Kleiber Manuskript 04 - Tierwelt Turkestan, item 8

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zu unterscheiden waren mindestens zwei Arten: eine kleine mit kurzen 

Ohren u. im Typus gewissen unserer europäischen Arten sehr ähnlich u. 

eine doppelt so große mit großen Ohren, die aber seltener war. Auffallende 

Unterschiede zwischen den turkestanischen u. mitteleuropäischen Flattertieren 

waren durchaus nicht bemerkbar; vielleicht sind sie sogar artgleich. 

Ein Individuum der kleinen Art wurde einmal einer kleinen Katze 

vorgeworfen, erwehrte sich jedoch des Raubtieres unter heftigem Zwitschern 

durch Beißen in sehr mutiger Weise. Über dem Syr sah ich Fledermäuse 

nur sehr selten fliegen.

Die Insektenfresser waren durch den mir aus der Heimat unbekannten 

Ohrigel (Erinaceus auritus, Bild 1) vertreten. Die possierlichen u. durchaus 

nicht scheuen Gesellen waren im Steppenstreif ziemlich häufig; öfters 

traf man sie auch Tagsüber im Gebüsche, beim Graben u. Wühlen 

an, manchmal kamen sie bis in den Hof gelaufen, wo sie dann 

von der ganzen versammelten Hundemeute stets erfolglos angegriffen 

u. angebellt wurden. Manche Kameraden hielten sich in [sic. Doppelung] die Ohrigel 

in ihren kleinen Häuschen als Haustiere, in einem Fall pflanzte sich ein 

Pärchen sogar fort. Der Igel, den ich zwecks Abzeichnen ein paar Tage im 

Käfige hielt war recht zutraulich u. sehr gefräßig; ich fütterte ihn mit 

gekochtem Fleisch u. roter Leber, welche er gierig verschlang. Zwischen den Dünen 

um den Kunja-kul sah ich mehrfach Igelbälge liegen, doch kam mir 

dort kein einziges Säugetier zu Gesicht, obwohl es eine Unmenge von Höhlen 

u. Löchern gab, deren Bewohner wohl alle nächtliche Tiere waren. 


Sehr zahlreich waren in dem Syr-Darjagebiet um Perowsk die Raubtiere.

Obwohl mir nur ein Einziges lebend in die Hände kam, so konnte ich? doch 

aus der Unmenge von frischen, zum Verkauf gebrachten Fellen u. Bälgen 

auf die Häufigkeit ihrer Träger schließen. Mitte April 1916 kaufte ein Kamerad 

am Bazar bei einem halbwilden Steppenkirgisen ein ganz mattes, halbverhungertes 

Exemplar des turkestanischen Steppeniltises  (Putorius stolickamis,

Bild 3), ein anscheinend noch junges Tier. Zuerst sehr schwach 

- es lag frei im Arm u. ließ sich ruhig streicheln - u. schlafbedürftig, 

wurde es nach ein paar Tagen durch Ruhe u. den Genuß von Milch u. Fleisch 

sehr wild, biss um sich u. verbreitete auch den penetranten Iltisgeruch.

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zu unterscheiden waren mindestens zwei Arten: eine kleine mit kurzen 

Ohren u. im Typus gewissen unserer europäischen Arten sehr ähnlich u. 

eine doppelt so große mit großen Ohren, die aber seltener war. Auffallende 

Unterschiede zwischen den turkestanischen u. mitteleuropäischen Flattertieren 

waren durchaus nicht bemerkbar; vielleicht sind sie sogar artgleich. 

Ein Individuum der kleinen Art wurde einmal einer kleinen Katze 

vorgeworfen, erwehrte sich jedoch des Raubtieres unter heftigem Zwitschern 

durch Beißen in sehr mutiger Weise. Über dem Syr sah ich Fledermäuse 

nur sehr selten fliegen.

Die Insektenfresser waren durch den mir aus der Heimat unbekannten 

Ohrigel (Erinaceus auritus, Bild 1) vertreten. Die possierlichen u. durchaus 

nicht scheuen Gesellen waren im Steppenstreif ziemlich häufig; öfters 

traf man sie auch Tagsüber im Gebüsche, beim Graben u. Wühlen 

an, manchmal kamen sie bis in den Hof gelaufen, wo sie dann 

von der ganzen versammelten Hundemeute stets erfolglos angegriffen 

u. angebellt wurden. Manche Kameraden hielten sich in [sic. Doppelung] die Ohrigel 

in ihren kleinen Häuschen als Haustiere, in einem Fall pflanzte sich ein 

Pärchen sogar fort. Der Igel, den ich zwecks Abzeichnen ein paar Tage im 

Käfige hielt war recht zutraulich u. sehr gefräßig; ich fütterte ihn mit 

gekochtem Fleisch u. roter Leber, welche er gierig verschlang. Zwischen den Dünen 

um den Kunja-kul sah ich mehrfach Igelbälge liegen, doch kam mir 

dort kein einziges Säugetier zu Gesicht, obwohl es eine Unmenge von Höhlen 

u. Löchern gab, deren Bewohner wohl alle nächtliche Tiere waren. 


Sehr zahlreich waren in dem Syr-Darjagebiet um Perowsk die Raubtiere.

Obwohl mir nur ein Einziges lebend in die Hände kam, so konnte ich? doch 

aus der Unmenge von frischen, zum Verkauf gebrachten Fellen u. Bälgen 

auf die Häufigkeit ihrer Träger schließen. Mitte April 1916 kaufte ein Kamerad 

am Bazar bei einem halbwilden Steppenkirgisen ein ganz mattes, halbverhungertes 

Exemplar des turkestanischen Steppeniltises  (Putorius stolickamis,

Bild 3), ein anscheinend noch junges Tier. Zuerst sehr schwach 

- es lag frei im Arm u. ließ sich ruhig streicheln - u. schlafbedürftig, 

wurde es nach ein paar Tagen durch Ruhe u. den Genuß von Milch u. Fleisch 

sehr wild, biss um sich u. verbreitete auch den penetranten Iltisgeruch.


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  • November 6, 2018 10:47:24 Eva Anna Welles (AUT)

    zu unterscheiden waren mindestens zwei Arten: eine kleine mit kurzen 

    Ohren u. im Typus gewissen unserer europäischen Arten sehr ähnlich u. 

    eine doppelt so große mit großen Ohren, die aber seltener war. Auffallende 

    Unterschiede zwischen den turkestanischen u. mitteleuropäischen Flattertieren 

    waren durchaus nicht bemerkbar; vielleicht sind sie sogar artgleich. 

    Ein Individuum der kleinen Art wurde einmal einer kleinen Katze 

    vorgeworfen, erwehrte sich jedoch des Raubtieres unter heftigem Zwitschern 

    durch Beißen in sehr mutiger Weise. Über dem Syr sah ich Fledermäuse 

    nur sehr selten fliegen.

    Die Insektenfresser waren durch den mir aus der Heimat unbekannten 

    Ohrigel (Erinaceus auritus, Bild 1) vertreten. Die possierlichen u. durchaus 

    nicht scheuen Gesellen waren im Steppenstreif ziemlich häufig; öfters 

    traf man sie auch Tagsüber im Gebüsche, beim Graben u. Wühlen 

    an, manchmal kamen sie bis in den Hof gelaufen, wo sie dann 

    von der ganzen versammelten Hundemeute stets erfolglos angegriffen 

    u. angebellt wurden. Manche Kameraden hielten sich in [sic. Doppelung] die Ohrigel 

    in ihren kleinen Häuschen als Haustiere, in einem Fall pflanzte sich ein 

    Pärchen sogar fort. Der Igel, den ich zwecks Abzeichnen ein paar Tage im 

    Käfige hielt war recht zutraulich u. sehr gefräßig; ich fütterte ihn mit 

    gekochtem Fleisch u. roter Leber, welche er gierig verschlang. Zwischen den Dünen 

    um den Kunja-kul sah ich mehrfach Igelbälge liegen, doch kam mir 

    dort kein einziges Säugetier zu Gesicht, obwohl es eine Unmenge von Höhlen 

    u. Löchern gab, deren Bewohner wohl alle nächtliche Tiere waren. 


    Sehr zahlreich waren in dem Syr-Darjagebiet um Perowsk die Raubtiere.

    Obwohl mir nur ein Einziges lebend in die Hände kam, so konnte ich? doch 

    aus der Unmenge von frischen, zum Verkauf gebrachten Fellen u. Bälgen 

    auf die Häufigkeit ihrer Träger schließen. Mitte April 1916 kaufte ein Kamerad 

    am Bazar bei einem halbwilden Steppenkirgisen ein ganz mattes, halbverhungertes 

    Exemplar des turkestanischen Steppeniltises  (Putorius stolickamis,

    Bild 3), ein anscheinend noch junges Tier. Zuerst sehr schwach 

    - es lag frei im Arm u. ließ sich ruhig streicheln - u. schlafbedürftig, 

    wurde es nach ein paar Tagen durch Ruhe u. den Genuß von Milch u. Fleisch 

    sehr wild, biss um sich u. verbreitete auch den penetranten Iltisgeruch.

  • November 3, 2018 23:19:59 Gabriele Kister-Schuler

    zu unterscheiden waren mindestens zwei Arten: eine kleine mit kurzen 

    Ohren u. im Typus gewissen unserer europäischen Arten sehr ähnlich u. 

    eine doppelt so große mit großen Ohren, die aber seltener war. Auffallende 

    Unterschiede zwischen den turkestanischen u. mitteleuropäischen Flattertieren 

    waren durchaus nicht bemerkbar; vielleicht sind sie sogar artgleich. 

    Ein Individuum der kleinen Art wurde einmal einer kleinen katze 

    vorgeworfen, erwehrte sich jedoch des Raubtieres unter heftigem Zwitschern 

    durch Beißen in sehr mutiger Weise. Über dem Syr sah ich Fledermäuse 

    nur sehr selten fliegen.

    Die Insektenfresser waren durch den mir aus der heimat unbekannten 

    Ohrigel (Erinaceus auritus, Bild 1) vertreten. Die possierlichen u. durchaus 

    nicht scheuen Gesellen waren im Steppenstreif ziemlich häufig; öfters 

    traf man sie auch Tagsüber im Gebüsche, beim Graben u. Wühlen 

    an, manchmal kamen sie bis in den Hof gelaufen, wo sie dann 

    von der ganzen versammelten Hundemeute stets erfolglos angegriffen 

    u. angebellt wurden. mance Kameraden hielten sich in [sic. Doppelung] die Ohrigel 

    in ihren kleinen Häuschen als Haustieren, in einem Fallpflanzte sich ein 

    Pärchen sogar fort. Der Igel, den ich zwecks Abzeichnen ein paar Tage im 

    Käfige hielt war recht zutraulich u. sehr gefräßig; ich fütterte ihn mit 

    gekochtem Fleisch u. roter Leber, welche er gierig verschlang. Zwischen den Dünen 

    um den Kunja-kul sah ich mehrfach Igelbälge liegen, doch kam mir 

    dort kein einziges Säugetier zu Gesicht, obwohl es eine Unmenge von Höhlen 

    u. Löchern gab, deren Bewohner wohl alle nächtliche Tiere waren. 

    Sehr zahlreich waren in dem Syr-Darjagebiet um Perowsk die Raubtiere.

    Obwohl mir nur ein Einziges lebend in die Hände kam, so konnte ich? doch 

    aus der Unmenge von frischen, zum Verkauf gebrachten Fellen u. Bälgen 

    auf die Häufigkeit ihrer Träger schließen. Mitte April 1916 kaufte ein Kamerad 

    am Bazar bei einem halbwilden Steppenkirgisen ein ganz mattes, halbverhungertes 

    Exemplar des turkestanischen Steppeniltises  (Putorius stolickamis,

    Bild 3), ein anscheinend noch junges Tier. Zuerst sehr schwach 

    - es lag frei im Arm u. ließ sich ruhig streicheln - u. schlafbedürftig, 

    wurde es nach ein paar Tagen durch Pute u. den Genuß von Milch u. Fleisch 

    sehr wild, biss um sich u. verbreitete auch den penetranten Iltisgeruch.



  • November 3, 2018 23:19:41 Gabriele Kister-Schuler

    zu unterscheiden waren mindestens zwei Arten: eine kleine mit kurzen 

    Ohren u. im Typus gewissen unserer europäischen Arten sehr ähnlich u. 

    eine doppelt so große mit großen Ohren, die aber seltener war. Auffallende 

    Unterschiede zwischen den turkestanischen u. mitteleuropäischen Flattertieren 

    waren durchaus nicht bemerkbar; vielleicht sind sie sogar artgleich. 

    Ein Individuum der kleinen Art wurde einmal einer kleinen katze 

    vorgeworfen, erwehrte sich jedoch des Raubtieres unter heftigem Zwitschern 

    durch Beißen in sehr mutiger Weise. Über dem Syr sah ich Fledermäuse 

    nur sehr selten fliegen.

    Die Insektenfresser waren durch den mir aus der heimat unbekannten 

    Ohrigel (Erinaceus auritus, Bild 1) vertreten. Die possierlichen u. durchaus 

    nicht scheuen Gesellen waren im Steppenstreif ziemlich häufig; öfters 

    traf man sie auch Tagsüber im Gebüsche, beim Graben u. Wühlen 

    an, manchmal kamen sie bis in den Hof gelaufen, wo sie dann 

    von der ganzen versammelten Hundemeute stets erfolglos angegriffen 

    u. angebellt wurden. mance Kameraden hielten sich in [sic. Doppelung] die Ohrigel 

    in ihren kleinen Häuschen als Haustieren, in einem Fallpflanzte sich ein 

    Pärchen sogar fort. Der Igel, den ich zwecks Abzeichnen ein paar Tage im 

    Käfige hielt war recht zutraulich u. sehr gefräßig; ich fütterte ihn mit 

    gekochtem Fleisch u. roter Leber, welche er gierig verschlang. Zwischen den Dünen 

    um den Kunja-kul sah ich mehrfach Igelbälge liegen, doch kam mir 

    dort kein einziges Säugetier zu Gesicht, obwohl es eine Unmenge von Höhlen 

    u. Löchern gab, deren Bewohner wohl alle nächtliche Tiere waren. 

    Sehr zahlreich waren in dem Syr-Darjagebiet um Perowsk die Raubtiere.

    Obwohl mir nur ein Einziges lebend in die Hände kam, so konnte ich? doch 

    aus der Unmenge von frischen, zum Verkauf gebrachten Fellen u. Bälgen 

    auf die Häufigkeit ihrer Träger schließen. Mitte April 1916 kaufte ein Kamerad 

    am Bazar bei einem halbwilden Steppenkirgisen ein ganz mattes, halbverhungertes 

    Exemplar des tuskartanischen Steppeniltises  (Putorius stolickamis,

    Bild 3), ein anscheinend noch junges Tier. Zuerst sehr schwach 

    - es lag frei im Arm u. ließ sich ruhig streicheln - u. schlafbedürftig, 

    wurde es nach ein paar Tagen durch Pute u. den Genuß von Milch u. Fleisch 

    sehr wild, biss um sich u. verbreitete auch den penetranten Iltisgeruch.



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