Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 67

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102.                Brief an die Eltern.

                                            Menin  27. II. 15.

                Liebe Eltern !

   Zunächst mal herzlichen Dank für all´ das Gute,

das ich inzwischen wieder bekommen habe.

Für die ganze Komp. mach nur kein Paket

zurecht. Es ist nicht mehr die alte. Da erfreue lieber

meine Jungens und entgilt ihnen ihre Anhänglichkeit,

das wäre die 7. Korporalschaft. Meinst Du

wirklich, ich wäre so ganz unempfindlich für all

die Liebe, mit der Ihr mich dauernd umgebt, sehe

nicht, wie liebevoll u. sorgsam jedes einzelne

eingepackt wird ?

    Ihr müßt schon verzeihen, daß ich jetzt spärlich

schreibe, wir haben 12 Stunden Nachtarbeit gehabt,

nette Liebesgaben für unsere Feinde. Näheres darf

ich nicht verraten ! Wenns klappt, erobern wir

Ypern damit. Das geht ohne Gewehr bis in u. vor

die vordere Linie, dabei kann ich die "Kleine" [Pistole] gut

brauchen. Zeitungen bekommen wir übrigens schon

nach 2 Tagen vom Rheinland. Keks u. Schokolade

ist nach wie vor knapp, andere Aussagen sind

Blödsinn. Hier hat alles eine mächtige Wut auf

die Engländer, Weh ihnen, wenn wir erst losgelassen


...rechte Seite

werden !

         Doch ich muß zur Parole.

                    Adio !

                                    Herzl. Gr.               Waltger.


103.                Brief an Trudchen.

                                          Menin           3. III. 15.

              Liebe Schputti !

   Vielen Dank für all das Gute, das Du wieder

mal mir getan. Das Geld habe ich bekommen,

die Anweisung am 22. II., ausgezahlt wird es immer

erst am nächsten Löhnungstage.

Verzeih mir, daß ich Dich so lange vernachlässigt

habe, aber wir sitzen hier wirklich nicht so untätig,

wie es vielleicht scheinen könnte, u. wenn

wir von unseren nächtl. Ausflügen zurück sind,

gibts Dienst bis zum Verrecken. Morgen ist

mal wenig Dienst, da habe ich wieder das

Schwein Utf. vom Dienst zu sein, hätte sonst

mal ausschlafen können. Außerdem gibt es

etl. [etliche] unerfreul. Angelegenheiten, die mir das

Schreiben gänzlich verleiden. Doch ich pflege Euch ja

stets vor ein Faite accompli [vollendete Tatsachen] zu stellen, u. ich

glaube, das ist gut so. Für die nächsten 4 Wochen

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102.                Brief an die Eltern.

                                            Menin  27. II. 15.

                Liebe Eltern !

   Zunächst mal herzlichen Dank für all´ das Gute,

das ich inzwischen wieder bekommen habe.

Für die ganze Komp. mach nur kein Paket

zurecht. Es ist nicht mehr die alte. Da erfreue lieber

meine Jungens und entgilt ihnen ihre Anhänglichkeit,

das wäre die 7. Korporalschaft. Meinst Du

wirklich, ich wäre so ganz unempfindlich für all

die Liebe, mit der Ihr mich dauernd umgebt, sehe

nicht, wie liebevoll u. sorgsam jedes einzelne

eingepackt wird ?

    Ihr müßt schon verzeihen, daß ich jetzt spärlich

schreibe, wir haben 12 Stunden Nachtarbeit gehabt,

nette Liebesgaben für unsere Feinde. Näheres darf

ich nicht verraten ! Wenns klappt, erobern wir

Ypern damit. Das geht ohne Gewehr bis in u. vor

die vordere Linie, dabei kann ich die "Kleine" [Pistole] gut

brauchen. Zeitungen bekommen wir übrigens schon

nach 2 Tagen vom Rheinland. Keks u. Schokolade

ist nach wie vor knapp, andere Aussagen sind

Blödsinn. Hier hat alles eine mächtige Wut auf

die Engländer, Weh ihnen, wenn wir erst losgelassen


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werden !

         Doch ich muß zur Parole.

                    Adio !

                                    Herzl. Gr.               Waltger.


103.                Brief an Trudchen.

                                          Menin           3. III. 15.

              Liebe Schputti !

   Vielen Dank für all das Gute, das Du wieder

mal mir getan. Das Geld habe ich bekommen,

die Anweisung am 22. II., ausgezahlt wird es immer

erst am nächsten Löhnungstage.

Verzeih mir, daß ich Dich so lange vernachlässigt

habe, aber wir sitzen hier wirklich nicht so untätig,

wie es vielleicht scheinen könnte, u. wenn

wir von unseren nächtl. Ausflügen zurück sind,

gibts Dienst bis zum Verrecken. Morgen ist

mal wenig Dienst, da habe ich wieder das

Schwein Utf. vom Dienst zu sein, hätte sonst

mal ausschlafen können. Außerdem gibt es

etl. [etliche] unerfreul. Angelegenheiten, die mir das

Schreiben gänzlich verleiden. Doch ich pflege Euch ja

stets vor ein Faite accompli [vollendete Tatsachen] zu stellen, u. ich

glaube, das ist gut so. Für die nächsten 4 Wochen


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  • January 30, 2017 21:38:55 Rolf Kranz

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    102.                Brief an die Eltern.

                                                Menin  27. II. 15.

                    Liebe Eltern !

       Zunächst mal herzlichen Dank für all´ das Gute,

    das ich inzwischen wieder bekommen habe.

    Für die ganze Komp. mach nur kein Paket

    zurecht. Es ist nicht mehr die alte. Da erfreue lieber

    meine Jungens und entgilt ihnen ihre Anhänglichkeit,

    das wäre die 7. Korporalschaft. Meinst Du

    wirklich, ich wäre so ganz unempfindlich für all

    die Liebe, mit der Ihr mich dauernd umgebt, sehe

    nicht, wie liebevoll u. sorgsam jedes einzelne

    eingepackt wird ?

        Ihr müßt schon verzeihen, daß ich jetzt spärlich

    schreibe, wir haben 12 Stunden Nachtarbeit gehabt,

    nette Liebesgaben für unsere Feinde. Näheres darf

    ich nicht verraten ! Wenns klappt, erobern wir

    Ypern damit. Das geht ohne Gewehr bis in u. vor

    die vordere Linie, dabei kann ich die "Kleine" [Pistole] gut

    brauchen. Zeitungen bekommen wir übrigens schon

    nach 2 Tagen vom Rheinland. Keks u. Schokolade

    ist nach wie vor knapp, andere Aussagen sind

    Blödsinn. Hier hat alles eine mächtige Wut auf

    die Engländer, Weh ihnen, wenn wir erst losgelassen


    ...rechte Seite

    werden !

             Doch ich muß zur Parole.

                        Adio !

                                        Herzl. Gr.               Waltger.


    103.                Brief an Trudchen.

                                              Menin           3. III. 15.

                  Liebe Schputti !

       Vielen Dank für all das Gute, das Du wieder

    mal mir getan. Das Geld habe ich bekommen,

    die Anweisung am 22. II., ausgezahlt wird es immer

    erst am nächsten Löhnungstage.

    Verzeih mir, daß ich Dich so lange vernachlässigt

    habe, aber wir sitzen hier wirklich nicht so untätig,

    wie es vielleicht scheinen könnte, u. wenn

    wir von unseren nächtl. Ausflügen zurück sind,

    gibts Dienst bis zum Verrecken. Morgen ist

    mal wenig Dienst, da habe ich wieder das

    Schwein Utf. vom Dienst zu sein, hätte sonst

    mal ausschlafen können. Außerdem gibt es

    etl. [etliche] unerfreul. Angelegenheiten, die mir das

    Schreiben gänzlich verleiden. Doch ich pflege Euch ja

    stets vor ein Faite accompli [vollendete Tatsachen] zu stellen, u. ich

    glaube, das ist gut so. Für die nächsten 4 Wochen

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2656 / 33674
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http://europeana1914-1918.eu/...
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Friedrich-Carl Hoffmann
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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