich eine der "Damen" in anderen

    Umständen. Der Major begnügte sich jedoch nicht mit den

    Namen und verlangte Soldbuch oder Erkennungsmarke zu


    S. 99


  • January 22, 2017 11:15:31 Corinna Pichler (AUT)

    S. 98

    wurden nicht abgewaschen, die flogen in die Ecke, wo

    der leere Bau der seines Waschhemds beraubten Ofen stand.

    Wozu auch unnötige Arbeit, Teller hatten wir genug,

    besorgt! Anschliessend fand Fideletas statt. Mehrere

    Kameraden hatten sich verkleidet Schwarz Hosen und Röcke

    nebst Kragen. Schlips und steifen Hut kleidete die Herren,

    Mädchenkleider und Blusen, die ihrer grösse halber mit

    Decken ausgefüllt wurden, Kopfläder und Hinkelkorb

    die Mädchen, nur die Kommiesstiefeln verrieten das "Kind

    vom Lande" sogar schöne bunte Sonnenschirme fehlten

    nicht. Mit derben Soldatenwitz wurde Alltriva

    getrieben. Die ganze Kompagnie lachte, vergessen waren

    Strapazen und Verluste - heute ist heu. Längere Zeit

    sah auch Lt. Serdorf zu, er hielt sich vor Lachen den Leib.

    Dann aber kam das Urkomischte - in Gestalt des

    Ortskommandanten an unserem Treiben, hatte auch keinen

    Sinn für Humorund Witz und sprach entrüstet mit

    seinem Adjudanten. Dieser ein blutjunger Leutnant konnte

    sich des Lachens kaum erwehren, stand aber eisern und

    befliessen vor dem Major. Er fragte nach Namen und

    Regiment. Stramm standen Maunlerin und Weibbeine vor

    ihm, mir fand sich eine der "Damen" in anderen

    Umständen. Der Major begnügte sich jedoch nicht mit den

    Namen und verlangte Soldbuch oder Erkennungsmarke zu


    S. 99


  • January 22, 2017 11:15:15 Corinna Pichler (AUT)

    S. 98

    wurden nicht abgewaschen, die flogen in die Ecke, wo

    der leere Bau des seines Waschhemds beraubten Ofen stand.

    Wozu auch unnötige Arbeit, Teller hatten wir genug,

    besorgt! Anschliessend fand Fideletas statt. Mehrere

    Kameraden hatten sich verkleidet Schwarz Hosen und Röcke

    nebst Kragen. Schlips und steifen Hut kleidete die Herren,

    Mädchenkleider und Blusen, die ihrer grösse halber mit

    Decken ausgefüllt wurden, Kopfläder und Hinkelkorb

    die Mädchen, nur die Kommiesstiefeln verrieten das "Kind

    vom Lande" sogar schöne bunte Sonnenschirme fehlten

    nicht. Mit derben Soldatenwitz wurde Alltriva

    getrieben. Die ganze Kompagnie lachte, vergessen waren

    Strapazen und Verluste - heute ist heu. Längere Zeit

    sah auch Lt. Serdorf zu, er hielt sich vor Lachen den Leib.

    Dann aber kam das Urkomischte - in Gestalt des

    Ortskommandanten an unserem Treiben, hatte auch keinen

    Sinn für Humorund Witz und sprach entrüstet mit

    seinem Adjudanten. Dieser ein blutjunger Leutnant konnte

    sich des Lachens kaum erwehren, stand aber eisern und

    befliessen vor dem Major. Er fragte nach Namen und

    Regiment. Stramm standen Maunlerin und Weibbeine vor

    ihm, mir fand sich eine der "Damen" in anderen

    Umständen. Der Major begnügte sich jedoch nicht mit den

    Namen und verlangte Soldbuch oder Erkennungsmarke zu


    S. 99


  • January 22, 2017 11:13:22 Corinna Pichler (AUT)

    S. 98

    wurden nicht abgewaschen, die flogen in die Ecke, wo

    der leere Bau des seines Waschhemds beraubten Ofen stand.

    Wozu auch unnötige Arbeit, Teller hatten wir genug,

    besorgt! Anschliessend fand Fideletas statt. Mehrere

    Kameraden hatten sich verkleidet Schwarz Hosen und Röcke

    nebst Kragen. Schlips und steifen Hut kleidete die Herren,

    Mädchenkleider und Blusen, die ihrer grösse halber mit

    Decken ausgefüllt wurden, Kopfläder und Hinkelkorb

    die Mädchen, nur die Kommiesstiefeln verrieten das "Kind

    vom Lande" sogar schöne bunte Sonnenschirme fehlten

    nicht. Mit derben Soldatenwitz wurde Alltriva

    getrieben. Die ganze Kompagnie lachte, vergessen waren

    Strapazen und Verluste - heute ist heu. Längere Zeit

    sah auch Lt. Serdorf zu, er hielt sich vor Lachen den Leib.

    Dann aber kam das Urkomischte - in Gestalt des

    Ortskommandanten an unserem Treiben, hatte auch keinen

    Sinn für Humorund Witz und sprach entrüstet mit

    seinem Adjudanten

    S. 99


Description

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  • 50.1917861||3.2436165||

    Château Morenchies

  • 50.173538||3.236633||

    Cambrais

Location(s)
  • Document location Château Morenchies
  • Additional document location Cambrais
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ID
15873 / 169026
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Heike Knothe
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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