Tagebuchaufzeichnungen von Georg Luber (leicht veränd. Abschrift), item 3
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Am 2. Ostertag rückten wir ab und kamen
wieder in unsere alte Stellung nach Senones.
Diesmal bis zum 4.VII.16 wo wir nach 2tägig.
Bahnfahrt nach Berieuxe kamen. Diese Stellung
war in einem Kreidefelsen. Die Gräben
waren bei Regenwetter oft bis zur Hälfte
mit Wasser gefüllt, sodaß man keine trockenen
Füße mehr bekam. Im Okt. verließen wir
die Stellung u. kamen nach Vezaponin in
die vollständig zerstörte Marsain Stellung,
welche wir nach 14täg. schwerer Arbeit wieder
verließen. So kamen wir an die Aisne nach
Missy u. Bussy. Hier sah man wenig von
einer Stellung, denn es waren bloß Feldwachen
aufgestellt in einem Wäldchen wo man hinter
Bäumen Posten stand. Das Wasser bildete die
Grenze u. deshalb wurden Patrouillen übers
Wasser gemacht, die niemals ohne Verluste abliefen.
Auch sollten wir hier nicht bleiben u.
kamen wieder in die Stellung nach Berieuxe
aber diesmal auf einen Berg. Bisher konnten
wir immer zufrieden sein u. hatten wenig
Verluste zu verzeichnen. Nun aber sollten
wir die Schrecken der Somme kennen lernen.
Hier bezogen wir die Stellung bei Manancourt
im Piere Vaast Wald in Sailly-Saillysell.
5
Hier ging es sehr lebhaft zu, denn
die Schießerei hörte Tag u. Nacht nicht auf, sodaß
alles dem Erdboden gleichgemacht wurde. Dazu
trat am 17.I.17. eine krimmige Kälte ein.
Einerseits waren wir froh, daß der Schlamm u.
Morast, der in den Gräben, oder vielmehr
Löchern kann man sagen, lag, vom Frost überwältigt
wurde, aber andererseits mußten wir
halb erfrieren, denn Öfen u. Heizmaterial gab
es hier nicht, wenn es auch in der lb. Heimat
hieß, die Soldaten an der Front sind mit allem
bestens versorgt. Wir zündeten uns daher Spiritus-
kocher an, die zur Erwärmung der kalten Speise
gehörten, um ein wenig die Hände zu wärmen.
Durch die anhaltende Kälte kam es, daß mir noch
am vorletzten Tag die Füße erfroren, welches keine
Kleinigkeit ist. Indem wir um 70 Tote dort lassen
mußten, wurden wir am 31.I.17. abgelöst.
Nach einer 3tägigen Fußreise kamen wir nach
Amifontaine, von wo aus wir wieder in die
Stellung vorgingen nach La ville aux Bois.
Von da aus fuhr ich das 2temal in Urlaub zu
meinen lb. Angehörigen nach Hause. Wenn auch
immer der Augenblick des Erscheinens große Freude
machte, so fiel der Abschied umso schwerer.
So ahnte keiner von uns, was in den nächsten
Tagen über uns kommen sollte.
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Am 2. Ostertag rückten wir ab und kamen
wieder in unsere alte Stellung nach Sonones.
Diesmal bis zum 4.VII.16 wo wir nach 2tägig.
Bahnfahrt nach Berieuxe kamen. Diese Stellung
war in einem Kreidefelsen. Die Gräben
waren bei Regenwetter oft bis zur Hälfte
mit Wasser gefüllt, sodaß man keine trockenen
Füße mehr bekam. Im Okt. verließen wir
die Stellung u. kamen nach Vezaponin in
die vollständig zerstörte Marsain Stellung,
welche wir nach 14täg. schwerer Arbeit wieder
verließen. So kamen wir an die Aisne nach
Missy u. Bussy. Hier sah man wenig von
einer Stellung, denn es waren bloß Feldwachen
aufgestellt in einem Wäldchen wo man hinter
Bäumen Posten stand. Das Wasser bildete die
Grenze u. deshalb wurden Patrouillen übers
Wasser gemacht, die niemals ohne Verluste abliefen.
Auch sollten wir hier nicht bleiben u.
kamen wieder in die Stellung nach Berieuxe
aber diesmal auf einen Berg. Bisher konnten
wir immer zufrieden sein u. hatten wenig
Verluste zu verzeichnen. Nun aber sollten
wir die Schrecken der Somme kennen lernen.
Hier bezogen wir die Stellung bei Manancourt
im Piere Vaast Wald in Sailly-Saillysell.
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Hier ging es sehr lebhaft zu, denn
die Schießerei hörte Tag u. Nacht nicht auf, sodaß
alles dem Erdboden gleichgemacht wurde. Dazu
trat am 17.I.17. eine krimmige Kälte ein.
Einerseits waren wir froh, daß der Schlamm u.
Morast, der in den Gräben, oder vielmehr
Löchern kann man sagen, lag, vom Frost überwältigt
wurde, aber andererseits mußten wir
halb erfrieren, denn Öfen u. Heizmaterial gab
es hier nicht, wenn es auch in der lb. Heimat
hieß, die Soldaten an der Front sind mit allem
bestens versorgt. Wir zündeten uns daher Spiritus-
kocher an, die zur Erwärmung der kalten Speise
gehörten, um ein wenig die Hände zu wärmen.
Durch die anhaltende Kälte kam es, daß mir noch
am vorletzten Tag die Füße erfroren, welches keine
Kleinigkeit ist. Indem wir um 70 Tote dort lassen
mußten, wurden wir am 31.I.17. abgelöst.
Nach einer 3tägigen Fußreise kamen wir nach
Amifontaine, von wo aus wir wieder in die
Stellung vorgingen nach La ville aux Bois.
Von da aus fuhr ich das 2temal in Urlaub zu
meinen lb. Angehörigen nach Hause. Wenn auch
immer der Augenblick des Erscheinens große Freude
machte, so fiel der Abschied umso schwerer.
So ahnte keiner von uns, was in den nächsten
Tagen über uns kommen sollte.
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Am 2. Ostertag rückten wir ab und kamen
wieder in unsere alte Stellung nach Sonones.
Diesmal bis zum 4.VII.16 wo wir nach 2tägig.
Bahnfahrt nach Berieuxe kamen. Diese Stellung
war in einem Kreidefelsen. Die Gräben
waren bei Regenwetter oft bis zur Hälfte
mit Wasser gefüllt, sodaß man keine trockenen
Füße mehr bekam. Im Okt. verließen wir
die Stellung u. kamen nach Vezaponin in
die vollständig zerstörte Marsain Stellung,
welche wir nach 14täg. schwerer Arbeit wieder
verließen. So kamen wir an die Aisne nach
Missy u. Bussy. Hier sah man wenig von
einer Stellung, denn es waren bloß Feldwachen
aufgestellt in einem Wäldchen wo man hinter
Bäumen Posten stand. Das Wasser bildete die
Grenze u. deshalb wurden Patrouillen übers
Wasser gemacht, die niemals ohne Verluste abliefen.
Auch sollten wir hier nicht bleiben u.
kamen wieder in die Stellung nach Berieuxe
aber diesmal auf einen Berg. Bisher konnten
wir immer zufrieden sein u. hatten wenig
Verluste zu verzeichnen. Nun aber sollten
wir die Schrecken der Somme kennen lernen.
Hier bezogen wir die Stellung bei Manancourt
im Fiere Vaast Wald in Sailly-Saillysell.
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Hier ging es sehr lebhaft zu, denn
die Schießerei hörte Tag u. Nacht nicht auf, sodaß
alles dem Erdboden gleichgemacht wurde. Dazu
trat am 17.I.17. eine krimmige Kälte ein.
Einerseits waren wir froh, daß der Schlamm u.
Morast, der in den Gräben, oder vielmehr
Löchern kann man sagen, lag, vom Frost überwältigt
wurde, aber andererseits mußten wir
halb erfrieren, denn Öfen u. Heizmaterial gab
es hier nicht, wenn es auch in der lb. Heimat
hieß, die Soldaten an der Front sind mit allem
bestens versorgt. Wir zündeten uns daher Spiritus-
kocher an, die zur Erwärmung der kalten Speise
gehörten, um ein wenig die Hände zu wärmen.
Durch die anhaltende Kälte kam es, daß mir noch
am vorletzten Tag die Füße erfroren, welches keine
Kleinigkeit ist. Indem wir um 70 Tote dort lassen
mußten, wurden wir am 31.I.17. abgelöst.
Nach einer 3tägigen Fußreise kamen wir nach
Amifontaine, von wo aus wir wieder in die
Stellung vorgingen nach La ville aux Bois.
Von da aus fuhr ich das 2temal in Urlaub zu
meinen lb. Angehörigen nach Hause. Wenn auch
immer der Augenblick des Erscheinens große Freude
machte, so fiel der Abschied umso schwerer.
So ahnte keiner von uns, was in den nächsten
Tagen über uns kommen sollte.
Description
Save description- 49.458512||3.229946||
Vézaponin
- 49.386374||3.437546||
Missy-sur-Aisne
- 50.025248827422935||2.975818163940403||
Manancourt
- 50.00820939125973||2.928155314416472||
Sailly-Saillisel, Bois de St. Pierre Vaast
- 49.483097||3.915629||
Amifontaine
- 49.426902||3.849936||
La Ville-aux-Bois-lès-Pontavert
Location(s)
Document location Vézaponin
-
Additional document location Missy-sur-Aisne
-
Additional document location Manancourt
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Additional document location Sailly-Saillisel, Bois de St. Pierre Vaast
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Additional document location Amifontaine
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Additional document location La Ville-aux-Bois-lès-Pontavert
- ID
- 2742 / 35295
- Contributor
- Werner Luber
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- Western Front
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- Prisoners of War
- Trench Life
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