Kriegstagebuch von Walther Huth, item 16

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...linke Seite

scheint die Rinde zwischen uns gebrochen. Der

Krieg gleicht ja manches aus. Sachen zurechtgemacht.

Fortwährend schlugen feindliche Granaten

dicht bei unserem Gehöft ein, die unsere Artillerie

suchten. Wonniges warmes Sonnenwetter. Wir

hatten seit langer Zeit mal wieder Gelegenheit,

uns ordentlich zu waschen. Wir lebten wieder

ordentlich auf. Grade beim Mittagessen kam

ein Radfahrer und beorderte uns wieder nach

vorn. Wir rückten an die nördliche Kolonnenbrücke

und bezogen einen Schützengraben. Das

Vorgelände war gänzlich dem Feinde preisgegeben.

Auch die Artillerie war ganz zurück.

Das jenseitige Ufer war von Infanterie mit

Maschinengewehren besetzt. Am Abend bezogen

wir eine Feldwache am Kanal. Kurz nach

uns kam die 6/203 in dieselbe Stellung. Unteroffizier

Schönefeld, Staver und ich wurden abgeschickt

zum Major, um Befehle zu holen.

Wir hatten in einer herrlichen Mondnacht 1 Std.

zu laufen, bekamen dann Befehl, die Kompagnie

in ein Gehöft zurückzuholen. Gutes Nachtlager

in einer Scheune, wo sehr viel Stroh war. Die

Maschinengewehr-Abteilung, die dort im Quartier


...rechte Seite

lag, war vorn im Schützengraben.

3. XI.  Am Vormittag Ruhe. Feldpost. 3 Paketchen

von zu Hause, außerdem einige Briefe. Am

Abend rückten wir in die alten Quartiere.

Dort gutes Nachtlager.

4. XI.  Zeitig Abmarsch nach Waummen. Dort Quartier

als Vorreserve. Gut in einer Scheune

untergebracht.

Zum 3. XI.  Das Gelände bis zum Yser-Kanal

war von uns geräumt worden. Der Feind

drängte nach, wurde aber von unseren

Maschinengewehren zusammengemäht, der Rest

wurde nach einem Bajonettangriff unsererseits

gefangen. Die Gefangenen waren Belgier.

4. XI.  Wir hatten das Glück in einer Molkerei

Butter zu bekommen, nun endlich mal

was anderes als trocken Brot. Ich hatte mir

schon das Fleisch aus dem Mittagbrot

gesammelt. Am Abend des 3. traf ich Tiesler.

Von ihm bekam ich ein Stückchen Wurst und

eine Marmeladestulle. Am Abend gab es noch

mal Essen aus der Kanone, dann "fertig zum

Abmarsch". Natürlich wieder die 2. Die 4. rückte

auch aus, kehrte aber dicht am Feinde um,


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...linke Seite

scheint die Rinde zwischen uns gebrochen. Der

Krieg gleicht ja manches aus. Sachen zurechtgemacht.

Fortwährend schlugen feindliche Granaten

dicht bei unserem Gehöft ein, die unsere Artillerie

suchten. Wonniges warmes Sonnenwetter. Wir

hatten seit langer Zeit mal wieder Gelegenheit,

uns ordentlich zu waschen. Wir lebten wieder

ordentlich auf. Grade beim Mittagessen kam

ein Radfahrer und beorderte uns wieder nach

vorn. Wir rückten an die nördliche Kolonnenbrücke

und bezogen einen Schützengraben. Das

Vorgelände war gänzlich dem Feinde preisgegeben.

Auch die Artillerie war ganz zurück.

Das jenseitige Ufer war von Infanterie mit

Maschinengewehren besetzt. Am Abend bezogen

wir eine Feldwache am Kanal. Kurz nach

uns kam die 6/203 in dieselbe Stellung. Unteroffizier

Schönefeld, Staver und ich wurden abgeschickt

zum Major, um Befehle zu holen.

Wir hatten in einer herrlichen Mondnacht 1 Std.

zu laufen, bekamen dann Befehl, die Kompagnie

in ein Gehöft zurückzuholen. Gutes Nachtlager

in einer Scheune, wo sehr viel Stroh war. Die

Maschinengewehr-Abteilung, die dort im Quartier


...rechte Seite

lag, war vorn im Schützengraben.

3. XI.  Am Vormittag Ruhe. Feldpost. 3 Paketchen

von zu Hause, außerdem einige Briefe. Am

Abend rückten wir in die alten Quartiere.

Dort gutes Nachtlager.

4. XI.  Zeitig Abmarsch nach Waummen. Dort Quartier

als Vorreserve. Gut in einer Scheune

untergebracht.

Zum 3. XI.  Das Gelände bis zum Yser-Kanal

war von uns geräumt worden. Der Feind

drängte nach, wurde aber von unseren

Maschinengewehren zusammengemäht, der Rest

wurde nach einem Bajonettangriff unsererseits

gefangen. Die Gefangenen waren Belgier.

4. XI.  Wir hatten das Glück in einer Molkerei

Butter zu bekommen, nun endlich mal

was anderes als trocken Brot. Ich hatte mir

schon das Fleisch aus dem Mittagbrot

gesammelt. Am Abend des 3. traf ich Tiesler.

Von ihm bekam ich ein Stückchen Wurst und

eine Marmeladestulle. Am Abend gab es noch

mal Essen aus der Kanone, dann "fertig zum

Abmarsch". Natürlich wieder die 2. Die 4. rückte

auch aus, kehrte aber dicht am Feinde um,



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  • February 21, 2017 19:58:45 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    scheint die Rinde zwischen uns gebrochen. Der

    Krieg gleicht ja manches aus. Sachen zurechtgemacht.

    Fortwährend schlugen feindliche Granaten

    dicht bei unserem Gehöft ein, die unsere Artillerie

    suchten. Wonniges warmes Sonnenwetter. Wir

    hatten seit langer Zeit mal wieder Gelegenheit,

    uns ordentlich zu waschen. Wir lebten wieder

    ordentlich auf. Grade beim Mittagessen kam

    ein Radfahrer und beorderte uns wieder nach

    vorn. Wir rückten an die nördliche Kolonnenbrücke

    und bezogen einen Schützengraben. Das

    Vorgelände war gänzlich dem Feinde preisgegeben.

    Auch die Artillerie war ganz zurück.

    Das jenseitige Ufer war von Infanterie mit

    Maschinengewehren besetzt. Am Abend bezogen

    wir eine Feldwache am Kanal. Kurz nach

    uns kam die 6/203 in dieselbe Stellung. Unteroffizier

    Schönefeld, Staver und ich wurden abgeschickt

    zum Major, um Befehle zu holen.

    Wir hatten in einer herrlichen Mondnacht 1 Std.

    zu laufen, bekamen dann Befehl, die Kompagnie

    in ein Gehöft zurückzuholen. Gutes Nachtlager

    in einer Scheune, wo sehr viel Stroh war. Die

    Maschinengewehr-Abteilung, die dort im Quartier


    ...rechte Seite

    lag, war vorn im Schützengraben.

    3. XI.  Am Vormittag Ruhe. Feldpost. 3 Paketchen

    von zu Hause, außerdem einige Briefe. Am

    Abend rückten wir in die alten Quartiere.

    Dort gutes Nachtlager.

    4. XI.  Zeitig Abmarsch nach Waummen. Dort Quartier

    als Vorreserve. Gut in einer Scheune

    untergebracht.

    Zum 3. XI.  Das Gelände bis zum Yser-Kanal

    war von uns geräumt worden. Der Feind

    drängte nach, wurde aber von unseren

    Maschinengewehren zusammengemäht, der Rest

    wurde nach einem Bajonettangriff unsererseits

    gefangen. Die Gefangenen waren Belgier.

    4. XI.  Wir hatten das Glück in einer Molkerei

    Butter zu bekommen, nun endlich mal

    was anderes als trocken Brot. Ich hatte mir

    schon das Fleisch aus dem Mittagbrot

    gesammelt. Am Abend des 3. traf ich Tiesler.

    Von ihm bekam ich ein Stückchen Wurst und

    eine Marmeladestulle. Am Abend gab es noch

    mal Essen aus der Kanone, dann "fertig zum

    Abmarsch". Natürlich wieder die 2. Die 4. rückte

    auch aus, kehrte aber dicht am Feinde um,


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    Woumen

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    Coswig (bei Dresden)

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2655 / 33561
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Friedrich-Carl Hoffmann
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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