Zeitungen aus der Kriegszeit 1914, item 3

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 item 3 


 1. Spalte 

die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

zusammentreten.

    -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

   - Saalfeld.  lauten

Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

der Situation drängt sich jedem Menschen auf

und jeder wird den einen Frevler nennen, der

den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

sehen nicht aus wie Verzweifelte.

   -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

Gewerbetreibenden und Industriellen der

Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

wird.

   -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

triebseinstellungen sind eine große Anzahl

Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

merke bei jedem Namen die in Frage kommende

Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

   -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

an die auch in unserer Stadt die albernsten

Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

Begründung entbehre. Wir kommen

dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

diesem Wunsche Ausdruck geben!

   -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

gab der Umstand, daß in Gera nach einer

angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

- also  ohne bare Entschädigung und ohne

Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

versicherungsordnung wird des näheren diese

Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

haben sich manche Lehrherren geweigert, die

Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

dagegen beim Versicherungsamt und bekam

sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

auf Krankengeld.

   -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

zu werden. In der "Revue de la Societe 

d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

werden außerdem, um den Wohlgeschmack

und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

brot der Italiener und Rumänen ist dem

französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

sehr dicke, braune Rinde besitzt.

   - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

und Schwache angepriesen, das eine an das

Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

höhung des Körpergewichts und auf die Er-

langung schöner, runder Körperformen haben

soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

von Salzen und organischen Phosphorver-

bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

lich drei Stück eingenommen werden sollen,

werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

sie für die menschliche Ernährung nicht von

Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

sind zur Täuschung und Irreführung des

Publikums geeignet."

   - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

von Reichswegen ergehen wird.

   - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


 3. Spalte 

größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

der heutigen Produktionsweise sind die jungen

Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

der Berufsarbeit wieder wett machen. die

Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

- und das sollten sie - , haben die Pflicht,

ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

   - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

am Rechen einer Mühle gefunden.

                         _____________________

                  Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

   - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

hier wegen Spionage festgenommene Russen

mußten wieder freigelassen werden, da die

Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

geben hat.

                       _____________________

                       Aus Stadt und Land.

    - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

für die Verwundeten zu verwenden.

   - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

abend nachmittag der langjährige Klempner-

gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

   - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

leute, sind umgekommen.

   - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

fähigen Zustand versetzt hat.

   - Aus Oberschlesien.   Von einem

folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

niederströmenden Wasserfluten brachten in

wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

Brücke und Wege zerriß und die Häuser

unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

nen Gärten wurden von den Fluten ganze

Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

und fortgeschwemmt.

   - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

die Bahnschranke offen geblieben war, bei

Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

Zuge überfahren.

   - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

Unterricht.

   - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

daß in den drei obersten Jahrgängen der

Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

helfen können.

   - Ein amüsantes Versehen  ist vor

kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


 4. Spalte 

Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

den Einweihung des Panamakanals mit einigen

Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

miral des Bodensees soll es ja auch einmal

gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

Schweiz das gleiche tun!?

_______________________________________________________________

                An die Genossenschaften des

                           Zentralverbandes

                 deutscher Konsumvereine!

   Das deutsche Volk steht vor folgenschweren

Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-

flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir

demnächst durchleben müssen, vermeidbar war

oder nicht.

   Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm

die Schicksalsstunde des deutschen  Volkes und

des deutschen Vaterlandes.

   Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk 

in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber

wenn das russische Zarentum und seine echt-

russischen Spießgesellen Deutschland in den

Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-

ungen darüber, weshalb es so gekommen

ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen

Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche

Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-

sittung vor dem menschheitsschändenden russi-

schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die

unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern

von Rußland her drohende Gefahr beschworen

ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen

werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und

ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-

den können; im gegenwärtigen Moment aber

heißt es handeln, nicht diskutieren!

   Diesem Gebot der Stunde für jedes Glied

des deutschen Volkes müssen auch die Konsum-

vereine Folge leisten. Vor ihnen liegen schwere 

Zeiten, aber auch bedeutungsvolle Aufgaben.

Sind sie imstande, in jeglicher Hinsicht die An-

forderungen zu erfüllen, die an sie gestellt

werden können, so dient das nicht nur dem

nationalen Interesse, sondern auch der Konsum-

genossenschaftsbewegung selbst, ihrem Ansehen

und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wert-

schätzung. Schon jetzt, ehe die eigentliche Mo-

bilmachung begonnen hat, zeigt sich, wie in-

folge der Unvernunft eines Teiles der Be-

völkerung und der unvermeidlichen vorüber-

gehenden Störungen im Handel und Verkehr

Schwierigkeiten in der Versorgung der Be-

völkerung mit Lebensmitteln entstehen. Wich-

tige Lebensmittel werden knapp, ihre Preise 

steigen unverhältnismäßig hoch. Was die Kon-

sumvereine tun können, um diesen Erschein-

ungen entgegenzuwirken, das muß von ihnen 

getan werden, weil es zu ihrem Aufgabenkreise

gehört, dem Lebensmittelwucher und Mängeln

bei der Marktversorgung entgegenzuwirken.

Natürlich ist das unter Ausnahmeverhältnissen

schwieriger als in normalen Zeitläufen. Mit

der Schwierigkeit wächst aber auch die Bedeu-

tung der Aufgabe, und ihre Lösung wenigstens

mit Ernst und Eifer zu versuchen, muß als

Ehrenpflicht von allen Verbandsvereinen be-

trachtet werden.

   Neben der in erster Linie dem Besten der

Mitglieder dienenden Tätigkeit der Genossen-

schaften wird vielfach auch die Möglichkeit ge-

geben sein, die genossenschaftliche Agitation in

den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Bei

Aktionen großen Stils zur Versorgung be-

stimmter Märkte und Bevölkerungskreise mit

Nahrungsmitteln erwarten wir die Mitwirkung

der Konsumvereine, wo sich auch immer Ge-

legenheit dazu biete. Die genossenschaftlichen

Großbäckereien werden dazu benutzt werden

können, um Brot in  Massen für die Vertei-

diger des Vaterlandes und für Hilfsbedürftige

herzustellen. Mit Freude und Genugtuung

über die Möglichkeit, zur Milderung der schweren

Folgen des Krieges für viele unserer Volks-

genossen beitragen zu können, sind selbstver-

ständlich alle diese und ähnliche Gelegenheiten

wahrzunehmen. Uneigennützig, von dem Be-

streben geleitet, das Höchste zu leisten, unter

Aufbietung aller vorhandenen persönlichen und

sachlichen Hilfsmittel, so sollte sich die Wirk-

samkeit der Konsumvereine  bei der Bekämp-

fung und Linderung der Kriegsfolgen abspielen.

Sie dürfen dann von sich sagen, daß sie ihre

nationale und soziale Pflicht erfüllt haben.

   Zweifellos werden die Schwierigkeiten, die

den Konsumvereinen besonders in der ersten

Zeit der Mobilmachung und Kriegsführung

erwachsen, nicht gering sein.





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 1. Spalte 

die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

zusammentreten.

    -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

   - Saalfeld.  lauten

Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

der Situation drängt sich jedem Menschen auf

und jeder wird den einen Frevler nennen, der

den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

sehen nicht aus wie Verzweifelte.

   -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

Gewerbetreibenden und Industriellen der

Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

wird.

   -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

triebseinstellungen sind eine große Anzahl

Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

merke bei jedem Namen die in Frage kommende

Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

   -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

an die auch in unserer Stadt die albernsten

Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

Begründung entbehre. Wir kommen

dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

diesem Wunsche Ausdruck geben!

   -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

gab der Umstand, daß in Gera nach einer

angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

- also  ohne bare Entschädigung und ohne

Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

versicherungsordnung wird des näheren diese

Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

haben sich manche Lehrherren geweigert, die

Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

dagegen beim Versicherungsamt und bekam

sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

auf Krankengeld.

   -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

zu werden. In der "Revue de la Societe 

d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

werden außerdem, um den Wohlgeschmack

und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

brot der Italiener und Rumänen ist dem

französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

sehr dicke, braune Rinde besitzt.

   - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

und Schwache angepriesen, das eine an das

Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

höhung des Körpergewichts und auf die Er-

langung schöner, runder Körperformen haben

soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

von Salzen und organischen Phosphorver-

bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

lich drei Stück eingenommen werden sollen,

werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

sie für die menschliche Ernährung nicht von

Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

sind zur Täuschung und Irreführung des

Publikums geeignet."

   - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

von Reichswegen ergehen wird.

   - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


 3. Spalte 

größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

der heutigen Produktionsweise sind die jungen

Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

der Berufsarbeit wieder wett machen. die

Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

- und das sollten sie - , haben die Pflicht,

ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

   - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

am Rechen einer Mühle gefunden.

                         _____________________

                  Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

   - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

hier wegen Spionage festgenommene Russen

mußten wieder freigelassen werden, da die

Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

geben hat.

                       _____________________

                       Aus Stadt und Land.

    - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

für die Verwundeten zu verwenden.

   - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

abend nachmittag der langjährige Klempner-

gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

   - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

leute, sind umgekommen.

   - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

fähigen Zustand versetzt hat.

   - Aus Oberschlesien.   Von einem

folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

niederströmenden Wasserfluten brachten in

wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

Brücke und Wege zerriß und die Häuser

unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

nen Gärten wurden von den Fluten ganze

Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

und fortgeschwemmt.

   - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

die Bahnschranke offen geblieben war, bei

Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

Zuge überfahren.

   - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

Unterricht.

   - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

daß in den drei obersten Jahrgängen der

Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

helfen können.

   - Ein amüsantes Versehen  ist vor

kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


 4. Spalte 

Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

den Einweihung des Panamakanals mit einigen

Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

miral des Bodensees soll es ja auch einmal

gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

Schweiz das gleiche tun!?

_______________________________________________________________

                An die Genossenschaften des

                           Zentralverbandes

                 deutscher Konsumvereine!

   Das deutsche Volk steht vor folgenschweren

Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-

flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir

demnächst durchleben müssen, vermeidbar war

oder nicht.

   Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm

die Schicksalsstunde des deutschen  Volkes und

des deutschen Vaterlandes.

   Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk 

in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber

wenn das russische Zarentum und seine echt-

russischen Spießgesellen Deutschland in den

Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-

ungen darüber, weshalb es so gekommen

ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen

Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche

Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-

sittung vor dem menschheitsschändenden russi-

schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die

unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern

von Rußland her drohende Gefahr beschworen

ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen

werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und

ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-

den können; im gegenwärtigen Moment aber

heißt es handeln, nicht diskutieren!

   Diesem Gebot der Stunde für jedes Glied

des deutschen Volkes müssen auch die Konsum-

vereine Folge leisten. Vor ihnen liegen schwere 

Zeiten, aber auch bedeutungsvolle Aufgaben.

Sind sie imstande, in jeglicher Hinsicht die An-

forderungen zu erfüllen, die an sie gestellt

werden können, so dient das nicht nur dem

nationalen Interesse, sondern auch der Konsum-

genossenschaftsbewegung selbst, ihrem Ansehen

und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wert-

schätzung. Schon jetzt, ehe die eigentliche Mo-

bilmachung begonnen hat, zeigt sich, wie in-

folge der Unvernunft eines Teiles der Be-

völkerung und der unvermeidlichen vorüber-

gehenden Störungen im Handel und Verkehr

Schwierigkeiten in der Versorgung der Be-

völkerung mit Lebensmitteln entstehen. Wich-

tige Lebensmittel werden knapp, ihre Preise 

steigen unverhältnismäßig hoch. Was die Kon-

sumvereine tun können, um diesen Erschein-

ungen entgegenzuwirken, das muß von ihnen 

getan werden, weil es zu ihrem Aufgabenkreise

gehört, dem Lebensmittelwucher und Mängeln

bei der Marktversorgung entgegenzuwirken.

Natürlich ist das unter Ausnahmeverhältnissen

schwieriger als in normalen Zeitläufen. Mit

der Schwierigkeit wächst aber auch die Bedeu-

tung der Aufgabe, und ihre Lösung wenigstens

mit Ernst und Eifer zu versuchen, muß als

Ehrenpflicht von allen Verbandsvereinen be-

trachtet werden.

   Neben der in erster Linie dem Besten der

Mitglieder dienenden Tätigkeit der Genossen-

schaften wird vielfach auch die Möglichkeit ge-

geben sein, die genossenschaftliche Agitation in

den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Bei

Aktionen großen Stils zur Versorgung be-

stimmter Märkte und Bevölkerungskreise mit

Nahrungsmitteln erwarten wir die Mitwirkung

der Konsumvereine, wo sich auch immer Ge-

legenheit dazu biete. Die genossenschaftlichen

Großbäckereien werden dazu benutzt werden

können, um Brot in  Massen für die Vertei-

diger des Vaterlandes und für Hilfsbedürftige

herzustellen. Mit Freude und Genugtuung

über die Möglichkeit, zur Milderung der schweren

Folgen des Krieges für viele unserer Volks-

genossen beitragen zu können, sind selbstver-

ständlich alle diese und ähnliche Gelegenheiten

wahrzunehmen. Uneigennützig, von dem Be-

streben geleitet, das Höchste zu leisten, unter

Aufbietung aller vorhandenen persönlichen und

sachlichen Hilfsmittel, so sollte sich die Wirk-

samkeit der Konsumvereine  bei der Bekämp-

fung und Linderung der Kriegsfolgen abspielen.

Sie dürfen dann von sich sagen, daß sie ihre

nationale und soziale Pflicht erfüllt haben.

   Zweifellos werden die Schwierigkeiten, die

den Konsumvereinen besonders in der ersten

Zeit der Mobilmachung und Kriegsführung

erwachsen, nicht gering sein.






Transcription history
  • August 1, 2017 21:06:06 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.

       - Ein amüsantes Versehen  ist vor

    kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


     4. Spalte 

    Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

    an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

    ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

    den Einweihung des Panamakanals mit einigen

    Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

    Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

    freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

    Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

    einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

    Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

    an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

    Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

    Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

    miral des Bodensees soll es ja auch einmal

    gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

    Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

    soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

    Schweiz das gleiche tun!?

    _______________________________________________________________

                    An die Genossenschaften des

                               Zentralverbandes

                     deutscher Konsumvereine!

       Das deutsche Volk steht vor folgenschweren

    Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-

    flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir

    demnächst durchleben müssen, vermeidbar war

    oder nicht.

       Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm

    die Schicksalsstunde des deutschen  Volkes und

    des deutschen Vaterlandes.

       Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk 

    in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber

    wenn das russische Zarentum und seine echt-

    russischen Spießgesellen Deutschland in den

    Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-

    ungen darüber, weshalb es so gekommen

    ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen

    Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche

    Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-

    sittung vor dem menschheitsschändenden russi-

    schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die

    unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern

    von Rußland her drohende Gefahr beschworen

    ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen

    werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und

    ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-

    den können; im gegenwärtigen Moment aber

    heißt es handeln, nicht diskutieren!

       Diesem Gebot der Stunde für jedes Glied

    des deutschen Volkes müssen auch die Konsum-

    vereine Folge leisten. Vor ihnen liegen schwere 

    Zeiten, aber auch bedeutungsvolle Aufgaben.

    Sind sie imstande, in jeglicher Hinsicht die An-

    forderungen zu erfüllen, die an sie gestellt

    werden können, so dient das nicht nur dem

    nationalen Interesse, sondern auch der Konsum-

    genossenschaftsbewegung selbst, ihrem Ansehen

    und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wert-

    schätzung. Schon jetzt, ehe die eigentliche Mo-

    bilmachung begonnen hat, zeigt sich, wie in-

    folge der Unvernunft eines Teiles der Be-

    völkerung und der unvermeidlichen vorüber-

    gehenden Störungen im Handel und Verkehr

    Schwierigkeiten in der Versorgung der Be-

    völkerung mit Lebensmitteln entstehen. Wich-

    tige Lebensmittel werden knapp, ihre Preise 

    steigen unverhältnismäßig hoch. Was die Kon-

    sumvereine tun können, um diesen Erschein-

    ungen entgegenzuwirken, das muß von ihnen 

    getan werden, weil es zu ihrem Aufgabenkreise

    gehört, dem Lebensmittelwucher und Mängeln

    bei der Marktversorgung entgegenzuwirken.

    Natürlich ist das unter Ausnahmeverhältnissen

    schwieriger als in normalen Zeitläufen. Mit

    der Schwierigkeit wächst aber auch die Bedeu-

    tung der Aufgabe, und ihre Lösung wenigstens

    mit Ernst und Eifer zu versuchen, muß als

    Ehrenpflicht von allen Verbandsvereinen be-

    trachtet werden.

       Neben der in erster Linie dem Besten der

    Mitglieder dienenden Tätigkeit der Genossen-

    schaften wird vielfach auch die Möglichkeit ge-

    geben sein, die genossenschaftliche Agitation in

    den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Bei

    Aktionen großen Stils zur Versorgung be-

    stimmter Märkte und Bevölkerungskreise mit

    Nahrungsmitteln erwarten wir die Mitwirkung

    der Konsumvereine, wo sich auch immer Ge-

    legenheit dazu biete. Die genossenschaftlichen

    Großbäckereien werden dazu benutzt werden

    können, um Brot in  Massen für die Vertei-

    diger des Vaterlandes und für Hilfsbedürftige

    herzustellen. Mit Freude und Genugtuung

    über die Möglichkeit, zur Milderung der schweren

    Folgen des Krieges für viele unserer Volks-

    genossen beitragen zu können, sind selbstver-

    ständlich alle diese und ähnliche Gelegenheiten

    wahrzunehmen. Uneigennützig, von dem Be-

    streben geleitet, das Höchste zu leisten, unter

    Aufbietung aller vorhandenen persönlichen und

    sachlichen Hilfsmittel, so sollte sich die Wirk-

    samkeit der Konsumvereine  bei der Bekämp-

    fung und Linderung der Kriegsfolgen abspielen.

    Sie dürfen dann von sich sagen, daß sie ihre

    nationale und soziale Pflicht erfüllt haben.

       Zweifellos werden die Schwierigkeiten, die

    den Konsumvereinen besonders in der ersten

    Zeit der Mobilmachung und Kriegsführung

    erwachsen, nicht gering sein.





  • August 1, 2017 21:03:48 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.

       - Ein amüsantes Versehen  ist vor

    kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


     4. Spalte 

    Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

    an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

    ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

    den Einweihung des Panamakanals mit einigen

    Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

    Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

    freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

    Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

    einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

    Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

    an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

    Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

    Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

    miral des Bodensees soll es ja auch einmal

    gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

    Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

    soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

    Schweiz das gleiche tun!?

    _______________________________________________________________

                    An die Genossenschaften des

                               Zentralverbandes

                     deutscher Konsumvereine!

       Das deutsche Volk steht vor folgenschweren

    Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-

    flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir

    demnächst durchleben müssen, vermeidbar war

    oder nicht.

       Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm

    die Schicksalsstunde des deutschen  Volkes und

    des deutschen Vaterlandes.

       Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk 

    in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber

    wenn das russische Zarentum und seine echt-

    russischen Spießgesellen Deutschland in den

    Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-

    ungen darüber, weshalb es so gekommen

    ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen

    Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche

    Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-

    sittung vor dem menschheitsschändenden russi-

    schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die

    unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern

    von Rußland her drohende Gefahr beschworen

    ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen

    werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und

    ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-

    den können; im gegenwärtigen Moment aber

    heißt es handeln, nicht diskutieren!

       Diesem Gebot der Stunde für jedes Glied

    des deutschen Volkes müssen auch die Konsum-

    vereine Folge leisten. Vor ihnen liegen schwere 

    Zeiten, aber auch bedeutungsvolle Aufgaben.

    Sind sie imstande, in jeglicher Hinsicht die An-

    forderungen zu erfüllen, die an sie gestellt

    werden können, so dient das nicht nur dem

    nationalen Interesse, sondern auch der Konsum-

    genossenschaftsbewegung selbst, ihrem Ansehen

    und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wert-

    schätzung. Schon jetzt, ehe die eigentliche Mo-

    bilmachung begonnen hat, zeigt sich, wie in-

    folge der Unvernunft eines Teiles der Be-

    völkerung und der unvermeidlichen vorüber-

    gehenden Störungen im Handel und Verkehr

    Schwierigkeiten in der Versorgung der Be-

    völkerung mit Lebensmitteln entstehen. Wich-

    tige Lebensmittel werden knapp, ihre Preise 

    steigen unverhältnismäßig hoch. Was die Kon-

    sumvereine tun können, um diesen Erschein-

    ungen entgegenzuwirken, das muß von ihnen 

    getan werden, weil es zu ihrem Aufgabenkreise

    gehört, dem Lebensmittelwucher und Mängeln

    bei der Marktversorgung entgegenzuwirken.

    Natürlich ist das unter Ausnahmeverhältnissen

    schwieriger als in normalen Zeitläufen. Mit

    der Schwierigkeit wächst aber auch die Bedeu-

    tung der Aufgabe, und ihre Lösung wenigstens

    mit Ernst und Eifer zu versuchen, muß als

    Ehrenpflicht von allen Verbandsvereinen be-

    trachtet werden.

       Neben der in erster Linie dem Besten der

    Mitglieder dienenden Tätigkeit der Genossen-

    schaften wird vielfach auch die Möglichkeit ge-

    geben sein, die genossenschaftliche Agitation in

    den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Bei

    Aktionen großen Stils zur Versorgung be-

    stimmter Märkte und Bevölkerungskreise mit

    Nahrungsmitteln erwarten wir die Mitwirkung

    der Konsumvereine, wo sich auch immer Ge-

    legenheit dazu biete. Die genossenschaftlichen

    Großbäckereien werden dazu benutzt werden

    können, um Brot in  Massen für die Vertei-

    diger des Vaterlandes und für Hilfsbedürftige

    herzustellen. Mit Freude und Genugtuung

    über die Möglichkeit,, zur Milderung de schweren

    Folgen des Krieges für viele unserer Volks-

    genossen beitragen zu können, sind selbstver-

    ständlich alle diese und ähnliche Gelegenheiten

     wahrzunehmen. Uneigennützig, von dem Be-

    streben geleitet, das Höchste zu leisten, unter

    Aufbietung aller vorhandenen persönlichen und

    sachlichen Hilfsmittel, so sollte sich die Wirk-

    samkeit der Konsumvereine  bei der Bekämp-

    fung und Linderung der Kriegsfolgen abspielen.

    Sie dürfen dann von sich sagen, daß sie ihre

    nationale und soziale Pflicht erfüllt haben.

       Zweifellos werden die Schwierigkeiten, die

    den Konsumvereinen besonders in der ersten

    Zeit der Mobilmachung und Kriegsführung

    erwachsen, nicht gering sein.






  • August 1, 2017 20:49:26 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.

       - Ein amüsantes Versehen  ist vor

    kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


     4. Spalte 

    Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

    an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

    ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

    den Einweihung des Panamakanals mit einigen

    Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

    Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

    freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

    Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

    einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

    Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

    an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

    Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

    Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

    miral des Bodensees soll es ja auch einmal

    gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

    Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

    soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

    Schweiz das gleiche tun!?

    _______________________________________________________________

                    An die Genossenschaften des

                               Zentralverbandes

                     deutscher Konsumvereine!

       Das deutsche Volk steht vor folgenschweren

    Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-

    flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir

    demnächst durchleben müssen, vermeidbar war

    oder nicht.

       Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm

    die Schicksalsstunde des deutschen  Volkes und

    des deutschen Vaterlandes.

       Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk 

    in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber

    wenn das russische Zarentum und seine echt-

    russischen Spießgesellen Deutschland in den

    Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-

    ungen darüber, weshalb es so gekommen

    ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen

    Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche

    Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-

    sittung vor dem menschheitsschändenden russi-

    schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die

    unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern

    von Rußland her drohende Gefahr beschworen

    ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen

    werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und

    ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-

    den können; im gegenwärtigen Moment aber

    heißt es handeln, nicht diskutieren!

       Diesem Gebot der Stunde für jedes Glied

    des deutschen Volkes müssen auch die Konsum-

    vereine Folge leisten. Vor ihnen liegen schwere 

    Zeiten, aber auch bedeutungsvolle Aufgaben.

    Sind sie imstande, in jeglicher Hinsicht die An-

    forderungen zu erfüllen, die an sie gestellt

    werden können, so dient das nicht nur dem

    nationalen Interesse, sondern auch der Konsum-

    genossenschaftsbewegung selbst, ihrem Ansehen

    und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wert-

    schätzung. Schon jetzt, ehe die eigentliche Mo-

    bilmachung begonnen hat, zeigt sich, wie in-

    folge der Unvernunft eines Teiles der Be-

    völkerung und der unvermeidlichen vorüber-

    gehenden Störungen im Handel und Verkehr

    Schwierigkeiten in der Versorgung der Be-

    völkerung mit Lebensmitteln entstehen. Wich-

    tige Lebensmittel werden knapp, ihre Preise 

    steigen unverhältnismäßig hoch. Was die Kon-

    sumvereine tun können, um diesen Erschein-

    ungen entgegenzuwirken, das muß von ihnen 

    getan werden, weil es zu ihrem Aufgabenkreise

    gehört, dem Lebensmittelwucher und Mängeln

    bei der Marktversorgung entgegenzuwirken.

    Natürlich ist das unter Ausnahmeverhältnissen

    schwieriger als in normalen Zeitläufen. Mit

    der Schwierigkeit wächst aber auch die Bedeu-

    tung der Aufgabe, und ihre Lösung wenigstens

    mit Ernst und Eifer zu versuchen, muß als

    Ehrenpflicht von allen Verbandsvereinen be-

    trachtet werden.


  • August 1, 2017 20:48:59 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.

       - Ein amüsantes Versehen  ist vor

    kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


     4. Spalte 

    Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

    an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

    ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

    den Einweihung des Panamakanals mit einigen

    Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

    Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

    freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

    Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

    einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

    Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

    an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

    Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

    Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

    miral des Bodensees soll es ja auch einmal

    gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

    Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

    soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

    Schweiz das gleiche tun!?

    _______________________________________________________________

                    An die Genossenschaften des

                               Zentralverbandes

                     deutscher Konsumvereine!

       Das deutsche Volk steht vor folgenschweren

    Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-

    flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir

    demnächst durchleben müssen, vermeidbar war

    oder nicht.

       Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm

    die Schicksalsstunde des deutschen  Volkes und

    des deutschen Vaterlandes.

       Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk 

    in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber

    wenn das russische Zarentum und seine echt-

    russischen Spießgesellen Deutschland in den

    Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-

    ungen darüber, weshalb es so gekommen

    ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen

    Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche

    Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-

    sittung vor dem menschheitsschändenden russi-

    schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die

    unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern

    von Rußland her drohende Gefahr beschworen

    ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen

    werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und

    ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-

    den können; im gegenwärtigen Moment aber

    heißt es handeln, nicht diskutieren!

       Diesem Gebot der Stunde für jedes Glied

    des deutschen Volkes müssen auch die Konsum-

    vereine Folge leisten. Vor ihnen liegen schwere 

    Zeiten, aber auch bedeutungsvolle Aufgaben.

    Sind sie imstande, in jeglicher Hinsicht die An-

    forderungen zu erfüllen, die an sie gestellt

    werden können, so dient das nicht nur dem

    nationalen Interesse, sondern auch der Konsum-

    genossenschaftsbewegung selbst, ihrem Ansehen

    und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wert-

    schätzung. Schon jetzt, ehe die eigentliche Mo-

    bilmachung begonnen hat, zeigt sich, wie in-

    folge der Unvernunft eines Teiles der Be-

    völkerung und der unvermeidlichen vorüber-

    gehenden Störungen im Handel und Verkehr

    Schwierigkeiten in der Versorgung der Be-

    völkerung mit Lebensmitteln entstehen. Wich-

    tige Lebensmittel werden knapp, ihre Preise 

    steigen unverhältnismäßig hoch. Was die Kon-

    sumvereine tun können, um diesen Erschein-

    ungen entgegenzuwirken, das muß von ihnen 

    getan werden, weil es zu ihrem Aufgabenkreise

    gehört, dem Lebensmittelwucher und Mängeln

    bei der Marktversorgung entgegenzuwirken.

    Natürlich ist das unter Ausnahmeverhältnissen

    schwieriger als in normalen Zeitläufen. Mit

    der Schwierigkeit wächst aber auch die Bedeu-

    tung de Aufgabe, und ihre Lösung wenigstens

    mit Ernst und Eifer zu versuchen, muß als

    Ehrenpflicht von allen Verbandsvereinen be-

    trachtet werden.


  • August 1, 2017 20:46:23 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.

       - Ein amüsantes Versehen  ist vor

    kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


     4. Spalte 

    Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

    an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

    ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

    den Einweihung des Panamakanals mit einigen

    Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

    Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

    freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

    Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

    einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

    Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

    an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

    Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

    Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

    miral des Bodensees soll es ja auch einmal

    gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

    Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

    soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

    Schweiz das gleiche tun!?

    _______________________________________________________________

                    An die Genossenschaften des

                               Zentralverbandes

                     deutscher Konsumvereine!

       Das deutsche Volk steht vor folgenschweren

    Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-

    flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir

    demnächst durchleben müssen, vermeidbar war

    oder nicht.

       Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm

    die Schicksalsstunde des deutschen  Volkes und

    des deutschen Vaterlandes.

       Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk 

    in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber

    wenn das russische Zarentum und seine echt-

    russischen Spießgesellen Deutschland in den

    Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-

    ungen darüber, weshalb es so gekommen

    ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen

    Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche

    Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-

    sittung vor dem menschheitsschändenden russi-

    schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die

    unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern

    von Rußland her drohende Gefahr beschworen

    ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen

    werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und

    ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-

    den können; im gegenwärtigen Moment aber

    heißt es handeln, nicht diskutieren!

       Diesem Gebot der Stunde für jedes Glied

    des deutschen Volkes müssen auch die Konsum-

    vereine Folge leisten. Vor ihnen liegen schwere 

    Zeiten, aber auch bedeutungsvolle Aufgaben.

    Sind sie imstande, in jeglicher Hinsicht die An-

    forderungen zu erfüllen, die an sie gestellt

    werden können, so dient das nicht nur dem

    nationalen Interesse, sondern auch der Konsum-

    genossenschaftsbewegung selbst, ihrem Ansehen

    und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wert-

    schätzung. Schon jetzt, ehe die eigentliche Mo-

    bilmachung begonnen hat, zeigt sich, wie in-

    folge der Unvernunft eines Teiles der Be-

    völkerung und der unvermeidlichen vorüber-

    gehenden Störungen im Handel und Verkehr

    Schwierigkeiten in der Versorgung der Be-

    völkerung mit Lebensmitteln entstehen. Wich-

    tige Lebensmittel werden knapp, ihre Preise 

    steigen unverhältnismäßig hoch. Was die Kon-

    sumvereine tun können, um diesen Erschein-

    ungen entgegenzuwirken, das muß von ihnen 

    getan werden, weil es zu ihrem Aufgabenkreise

    gehört, dem Lebensmittelwucher und Mängeln

    bei der Marktversorgung entgegenzuwirken.


  • August 1, 2017 20:29:29 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.

       - Ein amüsantes Versehen  ist vor

    kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


     4. Spalte 

    Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

    an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

    ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

    den Einweihung des Panamakanals mit einigen

    Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

    Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

    freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

    Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

    einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

    Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

    an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

    Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

    Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

    miral des Bodensees soll es ja auch einmal

    gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

    Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

    soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

    Schweiz das gleiche tun!?

    _______________________________________________________________

                    An die Genossenschaften des

                               Zentralverbandes

                     deutscher Konsumvereine!

       Das deutsche Volk steht vor folgenschweren

    Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-

    flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir

    demnächst durchleben müssen, vermeidbar war

    oder nicht.

       Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm

    die Schicksalsstunde des deutschen  Volkes und

    des deutschen Vaterlandes.

       Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk 

    in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber

    wenn das russische Zarentum und seine echt-

    russischen Spießgesellen Deutschland in den

    Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-

    ungen darüber, weshalb es so gekommen

    ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen

    Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche

    Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-

    sittung vor dem menschheitsschändenden russi-

    schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die

    unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern

    von Rußland her drohende Gefahr beschworen

    ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen

    werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und

    ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-

    den können; im gegenwärtigen Moment aber

    heißt es handeln, nicht diskutieren!


  • August 1, 2017 20:28:04 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.

       - Ein amüsantes Versehen  ist vor

    kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


     4. Spalte 

    Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

    an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

    ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

    den Einweihung des Panamakanals mit einigen

    Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

    Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

    freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

    Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

    einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

    Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

    an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

    Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

    Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

    miral des Bodensees soll es ja auch einmal

    gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

    Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

    soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

    Schweiz das gleiche tun!?

    _______________________________________________________________

                    An die Genossenschaften des

                               Zentralverbandes

                     deutscher Konsumvereine!

       Das deutsche Volk steht vor folgenschweren

    Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-

    flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir

    demnächst durchleben müssen, vermeidbar war

    oder nicht.

       Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm

    die Schicksalsstunde des deutsche  Volkes und

    des deutsche Vaterlandes.

       Gewollt hat ihn sicherlich das deutsche Volk 

    in seiner überwältigenden Mehrheit nicht; aber

    wenn das russische Zarentum und seine echt-

    russischen Spießgesellen Deutschland in den

    Staub treten wollen, dann haben alle Erwäg-

    ungen darüber, weshalb es so gekommen

    ist, zurückzutreten hinter der gebieterischen

    Pflicht, die nationale Existenz, das deutsche

    Volkstum und damit zugleich Kultur und Ge-

    sittung vor dem menschheitsschändenden russi-

    schen Knutenregiment zu schützen. Wenn die

    unseren höchsten und heiligsten Kulturgütern

    von Rußland her drohende Gefahr beschworen

    ist, dann kann auch wieder darüber gesprochen

    werden, wie solche Gefahren wirkungsvoll und

    ohne Opfer an Gut und Blut abgewehrt wer-

    den können; im gegenwärtigen Moment aber

    heißt es handeln, nicht diskutieren!


  • August 1, 2017 20:20:44 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.

       - Ein amüsantes Versehen  ist vor

    kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


     4. Spalte 

    Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

    an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

    ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

    den Einweihung des Panamakanals mit einigen

    Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

    Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

    freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

    Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

    einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

    Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

    an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

    Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

    Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

    miral des Bodensees soll es ja auch einmal

    gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

    Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

    soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

    Schweiz das gleiche tun!?

    _______________________________________________________________

                    An die Genossenschaften des

                               Zentralverbandes

                     deutscher Konsumvereine!

       Das deutsche Volk steht vor folgenschweren

    Ereignissen. Es ist in dieser Situation über-

    flüssig, zu prüfen, ob das Furchtbare, das wir

    demnächst durchleben müssen, vermeidbar war

    oder nicht.

       Der Krieg steht vor der Tür und mit ihm

    die Schicksalsstunde des deutsche  Volkes und

    des deutsche Vaterlandes.


  • August 1, 2017 20:18:13 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.

       - Ein amüsantes Versehen  ist vor

    kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


     4. Spalte 

    Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

    an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

    ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

    den Einweihung des Panamakanals mit einigen

    Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

    Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

    freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

    Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

    einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

    Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

    an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

    Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

    Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

    miral des Bodensees soll es ja auch einmal

    gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

    Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

    soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

    Schweiz das gleiche tun!?

    _______________________________________________________________

                    An die Genossenschaften des

                               Zentralverbandes

                     deutscher Konsumvereine!


  • August 1, 2017 20:16:20 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.

       - Ein amüsantes Versehen  ist vor

    kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


     4. Spalte 

    Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

    an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

    ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

    den Einweihung des Panamakanals mit einigen

    Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

    Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

    freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

    Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

    einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

    Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

    an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

    Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

    Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

    miral des Bodensees soll es ja auch einmal

    gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

    Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

    soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

    Schweiz das gleiche tun!?


  • August 1, 2017 20:15:34 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.

       - Ein amüsantes Versehen  ist vor

    kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


     4. Spalte 

    Hat doch das amerikanische Staatsdepartement

    an die Schweizer Regierung die offizielle Ein-

    ladung ergehen lassen, sich bei der bevorstehen-

    den Einweihung des Panamakanals it einigen

    Schiffen der Kriegsflotte zu beteiligen.

    Der Bundesrat der Schweiz dankte für die

    freundliche Einladung, mußte aber zu seinem

    Bedauern erklären, daß er ihr in Ermangelung

    einer Kriegsmarine nicht zu folgen vermöchte.

    Bei dem völligen Mangel, den die Schweiz

    an Seehäfen leidet, würde ihre Flotte in der 

    Tat höchstens zu der berühmten "reitenden

    Gebirgsmarine" gehören können. Einen Ad-

    miral des Bodensees soll es ja auch einmal

    gegeben haben. Aber wenn Shakespeare dem 

    Lande Böhmen eine Meeresküste gibt, warum

    soll nicht die amerikanische Regierung  mit der

    Schweiz das gleiche tun!?


  • August 1, 2017 20:08:27 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.

       - Ein amüsantes Versehen  ist vor

    kurzem der amerikanischen Regierung passiert.


  • August 1, 2017 20:07:33 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mitten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen der Unterricht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.


  • August 1, 2017 20:07:03 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.

       - Karlsruhe.  Da gegenwärtig die

    badischen Landwirte, teils vor,teils mtten

    in der Ernte des Getreides sich befinden, hat

    das badische Unterrichtsministerium anbefohlen,

    daß in den drei obersten Jahrgängen der

    Bürgerschulen derUnterriht bis auf Weiteres

    ausfällt, damit die Schüler bei der Ernte mit-

    helfen können.


  • August 1, 2017 20:03:48 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.


  • August 1, 2017 20:03:25 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.

       - Barmen.  Hier wurde versuchsweise 

    die Einrichtung getroffen, um Kindern, die

    durch Krankheit oder Unglücksfälle überhaupt

    nicht imstande sind, die Schule zu besuchen,

    den nötigsten Unterricht zu erteilen. Von der

    Kreisschulinspektion bestimmte Lehrer geben

    gegen Entgelt in wöchentlich zwei Stunden in

    der Wohnung der in Frage kommenden Kinder

    Unterricht.


  • August 1, 2017 20:00:31 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.

       - Posen.  Ein Bierfuhrwerk wurde, da

    die Bahnschranke offen geblieben war, bei

    Bodelwitz im Kreise Meseritz vom Personen-

    zug erfaßt und der Kutscher zermalmt. Der

    schuldige Bahnwärter ließ sich vom nächsten

    Zuge überfahren.


  • August 1, 2017 19:58:37 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.

       - Aus Oberschlesien.   Von einem

    folgenschweren Wolkenbruch wurde der südliche

    Teil des Kreises Noisse heimgesucht. Die

    niederströmenden Wasserfluten brachten in

    wenigen Minuten ein Hochwasser, welches

    Brücke und Wege zerriß und die Häuser

    unterspülte. Auch Mauern, Wehre und ganze

    Gebäude wurden von der Hochflut fortgespült.

    In Borkendorf stürzte ein Wohnhaus ein,

    wobei ein Insasse den Tod fand. An einzel-

    nen Gärten wurden von den Fluten ganze

    Flächenstücke mit starken Bäumen losgerissen

    und fortgeschwemmt.


  • August 1, 2017 19:48:13 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.

       - Hildesheim.   Hier hat sich die Familie

    der Witwe Nagel, bestehend aus der Witwe,

    zwei erwachsenen Töchtern und einem 12 Jahre

    alten Knaben durch Gas vergiftet. Die Frau

    hatte einen dicken Gasschlauch von der Küche

    nach der Stube geleitet. Auf dem Tische be-

    findliche Weinreste lassen darauf schließen, daß

    die Familie sich zuvor in einen unzurechnungs-

    fähigen Zustand versetzt hat.


  • August 1, 2017 19:43:23 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.

       - Weißenfels.  Abgestürzt ist am Sonn-

    abend nachmittag der langjährige Klempner-

    gehilfe des Klempnermeisters Pfauter, Karl

    Pemissing aus Zeitz.  Der Verunglückte hatte

    auf seinem Hause in der Nordstraße eine Schorn-

    steinfassung anzubringen. Hierbei wollte er

    von einer Leiter zur anderen hinübersteigen

    und stürzte in die Tiefe. Er war sofort tot.

       - Weißenfels.  Auf der Grube Elisa-

    beth bei Mücheln wurden sieben Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet.

    Vier von ihnen konnte wieder befreit werden,

    die drei anderen, ein Aufseher und zwei Berg-

    leute, sind umgekommen.



  • August 1, 2017 19:32:34 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.


  • August 1, 2017 19:32:13 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.

        - Erfurt.   Der Gewerbeverein zu Er-

    furt stellte dem Magistrat seinen ca. 12000

    Mark betragenden Hausbaufonds mit der Be-

    stimmung zur Verfügung , die Mittel für die

    Hinterbli9ebenen von Kriegsteilnehmern und

    für die Verwundeten zu verwenden.


  • July 31, 2017 17:45:03 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 ½ Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.


  • July 31, 2017 17:44:32 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 1/2 Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.

                           _____________________

                           Aus Stadt und Land.


  • July 31, 2017 17:43:31 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 1/2 Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.

       - Rudolstadt.  Hier hat sich der Bahn-

    hofswirt Wilhelm Oestreich erschossen. -  Drei

    hier wegen Spionage festgenommene Russen

    mußten wieder freigelassen werden, da die

    Untersuchung nicht Belastendes gegen sie er-

    geben hat.


  • July 31, 2017 17:41:24 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 1/2 Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.

                             _____________________

                      Aus Schwarzb.=Rudolstadt.


  • July 31, 2017 17:40:10 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.

       - Salzungen.  Am Sonnabend stürzte

    das 2 1/2 Jahre alte Kind des Malermeisters

    Karl Lux in die Werra und ertrank. Die 

    Leiche wurde erst nach stundenlangem Suchen

    am Rechen einer Mühle gefunden.


  • July 31, 2017 17:38:16 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper (sic) durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

    - und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den (sic) Arbeiter-

    Turnvereinen (sic) zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Arbeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.


  • July 31, 2017 17:34:52 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die


     3. Spalte 

    größte Zahl aller Jugendlichen muß nach der

    Schulentlassung in ein Erwerbsverhältnis ein-

    treten. Allen gesundheitsschädlichen Einflüssen

    der heutigen Produktionsweise sind die jungen

    Menschenkinder ausgesetzt, und diese sind sehr

    zahlreich. Durch die Pflege des Turnens in

    einem Arbeiterturnverein lassen sich die Schäden

    der Berufsarbeit wieder wett machen. die

    Vereine des Arbeiter-Turnerbundes betreiben 

    die Pflege der Körperkultur nach vernünftigen

    Grundsätzen. Arbeitereltern, die auf eine gute

    Körperkonstitution ihrer Kinder Gewicht legen,

     und das sollten sie - , haben die Pflicht,

    ihre Kinder zum Turnen in den Arbeiter-

    Turnvereinen zu schicken. Daneben übt das

    Turnen auch einen erzieherischen Wert aus,

    es stärkt und kräftigt  nicht nur den Körper,

    schafft Lebensfrische und Jugendmut, sondern

    fördert die Geisteskraft. Niemals übe man

    das Turnen in der Deutschen Turnerschaft,

    sie ist ein Feind der Bestrebungen der Abeiter

    und bringt das täglich zum Ausdruck. Ar-

    beiter und ihre Kinder sollen das Turnen nur

    in Arbeiter-Turnvereinen pflegen. Hier werden

    sie zu ganzen und vollendeten Menschen erzogen.


  • July 31, 2017 17:23:50 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.

       - Pößneck.  (Wo soll der Arbeiter turnen?)

    Namentlich den Jugendlichen beiderlei Ge-

    schlechts gilt diese Frage. Die Zeit nach der

    Entlassung aus der Schule, die auf die Kon-

    stitution des Körpers einen bestimmenden Ein-

    fluß ausübt, müssen die jungen Leute benutzen,

    ihren Körper durch  Turnen und Bewegungs-

    spiele harmonische Formen zu verleihen. Die



  • July 31, 2017 17:20:27 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."

       - Pößneck.  Der Gemeinderat hat in

    einer außerordentlichen Sitzung beschlossen,

    einen Notstandsausschuß zu wählen, dem 10 000

    Mark zur Verfügung zu stellen wären. Alles

    weitere wird dem Ausschuß überlassen. Aus

    dem Kollegium wurde der Wunsch geäußert,

    seitens der Ortsbehörde einen Maximaltarif

    für Lebensmittel aufzustellen. Dem wurde mit

    dem Hinweise begegnet, daß hierzu Anweisung

    von Reichswegen ergehen wird.



  • July 31, 2017 17:15:17 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.

       - Saalfeld.  Eine Warnung folgenden

    Inhalts erlassen auswärtige Behörden: "Seit

    längerer Zeit wird in deutschen Tageszeitungen

    und Zeitschriften unter dem Namen "Sargol"

    ein Präparat als bestes Nährmittel für Magere

    und Schwache angepriesen, das eine an das

    Wunderbare grenzende Wirkung auf die Er-

    höhung des Körpergewichts und auf die Er-

    langung schöner, runder Körperformen haben

    soll. Die Societe Sargol in Paris, die das

    Mittel vertreibt, verspricht jedermann nach

    dem Gebrauch ihres Präparates eine Gewichts-

    zunahme von 10 bis 20 Pfund in ganz kurzer

    Zeit. Nach der Untersuchung von Hanich und

    Kroll (Apothekerzeitung 1913, Nr. 55), besteht

    das in Tablettenform verkaufte Mittel aus

    einer Masse von Zucker, Kakao, Eiweißkörpern

    und verkleisterter Stärke, der geringe Mengen

    von Salzen und organischen Phosphorver-

    bindungen (Phosphatide) beigemischt sind.

    Stark wirkende Stoffe sind anscheinend nicht

    darin enthalten. 30 solcher Tabletten im Ge-

    wichte von etwa 1,8 Gramm, von denen täg-

    lich drei Stück eingenommen werden sollen,

    werden für 5 Mark verkauft. Die mit drei

    solchen Tabletten dem Organismus täglich zu-

    geführten Nährstoffmengen sind so gering, daß

    sie für die menschliche Ernährung nicht von

    Bedeutung sein können. Der Preis ist un-

    verhältnismäßig hoch, die Angaben der Reklame

    sind zur Täuschung und Irreführung des

    Publikums geeignet."



  • July 31, 2017 16:50:05 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    genannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In der "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    Die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt (sic), Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihren Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.



  • July 31, 2017 16:47:00 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.

       -  Saalfeld. (Das Brot des Soldaten

    im Kriege.) Jedes Heer führt im Kriege so-

    ganannte Kriegsbrote mit sich, die einen Be-

    standteil der eisernen Ration bilden, dazu be-

    stimmt, im Notfalle auf dem Marsche genossen

    zu werden. In de "Revue de la Societe 

    d`Hygiene" findet sich eine interessante Zu-

    sammenstellung über "Inhalt", Aussehen und

    Verpackung der Kriegsbrote  bei den einzelnen

    Staaten. Der deutsche Soldat bekommt als

    Kiegsbrot einen Zwieback, dem 100 Gramm

    Mehlteig und 10 Gramm gekochter Reis und

    Salz beigemischt sind. In den Mehlteig

    werden außerdem, um den Wohlgeschmack

    und den Nährwert zu erhöhen, Zucker und

    Eier gerührt, und zwar kommen 500 Eier

    auf 100 Kilogramm Mehl. Kartoffelmehl

    endlich soll das Altbackenwerden verzögern, und

    Kümmel gibt dem Ganzen die nötige Würze.

    die österreichisch-ungarischen Soldaten tragen

    ihre eiserne Ration an Brot in Baumwoll-

    säckchen verpackt. Es ist würfelförmig und

    besteht aus Getreidemehl, Kartoffelmehl, Eiern, 

    Vollmilch, Salz, Zimmt, Gewürznelken und

    Hefe. In Frankreich bekommt der Soldat

    als eiserne Ration 10 Brote, von denen jedes

    70 Millimeter lang, 65 breit und 25 Milli-

    meter dick ist. Jedenfalls sind sie weniger

    schmackhaft und nahrhaft als die österreichiischen

    Brote, denn der "pion-pion" muß mit einem

    Brot vorlieb nehmen, das nur aus Mehl,

    Hefe und Wasser hergestellt ist. Das Kriegs-

    brot der Italiener und Rumänen ist dem

    französischen sehr ähnlich. Nur ist es etwas

    dunkler und weist eine gleichmäßige glatte Rinde

    auf. Der Schweizer Soldat führ sein Kriegs-

    brot in Pappschächtelchen mit sich. In jedem

    dieser Pakete sind fünf Stück, die zusammen 250 g

    wiegen. Das helle Kriegsbrot der Engländer

    ist in verlöteten Weißblechbüchsen gut aufge-

    hoben. Die Belgier geben ihre Soldaten 

    ein Kriegsbrot, das aus Mehl, Zucker und

    Eiern hergestellt ist und 40 Durchlöcherungen

    zeigt. Durchlöchert ist auch das türkische

    Kriegsbrot, das zu runden Scheiben von 150

    Millimetern Durchmesser geformt ist und eine

    sehr dicke, braune Rinde besitzt.



  • July 31, 2017 16:27:05 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr-

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.


  • July 31, 2017 16:25:52 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.

    Er arbeitete noch einige Tage, mußte dann

    aber die Arbeit aufgeben. Die Innungs-

    krankenkasse der Fleischer zu Arnstadt ver-

    weigerte das Krankengeld, weil der Lehrling

    keinen Lohn bekommt. Der Lehrling klagte

    dagegen beim Versicherungsamt und bekam

    sein Krankengeld  zugesprochen, weil Kost und 

    Logis nach § 160 der Reichsversicherungsord-

    nung als Entgelt zu betrachten ist.  Es haben

    alle Lehrlinge, die etwas bekommen, einen An-

    spruch auf Krankengeld.Nur diejenigen Lehr

    linge, die gar nichts erhalten, sind wohl ver-

    sicherungspflichtig, haben aber keinen Anspruch

    auf Krankengeld.


  • July 31, 2017 16:15:46 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. Anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Streitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der bei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.


  • July 31, 2017 16:12:59 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.

    neben Gehalt oder Lohn auch Gewinnanteile,

    Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte,

    wenn auch nur gewohnheitsmäßig statt des
    Gehalts oder Lohnes oder neben ihm von dem

    Arbeitgeber oder einem dritten erhält.

    Der Wert der Sachbezüge wird nach Ortspreisen

    berechnet, die das Versicherungsamt festsetzt.

    In Ziffer 39 der Anleitung des Reichs-

    versicherungsamtes zur Durchführung der Reichs-

    versicherungsordnung wird des näheren diese

    Angelegenheit klar gelegt. Trotzdem sind

    immer noch Zweifel vorhanden gewesen und

    haben sich manche Lehrherren geweigert, die

    Lehrlinge zur Krankenversicherung anzumelden.

    Jetzt hat das Versicherungsamt in Arnstadt in

    einem Sreitfalle so entschieden, wie die Ver-

    sammlung in Jena fast einstimmig sich aus-

    gesprochen hat. Ein Fleischerlehrling, der b ei

    einem Meister Kost und Logis bekam, erkrankte.


  • July 31, 2017 16:04:35 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

       -  Saalfeld.  Ueber eine Spionageaffäre,

    an die auch in unserer Stadt die albernsten

    Behauptungen geknüpft wurden, schreibt unser

    Parteiorgan in Jena, die "Weimarische Volks-

    zeitung": "Ueber eine Spionageaffäre, in die

    der Mechaniker Karl Clauß hier verwickelt

    ist, sind in der Stadt die unsinnigsten Ge-

    rüchte verbreitet. Wie uns von amtlicher

    Seite dazu mitgeteilt wird, ist an der Sache

    nur soviel wahr, saß Clauß verhaftet worden

    ist und vor ein außerordentliches  Kriegsgericht

    gestellt wird, das in Weimar tagt. Ueber den

    Ausgang dieser Verhandlungen werden wir so-

    fort berichten. -  Herr Ingenieur Richter

    bittet uns, mitzuteilen, daß ein in der Stadt

    kursierendes Gerücht, wonach er mit in diese

    Spionageangelegenheit verwickelt sei, jeder

    Begründung entbehre. Wir kommen

    dieser Bitte hiermit gerne nach und ersuchen

    unsere Leser dringend darum, sich der Ver-

    breitung solcher oder ähnlicher alberner Ge-

    rüchte zu enthalten." -  Auch wir möchten

    diesem Wunsche Ausdruck geben!

       -  Saalfeld.  (Haben Lehrlinge An-

    spruch auf Krankengeld im Erkrankungsfalle?)

    Diese Frage ist auch auf dem Verbandstage

    Thüringer Ortskrankenkassen in Jena dieses

    Jahr verhandelt worden. anlaß zu der Frage

    gab der Umstand, daß in Gera nach einer

    angeblich älteren Bestimmung der Gemeinde-

    behörden die Versicherungspflicht für Lehrlinge

    erst mit einer baren Entschädigung von 3 Mk.

    per Woche beginnt. Gegenüber diesen An-

    gaben ist in jener Versammlung darauf hin-

    gewiesen worden, daß Lehrlinge ohne Entgelt

    - also  ohne bare Entschädigung und ohne

    Kost und Logis - nur Anspruch haben auf

    ärztliche Behandlung und Arznei bezw. Heil-

    mittel und Krankenhausbehandlung. Der § 

    494 der Reichsversicherungsordnung bestimmt

    das ausdrücklich. Lehrlinge mit Entgelt aber

    haben in diesem Falle Anspruch auf Kranken-

    geld. Als Entgelt kommt  nicht nur der Barlohn

    in Betracht, sondern nach § 160 der R.=V.O.


  • July 31, 2017 15:17:20 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    Mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung bei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ver-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

     



  • July 31, 2017 15:16:23 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.

       -  Saalfeld.   Infolge der vielen Be-

    triebseinstellungen sind eine große Anzahl

    Arbeiter unserer Stadt arbeitslos geworden. Diese

    setzen als Mitglieder der Ortskrankenkasse ihre

    mitgliedschaft freiwillig fort. Um nun be-

    treffs der notwendigen Meldung b ei der Orts-

    krankenkasse für die Kassenverwaltung eine Er-

    leichterung zu schaffen, machen wir folgenden

    Vorschlag: man stelle betriebsweise Listen aller

    jener auf, die ihre Mitgliedschaft bei der Orts-

    krankenkasse freiwillig fortsetzen wollen und ve-

    merke bei jedem Namen die in Frage kommende

    Klasse. Vertrauensleute oder deren Vertreter

    dürften sich sicher finden, welche diese Arbeit

    prompt erledigen. Die sodann aufgestellten

    Listen übermittele man der Kassenverwaltung.

     



  • July 31, 2017 15:07:56 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.


     



  • July 31, 2017 15:07:27 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die 

       - Saalfeld.  lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

       -  Saalfeld.  Der Magistrat richtet an die

    Gewerbetreibenden und Industriellen der

    Stadt das Ersuchen, die von ihnen noch be-

    schäftigten Arbeiter, sei es auch unter Ver-

    kürzung der Arbeitszeit, so lange als irgend

    möglich weiterbeschäftigen zu wollen, damit in

    diesen Zeiten schwerer Bedrängnis unseres

    Vaterlandes eine Notlage der hiesigen Ein-

    wohnerschaft nach Möglichkeit hintenangehalten

    wird.


     



  • July 31, 2017 15:03:14 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, die lauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

     



  • July 31, 2017 15:02:30 Beate Jochem

     item 3 


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    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.

        -  Saalfeld.  Die Stimmung in der

    Bevölkerung ist ernst  und gesetzt, dielauten

    Schreier sind verstummt. Der furchtbare Ernst

    der Situation drängt sich jedem Menschen auf

    und jeder wird den einen Frevler nennen, der

    den beginnenden Krieg verschuldet hat, falls

    Personen überhaupt eine Schuld beizumessen

    ist. Die Darstellung von dem Vorgehen Ruß-

    lands hat weite Kreise gefaßt gemacht, welche

    jetzt den Krieg als unabänderlich ansehen.

    Groß ist der Schmerz, wo ein Mann aus der

    Familie gerissen wurde, sehr schwer wird

    es empfunden, daß es gilt, ins Feld zu ziehen,

    aber die hinausziehen und die zurückbleiben,

    sehen nicht aus wie Verzweifelte.

     



  • July 31, 2017 14:54:32 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckermeister.

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.



  • July 30, 2017 19:50:42 Beate Jochem

     item 3 


     1. Spalte 

    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckemeister.

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. Die Kommission

    wird bereits morgen mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.



  • July 30, 2017 19:50:29 Beate Jochem

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    die Herren Eisendreher, Paul Winter, Gastwirt

    Emmermann, Schlosser Kalbe, Bäckemeister.

    Jahn, Rentier Hermann Gerlicher, Kom-

    merzienrat Ries, Kaufmann Alfred Ritzmann,

    Kaufmann Eduard Höhn. DieKommission

    wird bereits moren mittag zu einer Sitzung

    zusammentreten.



  • July 30, 2017 19:46:23 Beate Jochem

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    Berlin, Saalfeld, Leipzig

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15725 / 166513
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Contributor
Karl Döbling
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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