Tagebuchaufzeichnungen Reinhold Sieglerschmidt (5), item 121

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                                                    25/VIII 17

Mein Herzenstrautli, hier ist alles beim

Alten, die Sonne leuchtet, der Cam. rauscht,

ab und zu dumpfer Geschützknall:

Das alte, nur allzu lange erlebte Bild

des Stellungskrieges. Und so wird es nun

voraussichtlich in den nächsten Wochen bleiben.

   Es ist so wenig zu berichten. Gerade

dadurch, dass ich neben meinem Batteriedienst

und Unterricht viel arbeite,

noch weniger. An spezifischem Erleben mache

ich mein Leben dadurch vielleicht noch

ärmer. Dafür habe ich aber das Gefühl,

dass die Zeit wenigstens nicht ganz ohne

Erfüllung weiterer Zwecke verstreicht.

Und dann liegt in der straffen Arbeit

etwas so wunderbar Beruhigendes,

das über diese Zeit leichter hinweg hilft.

 Du Trautli, du Liebes, ich küsse dich tausendmal.

Bleib uns heil u. gesund.

                              Dein Reinhold ich.

 

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                     Kartenbrief vom 28/VIII verloren.

                                                       1/IX

Mein Herzenstrautli, wie bin ich dir nah

in unendlicher Sehnsucht. Mein Tapferchen, mein

Treuchen, ich küsse deine Hände, deine Füsse,

dein ganzes tiefes Leben in Dankbarkeit dafür,

dass es mir mein Leben so lebenswert macht.

   Es geht mir gut, ja ich fühle mich sogar

wieder selten frisch und munter. Das "ungeklärte"

Unwohlsein bestand "also" in einer Magenverstimmung,

vielmehr Durchfall, der bei

mir wie bei vielen Kameraden infolge der einseitigen

Kriegskost häufiger auftritt. Dazu kamen

sehr mässige Nervenschmerzen in den Beinen. Alles

in allem ist der Körper überhaupt im allgemeinen

nicht mit dem Übergang von der Urlaubszeit

zum Feldleben einverstanden gewesen.

  Wütend bin ich wieder mal auf unsere K.u.K.

Bundesbrüder, diesmal aber gründlich. Also starke,

aber vergebliche Angriffe hat der Feind westlich

 

 

 

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                                                    25/VIII 17

Mein Herzenstrautli, hier ist alles beim

Alten, die Sonne leuchtet, der Cam. rauscht,

ab und zu dumpfer Geschützknall:

Das alte, nur allzu lange erlebte Bild

des Stellungskrieges. Und so wird es nun

voraussichtlich in den nächsten Wochen bleiben.

   Es ist so wenig zu berichten. Gerade

dadurch, dass ich neben meinem Batteriedienst

und Unterricht viel arbeite,

noch weniger. An spezifischem Erleben mache

ich mein Leben dadurch vielleicht noch

ärmer. Dafür habe ich aber das Gefühl,

dass die Zeit wenigstens nicht ganz ohne

Erfüllung weiterer Zwecke verstreicht.

Und dann liegt in der straffen Arbeit

etwas so wunderbar Beruhigendes,

das über diese Zeit leichter hinweg hilft.

 Du Trautli, du Liebes, ich küsse dich tausendmal.

Bleib uns heil u. gesund.

                              Dein Reinhold ich.

 

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                     Kartenbrief vom 28/VIII verloren.

                                                       1/IX

Mein Herzenstrautli, wie bin ich dir nah

in unendlicher Sehnsucht. Mein Tapferchen, mein

Treuchen, ich küsse deine Hände, deine Füsse,

dein ganzes tiefes Leben in Dankbarkeit dafür,

dass es mir mein Leben so lebenswert macht.

   Es geht mir gut, ja ich fühle mich sogar

wieder selten frisch und munter. Das "ungeklärte"

Unwohlsein bestand "also" in einer Magenverstimmung,

vielmehr Durchfall, der bei

mir wie bei vielen Kameraden infolge der einseitigen

Kriegskost häufiger auftritt. Dazu kamen

sehr mässige Nervenschmerzen in den Beinen. Alles

in allem ist der Körper überhaupt im allgemeinen

nicht mit dem Übergang von der Urlaubszeit

zum Feldleben einverstanden gewesen.

  Wütend bin ich wieder mal auf unsere K.u.K.

Bundesbrüder, diesmal aber gründlich. Also starke,

aber vergebliche Angriffe hat der Feind westlich

 

 

 


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  • February 21, 2017 14:00:34 Barbara Kneidinger

                                                        25/VIII 17

    Mein Herzenstrautli, hier ist alles beim

    Alten, die Sonne leuchtet, der Cam. rauscht,

    ab und zu dumpfer Geschützknall:

    Das alte, nur allzu lange erlebte Bild

    des Stellungskrieges. Und so wird es nun

    voraussichtlich in den nächsten Wochen bleiben.

       Es ist so wenig zu berichten. Gerade

    dadurch, dass ich neben meinem Batteriedienst

    und Unterricht viel arbeite,

    noch weniger. An spezifischem Erleben mache

    ich mein Leben dadurch vielleicht noch

    ärmer. Dafür habe ich aber das Gefühl,

    dass die Zeit wenigstens nicht ganz ohne

    Erfüllung weiterer Zwecke verstreicht.

    Und dann liegt in der straffen Arbeit

    etwas so wunderbar Beruhigendes,

    das über diese Zeit leichter hinweg hilft.

     Du Trautli, du Liebes, ich küsse dich tausendmal.

    Bleib uns heil u. gesund.

                                  Dein Reinhold ich.

     

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                         Kartenbrief vom 28/VIII verloren.

                                                           1/IX

    Mein Herzenstrautli, wie bin ich dir nah

    in unendlicher Sehnsucht. Mein Tapferchen, mein

    Treuchen, ich küsse deine Hände, deine Füsse,

    dein ganzes tiefes Leben in Dankbarkeit dafür,

    dass es mir mein Leben so lebenswert macht.

       Es geht mir gut, ja ich fühle mich sogar

    wieder selten frisch und munter. Das "ungeklärte"

    Unwohlsein bestand "also" in einer Magenverstimmung,

    vielmehr Durchfall, der bei

    mir wie bei vielen Kameraden infolge der einseitigen

    Kriegskost häufiger auftritt. Dazu kamen

    sehr mässige Nervenschmerzen in den Beinen. Alles

    in allem ist der Körper überhaupt im allgemeinen

    nicht mit dem Übergang von der Urlaubszeit

    zum Feldleben einverstanden gewesen.

      Wütend bin ich wieder mal auf unsere K.u.K.

    Bundesbrüder, diesmal aber gründlich. Also starke,

    aber vergebliche Angriffe hat der Feind westlich

     

     

     


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841 / 4164
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Jörn Sieglerschmidt
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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