Tagebuch von Margarethe Wirringa, item 23

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linke Seite

es einfach weggenommen. Jedoch ist bei

beiden ersteren nichts gefunden, was

nicht sein durfte. Norderney steht jetzt

unter die neue Regierung. Der Arbeiter

& Soldatenrat will nicht, daß die

besseren Stände in irgendeiner

Weise bevorzugt werden. Hierdurch ist

Zivil & Militär dem Rat untertan.

Damit die Bevölkerung Norderneys

die Rechte des Arb.- u. Soldatenrats

kennen lernt, war am     eine Versammlung

im Gasthofe Frisia. Meine

Eltern u. Geschwister waren hin. Es sei

immer wieder auf Freiheit & Gleichheit

hingewiesen. "Es lebe die Freiheit!"

Die Unterjochung solle aufhören in jeder

Weise. Der arme Mann solle ruhig in

ein Lokal einkehren, wo ein "Besserer"

eingekehrt sei u. nur nicht denken,

daß er deswegen nicht hinein dürfe.

In der Familie solle auch der sich nicht

mehr drücken lassen ders Geld ver-

dienst, als der, der zu Hause ist. Der

Mann solle nicht betrunken heimkehren

u. dann ein großes Wort führen.

Die Frau hätte ebenso viel Macht, wie

der Mann. " Ihr Frauen u. Jungfrauen,

 laßt Euch nichts sagen von den

Männern (oder so ähnlich) !" wäre

gesagt. In der Versammlung hätte

bald der eine, bald der andere geredet,

auch Herr Pastor Rieschel. Sehr oft hätte

es Meinungsverschiedenheiten gegeben,

die neue Regierung will die Religion

unterdrücken.


rechte Seite

Allen

Heimkehrenden

aus Gefangenschaft

zum Gruße u. Ehren

- zum Andenken -

M. W.


------

Norderney, den 7. Okt. 1919

(3:20 Uhr nachm.) Dienstag.

Bruder Hinrich kommt

heute aus engl. Gefangenschaft

zurück. Ihm

zu Ehren stecke ich diese

Fahne aus.

M.W.


Abends 10:20 Uhr

Hinrich ist "Gott sei Dank"

wieder in unserer Mitte.

Die frohe Stimmung will

aber nicht so recht hochkommen,

weil unser lieber

Vater nicht mehr ist.   M.W.


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es einfach weggenommen. Jedoch ist bei

beiden ersteren nichts gefunden, was

nicht sein durfte. Norderney steht jetzt

unter die neue Regierung. Der Arbeiter

& Soldatenrat will nicht, daß die

besseren Stände in irgendeiner

Weise bevorzugt werden. Hierdurch ist

Zivil & Militär dem Rat untertan.

Damit die Bevölkerung Norderneys

die Rechte des Arb.- u. Soldatenrats

kennen lernt, war am     eine Versammlung

im Gasthofe Frisia. Meine

Eltern u. Geschwister waren hin. Es sei

immer wieder auf Freiheit & Gleichheit

hingewiesen. "Es lebe die Freiheit!"

Die Unterjochung solle aufhören in jeder

Weise. Der arme Mann solle ruhig in

ein Lokal einkehren, wo ein "Besserer"

eingekehrt sei u. nur nicht denken,

daß er deswegen nicht hinein dürfe.

In der Familie solle auch der sich nicht

mehr drücken lassen ders Geld ver-

dienst, als der, der zu Hause ist. Der

Mann solle nicht betrunken heimkehren

u. dann ein großes Wort führen.

Die Frau hätte ebenso viel Macht, wie

der Mann. " Ihr Frauen u. Jungfrauen,

 laßt Euch nichts sagen von den

Männern (oder so ähnlich) !" wäre

gesagt. In der Versammlung hätte

bald der eine, bald der andere geredet,

auch Herr Pastor Rieschel. Sehr oft hätte

es Meinungsverschiedenheiten gegeben,

die neue Regierung will die Religion

unterdrücken.


rechte Seite

Allen

Heimkehrenden

aus Gefangenschaft

zum Gruße u. Ehren

- zum Andenken -

M. W.


------

Norderney, den 7. Okt. 1919

(3:20 Uhr nachm.) Dienstag.

Bruder Hinrich kommt

heute aus engl. Gefangenschaft

zurück. Ihm

zu Ehren stecke ich diese

Fahne aus.

M.W.


Abends 10:20 Uhr

Hinrich ist "Gott sei Dank"

wieder in unserer Mitte.

Die frohe Stimmung will

aber nicht so recht hochkommen,

weil unser lieber

Vater nicht mehr ist.   M.W.



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  • January 15, 2017 21:07:05 Rolf Kranz

    linke Seite

    es einfach weggenommen. Jedoch ist bei

    beiden ersteren nichts gefunden, was

    nicht sein durfte. Norderney steht jetzt

    unter die neue Regierung. Der Arbeiter

    & Soldatenrat will nicht, daß die

    besseren Stände in irgendeiner

    Weise bevorzugt werden. Hierdurch ist

    Zivil & Militär dem Rat untertan.

    Damit die Bevölkerung Norderneys

    die Rechte des Arb.- u. Soldatenrats

    kennen lernt, war am     eine Versammlung

    im Gasthofe Frisia. Meine

    Eltern u. Geschwister waren hin. Es sei

    immer wieder auf Freiheit & Gleichheit

    hingewiesen. "Es lebe die Freiheit!"

    Die Unterjochung solle aufhören in jeder

    Weise. Der arme Mann solle ruhig in

    ein Lokal einkehren, wo ein "Besserer"

    eingekehrt sei u. nur nicht denken,

    daß er deswegen nicht hinein dürfe.

    In der Familie solle auch der sich nicht

    mehr drücken lassen ders Geld ver-

    dienst, als der, der zu Hause ist. Der

    Mann solle nicht betrunken heimkehren

    u. dann ein großes Wort führen.

    Die Frau hätte ebenso viel Macht, wie

    der Mann. " Ihr Frauen u. Jungfrauen,

     laßt Euch nichts sagen von den

    Männern (oder so ähnlich) !" wäre

    gesagt. In der Versammlung hätte

    bald der eine, bald der andere geredet,

    auch Herr Pastor Rieschel. Sehr oft hätte

    es Meinungsverschiedenheiten gegeben,

    die neue Regierung will die Religion

    unterdrücken.


    rechte Seite

    Allen

    Heimkehrenden

    aus Gefangenschaft

    zum Gruße u. Ehren

    - zum Andenken -

    M. W.


    ------

    Norderney, den 7. Okt. 1919

    (3:20 Uhr nachm.) Dienstag.

    Bruder Hinrich kommt

    heute aus engl. Gefangenschaft

    zurück. Ihm

    zu Ehren stecke ich diese

    Fahne aus.

    M.W.


    Abends 10:20 Uhr

    Hinrich ist "Gott sei Dank"

    wieder in unserer Mitte.

    Die frohe Stimmung will

    aber nicht so recht hochkommen,

    weil unser lieber

    Vater nicht mehr ist.   M.W.


  • January 11, 2017 16:20:23 Kappandra

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    es einfach weggenommen. Jedoch ist bei

    beiden ersteren nichts gefunden, was

    nicht sein durfte. Norderney steht jetzt

    unter die neue Regierung. Der Arbei-

    ter & Soldatenrat will nicht, daß die

    besseren Stände in irgendeiner

    Weise bevorzugt werden. Hierdurch ist

    Zivil & Militär dem Rat untertan.

    Damit die Bevölkerung Norderneys

    die Rechte des Arb.- u. Soldatenrats

    kennen lernt, war am     eine Ver-

    sammlung im Gasthofe Frisia. Meine

    Eltern u. Geschwister waren hin. Es sei

    immer wieder auf Freiheit & Gleich-

    heit hingewiesen. "Es lebe die Freiheit!"

    Die Unterjochung solle aufhören in jeder

    Weise. Der arme Mann solle ruhig in

    ein Lokal einkehren, wo ein "Besserer"

    eingekehrt sei u. nur nicht denken,

    daß er deswegen nicht hinein dürfe.

    In der Familie solle auch der sich nicht

    mehr drücken lassen ders Geld ver-

    dienst, als der, der zu Hause ist. Der

    Mann solle nicht betrunken heimkeh-

    ren u. dann ein großes Wort führen.

    Die Frau hätte ebenso viel Macht, wie

    der Mann. " Ihr Frauen u. Jungfrau-

    en, laßt Euch nichts sagen von den

    Männern (oder so ähnlich)!" wäre

    gesagt. In der Versammlung hätte

    bald der eine, bald der andere geredet,

    auch Herr Pastor ... Sehr oft hätte

    es Meinungsverschiedenheiten gegeben,

    die neue Regierung will die Religion

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    All ...

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    aus Gefangenschaft

    zum Gruße u. Ehren

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    M. W.


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    Norderney, den 7. Okt. 1919

    (3:20 Uhr nachm.) Dienstag.

    Bruder Hinrich kommt

    heute aus engl. Gefan-

    genschaft zurück. Ihm

    zu Ehren stecke ich diese

    Fahne aus.

    M.W.


    Abends 10:20 Uhr

    Hinrich ist "Gott sei Dank"

    wieder in unserer Mitte.

    Die frohe Stimmung will

    aber nicht so recht hochkom-

    men, weil unser lieber

    Vater nicht mehr ist. M.W.



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    Norderney

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14705 / 160798
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http://europeana1914-1918.eu/...
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Johanna Senkowski
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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