Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3, item 101
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S. 185
hatte ich hohes Fieber und ass fast nichts - ich kam 14.-28.XI.
dabei sehr herunter - Ansonsten war die Verpflegung den
Leuten entsprechend mit grosser Liebe bereitet, aber
unzulänglich. Hier lernten viele von uns erst die Not der
Heimat kennen. Die Zeit vertrieb man sich mit
Lesen, Schreiben, Spielen. Auch wieder zu meiner rechten
Seite lag ein junger Artillerist mit Knochenfrass - er
litt viel - wir beide - waren die Sorgenkinder von
Schwester Johanna - ich Strubelpeter genannt, weil mir
niemand mein Haar schor, das in 8 Wochen sehr lang
geworden war.
Am 29. November war mein Verlegungsantrag 29.XI.
durchgekommen. Ich machte noch am gleichen Tage
meine ersten Gehversuche. Zunächst holte ich mir
Bekleidungsstücke aus der Kammer, die sehr dürftig aussahen.
Foto: Bromberg Alte Feuerwache (Nonnenkloster)
S. 186
Dann humpelte ich an zwei Stöcken in die Stadt. Zum
ersten Frisör um mir meine Tolle schneiden zu lassen, und
um mich dabei auszuruhen, dann zur Post wo ich mein
Kommen meldete in einem Telegramm nach Görlitz. Der
Weg viel mir äusserst schwer und ich war froh wieder im
Lazarett zu sein. Am Abend nahm ich Abschied von der
Schwester.
Am 30. November pilgerte ich recht zeitig auf den 30.XI.
Bahnhof. Der erste Schnee war über Nacht gefallen.
Von Bromberg gings über Hohensalza, Posen, Lissa
nach Breslau. Bis Posen waren Engländer und Franzosen
im Abteil, die zum Sammellager fuhren um
heimbefördert zu werden. - Mit dem fahrplanmässigen D Zug
kam ich von Breslau nach Görlitz. In Breslau erhielt
jeder Krieger ein Willkommengruss in Form eines mit
Tannenreissern und schwarz-weiss-rotem Bande zusammen
gehaltenen Beutel mit Zigarren und Zigaretten.
Im Görlitz holte mich mein lieber Vater ab. In
meiner schlechten Verfassung, fast zerlumpten Mantel
der mir viel zu gross, schlecht geflickt und teilweise
versenkt war, meinem kleinen Feldmützel, an zwei Stöcken
mühsam humpelnd und abgemagertem Gesicht, erkannte
er mich erst, als ich zwei Schritte vor ihm stand. Wonnig
beglückend war der Empfang - So zerschlagen wie das
Vaterland, so gebrochen kam hich heim - was mag der liebe Vater
-
S. 185
hatte ich hohes Fieber und ass fast nichts - ich kam 14.-28.X.
dabei sehr herunter - Ansonsten war die Verpflegung den
Leuten entsprechend mit grosser Liebe bereitet, aber
unzulänglich. Hier lernten viele von uns erst die Not der
Heimat kennen. Die Zeit vertrieb man sich mit
Lesen, Schreiben, Spielen. Auch wieder zu meiner rechten
Seite lag ein junger Artillerist mit Knochenfrass - er
litt viel - wir beide - waren die Sorgenkinder von
Schwester Johanna - ich Strubelpeter genannt, weil mir
niemand mein Haar schor, das in 8 Wochen sehr lang
geworden war.
Am 29. November war mein Verlegungsantrag 29.XI.
durchgekommen. Ich machte noch am gleichen Tage
meine ersten Gehversuche. Zunächst holte ich mir
Bekleidungsstücke aus der Kammer, die sehr dürftig aussahen.
Foto: Bromberg Alte Feuerwache (Nonnenkloster)
S. 186
Dann humpelte ich an zwei Stöcken in die Stadt. Zum
ersten Frisör um mir meine Tolle schneiden zu lassen, und
um mich dabei auszuruhen, dann zur Post wo ich mein
Kommen meldete in einem Telegramm nach Görlitz. Der
Weg viel mir äusserst schwer und ich war froh wieder im
Lazarett zu sein. Am Abend nahm ich Abschied von der
Schwester.
Am 30. November pilgerte ich recht zeitig auf den 30.XI.
Bahnhof. Der erste Schnee war über Nacht gefallen.
Von Bromberg gings über Hohensalza, Pösen, Lissa
nach Breslau. Bis Pösen waren Engländer und Franzosen
im Abteil, die zum Sammellager fuhren um
heimbefördert zu werden. - Mit dem fahrplanmässigen D Zug
kam ich von Breslau nach Görlitz. In Breslau erhielt
jeder Kriger ein Willkommengruss in Form eines mit
Tannenreissern und schwar-weiss-rotem Bände zusammen
gehaltenen Beutel mit Zigarren und Zigaretten.
Im Görlitz holte mich mein lieber Vater ab. In
meiner schlechten Verfassung, fast zerlumpten Mantel
der mit viel zu gross, schlecht geflickt und teilweise
versenkt war, meinem kleinen Feldmützel, an zwei Stöcken
mühsam humpelnd und abgemagertem Gesicht, erkannte
er mich erst, als ich zwei Schritte vor ihm stand. Wonnig
beglückend war der Empfang - So zerschlagen wie das
Vaterland, so gebrochen kam hich heim - was mag der liebe Vater
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S. 185
[14. - 28.XI.] hatte ich hohes Fieber und ass fast nichts - ich kam
dabei sehr herunter - Ansonsten war die Verpflegung den
Leuten entsprechend mit grosser Lieber bereitet, aber
unzulänglich. Hier lernten viele von uns erst die Not der
Heimat kennen. Die Zeit vertreib man sich mit
Lesen, Schreiben, Spielen. Auch wieder zu meiner rechten
Seite lag ein junger Artillerist mit Knochenfrass - er
litt viel - wir beide - waren die Sorgenkinder von
Schwester Johanna - ich Strubelpeter genannt, weil mir
niemand mein Haar schor, das in 8 Wochen sehr lang
geworden war.
Am 29. November war mein Verlegungsantrag
durchgekommen. Ich machte noch am gleichen Tage
meine ersten Gehversuche. Zunächst holte ich mir
Bekleidungsstücke aus der Kammer, die sehr dürftig aussahen.
Foto: Bromberg Alte Feuerwache (Nonnenkloster)
S. 186
Dann humpelte ich an zwei Stöcken in die Stadt. Zum
ersten Frisör um mir meine Tolle schneiden zu lassen, und
um mich dabei auszuruhen, dann zur Post wo ich mein
Kommen meldete in einem Telegramm nach Görlitz. Der
Weg viel mir äusserst schwer und ich war froh wieder im
Lazarett zu sein. Am Abend nahm ich Abschied von der
Schwester.
Am 30. November pilgerte ich recht zeitig auf den
Bahnhof. Der erste Schnee war ber Nacht gefallen.
Von Bromberg gings über Hohensalza, Pösen, Lissa
nach Breslau. Bis Pösen waren Engländer und Franzosen
im Abteil, die zum Sammellager führen um
heimbefördert zu werden. - Mit dem fahrplanmässigen D Zug
kam ich von Breslau nach Görlitz. In Breslau erhielt
jeder Kriger ein Willkommengruss in Form eines mit
Tannenreissern und schwar-weiss-rotem Bände zusammen
gehaltenen Beutel mit Zigarren und Zigaretten.
Im Görlitz holte mich mein lieber Vater ab. In
meiner schlechten Verfassung, fast zerlumpter Mantel
der mit viel zu gross, schlecht geflickt und teilweise
versenkt war, meinem kleinen Feldmützel, an zwei Stöcken
mühsam humpelnd und abgemagertem Gesicht, erkannte
er mich erst, als ich zwei Schritte vor ihm stand. Wonnig
beglückend war der Empfang - So zerschlagen wie das
Vaterland, so gebrochen kam hich herum - was mag der liebe Vater
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S. 185
[14. - 28.XI.] hatte ich hohes Fieber und ass fast nichts - ich kam
dabei sehr herunter - Ansonsten war die Verpflegung den
Leuten entsprechend mit grosser Lieber bereitet, aber
unzulänglich. Hier lernten viele von uns erst die Not der
Heimat kennen. Die Zeit vertreib man sich mit
Lesen, Schreiben, Spielen. Auch wieder zu meiner rechten
Seite lag ein junger Artillerist mit Knochenfrass - er
litt viel - wir beide - waren die Sorgenkinder von
Schwester Johanna - ich Strubelpeter genannt, weil mir
niemand mein Haar schor, das in 8 Wochen sehr lang
geworden war.
Am 29. November war mein Verlegungsantrag
durchgekommen. Ich machte noch am gleichen Tage
meine ersten Gehversuche. Zunächst holte ich mir
Bekleidungsstücke aus der Kammer, die sehr dürftig aussahen.
Foto: Bromberg Alte Feuerwache (Nonnenkloster)
S. 186
Dann humpelte ich an zwei Stöcken in die Stadt. Zum
ersten Frisör um mir meine Tolle schneiden zu lassen, und
um mich dabei auszuruhen, dann zur Post wo ich mein
Kommen meldete in einem Telegramm nach Görlitz. Der
Weg viel mir äusserst schwer und ich war froh wieder im
Lazarett zu sein. Am Abend nahm ich Abschied von der
Schwester.
Am 30. November pilgerte ich recht zeitig auf den
Bahnhof. Der erste Schnee war ber Nacht gefallen.
Von Bromberg gings über Hohensalza, Pösen, Lissa
nach Breslau. Bis Pösen waren Engländer und Franzosen
im Abteil, die zum Sammellager führen um
heimbefördert zu werden. - Mit dem fahrplanmässigen D Zug
kam ich von Breslau nach Görlitz. In Breslau erhielt
jeder Kriger ein Willkommengruss in Form eines mit
Tannenreissern und schwar-weiss-rotem Bände zusammen
gehaltenen Beutel mit Zigarren und Zigaretten.
Im Görlitz holte mich mein lieber Vater ab. In
meiner schlechten Verfassung, fast zerlumpter Mantel
der mit viel zu gross, schlecht geflickt und teilweise
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S. 185
[14. - 28.XI.] hatte ich hohes Fieber und ass fast nichts - ich kam
dabei sehr herunter - Ansonsten war die Verpflegung den
Leuten entsprechend mit grosser Lieber bereitet, aber
unzulänglich. Hier lernten viele von uns erst die Not der
Heimat kennen. Die Zeit vertreib man sich mit
Lesen, Schreiben, Spielen. Auch wieder zu meiner rechten
Seite lag ein junger Artillerist mit Knochenfrass - er
litt viel - wir beide - waren die Sorgenkinder von
Schwester Johanna - ich Strubelpeter genannt, weil mir
niemand mein Haar schor, das in 8 Wochen sehr lang
geworden war.
Am 29. November war mein Verlegungsantrag
durchgekommen. Ich machte noch am gleichen Tage
meine ersten Gehversuche. Zunächst holte ich mir
Bekleidungsstücke aus der Kammer, die sehr dürftig aussahen.
Foto: Bromberg Alte Feuerwache (Nonnenkloster)
S. 186
Dann humpelte ich an zwei Stöcken in die Stadt. Zum
ersten Frisör um mir meine Tolle schneiden zu lassen, und
um mich dabei auszuruhen, dann zur Post wo ich mein
Kommen meldete in einem Telegramm nach Görlitz. Der
Weg viel mir äusserst schwer und ich war froh wieder im
Lazarett zu sein. Am Abend nahm ich Abschied von der
Schwester.
Am 30. November pilgerte ich recht zeitig auf den
Bahnhof. Der erste Schnee war ber Nacht gefallen.
Von Bromberg gings über Hohensalza, Pösen, Lissa
nach Breslau. Bis Pösen waren Engländer und Franzosen
im Abteil, die zum Sammellager führen um
heimbefördert zu werden. - Mit dem fahrplanmässigen D Zug
kam ich von Breslau nach Görlitz. In Breslau erhielt
jeder Kriger ein Willkommengruss in Form eines mit
Tannenreissern und schwar-weiss-rotem Bände zusammen
gehaltenen Beutel mit Zigarren und Zigaretten.
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S. 185
[14. - 28.XI.] hatte ich hohes Fieber und ass fast nichts - ich kam
dabei sehr herunter - Ansonsten war die Verpflegung den
Leuten entsprechend mit grosser Lieber bereitet, aber
unzulänglich. Hier lernten viele von uns erst die Not der
Heimat kennen. Die Zeit vertreib man sich mit
Lesen, Schreiben, Spielen. Auch wieder zu meiner rechten
Seite lag ein junger Artillerist mit Knochenfrass - er
litt viel - wir beide - waren die Sorgenkinder von
Schwester Johanna - ich Strubelpeter genannt, weil mir
niemand mein Haar schor, das in 8 Wochen sehr lang
geworden war.
Am 29. November war mein Verlegungsantrag
durchgekommen. Ich machte noch am gleichen Tage
meine ersten Gehversuche. Zunächst holte ich mir
Bekleidungsstücke aus der Kammer, die sehr dürftig aussahen.
Foto: Bromberg Alte Feuerwache (Nonnenkloster)
S. 186
-
S. 185
[14. - 28.XI.] hatte ich hohes Fieber und ass fast nichts - ich kam
dabei sehr herunter - Ansonsten war die Verpflegung den
Leuten entsprechend mit grosser Lieber bereitet, aber
unzulänglich.
S. 186
Description
Save description- 52.7993317||18.2562032||
Hohensalza
- 52.406374||16.9251681||
Posen
- 51.84209215782817||16.576416700927666||
Lissa
- 51.1078852||17.0385376||
Breslau
- 51.1506269||14.968707||
Görlitz
- 53.1234804||18.0084378||
Bromberg
Location(s)
Document location Hohensalza
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Additional document location Posen
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Additional document location Lissa
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Additional document location Breslau
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- 15873 / 169072
- Contributor
- Heike Knothe
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