Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 5

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...linke Seite

Wilhelm hat mich heute früh auch schon besucht. Er

hat sehr wenig Dienst und hofft binnen kurzem

nachgeschickt zu werden. Erst sollten die Junker

sofort mit, im letzten Augenblick aber doch zurück

behalten, weil das Regiment sofort ins Feuer

kam, Alexander wird überhaupt mächtig vorgeworfen!

Na hoffentlich kommen wir auch

bald ran in 4 - 5 Wochen hoffe ich bestimmt,

es sind allerdings viel Leute darunter, die überhaupt

noch kein Gewehr in der Hand gehabt haben.

Nachher werden wir eingekleidet, bin neugierig,

wie das von statten geht. Spaß macht`s bisher

trotz der Anpfiffe, die immer mal aus heiterem

Himmel herunterjagen. Zu Mittag gab`s eine

dicke Suppe aus grünen Bohnen, Kartoffeln

und Hammelfleisch, es schmeckte sehr gut und

war kräftig. Eben lagen wir alle friedlich auf

den Betten und pennten, als wir durch ein

furchtbares Donnerwetter aufwachten. Der Feldwebel

schimpfte wie ein Narr, daß wir unerhört

mit Stiefeln bekleidet in königlichen Betten

lägen ! Sag noch Spaß ! Unser Unteroffizier ist

sehr friedlich und nett. Wir werden uns jedenfalls

sehr schnell einleben. Schickt mir doch bitte


...rechte Seite

in einigen Tagen, wenn ich meine Adresse erst

ganz bestimmt weiß, meine kurze Pfeife, den

Tabaksbeutel und den Tabak, der noch im Kasten

ist und vorn in dem kleinen Schränkchen in

Vaters Stube ! Wartet aber bitte noch mal Nachricht

von mir ab. Nun adio kleines Schwesterlein,

lies man das schöne Briefchen den Eltern

vor und Großmutter, die hoffentlich nicht böse

sein werden, daß sie ihn selbst nicht lesen können.

[Originalbrief wurde in Steno geschrieben]

Vater ganz besonderen Dank für seine

beiden Briefe, es ist ja sonst nicht seine Gewohnheit

lange Briefe zu verfassen, desto höher weiß

ich es zu schätzen. Allen Lieben herzliche Grüße

                                             Euer Walter.


4.                     Brief an die Eltern.

                                            Berlin, 12. VIII. 14.

                 Liebe Eltern !

Auch der heutige Tag ist glücklich überstanden.

Zu Mittag gab es eine zwar kräftige aber so

pfeffrige Erbsensuppe, daß ich sie beim besten

Willen nicht genießen konnte, Meine genaue

Adresse lautet: Kriegsfreiwilliger Huth, Kaiser

Alexander Garde Grenadierregiment Nr.1 , 7. Komp,




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Wilhelm hat mich heute früh auch schon besucht. Er

hat sehr wenig Dienst und hofft binnen kurzem

nachgeschickt zu werden. Erst sollten die Junker

sofort mit, im letzten Augenblick aber doch zurück

behalten, weil das Regiment sofort ins Feuer

kam, Alexander wird überhaupt mächtig vorgeworfen!

Na hoffentlich kommen wir auch

bald ran in 4 - 5 Wochen hoffe ich bestimmt,

es sind allerdings viel Leute darunter, die überhaupt

noch kein Gewehr in der Hand gehabt haben.

Nachher werden wir eingekleidet, bin neugierig,

wie das von statten geht. Spaß macht`s bisher

trotz der Anpfiffe, die immer mal aus heiterem

Himmel herunterjagen. Zu Mittag gab`s eine

dicke Suppe aus grünen Bohnen, Kartoffeln

und Hammelfleisch, es schmeckte sehr gut und

war kräftig. Eben lagen wir alle friedlich auf

den Betten und pennten, als wir durch ein

furchtbares Donnerwetter aufwachten. Der Feldwebel

schimpfte wie ein Narr, daß wir unerhört

mit Stiefeln bekleidet in königlichen Betten

lägen ! Sag noch Spaß ! Unser Unteroffizier ist

sehr friedlich und nett. Wir werden uns jedenfalls

sehr schnell einleben. Schickt mir doch bitte


...rechte Seite

in einigen Tagen, wenn ich meine Adresse erst

ganz bestimmt weiß, meine kurze Pfeife, den

Tabaksbeutel und den Tabak, der noch im Kasten

ist und vorn in dem kleinen Schränkchen in

Vaters Stube ! Wartet aber bitte noch mal Nachricht

von mir ab. Nun adio kleines Schwesterlein,

lies man das schöne Briefchen den Eltern

vor und Großmutter, die hoffentlich nicht böse

sein werden, daß sie ihn selbst nicht lesen können.

[Originalbrief wurde in Steno geschrieben]

Vater ganz besonderen Dank für seine

beiden Briefe, es ist ja sonst nicht seine Gewohnheit

lange Briefe zu verfassen, desto höher weiß

ich es zu schätzen. Allen Lieben herzliche Grüße

                                             Euer Walter.


4.                     Brief an die Eltern.

                                            Berlin, 12. VIII. 14.

                 Liebe Eltern !

Auch der heutige Tag ist glücklich überstanden.

Zu Mittag gab es eine zwar kräftige aber so

pfeffrige Erbsensuppe, daß ich sie beim besten

Willen nicht genießen konnte, Meine genaue

Adresse lautet: Kriegsfreiwilliger Huth, Kaiser

Alexander Garde Grenadierregiment Nr.1 , 7. Komp,





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  • January 13, 2017 20:33:46 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    Wilhelm hat mich heute früh auch schon besucht. Er

    hat sehr wenig Dienst und hofft binnen kurzem

    nachgeschickt zu werden. Erst sollten die Junker

    sofort mit, im letzten Augenblick aber doch zurück

    behalten, weil das Regiment sofort ins Feuer

    kam, Alexander wird überhaupt mächtig vorgeworfen!

    Na hoffentlich kommen wir auch

    bald ran in 4 - 5 Wochen hoffe ich bestimmt,

    es sind allerdings viel Leute darunter, die überhaupt

    noch kein Gewehr in der Hand gehabt haben.

    Nachher werden wir eingekleidet, bin neugierig,

    wie das von statten geht. Spaß macht`s bisher

    trotz der Anpfiffe, die immer mal aus heiterem

    Himmel herunterjagen. Zu Mittag gab`s eine

    dicke Suppe aus grünen Bohnen, Kartoffeln

    und Hammelfleisch, es schmeckte sehr gut und

    war kräftig. Eben lagen wir alle friedlich auf

    den Betten und pennten, als wir durch ein

    furchtbares Donnerwetter aufwachten. Der Feldwebel

    schimpfte wie ein Narr, daß wir unerhört

    mit Stiefeln bekleidet in königlichen Betten

    lägen ! Sag noch Spaß ! Unser Unteroffizier ist

    sehr friedlich und nett. Wir werden uns jedenfalls

    sehr schnell einleben. Schickt mir doch bitte


    ...rechte Seite

    in einigen Tagen, wenn ich meine Adresse erst

    ganz bestimmt weiß, meine kurze Pfeife, den

    Tabaksbeutel und den Tabak, der noch im Kasten

    ist und vorn in dem kleinen Schränkchen in

    Vaters Stube ! Wartet aber bitte noch mal Nachricht

    von mir ab. Nun adio kleines Schwesterlein,

    lies man das schöne Briefchen den Eltern

    vor und Großmutter, die hoffentlich nicht böse

    sein werden, daß sie ihn selbst nicht lesen können.

    [Originalbrief wurde in Steno geschrieben]

    Vater ganz besonderen Dank für seine

    beiden Briefe, es ist ja sonst nicht seine Gewohnheit

    lange Briefe zu verfassen, desto höher weiß

    ich es zu schätzen. Allen Lieben herzliche Grüße

                                                 Euer Walter.


    4.                     Brief an die Eltern.

                                                Berlin, 12. VIII. 14.

                     Liebe Eltern !

    Auch der heutige Tag ist glücklich überstanden.

    Zu Mittag gab es eine zwar kräftige aber so

    pfeffrige Erbsensuppe, daß ich sie beim besten

    Willen nicht genießen konnte, Meine genaue

    Adresse lautet: Kriegsfreiwilliger Huth, Kaiser

    Alexander Garde Grenadierregiment Nr.1 , 7. Komp,




Description

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  • 52.52189847506196||13.391890703704803||

    Berlin, Kaserne Kaiser Alexander Garde Grenadierregiment Nr.1

  • 51.13054289999999||13.577913399999943||

    Coswig (bei Dresden)

    ||1
Location(s)
  • Story location Coswig (bei Dresden)
  • Document location Berlin, Kaserne Kaiser Alexander Garde Grenadierregiment Nr.1
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ID
2656 / 33612
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Friedrich-Carl Hoffmann
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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