Feldpostbriefe und Feldpostkarten von Hauptmann Eugen Hahn aus Bösingen, item 143

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<Karte> 21.V.1918 l.iebe Eltern! Nach nettem Übernachten unter meinem Dach senden herzliche Grüße Karl und Eugen.
21.Mai 18 Liebe Eltern und Geschwister! Der erste herzliche Gruß dieses Briefes soll der lieben Mutter gelten zu ihrem Geburtstag am 25.Mai. Viel Glück - und Segenswünsche wer-den auch von mir draußen im diesem Tag zu Dir nach Haus eilen und dankbares Gedenken, was ich im letzten Jahr an liebender Fürsorge von Dir. I. Mutter, erfahren durfte. Ich freue mich, dass Dein Geburtstag in Ulm sicher in Sommervorfreude und Sonnenglanz fallt, dass endlich der Dornhaner Maischnee dem Ulmer Frühjahr weichen musste. Nun hat sich doch endlich die äußere Arbeitslast etwas verringern lassen und der Gedanke. Euch in der schönen Ulmer Wohnung zu wissen, ist mir ein stets beruhigendes und befriedigendes Gefühl. Meine Hochzeit und Schiebers Wolfgang wird man nebst Umzug und manch fröhlichen Besuchen als Höhepunkte seit dem letzten 25.Mai bezeichnen dürfen. Und wir dürfen froh und dankbar sein, dass uns schwere Sorgen erspart blieben, dass die. die auftauchen wollten, noch gnädig vorüber gingen: Vaters Krankheit und Hermanns Erkrankung. Und dass der Krieg bis jetzt schwere Opfer von uns nicht gefordert hat. ist auch ein Anlass, besonders dankbar zu sein. So wünsche ich Dir. liebe Mutter, dass auch Dein kommendes Lebensjahr, wenn auch die äuße-ren Bedingungen nicht wesentlich erleichtert werden werden, doch ohne Kummer und Sorgen für Dich vergehen möge und dass Du nun in diesem Jahr dann den glücklichen Tag erlebst, all Deine Kinder und Enkel einmal im Frieden - im politischen natürlich, denn im ändern sind sie ja gottlob - um Dich zu sehen. Gerne täte ich Dir. wie früher einst, auf Deinen Geburtstag, ein paar Pfund Spargeln oder sonst was Vernünftiges schicken, aber man muss sich immer mehr auf gute Wünsche beschränken, aber ich glaube, die gelten auch was. wenn sie aus treu-em. wohlmeinendem Herzen kommen. Der kleine Wolfgang in Wiblingen kann dann der Wünsche Kette fortsetzen, tatsächlich kristallisiert sich in den Kleinen doch alles Wünschen, das wir für die Zukunft haben. -

Wir sind seit etwa 8 Tagen in Ruhe in sehr schönen, bequemen Quartieren und lassen es uns recht wohl sein. Wir hoffen, noch mehrere Wochen da zu sein. Doch lässt sich gar nichts Be-stimmtes sagen. Wenn die Ruhezeit länger anhält, hätte ich nicht übel Lust, geschwind für ein paar Tage nach Stuttgart zu fahren. Doch ist die Möglichkeit jetzt noch gar nicht zu erörtern. Einstweilen bin ich froh, dass ich gesund und munter bin und dass alles, was ich von Hedwig aus ihren Briefen und Uber sie höre, ebenso froh und günstig lautet. Wenn allerdings im Juni die großen Kämpfe wieder angehen. dann kann von Heimfahren keine Rede sein, denn man wird uns wohl diesmal an eine Stelle stellen, wo etwas zu machen ist. Ob die Franzosen und Engländer, wenn nun noch mal so eine Niederlage wie im März mit ihrer großen Beute auf sie niedersaust, nicht doch noch vernünftig werden und sich sagen, dass sie nie siegen werden, ist nun doch zu hoffen. Wir sehen jedenfalls der Sache mit großem Vertrauen entgegen und man lässt sich ja im 4.Kriegsjahr nicht mehr so leicht drausbringen.

Dass der arme Gerhard nun auch schon dran glauben musste, hat mir wirklich leid getan. Dass es mit der Benachrichtigung gar nicht gestimmt hat. entnahm ich einem Telegramm von On-kel an mich. Ich bin gespannt, bald Näheres zu hören. Leider ist Gerhards Regiment sehr weit weg bei Reims, so ist mir eine Reise dorthin nicht möglich. -

Dass es Hermann wesentlich besser geht, ist doch recht erfreulich. Und es steht also zu hol-ten dass er bei lnf.R.I2l in zu schonender Weise eine Beschäftigung linden kann.

Die verschiedenen Besuche - Helle und Ruth in Ulm. Eltern in Grafenberg entnahm ich mit großer Freude den letzten lieben Briefen der Eltern, für die ich hier herzlich danke. Besonders danken möchte ich auch der 1. Mutter für die Nürtinger Möbel. Eine Entscheidung darf ich

mir bis zur Rücksprache mit Hedwig noch Vorbehalten.-

Lebt alle wohl, viele herzliche Grüße Euch, liebe Eltern und den Geschwistern Euer Eugen.
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<Karte> 21.V.1918 l.iebe Eltern! Nach nettem Übernachten unter meinem Dach senden herzliche Grüße Karl und Eugen.
21.Mai 18 Liebe Eltern und Geschwister! Der erste herzliche Gruß dieses Briefes soll der lieben Mutter gelten zu ihrem Geburtstag am 25.Mai. Viel Glück - und Segenswünsche wer-den auch von mir draußen im diesem Tag zu Dir nach Haus eilen und dankbares Gedenken, was ich im letzten Jahr an liebender Fürsorge von Dir. I. Mutter, erfahren durfte. Ich freue mich, dass Dein Geburtstag in Ulm sicher in Sommervorfreude und Sonnenglanz fallt, dass endlich der Dornhaner Maischnee dem Ulmer Frühjahr weichen musste. Nun hat sich doch endlich die äußere Arbeitslast etwas verringern lassen und der Gedanke. Euch in der schönen Ulmer Wohnung zu wissen, ist mir ein stets beruhigendes und befriedigendes Gefühl. Meine Hochzeit und Schiebers Wolfgang wird man nebst Umzug und manch fröhlichen Besuchen als Höhepunkte seit dem letzten 25.Mai bezeichnen dürfen. Und wir dürfen froh und dankbar sein, dass uns schwere Sorgen erspart blieben, dass die. die auftauchen wollten, noch gnädig vorüber gingen: Vaters Krankheit und Hermanns Erkrankung. Und dass der Krieg bis jetzt schwere Opfer von uns nicht gefordert hat. ist auch ein Anlass, besonders dankbar zu sein. So wünsche ich Dir. liebe Mutter, dass auch Dein kommendes Lebensjahr, wenn auch die äuße-ren Bedingungen nicht wesentlich erleichtert werden werden, doch ohne Kummer und Sorgen für Dich vergehen möge und dass Du nun in diesem Jahr dann den glücklichen Tag erlebst, all Deine Kinder und Enkel einmal im Frieden - im politischen natürlich, denn im ändern sind sie ja gottlob - um Dich zu sehen. Gerne täte ich Dir. wie früher einst, auf Deinen Geburtstag, ein paar Pfund Spargeln oder sonst was Vernünftiges schicken, aber man muss sich immer mehr auf gute Wünsche beschränken, aber ich glaube, die gelten auch was. wenn sie aus treu-em. wohlmeinendem Herzen kommen. Der kleine Wolfgang in Wiblingen kann dann der Wünsche Kette fortsetzen, tatsächlich kristallisiert sich in den Kleinen doch alles Wünschen, das wir für die Zukunft haben. -

Wir sind seit etwa 8 Tagen in Ruhe in sehr schönen, bequemen Quartieren und lassen es uns recht wohl sein. Wir hoffen, noch mehrere Wochen da zu sein. Doch lässt sich gar nichts Be-stimmtes sagen. Wenn die Ruhezeit länger anhält, hätte ich nicht übel Lust, geschwind für ein paar Tage nach Stuttgart zu fahren. Doch ist die Möglichkeit jetzt noch gar nicht zu erörtern. Einstweilen bin ich froh, dass ich gesund und munter bin und dass alles, was ich von Hedwig aus ihren Briefen und Uber sie höre, ebenso froh und günstig lautet. Wenn allerdings im Juni die großen Kämpfe wieder angehen. dann kann von Heimfahren keine Rede sein, denn man wird uns wohl diesmal an eine Stelle stellen, wo etwas zu machen ist. Ob die Franzosen und Engländer, wenn nun noch mal so eine Niederlage wie im März mit ihrer großen Beute auf sie niedersaust, nicht doch noch vernünftig werden und sich sagen, dass sie nie siegen werden, ist nun doch zu hoffen. Wir sehen jedenfalls der Sache mit großem Vertrauen entgegen und man lässt sich ja im 4.Kriegsjahr nicht mehr so leicht drausbringen.

Dass der arme Gerhard nun auch schon dran glauben musste, hat mir wirklich leid getan. Dass es mit der Benachrichtigung gar nicht gestimmt hat. entnahm ich einem Telegramm von On-kel an mich. Ich bin gespannt, bald Näheres zu hören. Leider ist Gerhards Regiment sehr weit weg bei Reims, so ist mir eine Reise dorthin nicht möglich. -

Dass es Hermann wesentlich besser geht, ist doch recht erfreulich. Und es steht also zu hol-ten dass er bei lnf.R.I2l in zu schonender Weise eine Beschäftigung linden kann.

Die verschiedenen Besuche - Helle und Ruth in Ulm. Eltern in Grafenberg entnahm ich mit großer Freude den letzten lieben Briefen der Eltern, für die ich hier herzlich danke. Besonders danken möchte ich auch der 1. Mutter für die Nürtinger Möbel. Eine Entscheidung darf ich

mir bis zur Rücksprache mit Hedwig noch Vorbehalten.-

Lebt alle wohl, viele herzliche Grüße Euch, liebe Eltern und den Geschwistern Euer Eugen.
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  • November 2, 2018 07:51:03 Zafiro Marti

    <Karte> 21.V.1918 l.iebe Eltern! Nach nettem Übernachten unter meinem Dach senden herzliche Grüße Karl und Eugen.
    21.Mai 18 Liebe Eltern und Geschwister! Der erste herzliche Gruß dieses Briefes soll der lieben Mutter gelten zu ihrem Geburtstag am 25.Mai. Viel Glück - und Segenswünsche wer-den auch von mir draußen im diesem Tag zu Dir nach Haus eilen und dankbares Gedenken, was ich im letzten Jahr an liebender Fürsorge von Dir. I. Mutter, erfahren durfte. Ich freue mich, dass Dein Geburtstag in Ulm sicher in Sommervorfreude und Sonnenglanz fallt, dass endlich der Dornhaner Maischnee dem Ulmer Frühjahr weichen musste. Nun hat sich doch endlich die äußere Arbeitslast etwas verringern lassen und der Gedanke. Euch in der schönen Ulmer Wohnung zu wissen, ist mir ein stets beruhigendes und befriedigendes Gefühl. Meine Hochzeit und Schiebers Wolfgang wird man nebst Umzug und manch fröhlichen Besuchen als Höhepunkte seit dem letzten 25.Mai bezeichnen dürfen. Und wir dürfen froh und dankbar sein, dass uns schwere Sorgen erspart blieben, dass die. die auftauchen wollten, noch gnädig vorüber gingen: Vaters Krankheit und Hermanns Erkrankung. Und dass der Krieg bis jetzt schwere Opfer von uns nicht gefordert hat. ist auch ein Anlass, besonders dankbar zu sein. So wünsche ich Dir. liebe Mutter, dass auch Dein kommendes Lebensjahr, wenn auch die äuße-ren Bedingungen nicht wesentlich erleichtert werden werden, doch ohne Kummer und Sorgen für Dich vergehen möge und dass Du nun in diesem Jahr dann den glücklichen Tag erlebst, all Deine Kinder und Enkel einmal im Frieden - im politischen natürlich, denn im ändern sind sie ja gottlob - um Dich zu sehen. Gerne täte ich Dir. wie früher einst, auf Deinen Geburtstag, ein paar Pfund Spargeln oder sonst was Vernünftiges schicken, aber man muss sich immer mehr auf gute Wünsche beschränken, aber ich glaube, die gelten auch was. wenn sie aus treu-em. wohlmeinendem Herzen kommen. Der kleine Wolfgang in Wiblingen kann dann der Wünsche Kette fortsetzen, tatsächlich kristallisiert sich in den Kleinen doch alles Wünschen, das wir für die Zukunft haben. -

    Wir sind seit etwa 8 Tagen in Ruhe in sehr schönen, bequemen Quartieren und lassen es uns recht wohl sein. Wir hoffen, noch mehrere Wochen da zu sein. Doch lässt sich gar nichts Be-stimmtes sagen. Wenn die Ruhezeit länger anhält, hätte ich nicht übel Lust, geschwind für ein paar Tage nach Stuttgart zu fahren. Doch ist die Möglichkeit jetzt noch gar nicht zu erörtern. Einstweilen bin ich froh, dass ich gesund und munter bin und dass alles, was ich von Hedwig aus ihren Briefen und Uber sie höre, ebenso froh und günstig lautet. Wenn allerdings im Juni die großen Kämpfe wieder angehen. dann kann von Heimfahren keine Rede sein, denn man wird uns wohl diesmal an eine Stelle stellen, wo etwas zu machen ist. Ob die Franzosen und Engländer, wenn nun noch mal so eine Niederlage wie im März mit ihrer großen Beute auf sie niedersaust, nicht doch noch vernünftig werden und sich sagen, dass sie nie siegen werden, ist nun doch zu hoffen. Wir sehen jedenfalls der Sache mit großem Vertrauen entgegen und man lässt sich ja im 4.Kriegsjahr nicht mehr so leicht drausbringen.

    Dass der arme Gerhard nun auch schon dran glauben musste, hat mir wirklich leid getan. Dass es mit der Benachrichtigung gar nicht gestimmt hat. entnahm ich einem Telegramm von On-kel an mich. Ich bin gespannt, bald Näheres zu hören. Leider ist Gerhards Regiment sehr weit weg bei Reims, so ist mir eine Reise dorthin nicht möglich. -

    Dass es Hermann wesentlich besser geht, ist doch recht erfreulich. Und es steht also zu hol-ten dass er bei lnf.R.I2l in zu schonender Weise eine Beschäftigung linden kann.

    Die verschiedenen Besuche - Helle und Ruth in Ulm. Eltern in Grafenberg entnahm ich mit großer Freude den letzten lieben Briefen der Eltern, für die ich hier herzlich danke. Besonders danken möchte ich auch der 1. Mutter für die Nürtinger Möbel. Eine Entscheidung darf ich

    mir bis zur Rücksprache mit Hedwig noch Vorbehalten.-

    Lebt alle wohl, viele herzliche Grüße Euch, liebe Eltern und den Geschwistern Euer Eugen.
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Sibylle Schreiber
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