Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 118

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192.      Brief an Frau Ulrich.

                         Dombrowa-Komorowo, 3. August 1915.

        Liebe Frau Ulrich !

    Jetzt ist es gerade ein Jahr her, ja, vor einem

Jahre, da wolltest Du mich mit allen Überredungskünsten

als artiges Muttersöhnchen an den heimischen Ofen binden.

Na, und dann hätte man mich Anfang dieses Jahres als

Rekrut, als hundsgemeinen Muschko eingezogen u. jetzt

wäre ich doch auf Entdeckungsfahrten. ´s war doch besser

so, wenn ich mich auch manchmal nach Deinem gemütlichen

Heim zurückgesehnt habe.

    Wir hatten die Ehre, die ganze Offensive hier im Osten

zu eröffnen, u. stürmten in vorderster Linie die 2. u. 3.

sowie die 6. u. 8./95 beim Durchbruch bei Grudusk am 13./VII.

Jetzt sind wir längst bei Wygoda u. Sambski über den

Narew, befinden uns 12 km östl. Pultusk u. keine 40 km

nördl. von den Vorbefestigungen von Warschau. Vorläufig

sitzen wir hier fest in einer idyllischen Waldstellung bei

herrlichem Wetter, warums nicht weiter voran geht ?, nun

Papa Hindenburg wird schon wissen, wenns Zeit dazu ist.

Ruski liegt 200 m entfernt u. "knetscht" andauernd. Ich sehe

mich unterdessen nach Karnickeln u. Hasen um, die man

mit unserem 98 großartig zur Strecke bringen kann. Ruski

meint manchmal, mit Kanonen ginge das besser, dann schießt

er mit Schrapnells, wobei aber nicht viel bei rauskommt, schießt


...rechte Seite

nur den schönen Wald kaputt. Also mir geht es großartig,

habe Aussicht auf baldige Beförderung u. Auszeichnung

u. wäre saufidel, wenn Rauchhaupt nicht am 27. vor

Dombrowa-West, östl. von hier, einen Steckschuß in die

Schulter bekommen hätte, wäre ja an u. für sich ein

beneidenswerter Heimatschuß, wenn Schrapnell nur nicht

fast immer eiterte u. dann weiß ich nicht, ob das Gelenk

verletzt ist, allein bin ich auf jeden Fall wieder.

            Bitte um Grüße an Frl. Hannchen, Hans u. alle

Bekannten.               Herzlichst

                                                            Ihr    W. Huth.

                Habe von H. Schulze gute Nachricht !


193.          Brief an Wilhelm v. Rauchhaupt.

                                         Sadikierz, 5. VIII. 15.

           Lieber Wilhelm !

   Heute früh besuchte mich Hauptmann Heinrici u. teilte

[Gotthard Heinrici, 1886-1971, deutscher Offizier, seit dem 14. Juni 1915

Hauptmann im 6. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 95]

mir strahlend mit, was Du für Schwein gehabt hast, einmal

daß der Schuß wohl unter die Kategorie der "Heimatschüsse"

zu rechnen ist u. dann, daß Du in Dessau sitzt.

Von Deiner Verwundung erfuhr ich übrigens erst am 29.VII.,

als die 9. uns bei Dombrowa ablöste. Wir gingen dann

zurück nach Grudek u. von dort weiter rechts in Stellung

von 229, heute Abend werden wir wieder abgelöst, morgen

sammelt sich das Regiment in Obrytte u. dann


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192.      Brief an Frau Ulrich.

                         Dombrowa-Komorowo, 3. August 1915.

        Liebe Frau Ulrich !

    Jetzt ist es gerade ein Jahr her, ja, vor einem

Jahre, da wolltest Du mich mit allen Überredungskünsten

als artiges Muttersöhnchen an den heimischen Ofen binden.

Na, und dann hätte man mich Anfang dieses Jahres als

Rekrut, als hundsgemeinen Muschko eingezogen u. jetzt

wäre ich doch auf Entdeckungsfahrten. ´s war doch besser

so, wenn ich mich auch manchmal nach Deinem gemütlichen

Heim zurückgesehnt habe.

    Wir hatten die Ehre, die ganze Offensive hier im Osten

zu eröffnen, u. stürmten in vorderster Linie die 2. u. 3.

sowie die 6. u. 8./95 beim Durchbruch bei Grudusk am 13./VII.

Jetzt sind wir längst bei Wygoda u. Sambski über den

Narew, befinden uns 12 km östl. Pultusk u. keine 40 km

nördl. von den Vorbefestigungen von Warschau. Vorläufig

sitzen wir hier fest in einer idyllischen Waldstellung bei

herrlichem Wetter, warums nicht weiter voran geht ?, nun

Papa Hindenburg wird schon wissen, wenns Zeit dazu ist.

Ruski liegt 200 m entfernt u. "knetscht" andauernd. Ich sehe

mich unterdessen nach Karnickeln u. Hasen um, die man

mit unserem 98 großartig zur Strecke bringen kann. Ruski

meint manchmal, mit Kanonen ginge das besser, dann schießt

er mit Schrapnells, wobei aber nicht viel bei rauskommt, schießt


...rechte Seite

nur den schönen Wald kaputt. Also mir geht es großartig,

habe Aussicht auf baldige Beförderung u. Auszeichnung

u. wäre saufidel, wenn Rauchhaupt nicht am 27. vor

Dombrowa-West, östl. von hier, einen Steckschuß in die

Schulter bekommen hätte, wäre ja an u. für sich ein

beneidenswerter Heimatschuß, wenn Schrapnell nur nicht

fast immer eiterte u. dann weiß ich nicht, ob das Gelenk

verletzt ist, allein bin ich auf jeden Fall wieder.

            Bitte um Grüße an Frl. Hannchen, Hans u. alle

Bekannten.               Herzlichst

                                                            Ihr    W. Huth.

                Habe von H. Schulze gute Nachricht !


193.          Brief an Wilhelm v. Rauchhaupt.

                                         Sadikierz, 5. VIII. 15.

           Lieber Wilhelm !

   Heute früh besuchte mich Hauptmann Heinrici u. teilte

[Gotthard Heinrici, 1886-1971, deutscher Offizier, seit dem 14. Juni 1915

Hauptmann im 6. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 95]

mir strahlend mit, was Du für Schwein gehabt hast, einmal

daß der Schuß wohl unter die Kategorie der "Heimatschüsse"

zu rechnen ist u. dann, daß Du in Dessau sitzt.

Von Deiner Verwundung erfuhr ich übrigens erst am 29.VII.,

als die 9. uns bei Dombrowa ablöste. Wir gingen dann

zurück nach Grudek u. von dort weiter rechts in Stellung

von 229, heute Abend werden wir wieder abgelöst, morgen

sammelt sich das Regiment in Obrytte u. dann



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  • February 11, 2017 17:29:04 Rolf Kranz

    192.      Brief an Frau Ulrich.

                             Dombrowa-Komorowo, 3. August 1915.

            Liebe Frau Ulrich !

        Jetzt ist es gerade ein Jahr her, ja, vor einem

    Jahre, da wolltest Du mich mit allen Überredungskünsten

    als artiges Muttersöhnchen an den heimischen Ofen binden.

    Na, und dann hätte man mich Anfang dieses Jahres als

    Rekrut, als hundsgemeinen Muschko eingezogen u. jetzt

    wäre ich doch auf Entdeckungsfahrten. ´s war doch besser

    so, wenn ich mich auch manchmal nach Deinem gemütlichen

    Heim zurückgesehnt habe.

        Wir hatten die Ehre, die ganze Offensive hier im Osten

    zu eröffnen, u. stürmten in vorderster Linie die 2. u. 3.

    sowie die 6. u. 8./95 beim Durchbruch bei Grudusk am 13./VII.

    Jetzt sind wir längst bei Wygoda u. Sambski über den

    Narew, befinden uns 12 km östl. Pultusk u. keine 40 km

    nördl. von den Vorbefestigungen von Warschau. Vorläufig

    sitzen wir hier fest in einer idyllischen Waldstellung bei

    herrlichem Wetter, warums nicht weiter voran geht ?, nun

    Papa Hindenburg wird schon wissen, wenns Zeit dazu ist.

    Ruski liegt 200 m entfernt u. "knetscht" andauernd. Ich sehe

    mich unterdessen nach Karnickeln u. Hasen um, die man

    mit unserem 98 großartig zur Strecke bringen kann. Ruski

    meint manchmal, mit Kanonen ginge das besser, dann schießt

    er mit Schrapnells, wobei aber nicht viel bei rauskommt, schießt


    ...rechte Seite

    nur den schönen Wald kaputt. Also mir geht es großartig,

    habe Aussicht auf baldige Beförderung u. Auszeichnung

    u. wäre saufidel, wenn Rauchhaupt nicht am 27. vor

    Dombrowa-West, östl. von hier, einen Steckschuß in die

    Schulter bekommen hätte, wäre ja an u. für sich ein

    beneidenswerter Heimatschuß, wenn Schrapnell nur nicht

    fast immer eiterte u. dann weiß ich nicht, ob das Gelenk

    verletzt ist, allein bin ich auf jeden Fall wieder.

                Bitte um Grüße an Frl. Hannchen, Hans u. alle

    Bekannten.               Herzlichst

                                                                Ihr    W. Huth.

                    Habe von H. Schulze gute Nachricht !


    193.          Brief an Wilhelm v. Rauchhaupt.

                                             Sadikierz, 5. VIII. 15.

               Lieber Wilhelm !

       Heute früh besuchte mich Hauptmann Heinrici u. teilte

    [Gotthard Heinrici, 1886-1971, deutscher Offizier, seit dem 14. Juni 1915

    Hauptmann im 6. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 95]

    mir strahlend mit, was Du für Schwein gehabt hast, einmal

    daß der Schuß wohl unter die Kategorie der "Heimatschüsse"

    zu rechnen ist u. dann, daß Du in Dessau sitzt.

    Von Deiner Verwundung erfuhr ich übrigens erst am 29.VII.,

    als die 9. uns bei Dombrowa ablöste. Wir gingen dann

    zurück nach Grudek u. von dort weiter rechts in Stellung

    von 229, heute Abend werden wir wieder abgelöst, morgen

    sammelt sich das Regiment in Obrytte u. dann


  • February 11, 2017 16:46:55 Rolf Kranz

    192.      Brief an Frau Ulrich.

                             Dombrowa-Komorowo, 3. August 1915.

            Liebe Frau Ulrich !

        Jetzt ist es gerade ein Jahr her, ja, vor einem

    Jahre, da wolltest Du mich mit allen Überredungskünsten

    als artiges Muttersöhnchen an den heimischen Ofen binden.

    Na, und dann hätte man mich Anfang dieses Jahres als

    Rekrut, als hundsgemeinen Muschko eingezogen u. jetzt

    wäre ich doch auf Entdeckungsfahrten. ´s war doch besser

    so, wenn ich mich auch manchmal nach Deinem gemütlichen

    Heim zurückgesehnt habe.

        Wir hatten die Ehre, die ganze Offensive hier im Osten

    zu eröffnen, u. stürmten in vorderster Linie die 2. u. 3.

    sowie die 6. u. 8./95 beim Durchbruch bei Grudusk am 13./VII.

    Jetzt sind wir längst bei Wygoda u. Sambski über den

    Narew, befinden uns 12 km östl. Pultusk u. keine 40 km

    nördl. von den Vorbefestigungen von Warschau. Vorläufig

    sitzen wir hier fest in einer idyllischen Waldstellung bei

    herrlichem Wetter, warums nicht weiter voran geht ?, nun

    Papa Hindenburg wird schon wissen, wenns Zeit dazu ist.

    Ruski liegt 200 m entfernt u. "knetscht" andauernd. Ich sehe

    mich unterdessen nach Karnickeln u. Hasen um, die man

    mit unserem 98 großartig zur Strecke bringen kann. Ruski

    meint manchmal, mit Kanonen ginge das besser, dann schießt

    er mit Schrapnells, wobei aber nicht viel bei rauskommt, schießt


    ...rechte Seite

    nur den schönen Wald kaputt. Also mir geht es großartig,

    habe Aussicht auf baldige Beförderung u. Auszeichnung

    u. wäre saufidel, wenn Rauchhaupt nicht am 27. vor

    Dombrowa-West, östl. von hier, einen Steckschuß in die

    Schulter bekommen hätte, wäre ja an u. für sich ein

    beneidenswerter Heimatschuß, wenn Schrapnell nur nicht

    fast immer eiterte u. dann weiß ich nicht, ob das Gelenk

    verletzt ist, allein bin ich auf jeden Fall wieder.

                Bitte um Grüße an Frl. Hannchen, Hans u. alle

    Bekannten.               Herzlichst

                                                                Ihr    W. Huth.

                    Habe von H. Schulze gute Nachricht !


    193.          Brief an Wilhelm v. Rauchhaupt.

                                             Sadikierz, 5. VIII. 15.

               Lieber Wilhelm !

       Heute früh besuchte mich Hauptmann Heinrici u. teilte

    mir strahlend mit, was Du für Schwein gehabt hast, einmal

    daß der Schuß wohl unter die Kategorie der "Heimatschüsse"

    zu rechnen ist u. dann, daß Du in Dessau sitzt.

    Von Deiner Verwundung erfuhr ich übrigens erst am 29.VII.,

    als die 9. uns bei Dombrowa ablöste. Wir gingen dann

    zurück nach Grudek u. von dort weiter rechts in Stellung

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    Coswig (bei Dresden)

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2656 / 33725
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Friedrich-Carl Hoffmann
License
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