Heinrich Teut Eberhard berichtet von seinen Erlebnissen an der Westfront, item 58

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55.

dringend um Wäsche, Strümpfe. Es geht mir gut, blos müssen

wir viel arbeiten.

No. 59.                                                                       den 29./5. 1915.

     Der Ersatzreservist Heinrich Leisten, der mir schon über

1/2 Jahr im Felde allzeitmein [sic] treuer und braver Kamerad gewesen

ist, ist gerade vom Graben aus beurlaubt worden und hat mir

versprochen, Euch zu besuchen. Ich gebe ihm meine Uhr mit und

verschiedene Andenken, meine Uhr ist schon erhebliche Zeit kaput.

Wenn ihr wollt, gebt ihm eine 3 M Uhr mit, da es keinen

Zweck hat, eine wertvolle Uhr mit ins Feld zu nehmen. Mein

Eisernes Kreuz, das ich in der Brieftasche hatte, ist mit mitsamt

dieser verloren gegangen, doch ist es leicht wieder zu

bekommen. Ihr könnt ihm auch sonst noch Verschiedenes für mich

mitgeben, Geld, Fettigkeiten, Marmeladen und bitte viel zu lesen,

aber keine Romanperlen. Sonst gehts mit gut.

No. 60.                                                                       den 4./6. 1915.

     Lange Zeit habe ich nichts geschrieben, entschuldigt,

wir lagen ungewöhnlich lange im Graben und ich war müde. Zuerst

kamen wir 4 Tage in die vordere Linie, anstrengend natürlich,

von selber, dann 4 Tage in ein dicht hinter der Front

liegendes gänzlich zerschossenes Dorf, Tahure. Vielleicht

habt ihr schon Ansichten davon gesehen, heisse Kämpfe haben

sich hier abgespielt. Hinter der merkwürdig gut erhaltenen

Kirch, von der nur die Spitze des Turmes fehlt, liegt ein

kleiner Friedhof, auf dem mindestens 20 Offiziere aus den September

und Februartagen beerdigt liegen, meist Infanteristen,

auch Pioniere. In den Trümmern des Dorfes sind schöne Unterstände

gebaut, der Schutt beiseite geräumt, und ein paar Blumen

gepflanzt. Durch das Dorf fliesst ein leidlich klarer

Bach, in dem wir uns fast alle Tage gebadet haben. Aber viel

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55.

dringend um Wäsche, Strümpfe. Es geht mir gut, blos müssen

wir viel arbeiten.

No. 59.                                                                       den 29./5. 1915.

     Der Ersatzreservist Heinrich Leisten, der mir schon über

1/2 Jahr im Felde allzeitmein [sic] treuer und braver Kamerad gewesen

ist, ist gerade vom Graben aus beurlaubt worden und hat mir

versprochen, Euch zu besuchen. Ich gebe ihm meine Uhr mit und

verschiedene Andenken, meine Uhr ist schon erhebliche Zeit kaput.

Wenn ihr wollt, gebt ihm eine 3 M Uhr mit, da es keinen

Zweck hat, eine wertvolle Uhr mit ins Feld zu nehmen. Mein

Eisernes Kreuz, das ich in der Brieftasche hatte, ist mit mitsamt

dieser verloren gegangen, doch ist es leicht wieder zu

bekommen. Ihr könnt ihm auch sonst noch Verschiedenes für mich

mitgeben, Geld, Fettigkeiten, Marmeladen und bitte viel zu lesen,

aber keine Romanperlen. Sonst gehts mit gut.

No. 60.                                                                       den 4./6. 1915.

     Lange Zeit habe ich nichts geschrieben, entschuldigt,

wir lagen ungewöhnlich lange im Graben und ich war müde. Zuerst

kamen wir 4 Tage in die vordere Linie, anstrengend natürlich,

von selber, dann 4 Tage in ein dicht hinter der Front

liegendes gänzlich zerschossenes Dorf, Tahure. Vielleicht

habt ihr schon Ansichten davon gesehen, heisse Kämpfe haben

sich hier abgespielt. Hinter der merkwürdig gut erhaltenen

Kirch, von der nur die Spitze des Turmes fehlt, liegt ein

kleiner Friedhof, auf dem mindestens 20 Offiziere aus den September

und Februartagen beerdigt liegen, meist Infanteristen,

auch Pioniere. In den Trümmern des Dorfes sind schöne Unterstände

gebaut, der Schutt beiseite geräumt, und ein paar Blumen

gepflanzt. Durch das Dorf fliesst ein leidlich klarer

Bach, in dem wir uns fast alle Tage gebadet haben. Aber viel


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  • September 3, 2017 23:38:48 Tina Emm

    55.

    dringend um Wäsche, Strümpfe. Es geht mir gut, blos müssen

    wir viel arbeiten.

    No. 59.                                                                       den 29./5. 1915.

         Der Ersatzreservist Heinrich Leisten, der mir schon über

    1/2 Jahr im Felde allzeitmein [sic] treuer und braver Kamerad gewesen

    ist, ist gerade vom Graben aus beurlaubt worden und hat mir

    versprochen, Euch zu besuchen. Ich gebe ihm meine Uhr mit und

    verschiedene Andenken, meine Uhr ist schon erhebliche Zeit kaput.

    Wenn ihr wollt, gebt ihm eine 3 M Uhr mit, da es keinen

    Zweck hat, eine wertvolle Uhr mit ins Feld zu nehmen. Mein

    Eisernes Kreuz, das ich in der Brieftasche hatte, ist mit mitsamt

    dieser verloren gegangen, doch ist es leicht wieder zu

    bekommen. Ihr könnt ihm auch sonst noch Verschiedenes für mich

    mitgeben, Geld, Fettigkeiten, Marmeladen und bitte viel zu lesen,

    aber keine Romanperlen. Sonst gehts mit gut.

    No. 60.                                                                       den 4./6. 1915.

         Lange Zeit habe ich nichts geschrieben, entschuldigt,

    wir lagen ungewöhnlich lange im Graben und ich war müde. Zuerst

    kamen wir 4 Tage in die vordere Linie, anstrengend natürlich,

    von selber, dann 4 Tage in ein dicht hinter der Front

    liegendes gänzlich zerschossenes Dorf, Tahure. Vielleicht

    habt ihr schon Ansichten davon gesehen, heisse Kämpfe haben

    sich hier abgespielt. Hinter der merkwürdig gut erhaltenen

    Kirch, von der nur die Spitze des Turmes fehlt, liegt ein

    kleiner Friedhof, auf dem mindestens 20 Offiziere aus den September

    und Februartagen beerdigt liegen, meist Infanteristen,

    auch Pioniere. In den Trümmern des Dorfes sind schöne Unterstände

    gebaut, der Schutt beiseite geräumt, und ein paar Blumen

    gepflanzt. Durch das Dorf fliesst ein leidlich klarer

    Bach, in dem wir uns fast alle Tage gebadet haben. Aber viel


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    Aubers, Frankreich

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  • Story location Aubers, Frankreich
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10705 / 105199
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Beate Burckardt
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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