Tagebuch von Margarethe Wirringa, item 8
Transcription
Transcription history
-
...linke Seite
Gott sei's gedankt (!) steht die Lage für uns
gut, obgleich wir im Heiligen Lande allerlei
verloren haben; dort fiel den Engländern
vieles in die Hände. Ebenso unsere Kolonien
in Ostafrika (beinahe alle.) - doch übrigens
geht alles zu unseren und unserer Verbündeten
Gunsten vorwärts. - Unser Johann
war par Tage nach Sennelager [Truppenübungsplatz bei Paderborn]zum Granatwerfer-Kursus. Ist jetzt wieder in Düsseldorf.
Er hatte in den letzten Tagen wieder 3 Tage Bettruhe,
wegen seines angeschwollenen Fußes.
Heinrich wird wohl par Tage in Ruhe sein; denn
er schreibt oft. - Das Wetter ist jetzt schön. Tauwetter.
Vorige Woche machten meine Geschwister
und ich mit einigen Freundinnen des Abends
Schlittenfahrten in den schön verschneiten
Straßen. Es fuhren mehrere Erwachsenen - auch
Soldaten u. Mariner - mit Schlitten. Jetzt ist
es wieder vorbei mit dem Vergnügen. Am
Sonntag, den 12.1. reiste unsere Dame, Frau Neddermeyer,
wieder ab nach Hannover. Sie erhielt Erlaubnis
bis zum 15. dieses Mts. hier bleiben zu dürfen; doch
ihr Mann fuhr mit ihr in Urlaub, Militär-Angehörige
dürfen eigentlich in einem fort 6 Wochen hier in N.[orderney]
verweilen; dann müssen sie wieder fort.
Herr u. Frau Neddermeyer sind liebe Leute, daher fiel
uns gegenseitig der Abschied schwer. Da sie nicht genügend
Feuerung hatten, waren sie immer
bei uns in der Küche. Er war viel bei ihr, denn
er hatte Schonung wegen seiner schlimmen Hand. Des
Abends machten wir nach getaner Arbeit zusammen
Unterhaltungsspiele und kamen dann manchmal
für kurze Zeit - oberflächlich - über den Ernst der
Zeit hinweg. Nur fehlten uns meine Brüder
und einige Verwandte u. Bekannte. Jetzt
ist's wieder eintönig im Hause. Meine Natur
liebt eine heitere - fröhliche Umgebung.
...rechte Seite:
Die vorhin erwähnte Bett=, Haus- und
Tischwäsche mußten wir bei der Reichsbekleidungsstelle
anmelden (Berlin W. 50) - Von Herrn
C.C. Valentien hierselbst wird seit einigen Wochen
als Ersatz für Kleingeld achteckige Zehnpfennigstücke
in Verkehr gegeben. Solches
Aluminiumgeld gibt es auch an anderen
Orten. In letzter Zeit sind wieder einige Flieger
gestürzt. Todesfälle sind jedoch nicht zu beklagen.
Ein Flugzeug ist vor längerer Zeit
nicht von der Fahrt zurückgekehrt. Hoffentl.
ist die Besatzung noch wohlbehalten in Gefangenschaft.
Kürzlich wurden hier auf
unserem Friedhofe wieder 2 Landstürmer -
auswärtige - beerdigt. Sie sind an einer
Krankheit gestorben. Vater geht seit d. 2. I.
wieder zur Arbeit nach dem Hafen. Er ist wieder
kerngesund und kann die Arbeit gut tun.
Da er nur eine Stunde für den Mittag hat, bringt
Tönni ihm sein Mittagessen, was er in der
Fliegerhalle bekommt, hin. Tönni kann dort
dann auch noch genug bekommen, oder wenn
nicht, so ißt er zu Hause. Heute, d. 23., ging
die Regimentsmusik durch die Straßen.
Donnerstag, den 24. Jan. bis Montag, den 25. Febr.
Unser Johann ging am 26. I. aus Düsseldorf wieder
mit ins Feld. An dem Tage schrieb er uns Karten
von der Fahrt u. am Tage vorher die letzten Grüße
(u. ein Paket) aus Düsseldorf. Seit dem 9. II. ist
er wieder in Stellung bei oder in Flandern. Er
schrieb heute noch einen Brief u. Karte vom 20. II.
nach unserer tagelangen Sehnsucht. Die letzte
Karte war nämlich vom 10. II. Jetzt seien sie seit d. 18.
in Ruhe u. hätten schwere Kampftage hinter sich.
Von Heinrich erhielten wir auch die letzte, gute Nachricht
vom 20.II. Wir bekommen noch allerlei -
Gott sei's gedankt (!) steht die Lage für uns
gut, obgleich wir im Heiligen Lande allerlei
verloren haben; dort fiel den Engländern
vieles in die Hände. Ebenso unsere Kolonien
in Ostafrika (beinahe alle.) - doch übrigens
geht alles zu unseren und unserer Verbündeten
Gunsten vorwärts. - Unser Johann
war par Tage nach S...lager zu Granatwerfer-
Kursus. Ist jetzt wieder in Düsseldorf.
Er hatte in den letzten Tagen wieder 3 Tage Bettruhe,
wegen seines angeschwollenen Fußes.
Heinrich wird wohl par Tage in Ruhe sein; denn
er schreibt oft. - Das Wetter ist jetzt schön. Tauwetter.
Vorige Woche machten meine Geschwister
und ich mit einigen Freundinnen des Abends
Schlittenfahrten in den schön verschneiten
Straßen. Es fuhren unsere Erwachsenen - auch
Soldaten u. Mariner - mit Schlitten. Jetzt ist
es wieder vorbei mit dem Vergnügen. Am
Sonntag, den 12.1. reiste unsere Dame, Frau Neddermeyer,
wieder ab nach Hannover. Sie erhielt Erlaubnis
bis zum 15. dieses Mts. hier bleiben zu dürfen; doch
ihr Mann fuhr mit ihr in Urlaub, Militär-Angehörige
dürfen eingentlich in einem fort [eingefügt], 6 Wochen hier in N.
verweilen; dann müssen sie wieder fort
Herr u. Frau Neddermeyer sind liebe Leute, daher fiel
uns gegenseitig der Abschied schwer. Da sie nicht genügend
Feuerung hatten, waren sie immer
bei uns in der Küche. Er war viel bei ihr, denn
er hatte Schonung wegen seiner schlimmen Hand. Des
Abends machten wir nach getaner Arbeit zusammen
Unterhaltungsspiele und kamen dann manchmal
für kurze Zeit - oberflächlich - über den Ernst der
Zeit hinweg. Nur fehlten uns meine Brüder
und einige Verwandte u. Bekannte. Jetzt
ist's wieder eintönig im Hause. Meine Natur
liebt eine heitere - fröhliche Umgebung.
rechte Seite:
Die vorhin erwähnteHoBett=, Haus- und
Tischwäsche mußten wir bei der Reichsbekleidungsstelle
anmelden (Berlin W. 50) - Von Herrn
C. C. Valentien hierselbstwurdewird seit einigen Wochen
als Ersatz für Kleingeld achteckige Zehnpfennigstücke
in Verkehr gegeben. SolchesAb
Aluminiumgeld gibt es auch an anderen
Orten. In letzter Zeit sind wieder einige Flieger
gestürzt. Todesfälle sind jedoch nicht zu beklagen.
Ein Flugzeug ist vor längerer zeit
nicht von der Fahrt zurückgekehrt. Hoffentl.
ist die Besatzung noch wohlbehalten in Gefangenschaft.
Kürzlich wurden hier auch
unserem Friedhofe wieder 2 Landstürmer -
auswärtige - beerdigt. Sie sind an einer
Krankheit gestorben. Vater geht seit d. 2. I.
wieder zur Arbeit nach dem Hafen. Er ist wieder
kerngesund und kann die Arbeit gut tun.
Da er nur eine Stunde für den Mittag hat, bringt
Tönni ihm sein Mittagessen, was er in der
Fliegerhalle bekommt, hin. Tönni kann dort
dann auch noch genug bekommen, oder wenn
nicht, so ißt er zu Hause. Heute, d. 23., ging
die Regimentsmusik durch die Straßen.
Donnerstag, den 24. Jan. bis Montag, den 25. Febr.
Unser Johann ging am 26. I. aus Düsseldorf wieder
mit ins Feld. An dem Tage schrieb er uns Karten
von der Fahrt u. am Tage vorher die letzten Grüße
(u. ein Paket) aus Düsseldorf. Seit dem 9. II. ist
er wieder in Stellung bei oder in Flandern. Er
schrieb heute noch einen Brief u. Karte vom 20. II.
nach unserer tagelangen Sehnsucht. Die letzte
karte war nämlich vom 10. II. Jetzt seien sie seit d. 18.
in Ruhe u. hätten schwere Kampftage hinter sich.
Von Heinrich erhielten wir auch die letzte, gute Nachricht
vom 20.II. Wir bekommen noch allerlei
-
Gott sei's gedankt (!) steht die Lage für uns
gut, obgleich wir im Heiligen Lande allerlei
verloren haben; dort fiel den Engländern
vieles in die Hände. Ebenso unsere Kolonien
in Ostafrika (beinahe alle.) - doch übrigens
geht alles zu unseren und unserer Verbündeten
Gunsten vorwärts. - Unser Johann
war par Tage nach S...lager zu Granatwerfer-
Kursus. Ist jetzt wieder in Düsseldorf.
Er hatte in den letzten Tagen wieder 3 Tage Bettruhe,
wegen seines angeschwollenen Fußes.
Heinrich wird wohl par Tage in Ruhe sein; denn
er schreibt oft. - Das Wetter ist jetzt schön. Tauwetter.
Vorige Woche machten meine Geschwister
und ich mit einigen Freundinnen des Abends
Schlittenfahrten in den schön verschneiten
Straßen. Es fuhren unsere Erwachsenen - auch
Soldaten u. Mariner - mit Schlitten. Jetzt ist
es wieder vorbei mit dem Vergnügen. Am
Sonntag, den 12.1. reiste unsere Dame, Frau Neddermeyer,
wieder ab nach Hannover. Sie erhielt Erlaubnis
bis zum 15. dieses Mts. hier bleiben zu dürfen; doch
ihr Mann fuhr mit ihr in Urlaub, Militär-Angehörige
dürfen eingentlich in einem fort [eingefügt], 6 Wochen hier in N.
verweilen; dann müssen sie wieder fort
Herr u. Frau Neddermeyer sind liebe Leute, daher fiel
uns gegenseitig der Abschied schwer. Da sie nicht genügend
Feuerung hatten, waren sie immer
bei uns in der Küche. Er war viel bei ihr, denn
er hatte Schonung wegen seiner schlimmen Hand. Des
Abends machten wir nach getaner Arbeit zusammen
Unterhaltungsspiele und kamen dann manchmal
für kurze Zeit - oberflächlich - über den Ernst der
Zeit hinweg. Nur fehlten uns meine Brüder
und einige Verwandte u. Bekannte. Jetzt
ist's wieder eintönig im Hause. Meine Natur
liebt eine heitere - fröhliche Umgebung.
rechte Seite:
Die vorhim erwähnteHoBett=, Haus- und
Tischwäsche mußten wir bei der Reichsbekleidungsstelle
anmelden (Berlin W. 50) - Von Herrn
C. C. Valentien hierselbstwurdewird seit einigen Wochen
als Ersatz vür Kleingeld achteckige Zehnpfennigstücke
in Verkehr gegeben. SolchesAb
Aluminiumgeld gibt es auch an anderen
Orten. In letzter Zeit sind wieder einige Flieger
gestürzt. Todesfälle sind jedoch nicht zu beklagen.
Ein Flugzeug ist vor längerer zeit
nicht von der Fahrt zurückgekehrt. Hoffentl.
ist die Besatzung noch wohlbehalten in Gefangenschaft.
Kürzlich wurden hier auch
unserem Friedhofe wieder 2 Landstürmer -
auswärtige - beerdigt. Sie sind an einer
Krankheit gestorben. Vater geht seit d. 2. I.
wieder zur Arbeit nach dem Hafen. Er ist wieder
kerngesund und kann die Arbeit gut tun.
Da er nur eine Stunde für den Mittag hat, bringt
Tönni ihm sein Mittagessen, was er in der
Fliegerhalle bekommt, hin. Tönni kann dort
dann auch noch genug bekommen, oder wenn
nicht, so ißt er zu Hause. Heute, d. 23., ging
die Regimentsmusik durch die Straßen.
Donnerstag, den 24. Jan. bis Montag, den 25. Febr.
Unser Johann ging am 26. I. aus Düsseldorf wieder
mit ins Feld. An dem Tage schrieb er uns Karten
von der Fahrt u. am Tage vorher die letzten Grüße
(u. ein Paket) aus Düsseldorf. Seit dem 9. II. ist
er wieder in Stellung bei oder in Flandern. Er
schrieb heute noch einen Brief u. Karte vom 20. II.
nach unserer tagelangen Sehnsucht. Die letzte
karte war nämlich vom 10. II. Jetzt seien sie seit d. 18.
in Ruhe u. hätten schwere Kampftage hinter sich.
Von Heinrich erhielten wir auch die letzte, gute Nachricht
vom 20.II. Wir bekommen noch allerleit
Description
Save description- 53.70747050000001||7.156197199999951||||1
Norderney
Location(s)
Story location Norderney
- ID
- 14705 / 160783
- Contributor
- Johanna Senkowski
Login to edit the languages
Login to edit the fronts
Login to add keywords
- Home Front
- Women
Login to leave a note