Zeitungen aus der Kriegszeit 1914, item 3
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-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
- Ein amüsantes Versehen ist vor
kurzem der amerikanischen Regierung passiert.
4. Spalte
Hat doch das amerikanische Staatsdepartement
an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-
ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-
den Einweihung des Panamakanals mit einigen
Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.
Der Bundesrat der Schweiz dankte für die
freundliche Einladung, mußte aber zu seinem
Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung
einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.
Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz
an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der
Tat höchstens zu der berühmten "reitenden
Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-
miral des Bodensees soll es ja auch einmal
gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem
Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum
soll nicht die amerikanische Regierung mit der
Schweiz das gleiche tun!?
_______________________________________________________________
An die Genossenschaften des
Zentralverbandes
deutscher Konsumvereine!
Das deutsche Volk steht vor folgenschweren
Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-
flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir
demnächst durchleben müssen, vermeidbar war
oder nicht.
Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm
die Schicksalsstunde des deutschen Volkes und
des deutschen Vaterlandes.
Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk
in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber
wenn das russische Zarentum und seine echt-
russischen Spießgesellen Deutschland in den
Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-
ungen darüber, weshalb es so gekommen
ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen
Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche
Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-
sittung vor dem menschheitsschändenden russi-
schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die
unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern
von Rußland her drohende Gefahr beschworen
ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen
werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und
ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-
den können; im gegenwärtigen Moment aber
heißt es handeln, nicht diskutieren!
Diesem Gebot der Stunde für jedes Glied
des deutschen Volkes müssen auch die Konsum-
vereine Folge leisten. Vor ihnen liegen schwere
Zeiten, aber auch bedeutungsvolle Aufgaben.
Sind sie imstande, in jeglicher Hinsicht die An-
forderungen zu erfüllen, die an sie gestellt
werden können, so dient das nicht nur dem
nationalen Interesse, sondern auch der Konsum-
genossenschaftsbewegung selbst, ihrem Ansehen
und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wert-
schätzung. Schon jetzt, ehe die eigentliche Mo-
bilmachung begonnen hat, zeigt sich, wie in-
folge der Unvernunft eines Teiles der Be-
völkerung und der unvermeidlichen vorüber-
gehenden Störungen im Handel und Verkehr
Schwierigkeiten in der Versorgung der Be-
völkerung mit Lebensmitteln entstehen. Wich-
tige Lebensmittel werden knapp, ihre Preise
steigen unverhältnismäßig hoch. Was die Kon-
sumvereine tun können, um diesen Erschein-
ungen entgegenzuwirken, das muß von ihnen
getan werden, weil es zu ihrem Aufgabenkreise
gehört, dem Lebensmittelwucher und Mängeln
bei der Marktversorgung entgegenzuwirken.
Natürlich ist das unter Ausnahmeverhältnissen
schwieriger als in normalen Zeitläufen. Mit
der Schwierigkeit wächst aber auch die Bedeu-
tung der Aufgabe, und ihre Lösung wenigstens
mit Ernst und Eifer zu versuchen, muß als
Ehrenpflicht von allen Verbandsvereinen be-
trachtet werden.
Neben der in erster Linie dem Besten der
Mitglieder dienenden Tätigkeit der Genossen-
schaften wird vielfach auch die Möglichkeit ge-
geben sein, die genossenschaftliche Agitation in
den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Bei
Aktionen großen Stils zur Versorgung be-
stimmter Märkte und Bevölkerungskreise mit
Nahrungsmitteln erwarten wir die Mitwirkung
der Konsumvereine, wo sich auch immer Ge-
legenheit dazu biete. Die genossenschaftlichen
Großbäckereien werden dazu benutzt werden
können, um Brot in Massen für die Vertei-
diger des Vaterlandes und für Hilfsbedürftige
herzustellen. Mit Freude und Genugtuung
über die Möglichkeit, zur Milderung der schweren
Folgen des Krieges für viele unserer Volks-
genossen beitragen zu können, sind selbstver-
ständlich alle diese und ähnliche Gelegenheiten
wahrzunehmen. Uneigennützig, von dem Be-
streben geleitet, das Höchste zu leisten, unter
Aufbietung aller vorhandenen persönlichen und
sachlichen Hilfsmittel, so sollte sich die Wirk-
samkeit der Konsumvereine bei der Bekämp-
fung und Linderung der Kriegsfolgen abspielen.
Sie dürfen dann von sich sagen, daß sie ihre
nationale und soziale Pflicht erfüllt haben.
Zweifellos werden die Schwierigkeiten, die
den Konsumvereinen besonders in der ersten
Zeit der Mobilmachung und Kriegsführung
erwachsen, nicht gering sein.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
- Ein amüsantes Versehen ist vor
kurzem der amerikanischen Regierung passiert.
4. Spalte
Hat doch das amerikanische Staatsdepartement
an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-
ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-
den Einweihung des Panamakanals mit einigen
Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.
Der Bundesrat der Schweiz dankte für die
freundliche Einladung, mußte aber zu seinem
Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung
einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.
Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz
an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der
Tat höchstens zu der berühmten "reitenden
Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-
miral des Bodensees soll es ja auch einmal
gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem
Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum
soll nicht die amerikanische Regierung mit der
Schweiz das gleiche tun!?
_______________________________________________________________
An die Genossenschaften des
Zentralverbandes
deutscher Konsumvereine!
Das deutsche Volk steht vor folgenschweren
Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-
flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir
demnächst durchleben müssen, vermeidbar war
oder nicht.
Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm
die Schicksalsstunde des deutschen Volkes und
des deutschen Vaterlandes.
Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk
in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber
wenn das russische Zarentum und seine echt-
russischen Spießgesellen Deutschland in den
Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-
ungen darüber, weshalb es so gekommen
ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen
Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche
Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-
sittung vor dem menschheitsschändenden russi-
schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die
unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern
von Rußland her drohende Gefahr beschworen
ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen
werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und
ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-
den können; im gegenwärtigen Moment aber
heißt es handeln, nicht diskutieren!
Diesem Gebot der Stunde für jedes Glied
des deutschen Volkes müssen auch die Konsum-
vereine Folge leisten. Vor ihnen liegen schwere
Zeiten, aber auch bedeutungsvolle Aufgaben.
Sind sie imstande, in jeglicher Hinsicht die An-
forderungen zu erfüllen, die an sie gestellt
werden können, so dient das nicht nur dem
nationalen Interesse, sondern auch der Konsum-
genossenschaftsbewegung selbst, ihrem Ansehen
und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wert-
schätzung. Schon jetzt, ehe die eigentliche Mo-
bilmachung begonnen hat, zeigt sich, wie in-
folge der Unvernunft eines Teiles der Be-
völkerung und der unvermeidlichen vorüber-
gehenden Störungen im Handel und Verkehr
Schwierigkeiten in der Versorgung der Be-
völkerung mit Lebensmitteln entstehen. Wich-
tige Lebensmittel werden knapp, ihre Preise
steigen unverhältnismäßig hoch. Was die Kon-
sumvereine tun können, um diesen Erschein-
ungen entgegenzuwirken, das muß von ihnen
getan werden, weil es zu ihrem Aufgabenkreise
gehört, dem Lebensmittelwucher und Mängeln
bei der Marktversorgung entgegenzuwirken.
Natürlich ist das unter Ausnahmeverhältnissen
schwieriger als in normalen Zeitläufen. Mit
der Schwierigkeit wächst aber auch die Bedeu-
tung der Aufgabe, und ihre Lösung wenigstens
mit Ernst und Eifer zu versuchen, muß als
Ehrenpflicht von allen Verbandsvereinen be-
trachtet werden.
Neben der in erster Linie dem Besten der
Mitglieder dienenden Tätigkeit der Genossen-
schaften wird vielfach auch die Möglichkeit ge-
geben sein, die genossenschaftliche Agitation in
den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Bei
Aktionen großen Stils zur Versorgung be-
stimmter Märkte und Bevölkerungskreise mit
Nahrungsmitteln erwarten wir die Mitwirkung
der Konsumvereine, wo sich auch immer Ge-
legenheit dazu biete. Die genossenschaftlichen
Großbäckereien werden dazu benutzt werden
können, um Brot in Massen für die Vertei-
diger des Vaterlandes und für Hilfsbedürftige
herzustellen. Mit Freude und Genugtuung
über die Möglichkeit,, zur Milderung de schweren
Folgen des Krieges für viele unserer Volks-
genossen beitragen zu können, sind selbstver-
ständlich alle diese und ähnliche Gelegenheiten
wahrzunehmen. Uneigennützig, von dem Be-
streben geleitet, das Höchste zu leisten, unter
Aufbietung aller vorhandenen persönlichen und
sachlichen Hilfsmittel, so sollte sich die Wirk-
samkeit der Konsumvereine bei der Bekämp-
fung und Linderung der Kriegsfolgen abspielen.
Sie dürfen dann von sich sagen, daß sie ihre
nationale und soziale Pflicht erfüllt haben.
Zweifellos werden die Schwierigkeiten, die
den Konsumvereinen besonders in der ersten
Zeit der Mobilmachung und Kriegsführung
erwachsen, nicht gering sein.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
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Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
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Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
- Ein amüsantes Versehen ist vor
kurzem der amerikanischen Regierung passiert.
4. Spalte
Hat doch das amerikanische Staatsdepartement
an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-
ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-
den Einweihung des Panamakanals mit einigen
Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.
Der Bundesrat der Schweiz dankte für die
freundliche Einladung, mußte aber zu seinem
Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung
einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.
Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz
an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der
Tat höchstens zu der berühmten "reitenden
Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-
miral des Bodensees soll es ja auch einmal
gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem
Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum
soll nicht die amerikanische Regierung mit der
Schweiz das gleiche tun!?
_______________________________________________________________
An die Genossenschaften des
Zentralverbandes
deutscher Konsumvereine!
Das deutsche Volk steht vor folgenschweren
Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-
flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir
demnächst durchleben müssen, vermeidbar war
oder nicht.
Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm
die Schicksalsstunde des deutschen Volkes und
des deutschen Vaterlandes.
Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk
in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber
wenn das russische Zarentum und seine echt-
russischen Spießgesellen Deutschland in den
Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-
ungen darüber, weshalb es so gekommen
ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen
Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche
Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-
sittung vor dem menschheitsschändenden russi-
schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die
unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern
von Rußland her drohende Gefahr beschworen
ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen
werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und
ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-
den können; im gegenwärtigen Moment aber
heißt es handeln, nicht diskutieren!
Diesem Gebot der Stunde für jedes Glied
des deutschen Volkes müssen auch die Konsum-
vereine Folge leisten. Vor ihnen liegen schwere
Zeiten, aber auch bedeutungsvolle Aufgaben.
Sind sie imstande, in jeglicher Hinsicht die An-
forderungen zu erfüllen, die an sie gestellt
werden können, so dient das nicht nur dem
nationalen Interesse, sondern auch der Konsum-
genossenschaftsbewegung selbst, ihrem Ansehen
und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wert-
schätzung. Schon jetzt, ehe die eigentliche Mo-
bilmachung begonnen hat, zeigt sich, wie in-
folge der Unvernunft eines Teiles der Be-
völkerung und der unvermeidlichen vorüber-
gehenden Störungen im Handel und Verkehr
Schwierigkeiten in der Versorgung der Be-
völkerung mit Lebensmitteln entstehen. Wich-
tige Lebensmittel werden knapp, ihre Preise
steigen unverhältnismäßig hoch. Was die Kon-
sumvereine tun können, um diesen Erschein-
ungen entgegenzuwirken, das muß von ihnen
getan werden, weil es zu ihrem Aufgabenkreise
gehört, dem Lebensmittelwucher und Mängeln
bei der Marktversorgung entgegenzuwirken.
Natürlich ist das unter Ausnahmeverhältnissen
schwieriger als in normalen Zeitläufen. Mit
der Schwierigkeit wächst aber auch die Bedeu-
tung der Aufgabe, und ihre Lösung wenigstens
mit Ernst und Eifer zu versuchen, muß als
Ehrenpflicht von allen Verbandsvereinen be-
trachtet werden.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
- Ein amüsantes Versehen ist vor
kurzem der amerikanischen Regierung passiert.
4. Spalte
Hat doch das amerikanische Staatsdepartement
an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-
ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-
den Einweihung des Panamakanals mit einigen
Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.
Der Bundesrat der Schweiz dankte für die
freundliche Einladung, mußte aber zu seinem
Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung
einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.
Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz
an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der
Tat höchstens zu der berühmten "reitenden
Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-
miral des Bodensees soll es ja auch einmal
gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem
Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum
soll nicht die amerikanische Regierung mit der
Schweiz das gleiche tun!?
_______________________________________________________________
An die Genossenschaften des
Zentralverbandes
deutscher Konsumvereine!
Das deutsche Volk steht vor folgenschweren
Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-
flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir
demnächst durchleben müssen, vermeidbar war
oder nicht.
Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm
die Schicksalsstunde des deutschen Volkes und
des deutschen Vaterlandes.
Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk
in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber
wenn das russische Zarentum und seine echt-
russischen Spießgesellen Deutschland in den
Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-
ungen darüber, weshalb es so gekommen
ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen
Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche
Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-
sittung vor dem menschheitsschändenden russi-
schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die
unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern
von Rußland her drohende Gefahr beschworen
ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen
werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und
ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-
den können; im gegenwärtigen Moment aber
heißt es handeln, nicht diskutieren!
Diesem Gebot der Stunde für jedes Glied
des deutschen Volkes müssen auch die Konsum-
vereine Folge leisten. Vor ihnen liegen schwere
Zeiten, aber auch bedeutungsvolle Aufgaben.
Sind sie imstande, in jeglicher Hinsicht die An-
forderungen zu erfüllen, die an sie gestellt
werden können, so dient das nicht nur dem
nationalen Interesse, sondern auch der Konsum-
genossenschaftsbewegung selbst, ihrem Ansehen
und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wert-
schätzung. Schon jetzt, ehe die eigentliche Mo-
bilmachung begonnen hat, zeigt sich, wie in-
folge der Unvernunft eines Teiles der Be-
völkerung und der unvermeidlichen vorüber-
gehenden Störungen im Handel und Verkehr
Schwierigkeiten in der Versorgung der Be-
völkerung mit Lebensmitteln entstehen. Wich-
tige Lebensmittel werden knapp, ihre Preise
steigen unverhältnismäßig hoch. Was die Kon-
sumvereine tun können, um diesen Erschein-
ungen entgegenzuwirken, das muß von ihnen
getan werden, weil es zu ihrem Aufgabenkreise
gehört, dem Lebensmittelwucher und Mängeln
bei der Marktversorgung entgegenzuwirken.
Natürlich ist das unter Ausnahmeverhältnissen
schwieriger als in normalen Zeitläufen. Mit
der Schwierigkeit wächst aber auch die Bedeu-
tung de Aufgabe, und ihre Lösung wenigstens
mit Ernst und Eifer zu versuchen, muß als
Ehrenpflicht von allen Verbandsvereinen be-
trachtet werden.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
- Ein amüsantes Versehen ist vor
kurzem der amerikanischen Regierung passiert.
4. Spalte
Hat doch das amerikanische Staatsdepartement
an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-
ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-
den Einweihung des Panamakanals mit einigen
Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.
Der Bundesrat der Schweiz dankte für die
freundliche Einladung, mußte aber zu seinem
Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung
einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.
Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz
an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der
Tat höchstens zu der berühmten "reitenden
Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-
miral des Bodensees soll es ja auch einmal
gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem
Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum
soll nicht die amerikanische Regierung mit der
Schweiz das gleiche tun!?
_______________________________________________________________
An die Genossenschaften des
Zentralverbandes
deutscher Konsumvereine!
Das deutsche Volk steht vor folgenschweren
Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-
flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir
demnächst durchleben müssen, vermeidbar war
oder nicht.
Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm
die Schicksalsstunde des deutschen Volkes und
des deutschen Vaterlandes.
Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk
in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber
wenn das russische Zarentum und seine echt-
russischen Spießgesellen Deutschland in den
Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-
ungen darüber, weshalb es so gekommen
ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen
Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche
Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-
sittung vor dem menschheitsschändenden russi-
schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die
unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern
von Rußland her drohende Gefahr beschworen
ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen
werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und
ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-
den können; im gegenwärtigen Moment aber
heißt es handeln, nicht diskutieren!
Diesem Gebot der Stunde für jedes Glied
des deutschen Volkes müssen auch die Konsum-
vereine Folge leisten. Vor ihnen liegen schwere
Zeiten, aber auch bedeutungsvolle Aufgaben.
Sind sie imstande, in jeglicher Hinsicht die An-
forderungen zu erfüllen, die an sie gestellt
werden können, so dient das nicht nur dem
nationalen Interesse, sondern auch der Konsum-
genossenschaftsbewegung selbst, ihrem Ansehen
und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wert-
schätzung. Schon jetzt, ehe die eigentliche Mo-
bilmachung begonnen hat, zeigt sich, wie in-
folge der Unvernunft eines Teiles der Be-
völkerung und der unvermeidlichen vorüber-
gehenden Störungen im Handel und Verkehr
Schwierigkeiten in der Versorgung der Be-
völkerung mit Lebensmitteln entstehen. Wich-
tige Lebensmittel werden knapp, ihre Preise
steigen unverhältnismäßig hoch. Was die Kon-
sumvereine tun können, um diesen Erschein-
ungen entgegenzuwirken, das muß von ihnen
getan werden, weil es zu ihrem Aufgabenkreise
gehört, dem Lebensmittelwucher und Mängeln
bei der Marktversorgung entgegenzuwirken.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
- Ein amüsantes Versehen ist vor
kurzem der amerikanischen Regierung passiert.
4. Spalte
Hat doch das amerikanische Staatsdepartement
an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-
ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-
den Einweihung des Panamakanals mit einigen
Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.
Der Bundesrat der Schweiz dankte für die
freundliche Einladung, mußte aber zu seinem
Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung
einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.
Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz
an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der
Tat höchstens zu der berühmten "reitenden
Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-
miral des Bodensees soll es ja auch einmal
gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem
Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum
soll nicht die amerikanische Regierung mit der
Schweiz das gleiche tun!?
_______________________________________________________________
An die Genossenschaften des
Zentralverbandes
deutscher Konsumvereine!
Das deutsche Volk steht vor folgenschweren
Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-
flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir
demnächst durchleben müssen, vermeidbar war
oder nicht.
Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm
die Schicksalsstunde des deutschen Volkes und
des deutschen Vaterlandes.
Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk
in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber
wenn das russische Zarentum und seine echt-
russischen Spießgesellen Deutschland in den
Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-
ungen darüber, weshalb es so gekommen
ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen
Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche
Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-
sittung vor dem menschheitsschändenden russi-
schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die
unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern
von Rußland her drohende Gefahr beschworen
ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen
werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und
ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-
den können; im gegenwärtigen Moment aber
heißt es handeln, nicht diskutieren!
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
- Ein amüsantes Versehen ist vor
kurzem der amerikanischen Regierung passiert.
4. Spalte
Hat doch das amerikanische Staatsdepartement
an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-
ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-
den Einweihung des Panamakanals mit einigen
Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.
Der Bundesrat der Schweiz dankte für die
freundliche Einladung, mußte aber zu seinem
Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung
einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.
Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz
an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der
Tat höchstens zu der berühmten "reitenden
Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-
miral des Bodensees soll es ja auch einmal
gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem
Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum
soll nicht die amerikanische Regierung mit der
Schweiz das gleiche tun!?
_______________________________________________________________
An die Genossenschaften des
Zentralverbandes
deutscher Konsumvereine!
Das deutsche Volk steht vor folgenschweren
Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-
flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir
demnächst durchleben müssen, vermeidbar war
oder nicht.
Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm
die Schicksalsstunde des deutsche Volkes und
des deutsche Vaterlandes.
Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk
in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber
wenn das russische Zarentum und seine echt-
russischen Spießgesellen Deutschland in den
Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-
ungen darüber, weshalb es so gekommen
ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen
Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche
Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-
sittung vor dem menschheitsschändenden russi-
schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die
unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern
von Rußland her drohende Gefahr beschworen
ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen
werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und
ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-
den können; im gegenwärtigen Moment aber
heißt es handeln, nicht diskutieren!
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
- Ein amüsantes Versehen ist vor
kurzem der amerikanischen Regierung passiert.
4. Spalte
Hat doch das amerikanische Staatsdepartement
an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-
ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-
den Einweihung des Panamakanals mit einigen
Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.
Der Bundesrat der Schweiz dankte für die
freundliche Einladung, mußte aber zu seinem
Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung
einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.
Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz
an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der
Tat höchstens zu der berühmten "reitenden
Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-
miral des Bodensees soll es ja auch einmal
gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem
Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum
soll nicht die amerikanische Regierung mit der
Schweiz das gleiche tun!?
_______________________________________________________________
An die Genossenschaften des
Zentralverbandes
deutscher Konsumvereine!
Das deutsche Volk steht vor folgenschweren
Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-
flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir
demnächst durchleben müssen, vermeidbar war
oder nicht.
Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm
die Schicksalsstunde des deutsche Volkes und
des deutsche Vaterlandes.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
- Ein amüsantes Versehen ist vor
kurzem der amerikanischen Regierung passiert.
4. Spalte
Hat doch das amerikanische Staatsdepartement
an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-
ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-
den Einweihung des Panamakanals mit einigen
Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.
Der Bundesrat der Schweiz dankte für die
freundliche Einladung, mußte aber zu seinem
Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung
einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.
Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz
an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der
Tat höchstens zu der berühmten "reitenden
Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-
miral des Bodensees soll es ja auch einmal
gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem
Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum
soll nicht die amerikanische Regierung mit der
Schweiz das gleiche tun!?
_______________________________________________________________
An die Genossenschaften des
Zentralverbandes
deutscher Konsumvereine!
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
- Ein amüsantes Versehen ist vor
kurzem der amerikanischen Regierung passiert.
4. Spalte
Hat doch das amerikanische Staatsdepartement
an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-
ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-
den Einweihung des Panamakanals mit einigen
Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.
Der Bundesrat der Schweiz dankte für die
freundliche Einladung, mußte aber zu seinem
Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung
einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.
Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz
an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der
Tat höchstens zu der berühmten "reitenden
Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-
miral des Bodensees soll es ja auch einmal
gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem
Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum
soll nicht die amerikanische Regierung mit der
Schweiz das gleiche tun!?
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
- Ein amüsantes Versehen ist vor
kurzem der amerikanischen Regierung passiert.
4. Spalte
Hat doch das amerikanische Staatsdepartement
an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-
ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-
den Einweihung des Panamakanals it einigen
Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.
Der Bundesrat der Schweiz dankte für die
freundliche Einladung, mußte aber zu seinem
Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung
einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.
Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz
an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der
Tat höchstens zu der berühmten "reitenden
Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-
miral des Bodensees soll es ja auch einmal
gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem
Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum
soll nicht die amerikanische Regierung mit der
Schweiz das gleiche tun!?
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
- Ein amüsantes Versehen ist vor
kurzem der amerikanischen Regierung passiert.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mitten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
- Karlsruhe. Da gegenwärtig die
badischen Landwirte, teils vor,teils mtten
in der Ernte des Getreides sich befinden, hat
das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,
daß in den drei obersten Jahrgängen der
Bürgerschulen derUnterriht bis auf Weiteres
ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-
helfen können.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
- Barmen. Hier wurde versuchsweise
die Einrichtung getroffen, um Kindern, die
durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt
nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,
den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der
Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben
gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in
der Wohnung der in Frage kommenden Kinder
Unterricht.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
- Posen. Ein Bierfuhrwerk wurde, da
die Bahnschranke offen geblieben war, bei
Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-
zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der
schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten
Zuge überfahren.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
- Aus Oberschlesien. Von einem
folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche
Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die
niederströmenden Wasserfluten brachten in
wenigen Minuten ein Hochwasser, welches
Brücke und Wege zerriß und die Häuser
unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze
Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.
In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,
wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-
nen Gärten wurden von den Fluten ganze
Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen
und fortgeschwemmt.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
- Hildesheim. Hier hat sich die Familie
der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,
zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre
alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau
hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche
nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-
findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß
die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-
fähigen Zustand versetzt hat.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
- Weißenfels. Abgestürzt ist am Sonn-
abend nachmittag der langjährige Klempner-
gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl
Pe
aus Zeitz. Der Verunglückte hatteauf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-
steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er
von einer Leiter zur anderen hinübersteigen
und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.
- Weißenfels. Auf der Grube Elisa-
beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute
durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.
Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,
die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-
leute, sind umgekommen.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
- Erfurt. Der Gewerbeverein zu Er-
furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000
Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-
stimmung zur Verfügung , die Mittel für die
Hinterbli9ebenen von Kriegsteilnehmern und
für die Verwundeten zu verwenden.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 1/2 Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
_____________________
Aus Stadt und Land.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 1/2 Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
- Rudolstadt. Hier hat sich der Bahn-
hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. - Drei
hier wegen Spionage festgenommene Russen
mußten wieder freigelassen werden, da die
Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-
geben hat.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 1/2 Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
_____________________
Aus Schwarzb.=Rudolstadt.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
- Salzungen. Am Sonnabend stürzte
das 2 1/2 Jahre alte Kind des Malermeisters
Karl Lux in die Werra und ertrank. Die
Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen
am Rechen einer Mühle gefunden.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper (sic) durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
- und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-
Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
3. Spalte
größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der
Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-
treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen
der heutigen Produktionsweise sind die jungen
Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr
zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in
einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden
der Berufsarbeit wieder wett machen. die
Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben
die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen
Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute
Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,
und das sollten sie - , haben die Pflicht,
ihre Kinder zum Turnen in den Arbeiter-
Turnvereinen zu schicken. Daneben übt das
Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,
es stärkt und kräftigt nicht nur den Körper,
schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern
fördert die Geisteskraft. Niemals übe man
das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,
sie ist ein Feind der Bestrebungen der Abeiter
und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-
beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur
in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden
sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
- Pößneck. (Wo soll der Arbeiter turnen?)
Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-
schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der
Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-
stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-
fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,
ihren Körper durch Turnen und Bewegungs-
spiele harmonische Formen zu verleihen. Die
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
- Pößneck. Der Gemeinderat hat in
einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,
einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000
Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles
weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus
dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,
seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif
für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit
dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung
von Reichswegen ergehen wird.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
- Saalfeld. Eine Warnung folgenden
Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit
längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen
und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"
ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere
und Schwache angepriesen, das eine an das
Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-
höhung des Körpergewichts und auf die Er-
langung schöner, runder Körperformen haben
soll. Die Societe Sargol in Paris, die das
Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach
dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-
zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer
Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und
Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht
das in Tablettenform verkaufte Mittel aus
einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern
und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen
von Salzen und organischen Phosphorver-
bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.
Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht
darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-
wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-
lich drei Stück eingenommen werden sollen,
werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei
solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-
geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß
sie für die menschliche Ernährung nicht von
Bedeutung sein können. Der Preis ist un-
verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame
sind zur Täuschung und Irreführung des
Publikums geeignet."
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In der "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
- Saalfeld. (Das Brot des Soldaten
im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-
ganannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-
standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-
stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen
zu werden. In de "Revue de la Societe
d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-
sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und
Verpackung der Kriegsbrote bei den einzelnen
Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als
Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm
Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und
Salz beigemischt sind. In den Mehlteig
werden außerdem, um den Wohlgeschmack
und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und
Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier
auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl
endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und
Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.
die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen
ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-
säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und
besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern,
Vollmilch, Salz, Zimmt, Gewürznelken und
Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat
als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes
70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-
meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger
schmackhaft und nahrhaft als die österreichiischen
Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem
Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,
Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-
brot der Italiener und Rumänen ist dem
französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas
dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde
auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-
brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem
dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g
wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer
ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-
hoben. Die Belgier geben ihre Soldaten
ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und
Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen
zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische
Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150
Millimetern Durchmesser geformt ist und eine
sehr dicke, braune Rinde besitzt.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann
aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-
krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-
weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling
keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte
dagegen beim Versicherungsamt und bekam
sein Krankengeld zugesprochen, weil Kost und
Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-
nung als Entgelt zu betrachten ist. Es haben
alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-
spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr
linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-
sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch
auf Krankengeld.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,
Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,
wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von demArbeitgeber oder einem dritten erhält.
Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen
berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.
In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-
versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-
versicherungsordnung wird des näheren diese
Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind
immer noch Zweifel vorhanden gewesen und
haben sich manche Lehrherren geweigert, die
Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.
Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in
einem Sreitfalle so entschieden, wie die Ver-
sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-
gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der b ei
einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
- Saalfeld. Ueber eine Spionageaffäre,
an die auch in unserer Stadt die albernsten
Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser
Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-
zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die
der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt
ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-
rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher
Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache
nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden
ist und vor ein außerordentliches Kriegsgericht
gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den
Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-
fort berichten. - Herr Ingenieur Richter
bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt
kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese
Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder
Begründung entbehre. Wir kommen
dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen
unsere Leser dringend darum, sich der Ver-
breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-
rüchte zu enthalten." - Auch wir möchten
diesem Wunsche Ausdruck geben!
- Saalfeld. (Haben Lehrlinge An-
spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)
Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage
Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses
Jahr verhandelt worden. anlaß zu der Frage
gab der Umstand, daß in Gera nach einer
angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-
behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge
erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.
per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-
gaben ist in jener Versammlung darauf hin-
gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt
- also ohne bare Entschädigung und ohne
Kost und Logis - nur Anspruch haben auf
ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-
mittel und Krankenhausbehandlung. Der §
494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt
das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber
haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-
geld. Als Entgelt kommt nicht nur der Barlohn
in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.
-
item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
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1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
- Saalfeld. Infolge der vielen Be-
triebseinstellungen sind eine große Anzahl
Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese
setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre
mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-
treffs der notwendigen Meldung b ei der Orts-
krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-
leichterung zu schaffen, machen wir folgenden
Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller
jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-
krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ve-
merke bei jedem Namen die in Frage kommende
Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter
dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit
prompt erledigen. Die sodann aufgestellten
Listen übermittele man der Kassenverwaltung.
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1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
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1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die
- Saalfeld. lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
- Saalfeld. Der Magistrat richtet an die
Gewerbetreibenden und Industriellen der
Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-
schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-
kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend
möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in
diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres
Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-
wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten
wird.
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1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, die lauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
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1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
- Saalfeld. Die Stimmung in der
Bevölkerung ist ernst und gesetzt, dielauten
Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst
der Situation drängt sich jedem Menschen auf
und jeder wird den einen Frevler nennen, der
den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls
Personen überhaupt eine Schuld beizumessen
ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-
lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche
jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.
Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der
Familie gerissen wurde, sehr schwer wird
es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,
aber die hinausziehen und die zurückbleiben,
sehen nicht aus wie Verzweifelte.
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item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister.
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
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item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckemeister.
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission
wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
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item 3
1. Spalte
die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt
Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckemeister.
Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-
merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,
Kaufmann Eduard Höhn. DieKommission
wird bereits moren mittag zu einer Sitzung
zusammentreten.
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- Contributor
- Karl Döbling
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