Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 25

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...linke Seite

gekauert in den Kellern der zusammenstürzenden

z.T. brennenden Häuser. Den Major

fanden wir nirgendwo und waren froh, daß wir unverletzt

aus dem Nest herauskamen. In einer so peinlichen

Lage bin ich noch nicht gewesen. Meine Nerven

und Kräfte waren nahe am Versagen. Nach

3 stündigem Marsch fast dauernd durch ein Gelände,

das vollständig von Granaten und Schrapnells

bestrichen wurde kamen wir wieder in unserer

Scheune an. Da bekam ich Vaters Karte und Deinen

Brief, meine liebe Mutt, und da hat Dein großer

Junge, der Gefreiter ist und schon schwierige Sonderaufträge

bekommt, geweint. Kannst Du Dir das

vorstellen ? Nach all der Anstrengung u.d. durchgemachten

Elend ein Gruß aus der Heimat. Ach,

mein liebes kleines Mutt, das tat so weh u.

doch so wohl. Von Schputti und Röschen bekam ich

zur gleichen Zeit ein Schnapsfläschchen. Am Abend gingen

wir dann nach Dixmude rein und leben bis

heute leidlich sicher in Kellern. Gleich gehts weiter

in andere Kellerlöcher. Was dann wird, wissen

die Götter.

           Hzl. Grüße Euch allen, Ihr Lieben

                                   von Eurem Walther.


...rechte Seite

Auf Feldpostsendungen warten wir hier, wie die

kleinen Kinder auf Weihnachten. Also bitte, bitte

schickt recht oft kleine Freßpäckchen ab, vor allem

Chokolade, Cigarren und Fleischwaren, die recht

knapp sind, halt der Kaks [Keks] hat prächtig geschmeckt

und mindestens so selten, wie das andere.

Sonst wieder ganz auf dem Damm.

                             Adio ! Auf Wiedersehen !


34.                    Karte an Frau Ulrich.

                                           In Dixmude  13. XI. 14.

Nun sind wir endlich in diesem infamen Nest

drin, das die Artillerie fast in einen Trümmerhaufen

verwandelt hat. Bin gesund u. munter.

Habe auch in letzter Zeit recht viel Post

mit Erfrischungen von Hans bekommen, auch

hier recht gute Verpflegung, so daß uns jetzt

nichts fehlt. Das von Ihnen so gefürchtete Lager

im Schützengraben blüht uns allerdings recht

oft. Ihnen u. Frl. Hannchen auch Hans und Werner

viele                     Herzl. Grüße

                       von Ihrem dankbaren

                                                        W. Huth.

    Hier fehlt ein Brief vom 13.XI., der unter Nr. 200

                          ans Ende gerückt ist.

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...linke Seite

gekauert in den Kellern der zusammenstürzenden

z.T. brennenden Häuser. Den Major

fanden wir nirgendwo und waren froh, daß wir unverletzt

aus dem Nest herauskamen. In einer so peinlichen

Lage bin ich noch nicht gewesen. Meine Nerven

und Kräfte waren nahe am Versagen. Nach

3 stündigem Marsch fast dauernd durch ein Gelände,

das vollständig von Granaten und Schrapnells

bestrichen wurde kamen wir wieder in unserer

Scheune an. Da bekam ich Vaters Karte und Deinen

Brief, meine liebe Mutt, und da hat Dein großer

Junge, der Gefreiter ist und schon schwierige Sonderaufträge

bekommt, geweint. Kannst Du Dir das

vorstellen ? Nach all der Anstrengung u.d. durchgemachten

Elend ein Gruß aus der Heimat. Ach,

mein liebes kleines Mutt, das tat so weh u.

doch so wohl. Von Schputti und Röschen bekam ich

zur gleichen Zeit ein Schnapsfläschchen. Am Abend gingen

wir dann nach Dixmude rein und leben bis

heute leidlich sicher in Kellern. Gleich gehts weiter

in andere Kellerlöcher. Was dann wird, wissen

die Götter.

           Hzl. Grüße Euch allen, Ihr Lieben

                                   von Eurem Walther.


...rechte Seite

Auf Feldpostsendungen warten wir hier, wie die

kleinen Kinder auf Weihnachten. Also bitte, bitte

schickt recht oft kleine Freßpäckchen ab, vor allem

Chokolade, Cigarren und Fleischwaren, die recht

knapp sind, halt der Kaks [Keks] hat prächtig geschmeckt

und mindestens so selten, wie das andere.

Sonst wieder ganz auf dem Damm.

                             Adio ! Auf Wiedersehen !


34.                    Karte an Frau Ulrich.

                                           In Dixmude  13. XI. 14.

Nun sind wir endlich in diesem infamen Nest

drin, das die Artillerie fast in einen Trümmerhaufen

verwandelt hat. Bin gesund u. munter.

Habe auch in letzter Zeit recht viel Post

mit Erfrischungen von Hans bekommen, auch

hier recht gute Verpflegung, so daß uns jetzt

nichts fehlt. Das von Ihnen so gefürchtete Lager

im Schützengraben blüht uns allerdings recht

oft. Ihnen u. Frl. Hannchen auch Hans und Werner

viele                     Herzl. Grüße

                       von Ihrem dankbaren

                                                        W. Huth.

    Hier fehlt ein Brief vom 13.XI., der unter Nr. 200

                          ans Ende gerückt ist.


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  • January 19, 2017 21:48:04 Rolf Kranz

    ...linke Seite

    gekauert in den Kellern der zusammenstürzenden

    z.T. brennenden Häuser. Den Major

    fanden wir nirgendwo und waren froh, daß wir unverletzt

    aus dem Nest herauskamen. In einer so peinlichen

    Lage bin ich noch nicht gewesen. Meine Nerven

    und Kräfte waren nahe am Versagen. Nach

    3 stündigem Marsch fast dauernd durch ein Gelände,

    das vollständig von Granaten und Schrapnells

    bestrichen wurde kamen wir wieder in unserer

    Scheune an. Da bekam ich Vaters Karte und Deinen

    Brief, meine liebe Mutt, und da hat Dein großer

    Junge, der Gefreiter ist und schon schwierige Sonderaufträge

    bekommt, geweint. Kannst Du Dir das

    vorstellen ? Nach all der Anstrengung u.d. durchgemachten

    Elend ein Gruß aus der Heimat. Ach,

    mein liebes kleines Mutt, das tat so weh u.

    doch so wohl. Von Schputti und Röschen bekam ich

    zur gleichen Zeit ein Schnapsfläschchen. Am Abend gingen

    wir dann nach Dixmude rein und leben bis

    heute leidlich sicher in Kellern. Gleich gehts weiter

    in andere Kellerlöcher. Was dann wird, wissen

    die Götter.

               Hzl. Grüße Euch allen, Ihr Lieben

                                       von Eurem Walther.


    ...rechte Seite

    Auf Feldpostsendungen warten wir hier, wie die

    kleinen Kinder auf Weihnachten. Also bitte, bitte

    schickt recht oft kleine Freßpäckchen ab, vor allem

    Chokolade, Cigarren und Fleischwaren, die recht

    knapp sind, halt der Kaks [Keks] hat prächtig geschmeckt

    und mindestens so selten, wie das andere.

    Sonst wieder ganz auf dem Damm.

                                 Adio ! Auf Wiedersehen !


    34.                    Karte an Frau Ulrich.

                                               In Dixmude  13. XI. 14.

    Nun sind wir endlich in diesem infamen Nest

    drin, das die Artillerie fast in einen Trümmerhaufen

    verwandelt hat. Bin gesund u. munter.

    Habe auch in letzter Zeit recht viel Post

    mit Erfrischungen von Hans bekommen, auch

    hier recht gute Verpflegung, so daß uns jetzt

    nichts fehlt. Das von Ihnen so gefürchtete Lager

    im Schützengraben blüht uns allerdings recht

    oft. Ihnen u. Frl. Hannchen auch Hans und Werner

    viele                     Herzl. Grüße

                           von Ihrem dankbaren

                                                            W. Huth.

        Hier fehlt ein Brief vom 13.XI., der unter Nr. 200

                              ans Ende gerückt ist.

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    Diksmuide

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    Coswig (bei Dresden)

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2656 / 33632
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http://europeana1914-1918.eu/...
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Friedrich-Carl Hoffmann
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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