Kleiber Manuskript 04 - Tierwelt Turkestan, item 12

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auch im breiten Flußbett, das Ak-burá, das zum größtenteil [sic.] trocken liegt, sah 

ich solche. Ratten u. Hausmäuse waren in der Kaserne häufig; besonders letztere 

waren eine arge Plage in Wohnungen u. Vorratsräumen; den Sommer über hielten sie 

sich mit Vorliebe in den Gärten auf, wo sie sich zumeist von Sonnenblumenkernen 

nährten. Am Sartenbazar waren Stachelschweinstacheln zu kaufen. Einmal 

brachte ein Sarte einen lebenden Steppeniltis in die Kaserne; es war dieselbe Art 

wie in Perowsk (Putorius steliczkanus). Wildkatzenfelle, doch von eigentümlich 

steingrauer Färbunge u. dichterer Fleckung waren nebst Fuchsfellen 

u. sehr schönen, dunklen, doch teueren Marderpelzen in der Altstadt häufig 

zu sehen, doch lange nicht in dem Ausmaße wie in Perowsk. Hie u. 

da sah man auch ein Irbis oder Schneepantherfell. Der Schneepanther 

eine Abart des Bars (Leopardus tullianus) bewohnt die hohen Gebirgsregionen; 

sein Fell ist weiß mit lichteren oder dunkleren zimtbraunen Flecken. 

Ich sah ein sehr schönes Fell dieser Art, doch waren leider Kopf u. Füße stark 

verschnitten; es kostete nur 40 Rbl, wäre aber um 25 zu haben gewesen, den letzten 

Preis hatten diese Felle auch in Samarkand. Sehr oft zu sehen waren die riesigen, 

oft mehrfach gewundenen Gehörne des Archarschafes (Ovis Poloi), das die Eingeborenen 

mit Vorliebe zum Schmucke ihrer Heiligengräber  verwenden; in der 

Oscher Sartenstadt hiengen [sic.] sie in den verschiedenen Verkaufsbuden herum u. 

es muß das Tier nach dem geringen Preis des Gehörnes zu schließen (schädelechtes Stück 

2 Rbl) im Alaigebirge sehr häufig gewesen sein. Einmal wurde auch ein 

geschossener sibir. Steinbock mit schönen Hörnern (Capra sibiria) in die 

Kaserne gebracht; sehr oft brachten die Russen im Winter vor ihren Jagdausflügen 

in die spärlichen Alaiwälder Wildschweine mit, ich erinnere mich 

niemals zu Hause solche riesige Exemplare gesehen zu haben. Jaks sah ich 

nur ein einzigesmal im Winter, da diese Tiere im Sommer nicht unter 1800m 

gehen; die gezähmten Jaks sind hell, zumeist gelb gefärbt u. haben in Folge 

ihres zottigen, langhaarigen Felles u. des Pferdeschweifes, aus denen früher die Roßschweife 

der turk. Paschas hergestellt wurden, ein fremdartiges Aussehen. Das 

stark rote Jakfleisch haben wir öfters gegessen. 


*) Nachtrag zur Kysyl-Kumregion: Auch am Aralsee lebt eine Abart des kaspischen 

Seehundes (Phoca kaspica); der Kaspi- u. Aralseehund soll mit dem Baikal- u. 

Eismeerseehund, u. nicht mit den mittelländischen verwandt sein.


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auch im breiten Flußbett, das Ak-burá, das zum größtenteil [sic.] trocken liegt, sah 

ich solche. Ratten u. Hausmäuse waren in der Kaserne häufig; besonders letztere 

waren eine arge Plage in Wohnungen u. Vorratsräumen; den Sommer über hielten sie 

sich mit Vorliebe in den Gärten auf, wo sie sich zumeist von Sonnenblumenkernen 

nährten. Am Sartenbazar waren Stachelschweinstacheln zu kaufen. Einmal 

brachte ein Sarte einen lebenden Steppeniltis in die Kaserne; es war dieselbe Art 

wie in Perowsk (Putorius steliczkanus). Wildkatzenfelle, doch von eigentümlich 

steingrauer Färbunge u. dichterer Fleckung waren nebst Fuchsfellen 

u. sehr schönen, dunklen, doch teueren Marderpelzen in der Altstadt häufig 

zu sehen, doch lange nicht in dem Ausmaße wie in Perowsk. Hie u. 

da sah man auch ein Irbis oder Schneepantherfell. Der Schneepanther 

eine Abart des Bars (Leopardus tullianus) bewohnt die hohen Gebirgsregionen; 

sein Fell ist weiß mit lichteren oder dunkleren zimtbraunen Flecken. 

Ich sah ein sehr schönes Fell dieser Art, doch waren leider Kopf u. Füße stark 

verschnitten; es kostete nur 40 Rbl, wäre aber um 25 zu haben gewesen, den letzten 

Preis hatten diese Felle auch in Samarkand. Sehr oft zu sehen waren die riesigen, 

oft mehrfach gewundenen Gehörne des Archarschafes (Ovis Poloi), das die Eingeborenen 

mit Vorliebe zum Schmucke ihrer Heiligengräber  verwenden; in der 

Oscher Sartenstadt hiengen [sic.] sie in den verschiedenen Verkaufsbuden herum u. 

es muß das Tier nach dem geringen Preis des Gehörnes zu schließen (schädelechtes Stück 

2 Rbl) im Alaigebirge sehr häufig gewesen sein. Einmal wurde auch ein 

geschossener sibir. Steinbock mit schönen Hörnern (Capra sibiria) in die 

Kaserne gebracht; sehr oft brachten die Russen im Winter vor ihren Jagdausflügen 

in die spärlichen Alaiwälder Wildschweine mit, ich erinnere mich 

niemals zu Hause solche riesige Exemplare gesehen zu haben. Jaks sah ich 

nur ein einzigesmal im Winter, da diese Tiere im Sommer nicht unter 1800m 

gehen; die gezähmten Jaks sind hell, zumeist gelb gefärbt u. haben in Folge 

ihres zottigen, langhaarigen Felles u. des Pferdeschweifes, aus denen früher die Roßschweife 

der turk. Paschas hergestellt wurden, ein fremdartiges Aussehen. Das 

stark rote Jakfleisch haben wir öfters gegessen. 


*) Nachtrag zur Kysyl-Kumregion: Auch am Aralsee lebt eine Abart des kaspischen 

Seehundes (Phoca kaspica); der Kaspi- u. Aralseehund soll mit dem Baikal- u. 

Eismeerseehund, u. nicht mit den mittelländischen verwandt sein.



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  • November 6, 2018 12:49:29 Eva Anna Welles (AUT)

    auch im breiten Flußbett, das Ak-burá, das zum größtenteil [sic.] trocken liegt, sah 

    ich solche. Ratten u. Hausmäuse waren in der Kaserne häufig; besonders letztere 

    waren eine arge Plage in Wohnungen u. Vorratsräumen; den Sommer über hielten sie 

    sich mit Vorliebe in den Gärten auf, wo sie sich zumeist von Sonnenblumenkernen 

    nährten. Am Sartenbazar waren Stachelschweinstacheln zu kaufen. Einmal 

    brachte ein Sarte einen lebenden Steppeniltis in die Kaserne; es war dieselbe Art 

    wie in Perowsk (Putorius steliczkanus). Wildkatzenfelle, doch von eigentümlich 

    steingrauer Färbunge u. dichterer Fleckung waren nebst Fuchsfellen 

    u. sehr schönen, dunklen, doch teueren Marderpelzen in der Altstadt häufig 

    zu sehen, doch lange nicht in dem Ausmaße wie in Perowsk. Hie u. 

    da sah man auch ein Irbis oder Schneepantherfell. Der Schneepanther 

    eine Abart des Bars (Leopardus tullianus) bewohnt die hohen Gebirgsregionen; 

    sein Fell ist weiß mit lichteren oder dunkleren zimtbraunen Flecken. 

    Ich sah ein sehr schönes Fell dieser Art, doch waren leider Kopf u. Füße stark 

    verschnitten; es kostete nur 40 Rbl, wäre aber um 25 zu haben gewesen, den letzten 

    Preis hatten diese Felle auch in Samarkand. Sehr oft zu sehen waren die riesigen, 

    oft mehrfach gewundenen Gehörne des Archarschafes (Ovis Poloi), das die Eingeborenen 

    mit Vorliebe zum Schmucke ihrer Heiligengräber  verwenden; in der 

    Oscher Sartenstadt hiengen [sic.] sie in den verschiedenen Verkaufsbuden herum u. 

    es muß das Tier nach dem geringen Preis des Gehörnes zu schließen (schädelechtes Stück 

    2 Rbl) im Alaigebirge sehr häufig gewesen sein. Einmal wurde auch ein 

    geschossener sibir. Steinbock mit schönen Hörnern (Capra sibiria) in die 

    Kaserne gebracht; sehr oft brachten die Russen im Winter vor ihren Jagdausflügen 

    in die spärlichen Alaiwälder Wildschweine mit, ich erinnere mich 

    niemals zu Hause solche riesige Exemplare gesehen zu haben. Jaks sah ich 

    nur ein einzigesmal im Winter, da diese Tiere im Sommer nicht unter 1800m 

    gehen; die gezähmten Jaks sind hell, zumeist gelb gefärbt u. haben in Folge 

    ihres zottigen, langhaarigen Felles u. des Pferdeschweifes, aus denen früher die Roßschweife 

    der turk. Paschas hergestellt wurden, ein fremdartiges Aussehen. Das 

    stark rote Jakfleisch haben wir öfters gegessen. 


    *) Nachtrag zur Kysyl-Kumregion: Auch am Aralsee lebt eine Abart des kaspischen 

    Seehundes (Phoca kaspica); der Kaspi- u. Aralseehund soll mit dem Baikal- u. 

    Eismeerseehund, u. nicht mit den mittelländischen verwandt sein.


  • November 4, 2018 12:27:04 Gabriele Kister-Schuler

    auch im breiten Flußbett, das Ak-burá, das zum größtenteil [sic.] trocken liegt, sah 

    ich solche. Ratten u. Hausmäuse waren in den Kasernen häufig; besonders letztere 

    waren eine arge Plage in Wohnungen u. Vorratsräumen; den Sommer über hielten sie 

    sich mit Vorliebe in den Gärten auf, wo sie sich zumeist von Sonnenblumenkernen 

    nährten. Am Sartenbazar waren Stachelschweinstacheln zu kaufen. Einmal 

    brachte ein Sarte einen lebenden Steppeniltis in die Kaserne; es war dieselbe Art 

    wie in Perowsk (Putorius steliczkanus). Wildkatzenfelle, doch von eigentümlich 

    steingrauer Färbunge u. dichterer Fleckung waren nebst Fuchsfellen 

    u. sehr schönen, dunklen, doch teuren Marderpelzen in der Altstadt häufig 

    zu sehen, doch lange nicht in dem Ausmaße wie in Perowsk. Hie u. 

    da sah man auch ein Irbis oder Schneepantherfell. Der Schneepanther 

    eine Abart des Bars (Leopardus tullianus) bewohnt die hohen Gebirgsregionen; 

    sein Fell ist weiß mit lichteren oder dunkleren zimtbraunen Flecken. 

    Ich sah ein sehr schönes Fell dieser Art, doch waren leider Kopf u. Füße stark 

    verschnitten; es kostete nur 40 Rbl, war aber um 25 zu haben gewesen, den letzten 

    Preis hatten diese Felle auch in Samarkand. Sehr oft zu sehen waren die riesigen, 

    oft mehrfach gewundenen Gehörne des Archarschafes (Ovis Poloi), das die Eingeborenen 

    mit Vorliebe zum Schmucke ihrer Heiligengaben verwenden; in der 

    Oscher Sartenstadt hiengen [sic.] sie in den verschiedenen Verkaufsbuden herum u. 

    es muß das Tier nach dem geringen Preis des Gehörnes zu schließen (schädelechtes Stück 

    2 Rbl) im Alaigebirge sehr häufig gewesen sein. Einmal wurde auch ein 

    geschossener sibiri. Steinbock mit schönen Hörnern (Cepu sibiria) in die 

    Kaserne gebracht; sehr oft brachten die Russen im Winter vor ihren Jagdausflügen 

    in die spärlichen Alaiwälder Wildschweine mit, ich erinnere mich 

    niemals zu Hause solche riesige Exemplare gesehen zu haben. Jaks sah ich 

    nur ein einzigesmal im Winter, da diese Tiere im Sommer nicht unter 1800m 

    gehen; die gezähmten Jaks sind hell, zumeist gelb gefärbt u. haben im Folge 

    ihres zottigen, langhaarigen Felles u. des Pferdeschweifes, aus denen früher die Roßschweife 

    der turk. Paschas hergestellt wurden, ein fremdartiges Aussehen. Das 

    stark rote Jakfleisch haben wir öfters gegessen. 


    *) Nachtrag zur Kysyl-Kumregion: Auch am Aralsee lebt eine Abart des kaspischen 

    Seehundes (Phoca kaspica); der Kaspis- u. Aralseehund soll mit dem Baikal- u. 

    Eismeerseehund, u. nicht mit dem mittelländischen veerwandt sein.



  • November 4, 2018 12:23:58 Gabriele Kister-Schuler

    auch im breiten Flußbett, das Ak-burá, das zum größtenteil [sic.] trocken liegt, sah 

    ich solche. Ratten u. Hausmäuse waren in den Kasernen häufig; besonders letztere 

    waren eine arge Plage in Wohnungen u. Vorratsräumen; den Sommer über hielten sie 

    sich mit Vorliebe in den Gärten auf, wo sie sich zumeist von Sonnenblumenkernen 

    nährten. Am Sartenbazar waren Stachelschweinstacheln zu kaufen. Einmal 

    brachte ein Sarte einen lebenden Steppeniltis in die Kaserne; es war dieselbe Art 

    wie in Perowsk (Putorius steliczkanus). Wildkatzenfelle, doch von eigentümlich 

    steingrauer Färbunge u. dichterer Fleckung waren nebst Fuchsfellen 

    u. sehr schönen, dunklen, doch teuren Marderpelzen in der Altstadt häufig 

    zu sehen, doch lange nicht in dem Ausmaße wie in Perowsk. Hie u. 

    da sah man auch ein Irbis oder Schneepantherfell. Der Schneepanther 

    eine Abart des Bars (Leopardus tullianus) bewohnt die hohen Gebirgsregionen; 

    sein Fell ist weiß mit lichteren oder dunkleren zimtbraunen Flecken. 

    Ich sah ein sehr schönes Fell dieser Art, doch waren leider Kopf u. Füße stark 

    verschnitten; es kostete nur 40 Rbl, war aber um 25 zu haben gewesen, den letzten 

    Preis hatten diese Felle auch in Samarkand. Sehr oft zu sehen waren die riesigen, 

    oft mehrfach gewundenen Gehörne des Archarschafes (Ovis Poloi), das die Eingeborenen 

    mit Vorliebe zum Schmucke ihrer Heiligengaben verwenden; in der 

    Oscher Sartenstadt hiengen [sic.] sie in den verschiedenen Verkaufsbuden herum u. 

    es muß das Tier nach dem geringen Preis des Gehörnes zu schließen (schädelechtes Stück 

    2 Rbl) im Alaigebirge sehr häufig gewesen sein. Einmal wurde auch ein 

    geschossener sibiri. Steinbock mit schönen Hörnern (Cepu sibiria) in die 

    Kaserne gebracht; sehr oft brachten die Russen im Winter vor ihren Jagdausflügen 

    in die spärlichen Alaiwälder Wildschweine mit, ich erinnere mich 

    niemals zu Hause solche riesige Exemplare gesehen zu haben. Jaks sah ich 

    nur ein einzigesmal im Winter, da diese Tiere im Sommer nicht unter 1800m 

    gehen; die gezähmten Jaks sind hell, zumeist gelb gefärbt u. haben im Folge 

    ihres zottigen, langhaarigen Felles u. des Pferdescheifes, aus denen früher die Roßschweife 

    der turk. Paschas hergestellt wurden, ein fremdartiges Aussehen. Das 

    stark rote Jakfleisch haben wir öfters gegessen. 


    *) Nachtrag zur Kysyl-Kumregion: Auch am Aralsee lebt eine Abart des kaspischen 

    Seehundes (Phoca kaspica); der Kaspis- u. Aralseehund soll mit dem Baikal- u. 

    Eismeerseehund, u. nicht mit dem mittelländischen veerwandt sein.



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