Tagebuchaufzeichnungen von Georg Luber (leicht veränd. Abschrift), item 11

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Weihnachten heran. Diesmal wurde es mit

den Liebesgaben vom Roten Kreuz nichts

mehr, denn die ganze Welt hoffte, daß wir

bis dahin zu Hause wären. So trösteten

wir uns abermals mit der Botschaft vom

Herrn Dr. Traut, deutsch. Major in Paris,

der uns mitteilte, die Std. unserer Heimkehr

u. Erlösung sei nun sehr nahe. So

erfolgte dieselbe auch am 12.II.20. wo wir

in Dun einem Vorwerk von der Festung

Verdun, unsern Transportzug bestiegen.

Die Freude, die lebhaften Gesichter, die bisher

immer finster dreinsahen, solltet Ihr

gesehen haben. Leider durften wir aber

die Freude nicht zum Ausdruck bringen,

denn singen u. lachen war streng verboten.

Mit leichten Herzen fuhren wir von dannen,

aber tiefes Mitleid erfüllte unsere Herzen

wieder, als wir an den Heldebgräbern

vorüber kamen. Könnten sie doch auch

mit uns ziehen nach dem lieben Vaterland

u. in die lb. Heimat um dort auch

große Freude ins Vaterhaus zu bringen.


       21

   Aber leider war es ihnen nicht gegönnt.

So kamen wir immer der Heimat näher u. bald

hörten wir wieder deutsche Worte, die uns

innerlich erquickten. So kamen wir am nächsten

Tag vormittag 11:40h. in Ludwigshafen an,

woselbst wir in Hände deutsch. Offiziere übergeben

wurden. Als jeder namentlich verlesen

war, wurde der Zug bestiegen. Nach einigen

Minuten kam derselbe ins Rollen u. wir

befanden uns auf der Rheinbrücke. Deutsch, deutsch

u. abermals deutsch tönte es von jedermanns

Lippen, der schwere Sorgenstein, der 3 jahrelang

unser Herz bedrückte fiel mit einemmal ins

Wasser hinab. Der Jubel der Zivilbewohner, die

uns aus allen Türen u. Fenstern, Straßen u.

Wegen zu jubelten, traf unsere Herzen derart,

daß wir in helle Träume ausbrachen, wenn

man sich auch noch so dagegen wehrte. Es

war dies eine Wiedergeburt u. Erneuerung

unserer Seele u. Leibes, welche solange unsägliches

erdulden mußte. Endlich um 12:30h. waren

wir im Durchgangslager Mannheim

angelangt. Dort sollte der richtige erste

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Weihnachten heran. Diesmal wurde es mit

den Liebesgaben vom Roten Kreuz nichts

mehr, denn die ganze Welt hoffte, daß wir

bis dahin zu Hause wären. So trösteten

wir uns abermals mit der Botschaft vom

Herrn Dr. Traut, deutsch. Major in Paris,

der uns mitteilte, die Std. unserer Heimkehr

u. Erlösung sei nun sehr nahe. So

erfolgte dieselbe auch am 12.II.20. wo wir

in Dun einem Vorwerk von der Festung

Verdun, unsern Transportzug bestiegen.

Die Freude, die lebhaften Gesichter, die bisher

immer finster dreinsahen, solltet Ihr

gesehen haben. Leider durften wir aber

die Freude nicht zum Ausdruck bringen,

denn singen u. lachen war streng verboten.

Mit leichten Herzen fuhren wir von dannen,

aber tiefes Mitleid erfüllte unsere Herzen

wieder, als wir an den Heldebgräbern

vorüber kamen. Könnten sie doch auch

mit uns ziehen nach dem lieben Vaterland

u. in die lb. Heimat um dort auch

große Freude ins Vaterhaus zu bringen.


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   Aber leider war es ihnen nicht gegönnt.

So kamen wir immer der Heimat näher u. bald

hörten wir wieder deutsche Worte, die uns

innerlich erquickten. So kamen wir am nächsten

Tag vormittag 11:40h. in Ludwigshafen an,

woselbst wir in Hände deutsch. Offiziere übergeben

wurden. Als jeder namentlich verlesen

war, wurde der Zug bestiegen. Nach einigen

Minuten kam derselbe ins Rollen u. wir

befanden uns auf der Rheinbrücke. Deutsch, deutsch

u. abermals deutsch tönte es von jedermanns

Lippen, der schwere Sorgenstein, der 3 jahrelang

unser Herz bedrückte fiel mit einemmal ins

Wasser hinab. Der Jubel der Zivilbewohner, die

uns aus allen Türen u. Fenstern, Straßen u.

Wegen zu jubelten, traf unsere Herzen derart,

daß wir in helle Träume ausbrachen, wenn

man sich auch noch so dagegen wehrte. Es

war dies eine Wiedergeburt u. Erneuerung

unserer Seele u. Leibes, welche solange unsägliches

erdulden mußte. Endlich um 12:30h. waren

wir im Durchgangslager Mannheim

angelangt. Dort sollte der richtige erste


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  • April 4, 2017 18:08:56 Rolf Kranz

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    Weihnachten heran. Diesmal wurde es mit

    den Liebesgaben vom Roten Kreuz nichts

    mehr, denn die ganze Welt hoffte, daß wir

    bis dahin zu Hause wären. So trösteten

    wir uns abermals mit der Botschaft vom

    Herrn Dr. Traut, deutsch. Major in Paris,

    der uns mitteilte, die Std. unserer Heimkehr

    u. Erlösung sei nun sehr nahe. So

    erfolgte dieselbe auch am 12.II.20. wo wir

    in Dun einem Vorwerk von der Festung

    Verdun, unsern Transportzug bestiegen.

    Die Freude, die lebhaften Gesichter, die bisher

    immer finster dreinsahen, solltet Ihr

    gesehen haben. Leider durften wir aber

    die Freude nicht zum Ausdruck bringen,

    denn singen u. lachen war streng verboten.

    Mit leichten Herzen fuhren wir von dannen,

    aber tiefes Mitleid erfüllte unsere Herzen

    wieder, als wir an den Heldebgräbern

    vorüber kamen. Könnten sie doch auch

    mit uns ziehen nach dem lieben Vaterland

    u. in die lb. Heimat um dort auch

    große Freude ins Vaterhaus zu bringen.


           21

       Aber leider war es ihnen nicht gegönnt.

    So kamen wir immer der Heimat näher u. bald

    hörten wir wieder deutsche Worte, die uns

    innerlich erquickten. So kamen wir am nächsten

    Tag vormittag 11:40h. in Ludwigshafen an,

    woselbst wir in Hände deutsch. Offiziere übergeben

    wurden. Als jeder namentlich verlesen

    war, wurde der Zug bestiegen. Nach einigen

    Minuten kam derselbe ins Rollen u. wir

    befanden uns auf der Rheinbrücke. Deutsch, deutsch

    u. abermals deutsch tönte es von jedermanns

    Lippen, der schwere Sorgenstein, der 3 jahrelang

    unser Herz bedrückte fiel mit einemmal ins

    Wasser hinab. Der Jubel der Zivilbewohner, die

    uns aus allen Türen u. Fenstern, Straßen u.

    Wegen zu jubelten, traf unsere Herzen derart,

    daß wir in helle Träume ausbrachen, wenn

    man sich auch noch so dagegen wehrte. Es

    war dies eine Wiedergeburt u. Erneuerung

    unserer Seele u. Leibes, welche solange unsägliches

    erdulden mußte. Endlich um 12:30h. waren

    wir im Durchgangslager Mannheim

    angelangt. Dort sollte der richtige erste

Description

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  • 49.1598764||5.3844231||

    Verdun

  • 49.4790392||8.4525912||

    Ludwigshafen, Bahnhof

  • 49.479716||8.4698791||

    Mannheim

Location(s)
  • Document location Verdun
  • Additional document location Ludwigshafen, Bahnhof
  • Additional document location Mannheim
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ID
2742 / 35303
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Werner Luber
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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