Zeitungen aus der Kriegszeit 1914, item 13
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item 13
Salzunger Anzeiger
Unabhängige Tageszeitung.
Geschäftsstelle: Georgstraße 283.
Fernsprech-Anschluß Nr. 281.
Verantwortlich für die Schriftleitung: H. Ruebsam i. V., Salzungen.
Verlag und Druck: Ruebsam´s Buchdruckerei, Salzungen.
Erscheint täglich mittags mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage. Bezugspreis einschließ-
lich illustriertem Sonntagsblatt vierteljährlich
1,20 Mark, Bringerlohn 15. Pf. extra.
Inserate kosten die 5gespaltene Korpuszeile
für den Amtsgerichtsbezirk Salzungen 8 Pfg.,
für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
________________________________________________________________________________________________________
Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
______________________________________________________________________________
1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deutsche
Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Verwendung
finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flieger
einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Bezirke
besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
Petersburg wird umgetauft.
Auf kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftighin
Petrograd genannt. Das läßt tief blicken.
2. Spalte
Aus Stadt und Land.
Salzungen, den 2. September 1914.
* Es sei in Erinnerung gebracht, daß heute abend um
8 Uhr Bittgottesdienst stattfindet.
* Herr Schuldirektor Schleffel, der mit dem Landsturm
eingezogen war und sich gegenwärtig beim Wachtkommando
auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befindet,
ist auf Reklamation der oberen Schulbehörde vom Dienst
befreit worden und kehrt heute hierher zurück.
* Gestern nachmittag passierten zwei Sonderzüge mit
deutschen Verwundeten, aus der Richtung Hünfeld -
Vacha kommend, die hiesige Station mit längerem Aufenthalt,
bei dem Physikus Dr. Wegener unter Assistenz von
Krankenschwestern und Mitgliedern der Sanitätskolonne bei
denen, wo es notwendig war, den Verband erneuerte.
Zumeist waren es Leichtverwundete, doch auch schwerer
Verletzte befanden sich darunter. So hatte ein 131er
einen Schuß in den Hals, der in der Wange herausgetreten
war, ein Jäger hatte einen Stich in der Brust, viele
hatten Arm- oder Hand-, auch Bein-, Fuß u. Kopfschüsse.
Doch herrschte meist eine freudige Stimmung unter ihnen,
viele sahen bleich und schmerzgegrämt aus und hockten auf
ihrem Lager - welch großer Kontrast zwischen der allge-
mein frohen Zuversicht der vor ein paar Wochen ausrückenden
Soldaten und den resigniert dreinschauenden verwundet
zurückgekommenen. Meist hatten sie unter Schrapnellfeuer
bei Longwy ihre Verletzungen erhalten, sie gehörten allerlei
Regimentern an, auch Landwehr war darunter. Einer von diesen
zeigte ein über 2 Ztm. langes dünnes Gewehrprojektil
mit Kupfermantel und erklärte, daß sich dieses beim
Einschlagen in den Körper des Getroffenen drehe und dadurch
große Schmerzen verursache. Jeder wußte aus seinen
Erlebnissen zu erzählen. Alle wurden gut verpflegt, weit
mehr war vorhanden, als sie annehmen konnten. Auch
Blumen, Schokolade, Beinkleider, Hemden, Strümpfe usw.
wurden gereicht. Auf die Frage, wo die Reise hingehe,
sagte ein Landwehrmann: Zu Muttern! Und
dann dampfte der Zug in der Richtung weiter;
unter Tücherschwenken nahmen Soldaten und das zahlreich
erschienene Publikum herzlichen Abschied.
* Die beiden aus Wildprechtroda zum Kriegsdienst
beorderten Soldaten Morgenweck und Eckardt sind
verwundet. Morgenweck liegt im Lazarett zu Metz, Eckardt
zu Sulzberg in Baden.
* Aus der näheren Umgebung Salzungens werden folgende
Verluste gemeldet: Von Malermeister Karl Roth
in Bad Liebenstein kommt die Nachricht, daß er verwundet
im Lazarett in Straßburg liegt. Der Sohn Erich des
Postschaffners Eberhardt daselbst, der bei dem 6. Jägerregiment
zu Pferde in Erfurt stand, hat am Arm einen
Streifschuß bekommen, 2 seiner Pferde sind ihm totgeschossen
worden. Der Sohn Otto des Rentners August Hopf
liegt im Feldlazarett. - Der verwundet gemeldete Peter Laux aus
Schweina ist seinen Verletzungen erlegen. L. war vor dem
Kriege bei der Post als Chauffeur tätig und führte das
Postauto Schweina - Friedrichroda. Der verheiratete Fabrikarbeiter
Landwehrmann Ludwig Riemeyer von da erhielt
einen Schuß in die rechte Schulter und befindet sich im
3. Spalte
Lazarett in Markirch. - Lehrer Peter, sein Bruder, sowie
Wilhelm Raßbach aus Breitungen sind verwundet und nach
Kassel ins Lazarett geschafft worden. - Nach Steinbach-
Hallenberg gelangte die Trauermeldung, daß Amtsrichter
Rühl, der als Hauptmann bei der Infanterie am Feldzuge
teil nimmt, gefallen ist.
* Aus Meiningen wird geschrieben: Der Herzog
hat den Mitgliedern des Hoftheaters unter der Leitung des
Direktor(sic) Osmar das Hoftheater und den gesamten Fundus
für die Winterspielzeit zur Verfügung gestellt, damit sie auf
eigene Rechnung Vorstellungen geben können. Direktor
Osmarr [sic] wird in seiner Eigenschaft als Leiter dieser Vereinigung
die Verträge abschließen. - Nächster Einstellungstermin
für Kriegsfreiwillige beim Ersatzbataillon des 32.
Infanterieregiments in Meiningen ist der 15. September
1914.
* In diesem Sommer sollte die Vorhalle des Rathauses
in Eisfeld neuen Plattenbeleg erhalten mit nur
erster Qualität. Der Unternehmer, dem diese Arbeit übertragen
war, machte sich keine Gedanken darüber, auch
Platten zweiter Qualiät zu verwenden. Der Gemeinderat
beschloß einstimmig, dem Unternehmer nur Platten zweiter
Qualität zu bezahlen und ihn von städtischen Arbeiten auf
fünf Jahre auszuschließen.
______________________________________________________________________
Aus den Nachbarstaaten.
Aus Tiefenort wird geschrieben: Der Knecht des
Landwirts Wilhelm Fröhlich hier kam beim Baden in der
Werra in einen Strudel und ertrank. Die Leiche konnte
nach einigen Stunden geborgen werden. Zur Aufnahme von
Verwundeten wurden das Carl Alexander-Haus, eine
Schule und die Hämbacher Schule eingerichtet.
Unter den Geretteten vom Kreuzer "Magdeburg",
der bekanntlich im finnischen Meerbusen angesichts der überlegenen
feindlichen Streitmacht von der eigenen Besatzung
in die Luft gesprengt worden war, befindet sich auch ein
Schmalkalder, der Sohn des am Altmark wohnenden
Artus, der bei der Marine-Artillerie dient.
In die (sic) Infanteriekaserne zu Eisenach sind 180 verwundete
Franzosen untergebracht worden. Sie wurden am
Güterbahnhof ausgeladen, die Leichtverwundeten mit der
Straßenbahn, die Schwerverwundeten auf 47 Tragbahren
befördert. In der Kaserne wurden die Franzosen einer
gründlichen Reinigung unterzogen und dann in ärztliche
Behandlung genommen; sie liegen im 3. Stock, während
das [sic] 1. und 2. Stock mit Heidekraut und Blumen geschmückt,
für die deutschen Verwundeten bereit gehalten werden. -
Auf der alten Spicke sind sechs Mannschaftsbaracken nebst
Küche in den wenigen Wochen errichtet worden. Hier sollen,
umgeben von den schönen Baumanlagen, unsere Soldaten
Heilung und Erholung finden. - Der Konkurs der Firma
Otto Kettembeil mußte eingestellt werden, da die vorhandene
Konkursmasse in Höhe von 5000 Mark noch nicht einmal
ausreicht, um die während des Konkurses gemachten Masseschulden
zu befriedigen. Die übrigen Gläubiger erhalten
demnach überhaupt nichts.
Gestern nachmittag traf ein großer Transport verwundeter
Franzosen in Erfurt ein. Sie wurden ungefähr
300 an der Zahl, in dazu eingerichteten Möbelwagen
vom Güterbahnhof abgeholt und an die Lazarette verteilt.
-
item 13
Salzunger Anzeiger
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Verlag und Druck: Ruebsam´s Buchdruckerei, Salzungen.
Erscheint täglich mittags mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage. Bezugspreis einschließ-
lich illustriertem Sonntagsblatt vierteljährlich
1,20 Mark, Bringerlohn 15. Pf. extra.
Inserate kosten die 5gespaltene Korpuszeile
für den Amtsgerichtsbezirk Salzungen 8 Pfg.,
für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
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Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
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1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
Petersburg wird umgetauft.
Auf kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftighin
Petrograd genannt. Das läßt tief blicken.
2. Spalte
Aus Stadt und Land.
Salzungen, den 2. September 1914.
* Es sei in Erinnerung gebracht, daß heute abend um
8 Uhr Bittgottesdienst stattfindet.
* Herr Schuldirektor Schleffel, der mit dem Land-
sturm eingezogen war und sich gegenwärtig beim Wacht-
kommando auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befindet,
ist auf Reklamation der oberen Schulbehörde vom Dienst
befreit worden und kehrt heute hierher zurück.
* Gestern nachmittag passierten zwei Sonderzüge mit
deutschen Verwundeten, aus der Richtung Hünfeld -
Vacha kommend, die hiesige Station mit längerem Aufent-
halt, bei dem Physikus Dr. Wegener unter Assistenz von
Krankenschwestern und Mitgliedern der Sanitätskolonne bei
denen, wo es notwendig war, den Verband erneuerte.
Zumeist waren es Leichtverwundete, doch auch schwerer
Verletzte befanden sich darunter. So hatte ein 131er
einen Schuß in den Hals, der in der Wange herausgetre-
ten war, ein Jäger hatte einen Stich in der Brust, viele
hatten Arm- oder Hand-, auch Bein-, Fuß u. Kopfschüsse.
Doch herrschte meist eine freudige Stimmung unter ihnen,
viele sahen bleich und schmerzgegrämt aus und hockten auf
ihrem Lager - welch großer Kontrast zwischen der allge-
mein frohen Zuversicht der vor ein paar Wochen ausrücken-
den Soldaten und den resigniert dreinschauenden verwundet
zurückgekommenen. Meist hatten sie unter Schrapnellfeuer
bei Longwy ihre Verletzungen erhalten, sie gehörten allerlei
Regimentern an, auch Landwehr war darunter. Einer von diesen
zeigte ein über 2 Ztm. langes dünnes Gewehrpro-
jektil mit Kupfermantel und erklärte, daß sich dieses beim
Einschlagen in den Körper des Getroffenen drehe und da-
durch große Schmerzen verursache. Jeder wußte aus seinen
Erlebnissen zu erzählen. Alle wurden gut verpflegt, weit
mehr war vorhanden, als sie annehmen konnten. Auch
Blumen, Schokolade, Beinkleider, Hemden, Strümpfe usw.
wurden gereicht. Auf die Frage, wo die Reise hingehe,
sagte ein Landwehrmann: Zu Muttern! Und
dann dampfte der Zug in der Richtung weiter;
unter Tücherschwenken nahmen Soldaten und das zahlreich
erschienene Publikum herzlichen Abschied.
* Die beiden aus Wildprechtroda zum Kriegs-
dienst beorderten Soldaten Morgenweck und Eckardt sind
verwundet. Morgenweck liegt im Lazarett zu Metz, Eckardt
zu Sulzberg in Baden.
* Aus der näheren Umgebung Salzungens werden fol-
gende Verluste gemeldet: Von Malermeister Karl Roth
in Bad Liebenstein kommt die Nachricht, daß er verwundet
im Lazarett in Straßburg liegt. Der Sohn Erich des
Postschaffners Eberhardt daselbst, der bei dem 6. Jäger-
Regiment zu Pferde in Erfurt stand, hat am Arm einen
Streifschuß bekommen, 2 seiner Pferde sind ihm totgeschos-
sen worden. Der Sohn Otto des Rentners August Hopf
liegt im Feldlazarett. - Der verwundet gemeldete Peter Laux aus
Schweina ist seinen Verletzungen erlegen. L. war vor dem
Kriege bei der Post als Chauffeur tätig und führte das
Postauto Schweina - Friedrichroda. Der verheiratete Fabrik-
arbeiter Landwehrmann Ludwig Riemeyer von da erhielt
einen Schuß in die rechte Schulter und befindet sich im
3. Spalte
Lazarett in Markirch. - Lehrer Peter, sein Bruder, sowie
Wilhelm Raßbach aus Breitungen sind verwundet und nach
Kassel ins Lazarett geschafft worden. - Nach Steinbach-
Hallenberg gelangte die Trauermeldung, daß Amtsrichter
Rühl, der als Hauptmann bei der Infanterie am Feldzuge
teil nimmt, gefallen ist.
* Aus Meiningen wird geschrieben: Der Herzog
hat den Mitgliedern des Hoftheaters unter der Leitung des
Direktor(sic) Osmar das Hoftheater und den gesamten Fundus
für die Winterspielzeit zur Verfügung gestellt, damit sie auf
eigene Rechnung Vorstellungen geben können. Direktor
Osmarr sic) wird in seiner Eigenschaft als Leiter dieser Ver-
einigung die Verträge abschließen. - Nächster Einstellungs-
termin für Kriegsfreiwillige beim Ersatzbataillon des 32.
Infanterieregiments in Meiningen ist der 15. Septem-
ber 1914.
* In diesem Sommer sollte die Vorhalle des Rathau-
ses in Eisfeld neuen Plattenbeleg erhalten mit nur
erster Qualität. Der Unternehmer, dem diese Arbeit über-
tragen war, machte sich keine Gedanken darüber, auch
Platten zweiter Qualiät zu verwenden. Der Gemeinderat
beschloß einstimmig, dem Unternehmer nur Platten zweiter
Qualität zu bezahlen und ihn von städtischen Arbeiten auf
fünf Jahre auszuschließen.
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Aus den Nachbarstaaten.
Aus Tiefenort wird geschrieben: Der Knecht des
Landwirts Wilhelm Fröhlich hier kam beim Baden in der
Werra in einen Strudel und ertrank. Die Leiche konnte
nach einigen Stunden geborgen werden. Zur Aufnahme von
Verwundeten wurden das Carl Alexander-Haus, eine
Schule und die Hämbacher Schule eingerichtet.
Unter den Geretteten vom Kreuzer "Magdeburg",
der bekanntlich im finnischen Meerbusen angesichts der über-
legenen feindlichen Streitmacht von der eigenen Besatzung
in die Luft gesprengt worden war, befindet sich auch ein
Schmalkalder, der Sohn des am Altmark wohnenden
Artus, der bei der Marine-Artillerie dient.
In die (sic) Infanteriekaserne zu Eisenach sind 180 verwun-
dete Franzosen untergebracht worden. Sie wurden am
Güterbahnhof ausgeladen, die Leichtverwundeten mit der
Straßenbahn, die Schwerverwundeten auf 47 Tragbahren
befördert. In der Kaserne wurden die Franzosen einer
gründlichen Reinigung unterzogen und dann in ärztliche
Behandlung genommen; sie liegen im 3. Stock, während
das (sic) 1. und 2. Stock mit Heidekraut und Blumen geschmückt,
für die deutschen Verwundeten bereit gehalten werden. -
Auf der alten Spicke sind sechs Mannschaftsbaracken nebst
Küche in den wenigen Wochen errichtet worden. Hier sollen,
umgeben von den schönen Baumanlagen, unsere Soldaten
Heilung und Erholung finden. - Der Konkurs der Firma
Otto Kettembeil mußte eingestellt werden, da die vorhandene
Konkursmasse in Höhe von 5000 Mark noch nicht einmal
ausreicht, um die während des Konkurses gemachten Masse-
schulden zu befriedigen. Die übrigen Gläubiger erhalten
demnach überhaupt nichts.
Gestern nachmittag traf ein großer Transport ver-
wundeter Franzosen in Erfurt ein. Sie wurden unge-
fähr 300 an der Zahl, in dazu eingerichteten Möbelwagen
vom Güterbahnhof abgeholt und an die Lazarette verteilt.
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item 13
Salzunger Anzeiger
Unabhängige Tageszeitung.
Geschäftsstelle: Georgstraße 283.
Fernsprech-Anschluß Nr. 281.
Verantwortlich für die Schriftleitung: H. Ruebsam i. V., Salzungen.
Verlag und Druck: Ruebsam´s Buchdruckerei, Salzungen.
Erscheint täglich mittags mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage. Bezugspreis einschließ-
lich illustriertem Sonntagsblatt vierteljährlich
1,20 Mark, Bringerlohn 15. Pf. extra.
Inserate kosten die 5gespaltene Korpuszeile
für den Amtsgerichtsbezirk Salzungen 8 Pfg.,
für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
________________________________________________________________________________________________________
Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
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1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
Petersburg wird umgetauft.
Auf kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftighin
Petrograd genannt. Das läßt tief blicken.
Aus Stadt und Land.
Salzungen, den 2. September 1914.
* Es sei in Erinnerung gebracht, daß heute abend um
8 Uhr Bittgottesdienst stattfindet.
* Herr Schuldirektor Schleffel, der mit dem Land-
sturm eingezogen war und sich gegenwärtig beim Wacht-
kommando auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befindet,
ist auf Reklamation der oberen Schulbehörde vom Dienst
befreit worden und kehrt heute hierher zurück.
* Gestern nachmittag passierten zwei Sonderzüge mit
deutschen Verwundeten, aus der Richtung Hünfeld -
Vacha kommend, die hiesige Station mit längerem Aufent-
halt, bei dem Physikus Dr. Wegener unter Assistenz von
Krankenschwestern und Mitgliedern der Sanitätskolonne bei
denen, wo es notwendig war, den Verband erneuerte.
Zumeist waren es Leichtverwundete, doch auch schwerer
Verletzte befanden sich darunter. So hatte ein 131er
einen Schuß in den Hals, der in der Wange herausgetre-
ten war, ein Jäger hatte einen Stich in der Brust, viele
hatten Arm- oder Hand-, auch Bein-, Fuß u. Kopfschüsse.
Doch herrschte meist eine freudige Stimmung unter ihnen,
viele sahen bleich und schmerzgegrämt aus und hockten auf
ihrem Lager - welch großer Kontrast zwischen der allge-
mein frohen Zuversicht der vor ein paar Wochen ausrücken-
den Soldaten und den resigniert dreinschauenden verwundet
zurückgekommenen. Meist hatten sie unter Schrapnellfeuer
bei Longwy ihre Verletzungen erhalten, sie gehörten allerlei
Regimentern an, auch Landwehr war darunter. Einer von diesen
zeigte ein über 2 Ztm. langes dünnes Gewehrpro-
jektil mit Kupfermantel und erklärte, daß sich dieses beim
Einschlagen in den Körper des Getroffenen drehe und da-
durch große Schmerzen verursache. Jeder wußte aus seinen
Erlebnissen zu erzählen. Alle wurden gut verpflegt, weit
mehr war vorhanden, als sie annehmen konnten. Auch
Blumen, Schokolade, Beinkleider, Hemden, Strümpfe usw.
wurden gereicht. Auf die Frage, wo die Reise hingehe,
sagte ein Landwehrmann: Zu Muttern! Und
dann dampfte der Zug in der Richtung weiter;
unter Tücherschwenken nahmen Soldaten und das zahlreich
erschienene Publikum herzlichen Abschied.
* Die beiden aus Wildprechtroda zum Kriegs-
dienst beorderten Soldaten Morgenweck und Eckardt sind
verwundet. Morgenweck liegt im Lazarett zu Metz, Eckardt
zu Sulzberg in Baden.
* Aus der näheren Umgebung Salzungens werden fol-
gende Verluste gemeldet: Von Malermeister Karl Roth
in Bad Liebenstein kommt die Nachricht, daß er verwundet
im Lazarett in Straßburg liegt. Der Sohn Erich des
Postschaffners Eberhardt daselbst, der bei dem 6. Jäger-
Regiment zu Pferde in Erfurt stand, hat am Arm einen
Streifschuß bekommen, 2 seiner Pferde sind ihm totgeschos-
sen worden. Der Sohn Otto des Rentners August Hopf
liegt im Feldlazarett. - Der verwundet gemeldete Peter Laux aus
Schweina ist seinen Verletzungen erlegen. L. war vor dem
Kriege bei der Post als Chauffeur tätig und führte das
Postauto Schweina - Friedrichroda. Der verheiratete Fabrik-
arbeiter Landwehrmann Ludwig Riemeyer von da erhielt
einen Schuß in die rechte Schulter und befindet sich im
3. Spalte
Lazarett in Markirch. - Lehrer Peter, sein Bruder, sowie
Wilhelm Raßbach aus Breitungen sind verwundet und nach
Kassel ins Lazarett geschafft worden. - Nach Steinbach-
Hallenberg gelangte die Trauermeldung, daß Amtsrichter
Rühl, der als Hauptmann bei der Infanterie am Feldzuge
teil nimmt, gefallen ist.
* Aus Meiningen wird geschrieben: Der Herzog
hat den Mitgliedern des Hoftheaters unter der Leitung des
Direktor(sic) Osmar das Hoftheater und den gesamten Fundus
für die Winterspielzeit zur Verfügung gestellt, damit sie auf
eigene Rechnung Vorstellungen geben können. Direktor
Osmarr sic) wird in seiner Eigenschaft als Leiter dieser Ver-
einigung die Verträge abschließen. - Nächster Einstellungs-
termin für Kriegsfreiwillige beim Ersatzbataillon des 32.
Infanterieregiments in Meiningen ist der 15. Septem-
ber 1914.
* In diesem Sommer sollte die Vorhalle des Rathau-
ses in Eisfeld neuen Plattenbeleg erhalten mit nur
erster Qualität. Der Unternehmer, dem diese Arbeit über-
tragen war, machte sich keine Gedanken darüber, auch
Platten zweiter Qualiät zu verwenden. Der Gemeinderat
beschloß einstimmig, dem Unternehmer nur Platten zweiter
Qualität zu bezahlen und ihn von städtischen Arbeiten auf
fünf Jahre auszuschließen.
______________________________________________________________________
Aus den Nachbarstaaten.
Aus Tiefenort wird geschrieben: Der Knecht des
Landwirts Wilhelm Fröhlich hier kam beim Baden in der
Werra in einen Strudel und ertrank. Die Leiche konnte
nach einigen Stunden geborgen werden. Zur Aufnahme von
Verwundeten wurden das Carl Alexander-Haus, eine
Schule und die Hämbacher Schule eingerichtet.
Unter den Geretteten vom Kreuzer "Magdeburg",
der bekanntlich im finnischen Meerbusen angesichts der über-
legenen feindlichen Streitmacht von der eigenen Besatzung
in die Luft gesprengt worden war, befindet sich auch ein
Schmalkalder, der Sohn des am Altmark wohnenden
Artus, der bei der Marine-Artillerie dient.
In die (sic) Infanteriekaserne zu Eisenach sind 180 verwun-
dete Franzosen untergebracht worden. Sie wurden am
Güterbahnhof ausgeladen, die Leichtverwundeten mit der
Straßenbahn, die Schwerverwundeten auf 47 Tragbahren
befördert. In der Kaserne wurden die Franzosen einer
gründlichen Reinigung unterzogen und dann in ärztliche
Behandlung genommen; sie liegen im 3. Stock, während
das (sic) 1. und 2. Stock mit Heidekraut und Blumen geschmückt,
für die deutschen Verwundeten bereit gehalten werden. -
Auf der alten Spicke sind sechs Mannschaftsbaracken nebst
Küche in den wenigen Wochen errichtet worden. Hier sollen,
umgeben von den schönen Baumanlagen, unsere Soldaten
Heilung und Erholung finden. - Der Konkurs der Firma
Otto Kettembeil mußte eingestellt werden, da die vorhandene
Konkursmasse in Höhe von 5000 Mark noch nicht einmal
ausreicht, um die während des Konkurses gemachten Masse-
schulden zu befriedigen. Die übrigen Gläubiger erhalten
demnach überhaupt nichts.
Gestern nachmittag traf ein großer Transport ver-
wundeter Franzosen in Erfurt ein. Sie wurden unge-
fähr 300 an der Zahl, in dazu eingerichteten Möbelwagen
vom Güterbahnhof abgeholt und an die Lazarette verteilt.
-
item 13
Salzunger Anzeiger
Unabhängige Tageszeitung.
Geschäftsstelle: Georgstraße 283.
Fernsprech-Anschluß Nr. 281.
Verantwortlich für die Schriftleitung: H. Ruebsam i. V., Salzungen.
Verlag und Druck: Ruebsam´s Buchdruckerei, Salzungen.
Erscheint täglich mittags mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage. Bezugspreis einschließ-
lich illustriertem Sonntagsblatt vierteljährlich
1,20 Mark, Bringerlohn 15. Pf. extra.
Inserate kosten die 5gespaltene Korpuszeile
für den Amtsgerichtsbezirk Salzungen 8 Pfg.,
für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
________________________________________________________________________________________________________
Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
______________________________________________________________________________
1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
Petersburg wird umgetauft.
Auf kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftighin
Petrograd genannt. Das läßt tief blicken.
Aus Stadt und Land.
Salzungen, den 2. September 1914.
* Es sei in Erinnerung gebracht, daß heute abend um
8 Uhr Bittgottesdienst stattfindet.
* Herr Schuldirektor Schleffel, der mit dem Land-
sturm eingezogen war und sich gegenwärtig beim Wacht-
kommando auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befindet,
ist auf Reklamation der oberen Schulbehörde vom Dienst
befreit worden und kehrt heute hierher zurück.
* Gestern nachmittag passierten zwei Sonderzüge mit
deutschen Verwundeten, aus der Richtung Hünfeld -
Vacha kommend, die hiesige Station mit längerem Aufent-
halt, bei dem Physikus Dr. Wegener unter Assistenz von
Krankenschwestern und Mitgliedern der Sanitätskolonne bei
denen, wo es notwendig war, den Verband erneuerte.
Zumeist waren es Leichtverwundete, doch auch schwerer
Verletzte befanden sich darunter. So hatte ein 131er
einen Schuß in den Hals, der in der Wange herausgetre-
ten war, ein Jäger hatte einen Stich in der Brust, viele
hatten Arm- oder Hand-, auch Bein-, Fuß u. Kopfschüsse.
Doch herrschte meist eine freudige Stimmung unter ihnen,
viele sahen bleich und schmerzgegrämt aus und hockten auf
ihrem Lager - welch großer Kontrast zwischen der allge-
mein frohen Zuversicht der vor ein paar Wochen ausrücken-
den Soldaten und den resigniert dreinschauenden verwundet
zurückgekommenen. Meist hatten sie unter Schrapnellfeuer
bei Longwy ihre Verletzungen erhalten, sie gehörten allerlei
Regimentern an, auch Landwehr war darunter. Einer von diesen
zeigte ein über 2 Ztm. langes dünnes Gewehrpro-
jektil mit Kupfermantel und erklärte, daß sich dieses beim
Einschlagen in den Körper des Getroffenen drehe und da-
durch große Schmerzen verursache. Jeder wußte aus seinen
Erlebnissen zu erzählen. Alle wurden gut verpflegt, weit
mehr war vorhanden, als sie annehmen konnten. Auch
Blumen, Schokolade, Beinkleider, Hemden, Strümpfe usw.
wurden gereicht. Auf die Frage, wo die Reise hingehe,
sagte ein Landwehrmann: Zu Muttern! Und
dann dampfte der Zug in der Richtung weiter;
unter Tücherschwenken nahmen Soldaten und das zahlreich
erschienene Publikum herzlichen Abschied.
* Die beiden aus Wildprechtroda zum Kriegs-
dienst beorderten Soldaten Morgenweck und Eckardt sind
verwundet. Morgenweck liegt im Lazarett zu Metz, Eckardt
zu Sulzberg in Baden.
* Aus der näheren Umgebung Salzungens werden fol-
gende Verluste gemeldet: Von Malermeister Karl Roth
in Bad Liebenstein kommt die Nachricht, daß er verwundet
im Lazarett in Straßburg liegt. Der Sohn Erich des
Postschaffners Eberhardt daselbst, der bei dem 6. Jäger-
Regiment zu Pferde in Erfurt stand, hat am Arm einen
Streifschuß bekommen, 2 seiner Pferde sind ihm totgeschos-
sen worden. Der Sohn Otto des Rentners August Hopf
liegt im Feldlazarett. - Der verwundet gemeldete Peter Laux aus
Schweina ist seinen Verletzungen erlegen. L. war vor dem
Kriege bei der Post als Chauffeur tätig und führte das
Postauto Schweina - Friedrichroda. Der verheiratete Fabrik-
arbeiter Landwehrmann Ludwig Riemeyer von da erhielt
einen Schuß in die rechte Schulter und befindet sich im
2. Spalte
Lazarett in Markirch. - Lehrer Peter, sein Bruder, sowie
Wilhelm Raßbach aus Breitungen sind verwundet und nach
Kassel ins Lazarett geschafft worden. - Nach Steinbach-
Hallenberg gelangte die Trauermeldung, daß Amtsrichter
Rühl, der als Hauptmann bei der Infanterie am Feldzuge
teil nimmt, gefallen ist.
* Aus Meiningen wird geschrieben: Der Herzog
hat den Mitgliedern des Hoftheaters unter der Leitung des
Direktor(sic) Osmar das Hoftheater und den gesamten Fundus
für die Winterspielzeit zur Verfügung gestellt, damit sie auf
eigene Rechnung Vorstellungen geben können. Direktor
Osmarr sic) wird in seiner Eigenschaft als Leiter dieser Ver-
einigung die Verträge abschließen. - Nächster Einstellungs-
termin für Kriegsfreiwillige beim Ersatzbataillon des 32.
Infanterieregiments in Meiningen ist der 15. Septem-
ber 1914.
* In diesem Sommer sollte die Vorhalle des Rathau-
ses in Eisfeld neuen Plattenbeleg erhalten mit nur
erster Qualität. Der Unternehmer, dem diese Arbeit über-
tragen war, machte sich keine Gedanken darüber, auch
Platten zweiter Qualiät zu verwenden. Der Gemeinderat
beschloß einstimmig, dem Unternehmer nur Platten zweiter
Qualität zu bezahlen und ihn von städtischen Arbeiten auf
fünf Jahre auszuschließen.
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Aus den Nachbarstaaten.
Aus Tiefenort wird geschrieben: Der Knecht des
Landwirts Wilhelm Fröhlich hier kam beim Baden in der
Werra in einen Strudel und ertrank. Die Leiche konnte
nach einigen Stunden geborgen werden. Zur Aufnahme von
Verwundeten wurden das Carl Alexander-Haus, eine
Schule und die Hämbacher Schule eingerichtet.
Unter den Geretteten vom Kreuzer "Magdeburg",
der bekanntlich im finnischen Meerbusen angesichts der über-
legenen feindlichen Streitmacht von der eigenen Besatzung
in die Luft gesprengt worden war, befindet sich auch ein
Schmalkalder, der Sohn des am Altmark wohnenden
Artus, der bei der Marine-Artillerie dient.
In die (sic) Infanteriekaserne zu Eisenach sind 180 verwun-
dete Franzosen untergebracht worden. Sie wurden am
Güterbahnhof ausgeladen, die Leichtverwundeten mit der
Straßenbahn, die Schwerverwundeten auf 47 Tragbahren
befördert. In der Kaserne wurden die Franzosen einer
gründlichen Reinigung unterzogen und dann in ärztliche
Behandlung genommen; sie liegen im 3. Stock, während
das (sic) 1. und 2. Stock mit Heidekraut und Blumen geschmückt,
für die deutschen Verwundeten bereit gehalten werden. -
Auf der alten Spicke sind sechs Mannschaftsbaracken nebst
Küche in den wenigen Wochen errichtet worden. Hier sollen,
umgeben von den schönen Baumanlagen, unsere Soldaten
Heilung und Erholung finden. - Der Konkurs der Firma
Otto Kettembeil mußte eingestellt werden, da die vorhandene
Konkursmasse in Höhe von 5000 Mark noch nicht einmal
ausreicht, um die während des Konkurses gemachten Masse-
schulden zu befriedigen. Die übrigen Gläubiger erhalten
demnach überhaupt nichts.
Gestern nachmittag traf ein großer Transport ver-
wundeter Franzosen in Erfurt ein. Sie wurden unge-
fähr 300 an der Zahl, in dazu eingerichteten Möbelwagen
vom Güterbahnhof abgeholt und an die Lazarette verteilt.
-
item 13
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für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
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Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
______________________________________________________________________________
1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
Petersburg wird umgetauft.
Auf kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftighin
Petrograd genannt. Das läßt tief blicken.
Aus Stadt und Land.
Salzungen, den 2. September 1914.
* Es sei in Erinnerung gebracht, daß heute abend um
8 Uhr Bittgottesdienst stattfindet.
* Herr Schuldirektor Schleffel, der mit dem Land-
sturm eingezogen war und sich gegenwärtig beim Wacht-
kommando auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befindet,
ist auf Reklamation der oberen Schulbehörde vom Dienst
befreit worden und kehrt heute hierher zurück.
* Gestern nachmittag passierten zwei Sonderzüge mit
deutschen Verwundeten, aus der Richtung Hünfeld -
Vacha kommend, die hiesige Station mit längerem Aufent-
halt, bei dem Physikus Dr. Wegener unter Assistenz von
Krankenschwestern und Mitgliedern der Sanitätskolonne bei
denen, wo es notwendig war, den Verband erneuerte.
Zumeist waren es Leichtverwundete, doch auch schwerer
Verletzte befanden sich darunter. So hatte ein 131er
einen Schuß in den Hals, der in der Wange herausgetre-
ten war, ein Jäger hatte einen Stich in der Brust, viele
hatten Arm- oder Hand-, auch Bein-, Fuß u. Kopfschüsse.
Doch herrschte meist eine freudige Stimmung unter ihnen,
viele sahen bleich und schmerzgegrämt aus und hockten auf
ihrem Lager - welch großer Kontrast zwischen der allge-
mein frohen Zuversicht der vor ein paar Wochen ausrücken-
den Soldaten und den resigniert dreinschauenden verwundet
zurückgekommenen. Meist hatten sie unter Schrapnellfeuer
bei Longwy ihre Verletzungen erhalten, sie gehörten allerlei
Regimentern an, auch Landwehr war darunter. Einer von diesen
zeigte ein über 2 Ztm. langes dünnes Gewehrpro-
jektil mit Kupfermantel und erklärte, daß sich dieses beim
Einschlagen in den Körper des Getroffenen drehe und da-
durch große Schmerzen verursache. Jeder wußte aus seinen
Erlebnissen zu erzählen. Alle wurden gut verpflegt, weit
mehr war vorhanden, als sie annehmen konnten. Auch
Blumen, Schokolade, Beinkleider, Hemden, Strümpfe usw.
wurden gereicht. Auf die Frage, wo die Reise hingehe,
sagte ein Landwehrmann: Zu Muttern! Und
dann dampfte der Zug in der Richtung weiter;
unter Tücherschwenken nahmen Soldaten und das zahlreich
erschienene Publikum herzlichen Abschied.
* Die beiden aus Wildprechtroda zum Kriegs-
dienst beorderten Soldaten Morgenweck und Eckardt sind
verwundet. Morgenweck liegt im Lazarett zu Metz, Eckardt
zu Sulzberg in Baden.
* Aus der näheren Umgebung Salzungens werden fol-
gende Verluste gemeldet: Von Malermeister Karl Roth
in Bad Liebenstein kommt die Nachricht, daß er verwundet
im Lazarett in Straßburg liegt. Der Sohn Erich des
Postschaffners Eberhardt daselbst, der bei dem 6. Jäger-
Regiment zu Pferde in Erfurt stand, hat am Arm einen
Streifschuß bekommen, 2 seiner Pferde sind ihm totgeschos-
sen worden. Der Sohn Otto des Rentners August Hopf
liegt im Feldlazarett. - Der verwundet gemeldete Peter Laux aus
Schweina ist seinen Verletzungen erlegen. L. war vor dem
Kriege bei der Post als Chauffeur tätig und führte das
Postauto Schweina - Friedrichroda. Der verheiratete Fabrik-
arbeiter Landwehrmann Ludwig Riemeyer von da erhielt
einen Schuß in die rechte Schulter und befindet sich im
2. Spalte
Lazarett in Markirch. - Lehrer Peter, sein Bruder, sowie
Wilhelm Raßbach aus Breitungen sind verwundet und nach
Kassel ins Lazarett geschafft worden. - Nach Steinbach-
Hallenberg gelangte die Trauermeldung, daß Amtsrichter
Rühl, der als Hauptmann bei der Infanterie am Feldzuge
teil nimmt, gefallen ist.
* Aus Meiningen wird geschrieben: Der Herzog
hat den Mitgliedern des Hoftheaters unter der Leitung des
Direktor(sic) Osmar das Hoftheater und den gesamten Fundus
für die Winterspielzeit zur Verfügung gestellt, damit sie auf
eigene Rechnung Vorstellungen geben können. Direktor
Osmarr(sic) wird in seiner Eigenschaft als Leiter dieser Ver-
einigung die Verträge abschließen. - Nächster Einstellungs-
termin für Kriegsfreiwillige beim Ersatzbataillon des 32.
Infanterieregiments in Meiningen ist der 15. Septem-
ber 1914.
* In diesem Sommer sollte die Vorhalle des Rathau-
ses in Eisfeld neuen Plattenbeleg erhalten mit nur
erster Qualität. Der Unternehmer, dem diese Arbeit über-
tragen war, machte sich keine Gedanken darüber, auch
Platten zweiter Qualiät zu verwenden. Der Gemeinderat
beschloß einstimmig, dem Unternehmer nur Platten zweiter
Qualität zu bezahlen und ihn von städtischen Arbeiten auf
fünf Jahre auszuschließen.
______________________________________________________________________
Aus den Nachbarstaaten.
Aus Tiefenort wird geschrieben: Der Knecht des
Landwirts Wilhelm Fröhlich hier kam beim Baden in der
Werra in einen Strudel und ertrank. Die Leiche konnte
nach einigen Stunden geborgen werden. Zur Aufnahme von
Verwundeten wurden das Carl Alexander-Haus, eine
Schule und die Hämbacher Schule eingerichtet.
Unter den Geretteten vom Kreuzer "Magdeburg",
der bekanntlich im finnischen Meerbusen angesichts der über-
legenen feindlichen Streitmacht von der eigenen Besatzung
in die Luft gesprengt worden war, befindet sich auch ein
Schmalkalder, der Sohn des am Altmark wohnenden
Artus, der bei der Marine-Artillerie dient.
-
item 13
Salzunger Anzeiger
Unabhängige Tageszeitung.
Geschäftsstelle: Georgstraße 283.
Fernsprech-Anschluß Nr. 281.
Verantwortlich für die Schriftleitung: H. Ruebsam i. V., Salzungen.
Verlag und Druck: Ruebsam´s Buchdruckerei, Salzungen.
Erscheint täglich mittags mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage. Bezugspreis einschließ-
lich illustriertem Sonntagsblatt vierteljährlich
1,20 Mark, Bringerlohn 15. Pf. extra.
Inserate kosten die 5gespaltene Korpuszeile
für den Amtsgerichtsbezirk Salzungen 8 Pfg.,
für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
________________________________________________________________________________________________________
Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
______________________________________________________________________________
1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
Petersburg wird umgetauft.
Auf kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftighin
Petrograd genannt. Das läßt tief blicken.
Aus Stadt und Land.
Salzungen, den 2. September 1914.
* Es sei in Erinnerung gebracht, daß heute abend um
8 Uhr Bittgottesdienst stattfindet.
* Herr Schuldirektor Schleffel, der mit dem Land-
sturm eingezogen war und sich gegenwärtig beim Wacht-
kommando auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befindet,
ist auf Reklamation der oberen Schulbehörde vom Dienst
befreit worden und kehrt heute hierher zurück.
* Gestern nachmittag passierten zwei Sonderzüge mit
deutschen Verwundeten, aus der Richtung Hünfeld -
Vacha kommend, die hiesige Station mit längerem Aufent-
halt, bei dem Physikus Dr. Wegener unter Assistenz von
Krankenschwestern und Mitgliedern der Sanitätskolonne bei
denen, wo es notwendig war, den Verband erneuerte.
Zumeist waren es Leichtverwundete, doch auch schwerer
Verletzte befanden sich darunter. So hatte ein 131er
einen Schuß in den Hals, der in der Wange herausgetre-
ten war, ein Jäger hatte einen Stich in der Brust, viele
hatten Arm- oder Hand-, auch Bein-, Fuß u. Kopfschüsse.
Doch herrschte meist eine freudige Stimmung unter ihnen,
viele sahen bleich und schmerzgegrämt aus und hockten auf
ihrem Lager - welch großer Kontrast zwischen der allge-
mein frohen Zuversicht der vor ein paar Wochen ausrücken-
den Soldaten und den resigniert dreinschauenden verwundet
zurückgekommenen. Meist hatten sie unter Schrapnellfeuer
bei Longwy ihre Verletzungen erhalten, sie gehörten allerlei
Regimentern an, auch Landwehr war darunter. Einer von diesen
zeigte ein über 2 Ztm. langes dünnes Gewehrpro-
jektil mit Kupfermantel und erklärte, daß sich dieses beim
Einschlagen in den Körper des Getroffenen drehe und da-
durch große Schmerzen verursache. Jeder wußte aus seinen
Erlebnissen zu erzählen. Alle wurden gut verpflegt, weit
mehr war vorhanden, als sie annehmen konnten. Auch
Blumen, Schokolade, Beinkleider, Hemden, Strümpfe usw.
wurden gereicht. Auf die Frage, wo die Reise hingehe,
sagte ein Landwehrmann: Zu Muttern! Und
dann dampfte der Zug in der Richtung weiter;
unter Tücherschwenken nahmen Soldaten und das zahlreich
erschienene Publikum herzlichen Abschied.
* Die beiden aus Wildprechtroda zum Kriegs-
dienst beorderten Soldaten Morgenweck und Eckardt sind
verwundet. Morgenweck liegt im Lazarett zu Metz, Eckardt
zu Sulzberg in Baden.
* Aus der näheren Umgebung Salzungens werden fol-
gende Verluste gemeldet: Von Malermeister Karl Roth
in Bad Liebenstein kommt die Nachricht, daß er verwundet
im Lazarett in Straßburg liegt. Der Sohn Erich des
Postschaffners Eberhardt daselbst, der bei dem 6. Jäger-
Regiment zu Pferde in Erfurt stand, hat am Arm einen
Streifschuß bekommen, 2 seiner Pferde sind ihm totgeschos-
sen worden. Der Sohn Otto des Rentners August Hopf
liegt im Feldlazarett. - Der verwundet gemeldete Peter Laux aus
Schweina ist seinen Verletzungen erlegen. L. war vor dem
Kriege bei der Post als Chauffeur tätig und führte das
Postauto Schweina - Friedrichroda. Der verheiratete Fabrik-
arbeiter Landwehrmann Ludwig Riemeyer von da erhielt
einen Schuß in die rechte Schulter und befindet sich im
2. Spalte
Lazarett in Markirch. - Lehrer Peter, sein Bruder, sowie
Wilhelm Raßbach aus Breitungen sind verwundet und nach
Kassel ins Lazarett geschafft worden. - Nach Steinbach-
Hallenberg gelangte die Trauermeldung, daß Amtsrichter
Rühl, der als Hauptmann bei der Infanterie am Feldzuge
teil nimmt, gefallen ist.
* Aus Meiningen wird geschrieben: Der Herzog
hat den Mitgliedern des Hoftheaters unter der Leitung des
Direktor(sic) Osmar das Hoftheater und den gesamten Fundus
für die Winterspielzeit zur Verfügung gestellt, damit sie auf
eigene Rechnung Vorstellungen geben können. Direktor
Osmarr(sic) wird in seiner Eigenschaft als Leiter dieser Ver-
einigung die Verträge abschließen. - Nächster Einstellungs-
termin für Kriegsfreiwillige beim Ersatzbataillon des 32.
Infanterieregiments in Meiningen ist der 15. Septem-
ber 1914.
* In diesem Sommer sollte die Vorhalle des Rathau-
ses in Eisfeld neuen Plattenbeleg erhalten mit nur
erster Qualität. Der Unternehmer, dem diese Arbeit über-
tragen war, machte sich keine Gedanken darüber, auch
Platten zweiter Qualiät zu verwenden. Der Gemeinderat
beschloß einstimmig, dem Unternehmer nur Platten zweiter
Qualität zu bezahlen und ihn von städtischen Arbeiten auf
fünf Jahre auszuschließen.
______________________________________________________________________
Aus den Nachbarstaaten.
Aus Tiefenort wird geschrieben: Der Knecht des
Landwirts Wilhelm Fröhlich hier kam beim Baden in der
Werra in einen Strudel und ertrank. Die Leiche konnte
nach einigen Stunden geborgen werden. Zur Aufnahme von
Verwundeten wurden das Carl Alexander-Haus, eine
Schule und die Hämbacher Schule eingerichtet.
-
item 13
Salzunger Anzeiger
Unabhängige Tageszeitung.
Geschäftsstelle: Georgstraße 283.
Fernsprech-Anschluß Nr. 281.
Verantwortlich für die Schriftleitung: H. Ruebsam i. V., Salzungen.
Verlag und Druck: Ruebsam´s Buchdruckerei, Salzungen.
Erscheint täglich mittags mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage. Bezugspreis einschließ-
lich illustriertem Sonntagsblatt vierteljährlich
1,20 Mark, Bringerlohn 15. Pf. extra.
Inserate kosten die 5gespaltene Korpuszeile
für den Amtsgerichtsbezirk Salzungen 8 Pfg.,
für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
________________________________________________________________________________________________________
Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
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1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
Petersburg wird umgetauft.
Auf kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftighin
Petrograd genannt. Das läßt tief blicken.
Aus Stadt und Land.
Salzungen, den 2. September 1914.
* Es sei in Erinnerung gebracht, daß heute abend um
8 Uhr Bittgottesdienst stattfindet.
* Herr Schuldirektor Schleffel, der mit dem Land-
sturm eingezogen war und sich gegenwärtig beim Wacht-
kommando auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befindet,
ist auf Reklamation der oberen Schulbehörde vom Dienst
befreit worden und kehrt heute hierher zurück.
* Gestern nachmittag passierten zwei Sonderzüge mit
deutschen Verwundeten, aus der Richtung Hünfeld -
Vacha kommend, die hiesige Station mit längerem Aufent-
halt, bei dem Physikus Dr. Wegener unter Assistenz von
Krankenschwestern und Mitgliedern der Sanitätskolonne bei
denen, wo es notwendig war, den Verband erneuerte.
Zumeist waren es Leichtverwundete, doch auch schwerer
Verletzte befanden sich darunter. So hatte ein 131er
einen Schuß in den Hals, der in der Wange herausgetre-
ten war, ein Jäger hatte einen Stich in der Brust, viele
hatten Arm- oder Hand-, auch Bein-, Fuß u. Kopfschüsse.
Doch herrschte meist eine freudige Stimmung unter ihnen,
viele sahen bleich und schmerzgegrämt aus und hockten auf
ihrem Lager - welch großer Kontrast zwischen der allge-
mein frohen Zuversicht der vor ein paar Wochen ausrücken-
den Soldaten und den resigniert dreinschauenden verwundet
zurückgekommenen. Meist hatten sie unter Schrapnellfeuer
bei Longwy ihre Verletzungen erhalten, sie gehörten allerlei
Regimentern an, auch Landwehr war darunter. Einer von diesen
zeigte ein über 2 Ztm. langes dünnes Gewehrpro-
jektil mit Kupfermantel und erklärte, daß sich dieses beim
Einschlagen in den Körper des Getroffenen drehe und da-
durch große Schmerzen verursache. Jeder wußte aus seinen
Erlebnissen zu erzählen. Alle wurden gut verpflegt, weit
mehr war vorhanden, als sie annehmen konnten. Auch
Blumen, Schokolade, Beinkleider, Hemden, Strümpfe usw.
wurden gereicht. Auf die Frage, wo die Reise hingehe,
sagte ein Landwehrmann: Zu Muttern! Und
dann dampfte der Zug in der Richtung weiter;
unter Tücherschwenken nahmen Soldaten und das zahlreich
erschienene Publikum herzlichen Abschied.
* Die beiden aus Wildprechtroda zum Kriegs-
dienst beorderten Soldaten Morgenweck und Eckardt sind
verwundet. Morgenweck liegt im Lazarett zu Metz, Eckardt
zu Sulzberg in Baden.
* Aus der näheren Umgebung Salzungens werden fol-
gende Verluste gemeldet: Von Malermeister Karl Roth
in Bad Liebenstein kommt die Nachricht, daß er verwundet
im Lazarett in Straßburg liegt. Der Sohn Erich des
Postschaffners Eberhardt daselbst, der bei dem 6. Jäger-
Regiment zu Pferde in Erfurt stand, hat am Arm einen
Streifschuß bekommen, 2 seiner Pferde sind ihm totgeschos-
sen worden. Der Sohn Otto des Rentners August Hopf
liegt im Feldlazarett. - Der verwundet gemeldete Peter Laux aus
Schweina ist seinen Verletzungen erlegen. L. war vor dem
Kriege bei der Post als Chauffeur tätig und führte das
Postauto Schweina - Friedrichroda. Der verheiratete Fabrik-
arbeiter Landwehrmann Ludwig Riemeyer von da erhielt
einen Schuß in die rechte Schulter und befindet sich im
2. Spalte
Lazarett in Markirch. - Lehrer Peter, sein Bruder, sowie
Wilhelm Raßbach aus Breitungen sind verwundet und nach
Kassel ins Lazarett geschafft worden. - Nach Steinbach-
Hallenberg gelangte die Trauermeldung, daß Amtsrichter
Rühl, der als Hauptmann bei der Infanterie am Feldzuge
teil nimmt, gefallen ist.
* Aus Meiningen wird geschrieben: Der Herzog
hat den Mitgliedern des Hoftheaters unter der Leitung des
Direktor(sic) Osmar das Hoftheater und den gesamten Fundus
für die Winterspielzeit zur Verfügung gestellt, damit sie auf
eigene Rechnung Vorstellungen geben können. Direktor
Osmarr(sic) wird in seiner Eigenschaft als Leiter dieser Ver-
einigung die Verträge abschließen. - Nächster Einstellungs-
termin für Kriegsfreiwillige beim Ersatzbataillon des 32.
Infanterieregiments in Meiningen ist der 15. Septem-
ber 1914.
* In diesem Sommer sollte die Vorhalle des Rathau-
ses in Eisfeld neuen Plattenbeleg erhalten mit nur
erster Qualität. Der Unternehmer, dem diese Arbeit über-
tragen war, machte sich keine Gedanken darüber, auch
Platten zweiter Qualiät zu verwenden. Der Gemeinderat
beschloß einstimmig, dem Unternehmer nur Platten zweiter
Qualität zu bezahlen und ihn von städtischen Arbeiten auf
fünf Jahre auszuschließen.
-
item 13
Salzunger Anzeiger
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Erscheint täglich mittags mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage. Bezugspreis einschließ-
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Inserate kosten die 5gespaltene Korpuszeile
für den Amtsgerichtsbezirk Salzungen 8 Pfg.,
für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
________________________________________________________________________________________________________
Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
______________________________________________________________________________
1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
Petersburg wird umgetauft.
Auf kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftighin
Petrograd genannt. Das läßt tief blicken.
Aus Stadt und Land.
Salzungen, den 2. September 1914.
* Es sei in Erinnerung gebracht, daß heute abend um
8 Uhr Bittgottesdienst stattfindet.
* Herr Schuldirektor Schleffel, der mit dem Land-
sturm eingezogen war und sich gegenwärtig beim Wacht-
kommando auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befindet,
ist auf Reklamation der oberen Schulbehörde vom Dienst
befreit worden und kehrt heute hierher zurück.
* Gestern nachmittag passierten zwei Sonderzüge mit
deutschen Verwundeten, aus der Richtung Hünfeld -
Vacha kommend, die hiesige Station mit längerem Aufent-
halt, bei dem Physikus Dr. Wegener unter Assistenz von
Krankenschwestern und Mitgliedern der Sanitätskolonne bei
denen, wo es notwendig war, den Verband erneuerte.
Zumeist waren es Leichtverwundete, doch auch schwerer
Verletzte befanden sich darunter. So hatte ein 131er
einen Schuß in den Hals, der in der Wange herausgetre-
ten war, ein Jäger hatte einen Stich in der Brust, viele
hatten Arm- oder Hand-, auch Bein-, Fuß u. Kopfschüsse.
Doch herrschte meist eine freudige Stimmung unter ihnen,
viele sahen bleich und schmerzgegrämt aus und hockten auf
ihrem Lager - welch großer Kontrast zwischen der allge-
mein frohen Zuversicht der vor ein paar Wochen ausrücken-
den Soldaten und den resigniert dreinschauenden verwundet
zurückgekommenen. Meist hatten sie unter Schrapnellfeuer
bei Longwy ihre Verletzungen erhalten, sie gehörten allerlei
Regimentern an, auch Landwehr war darunter. Einer von diesen
zeigte ein über 2 Ztm. langes dünnes Gewehrpro-
jektil mit Kupfermantel und erklärte, daß sich dieses beim
Einschlagen in den Körper des Getroffenen drehe und da-
durch große Schmerzen verursache. Jeder wußte aus seinen
Erlebnissen zu erzählen. Alle wurden gut verpflegt, weit
mehr war vorhanden, als sie annehmen konnten. Auch
Blumen, Schokolade, Beinkleider, Hemden, Strümpfe usw.
wurden gereicht. Auf die Frage, wo die Reise hingehe,
sagte ein Landwehrmann: Zu Muttern! Und
dann dampfte der Zug in der Richtung weiter;
unter Tücherschwenken nahmen Soldaten und das zahlreich
erschienene Publikum herzlichen Abschied.
* Die beiden aus Wildprechtroda zum Kriegs-
dienst beorderten Soldaten Morgenweck und Eckardt sind
verwundet. Morgenweck liegt im Lazarett zu Metz, Eckardt
zu Sulzberg in Baden.
* Aus der näheren Umgebung Salzungens werden fol-
gende Verluste gemeldet: Von Malermeister Karl Roth
in Bad Liebenstein kommt die Nachricht, daß er verwundet
im Lazarett in Straßburg liegt. Der Sohn Erich des
Postschaffners Eberhardt daselbst, der bei dem 6. Jäger-
Regiment zu Pferde in Erfurt stand, hat am Arm einen
Streifschuß bekommen, 2 seiner Pferde sind ihm totgeschos-
sen worden. Der Sohn Otto des Rentners August Hopf
liegt im Feldlazarett. - Der verwundet gemeldete Peter Laux aus
Schweina ist seinen Verletzungen erlegen. L. war vor dem
Kriege bei der Post als Chauffeur tätig und führte das
Postauto Schweina - Friedrichroda. Der verheiratete Fabrik-
arbeiter Landwehrmann Ludwig Riemeyer von da erhielt
einen Schuß in die rechte Schulter und befindet sich im
2. Spalte
Lazarett in Markirch. - Lehrer Peter, sein Bruder, sowie
Wilhelm Raßbach aus Breitungen sind verwundet und nach
Kassel ins Lazarett geschafft worden. - Nach Steinbach-
Hallenberg gelangte die Trauermeldung, daß Amtsrichter
Rühl, der als Hauptmann bei der Infanterie am Feldzuge
teil nimmt, gefallen ist.
-
item 13
Salzunger Anzeiger
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________________________________________________________________________________________________________
Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
______________________________________________________________________________
1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
Petersburg wird umgetauft.
Auf kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftighin
Petrograd genannt. Das läßt tief blicken.
Aus Stadt und Land.
Salzungen, den 2. September 1914.
* Es sei in Erinnerung gebracht, daß heute abend um
8 Uhr Bittgottesdienst stattfindet.
* Herr Schuldirektor Schleffel, der mit dem Land-
sturm eingezogen war und sich gegenwärtig beim Wacht-
kommando auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befindet,
ist auf Reklamation der oberen Schulbehörde vom Dienst
befreit worden und kehrt heute hierher zurück.
* Gestern nachmittag passierten zwei Sonderzüge mit
deutschen Verwundeten, aus der Richtung Hünfeld -
Vacha kommend, die hiesige Station mit längerem Aufent-
halt, bei dem Physikus Dr. Wegener unter Assistenz von
Krankenschwestern und Mitgliedern der Sanitätskolonne bei
denen, wo es notwendig war, den Verband erneuerte.
Zumeist waren es Leichtverwundete, doch auch schwerer
Verletzte befanden sich darunter. So hatte ein 131er
einen Schuß in den Hals, der in der Wange herausgetre-
ten war, ein Jäger hatte einen Stich in der Brust, viele
hatten Arm- oder Hand-, auch Bein-, Fuß u. Kopfschüsse.
Doch herrschte meist eine freudige Stimmung unter ihnen,
viele sahen bleich und schmerzgegrämt aus und hockten auf
ihrem Lager - welch großer Kontrast zwischen der allge-
mein frohen Zuversicht der vor ein paar Wochen ausrücken-
den Soldaten und den resigniert dreinschauenden verwundet
zurückgekommenen. Meist hatten sie unter Schrapnellfeuer
bei Longwy ihre Verletzungen erhalten, sie gehörten allerlei
Regimentern an, auch Landwehr war darunter. Einer von diesen
zeigte ein über 2 Ztm. langes dünnes Gewehrpro-
jektil mit Kupfermantel und erklärte, daß sich dieses beim
Einschlagen in den Körper des Getroffenen drehe und da-
durch große Schmerzen verursache. Jeder wußte aus seinen
Erlebnissen zu erzählen. Alle wurden gut verpflegt, weit
mehr war vorhanden, als sie annehmen konnten. Auch
Blumen, Schokolade, Beinkleider, Hemden, Strümpfe usw.
wurden gereicht. Auf die Frage, wo die Reise hingehe,
sagte ein Landwehrmann: Zu Muttern! Und
dann dampfte der Zug in der Richtung weiter;
unter Tücherschwenken nahmen Soldaten und das zahlreich
erschienene Publikum herzlichen Abschied.
* Die beiden aus Wildprechtroda zum Kriegs-
dienst beorderten Soldaten Morgenweck und Eckardt sind
verwundet. Morgenweck liegt im Lazarett zu Metz, Eckardt
zu Sulzberg in Baden.
* Aus der näheren Umgebung Salzungens werden fol-
gende Verluste gemeldet: Von Malermeister Karl Roth
in Bad Liebenstein kommt die Nachricht, daß er verwundet
im Lazarett in Straßburg liegt. Der Sohn Erich des
Postschaffners Eberhardt daselbst, der bei dem 6. Jäger-
Regiment zu Pferde in Erfurt stand, hat am Arm einen
Streifschuß bekommen, 2 seiner Pferde sind ihm totgeschos-
sen worden. Der Sohn Otto des Rentners August Hopf
liegt im Feldlazarett. - Der verwundet gemeldete Peter Laux aus
Schweina ist seinen Verletzungen erlegen. L. war vor dem
Kriege bei der Post als Chauffeur tätig und führte das
Postauto Schweina - Friedrichroda. Der verheiratete Fabrik-
arbeiter Landwehrmann Ludwig Riemeyer von da erhielt
einen Schuß in die rechte Schulter und befindet sich im
-
item 13
Salzunger Anzeiger
Unabhängige Tageszeitung.
Geschäftsstelle: Georgstraße 283.
Fernsprech-Anschluß Nr. 281.
Verantwortlich für die Schriftleitung: H. Ruebsam i. V., Salzungen.
Verlag und Druck: Ruebsam´s Buchdruckerei, Salzungen.
Erscheint täglich mittags mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage. Bezugspreis einschließ-
lich illustriertem Sonntagsblatt vierteljährlich
1,20 Mark, Bringerlohn 15. Pf. extra.
Inserate kosten die 5gespaltene Korpuszeile
für den Amtsgerichtsbezirk Salzungen 8 Pfg.,
für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
________________________________________________________________________________________________________
Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
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1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
Petersburg wird umgetauft.
Auf kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftighin
Petrograd genannt. Das läßt tief blicken.
Aus Stadt und Land.
Salzungen, den 2. September 1914.
* Es sei in Erinnerung gebracht, daß heute abend um
8 Uhr Bittgottesdienst stattfindet.
* Herr Schuldirektor Schleffel, der mit dem Land-
sturm eingezogen war und sich gegenwärtig beim Wacht-
kommando auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befindet,
ist auf Reklamation der oberen Schulbehörde vom Dienst
befreit worden und kehrt heute hierher zurück.
* Gestern nachmittag passierten zwei Sonderzüge mit
deutschen Verwundeten, aus der Richtung Hünfeld -
Vacha kommend, die hiesige Station mit längerem Aufent-
halt, bei dem Physikus Dr. Wegener unter Assistenz von
Krankenschwestern und Mitgliedern der Sanitätskolonne bei
denen, wo es notwendig war, den Verband erneuerte.
Zumeist waren es Leichtverwundete, doch auch schwerer
Verletzte befanden sich darunter. So hatte ein 131er
einen Schuß in den Hals, der in der Wange herausgetre-
ten war, ein Jäger hatte einen Stich in der Brust, viele
hatten Arm- oder Hand-, auch Bein-, Fuß u. Kopfschüsse.
Doch herrschte meist eine freudige Stimmung unter ihnen,
viele sahen bleich und schmerzgegrämt aus und hockten auf
ihrem Lager - welch großer Kontrast zwischen der allge-
mein frohen Zuversicht der vor ein paar Wochen ausrücken-
den Soldaten und den resigniert dreinschauenden verwundet
zurückgekommenen. Meist hatten sie unter Schrapnellfeuer
bei Longwy ihre Verletzungen erhalten, sie gehörten allerlei
Regimentern an, auch Landwehr war darunter. Einer von diesen
zeigte ein über 2 Ztm. langes dünnes Gewehrpro-
jektil mit Kupfermantel und erklärte, daß sich dieses beim
Einschlagen in den Körper des Getroffenen drehe und da-
durch große Schmerzen verursache. Jeder wußte aus seinen
Erlebnissen zu erzählen. Alle wurden gut verpflegt, weit
mehr war vorhanden, als sie annehmen konnten. Auch
Blumen, Schokolade, Beinkleider, Hemden, Strümpfe usw.
wurden gereicht. Auf die Frage, wo die Reise hingehe,
sagte ein Landwehrmann: Zu Muttern! Und
dann dampfte der Zug in der Richtung weiter;
unter Tücherschwenken nahmen Soldaten und das zahlreich
erschienene Publikum herzlichen Abschied.
* Die beiden aus Wildprechtroda zum Kriegs-
dienst beorderten Soldaten Morgenweck und Eckardt sind
verwundet. Morgenweck liegt im Lazarett zu Metz, Eckardt
zu Sulzberg in Baden.
* Aus der näheren Umgebung Salzungens werden fol-
gende Verluste gemeldet: Von Malermeister Karl Roth
in Bad Liebenstein kommt die Nachricht, daß er verwundet
im Lazarett in Straßburg liegt. Der Sohn Erich des
Postschaffners Eberhardt daselbst, der bei dem 6. Jäger-
Regiment zu Pferde in Erfurt stand, hat am Arm einen
Streifschuß bekommen, 2 seiner Pferde sind ihm totgeschos-
sen worden. Der Sohn Otto des Rentners August Hopf
liegt im Feldlazarett. - Der verwundet gemeldete Peter Laux aus
Schweina ist seinen Verletzungen erlegen. L. war vor dem
Kriege bei der Post als Chauffeur tätig und führte das
Postauto Schweina - Friedrichroda. Der verheiratete Fabrik-
arbeiter Landwehrmann Ludwig Riemeyer von da erhielt
einen Schuß in die rechten Schulter und befindet sich im
-
item 13
Salzunger Anzeiger
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Verantwortlich für die Schriftleitung: H. Ruebsam i. V., Salzungen.
Verlag und Druck: Ruebsam´s Buchdruckerei, Salzungen.
Erscheint täglich mittags mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage. Bezugspreis einschließ-
lich illustriertem Sonntagsblatt vierteljährlich
1,20 Mark, Bringerlohn 15. Pf. extra.
Inserate kosten die 5gespaltene Korpuszeile
für den Amtsgerichtsbezirk Salzungen 8 Pfg.,
für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
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Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
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1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
Petersburg wird umgetauft.
Auf kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftighin
Petrograd genannt. Das läßt tief blicken.
Aus Stadt und Land.
Salzungen, den 2. September 1914.
* Es sei in Erinnerung gebracht, daß heute abend um
8 Uhr Bittgottesdienst stattfindet.
* Herr Schuldirektor Schleffel, der mit dem Land-
sturm eingezogen war und sich gegenwärtig beim Wacht-
kommando auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befindet,
ist auf Reklamation der oberen Schulbehörde vom Dienst
befreit worden und kehrt heute hierher zurück.
* Gestern nachmittag passierten zwei Sonderzüge mit
deutschen Verwundeten, aus der Richtung Hünfeld -
Vacha kommend, die hiesige Station mit längerem Aufent-
halt, bei dem Physikus Dr. Wegener uner Assistenz von
Krankenschwestern und Mitgliedern der Sanitätskolonne bei
denen, wo es notwendig war, den Verband erneuerte.
Zumeist waren es Leichtverwundete, doch auch schwerer
Verletzte befanden sich darunter. So hatte ein 131er
einen Schuß in den Hals, der in der Wange herausgetre-
ten war, ein Jäger hatte einen Stich in der Brust, viele
hatten Arm- oder Hand-, auch Bein-, Fuß u. Kopfschüsse.
Doch herrschte meist eine freudig Stimmung unter ihnen,
viele sahen bleich und schmerzgegrämt aus und hockten auf
ihrem Lager - welch großer Kontrast zwischen der allge-
mein frohen Zuversicht der vor ein paar Wochen ausrücken-
den Soldaten und den resigniert dreinschauenden verwundet
zurückgekommenen. Meist hatten sie unter Schrapnellfeuer
bei Longwy ihre Verletzungen erhalten, sie gehörten allerlei
Regimentern an, auch Landwehr war darunter. Einer von diesen
zeigte ein über 2 Ztm. langes dünnes Gewehrpro-
jektil mit Kupfermantel und erklärte, daß sich dieses beim
Einschlagen in den Körper des Getroffenen drehe und da-
durch große Schmerzen verursache. Jede wußte aus seinen
Erlebnissen zu erzählen. Alle wurden gut verpflegt, weit
mehr war vorhanden, als sie annehmen konnten. Auch
Blumen, Schokolade, Beinkleider, Hemden, Strümpfe usw.
wurden gereicht. Auf die Frage, wo die Reise hingehe,
sagte ein Landwehrmann: Zu Muttern! Und
dann dampfte der Zug in der Richtung weiter;
unter Tücherschwenken nahmen Soldaten und das zahlreich
erschienene Publikum herzlichen Abschied.
* Die beiden aus Wildprechtroda zum Kriegs-
dienst beorderten Soldaten Morgenweck und Eckardtt sind
verwundet. Morgenweck liegt im Lazarett zu Metz, Eckardt
zu Sulzberg in Baden.
-
item 13
Salzunger Anzeiger
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Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
______________________________________________________________________________
1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
Petersburg wird umgetauft.
Auf kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftighin
Petrograd genannt. Das läßt tief blicken.
Aus Stadt und Land.
Salzungen, den 2. September 1914.
* Es sei in Erinnerung gebracht, daß heute abend um
8 Uhr Bittgottesdienst stattfindet.
* Herr Schuldirektor Schleffel, der mit dem Land-
sturm eingezogen war und sich gegenwärtig beim Wacht-
kommando auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befindet,
ist auf Reklamation der oberen Schulbehörde vom Dienst
befreit worden und kehrt heute hierher zurück.
-
item 13
Salzunger Anzeiger
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Geschäftsstelle: Georgstraße 283.
Fernsprech-Anschluß Nr. 281.
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Erscheint täglich mittags mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage. Bezugspreis einschließ-
lich illustriertem Sonntagsblatt vierteljährlich
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Inserate kosten die 5gespaltene Korpuszeile
für den Amtsgerichtsbezirk Salzungen 8 Pfg.,
für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
________________________________________________________________________________________________________
Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
______________________________________________________________________________
1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
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Petersburg wird umgetauft.
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Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
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Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
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1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
Die Engländer in Ostende.
Englische Truppen sollen Ostende und umliegende Be-
zirke besetzt haben. Kitchener fordert zum Eintritt in eine
zweite Ersatzarmee von 100 000 Mann des regulären
Heeres auf.
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Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
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Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
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1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
Die Engländer in Samoa.
Der englische Kolonialminister erhält eine Depesche des
Gouverneurs von Neuseeland mit der Mitteilung, daß Apia
in Deutsch-Samoa nach Belagerung durch eine englische
Expedition am 29. August kapituliert habe.
-
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Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
________________________________________________________________________________________________________
Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
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1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
Der erste deutsche Flieger über Paris
hat fünf Bomben ausgeworfen, von denen drei explodierten.
Großen Schaden richteten sie nicht an, 2 Personen sollen
verwundet sein. Ein Pariser Blatt meldet, daß der Flie-
ger einen Brief herunterwarf , worin behauptet wurde, die
deutsche Armee stehe vor den Toren von Paris. Der Brief
war unterzeichnet: Leutnant v. Hiddesen.
-
item 13
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für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
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Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
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1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
Die Königin von Belgien flüchtet nach London.
Die Königin hat gestern Antwerpen verlassen, um mit
ihren Kindern nach London zu reisen.
-
item 13
Salzunger Anzeiger
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Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
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Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
______________________________________________________________________________
1. Spalte
Vom Tage.
Die Kaiserin
beabsichtigt in den nächsten Tagen zur Besichtigung von
Provinz Westpreußen zu reisen.
Der Dank der Stadt Königsberg.
Oberbürgermeister Dr. Körte hat folgendes Telegramm
an den Kommandeur des 1. Armeekorps gesandt: "Unserem
teuren siegreichen 1. Armeekorps, dem Gott nach so langem
heldenhaftem Kampf so herrlichen Sieg verliehen hat, seinen
ruhmreichen Führern wie jedem der Heldenkämpfer vieltau-
sendfaches Hurra und heißesten Dank namens der ganzen
Bürgerschaft Königsbergs."
Unterstützung für die ostpreußische Bevölkerung.
Die Bürgerschaft Hamburgs bewilligte 200 000 Mark
zur Unterstützung der vom Kriege betroffenen ostpreußischen
Bevölkerung.
Der Magistrat der Stadt Hannover hat beschlossen,
für die durch den Einmarsch der Russen in Not geratenen
Ostpreußen 50 000 zu bewilligen.
Siebzigtausend russische Gefangene.
Nach weiterer Mitteilung des Hauptquartiers ist die
Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg -
Ortelsburg noch größer gewesen, als bisher bekannt. Sie
beträgt 70 000, darunter 300 Offiziere. Das gesamte
Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
400 sächsische Eisenbahnbeamte
sind nach Belgien abbefohlen, die im Betrieb der in deut-
sche Verwaltung genommenen belgischen Eisenbahnen Ver-
wendung finden sollen.
-
item 13
Salzunger Anzeiger
Unabhängige Tageszeitung.
Geschäftsstelle: Georgstraße 283.
Fernsprech-Anschluß Nr. 281.
Verantwortlich für die Schriftleitung: H. Ruebsam i. V., Salzungen.
Verlag und Druck: Ruebsam´s Buchdruckerei, Salzungen.
Erscheint täglich mittags mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage. Bezugspreis einschließ-
lich illustriertem Sonntagsblatt vierteljährlich
1,20 Mark, Bringerlohn 15. Pf. extra.
Inserate kosten die 5gespaltene Korpuszeile
für den Amtsgerichtsbezirk Salzungen 8 Pfg.,
für auswärts 12 Pfg., Reklame 30 Pfg. die Zeile.
Bei Wiederholung Preisermäßigung.
Nummer 205. Mittwoch, den 2. September 1914. 26. Jahrgang.
________________________________________________________________________________________________________
Zum Sedantage.
Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
Ernst Teuner.
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Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
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Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geiste warf Armin
Des stolzen Roms Triarier hin;
Vor solchem Zorn sank in den Staub
Einst Mailand, Barbarossas Raub;
Vor solchem Sturm auf Leipzigs Plan
Der Korse hub zu zittern an.
Vor solcher Stoßkraft brach der Thron
Des dritten Herrn Napoleon. -
So mancher lebt noch, der den Spaß
Hat mitgemacht am Strand der Maas,
Jauchzt, daß jetzt dort der Väter Mut
In Sohn und Enkel Wunder tut.
Drum feiert fröhlich laut Sedan
Bei Flaggenweh´n und Glockenklang;
Denkt auf den Knieen im Gebet
Des Schlachtenlenkers Majestät,
Der gnädig will den Sieg verleih´n
Des Kaisers treuer Wacht am Rhein.
Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
Warf uns gewißlich in den Sand?
Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
Man lustig englisch Leder gerbt,
Und auch zur See wird man bald seh´n,
Ob er im Wettkampf kann besteh´n.
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Ein Sturmruf durch die Marken braust:
"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
Ein Volk im Waffenschmuck steht da;
Zum Sichelfest im Sonnenbrand
Zieht´s aus mit stahlbewehrter Hand.
In Treue fest steht Oesterreich,
Das Land an Ehr´und Siegen reich;
Im Ost mit uns auf treuer Wacht
Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
Vom Alp befreit die Brust sich hebt -
Der alte Heldengeist noch lebt.
Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
Auf Frankreichs Haupt herniedersaust;
Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
Vor tiefem Sturz und schwerem Fall;
Paris, das "Herz der Welt", erschrickt,
Vergebens aus nach Helfern blickt.
Mit solchem Geist warf Armin
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Vor solchem Zorn sank in den Staub
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Hat Belgien den Weg verlegt?
Sein König wurde weggefegt;
Es brachten Lüttich und Namur
Den deutschen Fahnen junge Zier,
Und nimmer läßt der deutsche Aar,
Was vormals deutscher Boden war.
Doch unser Freund aus Angelland
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Ach nein! Mit Lohe, die ererbt,
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Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
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In Treue fest steht Oesterreich,
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Es Russenmut zu Schanden macht;
Das Schwert, das einst die Türken zwang,
Hat noch den alten guten Klang.
Nach Westen mit der Rheinwacht Lied
Laut jubelnd unser Hauptheer zieht;
Millionen Herzen und Ein Schlag -
O große Zeit! O schöner Tag!
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Zerschmetternd Deutschlands Eisenfaust
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Es schützen Stahlarm nicht, nicht Wall
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"Der Russe wild im Osten haust;
Der Franzmann stürmt heran zum Rhein
Und will des Stroms Gebieter sein;
Der falsche Vetter überm Meer
Bedroht mit Flotte uns und Heer!"
Da stößt der Wächter in das Horn,
Es lodert auf der deutsche Zorn;
Vom Belt bis zu der Adria
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Berlin, Saalfeld, Leipzig
Location(s)
Story location Berlin, Saalfeld, Leipzig
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- 15725 / 166523
- Contributor
- Karl Döbling
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