Tagebuchaufzeichnungen von Georg Luber (leicht veränd. Abschrift), item 10

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      18.

In diesem Kriege konnte sie keinen Widerstand

mehr leisten u. hat daher im Jahre 1914

als die Deutschen kamen auch sogleich kapituliert.

In einem Lazerret, das von den

Deutschen im Kriege erbaut wurde, fanden

wir unsere Unterkunft. In der Stadt gab

es viel Arbeit, denn im Kriege wurde

viel vernachläßigt. Doch wurde hier das

Essen besser, weil die Stadt viel dazu

hergab. Auch außerhalb der Stadt in den

Ortschaften wie: Ire le Prè, Ire le Sec,

Thonne le Prè, Grand Verneul, Ecouvieze

u. Chauvency hatten wir viel zu schaffen.

Wir waren wohl eine zeitlang zufrieden,

aber als der Frühling kam, die Sonne hoch

kam u. die Vöglein sangen, da erfüllte

das Heimweh unsere Herzen u. viele suchten

Gelegenheit zu entweichen, welches aber

die zurückgebliebenen immer schwer büßen

mußten. Bald aber wurden Friedens-

verhandlungen eingeleitet u. wir wurden


      19

getröstet mit der Hoffnung, daß der Tag der

Heimkehr sehr nahe sei. Aber für diesmal

sollte es wieder nichts werden, denn am 14. Juli

wanderten wir eine Strecke von 18 km weiter

westl. u. kamen in den Kasernen in Stenay

ebenfalls einer Stadt, welche im Kriege das

große Hauptquartier des deutsch. Kronprinzen

war, an. Hier gab es diesebe Arbeit wie

vorher, nur in Baalon u. Mouzay gab

es viele Erdarbeiten zu verrichten. Hier wurde

unsere P. G. Comp. aufgeteilt u. wir kamen

zu der Comp P.G.R.L. No 450. die schon

im April nach Stenay kam. Das Essen aber

war hier so schlecht, die Arbeit so schwer,

daß wir am 11. Aug. nicht mehr zur Arbeit

gingen. Wie es da zuging, kann ich nicht

genauer berichten. Unsere Wünsche sollten

erfüllt werden u. wir nahmen daher die

Arbeit wieder auf. Der Erfolg davon blieb

zwecklos u. unsere Vorgesetzten kamen

mit 30 Tg. strengen Arrest zu einer Straf-

kompagnie. So mußten wir einfach hoffnungslos

Tag für Tag dahinleben wie schwere

Verbrecher. So kam wieder wie alle Jahre


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      18.

In diesem Kriege konnte sie keinen Widerstand

mehr leisten u. hat daher im Jahre 1914

als die Deutschen kamen auch sogleich kapituliert.

In einem Lazerret, das von den

Deutschen im Kriege erbaut wurde, fanden

wir unsere Unterkunft. In der Stadt gab

es viel Arbeit, denn im Kriege wurde

viel vernachläßigt. Doch wurde hier das

Essen besser, weil die Stadt viel dazu

hergab. Auch außerhalb der Stadt in den

Ortschaften wie: Ire le Prè, Ire le Sec,

Thonne le Prè, Grand Verneul, Ecouvieze

u. Chauvency hatten wir viel zu schaffen.

Wir waren wohl eine zeitlang zufrieden,

aber als der Frühling kam, die Sonne hoch

kam u. die Vöglein sangen, da erfüllte

das Heimweh unsere Herzen u. viele suchten

Gelegenheit zu entweichen, welches aber

die zurückgebliebenen immer schwer büßen

mußten. Bald aber wurden Friedens-

verhandlungen eingeleitet u. wir wurden


      19

getröstet mit der Hoffnung, daß der Tag der

Heimkehr sehr nahe sei. Aber für diesmal

sollte es wieder nichts werden, denn am 14. Juli

wanderten wir eine Strecke von 18 km weiter

westl. u. kamen in den Kasernen in Stenay

ebenfalls einer Stadt, welche im Kriege das

große Hauptquartier des deutsch. Kronprinzen

war, an. Hier gab es diesebe Arbeit wie

vorher, nur in Baalon u. Mouzay gab

es viele Erdarbeiten zu verrichten. Hier wurde

unsere P. G. Comp. aufgeteilt u. wir kamen

zu der Comp P.G.R.L. No 450. die schon

im April nach Stenay kam. Das Essen aber

war hier so schlecht, die Arbeit so schwer,

daß wir am 11. Aug. nicht mehr zur Arbeit

gingen. Wie es da zuging, kann ich nicht

genauer berichten. Unsere Wünsche sollten

erfüllt werden u. wir nahmen daher die

Arbeit wieder auf. Der Erfolg davon blieb

zwecklos u. unsere Vorgesetzten kamen

mit 30 Tg. strengen Arrest zu einer Straf-

kompagnie. So mußten wir einfach hoffnungslos

Tag für Tag dahinleben wie schwere

Verbrecher. So kam wieder wie alle Jahre



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  • April 4, 2017 17:43:36 Rolf Kranz

          18.

    In diesem Kriege konnte sie keinen Widerstand

    mehr leisten u. hat daher im Jahre 1914

    als die Deutschen kamen auch sogleich kapituliert.

    In einem Lazerret, das von den

    Deutschen im Kriege erbaut wurde, fanden

    wir unsere Unterkunft. In der Stadt gab

    es viel Arbeit, denn im Kriege wurde

    viel vernachläßigt. Doch wurde hier das

    Essen besser, weil die Stadt viel dazu

    hergab. Auch außerhalb der Stadt in den

    Ortschaften wie: Ire le Prè, Ire le Sec,

    Thonne le Prè, Grand Verneul, Ecouvieze

    u. Chauvency hatten wir viel zu schaffen.

    Wir waren wohl eine zeitlang zufrieden,

    aber als der Frühling kam, die Sonne hoch

    kam u. die Vöglein sangen, da erfüllte

    das Heimweh unsere Herzen u. viele suchten

    Gelegenheit zu entweichen, welches aber

    die zurückgebliebenen immer schwer büßen

    mußten. Bald aber wurden Friedens-

    verhandlungen eingeleitet u. wir wurden


          19

    getröstet mit der Hoffnung, daß der Tag der

    Heimkehr sehr nahe sei. Aber für diesmal

    sollte es wieder nichts werden, denn am 14. Juli

    wanderten wir eine Strecke von 18 km weiter

    westl. u. kamen in den Kasernen in Stenay

    ebenfalls einer Stadt, welche im Kriege das

    große Hauptquartier des deutsch. Kronprinzen

    war, an. Hier gab es diesebe Arbeit wie

    vorher, nur in Baalon u. Mouzay gab

    es viele Erdarbeiten zu verrichten. Hier wurde

    unsere P. G. Comp. aufgeteilt u. wir kamen

    zu der Comp P.G.R.L. No 450. die schon

    im April nach Stenay kam. Das Essen aber

    war hier so schlecht, die Arbeit so schwer,

    daß wir am 11. Aug. nicht mehr zur Arbeit

    gingen. Wie es da zuging, kann ich nicht

    genauer berichten. Unsere Wünsche sollten

    erfüllt werden u. wir nahmen daher die

    Arbeit wieder auf. Der Erfolg davon blieb

    zwecklos u. unsere Vorgesetzten kamen

    mit 30 Tg. strengen Arrest zu einer Straf-

    kompagnie. So mußten wir einfach hoffnungslos

    Tag für Tag dahinleben wie schwere

    Verbrecher. So kam wieder wie alle Jahre


  • April 4, 2017 17:40:52 Rolf Kranz

          18.

    In diesem Kriege konnte sie keinen Widerstand

    mehr leisten u. hat daher im Jahre 1914

    als die Deutschen kamen auch sogleich kapituliert.

    In einem Lazerret, das von den

    Deutschen im Kriege erbaut wurde, fanden

    wir unsere Unterkunft. In der Stadt gab

    es viel Arbeit, denn im Kriege wurde

    viel vernachläßigt. Doch wurde hier das

    Essen besser, weil die Stadt viel dazu

    hergab. Auch außerhalb der Stadt in den

    Ortschaften wie: Ire le Prè, Ire le Sec,

    Thonne le Prè, Grand Verneul, Ecouvieze

    u. Chauvency hatten wir viel zu schaffen.

    Wir waren wohl eine zeitlang zufrieden,

    aber als der Frühling kam, die Sonne hoch

    kam u. die Vöglein sangen, da erfüllte

    das Heimweh unsere Herzen u. viele suchten

    Gelegenheit zu entweichen, welches aber

    die zurückgebliebenen immer schwer büßen

    mußten. Bald aber wurden Friedens-

    verhandlungen eingeleitet u. wir wurden


          19

    getröstet mit der Hoffnung, daß der Tag der

    Heimkehr sehr nahe sei. Aber für diesmal

    sollte es wieder nichts werden, denn am 14. Juli

    wanderten wir eine Strecke von 18 km weiter

    westl. u. kamen in den Kasernen in Stenoy

    ebenfalls einer Stadt, welche im Kriege das

    große Hauptquartier des deutsch. Kronprinzen

    war, an. Hier gab es diesebe Arbeit wie

    vorher, nur in Baalon u. Mouzay gab

    es viele Erdarbeiten zu verrichten. Hier wurde

    unsere P. G. Comp. aufgeteilt u. wir kamen

    zu der Comp P.G.R.L. No 450. die schon

    im April nach Stenoy kam. Das Essen aber

    war hier so schlecht, die Arbeit so schwer,

    daß wir am 11. Aug. nicht mehr zur Arbeit

    gingen. Wie es da zuging, kann ich nicht

    genauer berichten. Unsere Wünsche sollten

    erfüllt werden u. wir nahmen daher die

    Arbeit wieder auf. Der Erfolg davon blieb

    zwecklos u. unsere Vorgesetzten kamen

    mit 30 Tg. strengen Arrest zu einer Straf-

    kompagnie. So mußten wir einfach hoffnungslos

    Tag für Tag dahinleben wie schwere

    Verbrecher. So kam wieder wie alle Jahre



  • April 4, 2017 17:29:47 Rolf Kranz

          18.

    In diesem Kriege konnte sie keinen Widerstand

    mehr leisten u. hat daher im Jahre 1914

    als die Deutschen kamen auch sogleich kapituliert.

    In einem Lazerret, das von den

    Deutschen im Kriege erbaut wurde, fanden

    wir unsere Unterkunft. In der Stadt gab

    es viel Arbeit, denn im Kriege wurde

    viel vernachläßigt. Doch wurde hier das

    Essen besser, weil die Stadt viel dazu

    hergab. Auch außerhalb der Stadt in den

    Ortschaften wie: Ire le Prè, Ire le Sac,

    Thonne le Prè, Grand Verneul, Ecouvieze

    u. Chauvency hatten wir viel zu schaffen.

    Wir waren wohl eine zeitlang zufrieden,

    aber als der Frühling kam, die Sonne hoch

    kam u. die Vöglein sangen, da erfüllte

    das Heimweh unsere Herzen u. viele suchten

    Gelegenheit zu entweichen, welches aber

    die zurückgebliebenen immer schwer büßen

    mußten. Bald aber wurden Friedens-

    verhandlungen eingeleitet u. wir wurden


          19

    getröstet mit der Hoffnung, daß der Tag der

    Heimkehr sehr nahe sei. Aber für diesmal

    sollte es wieder nichts werden, denn am 14. Juli

    wanderten wir eine Strecke von 18 km weiter

    westl. u. kamen in den Kasernen in Stenoy

    ebenfalls einer Stadt, welche im Kriege das

    große Hauptquartier des deutsch. Kronprinzen

    war, an. Hier gab es diesebe Arbeit wie

    vorher, nur in Baalon u. Mouzay gab

    es viele Erdarbeiten zu verrichten. Hier wurde

    unsere P. G. Comp. aufgeteilt u. wir kamen

    zu der Comp P.G.R.L. No 450. die schon

    im April nach Stenoy kam. Das Essen aber

    war hier so schlecht, die Arbeit so schwer,

    daß wir am 11. Aug. nicht mehr zur Arbeit

    gingen. Wie es da zuging, kann ich nicht

    genauer berichten. Unsere Wünsche sollten

    erfüllt werden u. wir nahmen daher die

    Arbeit wieder auf. Der Erfolg davon blieb

    zwecklos u. unsere Vorgesetzten kamen

    mit 30 Tg. strengen Arrest zu einer Straf-

    kompagnie. So mußten wir einfach hoffnungslos

    Tag für Tag dahinleben wie schwere

    Verbrecher. So kam wieder wie alle Jahre



Description

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  • 49.476336||5.387301||

    Iré-le-Sec

  • 49.52707||5.351165||

    Thonne-les-Prè

  • 49.52823164432708||5.417602661376918||

    Verneuil-Grand

  • 49.527454||5.456359||

    Écouviez

  • 49.51905||5.309646||

    Chauvency-le-Château

  • 49.492437||5.187375||

    Stenay

  • 49.488213||5.240481||

    Baâlon

  • 49.462541||5.216921||

    Mouzay

Location(s)
  • Document location Iré-le-Sec
  • Additional document location Thonne-les-Prè
  • Additional document location Verneuil-Grand
  • Additional document location Écouviez
  • Additional document location Chauvency-le-Château
  • Additional document location Stenay
  • Additional document location Baâlon
  • Additional document location Mouzay
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ID
2742 / 35302
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Werner Luber
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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