Kriegstagebuch von Walther Huth, item 10

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linke Seite

Schlafsäcke mit Holzwolle stopften. Alles gemeines

Volk, sehr selten mal ein intelligentes Gesicht, doch

recht bezeichnend für die ganze englische Armee ! Ein

Söldnerheer ohne Ehre ! Über die Schotten freuten wir

uns, wie sie in ihren kurzen Röcken einherschaukelten,

unter denen sie tatsächlich keine Hosen anhatten !

Besonders gierig waren sie auf Tabak.

Jeden Zigarettenstummel lasen sie aus dem Dreck

auf. Am Sonntag erwartete ich Lenchen, erst am

Abend erhielt ich ihre Absage. Ich war elend erkältet.

Bei dieser ersten Krankmeldung hatte ich Gelegenheit

zu beobachten, woher die vielen Leute in der

Kompagnie zu vereiterten Blasen kamen. Der

Sanitätsfeldwebel schnitt sämtliche Blasen mit einer

und derselben Schere auf und drückte sie damit

aus ! Damit ist alles gesagt ! Mir sagte er: Ja

ich habe keine Arzneien hier, die kommen vielleicht

in einer Woche oder in zwei, ein Arzt ist nicht

hier, bleiben Sie mir zu Hause, dann wird´s

schon besser werden ! Traurige Zustände auch bei

uns !

29. IX. 1914.  Unsere Korporalschaft erhielt das wenig

angenehme, aber interessante Kommando, Scheiben

auszubauen und zwar 144 Kopffallscheiben und


...rechte Seite

4 Maschinengewehre. In der Kommandantur empfingen

wir die Scheiben und fuhren sie auf einem

Leiterwagen nach "Rühbruch a". Am Nachmittag

war dort Scharfschießen. Es wurde zugweise geschossen

auf 800 m. Das Resultat war leidlich. Am Abend

holten Franke und ich eine Flasche Wein, von der

wir uns mit 3 anderen einen Grok brauten.

30. IX. 1914.  Divisionsübung zwischen Fliegerschuppen

und Mühlenberg.

2. X. 1914.  Helmempfang. Um 5 Uhr auf Wache.

Ich hatte Nummer 2 und bekam somit eine Nachtwache

von 3-5 Uhr bei wunderbar klarem

Sternhimmel und sauiger Kälte.

1. X.  Impfung gegen Typhus.

3. X. 1914.  Im übrigen verlief die Wache ganz

lustig und sehr viel Alkohol nach dem alten Rezept:

       Der schlimmste Feind, ich weiß es wohl,

       Vom Menschen, ist der Alkohol,

      Doch in der Bibel steht geschrieben:

      Du sollst auch deine Feinde lieben.

4. X. 1914.  Wieder ein Sieg Hindenburgs ! Wir

   kriegen wahrhaftig nichts mehr zu tun ! Mittags

   Appell. Früh ein Brief von der Sputti.

5. X. 1914.  Übung in der Division. Wecken früh



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linke Seite

Schlafsäcke mit Holzwolle stopften. Alles gemeines

Volk, sehr selten mal ein intelligentes Gesicht, doch

recht bezeichnend für die ganze englische Armee ! Ein

Söldnerheer ohne Ehre ! Über die Schotten freuten wir

uns, wie sie in ihren kurzen Röcken einherschaukelten,

unter denen sie tatsächlich keine Hosen anhatten !

Besonders gierig waren sie auf Tabak.

Jeden Zigarettenstummel lasen sie aus dem Dreck

auf. Am Sonntag erwartete ich Lenchen, erst am

Abend erhielt ich ihre Absage. Ich war elend erkältet.

Bei dieser ersten Krankmeldung hatte ich Gelegenheit

zu beobachten, woher die vielen Leute in der

Kompagnie zu vereiterten Blasen kamen. Der

Sanitätsfeldwebel schnitt sämtliche Blasen mit einer

und derselben Schere auf und drückte sie damit

aus ! Damit ist alles gesagt ! Mir sagte er: Ja

ich habe keine Arzneien hier, die kommen vielleicht

in einer Woche oder in zwei, ein Arzt ist nicht

hier, bleiben Sie mir zu Hause, dann wird´s

schon besser werden ! Traurige Zustände auch bei

uns !

29. IX. 1914.  Unsere Korporalschaft erhielt das wenig

angenehme, aber interessante Kommando, Scheiben

auszubauen und zwar 144 Kopffallscheiben und


...rechte Seite

4 Maschinengewehre. In der Kommandantur empfingen

wir die Scheiben und fuhren sie auf einem

Leiterwagen nach "Rühbruch a". Am Nachmittag

war dort Scharfschießen. Es wurde zugweise geschossen

auf 800 m. Das Resultat war leidlich. Am Abend

holten Franke und ich eine Flasche Wein, von der

wir uns mit 3 anderen einen Grok brauten.

30. IX. 1914.  Divisionsübung zwischen Fliegerschuppen

und Mühlenberg.

2. X. 1914.  Helmempfang. Um 5 Uhr auf Wache.

Ich hatte Nummer 2 und bekam somit eine Nachtwache

von 3-5 Uhr bei wunderbar klarem

Sternhimmel und sauiger Kälte.

1. X.  Impfung gegen Typhus.

3. X. 1914.  Im übrigen verlief die Wache ganz

lustig und sehr viel Alkohol nach dem alten Rezept:

       Der schlimmste Feind, ich weiß es wohl,

       Vom Menschen, ist der Alkohol,

      Doch in der Bibel steht geschrieben:

      Du sollst auch deine Feinde lieben.

4. X. 1914.  Wieder ein Sieg Hindenburgs ! Wir

   kriegen wahrhaftig nichts mehr zu tun ! Mittags

   Appell. Früh ein Brief von der Sputti.

5. X. 1914.  Übung in der Division. Wecken früh




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  • February 16, 2017 21:25:08 Rolf Kranz

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    Schlafsäcke mit Holzwolle stopften. Alles gemeines

    Volk, sehr selten mal ein intelligentes Gesicht, doch

    recht bezeichnend für die ganze englische Armee ! Ein

    Söldnerheer ohne Ehre ! Über die Schotten freuten wir

    uns, wie sie in ihren kurzen Röcken einherschaukelten,

    unter denen sie tatsächlich keine Hosen anhatten !

    Besonders gierig waren sie auf Tabak.

    Jeden Zigarettenstummel lasen sie aus dem Dreck

    auf. Am Sonntag erwartete ich Lenchen, erst am

    Abend erhielt ich ihre Absage. Ich war elend erkältet.

    Bei dieser ersten Krankmeldung hatte ich Gelegenheit

    zu beobachten, woher die vielen Leute in der

    Kompagnie zu vereiterten Blasen kamen. Der

    Sanitätsfeldwebel schnitt sämtliche Blasen mit einer

    und derselben Schere auf und drückte sie damit

    aus ! Damit ist alles gesagt ! Mir sagte er: Ja

    ich habe keine Arzneien hier, die kommen vielleicht

    in einer Woche oder in zwei, ein Arzt ist nicht

    hier, bleiben Sie mir zu Hause, dann wird´s

    schon besser werden ! Traurige Zustände auch bei

    uns !

    29. IX. 1914.  Unsere Korporalschaft erhielt das wenig

    angenehme, aber interessante Kommando, Scheiben

    auszubauen und zwar 144 Kopffallscheiben und


    ...rechte Seite

    4 Maschinengewehre. In der Kommandantur empfingen

    wir die Scheiben und fuhren sie auf einem

    Leiterwagen nach "Rühbruch a". Am Nachmittag

    war dort Scharfschießen. Es wurde zugweise geschossen

    auf 800 m. Das Resultat war leidlich. Am Abend

    holten Franke und ich eine Flasche Wein, von der

    wir uns mit 3 anderen einen Grok brauten.

    30. IX. 1914.  Divisionsübung zwischen Fliegerschuppen

    und Mühlenberg.

    2. X. 1914.  Helmempfang. Um 5 Uhr auf Wache.

    Ich hatte Nummer 2 und bekam somit eine Nachtwache

    von 3-5 Uhr bei wunderbar klarem

    Sternhimmel und sauiger Kälte.

    1. X.  Impfung gegen Typhus.

    3. X. 1914.  Im übrigen verlief die Wache ganz

    lustig und sehr viel Alkohol nach dem alten Rezept:

           Der schlimmste Feind, ich weiß es wohl,

           Vom Menschen, ist der Alkohol,

          Doch in der Bibel steht geschrieben:

          Du sollst auch deine Feinde lieben.

    4. X. 1914.  Wieder ein Sieg Hindenburgs ! Wir

       kriegen wahrhaftig nichts mehr zu tun ! Mittags

       Appell. Früh ein Brief von der Sputti.

    5. X. 1914.  Übung in der Division. Wecken früh



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  • 52.51326233226155||13.004816704882842||

    Truppenübungsplatz Döberitz

  • 51.13054289999999||13.577913399999943||

    Coswig (bei Dresden)

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Location(s)
  • Story location Coswig (bei Dresden)
  • Document location Truppenübungsplatz Döberitz
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2655 / 33555
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Friedrich-Carl Hoffmann
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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