Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 1, item 107

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S. 178

Beiden um die Ohren flogen, wie durch ein Wunder blieben

sie unverletzt. Eine Feuerpause benutzte ich um weiter

zu kommen, ich hatte gerade den Hohlweg erreicht und war in

diesen hineingesprungen, die Sandsäcke mit Brot und

Lebensmitteln und die Feldflaschen über der Schulter, als eine Granate,

oben auf dem Rande explodierte und mich über + über

mit Dreck bewarf. Noch weitere kamen geflogen, doch war

es nicht möglich Deckung zu nehmen, da durch den Regen der

Weg in Morast verwandelt war, und die Unterstände, bereits

im Schlamm ersoffen, man sah nur noch das oberste Ende der

Rahmen.

      Zurückgekommen teilten wir unser "Manger" {Essen] ich kratzte

erst mit dem Messer den Schlamm vom Körper, der gleichmässig

dick von Schulter bis Stiefel ging. Wir hatten in Stellung auf

warme Verpflegung verzichtet, bekamen reichlich Brot und

Fettigkeiten wie Konservenfleisch und Büchsenwurst, Schnaps und

Hartspiritus. Mit ersterem heizten wir innerlich (1 Ltr für 4 Mann auf

2 Tage) ausser dem "hintenrum". Auf den Spirituskochern

rösteten wir uns Brot, was wir "Eisenbahnschinen rösten"

nannten.

      Heute hörten wir zum ersten Male von der Aufgabe unserer                        18. II.

Stellungen sprechen - Die ganze Linie von Arras bis hinunter nach

Reims sollte aufgegeben werden. Gottlob aus diesem Schlamm heraus.

Aber trotzdem war es uns eigenartig, eine Stellung die wir hier ca.

3 1/2 Monat erfolgreich gegen den Feind verteidigt hatten, sollten

wir räumen, freilich geschah es ja nur, um den Truppen


S. 179

Erleichterung zu schaffen, aber man hatte ja doch seinen Graben liebgewonnen

besser gesagt die Scholle auf der man sass.

      Am 21. sollten wir abgelöst werden, stattdessen kommen zwei

Mann und holen nur 2000 Patronen ab, nach hinten, damit wir

morgen beim eventuellen Rückmarsch nicht so viel zu schleppen

hätten. Die Infanterie schleppt dagegen noch eifrig Drahverhaue nach

vorn, beim Aufstellen der schweren Rollen, an denen 4 Mann gut

zu tragen haben, werden von den Pinkfritzen noch 3 Mann

verwundet. Der eine starb bald, das Infanterigeschoss durchschlug von

hinten das Schulterblatt, ging quer durch die Brust und stack dem

Auge sichtbar unter der Haut auf der rechten Brustseite, der Zweite

hatte einen schweren Bauchschuss und wimmerte sehr. Dem Dritten

war der linke Oberarm durchschossen, und der Rock quer über

Brust zerrissen worden, dasselbe Geschoss tötete den ersten. Also immer

2 Schuss. Der Rücktransport des Verwundeten war äusserst schwierig

2 Mann, die durch je 2 weitere gestützt wurden, trugen die Bahre

über die Trichter nach hinten. Dabei kam es zu einem hässlichen

Zwischenfall. Ein Sanitäter, der zur Komp. des btr. Bataillons gehörte

weigerte sich, Hilfe zu leisten und den Verwundeten bergen zu helfen.

Ein Vizefeldwebel drohte ihn zu erschiessen und hatte dabei die Waffe

in der Hand. - aber er, der Sanitäter besann sich eines Besseren -

      Wenige Tage vorher wurde beim Essentragen ein Schütze der 1.

M.G.K. namens Röhr aus Glogau ebenfalls durch die Pinkfritzen

tötlich verwundet (Rauch) er starb wenige Tage später. Auch unsere

Komp. hatte wieder einen Toten, Schütze Notke wurde durch

Granatsplitter bei den Eisenbahnwagen getötet, das Sprengstück drang von


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S. 178

Beiden um die Ohren flogen, wie durch ein Wunder blieben

sie unverletzt. Eine Feuerpause benutzte ich um weiter

zu kommen, ich hatte gerade den Hohlweg erreicht und war in

diesen hineingesprungen, die Sandsäcke mit Brot und

Lebensmitteln und die Feldflaschen über der Schulter, als eine Granate,

oben auf dem Rande explodierte und mich über + über

mit Dreck bewarf. Noch weitere kamen geflogen, doch war

es nicht möglich Deckung zu nehmen, da durch den Regen der

Weg in Morast verwandelt war, und die Unterstände, bereits

im Schlamm ersoffen, man sah nur noch das oberste Ende der

Rahmen.

      Zurückgekommen teilten wir unser "Manger" {Essen] ich kratzte

erst mit dem Messer den Schlamm vom Körper, der gleichmässig

dick von Schulter bis Stiefel ging. Wir hatten in Stellung auf

warme Verpflegung verzichtet, bekamen reichlich Brot und

Fettigkeiten wie Konservenfleisch und Büchsenwurst, Schnaps und

Hartspiritus. Mit ersterem heizten wir innerlich (1 Ltr für 4 Mann auf

2 Tage) ausser dem "hintenrum". Auf den Spirituskochern

rösteten wir uns Brot, was wir "Eisenbahnschinen rösten"

nannten.

      Heute hörten wir zum ersten Male von der Aufgabe unserer                        18. II.

Stellungen sprechen - Die ganze Linie von Arras bis hinunter nach

Reims sollte aufgegeben werden. Gottlob aus diesem Schlamm heraus.

Aber trotzdem war es uns eigenartig, eine Stellung die wir hier ca.

3 1/2 Monat erfolgreich gegen den Feind verteidigt hatten, sollten

wir räumen, freilich geschah es ja nur, um den Truppen


S. 179

Erleichterung zu schaffen, aber man hatte ja doch seinen Graben liebgewonnen

besser gesagt die Scholle auf der man sass.

      Am 21. sollten wir abgelöst werden, stattdessen kommen zwei

Mann und holen nur 2000 Patronen ab, nach hinten, damit wir

morgen beim eventuellen Rückmarsch nicht so viel zu schleppen

hätten. Die Infanterie schleppt dagegen noch eifrig Drahverhaue nach

vorn, beim Aufstellen der schweren Rollen, an denen 4 Mann gut

zu tragen haben, werden von den Pinkfritzen noch 3 Mann

verwundet. Der eine starb bald, das Infanterigeschoss durchschlug von

hinten das Schulterblatt, ging quer durch die Brust und stack dem

Auge sichtbar unter der Haut auf der rechten Brustseite, der Zweite

hatte einen schweren Bauchschuss und wimmerte sehr. Dem Dritten

war der linke Oberarm durchschossen, und der Rock quer über

Brust zerrissen worden, dasselbe Geschoss tötete den ersten. Also immer

2 Schuss. Der Rücktransport des Verwundeten war äusserst schwierig

2 Mann, die durch je 2 weitere gestützt wurden, trugen die Bahre

über die Trichter nach hinten. Dabei kam es zu einem hässlichen

Zwischenfall. Ein Sanitäter, der zur Komp. des btr. Bataillons gehörte

weigerte sich, Hilfe zu leisten und den Verwundeten bergen zu helfen.

Ein Vizefeldwebel drohte ihn zu erschiessen und hatte dabei die Waffe

in der Hand. - aber er, der Sanitäter besann sich eines Besseren -

      Wenige Tage vorher wurde beim Essentragen ein Schütze der 1.

M.G.K. namens Röhr aus Glogau ebenfalls durch die Pinkfritzen

tötlich verwundet (Rauch) er starb wenige Tage später. Auch unsere

Komp. hatte wieder einen Toten, Schütze Notke wurde durch

Granatsplitter bei den Eisenbahnwagen getötet, das Sprengstück drang von



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  • April 1, 2017 10:34:13 Rolf Kranz

    S. 178

    Beiden um die Ohren flogen, wie durch ein Wunder blieben

    sie unverletzt. Eine Feuerpause benutzte ich um weiter

    zu kommen, ich hatte gerade den Hohlweg erreicht und war in

    diesen hineingesprungen, die Sandsäcke mit Brot und

    Lebensmitteln und die Feldflaschen über der Schulter, als eine Granate,

    oben auf dem Rande explodierte und mich über + über

    mit Dreck bewarf. Noch weitere kamen geflogen, doch war

    es nicht möglich Deckung zu nehmen, da durch den Regen der

    Weg in Morast verwandelt war, und die Unterstände, bereits

    im Schlamm ersoffen, man sah nur noch das oberste Ende der

    Rahmen.

          Zurückgekommen teilten wir unser "Manger" {Essen] ich kratzte

    erst mit dem Messer den Schlamm vom Körper, der gleichmässig

    dick von Schulter bis Stiefel ging. Wir hatten in Stellung auf

    warme Verpflegung verzichtet, bekamen reichlich Brot und

    Fettigkeiten wie Konservenfleisch und Büchsenwurst, Schnaps und

    Hartspiritus. Mit ersterem heizten wir innerlich (1 Ltr für 4 Mann auf

    2 Tage) ausser dem "hintenrum". Auf den Spirituskochern

    rösteten wir uns Brot, was wir "Eisenbahnschinen rösten"

    nannten.

          Heute hörten wir zum ersten Male von der Aufgabe unserer                        18. II.

    Stellungen sprechen - Die ganze Linie von Arras bis hinunter nach

    Reims sollte aufgegeben werden. Gottlob aus diesem Schlamm heraus.

    Aber trotzdem war es uns eigenartig, eine Stellung die wir hier ca.

    3 1/2 Monat erfolgreich gegen den Feind verteidigt hatten, sollten

    wir räumen, freilich geschah es ja nur, um den Truppen


    S. 179

    Erleichterung zu schaffen, aber man hatte ja doch seinen Graben liebgewonnen

    besser gesagt die Scholle auf der man sass.

          Am 21. sollten wir abgelöst werden, stattdessen kommen zwei

    Mann und holen nur 2000 Patronen ab, nach hinten, damit wir

    morgen beim eventuellen Rückmarsch nicht so viel zu schleppen

    hätten. Die Infanterie schleppt dagegen noch eifrig Drahverhaue nach

    vorn, beim Aufstellen der schweren Rollen, an denen 4 Mann gut

    zu tragen haben, werden von den Pinkfritzen noch 3 Mann

    verwundet. Der eine starb bald, das Infanterigeschoss durchschlug von

    hinten das Schulterblatt, ging quer durch die Brust und stack dem

    Auge sichtbar unter der Haut auf der rechten Brustseite, der Zweite

    hatte einen schweren Bauchschuss und wimmerte sehr. Dem Dritten

    war der linke Oberarm durchschossen, und der Rock quer über

    Brust zerrissen worden, dasselbe Geschoss tötete den ersten. Also immer

    2 Schuss. Der Rücktransport des Verwundeten war äusserst schwierig

    2 Mann, die durch je 2 weitere gestützt wurden, trugen die Bahre

    über die Trichter nach hinten. Dabei kam es zu einem hässlichen

    Zwischenfall. Ein Sanitäter, der zur Komp. des btr. Bataillons gehörte

    weigerte sich, Hilfe zu leisten und den Verwundeten bergen zu helfen.

    Ein Vizefeldwebel drohte ihn zu erschiessen und hatte dabei die Waffe

    in der Hand. - aber er, der Sanitäter besann sich eines Besseren -

          Wenige Tage vorher wurde beim Essentragen ein Schütze der 1.

    M.G.K. namens Röhr aus Glogau ebenfalls durch die Pinkfritzen

    tötlich verwundet (Rauch) er starb wenige Tage später. Auch unsere

    Komp. hatte wieder einen Toten, Schütze Notke wurde durch

    Granatsplitter bei den Eisenbahnwagen getötet, das Sprengstück drang von


  • January 24, 2017 17:23:18 Rolf Kranz

    S. 178

    Beiden um die Ohren flogen, wie durch ein Wunder blieben

    sie unverletzt. Eine Feuerpause benutzte ich um weiter

    zu kommen, ich hatte gerade den Hohlweg erreicht und war in

    diesen hineingesprungen, die Sandsäcke mit Brot und

    Lebensmitteln und die Feldflaschen über der Schulter, als eine Granate,

    oben auf dem Rande explodierte und mich über + über

    mit Dreck bewarf. Noch weitere kamen geflogen, doch war

    es nicht möglich Deckung zu nehmen, da durch den Regen der

    Weg in Morast verwandelt war, und die Unterstände, bereits

    im Schlamm ersoffen, man sah nur noch das oberste Ende der

    Rahmen.

    Zurückgekommen teilten wir unser "Manger" {Essen] ich kratzte

    erst mit dem Messer den Schlamm vom Körper, der gleichmässig

    dick von Schulter bis Stiefel ging. Wir hatten in Stellung auf

    warme Verpflegung verzichtet, bekamen reichlich Brot und

    Fettigkeiten wie Konservenfleisch und Büchsenwurst, Schnaps und

    Hartspiritus. Mit ersterem heizten wir innerlich (1 Ltr für 4 Mann auf

    2 Tage) aussen dem "hintenrum". Auf den Spirituskochern

    rösteten wir uns Brot, was wir "Eisenbahnschinen rösten"

    nannten.

    18. II.

    Heute hörten wir zum ersten Male von der Aufgabe unserer

    Stellungen sprechen - Die ganze Linie von Arras bis hinunter nach

    Reims sollte aufgegeben werden. Gottlob aus diesem Schlamm heraus.

    Aber trotzdem war es uns eigenartig, eine Stellung die wir hier ca.

    3 1/2 Monat erfolgreich gegen den Feind verteidigt hatten, sollten

    wir räumen, freilich geschah es ja nur, um den Truppen


    S. 179

    Erleichterung zu schaffen, aber man hatte ja doch seinen Graben liebgewonnen

    besser gesagt die Scholle auf der man sass.

    Am 21. sollten wir abgelöst werden, stattdessen kommen zwei

    Mann und holen nur 2000 Patronen ab, nach hinten, damit wir

    morgen beim eventuellen Rückmarsch nicht so viel zu schleppen

    hätten. Die Infanterie schleppt dagegen noch eifrig Drahverhaue nach

    vorn, beim Aufstellen der schweren Rollen, an denen 4 Mann gut

    zu tragen haben, werden von den Pinkfritzen noch 3 Mann

    verwundet. Der eine starb bald, das Infanterigeschoss durchschlug von

    hinten das Schulterblatt, ging quer durch die Brust und stack dem

    Auge sichtbar unter der Haut auf der rechten Brustseite, der Zweite

    hatte einen schweren Bauchschuss und wimmerte sehr. Dem Dritten

    war der linke Oberarm durchschossen, und der Rock quer über

    Brust zerrissen worden, dasselbe Geschoss tötete den ersten. Also immer

    2 Schuss. Der Rücktransport des Verwundeten war äusserst schwierig

    2 Mann, die durch je 2 weitere gestützt wurden, trugen die Bahre

    über die Trichter nach hinten. Dabei kam es zu einem hässlichen

    Zwischenfall. Ein Sanitäter, der zur Komp. des btr. Bataillons gehörte

    weigerte sich, Hilfe zu leisten und den Verwundeten bergen zu helfen.

    Ein Vizefeldwebel drohte ihn zu erschiessen und hatte dabei die Waffe

    in der Hand. - aber er, der Sanitäter besann sich eines Besseren -

    Wenige Tage vorher wurde beim Essentragen ein Schütze der 1.

    M.G.K. namens Röhr aus Glogau ebenfalls durch die Pinkfritzen

    tötlich verwundet (Rauch) er starb wenige Tage später. Auch unsere

    Komp. hatte wieder einen Toten, Schütze Notke wurde durch

    Granatsplitter bei den Eisenbahnwagen getötet, das Sprengstück drang von



  • January 24, 2017 17:21:02 Rolf Kranz

    S. 178

    Beiden um die Ohren flogen, wie durch ein Wunder blieben

    sie unverletzt. Eine Feuerpause benutzte ich um weiter

    zu kommen, ich hatte gerade den Hohlweg erreicht und war in

    diesen hineingesprungen, die Sandsäcke mit Brot und

    Lebensmitteln und die Feldflaschen über der Schulter, als eine Granate,

    oben auf dem Rande explodierte und mich über + über

    mit Dreck bewarf. Noch weitere kamen geflogen, doch war

    es nicht möglich Deckung zu nehmen, da durch den Regen der

    Weg in Morast verwandelt war, und die Unterstände, bereits

    im Schlamm ersoffen, man sah nur noch das oberste Ende der

    Rahmen.

    Zurückgekommen teilten wir unser "Manger" {Essen] ich kratzte

    erst mit dem Messer den Schlamm vom Körper, der gleichmässig

    dick von Schulter bis Stiefel ging. Wir hatten in Stellung auf

    warme Verpflegung verzichtet, bekamen reichlich Brot und

    Fettigkeiten wie Konservenfleisch und Büchsenwurst, Schnaps und

    Hartspiritus. Mit ersterem heizten wir innerlich (1 Ltr für 4 Mann auf

    2 Tage) aussen dem "hintenrum". Auf den Spirituskochern

    rösteten wir uns Brot, was wir "Eisenbahnschinen rösten"

    nannten.

    18. II.

    Heute hörten wir zum ersten Male von der Aufgabe unserer

    Stellungen sprechen - Die ganze Linie von Arras bis hinunter nach

    Reims sollte aufgegeben werden. Gottlob aus diesem Schlamm heraus.

    Aber trotzdem war es uns eigenartig, eine Stellung die wir hier ca.

    3 1/2 Monat erfolgreich gegen den Feind verteidigt hatten, sollten

    wir räumen, freilich geschah es ja nur, um den Truppen


    S. 179

    Erleichterung zu schaffen, aber man hatte ja doch seinen Graben liebgewonnen

    besser gesagt die Scholle auf der man sass.

    Am 21. sollten wir abgelöst werden, stattdessen kommen zwei

    Mann und holen nur 2000 Patronen ab, nach hinten, damit wir

    morgen beim eventuellen Rückmarsch nicht so viel zu schleppen

    hätten. Die Infanterie schleppt dagegen noch eifrig Drahverhaue nach

    vorn, beim Aufstellen der schweren Rollen, an denen 4 Mann gut

    zu tragen haben, werden von den Pinkfritzen noch 3 Mann

    verwundet. Der eine starb bald, das Infanterigeschoss durchschlug von

    hinten das Schulterblatt, ging quer durch die Brust und stack dem

    Auge sichtbar unter der Haut auf der rechten Brustseite, der Zweite

    hatte einen schweren Bauchschuss und wimmerte sehr. Dem Dritten

    war der linke Oberarm durchschossen, und dee Rock quer über

    Brust zerrissen worden, dasselbe Geschoss tötete den ersten. Also immer

    2 Schuss. Der Rücktransport des Verwundeten war äusserst schwierig

    2 Mann, die durch je 2 weitere gestützt wurden, trugen die Bahre

    über die Trichter nach hinten. Dabei kam es zu einem hässlichen

    Zwischenfall. Ein Sanitäter, der zur Komp. des btr. Bataillons gehörte

    weigerte sich, Hilfe zu leisten und den Verwundeten bergen zu helfen.

    Ein Vizefeldwebel drohte ihn zu erschiessen und hatte dabei die Waffe

    in der Hand. - aber er, der Sanitäter besann sich eines Besseren -

    Wenige Tage vorher wurde beim Essentragen ein Schütze der 1.

    M.G.K. namens Röhr aus Glogau ebenfalls durch die Pinkfritzen

    tötlich verwundet (Rauch) er starb wenige Tage später. Auch unsere

    Komp. hatte wieder einen Toten, Schütze Notke wurde durch

    Granatsplitter bei den Eisenbahnwagen getötet, das Sprengstück drang von



  • December 23, 2016 11:25:09 Corinna Pichler (AUT)

    S. 178

    Beiden um die Ohren flogen, wie durch ein Wunder blieben

    sie unverletzt. Eine Feuerpause benutzte ich um weiter

    zu kommen, ich hatte gerade den Hohlweg erreicht und war in

    diesen hineingesprungen, die Sandsäcke mit Brot und

    Lebensmitteln und die Feldflaschen über der Schulter, als eine Granate,

    oben auf dem Rande explodierte und mich über + über

    mit Dreck bewarf. Noch weitere kamen geflogen, doch war

    es nicht möglich Deckung zu nehmen, da durch den Regen der

    Weg im Morast verwandelt war, und die Unterstände, bereits

    im Schlamm ersoffen, man sah nur noch das oberste Ende der

    Rahmen.

    Zurückgekommen teilten wir unser "Manger" ich kratzte

    erst it dem Messer den Schlamm vom Körper, der gleichmässig

    dick von Schulter bis Stiefel ging. Wir hatten im Stellung auf

    warme Verpflegung verzichtet, bekamen reichlich Brot und

    Fettigkeiten wie Konservenfleisch und Büchsenwurst, Schnaps und

    Hartquirilus. Mit ersterem heizten wir innerlich (1 Ltr für 4 Mann auf

    2 Tage) aussen dem "hintenraum". Auf den Spiritusbechern

    rösteten wir uns Brot, was wir "Eisenbahnschinen rösten"

    nannten.

    18. II.

    Heute hörten wir zum ersten Male von der Aufgabe unserer

    Stellungen sprechen - Die ganze Linie von Arras bis hinunter nach

    Rumes sollte aufgegeben werden. Gottlob aus diesem Schlamm heraus.

    Aber trotzdem war es uns eigenartig, eine Stellung die wir hier ca.

    3 1/2 Monat erfolgreich gegen den Feind verteidigt hatten, sollten

    wir räumen, freilich geschah es ja nur, um den Truppen


    S. 179

    Erleichterung zu schaffen, aber man hatte ja doch seinen Graben liebgewonnen

    besser gesagt die Scholle auf der man sass.

    Am 21. sollten wir abgelöst werden, stattdessen kommen zwei

    Mann und holen nur 2000 Patronen ab, nach hinten, damit wir

    morgen beim eventuellen Rückmarsch nicht so viel zu schleppen

    hätten. Die Infanterie schleppt dagegen noch eifrig Drahverhaue nach

    vorn, beim Aufstellen der schweren Rollen, an denen 4 Mann gut

    zu tragen haben, werden von den Pinkfritzen noch 3 Mann

    verwundet. Der eine starb bald, das Infanterigeschoss durchschlug von

    hinten das Schulterblatt, ging quer durch die Brust und stach dem

    Auge sichtbar unter der Haut auf der rechten Brustseite, der Zweite

    hatte einen schweren Bauchschuss und wimmerte sehr. Dem Dritten

    war der linke Oberarm durchschossen, und der Rückquereilen

    Brust zerrissen worden, dasslbe Geschoss tötete den ersten. Also immer

    2 Schuss. Der Rücktransport des Verwundeten war äusserst schwierig

    2 Mann, die durch je 2 weitere gestützt wurden, trugen die Bahre

    über die Trichter nach hinten. Dabei kam es zu einem hässlichen

    Zwischenfall. Ein Sanitäter, der zur Korp. des btr. Bataillons gehörte

    weigerte sich, Hilfe zu leisten und den Verwundeten bergen zu helfen.

    Ein Vizefeldwebel drohte ihn zu erschiessen und hatte dabei die Waffe

    in der Hand. - aber er, der Sanitäter besann sich eines Besseren -

    Wenige Tage vorher wurde beim Essentragen ein Schütze der 1.

    M.G.K. namens Röhr aus Hogau ebenfalls durch die Pinkfritzen

    tötlich verwundet (Rauch) er starb wenige Tage später. Auch unsere

    Komp. hatte wieder einen Toten, Schütze Notke wurde durch

    Granatsplitter bei den Eisenbahnwagen getötet, das Sprengstück drang von



  • December 23, 2016 11:18:01 Corinna Pichler (AUT)

    S. 178

    Beiden um die Ohren flogen, wie durch ein Wunder blieben

    sie unverletzt. Eine Feuerpause benutzte ich um weiter

    zu kommen, ich hatte gerade den Hohlweg erreicht und war in

    diesen hineingesprungen, die Sandsäcke mit Brot und

    Lebensmitteln und die Feldflaschen über der Schulter, als eine Granate,

    oben auf dem Rande explodierte und mich über + über

    mit Dreck bewarf. Noch weitere kamen geflogen, doch war

    es nicht möglich Deckung zu nehmen, da durch den Regen der

    Weg im Morast verwandelt war, und die Unterstände, bereits

    im Schlamm ersoffen, man sah nur noch das oberste Ende der

    Rahmen.

    Zurückgekommen teilten wir unser "Manger" ich kratzte

    erst it dem Messer den Schlamm vom Körper, der gleichmässig

    dick von Schulter bis Stiefel ging. Wir hatten im Stellung auf

    warme Verpflegung verzichtet, bekamen reichlich Brot und

    Fettigkeiten wie Konservenfleisch und Büchsenwurst, Schnaps und

    Hartquirilus. Mit ersterem heizten wir innerlich (1 Ltr für 4 Mann auf

    2 Tage) aussen dem "hintenraum". Auf den Spiritusbechern

    rösteten wir uns Brot, was wir "Eisenbahnschinen rösten"

    nannten.

    18. II.

    Heute hörten wir zum ersten Male von der Aufgabe unserer

    Stellungen sprechen - Die ganze Linie von Arras bis hinunter nach

    Rumes sollte aufgegeben werden. Gottlob aus diesem Schlamm heraus.

    Aber trotzdem war es uns eigenartig, eine Stellung die wir hier ca.

    3 1/2 Monat erfolgreich gegen den Feind verteidigt hatten, sollten

    wir räumen, freilich geschah es ja nur, um den Truppen


    S. 179

    Erleichterung zu schaffen, aber man hatte ja doch seinen Graben liebgewonnen

    besser gesagt die Scholle auf der man sass.

    Am 21. sollten wir abgelöst werden, stattdessen kommen zwei

    Mann und holen nur 2000 Patronen ab, nach hinten, damit wir

    morgen beim eventuellen Rückmarsch nicht so viel zu schleppen

    hätten. Die Infanterie schleppt dagegen noch eifrig Drahverhaue nach

    vorn, beim Aufstellen der schweren Rollen, an denen 4 Mann gut

    zu tragen haben,



  • December 23, 2016 11:11:43 Corinna Pichler (AUT)

    S. 178

    Beiden um die Ohren flogen, wie durch ein Wunder blieben

    sie unverletzt. Eine Feuerpause benutzte ich um weiter

    zu kommen, ich hatte gerade den Hohlweg erreicht und war in

    diesen hineingesprungen, die Sandsäcke mit Brot und

    Lebensmitteln und die Feldflaschen über der Schulter, als eine Granate,

    oben auf dem Rande explodierte und mich über + über

    mit Dreck bewarf. Noch weitere kamen geflogen, doch war

    es nicht möglich Deckung zu nehmen, da durch den Regen der

    Weg im Morast verwandelt war, und die Unterstände, bereits

    im Schlamm ersoffen, man sah nur noch das oberste Ende der

    Rahmen.

    Zurückgekommen teilten wir unser "Manger" ich kratzte

    erst it dem Messer den Schlamm vom Körper, der gleichmässig

    dick von Schulter bis Stiefel ging. Wir hatten im Stellung auf

    warme Verpflegung verzichtet, bekamen reichlich Brot und

    Fettigkeiten wie Konservenfleisch und Büchsenwurst, Schnaps und

    Hartquirilus. Mit ersterem heizten wir innerlich (1 Ltr für 4 Mann auf

    2 Tage) aussen dem "hintenraum". Auf den Spiritusbechern

    rösteten wir uns Brot, was wir "Eisenbahnschinen rösten"

    nannten.

    18. II.

    Heute hörten wir zum ersten Male von der Aufgabe unserer

    Stellungen sprechen - Die ganze Linie von Arras bis hinunter nach

    Rumes sollte aufgegeben werden. Gottlob aus diesem Schlamm heraus.

    Aber trotzdem war es uns eigenartig, eine Stellung die wir hier ca.

    3 1/2 Monat erfolgreich gegen den Feind verteidigt hatten, sollten

    wir räumen, freilich geschah es ja nur, um den Truppen


    S. 179

    Erleichterung zu schaffen, aber man hatte ja doch seinen Graben liebgewonnen

    besser gesagt die Scholle auf der man sass.



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    Görlitz

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ID
12796 / 168658
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Heike Knothe
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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