Heinrich Teut Eberhard berichtet von seinen Erlebnissen an der Westfront, item 59

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

56.

schanzen mussten wir dort. Zweimal, auch dreimal am Tage mussten

wir Bretter, Baklen, Faschinen, spanische Reiter, Munition

Handgranaten, fertig für den Stollen beschnitte Bretter,

Schutzschilde und Schlingendraht zum Bataillonsunterstand in

3. Linie bringen, wo sie die Pioniere oder Infanteristen in

die vordere Linie abholten. Das war jedesmal ein Weg von 3

Stunden. Dann wieder 5 Tage in vordere Linie. Trübselig ist es,

5 lange Tage, und noch 5 längere Nächte steht man zwischen 2

Mauern von Sandsäcken, die einzige Verbindung mit der Aussenwelt

sind die schmalen Spalten der kaum 2 cm weit geöffneten

Schiessscharten. Mit scharfen Peitschhieben schlägt ab und

zu ein Geschoss in die weissen, durchlöcherten Säcke, oder mit

leichtem Ping gegen die stählernen Schutzschilde. Ein Mann mit

einer blaunen Brille starrt andauernd gegen den blendenden Himmel,

achtet nur auf den leisen dumpfen Knall der Minen, wenn sie

abgeschossen werden, und gibt an, wo sie hinfliegen. Scharf

wird beobachtet, sobald sich hinter den feindlichen Sandsäcken

oder Schiessscharten etwas regt, pfeift ein Geschoss herüber.

Nachts steht der grosse Teil der Mannschaften hinter den

Schiessscharten, keiner darf schlafen, bei Nacht steht 1/3 auf

dem Posten. Bei tag entwickelt sich manchmal etwas ähnliches

wie ein Duell bei den Gegnern. Der eine schiesst auf eine ihm

etwa verdächtig erscheinende Schiessschart und ein Kamerad

passt auf, wo das Geschoss hinschlägt. Der Gegner sucht an der

leichten Staubwolke die Schiessschart zu fiden, [sic] aus der man geschossen

hat, und bald hat man ein Geschoss in den Sandsäcken

vor seinem Kopf sitzen, oder vor der Stahlplatte, manchmal

auch in der Schiessscharte und dann ist er tot. Sonst gehts

weiter, bis von Beiden Einem die Sache zu gefährlich wird.

Unsere, sowie die französische Artillerie beobachtet vom vorderen

Transcription saved

56.

schanzen mussten wir dort. Zweimal, auch dreimal am Tage mussten

wir Bretter, Baklen, Faschinen, spanische Reiter, Munition

Handgranaten, fertig für den Stollen beschnitte Bretter,

Schutzschilde und Schlingendraht zum Bataillonsunterstand in

3. Linie bringen, wo sie die Pioniere oder Infanteristen in

die vordere Linie abholten. Das war jedesmal ein Weg von 3

Stunden. Dann wieder 5 Tage in vordere Linie. Trübselig ist es,

5 lange Tage, und noch 5 längere Nächte steht man zwischen 2

Mauern von Sandsäcken, die einzige Verbindung mit der Aussenwelt

sind die schmalen Spalten der kaum 2 cm weit geöffneten

Schiessscharten. Mit scharfen Peitschhieben schlägt ab und

zu ein Geschoss in die weissen, durchlöcherten Säcke, oder mit

leichtem Ping gegen die stählernen Schutzschilde. Ein Mann mit

einer blaunen Brille starrt andauernd gegen den blendenden Himmel,

achtet nur auf den leisen dumpfen Knall der Minen, wenn sie

abgeschossen werden, und gibt an, wo sie hinfliegen. Scharf

wird beobachtet, sobald sich hinter den feindlichen Sandsäcken

oder Schiessscharten etwas regt, pfeift ein Geschoss herüber.

Nachts steht der grosse Teil der Mannschaften hinter den

Schiessscharten, keiner darf schlafen, bei Nacht steht 1/3 auf

dem Posten. Bei tag entwickelt sich manchmal etwas ähnliches

wie ein Duell bei den Gegnern. Der eine schiesst auf eine ihm

etwa verdächtig erscheinende Schiessschart und ein Kamerad

passt auf, wo das Geschoss hinschlägt. Der Gegner sucht an der

leichten Staubwolke die Schiessschart zu fiden, [sic] aus der man geschossen

hat, und bald hat man ein Geschoss in den Sandsäcken

vor seinem Kopf sitzen, oder vor der Stahlplatte, manchmal

auch in der Schiessscharte und dann ist er tot. Sonst gehts

weiter, bis von Beiden Einem die Sache zu gefährlich wird.

Unsere, sowie die französische Artillerie beobachtet vom vorderen


Transcription history
  • September 3, 2017 23:48:26 Tina Emm

    56.

    schanzen mussten wir dort. Zweimal, auch dreimal am Tage mussten

    wir Bretter, Baklen, Faschinen, spanische Reiter, Munition

    Handgranaten, fertig für den Stollen beschnitte Bretter,

    Schutzschilde und Schlingendraht zum Bataillonsunterstand in

    3. Linie bringen, wo sie die Pioniere oder Infanteristen in

    die vordere Linie abholten. Das war jedesmal ein Weg von 3

    Stunden. Dann wieder 5 Tage in vordere Linie. Trübselig ist es,

    5 lange Tage, und noch 5 längere Nächte steht man zwischen 2

    Mauern von Sandsäcken, die einzige Verbindung mit der Aussenwelt

    sind die schmalen Spalten der kaum 2 cm weit geöffneten

    Schiessscharten. Mit scharfen Peitschhieben schlägt ab und

    zu ein Geschoss in die weissen, durchlöcherten Säcke, oder mit

    leichtem Ping gegen die stählernen Schutzschilde. Ein Mann mit

    einer blaunen Brille starrt andauernd gegen den blendenden Himmel,

    achtet nur auf den leisen dumpfen Knall der Minen, wenn sie

    abgeschossen werden, und gibt an, wo sie hinfliegen. Scharf

    wird beobachtet, sobald sich hinter den feindlichen Sandsäcken

    oder Schiessscharten etwas regt, pfeift ein Geschoss herüber.

    Nachts steht der grosse Teil der Mannschaften hinter den

    Schiessscharten, keiner darf schlafen, bei Nacht steht 1/3 auf

    dem Posten. Bei tag entwickelt sich manchmal etwas ähnliches

    wie ein Duell bei den Gegnern. Der eine schiesst auf eine ihm

    etwa verdächtig erscheinende Schiessschart und ein Kamerad

    passt auf, wo das Geschoss hinschlägt. Der Gegner sucht an der

    leichten Staubwolke die Schiessschart zu fiden, [sic] aus der man geschossen

    hat, und bald hat man ein Geschoss in den Sandsäcken

    vor seinem Kopf sitzen, oder vor der Stahlplatte, manchmal

    auch in der Schiessscharte und dann ist er tot. Sonst gehts

    weiter, bis von Beiden Einem die Sache zu gefährlich wird.

    Unsere, sowie die französische Artillerie beobachtet vom vorderen


  • September 3, 2017 23:48:09 Tina Emm

    56.

    schanzen mussten wir dort. Zweimal, auch dreimal am Tage mussten

    wir Bretter, Baklen, Faschinen, spanische Reiter, Munition

    Handgranaten, fertig für den Stollen beschnitte Bretter,

    Schutzschilde und Schlingendraht zum Bataillonsunterstand in

    3. Linie bringen, wo sie die Pioniere oder Infanteristen in

    die vordere Linie abholten. Das war jedesmal ein Weg von 3

    Stunden. Dann wieder 5 Tage in vordere Linie. Trübselig ist es,

    5 lange Tage, und noch 5 längere Nächte steht man zwischen 2

    Mauern von Sandsäcken, die einzige Verbindung mit der Aussenwelt

    sind die schmalen Spalten der kaum 2 cm weit geöffneten

    Schiessscharten. Mit scharfen Peitschhieben schlägt ab und

    zu ein Geschoss in die weissen, durchlöcherten Säcke, oder mit

    leichtem Ping gegen die stählernen Schutzschilde. Ein Mann mit

    einer blaunen Brille starrt andauernd gegen den blendenden Himmel,

    achtet nur auf den leisen dumpfen Knall der Minen, wenn sie

    abgeschossen werden, und gibt an, wo sie hinfliegen. Scharf

    wird beobachtet, sobald sich hinter den feindlichen Sandsäcken

    oder Schiessscharten etwas regt, pfeift ein Geschoss herüber.

    Nachts steht der grosse Teil der Mannschaften hinter den

    Schiessscharten, keiner darf schlafen, bei Nacht steht 1/3 auf

    dem Posten. Bei tag entwickelt sich manchmal etwas ähnliches

    wie ein Duell bei den Gegnern. Der eine schiesst auf eine ihm

    etwa verdächtig erscheinende Schiessschart und ein Kamerad

    passt auf, wo das Geschoss hinschlägt. Der Gegner sucht an der

    leichten Staubwolke die Schiessschart zu fiden, [sic] aus der man geschossen

    hat, und bald hat man ein Geschoss in den Sandsäcken

    vor seinem Kopf sitzen, oder vor der Stahlplatte, manchmal

    auch in der Schiessscharte und dann ist er tot. Sonst gehts

    weiter, bis von Beiden Einem die Sache zu gefährlich wird.

    Unsere, sowie die französische Artillerie beobachtet vom vor


Description

Save description
  • 50.5953913||2.8254612000000634||

    Aubers, Frankreich

    ||1
Location(s)
  • Story location Aubers, Frankreich
Login and add location


ID
10705 / 105200
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Beate Burckardt
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Login to edit the languages

Login to edit the fronts
  • Western Front

Login to add keywords
  • Home Front
  • Trench Life

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note