Zeitungen aus der Kriegszeit 1914, item 15

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 item 15 


 1. Spalte 

 Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

Groß ist die Zahl der Verwundeten.

    War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                       in Danzig.

    Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

gebracht.

                    Oesterreichs Vordringen in Polen.

    Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

missing aber zumeist, sobald sie unserer

 missing wurden. Sie wagten sich nur

in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

witterten. 

        Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

    Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

gegen welchen Staat die holländische Regierung

protestiert 

                     Die englische Niederlage.

Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

vom 25. August: Durch die bisherigen

großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

Westen und den von den Engländern nach französischen

Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                Wachsende Erbitterung in England.

    Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

"Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

               England wird neue Verstärkungen schicken.

    Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

    Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

schicken kann.

                  Die Sicherung der Eisenbahnen.

Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

haben, und die besonders im Westen ein rasches

Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


 2. Spalte 

für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

Schon die Einberufung des Landsturmes

zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

Auslande, sondern von denen in Deutschland

selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

viel ab.

                      Die Schlacht bei Mecheln.

    Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

König Alberts rückte eine starke belgische Armee

südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

    Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

entfernt.

Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

    WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                       Türkische Stimmungsbilder.

    WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

    WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

 der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                            Frankreich sucht Stiefel.

    Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

französischen Kriegsministeriums erschienen in der

Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

und dort vielleicht mehr Glück haben.

                            Amerikas Neutralität. 

    Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                   Moltke legt die Orden der Feinde ab.

    Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

den sollen.

_____________________________________________________________________

                        P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

    Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

sich den mancherlei patriotisch

 

 3. Spalte 

                                Kleine Nachrichten.

    Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

"Royal Society" verliehene große goldene Medaille

wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

    Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

von Bayern. Als der damalige Kronprinz

Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

nahe sein.

    Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

mit Widmung niederlegen lassen. 

_______________________________________________________________________________

                                L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

    Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

durch ihre fünfhundert alte Universität und durch

manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

verübt; die wirklichen Urheber aber

waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

in Schutt gelegt zu haben.

    Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen

auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen

deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an

dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.

Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den

Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere

Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige

Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte

der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.

Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür

gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst

wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in

fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick

ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden

gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten

Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach

recht gehabt.

    Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,

und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,

seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das

Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und

dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden

geraubt werde. Man hat die belgischen Horden

gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln

gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die

Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb

der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke

vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist

das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen 

zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.

Und an der Spitze der Schuldtragenden steht

jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung

ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener

Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen

droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil

seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht

werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung

übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf

Flucht.

_______________________________________________________________________

                                V e r m i s c h t e s.

    Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier

macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem

Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der

Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien

steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert

ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen

nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde

des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten

Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß

nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht

hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen

und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese

Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit

offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit

wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese

Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder

neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung

lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen

hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten 

Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich

in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich

noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in

unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer

Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter

Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl

der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem

Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,

den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit

jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen

äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem

Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,

"Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die

aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß

wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,

die sich je auf den Marsch begeben hat. -  -  

_______________________________________________________________

                                   N e u e s t e s   v o m  T a g e.

                Ein grober Völkerrechtsbruch durch England.

    WTB. Berlin, 31. August. Nach einer Meldung

aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete

Schnelldampfer des Norddeutschen LLoyd "Kaiser Wilhelm

der Große" von dem englischen Kreuzer "Highflyer"

zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen

Gewässern des spanischen Hafens Rio del Oro

vor Anker lag. Gegen diese, jedem Völkerrecht widersprechende

Verletzung der Neutralität muß Protest erhoben

werden. Großbritannien hat durch diese Nichtachtung

der stets von allen Nationen theoretisch und

praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler

Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, sich über

die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.


 


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 item 15 


 1. Spalte 

 Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

Groß ist die Zahl der Verwundeten.

    War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                       in Danzig.

    Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

"V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

gebracht.

                    Oesterreichs Vordringen in Polen.

    Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

missing aber zumeist, sobald sie unserer

 missing wurden. Sie wagten sich nur

in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

witterten. 

        Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

    Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

gegen welchen Staat die holländische Regierung

protestiert 

                     Die englische Niederlage.

Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

vom 25. August: Durch die bisherigen

großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

Westen und den von den Engländern nach französischen

Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                Wachsende Erbitterung in England.

    Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

"Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

               England wird neue Verstärkungen schicken.

    Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

    Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

schicken kann.

                  Die Sicherung der Eisenbahnen.

Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

haben, und die besonders im Westen ein rasches

Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


 2. Spalte 

für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

Schon die Einberufung des Landsturmes

zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

Auslande, sondern von denen in Deutschland

selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

viel ab.

                      Die Schlacht bei Mecheln.

    Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

König Alberts rückte eine starke belgische Armee

südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

    Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

entfernt.

Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

    WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                       Türkische Stimmungsbilder.

    WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

    WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

 der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                            Frankreich sucht Stiefel.

    Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

französischen Kriegsministeriums erschienen in der

Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

und dort vielleicht mehr Glück haben.

                            Amerikas Neutralität. 

    Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                   Moltke legt die Orden der Feinde ab.

    Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

den sollen.

_____________________________________________________________________

                        P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

    Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

"In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

sich den mancherlei patriotisch

 

 3. Spalte 

                                Kleine Nachrichten.

    Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

"Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

"Royal Society" verliehene große goldene Medaille

wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

    Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

von Bayern. Als der damalige Kronprinz

Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

nahe sein.

    Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

mit Widmung niederlegen lassen. 

_______________________________________________________________________________

                                L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

    Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

durch ihre fünfhundert alte Universität und durch

manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

verübt; die wirklichen Urheber aber

waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

in Schutt gelegt zu haben.

    Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen

auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen

deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an

dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.

Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den

Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere

Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige

Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte

der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.

Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür

gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst

wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in

fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick

ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden

gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten

Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach

recht gehabt.

    Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,

und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,

seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das

Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und

dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden

geraubt werde. Man hat die belgischen Horden

gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln

gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die

Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb

der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke

vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist

das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen 

zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.

Und an der Spitze der Schuldtragenden steht

jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung

ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener

Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen

droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil

seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht

werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung

übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf

Flucht.

_______________________________________________________________________

                                V e r m i s c h t e s.

    Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier

macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem

Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der

Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien

steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert

ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen

nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde

des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten

Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß

nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht

hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen

und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese

Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit

offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit

wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese

Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder

neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung

lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen

hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten 

Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich

in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich

noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in

unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer

Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter

Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl

der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem

Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,

den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit

jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen

äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem

Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,

"Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die

aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß

wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,

die sich je auf den Marsch begeben hat. -  -  

_______________________________________________________________

                                   N e u e s t e s   v o m  T a g e.

                Ein grober Völkerrechtsbruch durch England.

    WTB. Berlin, 31. August. Nach einer Meldung

aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete

Schnelldampfer des Norddeutschen LLoyd "Kaiser Wilhelm

der Große" von dem englischen Kreuzer "Highflyer"

zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen

Gewässern des spanischen Hafens Rio del Oro

vor Anker lag. Gegen diese, jedem Völkerrecht widersprechende

Verletzung der Neutralität muß Protest erhoben

werden. Großbritannien hat durch diese Nichtachtung

der stets von allen Nationen theoretisch und

praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler

Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, sich über

die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.


 



Transcription history
  • September 11, 2017 19:33:07 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

    österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.

        Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

    "Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

    Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

    "Royal Society" verliehene große goldene Medaille

    wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

    Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

    hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

        Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

    Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

    von Bayern. Als der damalige Kronprinz

    Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

    zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

    daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

    1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

    gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

    beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

    Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

    nahe sein.

        Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

    Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

    am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

    sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

    Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

    bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

    wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

    der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

    Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

    hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

    mit Widmung niederlegen lassen. 

    _______________________________________________________________________________

                                    L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

        Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

    ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

    belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

    durch ihre fünfhundert alte Universität und durch

    manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

    nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

    Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

    verübt; die wirklichen Urheber aber

    waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

    Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

    in Schutt gelegt zu haben.

        Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen

    auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen

    deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an

    dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.

    Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den

    Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere

    Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige

    Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte

    der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.

    Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür

    gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst

    wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in

    fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick

    ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden

    gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten

    Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach

    recht gehabt.

        Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,

    und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,

    seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das

    Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und

    dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden

    geraubt werde. Man hat die belgischen Horden

    gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln

    gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die

    Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb

    der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke

    vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist

    das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen 

    zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.

    Und an der Spitze der Schuldtragenden steht

    jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung

    ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener

    Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen

    droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil

    seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht

    werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung

    übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf

    Flucht.

    _______________________________________________________________________

                                    V e r m i s c h t e s.

        Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier

    macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem

    Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der

    Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien

    steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert

    ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen

    nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde

    des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten

    Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß

    nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht

    hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen

    und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese

    Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit

    offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit

    wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese

    Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder

    neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung

    lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen

    hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten 

    Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich

    in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich

    noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in

    unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer

    Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter

    Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl

    der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem

    Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,

    den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit

    jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen

    äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem

    Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,

    "Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die

    aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß

    wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,

    die sich je auf den Marsch begeben hat. -  -  

    _______________________________________________________________

                                       N e u e s t e s   v o m  T a g e.

                    Ein grober Völkerrechtsbruch durch England.

        WTB. Berlin, 31. August. Nach einer Meldung

    aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete

    Schnelldampfer des Norddeutschen LLoyd "Kaiser Wilhelm

    der Große" von dem englischen Kreuzer "Highflyer"

    zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen

    Gewässern des spanischen Hafens Rio del Oro

    vor Anker lag. Gegen diese, jedem Völkerrecht widersprechende

    Verletzung der Neutralität muß Protest erhoben

    werden. Großbritannien hat durch diese Nichtachtung

    der stets von allen Nationen theoretisch und

    praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler

    Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, sich über

    die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.


     


  • September 11, 2017 19:32:59 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

    österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.

        Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

    "Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

    Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

    "Royal Society" verliehene große goldene Medaille

    wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

    Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

    hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

        Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

    Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

    von Bayern. Als der damalige Kronprinz

    Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

    zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

    daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

    1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

    gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

    beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

    Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

    nahe sein.

        Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

    Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

    am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

    sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

    Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

    bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

    wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

    der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

    Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

    hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

    mit Widmung niederlegen lassen. 

    _______________________________________________________________________________

                                    L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

        Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

    ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

    belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

    durch ihre fünfhundert alte Universität und durch

    manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

    nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

    Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

    verübt; die wirklichen Urheber aber

    waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

    Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

    in Schutt gelegt zu haben.

        Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen

    auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen

    deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an

    dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.

    Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den

    Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere

    Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige

    Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte

    der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.

    Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür

    gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst

    wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in

    fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick

    ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden

    gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten

    Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach

    recht gehabt.

        Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,

    und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,

    seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das

    Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und

    dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden

    geraubt werde. Man hat die belgischen Horden

    gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln

    gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die

    Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb

    der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke

    vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist

    das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen 

    zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.

    Und an der Spitze der Schuldtragenden steht

    jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung

    ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener

    Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen

    droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil

    seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht

    werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung

    übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf

    Flucht.

    _______________________________________________________________________

                                    V e r m i s c h t e s.

        Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier

    macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem

    Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der

    Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien

    steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert

    ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen

    nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde

    des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten

    Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß

    nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht

    hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen

    und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese

    Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit

    offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit

    wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese

    Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder

    neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung

    lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen

    hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten 

    Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich

    in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich

    noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in

    unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer

    Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter

    Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl

    der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem

    Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,

    den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit

    jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen

    äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem

    Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,

    "Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die

    aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß

    wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,

    die sich je auf den Marsch begeben hat. -  -  

    _______________________________________________________________

                                       N e u e s t e s     v o m  T a g e.

                    Ein grober Völkerrechtsbruch durch England.

        WTB. Berlin, 31. August. Nach einer Meldung

    aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete

    Schnelldampfer des Norddeutschen LLoyd "Kaiser Wilhelm

    der Große" von dem englischen Kreuzer "Highflyer"

    zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen

    Gewässern des spanischen Hafens Rio del Oro

    vor Anker lag. Gegen diese, jedem Völkerrecht widersprechende

    Verletzung der Neutralität muß Protest erhoben

    werden. Großbritannien hat durch diese Nichtachtung

    der stets von allen Nationen theoretisch und

    praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler

    Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, sich über

    die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.


     



  • September 11, 2017 19:32:47 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

    österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.

        Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

    "Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

    Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

    "Royal Society" verliehene große goldene Medaille

    wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

    Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

    hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

        Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

    Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

    von Bayern. Als der damalige Kronprinz

    Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

    zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

    daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

    1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

    gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

    beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

    Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

    nahe sein.

        Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

    Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

    am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

    sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

    Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

    bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

    wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

    der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

    Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

    hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

    mit Widmung niederlegen lassen. 

    _______________________________________________________________________________

                                    L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

        Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

    ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

    belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

    durch ihre fünfhundert alte Universität und durch

    manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

    nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

    Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

    verübt; die wirklichen Urheber aber

    waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

    Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

    in Schutt gelegt zu haben.

        Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen

    auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen

    deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an

    dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.

    Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den

    Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere

    Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige

    Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte

    der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.

    Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür

    gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst

    wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in

    fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick

    ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden

    gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten

    Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach

    recht gehabt.

        Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,

    und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,

    seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das

    Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und

    dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden

    geraubt werde. Man hat die belgischen Horden

    gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln

    gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die

    Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb

    der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke

    vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist

    das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen 

    zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.

    Und an der Spitze der Schuldtragenden steht

    jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung

    ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener

    Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen

    droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil

    seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht

    werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung

    übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf

    Flucht.

    _______________________________________________________________________

                                    V e r m i s c h t e s.

        Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier

    macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem

    Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der

    Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien

    steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert

    ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen

    nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde

    des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten

    Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß

    nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht

    hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen

    und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese

    Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit

    offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit

    wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese

    Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder

    neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung

    lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen

    hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten 

    Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich

    in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich

    noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in

    unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer

    Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter

    Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl

    der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem

    Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,

    den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit

    jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen

    äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem

    Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,

    "Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die

    aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß

    wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,

    die sich je auf den Marsch begeben hat. -  -  

    _______________________________________________________________

                                       N e u e s t e s t     v o m  T a g e.

                    Ein grober Völkerrechtsbruch durch England.

        WTB. Berlin, 31. August. Nach einer Meldung

    aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete

    Schnelldampfer des Norddeutschen LLoyd "Kaiser Wilhelm

    der Große" von dem englischen Kreuzer "Highflyer"

    zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen

    Gewässern des spanischen Hafens Rio del Oro

    vor Anker lag. Gegen diese, jedem Völkerrecht widersprechende

    Verletzung der Neutralität muß Protest erhoben

    werden. Großbritannien hat durch diese Nichtachtung

    der stets von allen Nationen theoretisch und

    praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler

    Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, sich über

    die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.


     



  • September 10, 2017 23:31:54 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

    österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.

        Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

    "Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

    Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

    "Royal Society" verliehene große goldene Medaille

    wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

    Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

    hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

        Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

    Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

    von Bayern. Als der damalige Kronprinz

    Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

    zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

    daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

    1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

    gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

    beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

    Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

    nahe sein.

        Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

    Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

    am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

    sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

    Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

    bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

    wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

    der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

    Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

    hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

    mit Widmung niederlegen lassen. 

    _______________________________________________________________________________

                                    L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

        Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

    ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

    belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

    durch ihre fünfhundert alte Universität und durch

    manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

    nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

    Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

    verübt; die wirklichen Urheber aber

    waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

    Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

    in Schutt gelegt zu haben.

        Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen

    auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen

    deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an

    dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.

    Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den

    Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere

    Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige

    Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte

    der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.

    Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür

    gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst

    wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in

    fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick

    ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden

    gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten

    Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach

    recht gehabt.

        Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,

    und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,

    seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das

    Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und

    dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden

    geraubt werde. Man hat die belgischen Horden

    gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln

    gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die

    Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb

    der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke

    vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist

    das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen 

    zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.

    Und an der Spitze der Schuldtragenden steht

    jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung

    ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener

    Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen

    droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil

    seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht

    werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung

    übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf

    Flucht.

    _______________________________________________________________________

                                    V e r m i s c h t e s.

        Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier

    macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem

    Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der

    Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien

    steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert

    ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen

    nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde

    des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten

    Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß

    nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht

    hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen

    und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese

    Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit

    offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit

    wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese

    Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder

    neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung

    lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen

    hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten 

    Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich

    in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich

    noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in

    unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer

    Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter

    Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl

    der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem

    Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,

    den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit

    jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen

    äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem

    Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,

    "Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die

    aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß

    wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,

    die sich je auf den Marsch begeben hat. -  -  

    _______________________________________________________________

                                       N e u e s  v o m  T a g e.

                    Ein grober Völkerrechtsbruch durch England.

        WTB. Berlin, 31. August. Nach einer Meldung

    aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete

    Schnelldampfer des Norddeutschen LLoyd "Kaiser Wilhelm

    der Große" von dem englischen Kreuzer "Highflyer"

    zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen

    Gewässern des spanischen Hafens Rio del Oro

    vor Anker lag. Gegen diese, jedem Völkerrecht widersprechende

    Verletzung der Neutralität muß Protest erhoben

    werden. Großbritannien hat durch diese Nichtachtung

    der stets von allen Nationen theoretisch und

    praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler

    Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, sich über

    die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.


     Item 16 




  • September 10, 2017 23:30:49 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

    österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.

        Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

    "Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

    Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

    "Royal Society" verliehene große goldene Medaille

    wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

    Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

    hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

        Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

    Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

    von Bayern. Als der damalige Kronprinz

    Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

    zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

    daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

    1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

    gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

    beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

    Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

    nahe sein.

        Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

    Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

    am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

    sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

    Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

    bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

    wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

    der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

    Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

    hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

    mit Widmung niederlegen lassen. 

    _______________________________________________________________________________

                                    L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

        Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

    ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

    belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

    durch ihre fünfhundert alte Universität und durch

    manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

    nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

    Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

    verübt; die wirklichen Urheber aber

    waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

    Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

    in Schutt gelegt zu haben.

        Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen

    auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen

    deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an

    dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.

    Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den

    Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere

    Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige

    Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte

    der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.

    Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür

    gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst

    wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in

    fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick

    ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden

    gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten

    Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach

    recht gehabt.

        Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,

    und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,

    seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das

    Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und

    dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden

    geraubt werde. Man hat die belgischen Horden

    gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln

    gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die

    Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb

    der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke

    vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist

    das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen 

    zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.

    Und an der Spitze der Schuldtragenden steht

    jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung

    ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener

    Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen

    droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil

    seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht

    werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung

    übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf

    Flucht.

    _______________________________________________________________________

                                    V e r m i s c h t e s.

        Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier

    macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem

    Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der

    Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien

    steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert

    ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen

    nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde

    des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten

    Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß

    nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht

    hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen

    und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese

    Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit

    offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit

    wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese

    Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder

    neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung

    lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen

    hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten 

    Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich

    in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich

    noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in

    unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer

    Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter

    Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl

    der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem

    Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,

    den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit

    jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen

    äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem

    Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,

    "Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die

    aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß

    wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,

    die sich je auf den Marsch begeben hat. -  -  

    _______________________________________________________________

                                       N e u e s  v o m  T a g e.

                    Ein grober Völkerrechtsbruch durch England.

        WTB. Berlin, 31. August. Nach einer Meldung

    aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete

    Schnelldampfer des Norddeutschen LLoyd "Kaiser Wilhelm

    der Große" von dem englischen Kreuzer "Highflyer"

    zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen

    Gewässern des spanischen Hafens Rio del Oro

    vor Anker lag. Gegen diese, jedem Völkerrecht widersprechende

    Verletzung der Neutralität muß Protest erhoben

    werden. Großbritannien hat durch diese Nichtachtung

    der stets von allen Nationen theoretisch und

    praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler

    Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, sich über

    die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.


  • September 10, 2017 23:22:09 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

    österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.

        Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

    "Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

    Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

    "Royal Society" verliehene große goldene Medaille

    wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

    Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

    hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

        Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

    Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

    von Bayern. Als der damalige Kronprinz

    Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

    zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

    daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

    1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

    gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

    beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

    Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

    nahe sein.

        Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

    Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

    am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

    sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

    Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

    bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

    wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

    der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

    Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

    hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

    mit Widmung niederlegen lassen. 

    _______________________________________________________________________________

                                    L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

        Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

    ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

    belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

    durch ihre fünfhundert alte Universität und durch

    manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

    nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

    Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

    verübt; die wirklichen Urheber aber

    waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

    Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

    in Schutt gelegt zu haben.

        Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen

    auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen

    deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an

    dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.

    Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den

    Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere

    Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige

    Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte

    der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.

    Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür

    gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst

    wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in

    fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick

    ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden

    gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten

    Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach

    recht gehabt.

        Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,

    und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,

    seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das

    Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und

    dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden

    geraubt werde. Man hat die belgischen Horden

    gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln

    gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die

    Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb

    der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke

    vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist

    das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen 

    zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.

    Und an der Spitze der Schuldtragenden steht

    jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung

    ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener

    Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen

    droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil

    seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht

    werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung

    übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf

    Flucht.

    _______________________________________________________________________

                                    V e r m i s c h t e s.

        Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier

    macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem

    Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der

    Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien

    steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert

    ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen

    nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde

    des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten

    Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß

    nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemacht

    hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen

    und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese

    Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit

    offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit

    wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese

    Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder

    neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung

    lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen

    hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten 

    Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich

    in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich

    noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in

    unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer

    Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter

    Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl

    der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem

    Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,

    den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit

    jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen

    äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem

    Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,

    "Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die

    aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß

    wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,

    die sich je auf den Marsch begeben hat. -  -  


  • September 10, 2017 23:20:34 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

    österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.

        Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

    "Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

    Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

    "Royal Society" verliehene große goldene Medaille

    wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

    Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

    hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

        Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

    Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

    von Bayern. Als der damalige Kronprinz

    Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

    zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

    daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

    1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

    gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

    beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

    Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

    nahe sein.

        Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

    Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

    am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

    sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

    Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

    bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

    wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

    der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

    Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

    hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

    mit Widmung niederlegen lassen. 

    _______________________________________________________________________________

                                    L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

        Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

    ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

    belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

    durch ihre fünfhundert alte Universität und durch

    manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

    nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

    Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

    verübt; die wirklichen Urheber aber

    waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

    Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

    in Schutt gelegt zu haben.

        Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen

    auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen

    deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an

    dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.

    Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den

    Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere

    Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige

    Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte

    der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.

    Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür

    gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst

    wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in

    fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick

    ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden

    gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten

    Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach

    recht gehabt.

        Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,

    und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,

    seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das

    Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und

    dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden

    geraubt werde. Man hat die belgischen Horden

    gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln

    gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die

    Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb

    der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke

    vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist

    das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen 

    zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.

    Und an der Spitze der Schuldtragenden steht

    jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung

    ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener

    Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen

    droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil

    seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht

    werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung

    übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf

    Flucht.

    _______________________________________________________________________

                                    V e r m i s c h t e s.

        Den Eindruck, den das deutsche Heer auf die Belgier

    macht, weiß ein deutscher Landwehrmann in einem

    Briefe in die Heimat recht anschaulich zu schildern. Der

    Mann, der in einem Orte an einer wichtigen Bahnlinien

    steht, schreibt: . . . Wer selbst Soldat ist, dem imponiert

    ein größerer Durchzug von Truppen im allgemeinen

    nicht. Was wir aber in dieser Nacht bis zur Mittagsstunde

    des neuen Tages erlebt haben, zählt zu den gewaltigsten

    Erinnerungen aus meinem Leben. Ich weiß

    nicht, was mehr diesen tiefen Eindruck auf uns gemcht

    hat: die ungeheuere Zahl der Menschen, Pferde, Kanonen

    und Wagen, oder die wunderbare Ordnung, die diese

    Massen widerspiegelten. In automatischer Exaktheit

    offenbarten sich die Abstände der Marschierenden, mit

    wahrhaft erschütterndem Ernst der Wille, der diese

    Hunderttausende unter ein Kommando zwingt. Mit jeder

    neuen Batterie wuchs unser Selbstbewußtsein; die Bevölkerung

    lugte anfänglich verstohlen hinter den Gardinen

    hervor auf die trutzig heranziehenden gebräunten 

    Gestalten, aber ihre Zurückhaltung verwandelte sich allmählich

    in Bestürzung, und gegen Mittag, als es sich

    noch immer nicht "erschöpfen und leeren" wollte, in

    unverhohlene Bewunderung. Wir selbst, Angehörige einer

    Kompagnie, die nur wenige Leute unter 1,70 Meter

    Größe zählt, wurden von einem unbeschreiblichen Gefühl

    der Erhebung erfaßt, als Gardeinfanterie in schnellem

    Tempo heranmarschierte, die Offiziere mit jenem Stolze,

    den Kraft und Würde verleihen; die Mannschaften mit

    jener zähen Marschenergie, die sich bei großen Anstrengungen

    äußert. "Quelle armee!" klang´s aus dem

    Munde der Einwohner, die auf die Straße geeilt waren,

    "Quelle armee!" kam´s von den Lippen der Damen, die

    aus den Fenstern schauten. Ja, uns wurde klar, daß

    wir zur herrlichsten, zur gewaltigsten Armee gehören,

    die sich je auf den Marsch begeben hat. -  -  


  • September 10, 2017 22:59:53 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

    österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.

        Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

    "Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

    Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

    "Royal Society" verliehene große goldene Medaille

    wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

    Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

    hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

        Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

    Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

    von Bayern. Als der damalige Kronprinz

    Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

    zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

    daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

    1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

    gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

    beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

    Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

    nahe sein.

        Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

    Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

    am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

    sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

    Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

    bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

    wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

    der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

    Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

    hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

    mit Widmung niederlegen lassen. 

    _______________________________________________________________________________

                                    L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

        Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

    ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

    belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

    durch ihre fünfhundert alte Universität und durch

    manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

    nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

    Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

    verübt; die wirklichen Urheber aber

    waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

    Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

    in Schutt gelegt zu haben.

        Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen

    auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen

    deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an

    dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.

    Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den

    Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere

    Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige

    Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte

    der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.

    Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür

    gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst

    wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in

    fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick

    ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden

    gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten

    Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach

    recht gehabt.

        Das Recht zu leben ist das oberste Recht des Menschen,

    und der Mann, der das einzige Leben, das er hat,

    seinem Vaterlande zu opfern bereit ist, hat nicht nur das

    Recht, sondern die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihm und

    dem Vaterlande dieses Leben nicht von Verbrecherhänden

    geraubt werde. Man hat die belgischen Horden

    gewarnt, man hat in früheren Fällen strengste Maßregeln

    gegen sie getroffen, nichts hat genützt. Die

    Instinkte der Niedertracht waren stärker als der Trieb

    der Selbsterhaltung. Sind nun unersetzliche Kulturwerke

    vernichtet, ist unschuldiges Blut geflossen, so ist

    das die Schuld derer, die die Verbrecher von Loewen 

    zu ihren heimtückischen Taten gegen die Unseren anstifteten.

    Und an der Spitze der Schuldtragenden steht

    jener König, der seit zwei Wochen an der Scheldemündung

    ein Schiff bereitstehen hat, das, wenn die Antwerpener

    Festung ihm über dem Kopf zusammenstürzen

    droht, sein Leben nach England verfrachten soll. Dieweil

    seine Untertanen, seine Soldaten zu Tausenden niedergemäht

    werden, dieweil sein Land in fremde Verwaltung

    übergeht, sitzt er in gepanzerten Zimmern und sinnt auf

    Flucht.



  • September 10, 2017 22:45:32 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

    österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

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                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.

        Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

    "Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

    Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

    "Royal Society" verliehene große goldene Medaille

    wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

    Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

    hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

        Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

    Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

    von Bayern. Als der damalige Kronprinz

    Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

    zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

    daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

    1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

    gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

    beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

    Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

    nahe sein.

        Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

    Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

    am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

    sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

    Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

    bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

    wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

    der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

    Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

    hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

    mit Widmung niederlegen lassen. 

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                                    L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

        Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

    ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

    belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

    durch ihre fünfhundert alte Universität und durch

    manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

    nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

    Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

    verübt; die wirklichen Urheber aber

    waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

    Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

    in Schutt gelegt zu haben.

        Bei dem Ausfall der vier Antwerpener Divisionen

    auf Brüssel zu hat, ungeachtet aller eindringlichen

    deutschen Warnungen, die Bevölkerung von Loewen an

    dem Kampf gegen die deutschen Truppen teilgenommen.

    Sie hat nicht nur auf die Deutschen heimtückisch aus den

    Fenstern und von den Dächern geschossen, sie haben unsere

    Soldaten mit siedendem Oel begossen und sonstige

    Scheußlichkeiten, wie sie nicht einmal in der Blutgeschichte

    der Balkankriege zu verzeichnen waren, verübt.

    Sie haben sich wie die Bestien benommen und sind dafür

    gezüchtigt worden, wie man Bestien züchtigt. Und selbst

    wenn unsere Soldaten nicht in maßloser Wut, nicht in

    fassungsloser Raserei, nicht aufgepeitscht durch den Anblick

    ihrer in Todesqualen sich windenden Kameraden

    gehandelt, wenn sie die Schlupfwinel [sic] dieser vertierten

    Brut kalten Blutes verwüstet hätten, sie hätten zehnfach

    recht gehabt.




  • September 10, 2017 22:33:14 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

    österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.

        Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

    "Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

    Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

    "Royal Society" verliehene große goldene Medaille

    wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

    Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

    hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

        Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

    Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

    von Bayern. Als der damalige Kronprinz

    Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

    zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

    daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

    1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

    gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

    beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

    Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

    nahe sein.

        Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

    Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

    am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

    sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

    Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

    bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

    wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

    der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

    Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

    hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

    mit Widmung niederlegen lassen. 

    _______________________________________________________________________________

                                    L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

        Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

    ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

    belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

    durch ihre fünfhundert alte Universität und durch

    manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

    nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

    Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

    verübt; die wirklichen Urheber aber

    waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

    Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

    in Schutt gelegt zu haben.





  • September 10, 2017 22:32:41 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

    österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.

        Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

    "Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

    Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

    "Royal Society" verliehene große goldene Medaille

    wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

    Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

    hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

        Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

    Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

    von Bayern. Als der damalige Kronprinz

    Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

    zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

    daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

    1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

    gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

    beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

    Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

    nahe sein.

        Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

    Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

    am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

    sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

    Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

    bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

    wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

    der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

    Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

    hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

    mit Widmung niederlegen lassen. 

    _______________________________________________________________________________

                                    L o e w e n s  B l u t s c h u l d .

        Ueber eine alte Stätte des Wissens und der Kultur

    ist ein furchtbares Strafgericht verhängt worden. Die

    belgische Stadt Loewen, bis vor wenigen Tagen  berühmt

    durch ihre fünfhundert ihre alte Universität und durch

    manche kostbare Schätze der Kunst, ist heute  vermutlich

    nicht viel mehr als ein rauchender Trümmerhaufen.

    Nominell und materiell haben die Deutschen das Zerstörungswerk

    verübt; die wirklichen Urheber aber

    waren die Belgier selbst. Auf sie allein fällt vor der

    Welt die ungeheuere Schuld, eine ihrer ältesten Kulturstätten

    in Schutt gelegt zu haben.





  • September 10, 2017 22:24:38 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und

    österreichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.

        Geheimrat v. Röntgens goldene Medaille. Wie die

    "Münchner Medizinische Wochenschrift" mitteilt, hat

    Geheimrat Prof. Dr. v. Röntgen die ihm von der englischen

    "Royal Society" verliehene große goldene Medaille

    wegen des schmachvollenen Verhaltens Englands der

    Sammelstelle für das Rote Kreuz überwiesen. Die Medaille

    hat einen Goldwert von etwa 1000 Mark.

        Ueber alles die Pflicht! Eine Erinnerung an Kaiser

    Friedrich als Kronprinz weckt der Tod des kleinen Erbprinzen

    von Bayern. Als der damalige Kronprinz

    Friedrich Wilhelm 1866 das Oberkommando über die

    zweite Armee führte, erhielt er am 18. Juni die Trauerbotschaft,

    daß sein drittältester Sohn, der am 15. September

    1864 geborene Prinz Sigismund, an Diphteritis

    gestorben sei. Strengstes Pflichtgefühl hielt den Vater

    beim Heere fest. Nur König Wilhelm und Königin

    Augusta konnten ihrer schmerzgebeugten Schwiegertochter

    nahe sein.

        Die Ueberführung der Leiche der [sic] verstorbenen Erbprinzen

    Luitpold von Berchtesgaden nach München erfolgte

    am Sonnabend abend. Vom Hauptbahnhof bewegte

    sich der Leichenzug, dem die Leidtragenden in geschlossenen

    Wagen vorausfuhren, nach der Cajetans-Hofkirche

    bei der Residenz, wo die Aufbahrung erfolgte. Dieser

    wohnte die Königliche Familie bei. Die Straßen, die

    der Trauerzug passierte, umsäumte eine zahlreiche Menschenmenge.

    Der im Felde stehende Kronprinz Rupprecht

    hatte am Sarge seines Sohnes einen prächtigen Kranz

    mit Widmung niederlegen lassen. 






  • September 8, 2017 19:27:35 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-

    reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotisch

     

     3. Spalte 

                                    Kleine Nachrichten.






  • September 8, 2017 19:25:02 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschützfeuer,

    und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Bedrängten

    bei, aber in diesem  Augenblick wird sie beschossen.

    Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwindigkeit

    auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorderschiff

    dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwischen

    nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offizier,

    Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höchsten

    Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Genehmigung

    des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Donnerstag

    abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Provinzen"

    fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbeizulassen,

    der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemeinsamen

    Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwundeten,

    etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Ortskenntnis

    ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte keinen

    großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich überall

    tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rückzug

    zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie unserer

     missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Gefahr

    witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letzter

    Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu ersehen,

    gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegsberichterstatter

    vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Verlusten

    völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deutschen

    Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Engländer

    sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer energischen

    Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publikum,

    das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee beläuft

    sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam berichtet:

    Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Festlande

    schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frankreich

    schicken kann.

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher errungen

    haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwendig,

    um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Ausrüstung,

    Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Heimat

    stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Notwendigkeit.

    Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem besetzten

    Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kontrolle

    bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wachsamkeit

    nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesamten

    Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter meldeten,

    daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deutschen

    auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" berichtet

    demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Leitung

    König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang

    es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte sprangen

    in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Antwerpen

    zurück. Die Belgier hatten übrigens die wunderbare

    alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der berühmte

    Turm der Kathedrale von zwei Artilleriegeschossen

    getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem französischen

    Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen

    zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor mittag

     8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Altglienicke

    stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Reservisten

    und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-

    reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publikum

    lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidullah,

     der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Begleitung

    von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glückwünsche

    anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Franzosen

    wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Franzosen

    mußten daher unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Sie werden in Amerika den Versuch wiederholen

    und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deutschen

    Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römischen

    Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotischen Bekundungen der deutschen

    Sozialdemokratie würdig an.


  • September 8, 2017 19:09:43 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-

    mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-

    wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-

    setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-

    trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-

    samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-

    ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter mel-

    deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-

    schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-

    richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-

    tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-

    lang es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-

    gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-

    werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-

    derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-

    rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-

    schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-

    zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-

    werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-

     mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-

    glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-

    servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-

    reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-

    kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-

    lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-

    gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-

    wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Fran-

    zosen wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Fran-

    zosen mußten daher unverrichteter Dinge wieder ab-

    ziehen. Sie werden in Amerika den Versuch wieder-

    holen und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde.

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.

    _____________________________________________________________________

                            P O L I T I S C H E  R U N D S C H A U .

        Als eine anerkennenswerte nationale Tat der deut-

    schen Sozialdemokratie muß es begrüßt werden, daß der

    Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei, dem

    Kopenhagener "Sozialdemokraten" zufolge, dem römi-

    schen Parteiblatt  "Avanti" eine Erklärung zugehen ließ,

    in der die wilden Gerüchte über Revolution in Deutschland,

    Kaiserattentate, Gefangennahme und Erschießung

    hervorragender Parteiführer Lügen gestraft werden.

    "In diesem Verteidigungskrieg," so heißt es in dem Dementi,

    gibt es in Deutschland keine Parteien, sondern 

    nur den Gedanken, Deutschland zu schützen. Liebknecht,

    der erschossen sein soll, wartet auf seine Einberufung.

    Dr. Frank steht schon längst vor dem Feind. Die sozialdemokratische

    Reichstagsfraktion schließt sich als Vertreterin

    des Arbeiterstandes der Verteidigungspolitik

    des Reiches an, und hat deshalb auch das Kriegsbudget

    bewilligt."  -  Bravo! Diese kraftvolle Erklärung schließt

    sich den mancherlei patriotischen Bekundungen der deutschen

    Sozialdemokratie würdig an.


  • September 8, 2017 18:57:20 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-

    mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-

    wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-

    setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-

    trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-

    samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-

    ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter mel-

    deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-

    schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-

    richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-

    tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-

    lang es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-

    gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-

    werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-

    derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-

    rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-

    schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-

    zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-

    werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-

     mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-

    glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-

    servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-

    reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-

    kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-

    lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-

    gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-

    wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Fran-

    zosen wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Fran-

    zosen mußten daher unverrichteter Dinge wieder ab-

    ziehen. Sie werden in Amerika den Versuch wieder-

    holen und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde. 

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischen, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.


  • September 8, 2017 18:57:04 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-

    mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-

    wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-

    setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-

    trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-

    samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-

    ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter mel-

    deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-

    schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-

    richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-

    tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-

    lang es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-

    gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-

    werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-

    derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-

    rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-

    schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-

    zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-

    werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-

     mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-

    glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-

    servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-

    reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-

    kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-

    lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-

    gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-

    wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Fran-

    zosen wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Fran-

    zosen mußten daher unverrichteter Dinge wieder ab-

    ziehen. Sie werden in Amerika den Versuch wieder-

    holen und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde. 

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischn, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.


  • September 8, 2017 18:56:11 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-

    mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-

    wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-

    setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-

    trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-

    samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-

    ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter mel-

    deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-

    schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-

    richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-

    tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-

    lang es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-

    gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-

    werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-

    derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-

    rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-

    schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-

    zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-

    werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-

     mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-

    glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-

    servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-

    reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-

    kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-

    lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-

    gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-

    wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Fran-

    zosen wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Fran-

    zosen mußten daher unverrichteter Dinge wieder ab-

    ziehen. Sie werden in Amerika den Versuch wieder-

    holen und dort vielleicht mehr Glück haben.

                                Amerikas Neutralität. 

        Präsident Wilson  veröffentlichte eine Erklärung, in

    der die Neutralität der Vereinigten Staaten im Kriege

    zwischen Japan und Deutschland und zwischen Japan

    und Oesterreich-Ungarn angekündigt wurde. 

                       Moltke legt die Orden der Feinde ab.

        Wie der Kriegsberichterstatter der "Tgl. Rdsch." er-

    fährt, hat der Chef des Generalstabes v. Moltke ange-

    ordnet, daß seine sämtlichen russischn, englischen, japa-

    nischen Orden, die zum Teil mit wertvollen Brillanten

    besetzt sind, zugunsten des Roten Kreuzes verkauft wer-

    den sollen.


  • September 8, 2017 18:47:52 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-

    mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-

    wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-

    setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-

    trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-

    samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-

    ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter mel-

    deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-

    schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-

    richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-

    tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-

    lang es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-

    gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-

    werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-

    derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-

    rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-

    schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-

    zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-

    werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-

     mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-

    glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-

    servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-

    reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-

    kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-

    lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-

    gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-

    wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Fran-

    zosen wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderen für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Fran-

    zosen mußten daher unverrichteter Dinge wieder ab-

    ziehen. Sie werden in Amerika den Versuch wieder-

    holen und dort vielleicht mehr Glück haben.




  • September 8, 2017 18:47:14 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-

    mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-

    wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-

    setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-

    trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-

    samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-

    ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter mel-

    deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-

    schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-

    richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-

    tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-

    lang es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-

    gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-

    werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-

    derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-

    rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-

    schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-

    zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-

    werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-

     mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-

    glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-

    servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-

    reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-

    kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-

    lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-

    gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-

    wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.

                                Frankreich sucht Stiefel.

        Ein Schweizer schreibt der "Köln. Ztg.": Die Fran-

    zosen wollen im Auslande Schuhe kaufen. Agenten des

    französischen Kriegsministeriums erschienen in der

    Schweiz, um möglichst große Posten derber Herrenschuhe

    anzukaufen; der Preis, so erklärten sie, spiele gar  keine

    Rolle. Die Abschlüsse konnten jedoch nicht vollzogen

    werden, da die Schweiz auf Herrenschuhe, wie auf alle

    anderren für den Krieg notwendigen Gegenstände, ein

    Ausfuhrverbot erlassen hat. Damenschuhe stehen der

    französischen Kriegsverwaltung in allen Arten und

    Mengen für die Ausfuhr zur Verfügung; Männerschuhe

    aber braucht die mobilisierte Schweiz selbst. Die Fran-

    zosen mußten daher unverrichteter Dinge wieder ab-

    ziehen. Sie werden in Amerika den Versuch wieder-

    holen und dort vielleicht mehr Glück haben.




  • September 8, 2017 18:39:43 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-

    mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-

    wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-

    setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-

    trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-

    samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-

    ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter mel-

    deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-

    schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-

    richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-

    tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-

    lang es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-

    gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-

    werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-

    derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-

    rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-

    schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-

    zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-

    werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-

     mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-

    glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.

                           Türkische Stimmungsbilder.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. Das griechische

    Generalkonsulat läßt eine Verordnung des griechischen

    Kriegsministers bekannt geben, der zufolge sich die Re-

    servisten und Landsturmleute aller Waffen im Falle der

    Mobilmachung bei ihren Truppeneinheiten zu stellen haben.

        WTB. Konstantinopel, 30. August. (Nicht amtlich.)

    Die gesamte türkische Presse nimmt die großen deutschen
    Siege mit Genugtuung auf. Die Meldungen über die

    deutschen Siege rufen in der hiesigen deutschen und öster-

    reichisch-ungarischen Kolonie sowie im türkischen Publi-

    kum lebhafte Freude hervor. Der Abgeordnete Ubeidul-

    lah, der seinerzeit in einem Perser Theater in einer

    Protestversammlung gegen die englisch-russische Politik

    in Persien eine begeisterte Rede für Kaiser Wilhelm

    und Deutschland gehalten hatte, stattete gestern in Be-

    gleitung von drei arabischen Notablen aus Mekka dem

    deutschen Botschafter einen Besuch ab, um seine Glück-

    wünsche anläßlich der deutschen Siege auszusprechen.




  • September 8, 2017 18:29:16 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-

    mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-

    wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-

    setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-

    trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-

    samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-

    ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter mel-

    deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-

    schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-

    richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-

    tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-

    lang es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-

    gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-

    werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-

    derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-

    rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-

    schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-

    zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-

    werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-

     mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-

    glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe aus

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.


  • September 8, 2017 18:27:49 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-

    mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-

    wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-

    setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-

    trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-

    samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-

    ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter mel-

    deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-

    schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-

    richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-

    tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-

    lang es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-

    gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-

    werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-

    derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-

    rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-

    schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-

    zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-

    werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.

    Zwei Feldpiloten in Johannisthal tödlich abgestürzt.

        WTB. Johannisthal, 30. August. (Nichtamtlich.)

    Auf dem hiesigen Flugplatze ereignete sich heute vor-

    mittag 8,15 Uhr ein schwerer Fliegerunfall. Der Flieger

    Post vom freiwilligen Fliegerkorps war heute morgen

    auf einer Taube mit seinem Begleiter Silberhorn vom

    freiw.  Fliegerkorps gestartet, um die Bedingungen der

    Feldpilotenprüfung zu erfüllen. In der Nähe von Alt-

    glienicke stürzte der Apparat aus beträchtlicher Höhe au

    unbekannter Ursache ab. Beide Flieger waren sofort tot.

    Der Apparat wurde vollständig zertrümmert.


  • September 8, 2017 18:22:17 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-

    mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-

    wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-

    setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-

    trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-

    samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-

    ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.

        Belgische, französische und englische Blätter mel-

    deten, daß die Belgier mit einem großen Sieg die Deut-

    schen auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten.

    Der Korrespondent des Amsterdamer "Handelsblad" be-

    richtet demgegenüber folgendes: Unter persönlicher Lei-

    tung König Alberts rückte eine starke belgische Armee

    südlich von Mecheln vor, um das um Vilvorde stehende

    deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen ge-

    lang es, die  Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre

    Hauptmacht lag, und als die Belgier nahe genug waren,

    machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen,

    die zuvor im Walde verborgen lagen, rückten gegen die

    belgische Flanke vor. Die Belgier wurden regelrecht

    zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war

    kaum mehr ein Gefecht, sondern das reinste Schlachten,

    und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit

    einem allgemeinen "Rette sich, wer kann!"  Hals über

    Kopf suchten die Belgier sich zu retten; hunderte spran-

    gen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken

    dabei. Autos mit dem Generalstab jagten nach Ant-

    werpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun-

    derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohners vor

    dem Ausfall räumen lassen, da belgische Geschosse auch

    auf Mecheln fielen; es entstand auf den Befehl eine

    wilde Flucht der Einwohner. Schon vorher war der be-

    rühmte Turm der Kathedrale von zwei Artilleriege-

    schossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick

    weder von den Deutschen noch von den Belgiern besetzt, und die

    Einwohner kehren langsam zurück. Da es einem fran-

    zösischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Ant-

    werpen zu kommen, ist anzunehmen, daß der Ausfall

    auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah.

        Vilvorde liegt zwischen Mecheln und Brüssel und ist

    etwa sieben bis acht Kilometer in der Luftlinie von

    Brüssel und gegen dreißig Kilometer von Antwerpen

    entfernt.


  • September 7, 2017 20:49:43 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-

    mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-

    wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-

    setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-

    trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-

    samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-

    ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.

                          Die Schlacht bei Mecheln.


  • September 7, 2017 20:48:12 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften


     2. Spalte 

    für die Feldtruppen sicherzustellen. Auch der Abschub

    der Verwundeten, Kranken und Gefangenen in die Hei-

    mat stellt an die Eisenbahnen hohe Anforderungen, und

    macht eine strenge Ueberwachung der Schienenwege und

    Kunstbauten auch fernerhin zur unabweisbaren Not-

    wendigkeit. Schon die Einberufung des Landsturmes

    zeigte, daß die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen

    unserer Heere eine Aufgabe von größter Wichtigkeit ist.

    Das gilt nicht nur von den Verkehrslinien in dem be-

    setzten Auslande, sondern von denen in Deutschland

    selbst. Auch sie müssen unter schärfster Kon-

    trolle bleiben. Es ist daher angebracht, an alle, die in

    Deutschland mit der Bewachung von Eisenbahnlinien

    betraut sind, erneut die Mahnung zu richten, in ihrer Wach-

    samkeit nicht nachzulassen. Auch ist es Pflicht der gesam-

    ten Bevölkerung, die zu diesem zweck gestellten Wachen

    nach besten Kräften zu unterstützen. Nach wie vor hängt

    von dem ungestörten, durch keine feindlichen Anschläge

    unterbrochenen Verkehr auf den Eisenbahnen unendlich

    viel ab.


  • September 7, 2017 20:37:25 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen notwen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften



  • September 7, 2017 20:37:05 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.

                   England wird neue Verstärkungen schicken.

        Dem "Berl. Lokalanz." wird aus Amsterdam be-

    richtet: Im englischen Oberhause erklärte Lord Kitchener,

    England werde bald neue Verstärkungen nach dem Fest-

    lande schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee

    würden überdies durch Nachschub sofort ersetzt. Dafür

    würden schon 12 000 Mann bereitgehalten.

        Das werden unsere Tapferen in Frankreich gern

    hören. Hoffentlich wird Kitchener sich etwas beeilen,

    damit er wirklich noch recht viel Engländer nach Frank-

                      Die Sicherung der Eisenbahnen.

    Die großen Erfolge, die unsere Truppen bisher er-

    rungen haben, und die besonders im Westen ein rasches

    Vorrücken zur Folge hatten, machen in erhöhtem Maße

    die Sicherung der rückwärtigen  Verbindungen nowen-

    dig, um den Nachschub von Munition,  Verpflegung, Aus-

    rüstung, Kriegsmaterial und Ergänzungsmannschaften



  • September 7, 2017 20:27:53 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.

                    Wachsende Erbitterung in England.

        Aus London wird über Amsterdam den "Berl. N.

    R." gemeldet, daß die Stimmung in England privaten

    Berichten zufolge eine recht gedrückte ist. In den Klubs

    kritisiert man bereits sowohl die militärischen wie die

    politischen Führer, und selbst über Lord Kitchener hört

    man bittere Urteile. Der militärische Mitarbeiter der

    "Times"  fühlt sich bereits bemüßigt, das englische Publi-

    kum, das von einer großen Invasionsfurcht gepackt zu

    sein scheint, zu beruhigen.  Er erklärt, die Furcht vor

    einem deutschen Einfall sei unbegründet. Wir haben

    genug Truppen - so schreibt er - um jede Landung

    erfolgreich abzuschlagen. Unsere Expeditionsarmee be-

    läuft sich auf 300 000 Mann, unsere Territorialarmee

    auf ebenfalls 300 000 Mann, 70 000 Mann bilden eine

    besondere Reserve, und eine Nationalreserve von 200 000

    Mann sichert uns gegen jeden feindlichen Angriff.


  • September 7, 2017 20:16:29 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert 

                         Die englische Niederlage.

    Aus dem Großen Hauptquartier meldet ein Kriegs-

    berichterstatter vom 25. August: Durch die bisherigen

    großartigen Erfolge ist der Krieg gegen die Westfront

    in seinem ersten Abschnitt zu einem gewissen Abschluß

    gekommen. Mit ganz besonderer Genugtuung wird das

    deutsche Volk den Sieg über die englische Armee be-

    grüßen, die,  verstärkt durch drei Landwehrdivisionen der

    Franzosen, nördlich von St. Quentin unter großen Ver-

    lusten völlig geschlagen worden ist, nachdem sie auf dem

    Rückzuge durch die ihnen den Weg verlegenden deut-

    schen Kavalleriemassen zu neuer Schlacht gezwungen

    worden waren. Besonders erfreulich ist,daß die Eng-

    länder sowohl von den rückwärtigen Verbindungen nach

    den französischen Nordhäfen, wie von dem Weg nach

    Westen und den von den Engländern nach französischen

    Angaben von langer Hand in Maubeuge angelegten

    Magazinen endgültig abgeschnitten sind. In ihrer ener-

    gischen Verfolgung ist die Armee des Generalobersten

    von Kluck im weiteren Vorgehen begriffen.


  • September 7, 2017 20:06:52 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen, gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert hat. 


  • September 7, 2017 20:06:43 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen , gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert hat. 


  • September 7, 2017 20:06:16 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 

            Französische Flieger in Holland heruntergeschossen.

        Wie holländische Zeitungen melden, wurden in letz-

    ter Woche drei französische Flieger, die von Belgien aus

    über Holland nach Deutschland zu fliegen versuchten,

    heruntergeschossen. Die niederländische Regierung hat

    gegen die Verletzung ihrer Neutralität schärfsten Protest

    erhoben.  - Aus dieser Meldung ist nicht klar zu er-

    sehen , gegen welchen Staat die holländische Regierung

    protestiert hat. 


  • September 7, 2017 20:00:20 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 


  • September 7, 2017 19:57:26 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht: Don-

    nerstag abend 9 Uhr lief das Torpedoboot "V 26" in den

    Danziger Hafen ein und machte an den "sieben Pro-

    vinzen" fest, um den kleinen Kreuzer "Amazone" vorbei-

    zulassen, der die Geretteten und Verwundeten des kleinen

    Kreuzers "Magdeburg"  von "V 26"  übernahm und nach

    Danzig dampfte. Bei der Vorbeifahrt am Torpedoboot

    "V 26" brachte die gerettete Besatzung der "Magdeburg"

    drei kräftige Hurras auf die Besatzung von "V 26" aus.

    Außer den Geretteten und Verwundeten wurden 14 Tote

    mit nach Danzig gebracht. Sie werden in einem gemein- 

    samen Grabe zur letzten Ruhe gebettet. Die Verwund-

    deten, etwa 40 Mann, wurden in verschiedene Lazarette

    gebracht.

                        Oesterreichs Vordringen in Polen.

        Die "Reichspost" veröffentlicht einen Bericht ihres

    Sonderberichterstatters bei den polnischen Freiwilligen

    aus Jedrzejow vom 22. August: Der Bericht stellt fest,

    daß die polnischen Schützen überall von der Bevölkerung,

    in der der Haß gegen die Russen sehr groß  sei, begeistert

    aufgenommen worden seien. In allen besetzten Orten

    Russisch-Polens wurden die waffenfähigen Männer in

    Abteilungen organisiert, die infolge ihrer guten Orts-

    kenntnis ausgezeichnete Kundschafterdienste leisteten.

    Die Beschießung von Kielce durch die Russen hatte kei-

    nen großen Schaden angerichtet, da die Russen sehr

    schlecht schossen. Die polnischen Schützen hatten sich über-

    all tapfer gehalten und die Stadt bis zum Einrücken

    militärischer Kräfte verteidigt. Nach sechstägigem

    Kampfe sei es gelungen, die russischen Stellungen bei

    Kielce zu umgehen und den Feind zum schleunigen Rück-

    zug zu zwingen. Die Kosacken [sic] plünderten und raubten,

    missing aber zumeist, sobald sie un-

    serer missing wurden. Sie wagten sich nur

    in großen Massen vor und verschwanden, wenn sie Ge-

    fahr witterten. 


  • September 4, 2017 21:05:01 Beate Jochem

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     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.

    Die Geretteten und die Toten vom Kreuzer "Magdeburg"

                                           in Danzig.

        Die "Danziger Zeitung" veröffentlicht mit Geneh-

    migung des Reichsmarineamts folgende Nachricht:


  • September 4, 2017 21:02:58 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.

        War dieses Treffen mit dem übermächtigen Gegner

    auch nicht glücklich, so war es doch ein Zeugnis der

    Kampfesfreudigkeit, der zähen Ausdauer und des höch-

    sten Mutes. Der Feind ist, wie er selbst zugibt, schwer

    beschädigt, das Vertrauen der Unsrigen in ihr Können

    nicht geschmälert, sondern noch gewachsen.



  • September 4, 2017 20:59:42 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns verlassen. Kurze Zeit darauf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.



  • September 4, 2017 20:57:52 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt. Mutig springt "Ariadne" dem Be-

    drängten bei, aber in diesem  Augenblick wird sie be-

    schossen. Ein Treffer in den Kesselraum setzt die Hälfte

    der Kessel außer Betrieb und vermindert die Geschwin-

    digkeit auf 15 Seemeilen. Noch eine halbe Stunde währt

    der ungleiche Kampf, das Achterschiff brennt, doch die

    übrigen Geschütze feuern weiter. Auch auf das Vorder-

    schiff dehnt sich der Brand aus. Der Feind hat inzwi-

    schen nach Westen beigedreht, die tapfere "Ariadne" ist

    dem Untergang geweiht. Treu der Ueberlieferung, mit

    drei Hurras auf den Allerhöchsten Kriegsherrn, dem

    Flaggenlied und "Deutschland, Deutschland über alles"

    wird das Schiff von uns erlassen. Kurze Zeit daruf

    verschwindet das Wrack in den Fluten. Der erste Offi-

    zier, Korvettenkapitän Frank, der Schiffarzt Ritter

    und ungefähr 70  Mann der Besatzung sind gefallen.

    Groß ist die Zahl der Verwundeten.



  • September 4, 2017 20:50:11 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Schiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt.



  • September 4, 2017 20:49:48 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14  3. Spalte oben  

    daß einzelne leichte Streitkräfte beschossen worden sind.

    Zwar die Geschütze sind inzwischen verstummt, aber ein

    Rückzug entspräche nicht dem Kampfesmut der deutschen

    Offiziere und Mannschaften. Fühlung mit dem Feinde

    gewinnen, heißt die Losung, aber Nebel verhüllen die

    Stärke des Feindes. Plötzlich erdröhnt neues Geschütz-

    feuer, und schon stößt die "Ariadne" auf einen der Unseren,

    der mit zwei Panzerkreuzern der "Lion"-Shiffsriesen

    von 27 000 Tons mit je acht 34,3 Zentimeter-Geschützen

    im Kampfe liegt.



  • September 4, 2017 20:40:07 Beate Jochem

     item 15 


     1. Spalte 

     Fortsetzung von  item 14 Wie die "Ariadne" unterging  


  • September 4, 2017 20:38:10 Beate Jochem

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    Berlin, Saalfeld, Leipzig

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15725 / 166525
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Karl Döbling
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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