Kriegstagebuch von Walther Huth, item 9

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...linke Seite

und Lahmen, zu denen diesmal zum ersten

Mal leider auch ich gehörte, gingen sofort nach

Rohrbeck ins Quartier, wo die 1. und 2./202

untergebracht waren.

           Vom 10. IX. ab ist das Regiment mobil !

Gewöhnlich zu 20-30 in einem Bauernhof. Wir

machten erst für die Herren Unteroffiziere eine

Bude leidlich zurecht, der Fußboden wurde mit

Brettern belegt, dann Stroh geschüttet. Dann

sorgte ich für Franke und mich, ließ mir durch

einen Knecht Stroh und 2 dicke Pferdedecken

besorgen und richtete mich häuslich ein. Nach einer

sehr anstrengenden Übung bei heißem Wetter

kamen die anderen vollständig aufgelöst

nachmittags 4 Uhr zurück. Sie waren von früh 3:15

auf den Beinen. Am Sonntag wollte Lenchen

kommen, deswegen ging ich trotz starker Erkältung

nach der Bahn, erst am Abend erhielt

ich die Absage. Auf meine Krankmeldung hin

mußte ich nach der Revierstube, die im Wachlokal

(ein kleines Spritzenhaus) eingerichtet war.

Dort sagte man, der Arzt sei noch nicht da und

für Erkältung hätten sie überhaupt keine Heilmittel.

Dasselbe erfuhr ich heute am Montag früh. Das


...rechte Seite

Wetter wurde schon gestern unfreundlich, windig mit

Regenschauern, heute stürmisch, kalt, regnerisch.

So lagen wir den ganzen Tag (wir die Krummen

und Lahmen) in unserer Scheune auf dem

Stroh und pennten.

       In Berlin verbrachte ich noch manche schöne

Stunde mit Wilhelm und Herrn Lembke. Mit beiden

besuchte ich auch Herrn Schmidt, der sich hatte

gerieren lassen. Fräulein Clemensen und Fräulein

Freischmidt nahmen mich wiederholt äußerst

liebenswürdig auf. Wilhelm wurde wegen eines

Ausschlages am ganzen Körper mit Aussicht auf

Entlassung beurlaubt. Doch bevor wir zum 2. Male

nach hier gingen, war er wiederhergestellt,

wollte wieder eintreten, mit dem 2. Ersatz ins

Feld gehen. Nun gehen dennoch unsere Wege

auseinander trotz der größten Bemühungen,

alles ist uns gelungen mit eigner Kraft, alles

haben wir erreicht, was wir schaffen konnten,

so kriegen wir auch das Übrige klein, wer weiß,

wo wir uns wiederfinden !

       Ja, Ja Döberitz und die Engländer !

Ungefähr 2000 waren bei unserm ersten Besuch dort.

Wir konnte sie in Ruhe betrachten, als sie unsere

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und Lahmen, zu denen diesmal zum ersten

Mal leider auch ich gehörte, gingen sofort nach

Rohrbeck ins Quartier, wo die 1. und 2./202

untergebracht waren.

           Vom 10. IX. ab ist das Regiment mobil !

Gewöhnlich zu 20-30 in einem Bauernhof. Wir

machten erst für die Herren Unteroffiziere eine

Bude leidlich zurecht, der Fußboden wurde mit

Brettern belegt, dann Stroh geschüttet. Dann

sorgte ich für Franke und mich, ließ mir durch

einen Knecht Stroh und 2 dicke Pferdedecken

besorgen und richtete mich häuslich ein. Nach einer

sehr anstrengenden Übung bei heißem Wetter

kamen die anderen vollständig aufgelöst

nachmittags 4 Uhr zurück. Sie waren von früh 3:15

auf den Beinen. Am Sonntag wollte Lenchen

kommen, deswegen ging ich trotz starker Erkältung

nach der Bahn, erst am Abend erhielt

ich die Absage. Auf meine Krankmeldung hin

mußte ich nach der Revierstube, die im Wachlokal

(ein kleines Spritzenhaus) eingerichtet war.

Dort sagte man, der Arzt sei noch nicht da und

für Erkältung hätten sie überhaupt keine Heilmittel.

Dasselbe erfuhr ich heute am Montag früh. Das


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Wetter wurde schon gestern unfreundlich, windig mit

Regenschauern, heute stürmisch, kalt, regnerisch.

So lagen wir den ganzen Tag (wir die Krummen

und Lahmen) in unserer Scheune auf dem

Stroh und pennten.

       In Berlin verbrachte ich noch manche schöne

Stunde mit Wilhelm und Herrn Lembke. Mit beiden

besuchte ich auch Herrn Schmidt, der sich hatte

gerieren lassen. Fräulein Clemensen und Fräulein

Freischmidt nahmen mich wiederholt äußerst

liebenswürdig auf. Wilhelm wurde wegen eines

Ausschlages am ganzen Körper mit Aussicht auf

Entlassung beurlaubt. Doch bevor wir zum 2. Male

nach hier gingen, war er wiederhergestellt,

wollte wieder eintreten, mit dem 2. Ersatz ins

Feld gehen. Nun gehen dennoch unsere Wege

auseinander trotz der größten Bemühungen,

alles ist uns gelungen mit eigner Kraft, alles

haben wir erreicht, was wir schaffen konnten,

so kriegen wir auch das Übrige klein, wer weiß,

wo wir uns wiederfinden !

       Ja, Ja Döberitz und die Engländer !

Ungefähr 2000 waren bei unserm ersten Besuch dort.

Wir konnte sie in Ruhe betrachten, als sie unsere


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  • February 16, 2017 20:47:08 Rolf Kranz

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    und Lahmen, zu denen diesmal zum ersten

    Mal leider auch ich gehörte, gingen sofort nach

    Rohrbeck ins Quartier, wo die 1. und 2./202

    untergebracht waren.

               Vom 10. IX. ab ist das Regiment mobil !

    Gewöhnlich zu 20-30 in einem Bauernhof. Wir

    machten erst für die Herren Unteroffiziere eine

    Bude leidlich zurecht, der Fußboden wurde mit

    Brettern belegt, dann Stroh geschüttet. Dann

    sorgte ich für Franke und mich, ließ mir durch

    einen Knecht Stroh und 2 dicke Pferdedecken

    besorgen und richtete mich häuslich ein. Nach einer

    sehr anstrengenden Übung bei heißem Wetter

    kamen die anderen vollständig aufgelöst

    nachmittags 4 Uhr zurück. Sie waren von früh 3:15

    auf den Beinen. Am Sonntag wollte Lenchen

    kommen, deswegen ging ich trotz starker Erkältung

    nach der Bahn, erst am Abend erhielt

    ich die Absage. Auf meine Krankmeldung hin

    mußte ich nach der Revierstube, die im Wachlokal

    (ein kleines Spritzenhaus) eingerichtet war.

    Dort sagte man, der Arzt sei noch nicht da und

    für Erkältung hätten sie überhaupt keine Heilmittel.

    Dasselbe erfuhr ich heute am Montag früh. Das


    ...rechte Seite

    Wetter wurde schon gestern unfreundlich, windig mit

    Regenschauern, heute stürmisch, kalt, regnerisch.

    So lagen wir den ganzen Tag (wir die Krummen

    und Lahmen) in unserer Scheune auf dem

    Stroh und pennten.

           In Berlin verbrachte ich noch manche schöne

    Stunde mit Wilhelm und Herrn Lembke. Mit beiden

    besuchte ich auch Herrn Schmidt, der sich hatte

    gerieren lassen. Fräulein Clemensen und Fräulein

    Freischmidt nahmen mich wiederholt äußerst

    liebenswürdig auf. Wilhelm wurde wegen eines

    Ausschlages am ganzen Körper mit Aussicht auf

    Entlassung beurlaubt. Doch bevor wir zum 2. Male

    nach hier gingen, war er wiederhergestellt,

    wollte wieder eintreten, mit dem 2. Ersatz ins

    Feld gehen. Nun gehen dennoch unsere Wege

    auseinander trotz der größten Bemühungen,

    alles ist uns gelungen mit eigner Kraft, alles

    haben wir erreicht, was wir schaffen konnten,

    so kriegen wir auch das Übrige klein, wer weiß,

    wo wir uns wiederfinden !

           Ja, Ja Döberitz und die Engländer !

    Ungefähr 2000 waren bei unserm ersten Besuch dort.

    Wir konnte sie in Ruhe betrachten, als sie unsere

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  • 52.542657||13.038114||

    Rohrbeck

  • 51.13054289999999||13.577913399999943||

    Coswig (bei Dresden)

    ||1
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  • Story location Coswig (bei Dresden)
  • Document location Rohrbeck
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2655 / 33554
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Friedrich-Carl Hoffmann
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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