Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 1, item 98

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S. 160

diese vermuteten den Rettungsweg nur nach dem Ausgang zu, 15 Stufen

cr 3-4 metr höher und weiter. Nach langer, kräftiger Arbeit

hörten wir das Rufen der Retter, und wenige Minuten später hatte

ich die Verbindung mit diesen. Dann war das enge Loch schnell

erweitert, Zugluft entstand, der Rauch zog ab, aber noch konnten

wir nicht heraus, da ein jeder mehr oder minder zwischen oder

in den hereingezogenen Schuttmassen stand. Erst 350 oder mehr

volle Sandsäcke wurden heraus befördert. - Von Hand zu Hand

bis zu mir, dann durch das Loch zu den Pionieren, von diesen den

steilen, engen nur cr 50cm hohen und 75cm breiten bogenförmigen

Minierstollen 4 metr aufwärts gezogen, schafften diese Platz um uns

bergen zu können. Die Pioniere hatten keine leichte Arbeit gehabt, in

dem engen schrägen Stollen und mussten erst die Eisenblechversteifung

herausreissen, gleichzeitig hatten andere ungeachtet des heftigen Geschiesse

die beiden im Eingang bis zum Hals verschütteten, indessen nur sehr

leicht verletzten Infanterieposten aus ihrer Lage befreit. Als wir

andern Eingeschlossenen um 6.00 endlich in der Kiessgrube in

frischer Luft standen, hatte der Feuerüberfall ausgetobt, mit

zitternden Knien und Armen, wurden wir uns nun erst der gefährlichen

Lage bewusst, in welcher wir alle geschwebt hatten, und wir verdankten

die Rettung hauptsächlich mit den Pionieren, die nur

entgegenerbieteten. Leider war Schütze Braun immer noch verschüttet, an

sein Leben war nicht mehr zu glauben. Trotzdem wir uns sofort

an Bergungsarbeiten machten, konnten wir ihn erst um 1/2 10 Uhr

nachts aus seiner Lage befreien. Die Granate war auf Deckung

gerade über dem Überstand geschlagen. Der gewaltige Druck hatte


S. 161

den 5-6 Deckenrahmen eingedrückt und die darüberliegenden

Kreidegesteinsmauern in den Unterstand gedrückt. Schütze Braun hatte

gerade darüber gestanden, war an die Wand gedrückt und durch

ein Deckenholz festgeklemmt worden, dann durch nachstürzendes

Gestein völlig bis zum Luftabschluss verschüttet worden.

      Braun war ein netter Kamerad aus Neuwied am Rhein, Ehre

seinem Angedenken. - Mit der Bergung der Leiche bekam ich

meine Uhr wieder, erst weitere 2 Stunden später hatten wir

sämmtliches Gerät - M.G. und Patronenkästen geborgen - Die Hand hatte

ihr Opfer geholt - aber auch sie war verschwunden, - eine andere

Granate mochte auch ihr einen anderen Platz gegeben haben. - 

      Noch mussten wir in Stellung bleiben, auch im selben

Unterstand bleiben, aber verschwunden war die Wärme und das

Gefühl des Geborgenseins. - Kalter Wind - gleich Grubenhauch zog durch

die Stollengänge, oben im Einschlagsloch von ca 1 metr Durchmesser

hing noch ein Steinblock, Schrecken einjagend.

      Draussen in einer Zeltbahn eingehüllt lag unser Toter. Gestern

noch auf stolzen Rossen, heute durch die Brust geschossen, morgen in

das kühle Grab - - - Wie uns nun der Unterstand anekelte, diese

Mausefalle, dieser Seelenverkäufer mit einem Ausgang, und immer

musste ich später bei Beschiessungen an jenen Unterstand denken,

und mied fortan solche nach Möglichkeit -

      Um 5.00 morgens stand ich wieder auf Posten, neben mir

ein älterer Infanterist, das M.G. auf Deckung. Alles war ruhig,

da ganz in der Ferne vor uns ein eigentümlicher Klang "Eine

Mine" sagte mein Kamerad. Ich wollte gerade den Mund zu


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S. 160

diese vermuteten den Rettungsweg nur nach dem Ausgang zu, 15 Stufen

cr 3-4 metr höher und weiter. Nach langer, kräftiger Arbeit

hörten wir das Rufen der Retter, und wenige Minuten später hatte

ich die Verbindung mit diesen. Dann war das enge Loch schnell

erweitert, Zugluft entstand, der Rauch zog ab, aber noch konnten

wir nicht heraus, da ein jeder mehr oder minder zwischen oder

in den hereingezogenen Schuttmassen stand. Erst 350 oder mehr

volle Sandsäcke wurden heraus befördert. - Von Hand zu Hand

bis zu mir, dann durch das Loch zu den Pionieren, von diesen den

steilen, engen nur cr 50cm hohen und 75cm breiten bogenförmigen

Minierstollen 4 metr aufwärts gezogen, schafften diese Platz um uns

bergen zu können. Die Pioniere hatten keine leichte Arbeit gehabt, in

dem engen schrägen Stollen und mussten erst die Eisenblechversteifung

herausreissen, gleichzeitig hatten andere ungeachtet des heftigen Geschiesse

die beiden im Eingang bis zum Hals verschütteten, indessen nur sehr

leicht verletzten Infanterieposten aus ihrer Lage befreit. Als wir

andern Eingeschlossenen um 6.00 endlich in der Kiessgrube in

frischer Luft standen, hatte der Feuerüberfall ausgetobt, mit

zitternden Knien und Armen, wurden wir uns nun erst der gefährlichen

Lage bewusst, in welcher wir alle geschwebt hatten, und wir verdankten

die Rettung hauptsächlich mit den Pionieren, die nur

entgegenerbieteten. Leider war Schütze Braun immer noch verschüttet, an

sein Leben war nicht mehr zu glauben. Trotzdem wir uns sofort

an Bergungsarbeiten machten, konnten wir ihn erst um 1/2 10 Uhr

nachts aus seiner Lage befreien. Die Granate war auf Deckung

gerade über dem Überstand geschlagen. Der gewaltige Druck hatte


S. 161

den 5-6 Deckenrahmen eingedrückt und die darüberliegenden

Kreidegesteinsmauern in den Unterstand gedrückt. Schütze Braun hatte

gerade darüber gestanden, war an die Wand gedrückt und durch

ein Deckenholz festgeklemmt worden, dann durch nachstürzendes

Gestein völlig bis zum Luftabschluss verschüttet worden.

      Braun war ein netter Kamerad aus Neuwied am Rhein, Ehre

seinem Angedenken. - Mit der Bergung der Leiche bekam ich

meine Uhr wieder, erst weitere 2 Stunden später hatten wir

sämmtliches Gerät - M.G. und Patronenkästen geborgen - Die Hand hatte

ihr Opfer geholt - aber auch sie war verschwunden, - eine andere

Granate mochte auch ihr einen anderen Platz gegeben haben. - 

      Noch mussten wir in Stellung bleiben, auch im selben

Unterstand bleiben, aber verschwunden war die Wärme und das

Gefühl des Geborgenseins. - Kalter Wind - gleich Grubenhauch zog durch

die Stollengänge, oben im Einschlagsloch von ca 1 metr Durchmesser

hing noch ein Steinblock, Schrecken einjagend.

      Draussen in einer Zeltbahn eingehüllt lag unser Toter. Gestern

noch auf stolzen Rossen, heute durch die Brust geschossen, morgen in

das kühle Grab - - - Wie uns nun der Unterstand anekelte, diese

Mausefalle, dieser Seelenverkäufer mit einem Ausgang, und immer

musste ich später bei Beschiessungen an jenen Unterstand denken,

und mied fortan solche nach Möglichkeit -

      Um 5.00 morgens stand ich wieder auf Posten, neben mir

ein älterer Infanterist, das M.G. auf Deckung. Alles war ruhig,

da ganz in der Ferne vor uns ein eigentümlicher Klang "Eine

Mine" sagte mein Kamerad. Ich wollte gerade den Mund zu



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  • April 1, 2017 09:43:29 Rolf Kranz

    S. 160

    diese vermuteten den Rettungsweg nur nach dem Ausgang zu, 15 Stufen

    cr 3-4 metr höher und weiter. Nach langer, kräftiger Arbeit

    hörten wir das Rufen der Retter, und wenige Minuten später hatte

    ich die Verbindung mit diesen. Dann war das enge Loch schnell

    erweitert, Zugluft entstand, der Rauch zog ab, aber noch konnten

    wir nicht heraus, da ein jeder mehr oder minder zwischen oder

    in den hereingezogenen Schuttmassen stand. Erst 350 oder mehr

    volle Sandsäcke wurden heraus befördert. - Von Hand zu Hand

    bis zu mir, dann durch das Loch zu den Pionieren, von diesen den

    steilen, engen nur cr 50cm hohen und 75cm breiten bogenförmigen

    Minierstollen 4 metr aufwärts gezogen, schafften diese Platz um uns

    bergen zu können. Die Pioniere hatten keine leichte Arbeit gehabt, in

    dem engen schrägen Stollen und mussten erst die Eisenblechversteifung

    herausreissen, gleichzeitig hatten andere ungeachtet des heftigen Geschiesse

    die beiden im Eingang bis zum Hals verschütteten, indessen nur sehr

    leicht verletzten Infanterieposten aus ihrer Lage befreit. Als wir

    andern Eingeschlossenen um 6.00 endlich in der Kiessgrube in

    frischer Luft standen, hatte der Feuerüberfall ausgetobt, mit

    zitternden Knien und Armen, wurden wir uns nun erst der gefährlichen

    Lage bewusst, in welcher wir alle geschwebt hatten, und wir verdankten

    die Rettung hauptsächlich mit den Pionieren, die nur

    entgegenerbieteten. Leider war Schütze Braun immer noch verschüttet, an

    sein Leben war nicht mehr zu glauben. Trotzdem wir uns sofort

    an Bergungsarbeiten machten, konnten wir ihn erst um 1/2 10 Uhr

    nachts aus seiner Lage befreien. Die Granate war auf Deckung

    gerade über dem Überstand geschlagen. Der gewaltige Druck hatte


    S. 161

    den 5-6 Deckenrahmen eingedrückt und die darüberliegenden

    Kreidegesteinsmauern in den Unterstand gedrückt. Schütze Braun hatte

    gerade darüber gestanden, war an die Wand gedrückt und durch

    ein Deckenholz festgeklemmt worden, dann durch nachstürzendes

    Gestein völlig bis zum Luftabschluss verschüttet worden.

          Braun war ein netter Kamerad aus Neuwied am Rhein, Ehre

    seinem Angedenken. - Mit der Bergung der Leiche bekam ich

    meine Uhr wieder, erst weitere 2 Stunden später hatten wir

    sämmtliches Gerät - M.G. und Patronenkästen geborgen - Die Hand hatte

    ihr Opfer geholt - aber auch sie war verschwunden, - eine andere

    Granate mochte auch ihr einen anderen Platz gegeben haben. - 

          Noch mussten wir in Stellung bleiben, auch im selben

    Unterstand bleiben, aber verschwunden war die Wärme und das

    Gefühl des Geborgenseins. - Kalter Wind - gleich Grubenhauch zog durch

    die Stollengänge, oben im Einschlagsloch von ca 1 metr Durchmesser

    hing noch ein Steinblock, Schrecken einjagend.

          Draussen in einer Zeltbahn eingehüllt lag unser Toter. Gestern

    noch auf stolzen Rossen, heute durch die Brust geschossen, morgen in

    das kühle Grab - - - Wie uns nun der Unterstand anekelte, diese

    Mausefalle, dieser Seelenverkäufer mit einem Ausgang, und immer

    musste ich später bei Beschiessungen an jenen Unterstand denken,

    und mied fortan solche nach Möglichkeit -

          Um 5.00 morgens stand ich wieder auf Posten, neben mir

    ein älterer Infanterist, das M.G. auf Deckung. Alles war ruhig,

    da ganz in der Ferne vor uns ein eigentümlicher Klang "Eine

    Mine" sagte mein Kamerad. Ich wollte gerade den Mund zu


  • January 23, 2017 22:56:56 Rolf Kranz

    S. 160

    diese vermuteten den Rettungsweg nur nach dem Ausgang zu, 15 Stufen

    cr 3-4 metr höher und weiter. Nach langer, kräftiger Arbeit

    hörten wir das Rufen der Retter, und wenige Minuten später hatte

    ich die Verbindung mit diesen. Dann war das enge Loch schnell

    erweitert, Zugluft entstand, der Rauch zog ab, aber noch konnten

    wir nicht heraus, da ein jeder mehr oder minder zwischen oder

    in den hereingezogenen Schuttmassen stand. Erst 350 oder mehr

    volle Sandsäcke wurden heraus befördert. - Von Hand zu Hand

    bis zu mir, dann durch das Loch zu den Pionieren, von diesen den

    steilen, engen nur cr 50cm hohen und 75cm breiten bogenförmigen

    Minierstollen 4 metr aufwärts gezogen, schafften diese Platz um uns

    bergen zu können. Die Pioniere hatten keine leichte Arbeit gehabt, in

    dem engen schrägen Stollen und mussten erst die Eisenblechversteifung

    herausreissen, gleichzeitig hatten andere ungeachtet des heftigen Geschiesse

    die beiden im Eingang bis zum Hals verschütteten, indessen nur sehr

    leicht verletzten Infanterieposten aus ihrer Lage befreit. Als wir

    andern Eingeschlossenen um 6.00 endlich in der Kiessgrube in

    frischer Luft standen, hatte der Feuerüberfall ausgetobt, mit

    zitternden Knien und Armen, wurden wir uns nun erst der gefährlichen

    Lage bewusst, in welcher wir alle geschwebt hatten, und wir verdankten

    die Rettung hauptsächlich mit den Pionieren, die nur

    entgegenerbieteten. Leider war Schütze Braun immer noch verschüttet, an

    sein Leben war nicht mehr zu glauben. Trotzdem wir uns sofort

    an Bergungsarbeiten machten, konnten wir ihn erst um 1/2 10 Uhr

    nachts aus seiner Lage befreien. Die Granate war auf Deckung

    gerade über dem Überstand geschlagen. Der gewaltige Druck hatte


    S. 161

    den 5-6 Deckenrahmen eingedrückt und die darüberliegenden

    Kreidegesteinsmauern in den Unterstand gedrückt. Schütze Braun hatte

    gerade darüber gestanden, war an die Wand gedrückt und durch

    ein Deckenholz festgeklemmt worden, dann durch nachstürzendes

    Gestein völlig bis zum Luftabschluss verschüttet worden.

    Braun war ein netter Kamerad aus Neuwied am Rhein. Ehre

    seinem Angedenken. - Mit der Bergung der Leiche bekam ich

    meine Uhr wieder, erst weitere 2 Stundn später hatten wir

    sämmtliches Gerät - M.G. und Patronenkästen geborgen - Die Hand hatte

    ihr Opfer geholt - aber auch sie war verschwunden, - eine andere

    Granate mochte auch ihr einen anderen Platz gegeben haben. - 

    Noch mussten wir in Stellung bleiben, auch im selben

    Unterstand bleiben, aber verschwunden war die Wärme und das

    Gefühl des Geborgenseins. - Kalter Wind - gleich Grubenhauch zog durch

    die Stollengänge, oben im Einschlagsloch von ca 1 metr Durchmesser

    hin noch ein Steinblock, Schrecken einjagend.

    Draussen in einer Zeltbahn eingehüllt lag unser Toter. Gestern

    noch auf stolzen Rossen, heute durch die Brust geschossen, morgen in

    das kühle Grab - - - Wie uns nun der Unterstand anekelte, diese

    Mausefalle, dieser Seelenverkäufer mit einem Ausgang, und immer

    musste ich später bei Beschiessungen an jenen Unterstand denken,

    und mied fortan solche nach Möglichkeit -

    Um 5.00 morgens stand ich wieder auf Posten, neben mir

    ein älterer Infanterist, das M.G. auf Deckung. Alles war ruhig,

    da ganz in der Ferne vor uns ein eigentümlicher Klang "Eine

    Mine" sagte mein Kamerad. Ich wollte gerade den Mund zu



  • December 23, 2016 09:10:09 Corinna Pichler (AUT)

    S. 160

    diese vermühlten den Rettungsweg nur nach dem Ausgang zu, 15 Stufen

    crca 3.4 metr höher und weiter. Nach langer, kräftiger Arbeit

    hörten wir das Rufen der Retter, und wenige Minuten später hatte

    ich die Verbindung mit diesen. Dann war das enge Loch schnell

    erweitert, Zugluft entstand, der Rauch zog ab, aber noch konnten

    wir nicht heraus, da ein jeder mehr oder minder zwischen oder

    in den hereingezogenen Schuttmassen stand. Erst 350 ode rmehr

    volle Sandsäcke wurden heraus befördert. - Von Hand zu Hand

    bis zu mir, dann durch das Loch zu den Pionieren, von diesen den

    steilen, engen nur ca 50cm hohen und 75cm breiten bogenförmigen

    Minienstollen 4 metr aufwärts gezogen, schafften diese Platz um uns

    bergen zu können. Die Pioniere hatten keine leichte Arbeit gehabt, in

    dem engen schrägen Stollen und mussten erst die Eisenblichversteifung

    herausreissen, gleichzeitig hatten andere ungeachtet der heftigen Geschüsse

    die beiden im Eingang bis zum Hals verschütteten, indessen nur sehr

    leicht verletzten Infanterieposten aus ihrer Lage befreit. Als wir

    andern Eingeschlossenen um 6.00 endlich in der Kiessgrube in

    frischer Luft standen, hatte der Feuerüberfall ausgetobt, mit

    zitternden Knien und Armen, wurden wir uns nunerst der gefährlichen

    Lage bewusst, in welcher wir alle geschwebt hatten, und wir verdankten

    die Rettung hauptsächlich mit den Pionieren, die nur

    entgegenerbieteten. Leider war Schütze Braun immer noch verschüttet, an

    sein Leben war nicht mehr zu glauben. Trotzdem wir uns sofort

    an Bergungsarbeiten machten, konnten wir ihn erst um 1/2 10 Uhr

    nachts aus seiner Lage befreien. Die Granate war auf Deckung

    gerade über dem Überstand geschlagen. Der gewaltige Druck hatte


    S. 161

    den 5-6 Dickenrahmen eingedrückt und die darüberliegenden

    Kreidegesteinsmauern in den Unterstand gedrückt. Schütze Braun hatte

    gerade darüber gestanden, war an die Wand gedrückt und durch

    ein Deckenholz festgeklemmt worden, dann durch nachstürzendes

    Gestein völlig bis zum Luftabschluss verschüttet worden.

    Braun war ein netter Kamerad aus Muiwird am Rhein. Ehre

    seinem Angedenken. - Mit der Bergung der Leiche bekam ich

    meine Uhr wieder, erst weitere 2 Stundn später hatten wir

    sämmtliches Gerät - M.G. und Patronenkästen geborgen - Die Hand hatte

    ihr Opfer geholt - aber auch sie war verschwunden, - eine andere

    Granate mochte auch ihr einen anderen Platz gegeben haben. - 

    Noch mussten wir in Stellung bleiben, auch im selben

    Unterstand bleiben, aber verschwunden war die Wärme und das

    Gefühl des Geborgenseins. - Kalter Wind - gleich Grubenhauch zog durch

    die Stollengänge, oben im Einschlagsloch von ca 1 metr Durchmesser

    hin noch ein Steinblock, Schrecken einjagend.

    Draussen in einer Zeltbahn eingehüllt lag unser Toter. Gestern

    noch auf stolzen Rossen, heute durch die Brust geschossen, morgen in

    das kühle Grab - - - Wie uns nun der Unterstand anekelte, diese

    Mausefalle, dieser Seelenverhaufer mit einem Ausgang, und immer

    musste ich soäter bei BEschiessung an jenen Unterstand denken,

    und mich fortan solche noch Möglichkeit -

    Um 5.00 morgens stand ich wieder auf Posten, neben mit

    ein älterer Infanterist, das M.G. auf Deckung. Alles war ruhig,

    da ganz in der Ferne vor uns ein eigentümlicher Kland "Eine

    Mine" sagte mein Kamerad. Ich wollte gerade den Mund zu



  • December 23, 2016 09:02:29 Corinna Pichler (AUT)

    S. 160

    diese vermühlten den Rettungsweg nur nach dem Ausgang zu, 15 Stufen

    crca 3.4 metr höher und weiter. Nach langer, kräftiger Arbeit

    hörten wir das Rufen der Retter, und wenige Minuten später hatte

    ich die Verbindung mit diesen. Dann war das enge Loch schnell

    erweitert, Zugluft entstand, der Rauch zog ab, aber noch konnten

    wir nicht heraus, da ein jeder mehr oder minder zwischen oder

    in den hereingezogenen Schuttmassen stand. Erst 350 ode rmehr

    volle Sandsäcke wurden heraus befördert. - Von Hand zu Hand

    bis zu mir, dann durch das Loch zu den Pionieren, von diesen den

    steilen, engen nur ca 50cm hohen und 75cm breiten bogenförmigen

    Minienstollen 4 metr aufwärts gezogen, schafften diese Platz um uns

    bergen zu können. Die Pioniere hatten keine leichte Arbeit gehabt, in

    dem engen schrägen Stollen und mussten erst die Eisenblichversteifung

    herausreissen, gleichzeitig hatten andere ungeachtet der heftigen Geschüsse

    die beiden im Eingang bis zum Hals verschütteten, indessen nur sehr

    leicht verletzten Infanterieposten aus ihrer Lage befreit. Als wir

    andern Eingeschlossenen um 6.00 endlich in der Kiessgrube in

    frischer Luft standen, hatte der Feuerüberfall ausgetobt, mit

    zitternden Knien und Armen, wurden wir uns nunerst der gefährlichen

    Lage bewusst, in welcher wir alle geschwebt hatten, und wir verdankten

    die Rettung hauptsächlich mit den Pionieren, die nur

    entgegenerbieteten. Leider war Schütze Braun immer noch verschüttet, an

    sein Leben war nicht mehr zu glauben. Trotzdem wir uns sofort

    an Bergungsarbeiten machten, konnten wir ihn erst um 1/2 10 Uhr

    nachts aus seiner Lage befreien. Die Granate war auf Deckung

    gerade über dem Überstand geschlagen. Der gewaltige Druck hatte


    S. 161



  • December 23, 2016 08:58:43 Corinna Pichler (AUT)

    S. 160

    diese vermühlten den Rettungsweg nur nach dem Ausgang zu, 15 Stufen

    crca 3.4 metr höher und weiter. Nach langer, kräftiger Arbeit

    hörten wir das Rufen der Retter, und wenige Minuten später hatte

    ich die Verbindung mit diesen. Dann war das enge Loch schnell

    erweitert, Zugluft entstand, der Rauch zog ab, aber noch konnten

    wir nicht heraus, da ein jeder mehr oder minder zwischen oder

    in den hereingezogenen Schuttmassen stand. Erst 350 ode rmehr

    volle Sandsäcke wurden heraus befördert. - Von Hand zu Hand

    bis zu mir, dann durch das Loch zu den Pionieren, von diesen den

    steilen, engen nur ca 50cm hohen und 75cm breiten bogenförmigen

    Minienstollen 4 metr aufwärts gezogen, schafften diese Platz um uns

    bergen zu können. Die Pioniere hatten keine leichte Arbeit gehabt, in

    dem engen schrägen Stollen und mussten erst die Eisenblichversteifung

    herausreissen, gleichzeitig hatten andere ungeachtet der heftigen Geschüsse

    die beiden im Eingang bis zum Hals verschütteten, indessen nur sehr

    leicht verletzten Infanterieposten aus ihrer Lage befreit.


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Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Heike Knothe
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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