Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 4

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

...linke Seite

in Coswig. Der glückliche Besitzer ist Freiwilliger

bei den Saarbrücker Ulanen! Ich bin

fidel und munter, möchte alle Welt umarmen!

Euch allen Lieben vielen herzlichen Dank

für den Brief und die Unterschriften.

          Es grüßt Euch alle Euer

                     dankbarer Sohn Walther.


(Auf den Umschlag stenographiert)

Kleine Sputti, entziffere mal Folgendes !

Vater möchte meinen Drilling [dreiläufiges Jagdgewehr] mal gründlich

durchwischen und einölen und öfter mal nachsehen,

daß er schön sauber bleibt.

                       Herzlichen Gruß      Walther.


3.                         Brief an Trudchen.

                                       Berlin, 11. VIII. 14.

                   Liebe Sputti !

Ich möchte lieber stenographieren, da die andern

Leute häufig an mir vorbeigehen oder dabeistehen

und es ist doch wirklich nicht nötig, daß sie alles

lesen, was ich schreibe. Gestern schon sind wir zu

10 in eine Bude gerückt, die ganz elend dreckig

war, auch frische Bettbezüge haben wir bis jetzt


...rechte Seite

noch nicht bekommen, die schmutzigen aber heute

abgegeben, also müssen wir ja noch frisches Zeug

bekommen. Meine Adresse ist: Kriegsfreiwilliger

Huth. Kaiser Alexander Garde Grenadierregiment

Nr.1 , 7. Komp. Stube 90. Für Euren Brief den ich

heute früh erhielt herzlichen Dank. Frau Ulrich

schickt die Sachen nämlich an einen jungen Theologen,

den ich von Rauchhaupts her kenne. Er war

früher bei ihnen Hauslehrer, ich habe sicher schon

von ihm erzählt. Er bringt sie mir dann her.

Wir hatten uns zu Dritt gemeldet Rauchhauptsche

Bekannte, besagter Schmidt, auch Schambo

genannt, und Joachim Lembke, sie waren

beide untauglich. Einen Bekannten von Herrn

Schmidt und einen Bankbeamten habe ich als

Stubengenossen, die anderen sind ungebildete Leute,

die aber ganz formlos sind. Heute haben wir

schon böse gearbeitet. Stube gefegt und gescheuert,

dann Korridor und Kasernenhof, alles sah wie ein

Schweinestall aus, die alten Leute hatten eben

vor dem Ausrücken alles gehen lassen wie es

wollte, wir werden es wohl ebenso machen.

Vor einer Viertelstunde fuhr der Kaiser im Auto

vorbei unter lautem Tatü-Tata !




Transcription saved

...linke Seite

in Coswig. Der glückliche Besitzer ist Freiwilliger

bei den Saarbrücker Ulanen! Ich bin

fidel und munter, möchte alle Welt umarmen!

Euch allen Lieben vielen herzlichen Dank

für den Brief und die Unterschriften.

          Es grüßt Euch alle Euer

                     dankbarer Sohn Walther.


(Auf den Umschlag stenographiert)

Kleine Sputti, entziffere mal Folgendes !

Vater möchte meinen Drilling [dreiläufiges Jagdgewehr] mal gründlich

durchwischen und einölen und öfter mal nachsehen,

daß er schön sauber bleibt.

                       Herzlichen Gruß      Walther.


3.                         Brief an Trudchen.

                                       Berlin, 11. VIII. 14.

                   Liebe Sputti !

Ich möchte lieber stenographieren, da die andern

Leute häufig an mir vorbeigehen oder dabeistehen

und es ist doch wirklich nicht nötig, daß sie alles

lesen, was ich schreibe. Gestern schon sind wir zu

10 in eine Bude gerückt, die ganz elend dreckig

war, auch frische Bettbezüge haben wir bis jetzt


...rechte Seite

noch nicht bekommen, die schmutzigen aber heute

abgegeben, also müssen wir ja noch frisches Zeug

bekommen. Meine Adresse ist: Kriegsfreiwilliger

Huth. Kaiser Alexander Garde Grenadierregiment

Nr.1 , 7. Komp. Stube 90. Für Euren Brief den ich

heute früh erhielt herzlichen Dank. Frau Ulrich

schickt die Sachen nämlich an einen jungen Theologen,

den ich von Rauchhaupts her kenne. Er war

früher bei ihnen Hauslehrer, ich habe sicher schon

von ihm erzählt. Er bringt sie mir dann her.

Wir hatten uns zu Dritt gemeldet Rauchhauptsche

Bekannte, besagter Schmidt, auch Schambo

genannt, und Joachim Lembke, sie waren

beide untauglich. Einen Bekannten von Herrn

Schmidt und einen Bankbeamten habe ich als

Stubengenossen, die anderen sind ungebildete Leute,

die aber ganz formlos sind. Heute haben wir

schon böse gearbeitet. Stube gefegt und gescheuert,

dann Korridor und Kasernenhof, alles sah wie ein

Schweinestall aus, die alten Leute hatten eben

vor dem Ausrücken alles gehen lassen wie es

wollte, wir werden es wohl ebenso machen.

Vor einer Viertelstunde fuhr der Kaiser im Auto

vorbei unter lautem Tatü-Tata !





Transcription history
  • January 13, 2017 17:58:44 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    in Coswig. Der glückliche Besitzer ist Freiwilliger

    bei den Saarbrücker Ulanen! Ich bin

    fidel und munter, möchte alle Welt umarmen!

    Euch allen Lieben vielen herzlichen Dank

    für den Brief und die Unterschriften.

              Es grüßt Euch alle Euer

                         dankbarer Sohn Walther.


    (Auf den Umschlag stenographiert)

    Kleine Sputti, entziffere mal Folgendes !

    Vater möchte meinen Drilling [dreiläufiges Jagdgewehr] mal gründlich

    durchwischen und einölen und öfter mal nachsehen,

    daß er schön sauber bleibt.

                           Herzlichen Gruß      Walther.


    3.                         Brief an Trudchen.

                                           Berlin, 11. VIII. 14.

                       Liebe Sputti !

    Ich möchte lieber stenographieren, da die andern

    Leute häufig an mir vorbeigehen oder dabeistehen

    und es ist doch wirklich nicht nötig, daß sie alles

    lesen, was ich schreibe. Gestern schon sind wir zu

    10 in eine Bude gerückt, die ganz elend dreckig

    war, auch frische Bettbezüge haben wir bis jetzt


    ...rechte Seite

    noch nicht bekommen, die schmutzigen aber heute

    abgegeben, also müssen wir ja noch frisches Zeug

    bekommen. Meine Adresse ist: Kriegsfreiwilliger

    Huth. Kaiser Alexander Garde Grenadierregiment

    Nr.1 , 7. Komp. Stube 90. Für Euren Brief den ich

    heute früh erhielt herzlichen Dank. Frau Ulrich

    schickt die Sachen nämlich an einen jungen Theologen,

    den ich von Rauchhaupts her kenne. Er war

    früher bei ihnen Hauslehrer, ich habe sicher schon

    von ihm erzählt. Er bringt sie mir dann her.

    Wir hatten uns zu Dritt gemeldet Rauchhauptsche

    Bekannte, besagter Schmidt, auch Schambo

    genannt, und Joachim Lembke, sie waren

    beide untauglich. Einen Bekannten von Herrn

    Schmidt und einen Bankbeamten habe ich als

    Stubengenossen, die anderen sind ungebildete Leute,

    die aber ganz formlos sind. Heute haben wir

    schon böse gearbeitet. Stube gefegt und gescheuert,

    dann Korridor und Kasernenhof, alles sah wie ein

    Schweinestall aus, die alten Leute hatten eben

    vor dem Ausrücken alles gehen lassen wie es

    wollte, wir werden es wohl ebenso machen.

    Vor einer Viertelstunde fuhr der Kaiser im Auto

    vorbei unter lautem Tatü-Tata !




Description

Save description
  • 52.521934379310714||13.391906796958892||

    Berlin, Kaserne Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1

  • 51.13054289999999||13.577913399999943||

    Coswig (bei Dresden)

    ||1
Location(s)
  • Story location Coswig (bei Dresden)
  • Document location Berlin, Kaserne Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1
Login and add location


ID
2656 / 33611
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Friedrich-Carl Hoffmann
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Login to edit the languages

Login to edit the fronts
  • Eastern Front
  • Western Front

Login to add keywords

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note