Zeitungen aus der Kriegszeit 1914, item 15
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item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und
österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
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P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die
"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat
Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen
"Royal Society" verliehene große goldene Medaille
wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der
Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille
hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.
Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser
Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen
von Bayern. Als der damalige Kronprinz
Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die
zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,
daß sein drittältester Sohn, der am 15. September
1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis
gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater
beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin
Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter
nahe sein.
Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen
Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte
am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte
sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen
Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche
bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser
wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die
der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.
Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht
hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz
mit Widmung niederlegen lassen.
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L o e w e n s B l u t s c h u l d .
Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur
ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die
belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen berühmt
durch ihre fünfhundert alte Universität und durch
manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute vermutlich
nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.
Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk
verübt; die wirklichen Urheber aber
waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der
Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten
in Schutt gelegt zu haben.
Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen
auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen
deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an
dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.
Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den
Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere
Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige
Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte
der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.
Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür
gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst
wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in
fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick
ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden
gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten
Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach
recht gehabt.
Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,
und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,
seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das
Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und
dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden
geraubt werde. Man hat die belgischen Horden
gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln
gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die
Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb
der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke
vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist
das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen
zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.
Und an der Spitze der Schuldtragenden steht
jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung
ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener
Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen
droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil
seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht
werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung
übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf
Flucht.
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V e r m i s c h t e s.
Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier
macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem
Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der
Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien
steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert
ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen
nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde
des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten
Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß
nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht
hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen
und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese
Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit
offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit
wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese
Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder
neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung
lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen
hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten
Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich
in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich
noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in
unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer
Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter
Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl
der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem
Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,
den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit
jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen
äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem
Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,
"Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die
aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß
wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,
die sich je auf den Marsch begeben hat. - -
_______________________________________________________________
N e u e s t e s v o m T a g e.
Ein grober Völkerrechtsbruch durch England.
WTB. Berlin, 31. August. Nach einer Meldung
aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete
Schnelldampfer des Norddeutschen LLoyd "Kaiser Wilhelm
der Große" von dem englischen Kreuzer "Highflyer"
zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen
Gewässern des spanischen Hafens Rio del Oro
vor Anker lag. Gegen diese, jedem Völkerrecht widersprechende
Verletzung der Neutralität muß Protest erhoben
werden. Großbritannien hat durch diese Nichtachtung
der stets von allen Nationen theoretisch und
praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler
Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, sich über
die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.
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item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und
österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
_____________________________________________________________________
P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die
"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat
Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen
"Royal Society" verliehene große goldene Medaille
wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der
Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille
hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.
Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser
Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen
von Bayern. Als der damalige Kronprinz
Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die
zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,
daß sein drittältester Sohn, der am 15. September
1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis
gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater
beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin
Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter
nahe sein.
Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen
Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte
am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte
sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen
Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche
bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser
wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die
der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.
Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht
hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz
mit Widmung niederlegen lassen.
_______________________________________________________________________________
L o e w e n s B l u t s c h u l d .
Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur
ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die
belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen berühmt
durch ihre fünfhundert alte Universität und durch
manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute vermutlich
nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.
Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk
verübt; die wirklichen Urheber aber
waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der
Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten
in Schutt gelegt zu haben.
Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen
auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen
deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an
dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.
Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den
Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere
Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige
Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte
der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.
Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür
gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst
wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in
fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick
ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden
gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten
Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach
recht gehabt.
Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,
und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,
seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das
Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und
dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden
geraubt werde. Man hat die belgischen Horden
gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln
gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die
Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb
der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke
vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist
das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen
zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.
Und an der Spitze der Schuldtragenden steht
jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung
ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener
Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen
droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil
seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht
werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung
übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf
Flucht.
_______________________________________________________________________
V e r m i s c h t e s.
Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier
macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem
Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der
Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien
steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert
ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen
nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde
des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten
Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß
nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht
hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen
und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese
Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit
offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit
wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese
Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder
neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung
lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen
hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten
Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich
in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich
noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in
unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer
Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter
Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl
der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem
Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,
den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit
jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen
äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem
Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,
"Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die
aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß
wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,
die sich je auf den Marsch begeben hat. - -
_______________________________________________________________
N e u e s t e s v o m T a g e.
Ein grober Völkerrechtsbruch durch England.
WTB. Berlin, 31. August. Nach einer Meldung
aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete
Schnelldampfer des Norddeutschen LLoyd "Kaiser Wilhelm
der Große" von dem englischen Kreuzer "Highflyer"
zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen
Gewässern des spanischen Hafens Rio del Oro
vor Anker lag. Gegen diese, jedem Völkerrecht widersprechende
Verletzung der Neutralität muß Protest erhoben
werden. Großbritannien hat durch diese Nichtachtung
der stets von allen Nationen theoretisch und
praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler
Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, sich über
die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und
österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
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P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die
"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat
Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen
"Royal Society" verliehene große goldene Medaille
wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der
Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille
hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.
Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser
Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen
von Bayern. Als der damalige Kronprinz
Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die
zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,
daß sein drittältester Sohn, der am 15. September
1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis
gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater
beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin
Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter
nahe sein.
Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen
Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte
am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte
sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen
Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche
bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser
wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die
der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.
Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht
hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz
mit Widmung niederlegen lassen.
_______________________________________________________________________________
L o e w e n s B l u t s c h u l d .
Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur
ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die
belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen berühmt
durch ihre fünfhundert alte Universität und durch
manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute vermutlich
nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.
Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk
verübt; die wirklichen Urheber aber
waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der
Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten
in Schutt gelegt zu haben.
Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen
auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen
deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an
dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.
Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den
Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere
Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige
Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte
der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.
Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür
gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst
wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in
fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick
ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden
gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten
Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach
recht gehabt.
Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,
und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,
seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das
Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und
dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden
geraubt werde. Man hat die belgischen Horden
gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln
gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die
Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb
der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke
vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist
das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen
zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.
Und an der Spitze der Schuldtragenden steht
jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung
ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener
Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen
droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil
seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht
werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung
übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf
Flucht.
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V e r m i s c h t e s.
Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier
macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem
Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der
Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien
steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert
ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen
nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde
des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten
Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß
nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht
hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen
und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese
Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit
offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit
wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese
Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder
neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung
lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen
hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten
Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich
in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich
noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in
unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer
Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter
Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl
der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem
Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,
den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit
jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen
äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem
Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,
"Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die
aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß
wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,
die sich je auf den Marsch begeben hat. - -
_______________________________________________________________
N e u e s t e s t v o m T a g e.
Ein grober Völkerrechtsbruch durch England.
WTB. Berlin, 31. August. Nach einer Meldung
aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete
Schnelldampfer des Norddeutschen LLoyd "Kaiser Wilhelm
der Große" von dem englischen Kreuzer "Highflyer"
zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen
Gewässern des spanischen Hafens Rio del Oro
vor Anker lag. Gegen diese, jedem Völkerrecht widersprechende
Verletzung der Neutralität muß Protest erhoben
werden. Großbritannien hat durch diese Nichtachtung
der stets von allen Nationen theoretisch und
praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler
Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, sich über
die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und
österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
_____________________________________________________________________
P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die
"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat
Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen
"Royal Society" verliehene große goldene Medaille
wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der
Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille
hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.
Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser
Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen
von Bayern. Als der damalige Kronprinz
Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die
zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,
daß sein drittältester Sohn, der am 15. September
1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis
gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater
beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin
Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter
nahe sein.
Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen
Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte
am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte
sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen
Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche
bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser
wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die
der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.
Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht
hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz
mit Widmung niederlegen lassen.
_______________________________________________________________________________
L o e w e n s B l u t s c h u l d .
Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur
ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die
belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen berühmt
durch ihre fünfhundert alte Universität und durch
manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute vermutlich
nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.
Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk
verübt; die wirklichen Urheber aber
waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der
Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten
in Schutt gelegt zu haben.
Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen
auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen
deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an
dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.
Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den
Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere
Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige
Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte
der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.
Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür
gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst
wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in
fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick
ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden
gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten
Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach
recht gehabt.
Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,
und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,
seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das
Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und
dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden
geraubt werde. Man hat die belgischen Horden
gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln
gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die
Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb
der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke
vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist
das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen
zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.
Und an der Spitze der Schuldtragenden steht
jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung
ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener
Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen
droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil
seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht
werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung
übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf
Flucht.
_______________________________________________________________________
V e r m i s c h t e s.
Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier
macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem
Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der
Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien
steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert
ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen
nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde
des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten
Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß
nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht
hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen
und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese
Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit
offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit
wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese
Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder
neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung
lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen
hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten
Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich
in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich
noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in
unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer
Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter
Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl
der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem
Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,
den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit
jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen
äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem
Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,
"Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die
aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß
wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,
die sich je auf den Marsch begeben hat. - -
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N e u e s v o m T a g e.
Ein grober Völkerrechtsbruch durch England.
WTB. Berlin, 31. August. Nach einer Meldung
aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete
Schnelldampfer des Norddeutschen LLoyd "Kaiser Wilhelm
der Große" von dem englischen Kreuzer "Highflyer"
zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen
Gewässern des spanischen Hafens Rio del Oro
vor Anker lag. Gegen diese, jedem Völkerrecht widersprechende
Verletzung der Neutralität muß Protest erhoben
werden. Großbritannien hat durch diese Nichtachtung
der stets von allen Nationen theoretisch und
praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler
Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, sich über
die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.
Item 16
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und
österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
_____________________________________________________________________
P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die
"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat
Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen
"Royal Society" verliehene große goldene Medaille
wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der
Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille
hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.
Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser
Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen
von Bayern. Als der damalige Kronprinz
Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die
zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,
daß sein drittältester Sohn, der am 15. September
1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis
gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater
beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin
Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter
nahe sein.
Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen
Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte
am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte
sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen
Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche
bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser
wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die
der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.
Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht
hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz
mit Widmung niederlegen lassen.
_______________________________________________________________________________
L o e w e n s B l u t s c h u l d .
Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur
ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die
belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen berühmt
durch ihre fünfhundert alte Universität und durch
manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute vermutlich
nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.
Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk
verübt; die wirklichen Urheber aber
waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der
Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten
in Schutt gelegt zu haben.
Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen
auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen
deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an
dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.
Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den
Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere
Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige
Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte
der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.
Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür
gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst
wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in
fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick
ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden
gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten
Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach
recht gehabt.
Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,
und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,
seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das
Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und
dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden
geraubt werde. Man hat die belgischen Horden
gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln
gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die
Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb
der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke
vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist
das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen
zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.
Und an der Spitze der Schuldtragenden steht
jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung
ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener
Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen
droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil
seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht
werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung
übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf
Flucht.
_______________________________________________________________________
V e r m i s c h t e s.
Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier
macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem
Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der
Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien
steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert
ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen
nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde
des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten
Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß
nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht
hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen
und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese
Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit
offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit
wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese
Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder
neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung
lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen
hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten
Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich
in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich
noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in
unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer
Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter
Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl
der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem
Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,
den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit
jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen
äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem
Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,
"Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die
aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß
wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,
die sich je auf den Marsch begeben hat. - -
_______________________________________________________________
N e u e s v o m T a g e.
Ein grober Völkerrechtsbruch durch England.
WTB. Berlin, 31. August. Nach einer Meldung
aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete
Schnelldampfer des Norddeutschen LLoyd "Kaiser Wilhelm
der Große" von dem englischen Kreuzer "Highflyer"
zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen
Gewässern des spanischen Hafens Rio del Oro
vor Anker lag. Gegen diese, jedem Völkerrecht widersprechende
Verletzung der Neutralität muß Protest erhoben
werden. Großbritannien hat durch diese Nichtachtung
der stets von allen Nationen theoretisch und
praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler
Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, sich über
die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und
österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
_____________________________________________________________________
P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die
"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat
Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen
"Royal Society" verliehene große goldene Medaille
wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der
Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille
hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.
Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser
Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen
von Bayern. Als der damalige Kronprinz
Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die
zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,
daß sein drittältester Sohn, der am 15. September
1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis
gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater
beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin
Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter
nahe sein.
Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen
Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte
am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte
sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen
Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche
bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser
wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die
der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.
Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht
hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz
mit Widmung niederlegen lassen.
_______________________________________________________________________________
L o e w e n s B l u t s c h u l d .
Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur
ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die
belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen berühmt
durch ihre fünfhundert alte Universität und durch
manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute vermutlich
nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.
Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk
verübt; die wirklichen Urheber aber
waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der
Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten
in Schutt gelegt zu haben.
Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen
auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen
deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an
dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.
Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den
Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere
Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige
Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte
der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.
Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür
gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst
wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in
fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick
ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden
gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten
Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach
recht gehabt.
Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,
und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,
seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das
Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und
dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden
geraubt werde. Man hat die belgischen Horden
gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln
gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die
Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb
der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke
vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist
das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen
zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.
Und an der Spitze der Schuldtragenden steht
jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung
ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener
Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen
droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil
seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht
werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung
übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf
Flucht.
_______________________________________________________________________
V e r m i s c h t e s.
Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier
macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem
Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der
Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien
steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert
ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen
nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde
des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten
Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß
nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht
hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen
und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese
Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit
offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit
wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese
Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder
neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung
lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen
hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten
Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich
in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich
noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in
unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer
Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter
Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl
der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem
Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,
den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit
jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen
äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem
Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,
"Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die
aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß
wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,
die sich je auf den Marsch begeben hat. - -
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und
österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
_____________________________________________________________________
P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die
"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat
Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen
"Royal Society" verliehene große goldene Medaille
wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der
Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille
hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.
Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser
Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen
von Bayern. Als der damalige Kronprinz
Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die
zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,
daß sein drittältester Sohn, der am 15. September
1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis
gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater
beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin
Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter
nahe sein.
Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen
Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte
am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte
sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen
Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche
bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser
wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die
der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.
Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht
hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz
mit Widmung niederlegen lassen.
_______________________________________________________________________________
L o e w e n s B l u t s c h u l d .
Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur
ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die
belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen berühmt
durch ihre fünfhundert alte Universität und durch
manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute vermutlich
nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.
Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk
verübt; die wirklichen Urheber aber
waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der
Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten
in Schutt gelegt zu haben.
Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen
auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen
deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an
dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.
Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den
Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere
Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige
Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte
der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.
Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür
gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst
wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in
fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick
ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden
gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten
Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach
recht gehabt.
Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,
und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,
seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das
Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und
dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden
geraubt werde. Man hat die belgischen Horden
gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln
gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die
Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb
der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke
vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist
das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen
zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.
Und an der Spitze der Schuldtragenden steht
jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung
ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener
Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen
droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil
seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht
werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung
übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf
Flucht.
_______________________________________________________________________
V e r m i s c h t e s.
Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier
macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem
Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der
Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien
steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert
ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen
nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde
des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten
Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß
nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemcht
hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen
und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese
Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit
offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit
wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese
Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder
neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung
lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen
hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten
Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich
in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich
noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in
unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer
Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter
Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl
der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem
Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,
den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit
jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen
äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem
Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,
"Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die
aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß
wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,
die sich je auf den Marsch begeben hat. - -
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und
österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
_____________________________________________________________________
P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die
"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat
Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen
"Royal Society" verliehene große goldene Medaille
wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der
Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille
hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.
Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser
Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen
von Bayern. Als der damalige Kronprinz
Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die
zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,
daß sein drittältester Sohn, der am 15. September
1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis
gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater
beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin
Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter
nahe sein.
Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen
Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte
am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte
sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen
Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche
bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser
wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die
der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.
Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht
hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz
mit Widmung niederlegen lassen.
_______________________________________________________________________________
L o e w e n s B l u t s c h u l d .
Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur
ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die
belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen berühmt
durch ihre fünfhundert alte Universität und durch
manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute vermutlich
nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.
Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk
verübt; die wirklichen Urheber aber
waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der
Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten
in Schutt gelegt zu haben.
Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen
auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen
deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an
dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.
Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den
Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere
Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige
Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte
der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.
Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür
gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst
wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in
fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick
ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden
gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten
Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach
recht gehabt.
Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,
und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,
seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das
Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und
dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden
geraubt werde. Man hat die belgischen Horden
gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln
gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die
Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb
der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke
vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist
das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen
zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.
Und an der Spitze der Schuldtragenden steht
jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung
ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener
Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen
droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil
seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht
werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung
übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf
Flucht.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und
österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
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P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die
"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat
Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen
"Royal Society" verliehene große goldene Medaille
wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der
Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille
hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.
Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser
Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen
von Bayern. Als der damalige Kronprinz
Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die
zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,
daß sein drittältester Sohn, der am 15. September
1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis
gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater
beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin
Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter
nahe sein.
Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen
Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte
am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte
sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen
Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche
bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser
wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die
der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.
Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht
hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz
mit Widmung niederlegen lassen.
_______________________________________________________________________________
L o e w e n s B l u t s c h u l d .
Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur
ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die
belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen berühmt
durch ihre fünfhundert alte Universität und durch
manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute vermutlich
nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.
Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk
verübt; die wirklichen Urheber aber
waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der
Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten
in Schutt gelegt zu haben.
Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen
auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen
deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an
dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.
Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den
Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere
Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige
Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte
der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.
Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür
gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst
wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in
fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick
ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden
gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten
Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach
recht gehabt.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und
österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
_____________________________________________________________________
P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die
"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat
Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen
"Royal Society" verliehene große goldene Medaille
wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der
Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille
hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.
Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser
Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen
von Bayern. Als der damalige Kronprinz
Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die
zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,
daß sein drittältester Sohn, der am 15. September
1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis
gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater
beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin
Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter
nahe sein.
Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen
Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte
am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte
sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen
Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche
bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser
wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die
der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.
Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht
hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz
mit Widmung niederlegen lassen.
_______________________________________________________________________________
L o e w e n s B l u t s c h u l d .
Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur
ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die
belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen berühmt
durch ihre fünfhundert alte Universität und durch
manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute vermutlich
nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.
Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk
verübt; die wirklichen Urheber aber
waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der
Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten
in Schutt gelegt zu haben.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und
österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
_____________________________________________________________________
P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die
"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat
Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen
"Royal Society" verliehene große goldene Medaille
wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der
Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille
hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.
Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser
Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen
von Bayern. Als der damalige Kronprinz
Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die
zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,
daß sein drittältester Sohn, der am 15. September
1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis
gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater
beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin
Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter
nahe sein.
Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen
Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte
am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte
sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen
Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche
bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser
wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die
der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.
Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht
hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz
mit Widmung niederlegen lassen.
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L o e w e n s B l u t s c h u l d .
Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur
ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die
belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen berühmt
durch ihre fünfhundert ihre alte Universität und durch
manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute vermutlich
nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.
Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk
verübt; die wirklichen Urheber aber
waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der
Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten
in Schutt gelegt zu haben.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und
österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
_____________________________________________________________________
P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die
"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat
Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen
"Royal Society" verliehene große goldene Medaille
wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der
Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille
hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.
Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser
Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen
von Bayern. Als der damalige Kronprinz
Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die
zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,
daß sein drittältester Sohn, der am 15. September
1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis
gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater
beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin
Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter
nahe sein.
Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen
Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte
am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte
sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen
Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche
bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser
wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die
der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.
Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht
hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz
mit Widmung niederlegen lassen.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-
reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
_____________________________________________________________________
P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotisch
3. Spalte
Kleine Nachrichten.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,
und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten
bei, aber in diesem Augenblick wird sie beschossen.
Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit
auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff
dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen
nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,
Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten
Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung
des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag
abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"
fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,
der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen
Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,
etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis
ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen
großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall
tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug
zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie unserer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr
witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter
Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,
gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter
vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten
völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen
Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer
sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen
Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,
das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft
sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:
Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande
schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich
schicken kann.
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen
haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwendig,
um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Ausrüstung,
Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat
stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.
Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten
Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle
bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit
nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten
Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter meldeten,
daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen
auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet
demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung
König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen
in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen
zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare
alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte
Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen
getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen
Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen
zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag
8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke
stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten
und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-
reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum
lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,
der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung
von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche
anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen
wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen
mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen
und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
_____________________________________________________________________
P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen
Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen
Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotischen Bekundungen der deutschen
Sozialdemokratie würdig an.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-
mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-
wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-
setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-
trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-
samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-
ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter mel-
deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-
schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-
richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-
tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-
lang es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-
gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-
werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-
derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-
rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-
schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-
zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-
werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-
mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-
glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-
servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-
reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-
kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-
lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-
gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-
wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Fran-
zosen wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Fran-
zosen mußten daher unverrichteter Dinge wieder ab-
ziehen. Sie werden in Amerika den Versuch wieder-
holen und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
_____________________________________________________________________
P O L I T I S C H E R U N D S C H A U .
Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deut-
schen Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der
Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem
Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römi-
schen Parteiblatt "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,
in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,
Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung
hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.
"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,
gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern
nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,
der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.
Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin
des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik
des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget
bewilligt." - Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt
sich den mancherlei patriotischen Bekundungen der deutschen
Sozialdemokratie würdig an.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-
mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-
wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-
setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-
trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-
samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-
ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter mel-
deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-
schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-
richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-
tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-
lang es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-
gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-
werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-
derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-
rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-
schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-
zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-
werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-
mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-
glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-
servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-
reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-
kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-
lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-
gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-
wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Fran-
zosen wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Fran-
zosen mußten daher unverrichteter Dinge wieder ab-
ziehen. Sie werden in Amerika den Versuch wieder-
holen und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-
mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-
wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-
setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-
trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-
samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-
ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter mel-
deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-
schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-
richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-
tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-
lang es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-
gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-
werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-
derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-
rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-
schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-
zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-
werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-
mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-
glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-
servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-
reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-
kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-
lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-
gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-
wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Fran-
zosen wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Fran-
zosen mußten daher unverrichteter Dinge wieder ab-
ziehen. Sie werden in Amerika den Versuch wieder-
holen und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischn, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-
mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-
wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-
setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-
trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-
samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-
ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter mel-
deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-
schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-
richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-
tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-
lang es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-
gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-
werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-
derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-
rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-
schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-
zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-
werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-
mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-
glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-
servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-
reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-
kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-
lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-
gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-
wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Fran-
zosen wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Fran-
zosen mußten daher unverrichteter Dinge wieder ab-
ziehen. Sie werden in Amerika den Versuch wieder-
holen und dort vielleicht mehr Glück haben.
Amerikas Neutralität.
Präsident Wilson veröffentlichte eine Erklärung, in
der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege
zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan
und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.
Moltke legt die Orden der Feinde ab.
Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-
fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-
ordnet, daß seine sämtlichen russischn, englischen, japa-
nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten
besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-
den sollen.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-
mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-
wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-
setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-
trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-
samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-
ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter mel-
deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-
schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-
richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-
tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-
lang es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-
gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-
werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-
derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-
rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-
schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-
zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-
werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-
mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-
glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-
servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-
reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-
kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-
lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-
gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-
wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Fran-
zosen wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Fran-
zosen mußten daher unverrichteter Dinge wieder ab-
ziehen. Sie werden in Amerika den Versuch wieder-
holen und dort vielleicht mehr Glück haben.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-
mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-
wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-
setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-
trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-
samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-
ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter mel-
deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-
schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-
richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-
tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-
lang es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-
gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-
werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-
derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-
rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-
schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-
zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-
werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-
mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-
glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-
servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-
reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-
kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-
lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-
gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-
wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
Frankreich sucht Stiefel.
Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Fran-
zosen wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des
französischen Kriegsministeriums erschienen in der
Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe
anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine
Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen
werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle
anderren für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein
Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der
französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und
Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe
aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Fran-
zosen mußten daher unverrichteter Dinge wieder ab-
ziehen. Sie werden in Amerika den Versuch wieder-
holen und dort vielleicht mehr Glück haben.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-
mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-
wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-
setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-
trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-
samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-
ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter mel-
deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-
schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-
richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-
tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-
lang es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-
gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-
werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-
derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-
rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-
schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-
zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-
werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-
mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-
glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
Türkische Stimmungsbilder.
WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische
Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen
Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-
servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der
Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.
WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)
Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über diedeutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-
reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-
kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-
lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer
Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik
in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm
und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-
gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem
deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-
wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-
mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-
wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-
setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-
trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-
samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-
ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter mel-
deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-
schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-
richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-
tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-
lang es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-
gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-
werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-
derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-
rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-
schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-
zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-
werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-
mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-
glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-
mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-
wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-
setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-
trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-
samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-
ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter mel-
deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-
schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-
richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-
tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-
lang es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-
gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-
werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-
derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-
rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-
schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-
zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-
werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.
WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)
Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-
mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger
Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen
auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom
freiw. Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der
Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-
glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe au
unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-
mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-
wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-
setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-
trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-
samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-
ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
Belgische, französische und englische Blätter mel-
deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-
schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.
Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-
richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-
tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee
südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende
deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-
lang es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre
Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,
machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,
die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die
belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht
zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war
kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,
und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit
einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!" Hals über
Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-
gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken
dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-
werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-
derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor
dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch
auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine
wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-
rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-
schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick
weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die
Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-
zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-
werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall
auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.
Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist
etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von
Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen
entfernt.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-
mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-
wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-
setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-
trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-
samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-
ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
Die Schlacht bei Mecheln.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
2. Spalte
für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub
der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-
mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und
macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und
Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-
wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes
zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen
unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.
Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-
setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland
selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-
trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in
Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien
betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-
samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-
ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen
nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt
von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge
unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich
viel ab.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen notwen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
England wird neue Verstärkungen schicken.
Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-
richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,
England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-
lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee
würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür
würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.
Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern
hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,
damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-
Die Sicherung der Eisenbahnen.
Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-
rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches
Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße
die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen nowen-
dig, um den Nachschub von Munition, Verpflegung, Aus-
rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
Wachsende Erbitterung in England.
Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.
R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten
Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs
kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die
politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört
man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der
"Times" fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-
kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu
sein scheint, zu beruhigen. Er erklärt, die Furcht vor
einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben
genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung
erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-
läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee
auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine
besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000
Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert
Die englische Niederlage.
Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-
berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen
großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront
in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß
gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das
deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-
grüßen, die, verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der
Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-
lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem
Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-
schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen
worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-
länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach
den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach
Westen und den von den Engländern nach französischen
Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten
Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-
gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten
von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert hat.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen , gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert hat.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.
Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-
ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus
über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,
heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat
gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest
erhoben. - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-
sehen , gegen welchen Staat die holländische Regierung
protestiert hat.
-
item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
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Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-
nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den
Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-
vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-
zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen
Kreuzers "Magdeburg" von "V 26" übernahm und nach
Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot
"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"
drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.
Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote
mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein-
samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-
deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette
gebracht.
Oesterreichs Vordringen in Polen.
Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres
Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen
aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,
daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,
in der der Haß gegen die Russen sehr groß sei, begeistert
aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten
Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in
Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-
kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.
Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-
nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr
schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-
all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken
militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem
Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei
Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-
zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,
aber zumeist, sobald sie un-
serer
wurden. Sie wagten sich nur
in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-
fahr witterten.
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Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"
in Danzig.
Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-
migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht:
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item 15
1. Spalte
Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner
auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der
Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-
sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer
beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können
nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.
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Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
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Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-
drängten bei, aber in diesem Augenblick wird sie be-
schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte
der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-
digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt
der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die
übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-
schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-
schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist
dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit
drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem
Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"
wird das Schiff von uns erlassen. Kurze Zeit daruf
verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-
zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter
und ungefähr 70 Mann der Besatzung sind gefallen.
Groß ist die Zahl der Verwundeten.
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Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt.
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item 15
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Fortsetzung von item 14 3. Spalte oben
daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.
Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein
Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen
Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde
gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die
Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-
feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,
der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Shiffsriesen
von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen
im Kampfe liegt.
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Fortsetzung von item 14 Wie die "Ariadne" unterging
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Story location Berlin, Saalfeld, Leipzig
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- Karl Döbling
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