Zeitungen aus der Kriegszeit 1914, item 9

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 item 9 


Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                         M o r g e n = Z e i t u n g

                                                               siehe item 5 

________________________________________________________________________________________________________________

                                               Die Kriegstagung des Reichstags.

Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

 1. Spalte 

   Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

Mitteilung bekannt gegeben:

     Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

  gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

  Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

  Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

  haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

  wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

  setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

  hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

  überschritten. Französische Kompagnien halten seit

  gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

  Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

  nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

  belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

  in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

  zerstören. Frankreich hat damit den An-

  griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

  zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

  uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

  lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

  Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

    Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

    Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

gemacht.

    Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

tragen.

    Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

             Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                      München, 4. August.

    Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


 2. Spalte 

München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

worden.

                                  Ein Appell des Kaisers

                  an den Reichstag und das deutsche Volk.

    Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

geteilten Vorlagen bewilligt werden.

    Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

Kaiser verlesenen                                             

                                                  Thronrede: 

                                            Geehrte Herren!

    In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten

Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.

    Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am

Balkan heraufbeschworen waren, schienen überwunden. Da

tat sich mit der Ermordung meines Freundes, des Erz-

herzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher

Verbündeter, der Kaiser und König Franz Josef war ge-

zwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines

Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem Nachbarstaat

zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten

Interessen ist der verbündeten Monarchie das russische Reich

in den Weg getreten. An die Seite Oesterreich-Ungarns ruft

uns nicht nur unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die

gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemeinschaft

der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm

feindlicher Kräfte zu schirmen.

    Mit schwerem Herzen habe ich meine Armee gegen einen

Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf so vielen

Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit aufrichtigem

Leid sah ich eine von Deutschland treu bewahrte Freund-

schaft zerbrechen. Die kaiserlich russische Regierung hat

sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus nach-

gebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Begünstigungen

verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses Krieges ver-

anlaßte. Daß auch Frankreich sich auf die Seite unserer

Gegner gestellt hat, konnte uns nicht überraschen. Zu oft

sind unsere Bemühungen, mit der französischen Republik

zu freundlicheren Beziehungen zu gelangen, auf alte Hoff-

nungen und alten Groll gestoßen.

                                             Geehrte Herren!

    Was menschliche Einsicht und Kraft vermag, um einVolk

für die letzten Entscheidungen zu wappnen, das ist mit

Ihrer patriotischen Hilfe geschehen. Die Feindseligkeiten,

die im Osten und Westen seit langer Zeit um sich gegriffen

hat sic), ist nun zu hellen Flammen aufgelodert. Die gegen-

wärtige Lage ging nicht aus vorübergehenden Interessen-

konflikten oder diplomatischen Konstellationen hervor, sie

ist das Ergebnis eines seit langen Jahren tätigen Uebel-

wollens gegen Macht und Gedeihen des Deutschen Reichs.

    Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der un-

beugsame Wille, den  Platz zu ebwahren(sic), auf den Gott uns

gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter.

    Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind,

werden Sie ersehen, wie Meine Regierung und vor allem

Mein Kanzler bis zum letzten Augenblick bemüht waren,

das Aeußerste abzuwenden. In aufgedrungener Notwehr,

mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das

Schwert. 

    An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht


 3. Spalte 

mein Ruf, mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammen-

stehen mit unseren Bundesgenossen, zu verteidigen, was

wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben. Nach dem Bei-

spiel unserer Väter fest und getreu, ernst und ritterlich,

demütig vor Gott und kampfesfroh vor dem Feind, so ver-

trauen wir der ewigen Allmacht, die unsere Abwehr stärken

und zu gutem Ende lenken wolle!

    Auf Sie, geehrte Herren, blickt heute, um seine Fürsten

und Führer geschart, das ganze deutsche Volk. Fassen Sie

Ihre Entschlüsse einmütig und schnell - das ist mein

inniger Wunsch.   

                                                        *

          Der Kaiser setzte der Thronrede folgendes hinzu:

    "Sie haben gelesen, meine Herren, was ich zu meinem

Volk vom Balkon des Schlosses aus gesagt habe. Ich

wiederhole, ich kenne keine Parteien mehr, ich

kenne nur Deutsche (Stürmisches Bravo) und zum

Zeugen dessen, daß Sie fest entschlossen sind, ohne

Parteiunterschiede, ohne Standes- und

Konfessionsunterschiede zusammenzuhal-

ten, mit mir durch dick und dünn, durch Not

und Tod, fordere ich die Vorstände der Parteien auf,

vorzutreten und mir dies in die Hand zu ge-

loben."

                                            *

               Ein russischer Angriff abgewiesen.

Teile der Besatzung von Memel schlugen gestern

einen Vorstoß feindlicher Grenzwachen aus der

Richtung von Krottingen zurück. 

           Gefangennahme russische Fliegeroffiziere.

                                                                         Wien, 4. August.

Die "Neue Freie Presse" meldet: An der österreichisch-

russischen Grenze, nördlich von Lemberg, wurde ein Aero-

plan, System Sikorsky, mit einem russischen Piloten, einem

Begleitoffizier und einer Nutzlast von österreichischen Truppen

heruntergeschossen. Die beiden russischen Offiziere,

die verletzt wurden, wurden gefangen genommen.

                                          S p i o n e .

Deutschland ist von russischen Spionen über-

schwemmt. Dank der Wachsamkeit der Behörden sowie

des Publikums ist jedoch bis jetzt jeder größere Schaden ver-

hütet worden. Weil es noch immer gelungen ist, der ver-

dächtigen Personen rechtzeitig habhaft zu werden. Jede Aus-

schreitung ist bei der Festnahme zu vermeiden, denn es

könnte sein, daß sich der Verdacht nicht bestätigt und daß

es sich um einen harmlosen Fremden handelt. Die Unter-

suchung des Falles und die Bestrafung steht der

Behörde zu, es sei denn, daß die Unschädlichmachung des

Täters auf der Stelle durch die besonderen Umstände des

Falles geboten ist. Durch ungerechtfertigte oder über das 

Maß des Notwendigen hinausgehende Belästigung der Aus-

länder wird das Los der zahlreichen im Auslande lebenden

Deutschen nicht verbessert. Wir wollen unserer Pflicht,

scharf aufzupassen und fest zuzufassen, ge-

nügen, wir müssen aber alles vermeiden, was

unserer als Kulturvolk unwürdig ist.

    Ueber die Festnahme und Bestrafung von Spionen sowie

über behördliche Schutzmaßnahmen liegen uns folgende Be-

richte vor:

                                                                   Stuttgart, 4. August.

    Auf dem Munitionsdepot in Ludwigsburg erschoß

der Militärposten einen Mann, der sich an das Depot herangeschlichen

hatte. Das Generalkommando erläßt eine Bekanntmachung, die be-

sagt, daß an mehreren Stellen des Königreichs Württemberg die

Telegraphendrähte durchschnitten worden seien. Die

Truppen hätten Anweisung, die Verbrecher sofort zu er-

schießen. Die gesamte Bevölkerung wird aufgefordert, an der

Beaufsichtigung der Verkehrseinrichtungen mitzuwirken.

                                                                  Halberstadt, 4. August.

    Die vorgestern verhafteten Spione sind standrechtlich er-

schossen worden. Gestern wurde am hiesigen Bahnhof ein weiterer

russischer Spion verhaftet.

                                                                  Vohwinkel, 4. August.

    Unter dem Verdacht der Spionage wurde hier eine Russe ver-

haftet, der sich dadurch verdächtig machte, daß er sich nach der

Bestimmung der Brücken erkundigte.

                        Achtung, russisches Auto! Festnehmen!

                                                                  Naumburg, 4. August.

    Mehrere Autos mit Damen und Geld für Rußland be-

stimmt, sind in der Richtung nach Rußland unterwegs. Die

Autos sind anzuhalten und sofort der nächsten Behörde zu-

zuführen.

                  Der Domprobst von Metz festgenommen.

                                                                  Köln, 4. August.

    In Koblenz wurden gestern 18 Gefangene, darunter auch der

Domprobst von Metz, unter militärischer Begleitung auf die

Festung gebracht. Heute wurden die Frau und die Tochter

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Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                         M o r g e n = Z e i t u n g

                                                               siehe item 5 

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                                               Die Kriegstagung des Reichstags.

Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

 1. Spalte 

   Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

Mitteilung bekannt gegeben:

     Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

  gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

  Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

  Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

  haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

  wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

  setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

  hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

  überschritten. Französische Kompagnien halten seit

  gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

  Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

  nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

  belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

  in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

  zerstören. Frankreich hat damit den An-

  griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

  zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

  uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

  lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

  Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

    Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

    Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

gemacht.

    Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

tragen.

    Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

             Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                      München, 4. August.

    Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


 2. Spalte 

München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

worden.

                                  Ein Appell des Kaisers

                  an den Reichstag und das deutsche Volk.

    Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

geteilten Vorlagen bewilligt werden.

    Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

Kaiser verlesenen                                             

                                                  Thronrede: 

                                            Geehrte Herren!

    In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten

Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.

    Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am

Balkan heraufbeschworen waren, schienen überwunden. Da

tat sich mit der Ermordung meines Freundes, des Erz-

herzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher

Verbündeter, der Kaiser und König Franz Josef war ge-

zwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines

Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem Nachbarstaat

zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten

Interessen ist der verbündeten Monarchie das russische Reich

in den Weg getreten. An die Seite Oesterreich-Ungarns ruft

uns nicht nur unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die

gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemeinschaft

der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm

feindlicher Kräfte zu schirmen.

    Mit schwerem Herzen habe ich meine Armee gegen einen

Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf so vielen

Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit aufrichtigem

Leid sah ich eine von Deutschland treu bewahrte Freund-

schaft zerbrechen. Die kaiserlich russische Regierung hat

sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus nach-

gebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Begünstigungen

verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses Krieges ver-

anlaßte. Daß auch Frankreich sich auf die Seite unserer

Gegner gestellt hat, konnte uns nicht überraschen. Zu oft

sind unsere Bemühungen, mit der französischen Republik

zu freundlicheren Beziehungen zu gelangen, auf alte Hoff-

nungen und alten Groll gestoßen.

                                             Geehrte Herren!

    Was menschliche Einsicht und Kraft vermag, um einVolk

für die letzten Entscheidungen zu wappnen, das ist mit

Ihrer patriotischen Hilfe geschehen. Die Feindseligkeiten,

die im Osten und Westen seit langer Zeit um sich gegriffen

hat sic), ist nun zu hellen Flammen aufgelodert. Die gegen-

wärtige Lage ging nicht aus vorübergehenden Interessen-

konflikten oder diplomatischen Konstellationen hervor, sie

ist das Ergebnis eines seit langen Jahren tätigen Uebel-

wollens gegen Macht und Gedeihen des Deutschen Reichs.

    Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der un-

beugsame Wille, den  Platz zu ebwahren(sic), auf den Gott uns

gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter.

    Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind,

werden Sie ersehen, wie Meine Regierung und vor allem

Mein Kanzler bis zum letzten Augenblick bemüht waren,

das Aeußerste abzuwenden. In aufgedrungener Notwehr,

mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das

Schwert. 

    An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht


 3. Spalte 

mein Ruf, mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammen-

stehen mit unseren Bundesgenossen, zu verteidigen, was

wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben. Nach dem Bei-

spiel unserer Väter fest und getreu, ernst und ritterlich,

demütig vor Gott und kampfesfroh vor dem Feind, so ver-

trauen wir der ewigen Allmacht, die unsere Abwehr stärken

und zu gutem Ende lenken wolle!

    Auf Sie, geehrte Herren, blickt heute, um seine Fürsten

und Führer geschart, das ganze deutsche Volk. Fassen Sie

Ihre Entschlüsse einmütig und schnell - das ist mein

inniger Wunsch.   

                                                        *

          Der Kaiser setzte der Thronrede folgendes hinzu:

    "Sie haben gelesen, meine Herren, was ich zu meinem

Volk vom Balkon des Schlosses aus gesagt habe. Ich

wiederhole, ich kenne keine Parteien mehr, ich

kenne nur Deutsche (Stürmisches Bravo) und zum

Zeugen dessen, daß Sie fest entschlossen sind, ohne

Parteiunterschiede, ohne Standes- und

Konfessionsunterschiede zusammenzuhal-

ten, mit mir durch dick und dünn, durch Not

und Tod, fordere ich die Vorstände der Parteien auf,

vorzutreten und mir dies in die Hand zu ge-

loben."

                                            *

               Ein russischer Angriff abgewiesen.

Teile der Besatzung von Memel schlugen gestern

einen Vorstoß feindlicher Grenzwachen aus der

Richtung von Krottingen zurück. 

           Gefangennahme russische Fliegeroffiziere.

                                                                         Wien, 4. August.

Die "Neue Freie Presse" meldet: An der österreichisch-

russischen Grenze, nördlich von Lemberg, wurde ein Aero-

plan, System Sikorsky, mit einem russischen Piloten, einem

Begleitoffizier und einer Nutzlast von österreichischen Truppen

heruntergeschossen. Die beiden russischen Offiziere,

die verletzt wurden, wurden gefangen genommen.

                                          S p i o n e .

Deutschland ist von russischen Spionen über-

schwemmt. Dank der Wachsamkeit der Behörden sowie

des Publikums ist jedoch bis jetzt jeder größere Schaden ver-

hütet worden. Weil es noch immer gelungen ist, der ver-

dächtigen Personen rechtzeitig habhaft zu werden. Jede Aus-

schreitung ist bei der Festnahme zu vermeiden, denn es

könnte sein, daß sich der Verdacht nicht bestätigt und daß

es sich um einen harmlosen Fremden handelt. Die Unter-

suchung des Falles und die Bestrafung steht der

Behörde zu, es sei denn, daß die Unschädlichmachung des

Täters auf der Stelle durch die besonderen Umstände des

Falles geboten ist. Durch ungerechtfertigte oder über das 

Maß des Notwendigen hinausgehende Belästigung der Aus-

länder wird das Los der zahlreichen im Auslande lebenden

Deutschen nicht verbessert. Wir wollen unserer Pflicht,

scharf aufzupassen und fest zuzufassen, ge-

nügen, wir müssen aber alles vermeiden, was

unserer als Kulturvolk unwürdig ist.

    Ueber die Festnahme und Bestrafung von Spionen sowie

über behördliche Schutzmaßnahmen liegen uns folgende Be-

richte vor:

                                                                   Stuttgart, 4. August.

    Auf dem Munitionsdepot in Ludwigsburg erschoß

der Militärposten einen Mann, der sich an das Depot herangeschlichen

hatte. Das Generalkommando erläßt eine Bekanntmachung, die be-

sagt, daß an mehreren Stellen des Königreichs Württemberg die

Telegraphendrähte durchschnitten worden seien. Die

Truppen hätten Anweisung, die Verbrecher sofort zu er-

schießen. Die gesamte Bevölkerung wird aufgefordert, an der

Beaufsichtigung der Verkehrseinrichtungen mitzuwirken.

                                                                  Halberstadt, 4. August.

    Die vorgestern verhafteten Spione sind standrechtlich er-

schossen worden. Gestern wurde am hiesigen Bahnhof ein weiterer

russischer Spion verhaftet.

                                                                  Vohwinkel, 4. August.

    Unter dem Verdacht der Spionage wurde hier eine Russe ver-

haftet, der sich dadurch verdächtig machte, daß er sich nach der

Bestimmung der Brücken erkundigte.

                        Achtung, russisches Auto! Festnehmen!

                                                                  Naumburg, 4. August.

    Mehrere Autos mit Damen und Geld für Rußland be-

stimmt, sind in der Richtung nach Rußland unterwegs. Die

Autos sind anzuhalten und sofort der nächsten Behörde zu-

zuführen.

                  Der Domprobst von Metz festgenommen.

                                                                  Köln, 4. August.

    In Koblenz wurden gestern 18 Gefangene, darunter auch der

Domprobst von Metz, unter militärischer Begleitung auf die

Festung gebracht. Heute wurden die Frau und die Tochter


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  • August 17, 2017 20:58:11 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.

        Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

    deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

    Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

    um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

    keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

    beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

    Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

    der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

    in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

    schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

    demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

    erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

    Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

    hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

    der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

    geteilten Vorlagen bewilligt werden.

        Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

    tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

    Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

    Kaiser verlesenen                                             

                                                      Thronrede: 

                                                Geehrte Herren!

        In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

    treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

    halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

    Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

    Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

    einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

    Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

    Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

    wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

    als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

    unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten

    Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

    einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.

        Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am

    Balkan heraufbeschworen waren, schienen überwunden. Da

    tat sich mit der Ermordung meines Freundes, des Erz-

    herzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher

    Verbündeter, der Kaiser und König Franz Josef war ge-

    zwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines

    Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem Nachbarstaat

    zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten

    Interessen ist der verbündeten Monarchie das russische Reich

    in den Weg getreten. An die Seite Oesterreich-Ungarns ruft

    uns nicht nur unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die

    gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemeinschaft

    der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm

    feindlicher Kräfte zu schirmen.

        Mit schwerem Herzen habe ich meine Armee gegen einen

    Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf so vielen

    Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit aufrichtigem

    Leid sah ich eine von Deutschland treu bewahrte Freund-

    schaft zerbrechen. Die kaiserlich russische Regierung hat

    sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus nach-

    gebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Begünstigungen

    verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses Krieges ver-

    anlaßte. Daß auch Frankreich sich auf die Seite unserer

    Gegner gestellt hat, konnte uns nicht überraschen. Zu oft

    sind unsere Bemühungen, mit der französischen Republik

    zu freundlicheren Beziehungen zu gelangen, auf alte Hoff-

    nungen und alten Groll gestoßen.

                                                 Geehrte Herren!

        Was menschliche Einsicht und Kraft vermag, um einVolk

    für die letzten Entscheidungen zu wappnen, das ist mit

    Ihrer patriotischen Hilfe geschehen. Die Feindseligkeiten,

    die im Osten und Westen seit langer Zeit um sich gegriffen

    hat sic), ist nun zu hellen Flammen aufgelodert. Die gegen-

    wärtige Lage ging nicht aus vorübergehenden Interessen-

    konflikten oder diplomatischen Konstellationen hervor, sie

    ist das Ergebnis eines seit langen Jahren tätigen Uebel-

    wollens gegen Macht und Gedeihen des Deutschen Reichs.

        Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der un-

    beugsame Wille, den  Platz zu ebwahren(sic), auf den Gott uns

    gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter.

        Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind,

    werden Sie ersehen, wie Meine Regierung und vor allem

    Mein Kanzler bis zum letzten Augenblick bemüht waren,

    das Aeußerste abzuwenden. In aufgedrungener Notwehr,

    mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das

    Schwert. 

        An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht


     3. Spalte 

    mein Ruf, mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammen-

    stehen mit unseren Bundesgenossen, zu verteidigen, was

    wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben. Nach dem Bei-

    spiel unserer Väter fest und getreu, ernst und ritterlich,

    demütig vor Gott und kampfesfroh vor dem Feind, so ver-

    trauen wir der ewigen Allmacht, die unsere Abwehr stärken

    und zu gutem Ende lenken wolle!

        Auf Sie, geehrte Herren, blickt heute, um seine Fürsten

    und Führer geschart, das ganze deutsche Volk. Fassen Sie

    Ihre Entschlüsse einmütig und schnell - das ist mein

    inniger Wunsch.   

                                                            *

              Der Kaiser setzte der Thronrede folgendes hinzu:

        "Sie haben gelesen, meine Herren, was ich zu meinem

    Volk vom Balkon des Schlosses aus gesagt habe. Ich

    wiederhole, ich kenne keine Parteien mehr, ich

    kenne nur Deutsche (Stürmisches Bravo) und zum

    Zeugen dessen, daß Sie fest entschlossen sind, ohne

    Parteiunterschiede, ohne Standes- und

    Konfessionsunterschiede zusammenzuhal-

    ten, mit mir durch dick und dünn, durch Not

    und Tod, fordere ich die Vorstände der Parteien auf,

    vorzutreten und mir dies in die Hand zu ge-

    loben."

                                                *

                   Ein russischer Angriff abgewiesen.

    Teile der Besatzung von Memel schlugen gestern

    einen Vorstoß feindlicher Grenzwachen aus der

    Richtung von Krottingen zurück. 

               Gefangennahme russische Fliegeroffiziere.

                                                                             Wien, 4. August.

    Die "Neue Freie Presse" meldet: An der österreichisch-

    russischen Grenze, nördlich von Lemberg, wurde ein Aero-

    plan, System Sikorsky, mit einem russischen Piloten, einem

    Begleitoffizier und einer Nutzlast von österreichischen Truppen

    heruntergeschossen. Die beiden russischen Offiziere,

    die verletzt wurden, wurden gefangen genommen.

                                              S p i o n e .

    Deutschland ist von russischen Spionen über-

    schwemmt. Dank der Wachsamkeit der Behörden sowie

    des Publikums ist jedoch bis jetzt jeder größere Schaden ver-

    hütet worden. Weil es noch immer gelungen ist, der ver-

    dächtigen Personen rechtzeitig habhaft zu werden. Jede Aus-

    schreitung ist bei der Festnahme zu vermeiden, denn es

    könnte sein, daß sich der Verdacht nicht bestätigt und daß

    es sich um einen harmlosen Fremden handelt. Die Unter-

    suchung des Falles und die Bestrafung steht der

    Behörde zu, es sei denn, daß die Unschädlichmachung des

    Täters auf der Stelle durch die besonderen Umstände des

    Falles geboten ist. Durch ungerechtfertigte oder über das 

    Maß des Notwendigen hinausgehende Belästigung der Aus-

    länder wird das Los der zahlreichen im Auslande lebenden

    Deutschen nicht verbessert. Wir wollen unserer Pflicht,

    scharf aufzupassen und fest zuzufassen, ge-

    nügen, wir müssen aber alles vermeiden, was

    unserer als Kulturvolk unwürdig ist.

        Ueber die Festnahme und Bestrafung von Spionen sowie

    über behördliche Schutzmaßnahmen liegen uns folgende Be-

    richte vor:

                                                                       Stuttgart, 4. August.

        Auf dem Munitionsdepot in Ludwigsburg erschoß

    der Militärposten einen Mann, der sich an das Depot herangeschlichen

    hatte. Das Generalkommando erläßt eine Bekanntmachung, die be-

    sagt, daß an mehreren Stellen des Königreichs Württemberg die

    Telegraphendrähte durchschnitten worden seien. Die

    Truppen hätten Anweisung, die Verbrecher sofort zu er-

    schießen. Die gesamte Bevölkerung wird aufgefordert, an der

    Beaufsichtigung der Verkehrseinrichtungen mitzuwirken.

                                                                      Halberstadt, 4. August.

        Die vorgestern verhafteten Spione sind standrechtlich er-

    schossen worden. Gestern wurde am hiesigen Bahnhof ein weiterer

    russischer Spion verhaftet.

                                                                      Vohwinkel, 4. August.

        Unter dem Verdacht der Spionage wurde hier eine Russe ver-

    haftet, der sich dadurch verdächtig machte, daß er sich nach der

    Bestimmung der Brücken erkundigte.

                            Achtung, russisches Auto! Festnehmen!

                                                                      Naumburg, 4. August.

        Mehrere Autos mit Damen und Geld für Rußland be-

    stimmt, sind in der Richtung nach Rußland unterwegs. Die

    Autos sind anzuhalten und sofort der nächsten Behörde zu-

    zuführen.

                      Der Domprobst von Metz festgenommen.

                                                                      Köln, 4. August.

        In Koblenz wurden gestern 18 Gefangene, darunter auch der

    Domprobst von Metz, unter militärischer Begleitung auf die

    Festung gebracht. Heute wurden die Frau und die Tochter

  • August 17, 2017 20:46:48 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.

        Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

    deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

    Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

    um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

    keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

    beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

    Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

    der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

    in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

    schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

    demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

    erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

    Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

    hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

    der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

    geteilten Vorlagen bewilligt werden.

        Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

    tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

    Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

    Kaiser verlesenen                                             

                                                      Thronrede: 

                                                Geehrte Herren!

        In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

    treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

    halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

    Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

    Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

    einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

    Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

    Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

    wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

    als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

    unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten

    Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

    einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.

        Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am

    Balkan heraufbeschworen waren, schienen überwunden. Da

    tat sich mit der Ermordung meines Freundes, des Erz-

    herzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher

    Verbündeter, der Kaiser und König Franz Josef war ge-

    zwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines

    Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem Nachbarstaat

    zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten

    Interessen ist der verbündeten Monarchie das russische Reich

    in den Weg getreten. An die Seite Oesterreich-Ungarns ruft

    uns nicht nur unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die

    gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemeinschaft

    der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm

    feindlicher Kräfte zu schirmen.

        Mit schwerem Herzen habe ich meine Armee gegen einen

    Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf so vielen

    Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit aufrichtigem

    Leid sah ich eine von Deutschland treu bewahrte Freund-

    schaft zerbrechen. Die kaiserlich russische Regierung hat

    sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus nach-

    gebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Begünstigungen

    verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses Krieges ver-

    anlaßte. Daß auch Frankreich sich auf die Seite unserer

    Gegner gestellt hat, konnte uns nicht überraschen. Zu oft

    sind unsere Bemühungen, mit der französischen Republik

    zu freundlicheren Beziehungen zu gelangen, auf alte Hoff-

    nungen und alten Groll gestoßen.

                                                 Geehrte Herren!

        Was menschliche Einsicht und Kraft vermag, um einVolk

    für die letzten Entscheidungen zu wappnen, das ist mit

    Ihrer patriotischen Hilfe geschehen. Die Feindseligkeiten,

    die im Osten und Westen seit langer Zeit um sich gegriffen

    hat sic), ist nun zu hellen Flammen aufgelodert. Die gegen-

    wärtige Lage ging nicht aus vorübergehenden Interessen-

    konflikten oder diplomatischen Konstellationen hervor, sie

    ist das Ergebnis eines seit langen Jahren tätigen Uebel-

    wollens gegen Macht und Gedeihen des Deutschen Reichs.

        Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der un-

    beugsame Wille, den  Platz zu ebwahren(sic), auf den Gott uns

    gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter.

        Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind,

    werden Sie ersehen, wie Meine Regierung und vor allem

    Mein Kanzler bis zum letzten Augenblick bemüht waren,

    das Aeußerste abzuwenden. In aufgedrungener Notwehr,

    mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das

    Schwert. 

        An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht


     3. Spalte 

    mein Ruf, mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammen-

    stehen mit unseren Bundesgenossen, zu verteidigen, was

    wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben. Nach dem Bei-

    spiel unserer Väter fest und getreu, ernst und ritterlich,

    demütig vor Gott und kampfesfroh vor dem Feind, so ver-

    trauen wir der ewigen Allmacht, die unsere Abwehr stärken

    und zu gutem Ende lenken wolle!

        Auf Sie, geehrte Herren, blickt heute, um seine Fürsten

    und Führer geschart, das ganze deutsche Volk. Fassen Sie

    Ihre Entschlüsse einmütig und schnell - das ist mein

    inniger Wunsch.   

                                                            *

              Der Kaiser setzte der Thronrede folgendes hinzu:

        "Sie haben gelesen, meine Herren, was ich zu meinem

    Volk vom Balkon des Schlosses aus gesagt habe. Ich

    wiederhole, ich kenne keine Parteien mehr, ich

    kenne nur Deutsche (Stürmisches Bravo) und zum

    Zeugen dessen, daß Sie fest entschlossen sind, ohne

    Parteiunterschiede, ohne Standes- und

    Konfessionsunterschiede zusammenzuhal-

    ten, mit mir durch dick und dünn, durch Not

    und Tod, fordere ich die Vorstände der Parteien auf,

    vorzutreten und mir dies in die Hand zu ge-

    loben."

                                                *

                   Ein russischer Angriff abgewiesen.

    Teile der Besatzung von Memel schlugen gestern

    einen Vorstoß feindlicher Grenzwachen aus der

    Richtung von Krottingen zurück. 

               Gefangennahme russische Fliegeroffiziere.

                                                                             Wien, 4. August.

    Die "Neue Freie Presse" meldet: An der österreichisch-

    russischen Grenze, nördlich von Lemberg, wurde ein Aero-

    plan, System Sikorsky, mit einem russischen Piloten, einem

    Begleitoffizier und einer Nutzlast von österreichischen Truppen

    heruntergeschossen. Die beiden russischen Offiziere,

    die verletzt wurden, wurden gefangen genommen.

                                              S p i o n e .

    Deutschland ist von russischen Spionen über-

    schwemmt. Dank der Wachsamkeit der Behörden sowie

    des Publikums ist jedoch bis jetzt jeder größere Schaden ver-

    hütet worden. Weil es noch immer gelungen ist, der ver-

    dächtigen Personen rechtzeitig habhaft zu werden. Jede Aus-

    schreitung ist bei der Festnahme zu vermeiden, denn es

    könnte sein, daß sich der Verdacht nicht bestätigt und daß

    es sich um einen harmlosen Fremden handelt. Die Unter-

    suchung des Falles und die Bestrafung steht der

    Behörde zu, es sei denn, daß die Unschädlichmachung des

    Täters auf der Stelle durch die besonderen Umstände des

    Falles geboten ist. Durch ungerechtfertigte oder über das 

    Maß des Notwendigen hinausgehende Belästigung der Aus-

    länder wird das Los der zahlreichen im Auslande lebenden

    Deutschen nicht verbessert. Wir wollen unserer Pflicht,

    scharf aufzupassen und fest zuzufassen, ge-

    nügen, wir müssen aber alles vermeiden, was

    unserer als Kulturvolk unwürdig ist.

        Ueber die Festnahme und Bestrafung von Spionen sowie

    über behördliche Schutzmaßnahmen liegen uns folgende Be-

    richte vor:

                                                                       Stuttgart, 4. August.

        Auf dem Munitionsdepot in Ludwigsburg erschoß

    der Militärposten einen Mann, der sich an das Depot herangeschlichen

    hatte. Das Generalkommando erläßt eine Bekanntmachung, die be-

    sagt, daß an mehreren Stellen des Königreichs Württemberg die

    Telegraphendrähte durchschnitten worden seien. Die

    Truppen hätten Anweisung, die Verbrecher sofort zu er-

    schießen. Die gesamte Bevölkerung wird aufgefordert, an der

    Beaufsichtigung der Verkehrseinrichtungen mitzuwirken.

                                                                      Halberstadt, 4. August.

        Die vorgestern verhafteten Spione sind standrechtlich er-

    schossen worden. Gestern wurde am hiesigen Bahnhof ein weiterer

    russischer Spion verhaftet.


  • August 17, 2017 20:21:23 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.

        Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

    deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

    Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

    um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

    keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

    beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

    Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

    der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

    in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

    schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

    demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

    erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

    Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

    hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

    der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

    geteilten Vorlagen bewilligt werden.

        Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

    tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

    Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

    Kaiser verlesenen                                             

                                                      Thronrede: 

                                                Geehrte Herren!

        In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

    treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

    halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

    Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

    Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

    einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

    Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

    Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

    wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

    als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

    unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten

    Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

    einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.

        Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am

    Balkan heraufbeschworen waren, schienen überwunden. Da

    tat sich mit der Ermordung meines Freundes, des Erz-

    herzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher

    Verbündeter, der Kaiser und König Franz Josef war ge-

    zwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines

    Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem Nachbarstaat

    zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten

    Interessen ist der verbündeten Monarchie das russische Reich

    in den Weg getreten. An die Seite Oesterreich-Ungarns ruft

    uns nicht nur unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die

    gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemeinschaft

    der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm

    feindlicher Kräfte zu schirmen.

        Mit schwerem Herzen habe ich meine Armee gegen einen

    Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf so vielen

    Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit aufrichtigem

    Leid sah ich eine von Deutschland treu bewahrte Freund-

    schaft zerbrechen. Die kaiserlich russische Regierung hat

    sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus nach-

    gebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Begünstigungen

    verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses Krieges ver-

    anlaßte. Daß auch Frankreich sich auf die Seite unserer

    Gegner gestellt hat, konnte uns nicht überraschen. Zu oft

    sind unsere Bemühungen, mit der französischen Republik

    zu freundlicheren Beziehungen zu gelangen, auf alte Hoff-

    nungen und alten Groll gestoßen.

                                                 Geehrte Herren!

        Was menschliche Einsicht und Kraft vermag, um einVolk

    für die letzten Entscheidungen zu wappnen, das ist mit

    Ihrer patriotischen Hilfe geschehen. Die Feindseligkeiten,

    die im Osten und Westen seit langer Zeit um sich gegriffen

    hat sic), ist nun zu hellen Flammen aufgelodert. Die gegen-

    wärtige Lage ging nicht aus vorübergehenden Interessen-

    konflikten oder diplomatischen Konstellationen hervor, sie

    ist das Ergebnis eines seit langen Jahren tätigen Uebel-

    wollens gegen Macht und Gedeihen des Deutschen Reichs.

        Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der un-

    beugsame Wille, den  Platz zu ebwahren(sic), auf den Gott uns

    gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter.

        Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind,

    werden Sie ersehen, wie Meine Regierung und vor allem

    Mein Kanzler bis zum letzten Augenblick bemüht waren,

    das Aeußerste abzuwenden. In aufgedrungener Notwehr,

    mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das

    Schwert. 

        An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht


     3. Spalte 

    mein Ruf, mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammen-

    stehen mit unseren Bundesgenossen, zu verteidigen, was

    wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben. Nach dem Bei-

    spiel unserer Väter fest und getreu, ernst und ritterlich,

    demütig vor Gott und kampfesfroh vor dem Feind, so ver-

    trauen wir der ewigen Allmacht, die unsere Abwehr stärken

    und zu gutem Ende lenken wolle!

        Auf Sie, geehrte Herren, blickt heute, um seine Fürsten

    und Führer geschart, das ganze deutsche Volk. Fassen Sie

    Ihre Entschlüsse einmütig und schnell - das ist mein

    inniger Wunsch.   

                                                            *

              Der Kaiser setzte der Thronrede folgendes hinzu:

        "Sie haben gelesen, meine Herren, was ich zu meinem

    Volk vom Balkon des Schlosses aus gesagt habe. Ich

    wiederhole, ich kenne keine Parteien mehr, ich

    kenne nur Deutsche (Stürmisches Bravo) und zum

    Zeugen dessen, daß Sie fest entschlossen sind, ohne

    Parteiunterschiede, ohne Standes- und

    Konfessionsunterschiede zusammenzuhal-

    ten, mit mir durch dick und dünn, durch Not

    und Tod, fordere ich die Vorstände der Parteien auf,

    vorzutreten und mir dies in die Hand zu ge-

    loben."

                                                *

                   Ein russischer Angriff abgewiesen.

    Teile der Besatzung von Memel schlugen gestern

    einen Vorstoß feindlicher Grenzwachen aus der

    Richtung von Krottingen zurück. 

               Gefangennahme russische Fliegeroffiziere.

                                                                             Wien, 4. August.

    Die "Neue Freie Presse" meldet: An der österreichisch-

    russischen Grenze, nördlich von Lemberg, wurde ein Aero-

    plan, System Sikorsky, mit einem russischen Piloten, einem

    Begleitoffizier und einer Nutzlast von österreichischen Truppen

    heruntergeschossen. Die beiden russischen Offiziere,

    die verletzt wurden, wurden gefangen genommen.





  • August 15, 2017 20:26:48 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.

        Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

    deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

    Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

    um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

    keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

    beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

    Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

    der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

    in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

    schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

    demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

    erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

    Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

    hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

    der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

    geteilten Vorlagen bewilligt werden.

        Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

    tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

    Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

    Kaiser verlesenen                                             

                                                      Thronrede: 

                                                Geehrte Herren!

        In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

    treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

    halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

    Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

    Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

    einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

    Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

    Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

    wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

    als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

    unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten

    Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

    einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.

        Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am

    Balkan heraufbeschworen waren, schienen überwunden. Da

    tat sich mit der Ermordung meines Freundes, des Erz-

    herzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher

    Verbündeter, der Kaiser und König Franz Josef war ge-

    zwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines

    Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem Nachbarstaat

    zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten

    Interessen ist der verbündeten Monarchie das russische Reich

    in den Weg getreten. An die Seite Oesterreich-Ungarns ruft

    uns nicht nur unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die

    gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemeinschaft

    der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm

    feindlicher Kräfte zu schirmen.

        Mit schwerem Herzen habe ich meine Armee gegen einen

    Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf so vielen

    Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit aufrichtigem

    Leid sah ich eine von Deutschland treu bewahrte Freund-

    schaft zerbrechen. Die kaiserlich russische Regierung hat

    sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus nach-

    gebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Begünstigungen

    verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses Krieges ver-

    anlaßte. Daß auch Frankreich sich auf die Seite unserer

    Gegner gestellt hat, konnte uns nicht überraschen. Zu oft

    sind unsere Bemühungen, mit der französischen Republik

    zu freundlicheren Beziehungen zu gelangen, auf alte Hoff-

    nungen und alten Groll gestoßen.

                                                 Geehrte Herren!

        Was menschliche Einsicht und Kraft vermag, um einVolk

    für die letzten Entscheidungen zu wappnen, das ist mit

    Ihrer patriotischen Hilfe geschehen. Die Feindseligkeiten,

    die im Osten und Westen seit langer Zeit um sich gegriffen

    hat sic), ist nun zu hellen Flammen aufgelodert. Die gegen-

    wärtige Lage ging nicht aus vorübergehenden Interessen-

    konflikten oder diplomatischen Konstellationen hervor, sie

    ist das Ergebnis eines seit langen Jahren tätigen Uebel-

    wollens gegen Macht und Gedeihen des Deutschen Reichs.

        Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der un-

    beugsame Wille, den  Platz zu ebwahren(sic), auf den Gott uns

    gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter.

        Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind,

    werden Sie ersehen, wie Meine Regierung und vor allem

    Mein Kanzler bis zum letzten Augenblick bemüht waren,

    das Aeußerste abzuwenden. In aufgedrungener Notwehr,

    mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das

    Schwert. 

        An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht


     3. Spalte 

    mein Ruf, mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammen-

    stehen mit unseren Bundesgenossen, zu verteidigen, was

    wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben. Nach dem Bei-

    spiel unserer Väter fest und getreu, ernst und ritterlich,

    demütig vor Gott und kampfesfroh vor dem Feind, so ver-

    trauen wir der ewigen Allmacht, die unsere Abwehr stärken

    und zu gutem Ende lenken wolle!

        Auf Sie, geehrte Herren, blickt heute, um seine Fürsten

    und Führer geschart, das ganze deutsche Volk. Fassen Sie

    Ihre Entschlüsse einmütig und schnell - das ist mein

    inniger Wunsch.   

                                                            *

              Der Kaiser setzte der Thronrede folgendes hinzu:

        "Sie haben gelesen, meine Herren, was ich zu meinem

    Volk vom Balkon des Schlosses aus gesagt habe. Ich

    wiederhole, ich kenne keine Parteien mehr, ich

    kenne nur Deutsche (Stürmisches Bravo) und zum

    Zeugen dessen, daß Sie fest entschlossen sind, ohne

    Parteiunterschiede, ohne Standes- und

    Konfessionsunterschiede zusammenzuhal-

    ten, mit mir durch dick und dünn, durch Not

    und Tod, fordere ich die Vorstände der Parteien auf,

    vorzutreten und mir dies in die Hand zu ge-

    loben."


  • August 15, 2017 20:17:46 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.

        Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

    deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

    Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

    um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

    keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

    beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

    Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

    der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

    in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

    schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

    demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

    erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

    Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

    hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

    der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

    geteilten Vorlagen bewilligt werden.

        Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

    tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

    Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

    Kaiser verlesenen                                             

                                                      Thronrede: 

                                                Geehrte Herren!

        In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

    treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

    halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

    Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

    Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

    einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

    Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

    Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

    wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

    als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

    unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten

    Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

    einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.

        Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am

    Balkan heraufbeschworen waren, schienen überwunden. Da

    tat sich mit der Ermordung meines Freundes, des Erz-

    herzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher

    Verbündeter, der Kaiser und König Franz Josef war ge-

    zwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines

    Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem Nachbarstaat

    zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten

    Interessen ist der verbündeten Monarchie das russische Reich

    in den Weg getreten. An die Seite Oesterreich-Ungarns ruft

    uns nicht nur unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die

    gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemeinschaft

    der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm

    feindlicher Kräfte zu schirmen.

        Mit schwerem Herzen habe ich meine Armee gegen einen

    Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf so vielen

    Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit aufrichtigem

    Leid sah ich eine von Deutschland treu bewahrte Freund-

    schaft zerbrechen. Die kaiserlich russische Regierung hat

    sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus nach-

    gebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Begünstigungen

    verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses Krieges ver-

    anlaßte. Daß auch Frankreich sich auf die Seite unserer

    Gegner gestellt hat, konnte uns nicht überraschen. Zu oft

    sind unsere Bemühungen, mit der französischen Republik

    zu freundlicheren Beziehungen zu gelangen, auf alte Hoff-

    nungen und alten Groll gestoßen.

                                                 Geehrte Herren!

        Was menschliche Einsicht und Kraft vermag, um einVolk

    für die letzten Entscheidungen zu wappnen, das ist mit

    Ihrer patriotischen Hilfe geschehen. Die Feindseligkeiten,

    die im Osten und Westen seit langer Zeit um sich gegriffen

    hat sic), ist nun zu hellen Flammen aufgelodert. Die gegen-

    wärtige Lage ging nicht aus vorübergehenden Interessen-

    konflikten oder diplomatischen Konstellationen hervor, sie

    ist das Ergebnis eines seit langen Jahren tätigen Uebel-

    wollens gegen Macht und Gedeihen des Deutschen Reichs.

        Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der un-

    beugsame Wille, den  Platz zu ebwahren(sic), auf den Gott uns

    gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter.

        Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind,

    werden Sie ersehen, wie Meine Regierung und vor allem

    Mein Kanzler bis zum letzten Augenblick bemüht waren,

    das Aeußerste abzuwenden. In aufgedrungener Notwehr,

    mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das

    Schwert. 

        An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht


     3. Spalte 

    mein Ruf, mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammen-

    stehen mit unseren Bundesgenossen, zu verteidigen, was

    wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben. Nach dem Bei-

    spiel unserer Väter fest und getreu, ernst und ritterlich,

    demütig vor Gott und kampfesfroh vor dem Feind, so ver-

    trauen wir der ewigen Allmacht, die unsere Abwehr stärken

    und zu gutem Ende lenken wolle!


  • August 15, 2017 20:14:24 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.

        Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

    deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

    Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

    um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

    keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

    beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

    Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

    der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

    in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

    schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

    demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

    erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

    Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

    hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

    der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

    geteilten Vorlagen bewilligt werden.

        Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

    tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

    Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

    Kaiser verlesenen                                             

                                                      Thronrede: 

                                                Geehrte Herren!

        In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

    treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

    halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

    Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

    Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

    einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

    Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

    Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

    wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

    als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

    unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten

    Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

    einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.

        Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am

    Balkan heraufbeschworen waren, schienen überwunden. Da

    tat sich mit der Ermordung meines Freundes, des Erz-

    herzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher

    Verbündeter, der Kaiser und König Franz Josef war ge-

    zwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines

    Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem Nachbarstaat

    zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten

    Interessen ist der verbündeten Monarchie das russische Reich

    in den Weg getreten. An die Seite Oesterreich-Ungarns ruft

    uns nicht nur unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die

    gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemeinschaft

    der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm

    feindlicher Kräfte zu schirmen.

        Mit schwerem Herzen habe ich meine Armee gegen einen

    Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf so vielen

    Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit aufrichtigem

    Leid sah ich eine von Deutschland treu bewahrte Freund-

    schaft zerbrechen. Die kaiserlich russische Regierung hat

    sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus nach-

    gebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Begünstigungen

    verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses Krieges ver-

    anlaßte. Daß auch Frankreich sich auf die Seite unserer

    Gegner gestellt hat, konnte uns nicht überraschen. Zu oft

    sind unsere Bemühungen, mit der französischen Republik

    zu freundlicheren Beziehungen zu gelangen, auf alte Hoff-

    nungen und alten Groll gestoßen.

                                                 Geehrte Herren!

        Was menschliche Einsicht und Kraft vermag, um einVolk

    für die letzten Entscheidungen zu wappnen, das ist mit

    Ihrer patriotischen Hilfe geschehen. Die Feindseligkeiten,

    die im Osten und Westen seit langer Zeit um sich gegriffen

    hat sic), ist nun zu hellen Flammen aufgelodert. Die gegen-

    wärtige Lage ging nicht aus vorübergehenden Interessen-

    konflikten oder diplomatischen Konstellationen hervor, sie

    ist das Ergebnis eines seit langen Jahren tätigen Uebel-

    wollens gegen Macht und Gedeihen des Deutschen Reichs.

        Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der un-

    beugsame Wille, den  Platz zu ebwahren(sic), auf den Gott uns

    gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter.

        Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind,

    werden Sie ersehen, wie Meine Regierung und vor allem

    Mein Kanzler bis zum letzten Augenblick bemüht waren,

    das Aeußerste abzuwenden. In aufgedrungener Notwehr,

    mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das

    Schwert. 

        An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht


  • August 15, 2017 20:10:10 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.

        Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

    deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

    Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

    um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

    keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

    beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

    Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

    der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

    in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

    schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

    demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

    erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

    Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

    hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

    der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

    geteilten Vorlagen bewilligt werden.

        Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

    tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

    Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

    Kaiser verlesenen                                             

                                                      Thronrede: 

                                                Geehrte Herren!

        In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

    treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

    halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

    Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

    Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

    einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

    Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

    Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

    wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

    als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

    unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten

    Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

    einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.

        Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am

    Balkan heraufbeschworen waren, schienen überwunden. Da

    tat sich mit der Ermordung meines Freundes, des Erz-

    herzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher

    Verbündeter, der Kaiser und König Franz Josef war ge-

    zwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines

    Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem Nachbarstaat

    zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten

    Interessen ist der verbündeten Monarchie das russische Reich

    in den Weg getreten. An die Seite Oesterreich-Ungarns ruft

    uns nicht nur unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die

    gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemeinschaft

    der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm

    feindlicher Kräfte zu schirmen.

        Mit schwerem Herzen habe ich meine Armee gegen einen

    Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf so vielen

    Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit aufrichtigem

    Leid sah ich eine von Deutschland treu bewahrte Freund-

    schaft zerbrechen. Die kaiserlich russische Regierung hat

    sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus nach-

    gebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Begünstigungen

    verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses Krieges ver-

    anlaßte. Daß auch Frankreich sich auf die Seite unserer

    Gegner gestellt hat, konnte uns nicht überraschen. zu oft

    sind unsere Bemühungen, mit der französischen Republik

    zu freundlicheren Beziehungen zu gelangen, auf alte Hoff-

    nungen und alten Groll gestoßen.

                                                   Geehrte Herren!

        Was menschliche Einsicht und Kraft vermag, um einVolk

    für die letzten Entscheidungen zu wappnen, das ist mit

    Ihrer patriotischen Hilfe geschehen. Die Feindseligkeiten,

    die im Osten und Westen seit langer Zeit um sich gegriffen

    hat, ist nun zu hellen Flammen aufgelodert. Die gegen-

    wärtige Lage ging nicht aus vorübergehenden Interessen-

    konflikten oder diplomtischen Konstellationen hervor, sie

    ist das Ergebnis eines seit langen Jahren tätigen Uebel-

    wollens gegen Macht und Gedeihen des Deutschen Reichs.

        Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der un-

    beugsame Wille, den  Platz zu ebwahren(sic), auf den Gott uns

    gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter.

        Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind,

    werden Sie ersehen, wie Meine Regierung und vor allem

    Mein Kanzler bis zum letzten Augenblick bemüht waren,

    das Aeußerste abzuwenden. Im aufgedrungener Notwehr,

    mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das

    Schwert. 

        An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht


  • August 15, 2017 20:07:38 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.

        Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

    deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

    Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

    um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

    keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

    beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

    Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

    der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

    in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

    schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

    demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

    erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

    Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

    hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

    der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

    geteilten Vorlagen bewilligt werden.

        Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

    tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

    Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

    Kaiser verlesenen                                             

                                                      Thronrede: 

                                                Geehrte Herren!

        In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

    treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

    halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

    Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

    Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

    einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

    Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

    Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

    wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

    als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

    unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten

    Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

    einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.

        Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am

    Balkan heraufbeschworen waren, schienen überwunden. Da

    tat sich mit der Ermordung meines Freundes, des Erz-

    herzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher

    Verbündeter, der Kaiser und König Franz Josef war ge-

    zwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines

    Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem Nachbarstaat

    zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten

    Interessen ist der verbündeten Monarchie das russische Reich

    in den Weg getreten. An die Seite Oesterreich-Ungarns ruft

    uns nicht nur unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die

    gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemeinschaft

    der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm

    feindlicher Kräfte zu schirmen.

        Mit schwerem Herzen habe ich meine Armee gegen einen

    Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf so vielen

    Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit aufrichtigem

    Leid sah ich eine von Deutschland treu bewahrte Freund-

    schaft zerbrechen. Die kaiserlich russische Regierung hat

    sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus nach-

    gebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Begünstigungen

    verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses Krieges ver-

    anlaßte. Daß auch Frankreich sich auf die Seite unserer

    Gegner gestellt hat, konnte uns nicht überraschen. zu oft

    sind unsere Bemühungen, mit der französischen Republik

    zu freundlicheren Beziehungen zu gelangen, auf alte Hoff-

    nungen und alten Groll gestoßen.

                                                   Geehrte Herren!

        Was menschliche Einsicht und Kraft vermag, um einVolk

    für die letzten Entscheidungen zu wappnen, das ist mit

    Ihrer patriotischen Hilfe geschehen. Die Feindseligkeiten,

    die im Osten und Westen seit langer Zeit um sich gegriffen

    hat, ist nun zu hellen Flammen aufgelodert. Die gegen-

    wärtige Lage ging nicht aus vorübergehenden Interessen-

    konflikten oder diplomtischen Konstellationen hervor, sie

    ist das Ergebnis eines seit langen Jahren tätigen Uebel-

    wollens gegen Macht und Gedeihen des Deutschen Reichs.

        Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der un-

    beugsame Wille, den  Platz zu ebwahren(sic), auf den Gott uns

    gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter.


  • August 15, 2017 19:55:13 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.

        Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

    deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

    Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

    um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

    keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

    beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

    Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

    der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

    in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

    schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

    demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

    erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

    Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

    hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

    der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

    geteilten Vorlagen bewilligt werden.

        Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

    tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

    Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

    Kaiser verlesenen                                             

                                                      Thronrede: 

                                                Geehrte Herren!

        In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

    treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

    halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

    Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

    Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

    einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

    Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

    Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

    wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

    als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

    unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten

    Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

    einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.

        Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am

    Balkan heraufbeschworen waren, schienen überwunden. Da

    tat sich mit der Ermordung meines Freundes, des Erz-

    herzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher

    Verbündeter, der Kaiser und König Franz Josef war ge-

    zwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines

    Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem Nachbarstaat

    zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten

    Interessen ist der verbündeten Monarchie das russische Reich

    in den Weg getreten. An die Seite Oesterreich-Ungarns ruft

    uns nicht nur unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die

    gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemeinschaft

    der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm

    feindlicher Kräfte zu schirmen.


  • August 15, 2017 19:45:50 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.

        Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

    deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

    Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

    um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

    keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

    beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

    Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

    der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

    in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

    schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

    demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

    erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

    Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

    hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

    der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

    geteilten Vorlagen bewilligt werden.

        Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

    tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

    Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

    Kaiser verlesenen                                             

                                                      Thronrede: 

                                                Geehrte Herren!

        In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

    treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

    halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

    Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

    Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

    einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

    Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

    Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

    wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

    als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

    unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten

    Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

    einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.


  • August 15, 2017 19:45:05 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.

        Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

    deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

    Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

    um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

    keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

    beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

    Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

    der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

    in herrlicher Weise erfüllt. Die Parteiunterschiede sind ver-

    schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

    demokraten stehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

    erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

    Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

    hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

    der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

    geteilten Vorlagen bewilligt werden.

        Die Eröffnung der außerordentlichen Session des Reichs-

    tags vollzog sich nach vorangegangenem Gottesdienst im

    Weißen Saal des Königlichen Schlosses mit folgender vom

    Kaiser verlesenen                                             

                                                      Thronrede: 

                                                Geehrte Herren!

        In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Ver-

    treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast ein

    halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des

    Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische

    Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt

    einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte

    Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine

    Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Ent-

    wicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte

    als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie

    unermüdlich wir dem Drang und den Wirren der letzten

    Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas

    einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.


  • August 15, 2017 19:34:08 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.

        Unter ganz außerordentlichen Umständen ist gestern der

    deutsche Reichstag zu einer außerordentlichen

    Tagung, zu einer Kriegstagung, zusammen getreten, 

    um seinerseits mit derselben Opferfreudigkeit und Einmütig-

    keit, von der das gesamte deutsche Volk in dieser ernsten Zeit

    beseelt ist, alles das zu tun und zu bewilligen, was die

    Not der Stunde erheischt. Es gibt keine Parteien mehr, hat

    der Deutsche Kaiser gesagt und dies Wort hat sich bereits

    in herrlicher Weise erfüllt. die Parteiunterschiede sind ver-

    schwunden. Liberale und Konservative, Zentrum und Sozial-

    demokraten sttehen zusammen, und sie alle haben sich bereit

    erklärt, widerspruchslos den durch die Zeitumstände gebotenen

    Forderungen der Regierung zuzustimmen. Einmütig werden, das

    hat sich schon aus den Vorbesprechungen ergeben, alle von

    der Regierung eingebrachten und an anderer Stelle mit-

    geteilten Vorlagen bewilligt werden.


  • August 15, 2017 19:17:28 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.



  • August 15, 2017 19:17:07 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


     2. Spalte 

    München gestern abends 6 Uhr die Pässe zugestellt

    worden.

                                      Ein Appell des Kaisers

                      an den Reichstag und das deutsche Volk.


  • August 15, 2017 19:15:04 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


  • August 15, 2017 19:14:40 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  vertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf 

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     

                 Der französische Gesandte verläßt München.

                                                                          München, 4. August.

        Nach einer des Königlichen Staatsministeriums

    des Aeußeren sind dem französischen Gesandten in


  • August 15, 2017 19:10:00 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.

        Doch wie sich auch die Dinge wenden, und wenn wir

    einer Welt in Waffen gegenüberstehen sollten, wir werden

    den Mut  nicht sinken lassen, wir werden  ertrauen

    auf unser gutes deutsches Schwert und auf u

    unsere gute, unsere gerechte Sache!                             x.     



  • August 15, 2017 19:07:52 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alIe

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.

        Auch auf das Ausland müssen diese Veröffentlichungen

    einen starken Eindruck machen. Vor allem auf

    unseren Bundesgenossen Italien. Dieses hat zu-

    nächst die Neutralität proklamiert, da der italienischen

    Regierung bisher nur der Krieg gegen Rußland

    offiziell notifiziert wurde, und für diesen Kriegsfall die

    italienischen Bündnisverpflichtungen nicht in Frage kommen.

    Der Inhalt der Verträge zwischen Deutschland und Oester-

    reich-Ungarn einerseits und Italien andererseits ist nicht

    bekannt, ist nie veröffentlicht worden, allein die Vermutung

    spricht dafür, daß die Einmischung Frankreichs in den Krieg

    auch die Beteiligung Italiens bedingt, und so dürfte man,

    wenn von deutscher und österreichischer Seite auf die Mit-

    wirkung Italiens Wert gelegt wird, wohl bald etwas von

    dessen Mobilisierung hören. Ueber die Haltung Englands

    weiß man noch nichts Sicheres. Nach den Erklärungen Sir

    Edward Greys sind die Flotte und das Heer Englands in

    der Mobilisierung begriffen, aber es sei keine Verpflichtung

    eingegangen worden. Nun, wir werden in Ruhe abwarten, 

    was England beschließt, ob es die Neutralität wahren oder

    demselben Rußland den Rücken stärken will, daß seine Stellung

    in Persien und Indien bedroht.  Bisher haben sich die

    englischen Staatsmänner immer noch als kluge Geschäftsleute

    erwiesen, die ihre Haut nicht für fremde Leute zu Markte

    tragen.



  • August 15, 2017 18:45:59 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichten amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alle

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.


  • August 15, 2017 18:44:35 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

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                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!

        Die heute von uns veröffentlichen amtlichen Aktenstücke

    stellen ein beweiskräftiges, ein denkwürdiges Dokument dafür

    dar, wie Rußland auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Der-

    selbe Zar, der einst die Komödie der Friedenskonferenz ins

    Werk setzte und fast unmittelbar darauf den Krieg gegen

    Japan provozierte, hat auch jetzt wieder gezeigt, daß alle

    seine Friedensversicherungen eitel Heuchelei und Lüge sind.

    Die feierlichen Versicherungen des Zaren haben sich als

    ebenso schnöde Lügen erwiesen wie die Ehrenworte des

    Kriegsministers und des Generalstabschefs der russischen

    Armee. Wer diese amtlichen Veröffentlichungen liest, für den

    kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich um

    einen heimtückischen, niederträchtigen Ueberfall seitens des

    Zarenreiches handelt, und diesem ehrlosen, allem völker-

    rechtlichen Anstand Hohn sprechenden Verhalten, hat sich

    Frankreich angeschlossen, hat sich damit zum Mitschuldigen

    gemacht.


  • August 15, 2017 18:27:05 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

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                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein Abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist ein heil´ger Krieg!


  • August 15, 2017 18:25:22 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

        Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es hat wieder

    wie schon so oft die stärksten Beweise seiner Friedensliebe

    gegeben, so starke, daß schon manch einer unwillig wurde

    und meinte, es sei genug, übergenug der deutschen Langmut.

    Aber mögen uns auch Rußland und Frankreich durch ihre

    frühere Mobilisierung und ihr eiliges Losschlagen einen kleinen

    Vorsprung abgewonnen haben, so ist doch unser Gewinn

    dabei das Bewußtsein, daß das Recht auf unserer Seite ist,

    daß es ein abwehrkrieg ist, der uns aufgezwungen wurde.

    Es ist ein Kreuzzug, s´ist  ein heil´ger Krieg!


  • August 15, 2017 18:16:45 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

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                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

         Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

      gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

      Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

      Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

      haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

      wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

      setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

      hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

      überschritten. Französische Kompagnien halten seit

      gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

      Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

      nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

      belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

      in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

      zerstören. Frankreich hat damit den An-

      griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

      zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

      uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

      lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

      Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

                                


  • August 15, 2017 18:15:11 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

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                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:

       Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten Befehl

    gemäß die französische Grenze nicht überschritten.

    Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne

    Kriegserklärung unsere Grenzposten an. Sie

    haben,  obwohl uns die französische Regierung noch vor

    wenigen Tagen die Innehaltung einer unbe-

    setzten Zone von 10 Kilometern zugesagt

    hatte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze

    überschritten. Französische Kompagnien halten seit

    gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt.

    Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern

    nach Baden, Bayern und unter Verletzung der

    belgischen Neutralität über belgisches Gebiet

    in die Rheinprovinz und versuchen, unsere Bahnen zu

    zerstören. Frankreich hat damit den An-

    griff gegen uns eröffnet und den Kriegs-

    zustand hergestellt. Des Reiches Sicherheit zwingt 

    uns zur Gegenwehr. Der Kaiser hat die erforder-

    lichen  Befehle erteilt. Der deutsche Botschafter in

    Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern.

                                


  • August 15, 2017 17:58:42 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

    ________________________________________________________________________________________________________________

                                                   Die Kriegstagung des Reichstags.

    Kriegserklärung an Frankreich-Die Thronrede des Kaisers-Das deutsche Weißbuch- Verhaftete Spione.

     1. Spalte 

       Der Krieg nach zwei Fronten hat begonnen. Wie

    vorher Rußland, so hat jetzt auch Frankreich ohne

    Kriegserklärung die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet.

    Diese entscheidende Wendung wird durch folgende amtliche

    Mitteilung bekannt gegeben:



                                


  • August 15, 2017 17:44:42 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 

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  • August 15, 2017 17:44:04 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g

                                                                   siehe item 5 


  • August 15, 2017 17:43:22 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                               Berliner                                        Mittwoch, 5. August 1914.

                                                             M o r g e n = Z e i t u n g


  • August 15, 2017 17:41:05 Beate Jochem

     item 9 


    Nr. 181.  XXVI. Jahrgang                 Berliner                                          Mittwoch, 5. August 1914.


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    Berlin, Saalfeld, Leipzig

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  • Story location Berlin, Saalfeld, Leipzig
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ID
15725 / 166519
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Karl Döbling
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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