Abschrift der Kriegstagebücher von Sergeant Fritz Apsel, item 20
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...linke Seite
Mit der Verleihung der E.K.s und einem Parademarsch in Zügen endigte
der Rummel. Unter brausenden Hurras verließ der Kaiser das
Feld u. wir zogen von dannen. Um 3 Uhr nachm. langten wir in unseren
Quartieren an u. um 5 Uhr zog ich schon wieder auf Wache. Am 28.9.17
habe ich mich mal richtig ausgeruht. Abends um 6 Uhr durch Unffz.
Wilschura abgelöst.
29.9.
heute rücken wir wieder in Stellung.
Vorm. Unterricht u. feldmarschmäßigen Appell gehabt. - So hier ist
Schluß mit dem Tagebuch, will es heute nach Hause schicken.
II. Buch
Fortsetzung.
Am 29.9.17 abends 5:30 Uhr marschierten wir von
Baynze ab, um in Stellung zu rücken. Es wurde wieder ein Gewaltmarsch,
bei dem es tüchtig zu schwitzen gab. Dann kamen die
schmalen Laufgräben. Mit den breiten Tornistern blieb man immer
hängen, die Verbindung rieß ab u. wir gerieten in ein falsches Grabenstück.
Endlich mit Mühe und Not fanden wir unsere Plätze. Ich zog mit
Bartel wieder einmal in einen Stolleneingang. Die anderen Leute
liegen in Löcher im Graben. Aus dem Grabensystem bin ich noch
nie schlau geworden. Es ist ein Grabengewirr, das man erst genauer
studieren muß, die Kaffee- und Mittagholer verlaufen sich stets.
Artilleriefeuer bekommen wir gerade genug. Gestern hat der
arme Kossert daran glauben müssen. Mit einer Genauigkeit
schießt die Bande auf die Gräben, daß man staunen muß. Einen
Unterstand haben wir auch schon angefangen. Bis wir abgelöst
werden, was innerhalb 14 Tagen geschehen soll, wird er wohl
fertig werden, wenn das Holz herankommt. - Heute war unsere
Kantine da, hat aber fast garnichts mitgebracht. Bißchen Lakriz
u. eine Flasche Sekt habe ich bekommen, die ich zu trockenem
Brot getrunken habe. Läuse habe ich jetzt, soviel habe ich noch
nie gehabt. Gestern waren es 106 Stück wie ich mir beaugenscheinigt
habe. Es ist schrecklich mit dem Ungeziefer. -
...rechte Seite
Über Arbeitsdienste haben wir uns nicht zu beklagen. Täglich oder
vielmehr nächtlich von 9 - 3 Uhr u. am Tage von 2 - 4. Da kann man
genug kriegen. Na immer Kopf hoch ! Mut zeigt auch der Mameluck,
Gehorsam ist der Christen Schmuck; wenn`s auch schwer fällt.
5.10.17.
Heute morgens um 5 Uhr sollte der Herr Oberst
durchkommen. Was da so geschuftet wurde. 10 mal wurde der
Graben ausgefegt u. immer noch war es nicht gut. In einem
erstklassigen Hotel findet man nicht solche Sauberkeit. - In
der Nacht konnte ich wenig schlafen. Habe linksseitige Mandelentzündung
bekommen. Kann kaum schlucken. Hoffentlich wird
es bald besser, sonst muß ich mich krankmelden.
6.10.17.
Wieder schlecht geschlafen, aber gut geträumt. Ich träumte, ich war auf Urlaub.
Meine Träume wurden aber jäh zerrissen; denn um 5 Uhr morgens setzte Trommelfeuer
ein. Eng aneinander gedrängt saßen wir im Stollen. Ich dachte
bei jedem Einschlag, mir müßte das Trommelfell platzen. Links vom
1. Batl. erfolgte der Angriff. Noch ist der Russe bei den Österreichern in der
Stellung. Hoffentlich bekommen sie ihn bald raus. Wir sind alarmbereit;
dieser elende Krieg ! Täglich gehen soviel Menschen drauf u. weshalb?
Ist ein Stück Land mehr wert, als ein Menschenleben? Aber was fragen
diejenigen, die den Krieg führen, danach ?! - Können die sich in der Heimat
ein Bild davon machen, was es heißt, hier zu sitzen u. auf Granaten u.
Minen zu warten ? Wollte ich säße jetzt in Goldap, da würde ich wohl
heute nachm. zum Geburtstag gehen. Jetzt ist es 11 Uhr. Wer weiß was der
Tag noch bringt.
9.10.17.
Um 6 Uhr wurde der Russe durch Gegenstoß
wieder hinausgeworfen. Er hat durch unsere Artillerie sehr schwere
Verluste gehabt. - Sogar Tanks haben an diesem Angriff teilgenommen, kamen aber
nicht weit, da unsere Artillerie die Dinger bald weggehabt . Gestern
sind 2 Mann von meiner Gruppe auf Urlaub gegangen. (Bartel und Horch)
um die Heimat zu besuchen. Heute morg. in aller Frühe eine Zigarre a 1,50 M
[Zurechtweisung, Anschiss] vom Komp.-Führer bekommen. Auf nüchternen Magen ganz gut bekommen.
Herr Hauptmann v. Hormeyer kam nämlich die Stellung durch und
-
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Mit der Verleihung der E.K.s und einem Parademarsch in Zügen endigte
der Rummel. Unter brausenden Hurras verließ der Kaiser das
Feld u. wir zogen von dannen. Um 3 Uhr nachm. langten wir in unseren
Quartieren an u. um 5 Uhr zog ich schon wieder auf Wache. Am 28.9.17
habe ich mich mal richtig ausgeruht. Abends um 6 Uhr durch Unffz.
Wilschura abgelöst.
29.9.
heute rücken wir wieder in Stellung.
Vorm. Unterricht u. feldmarschmäßigen Appell gehabt. - So hier ist
Schluß mit dem Tagebuch, will es heute nach Hause schicken.
II. Buch
Fortsetzung.
Am 29.9.17 abends 5:30 Uhr marschierten wir von
Baynze ab, um in Stellung zu rücken. Es wurde wieder ein Gewaltmarsch,
bei dem es tüchtig zu schwitzen gab. Dann kamen die
schmalen Laufgräben. Mit den breiten Tornistern blieb man immer
hängen, die Verbindung rieß ab u. wir gerieten in ein falsches Grabenstück.
Endlich mit Mühe und Not fanden wir unsere Plätze. Ich zog mit
Bartel wieder einmal in einen Stolleneingang. Die anderen Leute
liegen in Löcher im Graben. Aus dem Grabensystem bin ich noch
nie schlau geworden. Es ist ein Grabengewirr, das man erst genauer
studieren muß, die Kaffee- und Mittagholer verlaufen sich stets.
Artilleriefeuer bekommen wir gerade genug. Gestern hat der
arme Kossert daran glauben müssen. Mit einer Genauigkeit
schießt die Bande auf die Gräben, daß man staunen muß. Einen
Unterstand haben wir auch schon angefangen. Bis wir abgelöst
werden, was innerhalb 14 Tagen geschehen soll, wird er wohl
fertig werden, wenn das Holz herankommt. - Heute war unsere
Kantine da, hat aber fast garnichts mitgebracht. Bißchen Lakriz
u. eine Flasche Sekt habe ich bekommen, die ich zu trockenem
Brot getrunken habe. Läuse habe ich jetzt, soviel habe ich noch
nie gehabt. Gestern waren es 106 Stück wie ich mir beaugenscheinigt
habe. Es ist schrecklich mit dem Ungeziefer. -
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Über Arbeitsdienste haben wir uns nicht zu beklagen. Täglich oder
vielmehr nächtlich von 9 - 3 Uhr u. am Tage von 2 - 4. Da kann man
genug kriegen. Na immer Kopf hoch ! Mut zeigt auch der Mameluck,
Gehorsam ist der Christen Schmuck; wenn`s auch schwer fällt.
5.10.17.
Heute morgens um 5 Uhr sollte der Herr Oberst
durchkommen. Was da so geschuftet wurde. 10 mal wurde der
Graben ausgefegt u. immer noch war es nicht gut. In einem
erstklassigen Hotel findet man nicht solche Sauberkeit. - In
der Nacht konnte ich wenig schlafen. Habe linksseitige Mandelentzündung
bekommen. Kann kaum schlucken. Hoffentlich wird
es bald besser, sonst muß ich mich krankmelden.
6.10.17.
Wieder schlecht geschlafen, aber gut geträumt. Ich träumte, ich war auf Urlaub.
Meine Träume wurden aber jäh zerrissen; denn um 5 Uhr morgens setzte Trommelfeuer
ein. Eng aneinander gedrängt saßen wir im Stollen. Ich dachte
bei jedem Einschlag, mir müßte das Trommelfell platzen. Links vom
1. Batl. erfolgte der Angriff. Noch ist der Russe bei den Österreichern in der
Stellung. Hoffentlich bekommen sie ihn bald raus. Wir sind alarmbereit;
dieser elende Krieg ! Täglich gehen soviel Menschen drauf u. weshalb?
Ist ein Stück Land mehr wert, als ein Menschenleben? Aber was fragen
diejenigen, die den Krieg führen, danach ?! - Können die sich in der Heimat
ein Bild davon machen, was es heißt, hier zu sitzen u. auf Granaten u.
Minen zu warten ? Wollte ich säße jetzt in Goldap, da würde ich wohl
heute nachm.[ittag] zum Geburtstag gehen. Jetzt ist es 11 Uhr. Wer weiß was der
Tag noch bringt.
9.10.17.
Um 6 Uhr wurde der Russe durch Gegenstoß
wieder hinausgeworfen. Er hat durch unsere Artillerie sehr schwere
Verluste gehabt. - Sogar Tanks haben an diesem Angriff teilgenommen, kamen aber
nicht weit, da unsere Artillerie die Dinger bald weggehabt . Gestern
sind 2 Mann von meiner Gruppe auf Urlaub gegangen. (Bartel und Horch)
um die Heimat zu besuchen. Heute morg. in aller Frühe eine Zigarre a 1,50 M[ark]
[Zurechtweisung, Anschiss] vom Komp.-Führer bekommen. Auf nüchternen Magen ganz gut bekommen.
Herr Hauptmann v. Hormeyer kam nämlich die Stellung durch und
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Mit der Verleihung der E.K.s und einem Parademarsch in Zügen endigte
der Rummel. Unter brausenden Hurras verließ der Kaiser das
Feld u. wir zogen von dannen. Um 3 Uhr nachm. langten wir in unseren
Quartieren an u. um 5 Uhr zog ich schon wieder auf Wache. Am 28.9.17
habe ich mich mal richtig ausgeruht. Abends um 6 Uhr durch Unffz.
Wilschura abgelöst. 29.9. heute rücken wir wieder in Stellung.
Vorm. Unterricht u. feldmarschmäßigen Appell gehabt. - So hier ist
Schluß mit dem Tagebuch, will es heute nach Hause schicken.
II. Buch
Fortsetzung.
Am 29.9.17 abends 5:30 Uhr marschierten wir von
Baynze ab, um in Stellung zu rücken. Es wurde wieder ein Gewaltmarsch,
bei dem es tüchtig zu schwitzen gab. Dann kamen die
schmalen Laufgräben. Mit den breiten Tornistern blieb man immer
hängen, die Verbindung rieß ab u. wir gerieten in ein falsches Grabenstück.
Endlich mit Mühe und Not fanden wir unsere Plätze. Ich zog mit
Bartel wieder einmal in einen Stolleneingang. Die anderen Leute
liegen in Löcher im Graben. Aus dem Grabensystem bin ich noch
nie schlau geworden. Es ist ein Grabengewirr, das man erst genauer
studieren muß, die Kaffee- und Mittagholer verlaufen sich stets.
Artilleriefeuer bekommen wir gerade genug. Gestern hat der
arme Kossert daran glauben müssen. Mit einer Genauigkeit
schießt die Bande auf die Gräben, daß man staunen muß. Einen
Unterstand haben wir auch schon angefangen. Bis wir abgelöst
werden, was innerhalb 14 Tagen geschehen soll, wird er wohl
fertig werden, wenn das Holz herankommt. - Heute war unsere
Kantine da, hat aber fast garnichts mitgebracht. Bißchen Lakriz
u. eine Flasche Sekt habe ich bekommen, die ich zu trockenem
Brot getrunken habe. Läuse habe ich jetzt, soviel habe ich noch
nie gehabt. Gestern waren es 106 Stück wie ich mir beaugenscheinigt
habe. Es ist schrecklich mit dem Ungeziefer. -
...rechte Seite
Über Arbeitsdienste haben wir uns nicht zu beklagen. Täglich oder
vielmehr nächtlich von 9 - 3 Uhr u. am Tage von 2 - 4. Da kann man
genug kriegen. Na immer Kopf hoch ! Mut zeigt auch der Mameluck,
Gehorsam ist der Christen Schmuck; wenn`s auch schwer
fällt. 5.10.17. Heute morgens um 5 Uhr sollte der Herr Oberst
durchkommen. Was da so geschuftet wurde. 10 mal wurde der
Graben ausgefegt u. immer noch war es nicht gut. In einem
erstklassigen Hotel findet man nicht solche Sauberkeit. - In
der Nacht konnte ich wenig schlafen. Habe linksseitige Mandelentzündung
bekommen. Kann kaum schlucken. Hoffentlich wird
es bald besser, sonst muß ich mich krankmelden. 6.10.17. Wieder
schlecht geschlafen, aber gut geträumt. Ich träumte, ich war auf Urlaub.
Meine Träume wurden aber jäh zerrissen; denn um 5 Uhr morgens setzte Trommelfeuer
ein. Eng aneinander gedrängt saßen wir im Stollen. Ich dachte
bei jedem Einschlag, mir müßte das Trommelfell platzen. Links vom
1. Batl. erfolgte der Angriff. Noch ist der Russe bei den Österreichern in der
Stellung. Hoffentlich bekommen sie ihn bald raus. Wir sind alarmbereit;
dieser elende Krieg ! Täglich gehen soviel Menschen drauf u. weshalb?
Ist ein Stück Land mehr wert, als ein Menschenleben? Aber was fragen
diejenigen, die den Krieg führen, danach ?! - Können die sich in der Heimat
ein Bild davon machen, was es heißt, hier zu sitzen u. auf Granaten u.
Minen zu warten ? Wollte ich säße jetzt in Goldap, da würde ich wohl
heute nachm.[ittag] zum Geburtstag gehen. Jetzt ist es 11 Uhr. Wer weiß was der
Tag noch bringt. 9.10.17. Um 6 Uhr wurde der Russe durch Gegenstoß
wieder hinausgeworfen. Er hat durch unsere Artillerie sehr schwere
Verluste gehabt. - Sogar Tanks haben an diesem Angriff teilgenommen, kamen aber
nicht weit, da unsere Artillerie die Dinger bald weggehabt . Gestern
sind 2 Mann von meiner Gruppe auf Urlaub gegangen. (Bartel und Horch)
um die Heimat zu besuchen. Heute morg. in aller Frühe eine Zigarre a 1,50 M[ark]
[Zurechtweisung, Anschiss] vom Komp.-Führer bekommen. Auf nüchternen Magen ganz gut bekommen.
Herr Hauptmann v. Hormeyer kam nämlich die Stellung durch und
-
...linke Seite
Mit der Verleihung der E.K.s und einem Parademarsch in Zügen endigte
der Rummel. Unter brausenden Hurras verließ der Kaiser das
Feld u. wir zogen von dannen. Um 3 Uhr nachm. langten wir in unseren
Quartieren an u. um 5 Uhr zog ich schon wieder auf Wache. Am 28.9.17
habe ich mich mal richtig ausgeruht. Abends um 6 Uhr durch Unffz.
Wilschura abgelöst. 29.9. heute rücken wir wieder in Stellung.
Vorm. Unterricht u. feldmarschmäßigen Appell gehabt. - So hier ist
Schluß mit dem Tagebuch, will es heute nach Hause schicken.
II. Buch
Fortsetzung.
Am 29.9.17 abends 5:30 Uhr marschierten wir von
Baynze ab, um in Stellung zu rücken. Es wurde wieder ein Gewaltmarsch,
bei dem es tüchtig zu schwitzen gab. Dann kamen die
schmalen Laufgräben. Mit den breiten Tornistern blieb man immer
hängen, die Verbindung rieß ab u. wir gerieten in ein falsches Grabenstück.
Endlich mit Mühe und Not fanden wir unsere Plätze. Ich zog mit
Bartel wieder einmal in einen Stolleneingang. Die anderen Leute
liegen in Löcher im Graben. Aus dem Grabensystem bin ich noch
nie schlau geworden. Es ist ein Grabengewirr, das man erst genauer
studieren muß, die Kaffee- und Mittagholer verlaufen sich stets.
Artilleriefeuer bekommen wir gerade genug. Gestern hat der
arme Kossert daran glauben müssen. Mit einer Genauigkeit
schießt die Bande auf die Gräben, daß man staunen muß. Einen
Unterstand haben wir auch schon angefangen. Bis wir abgelöst
werden, was innerhalb 14 Tagen geschehen soll, wird er wohl
fertig werden, wenn das Holz herankommt. - Heute war unsere
Kantine da, hat aber fast garnichts mitgebracht. Bißchen Lakriz
u. eine Flasche Sekt habe ich bekommen, die ich zu trockenem
Brot getrunken habe. Läuse habe ich jetzt, soviel habe ich noch
nie gehabt. Gestern waren es 106 Stück wie ich mir beaugenscheinigt
habe. Es ist schrecklich mit dem Ungeziefer. -
...rechte Seite
Über Arbeitsdienste haben wir uns nicht zu beklagen. Täglich oder
vielmehr nächtlich von 9 - 3 Uhr u. am Tage von 2 - 4. Da kann man
genug kriegen. Na immer Kopf hoch ! Mut zeigt auch der Mameluck,
Gehorsam ist der Christen Schmuck; wenn`s auch schwer
fällt. 5.10.17. Heute morgens um 5 Uhr sollte der Herr Oberst
durchkommen. Was da so geschuftet wurde. 10 mal wurde der
Graben ausgefegt u. immer noch war es nicht gut. In einem
erstklassigen Hotel findet man nicht solche Sauberkeit. - In
der Nacht konnte ich wenig schlafen. Habe linksseitige Mandelentzündung
bekommen. Kann kaum schlucken. Hoffentlich wird
es bald besser, sonst muß ich mich krankmelden. 6.10.17. Wieder
schlecht geschlafen, aber gut geträumt. Ich träumte, ich war auf Urlaub.
Meine Träume wurden aber jäh zerrissen; denn um 5 Uhr morgens setzte Trommelfeuer
ein. Eng aneinander gedrängt saßen wir im Stollen. Ich dachte
bei jedem Einschlag, mir müßte das Trommelfell platzen. Links vom
1. Batl. erfolgte der Angriff. Noch ist der Russe bei den Österreichern in der
Stellung. Hoffentlich bekommen sie ihn bald raus. Wir sind alarmbereit;
dieser elende Krieg ! Täglich gehen soviel Menschen drauf u. weshalb?
Ist ein Stück Land mehr wert, als ein Menschenleben? Aber was fragen
diejenigen, die den Krieg führen, danach ?! - Können die sich in der Heimat
ein Bild davon machen, was es heißt, hier zu sitzen u. auf Granaten u.
Minen zu warten ? Wollte ich säße jetzt in Goldap, da würde ich wohl
heute nachm.[ittag] zum Geburtstag gehen. Jetzt ist es 11 Uhr. Wer weiß was der
Tag noch bringt. 9.10.17. Um 6 Uhr wurde der Russe durch Gegenstoß
wieder hinausgeworfen. Er hat durch unsere Artillerie sehr schwere
Verluste gehabt. - Sogar Tanks haben an diesem Angriff teilgenommen, kamen aber
nicht weit, da unsere Artillerie die Dinger bald weggehabt . Gestern
sind 2 Mann von meiner Gruppe auf Urlaub gegangen. (Bartel und Horch)
um die Heimat zu besuchen. Heute morg. in aller Frühe eine Zigarre a 1,50 M[ark]
vom Komp.-Führer bekommen. Auf nüchternen Magen ganz gut bekommen.
Herr Hauptmann v. Hormeyer kam nämlich die Stellung durch und
-
...linke Seite
Mit der Verleihung der E.K.s und einem Parademarsch in Zügen endigte
der Rummel. Unter brausenden Hurras verließ der Kaiser das
Feld u. wir zogen von dannen. Um 3 Uhr nachm. langten wir in unseren
Quartieren an u. um 5 Uhr zog ich schon wieder auf Wache. Am 28.9.17
habe ich mich mal richtig ausgeruht. Abends um 6 Uhr durch Unffz.
Wilschura abgelöst. 29.9. heute rücken wir wieder in Stellung.
Vorm. Unterricht u. feldmarschmäßigen Appell gehabt. - So hier ist
Schluß mit dem Tagebuch, will es heute nach Hause schicken.
II. Buch
Fortsetzung.
Am 29.9.17 abends 5:30 Uhr marschierten wir von
Baynze ab, um in Stellung zu rücken. Es wurde wieder ein Gewaltmarsch,
bei dem es tüchtig zu schwitzen gab. Dann kamen die
schmalen Laufgräben. Mit den breiten Tornistern blieb man immer
hängen, die Verbindung rieß ab u. wir gerieten in ein falsches Grabenstück.
Endlich mit Mühe und Not fanden wir unsere Plätze. Ich zog mit
Bartel wieder einmal in einen Stolleneingang. Die anderen Leute
liegen in Löcher im Graben. Aus dem Grabensystem bin ich noch
nie schlau geworden. Es ist ein Grabengewirr, das man erst genauer
studieren muß, die Kaffee- und Mittagholer verlaufen sich stets.
Artilleriefeuer bekommen wir gerade genug. Gestern hat der
arme Kossert daran glauben müssen. Mit einer Genauigkeit
schießt die Bande auf die Gräben, daß man staunen muß. Einen
Unterstand haben wir auch schon angefangen. Bis wir abgelöst
wurden, was innerhalb 14 Tagen geschehen soll, wird er wohl
fertig werden, wenn das Holz herankommt. - Heute war unsere
Kantine da, hat aber fast garnichts mitgebracht. Bißchen Lakriz
u. eine Flasche Sekt habe ich bekommen, die ich zu trockenem
Brot getrunken habe. Läuse habe ich jetzt, soviel habe ich noch
nie gehabt. Gestern waren es 106 Stück wie ich mir beaugenscheinigt
habe. Es ist schrecklich mit dem Ungeziefer. -
...rechte Seite
Über Arbeitsdienste haben wir uns nicht zu beklagen. Täglich oder
vielmehr nächtlich von 9 - 3 Uhr u. am Tage von 2 - 4. Da kann man
genug kriegen. Na immer Kopf hoch ! Mut zeigt auch der Mameluck,
Gehorsam ist der Christen Schmuck; wenn`s auch schwer
fällt. 5.10.17. Heute morgens um 5 Uhr sollte der Herr Oberst
durchkommen. Was da so geschuftet wurde. 10 mal wurde der
Graben ausgefegt u. immer noch war es nicht gut. In einem
erstklassigen Hotel findet man nicht solche Sauberkeit. - In
der Nacht konnte ich wenig schlafen. Habe linksseitige Mandelentzündung
bekommen. Kann kaum schlucken. Hoffentlich wird
es bald besser, sonst muß ich mich krankmelden. 6.10.17. Wieder
schlecht geschlafen, aber gut geträumt. Ich träumte, ich war auf Urlaub.
Meine Träume wurden aber jäh zerrissen; denn um 5 Uhr morgens setzte Trommelfeuer
ein. Eng aneinander gedrängt saßen wir im Stollen. Ich dachte
bei jedem Einschlag, mir müßte das Trommelfell platzen. Links vom
1. Batl. erfiolgte der Angriff. Noch ist der Russe bei den Österreichern in der
Stellung. Hoffentlich bekommen sie ihn bald raus. Wir sind alarmbereit;
dieser elende Krieg ! Täglich gehen soviel Menschen drauf u. weshalb?
Ist ein Stück Land mehr wert, als ein Menschenleben? Aber was fragen
diejenigen, die den Krieg führen, danach?! - Können die sich in der Heimat
ein Bild davon machen, was es heißt, hier zu sitzen u. auf Granaten u.
Minen zu warten? Wollte ich säße jetzt in Goldap, da würde ich wohl
heute nachm.[ittag] zum Geburtstag gehen. Jetzt ist es 11 Uhr. Wer weiß was der
Tag noch bringt. 9.10.17. Um 6 Uhr wurde der Russe durch Gegenstoß
wieder hinausgeworfen. Er hat durch unsere Artillerie sehr schwere
Verluste gehabt. - Sogar Tanks haben an diesem Angriff teilgenommen, kamen aber
nicht weit, da unsere Artillerie die Dinger bald . Gestern
sind 2 mann von meiner Gruppe auf Urlaub gegangen. (Bartel und Horch)
um die Heimat zu besuchen. Heute morg. in aller Frühe eine Zigarre a 1,50 M[ark]
vom Komp.-Führer bekommen. Auf nüchternen Magen ganz gut bekommen.
Herr hauptmann v. Hormeyer kam nämlich die Stellung durch und
-
...linke Seite
Mit der Verleihung der E.K.s und einem Parademarsch in Zügen endigte
der Rummel. Unter brausenden Hurras verließ der Kaiser das
Feld u. wir zogen von dannen. Um 3 Uhr nachm. langten wir in unseren
Quartieren an u. um 5 Uhr zog ich schon wieder auf Wache. Am 28.9.17
habe ich mich mal richtig ausgeruht. Abends um 6 Uhr durch Unffz.
Wilschura abgelöst. 29.9. heute rücken wir wieder in Stellung.
Vorm. Unterricht u. feldmarschmäßigen Appell gehabt. - So hier ist
Schluß mit dem Tagebuch, will es heute nach Hause schicken.
II. Buch
Fortsetzung.
Am 29.9.17 abends 5:30 Uhr marschierten wir von
Baynze ab, um in Stellung zu rücken. Es wurde wieder ein Gewaltmarsch,
bei dem es tüchtig zu schwitzen gab. Dann kamen die
schmalen Laufgräben. Mit den breiten Tornistern blieb man immer
hängen, die Verbindung rieß ab u. wir gerieten in ein falsches Grabenstück.
Endlich mit Mühe und Not fanden wir unsere Plätze. Ich zog mit
Bartel wieder einmal in einen Stolleneingang. Die anderen Leute
liegen in Löcher im Graben. Aus dem Grabensystem bin ich noch
nie schlau geworden. Es ist ein Grabengewirr, das man erst genauer
studieren muß, die Kaffee- und Mittagholer verlaufen sich stets.
Artilleriefeuer bekommen wir gerade genug. Gestern hat der
arme Kossert daran glauben müssen. Mit einer Genauigkeit
schießt die Bande auf die Gräben, daß man staunen muß. Einen
Unterstand haben wir auch schon angefangen. Bis wir abgelöst
wurden, was innerhalb 14 Tagen geschehen soll, wird er wohl
fertig werden, wenn das Holz herankommt. - Heute war unsere
Kantine da, hat aber fast garnichts mitgebracht. Bißchen Lakriz
u. eine Flasche Sekt habe ich bekommen, die ich zu trockenem
Brot getrunken habe. Läuse habe ich jetzt, soviel habe ich noch
nie gehabt. Gestern waren es 106 Stück wie ich mir beaugenscheinigt
habe. Es ist schrecklich mit dem Ungeziefer. -
...rechte Seite
Über Arbeitsdienste haben wir uns nicht zu beklagen. Täglich oder
vielmehr nächtlich von 9 - 3 Uhr u. am Tage von 2 - 4. Da kann man
genug kriegen. Na immer Kopf hoch ! Mut zeigt auch der Mameluck,
Gehorsam ist der Christen Schmuck; wenn`s auch schwer
fällt. 5.10.17. Heute morgens um 5 Uhr sollte der Herr Oberst
durchkommen. Was da so geschuftet wurde. 10 mal wurde der
Graben ausgefegt u. immer noch war es nicht gut. In einem
erstklassigen Hotel findet man nicht solche Sauberkeit. - In
der Nacht konnte ich wenig schlafen. Habe linksseitige Mandelentzündung
bekommen. Kann kaum schlucken. Hoffentlich wird
es bald besser, sonst muß ich mich krankmelden. 6.10.17. Wieder
schlecht geschlafen, aber gut geträumt. Ich träumte, ich war auf Urlaub.
Meine Träume wurden aber jäh zerrissen; denn um 5 Uhr morgens setzte Trommelfeuer
ein. Eng aneinander gedrängt saßen wir im Stollen. Ich dachte
bei jedem Einschlag, mir müßte das Trommelfell platzen. Links vom
1. Batl. erfiolgte der Angriff. Noch ist der Russe bei den Österreichern in der
Stellung. Hoffentlich bekommen sie ihn bald raus. Wir sind alarmbereit;
dieser elende Krieg ! Täglich gehen soviel Menschen drauf u. weshalb?
Ist ein Stück Land mehr wert, als ein Menschenleben? Aber was fragen
diejenigen, die den Krieg führen, danach?! - Können die sich in der Heimat
ein Bild davon machen, was es heißt, hier zu sitzen u. auf Granaten u.
Minen zu warten? Wollte ich säße jetzt in Goldap, da würde ich wohl
heute nachm.[ittag] zum Geburtstag gehen. Jetzt ist es 11 Uhr. Wer weiß was der
Tag noch bringt. 9.10.17. Um 6 Uhr wurde der Russe durch Gegenstoß
wieder hinausgeworfen. Er hat durch unsere Artillerie sehr schwere
Verluste gehabt. - Sogar Tanks haben an diesem Angriff teilgenommen.
-
...linke Seite
Mit der Verleihung der E.K.s und einem Parademarsch in Zügen endigte
der Rummel. Unter brausenden Hurras verließ der Kaiser das
Feld u. wir zogen von dannen. Um 3 Uhr nachm. langten wir in unseren
Quartieren an u. um 5 Uhr zog ich schon wieder auf Wache. Am 28.9.17
habe ich mich mal richtig ausgeruht. Abends um 6 Uhr durch Unffz.
Wilschura abgelöst. 29.9. heute rücken wir wieder in Stellung.
Vorm. Unterricht u. feldmarschmäßigen Appell gehabt. - So hier ist
Schluß mit dem Tagebuch, will es heute nach Hause schicken.
II. Buch
Fortsetzung.
Am 29.9.17 abends 5:30 Uhr marschierten wir von
Baynze ab, um in Stellung zu rücken. Es wurde wieder ein Gewaltmarsch,
bei dem es tüchtig zu schwitzen gab. Dann kamen die
schmalen Laufgräben. Mit den breiten Tornistern blieb man immer
hängen, die Verbindung rieß ab u, wir gerieten in ein falsches Grabenstück.
Endlich mit Mühe und Not fanden wir unsere Plätze. Ich zog mit
Bartel wieder einmal in einen Stolleneingang. Die anderen Leute
liegen in Löcher im Graben. Aus dem grabensystem bin ich noch
nie schlau geworden. Es ist ein Grabengewirr, das man erst genauer
studieren muß, die Kaffee- und Mittagholer verlaufen sich stets.
Artilleriefeuer bekommen wir gerade genug. Gestern hat der
arme Kossert daran glauben müssen. Mit einer Genauigkeit
schießt die Bande auf die Gräben, daß man staunen muß. Einen
Unterstand haben wir auch schon angefangen. Bis wir abgelöst
wurden, was innerhalb 14 Tagen geschehen soll, wird er wohl
fertig werden, wenn das Holz herankommt. - Heute war unsere
Kantine da, hat aber fast garnichts mitgebracht. Bißchen Lakriz
u. eine Flasche Sekt habe ich bekommen, die ich zu trockenem
Brot getrunken habe. Läuse habe ich jetzt, soviel habe ich noch
nie gehabt. Gestern waren es 106 Stück wie ich mir beaugenscheinigt
habe. Es ist schrecklich mit dem Ungeziefer. -
...rechte Seite
-
Mit der Verleihung der E.K.s und einem Parademarsch in Zügen endigte
der Rummel. Unter brausenden Hurras verließ der Kaiser das
Feld u. wir zogen von dannen. Um 3 Uhr nachm. langten wir in unseren
Quartieren an u. um 5 Uhr zog ich schon wieder auf Wache. Am 28.9.17
habe ich mich mal richtig ausgeruht. Abends um 6 Uhr durch Unffz.
Wilschura abgelöst. 29.9. heute rücken wir wieder in Stellung.
Vorm. Unterricht u. feldmarschmäßigen Appell gehabt. - So hier ist
Schluß mit dem Tagebuch, will es heute nach Hause schicken.
II. Buch
Fortsetzung.
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