Tagebuch "G38" - Die Revolution 1918 in Kiel, item 20
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item 20
35
Das war ja sehr erfreulich für uns zu
mal doch schon seit 7h früh auf den
Beinen waren. Ferner erfuhren wir in der
Kneipe die wildesten Geschichten von den
Vorgängen in Kiel und auch schon von
Hamburg. Ein Soldat sagte mir, daß in
Rendsburg der Soldatenrat auch bereits seinen
Einzug gemacht hatte. Das war ja wenig
erfreuliches. Die Stimmung wurde schlechter,
aber wir ließen den Mut nicht sinken.
Um 9h wurde angeschirrt und die Reise
nahm auf den [sic] ungefederten Einspänner
ihren Anfang. Ich werde die Fahrt nie
vergessen. Es regnete in Drisseln und
war die Nacht stock finster. Wir verkrochen
uns auf Kartoffelsacken [sic] unter den Wagenplanen.
Wir duselten unserem Schicksal entgegen.
Nach 2 ½ stündiger anstrengender
Wagenfahrt kamen wir um 11h nachts
in Rendsburg an. Dort brachte uns der
Kutscher zu einem Wirt, der Vorstand der
Vaterlandspartei war. Dort schliefen wir herrlich
36
lich bis zum nächsten Morgen um 3.
Wir beabsichtigten von Rendsburg aus mit
der Bahn nach der grauen Stadt am Meer,
die mir aus Storm's Werke [sic] bekannt war, nach
Husum zu fahren. Wir durften allerdings
nicht vom Rendsburger Bahnhof
abfahren, da dieser von der roten Garde
besetzt war, sondern wir mußten zur
nächsten Station, nach Büdelstedt maschieren.
Der Zug fuhr von da aus um
4 30 ab. Wir erreichten ihn bequem denn
er hatte 1 Stunde Verspätung. Wir lösten
uns eine Fahrkarte 3. Klasse nach Husum,
Leute waren kaum da. Die Fahrt verlief
programmäßig, um 8h kamen wir in
Husum an. Ich habe noch vergessen,
daß ich in der Wirtschaft mit einem
Kieler Werftarbeiter das Schlafzimmer
teilen mußte. Es war ein biederer
kriegsuntauglicher ehemaliger Landsturmmann,
der mir, trotzdem ich müde
wie ein Sack war, noch in aller Frühe
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item 20
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Das war ja sehr erfreulich für uns zu
mal doch schon seit 7h früh auf den
Beinen waren. Ferner erfuhren wir in der
Kneipe die wildesten Geschichten von den
Vorgängen in Kiel und auch schon von
Hamburg. Ein Soldat sagte mir, daß in
Rendsburg der Soldatenrat auch bereits seinen
Einzug gemacht hatte. Das war ja wenig
erfreuliches. Die Stimmung wurde schlechter,
aber wir ließen den Mut nicht sinken.
Um 9h wurde angeschirrt und die Reise
nahm auf den [sic] ungefederten Einspänner
ihren Anfang. Ich werde die Fahrt nie
vergessen. Es regnete in Drisseln und
war die Nacht stock finster. Wir verkrochen
uns auf Kartoffelsacken [sic] unter den Wagenplanen.
Wir duselten unserem Schicksal entgegen.
Nach 2 ½ stündiger anstrengender
Wagenfahrt kamen wir um 11h nachts
in Rendsburg an. Dort brachte uns der
Kutscher zu einem Wirt, der Vorstand der
Vaterlandspartei war. Dort schliefen wir herrlich
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lich bis zum nächsten Morgen um 3.
Wir beabsichtigten von Rendsburg aus mit
der Bahn nach der grauen Stadt am Meer,
die mir aus Storm's Werke [sic] bekannt war, nach
Husum zu fahren. Wir durften allerdings
nicht vom Rendsburger Bahnhof
abfahren, da dieser von der roten Garde
besetzt war, sondern wir mußten zur
nächsten Station, nach Büdelstedt maschieren.
Der Zug fuhr von da aus um
4 30 ab. Wir erreichten ihn bequem denn
er hatte 1 Stunde Verspätung. Wir lösten
uns eine Fahrkarte 3. Klasse nach Husum,
Leute waren kaum da. Die Fahrt verlief
programmäßig, um 8h kamen wir in
Husum an. Ich habe noch vergessen,
daß ich in der Wirtschaft mit einem
Kieler Werftarbeiter das Schlafzimmer
teilen mußte. Es war ein biederer
kriegsuntauglicher ehemaliger Landsturmmann,
der mir, trotzdem ich müde
wie ein Sack war, noch in aller Frühe
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Das war ja sehr erfreulich für uns zu
mal doch schon seit 7h früh auf den
Beinen waren. Ferner erfuhren wir in der
Kneipe die wildesten Geschichten von den
Vorgängen in Kiel und auch schon von
Hamburg. Ein Soldat sagte mir, daß in
Rendsburg der Soldatenrat auch bereits seinen
Einzug gemacht hatte. Das war ja wenig
erfreuliches. Die Stimmung wurde schlechter,
aber wir ließen den Mut nicht sinken.
Um 9h wurde angeschirrt und die Reise
nahm auf den [sic] ungefederten Einspänner
ihren Anfang. Ich werde die Fahrt nie
vergessen. Es regnete in Drisseln und
war die Nacht stock finster. Wir verkrochen
uns auf Kartoffelsacken [sic] unter den Wagenplanen.
Wir duselten unserem Schicksal entgegen.
Nach 2 ½ stündiger anstrengender
Wagenfahrt kamen wir um 11h nachts
in Rendsburg an. Dort brachte uns der
Kutscher zu einem Wirt, der Vorstand der
Vaterlandspartei war. Dort schliefen wir herrlich
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lich bis zum nächsten Morgen um 3.
Wir beabsichtigten von Rendsburg aus mit
der Bahn nach der grauen Stadt am Meer,
die mir aus Storm's Werke bekannt war, nach
Husum zu fahren. Wir durften allerdings
nicht vom Rendsburger Bahnhof
abfahren, da dieser von der roten Garde
besetzt war, sondern wir mußten zur
nächsten Station, nach Büdelstedt maschieren.
Der Zug fuhr von da aus um
4 30 ab. Wir erreichten ihn bequem denn
er hatte 1 Stunde Verspätung. Wir lösten
uns eine Fahrkarte 3. Klasse nach Husum,
Leute waren kaum da. Die Fahrt verlief
programmäßig, um 8h kamen wir in
Husum an. Ich habe noch vergessen,
daß ich in der Wirtschaft mit einem
Kieler Werftarbeiter das Schlafzimmer
teilen mußte. Es war ein biederer
kriegsuntauglicher ehemaliger Landsturmmann,
der mir, trotzdem ich müde
wie ein Sack war, noch in aller Früh
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Das war ja sehr erfreulich für uns zu
mal doch schon seit 7h früh auf den
Beinen waren. Ferner erfuhren wir in der
Kneipe die wildesten Geschichten von den
Vorgängen in Kiel und auch schon von
Hamburg. Ein Soldat sagte mir, daß in
Rendburg der Soldatenrat auch bereits seinen
Einzug gemacht hatte. Das war ja wenig
erfreuliches. Die Stimmung wurde schlechter,
aber wir ließen den Mut nicht sinken.
Um 9h wurde angeschirrt und die Reise
nahm auf den ungefederten Einspänner
ihren Anfang. Ich werde die Fahrt nie
vergessen. Es regnete in ..risseln und
war die Nacht stock finster. Wir verkrochen
uns auf Kartoffelsacken unter den Wagenplanen.
Wir dachten unserem Schicksal entgegen.
Nach 2 1/2 stündiger anstrengender
Wagenfahrt kamen wir um 11h nachts
in Rendsburg an. Dort brachte uns der
Kutscher zu einem Wirt, der Vorstand der
Vaterlandspartei war. Dort schliefen wir herr-
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lich bis zum nächsten Morgen um 3.
Wir beabsichtigten von Rendsburg aus mit
der Bahn nach der grauen Stadt am Meer,
die mir aus Storm's Werke bekannt war, nach
Husum zu fahren. Wir durften allerdings
nicht vom Rendsburger Bahnhof
abfahren, da dieser von der roten Garde
besetzt war, sondern wir mußten zur
nächsten Station, nach Büdelstedt maschieren.
Der Zug fuhr von da aus um
4 30 ab. Wir erreichten ihn bequem denn
er hatte 1 Stunde Verspätung. Wir lösten
uns eine Fahrkarte 3. Klasse nach Husum,
Leute waren kaum da. Die Fahrt verlief
programmäßig, um 8h kamen wir in
Husum an. Ich habe noch vergessen,
daß ich in der Wirtschaft mit einem
Kieler Werftarbeiter das Schlafzimmer
teilen mußte. Es war ein biederer
kriegsuntauglicher ehemaliger Landsturmmann,
der mir, trotzdem ich müde
wie ein Sack war, noch in aller Früh
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Das war ja sehr erfreulich für uns zu
mal doch schon seit 7h früh auf den
Beinen waren. Ferner erfuhren wir in der
Kneipe die wildesten Geschichten von den
Vorgängen in Kiel und auch schon von
Hamburg. Ein Soldat sagte mir, daß in
Rendburg der Soldatenrat auch bereits seinen
Einzug gemacht hatte. Das war ja wenig
erfreuliches. Die Stimmung wurde schlechter,
aber wir ließen den Mut nicht sinken.
Um 9h wurde angeschirrt und die Reise
nahm auf den ungefederten Einspänner
ihren Anfang. Ich werde die Fahrt nie
vergessen. Es regnete in ..risseln und
war die Nacht stock finster. Wir verkrochen
uns auf Kartoffelsacken unter den Wagenplanen.
Wir dachten unserem Schicksal entgegen. Nach 2 1/2 stündiger anstrengender
Wagenfahrt kamen wir um 11h nachts
in Rendsburg an. Dort brachte uns der
Kutscher zu einem Wirt, der Vorstand der
Vaterlandspartei war. Dort schliefen wir herr-
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lich bis zum nächsten Morgen um 3.
Wir beabsichtigten von Rendsburg aus mit
der Bahn nach der grauen Stadt am Meer,
die mir aus Storm's Werke bekannt war, nach
Husum zu fahren. Wir durften allerdings
nicht vom Rendsburger Bahnhof
abfahren, da dieser von der roten Garde
besetzt war, sondern wir mußten zur
nächsten Station, nach Büdelstedt maschieren.
Der Zug fuhr von da aus um
4 30 ab. Wir erreichten ihn bequem denn
er hatte 1 Stunde Verspätung. Wir lösten
uns eine Fahrkarte 3. Klasse nach Husum,
Leute waren kaum da. Die Fahrt verlief
programmäßig, um 8h kamen wir in
Husum an. Ich habe noch vergessen,
daß ich in der Wirtschaft mit einem
Kieler Werftarbeiter das Schlafzimmer
teilen mußte. Es war ein biederer
kriegsuntauglicher ehemaliger Landsturmmann,
der mir, trotzdem ich müde
wie ein Sack war, noch in aller Früh
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Das war ja sehr erfreulich für uns zu
mal doch schon seit 7h früh auf den
Beinen waren. Ferner erfuhren wir in der
Kneipe die wildesten Geschichten von den
Vorgängen in Kiel und auch schon von
Hamburg. Ein Soldat sagte mir, daß in
Rendburg der Soldatenrat auch bereits seinen
Einzug gemacht hatte. Das war ja wenig
erfreuliches. Die Stimmung wurde schlechter,
aber wir ließen den Mut nicht sinken.
Um 9h wurde angeschirrt und die Reise
nahm auf den ungefederten Einspänner
ihren Anfang. Ich werde die Fahrt nie
vergessen. Es regnete in ..risseln und
war die Nacht stock finster. Wir verkrochen
uns auf Kartoffelsacken unter den Wagenplanen.
Wir dachten unserem Schicksal entgegen. Nach 2 1/2 stündiger anstrengender
Wagenfahrt kamen wir um 11h nachts
in Rendsburg an. Dort brachte uns der
Kutscher zu einem Wirt, der Vorstand der
Vaterlandspartei war. Dort schliefen wir herr-
-36-
lich bis zum nächsten Morgen um 3.
Wir beabsichtigten von Rendsburg aus mit
der Bahn nach der grauen Stadt am Meer,
die mir aus Storm's Werke bekannt war, nach
Husum zu fahren. Wir durften allerdings
nicht vom Rendsburger Bahnhof
abfahren, da dieser von der roten Garde
besetzt war, sondern wir mußten zur
nächsten Station, nach Büdelstedt maschieren.
Der Zug fuhr von da aus um
4 30 ab. Wir erreichten ihn bequem denn
er hatte 1 Stunde Verspätung. Wir lösten
uns eine Fahrkarte 3. Klasse nach Husum,
Leute waren kaum da. Die Fahrt verlief
programmäßig, um 8h kamen wir in
Husum an. Ich habe noch vergessen,
daß ich in der Wirtschaft mit einem
Kieler Werftarbeiter das Schlafzimmer
teilen mußte. Es war ein biederer
kriegsuntauglicher ehemaliger Landsturmmann,
der mir, trotzdem ich müde
wie ein Sack war, noch in aller Früh
Description
Save description- 54.3080869||9.6606992||
Rendsburg
- 54.4837642||9.0600628||
Husum
- 54.3295351||10.14960270000006||||1
Kiel
Location(s)
Story location Kiel
Document location Rendsburg
-
Additional document location Husum
- ID
- 21537 / 251776
- Contributor
- Landesbibliothek Schleswig-Holstein
November 6, 1918
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