Abschrift der Kriegstagebücher von Sergeant Fritz Apsel, item 13
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...linke Seite
4 Monaten zum ersten Male wieder in einem Bett geschlafen.
Kann aber garnicht sagen, daß ich so besonders gut geschlafen habe. Man
ist es eben nicht gewöhnt. Oost haben die Flöhe ordentlich gebissen. Mich weniger.
9. 8. 17.
Heute Ruhetag ! Allerdings wollen wir noch weg, wenn sich Fahrgelegenheit
trifft. Sind morgens durch das Städtchen gegangen. Ein trauriges
Nest. Es war gerade Markttag. Haben etwas Obst gekauft u. Milch getrunken.
Die Geschäfte haben, wie üblich, die Juden in Händen u. diese verlangen kolossale
Preise. Nach langem Suchen erstanden wir ein Päckchen Tabak für 10
Kronen. Dann kehrten wir in unser Quartier zurück u. jetzt 3 U. nachm. sitze
ich an dem Diplomatenschreibtisch unseres Zimmers u. vervollständige
mein Buch._ _ _ 7:00 Uhr abends. Sitze auf einem Baumstamm während
ich dieses schreibe. Sind mit einer österreichischen Kollonne, die Munition
nach vorne fährt bis hierhin gekommen. Eine Bummelei herrscht bei
denen ! Im Gegensatz zu den Deutschen sind dieses Privatleute. Die
Kollonnen der Flüchtlinge aus Ostpreußen waren ordnungsmäßiger als
die österreichischen Kolonnen. _ Sind von Kutty über Wyschnitz nach
X. gekommen und haben hier das Staatszimmer mit dem Saustall vertauscht.
Ich glaube aber, wir werden auch hier ganz gut schlafen. Wollte jetzt
zu Abend speisen u. zwar wieder das Nationalgericht: Kokorus mit Molokamilch [abgekochte Milch].
Die Leute leben übrigens sehr primitiv: Die essen morgens, mittags
u. abends das bewußte Nationalgericht. Liegen zwischen Wanzen u. Flöhen,
kennen keine Betten u. fühlen sich glücklich. Ich glaube die singen jeden
Tag das schöne Lied: Was frag ich viel nach Geld und Gut... Haben eben Abendbrot
gegessen. Es ist sogar besser geworden, als ich dachte. Weichkäse mit Sahne
u. Kokorus. Hat großartig geschmeckt. Haben schon von den Karpathen Abschied
genommen u. sind in der Bukowina drin allerdings noch am Fuße
der Karpathen etwa 60 km von Czarnowitz. Das Land ist hier eben. Im
Hintergrund befindet sich ein Wald. Der Boden scheint hier ziemlich schwer zu
sein; denn in der Nähe befindet sich eine Ziegelei und im Hintergrunde ragt
auch ein Schornstein hervor, der wohl auch zu einer Ziegelei gehört. _
So jetzt wird schlafen gegangen. Es ist 8 Uhr u. schon ganz dunkel.
10.8. 17.
Heute um 4 1/2 aufgestanden. Nachdem wir Milch getrunken und
unser gekauftes österreichisches Weisbrot dazu gegessen hatten
...rechte Seite
gingen wir zu unseren Wagen. Hier empfingen wir noch Kaffee und
fuhren dann bald ab. Überall bezeichneten tote Pferde die Marschstraße.
Den größten Teil des Weges gingen wir zu Fuß u. unterhielten uns mit
den Führern der Kollonnen, einen österreichischen einjährigen Feldwebel.
Dieser war von seiner sozialistischen idealen Idee so durchdrungen u. brachte
so treffende Beispiele, daß ein Wiederspruch ausgeschlossen ist. Zu Mittag aßen
wir bei einem Deutschen, der uns sehr gut aufnahm. Das ganze Dorf war
deutsch. Ich glaube es heißt Nikolausdorf. Am Abend bezogen wir wieder
Quartier bei einem Deutschen mit Namen Bauer. Er hatte eine schöne Besitzung
und nahm uns auch sehr gut auf. In solchem Hause fühlt man sich sehr wohl. Es
ist alles sauber u. freundlich u. vor allen Dingen fühlt man sich unter Landsleuten.
Eingerichtet sind diese Wohnungen wie bei uns auf dem Lande. Am an-
deren Morgen
11. 8. 17
fuhr die Kollonne schon ab, ehe wir zu frühstücken anfingen.
Wir holten sie aber bald ein u. langten um 10 Uhr vorm. in Strosewitz
an. Hier sahen wir uns das Städtchen an, dessen Häuser auch sehr durch den Krieg geschädigt
sind. In einem Kaffee, das noch in Betrieb war tranken wir 1 Glas
Kaffee (polnische Mode) u. aßen 2 Stückchen Kuchen. Beide Sachen waren sehr gut.
Wir bezahlen jeder 1,60 Kr.[onen] u. zogen von dannen zur Kollonne. Hier packten
wir unsere Sachen u. machten uns auf die Socken zum nächsten Dorfe.
Unterwegs brachte uns eine Polenfrau Brot u. Gurken zur Erfrischung. So
etwas berührte einen sehr angenehm, da man sonst von der Bevölkerung
nicht hervorragend aufgenommen wird. Dann trafen wir einen Panje-
wagen, der aufs Feld fuhr u. uns aufnahm. Wir waren schon ein Ende ge-
fahren, als uns ein Personenauto einholte, das vor unserem Wagen hielt.
Und siehe da, es saß der von allen gefürchtete General v. Conta [Richard Heinrich Karl von Conta = Preußischer General der Infantrie und Kommandierender General des IV. Reserve-Korps (Karpatenkorps) ] drin. Ich
erkannte ihn zuerst garnicht u. sprach ihn mit Herr General an, was er erst
merkte, als Ohst dieselbe Anrede gebrauchte. Darauf behauptete der
gute Herr, daß wir eigentlich schon dafür 3 Tage verdient hätten. Er
erkundigte sich dann nach dem woher u. wohin und gab uns den guten
Rat, so schnell als möglich zur Truppe zu machen, was wir auch selbstverständlich
tun. Das letzte Stück unseres heutigen Weges legten wir
zu Fuß zurück u. befinden uns z. Z. in einem Zimmer eines
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4 Monaten zum ersten Male wieder in einem Bett geschlafen.
Kann aber garnicht sagen, daß ich so besonders gut geschlafen habe. Man
ist es eben nicht gewöhnt. Oost haben die Flöhe ordentlich gebissen. Mich weniger.
9. 8. 17.
Heute Ruhetag ! Allerdings wollen wir noch weg, wenn sich Fahrgelegenheit
trifft. Sind morgens durch das Städtchen gegangen. Ein trauriges
Nest. Es war gerade Markttag. Haben etwas Obst gekauft u. Milch getrunken.
Die Geschäfte haben, wie üblich, die Juden in Händen u. diese verlangen kolossale
Preise. Nach langem Suchen erstanden wir ein Päckchen Tabak für 10
Kronen. Dann kehrten wir in unser Quartier zurück u. jetzt 3 U. nachm. sitze
ich an dem Diplomatenschreibtisch unseres Zimmers u. vervollständige
mein Buch._ _ _ 7:00 Uhr abends. Sitze auf einem Baumstamm während
ich dieses schreibe. Sind mit einer österreichischen Kollonne, die Munition
nach vorne fährt bis hierhin gekommen. Eine Bummelei herrscht bei
denen ! Im Gegensatz zu den Deutschen sind dieses Privatleute. Die
Kollonnen der Flüchtlinge aus Ostpreußen waren ordnungsmäßiger als
die österreichischen Kolonnen. _ Sind von Kutty über Wyschnitz nach
X. gekommen und haben hier das Staatszimmer mit dem Saustall vertauscht.
Ich glaube aber, wir werden auch hier ganz gut schlafen. Wollte jetzt
zu Abend speisen u. zwar wieder das Nationalgericht: Kokorus mit Molokamilch [abgekochte Milch].
Die Leute leben übrigens sehr primitiv: Die essen morgens, mittags
u. abends das bewußte Nationalgericht. Liegen zwischen Wanzen u. Flöhen,
kennen keine Betten u. fühlen sich glücklich. Ich glaube die singen jeden
Tag das schöne Lied: Was frag ich viel nach Geld und Gut... Haben eben Abendbrot
gegessen. Es ist sogar besser geworden, als ich dachte. Weichkäse mit Sahne
u. Kokorus. Hat großartig geschmeckt. Haben schon von den Karpathen Abschied
genommen u. sind in der Bukowina drin allerdings noch am Fuße
der Karpathen etwa 60 km von Czarnowitz. Das Land ist hier eben. Im
Hintergrund befindet sich ein Wald. Der Boden scheint hier ziemlich schwer zu
sein; denn in der Nähe befindet sich eine Ziegelei und im Hintergrunde ragt
auch ein Schornstein hervor, der wohl auch zu einer Ziegelei gehört. _
So jetzt wird schlafen gegangen. Es ist 8 Uhr u. schon ganz dunkel.
10.8. 17.
Heute um 4 1/2 aufgestanden. Nachdem wir Milch getrunken und
unser gekauftes österreichisches Weisbrot dazu gegessen hatten
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gingen wir zu unseren Wagen. Hier empfingen wir noch Kaffee und
fuhren dann bald ab. Überall bezeichneten tote Pferde die Marschstraße.
Den größten Teil des Weges gingen wir zu Fuß u. unterhielten uns mit
den Führern der Kollonnen, einen österreichischen einjährigen Feldwebel.
Dieser war von seiner sozialistischen idealen Idee so durchdrungen u. brachte
so treffende Beispiele, daß ein Wiederspruch ausgeschlossen ist. Zu Mittag aßen
wir bei einem Deutschen, der uns sehr gut aufnahm. Das ganze Dorf war
deutsch. Ich glaube es heißt Nikolausdorf. Am Abend bezogen wir wieder
Quartier bei einem Deutschen mit Namen Bauer. Er hatte eine schöne Besitzung
und nahm uns auch sehr gut auf. In solchem Hause fühlt man sich sehr wohl. Es
ist alles sauber u. freundlich u. vor allen Dingen fühlt man sich unter Landsleuten.
Eingerichtet sind diese Wohnungen wie bei uns auf dem Lande. Am an-
deren Morgen
11. 8. 17
fuhr die Kollonne schon ab, ehe wir zu frühstücken anfingen.
Wir holten sie aber bald ein u. langten um 10 Uhr vorm. in Strosewitz
an. Hier sahen wir uns das Städtchen an, dessen Häuser auch sehr durch den Krieg geschädigt
sind. In einem Kaffee, das noch in Betrieb war tranken wir 1 Glas
Kaffee (polnische Mode) u. aßen 2 Stückchen Kuchen. Beide Sachen waren sehr gut.
Wir bezahlen jeder 1,60 Kr.[onen] u. zogen von dannen zur Kollonne. Hier packten
wir unsere Sachen u. machten uns auf die Socken zum nächsten Dorfe.
Unterwegs brachte uns eine Polenfrau Brot u. Gurken zur Erfrischung. So
etwas berührte einen sehr angenehm, da man sonst von der Bevölkerung
nicht hervorragend aufgenommen wird. Dann trafen wir einen Panje-
wagen, der aufs Feld fuhr u. uns aufnahm. Wir waren schon ein Ende ge-
fahren, als uns ein Personenauto einholte, das vor unserem Wagen hielt.
Und siehe da, es saß der von allen gefürchtete General v. Conta [Anm: Richard Heinrich Karl von Conta = Preußischer General der Infantrie und Kommandierender General des IV. Reserve-Korps (Karpatenkorps) ] drin. Ich
erkannte ihn zuerst garnicht u. sprach ihn mit Herr General an, was er erst
merkte, als Ohst dieselbe Anrede gebrauchte. Darauf behauptete der
gute Herr, daß wir eigentlich schon dafür 3 Tage verdient hätten. Er
erkundigte sich dann nach dem woher u. wohin und gab uns den guten
Rat, so schnell als möglich zur Truppe zu machen, was wir auch selbstverständlich
tun. Das letzte Stück unseres heutigen Weges legten wir
zu Fuß zurück u. befinden uns z. Z. in einem Zimmer eines
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4 Monaten zum ersten Male wieder in einem Bett geschlafen.
Kann aber garnicht sagen, daß ich so besonders gut geschlafen habe. Man
ist es eben nicht gewöhnt. Oost haben die Flöhe ordentlich gebissen. Mich weniger.
9. 8. 17. Heute Ruhetag ! Allerdings wollen wir noch weg, wenn sich Fahrgelegenheit
trifft. Sind morgens durch das Städtchen gegangen. Ein trauriges
Nest. Es war gerade Markttag. Haben etwas Obst gekauft u. Milch getrunken.
Die Geschäfte haben, wie üblich, die Juden in Händen u. diese verlangen kolossale
Preise. Nach langem Suchen erstanden wir ein Päckchen Tabak für 10
Kronen. Dann kehrten wir in unser Quartier zurück u. jetzt 3 U. nachm. sitze
ich an dem Diplomatenschreibtisch unseres Zimmers u. vervollständige
mein Buch._ _ _ 7:00 Uhr abends. Sitze auf einem Baumstamm während
ich dieses schreibe. Sind mit einer österreichischen Kollonne, die Munition
nach vorne fährt bis hierhin gekommen. Eine Bummelei herrscht bei
denen ! Im Gegensatz zu den Deutschen sind dieses Privatleute. Die
Kollonnen der Flüchtlinge aus Ostpreußen waren ordnungsmäßiger als
die österreichischen Kolonnen. _ Sind von Kutty über Wyschnitz nach
X.. gekommen und haben hier das Staatszimmer mit dem Saustall vertauscht.
Ich glaube aber, wir werden auch hier ganz gut schlafen. Wollte jetzt
zu Abend speisen u. zwar wieder das Nationalgericht: Kokorus mit Molokamilch [abgekochte Milch].
Die Leute leben übrigens sehr primitiv: Die essen morgens, mittags
u. abends das bewußte Nationalgericht. Liegen zwischen Wanzen u. Flöhen,
kennen keine Betten u. fühlen sich glücklich. Ich glaube die singen jeden
Tag das schöne Lied: Was frag ich viel nach Geld und Gut... Haben eben Abendbrot
gegessen. Es ist sogar besser geworden, als ich dachte. Weichkäse mit Sahne
u. Kokorus. Hat großartig geschmeckt. Haben schon von den Karpathen Abschied
genommen u. sind in der Bukowina drin allerdings noch am Fuße
der Karpathen etwa 60 km von Czarnowitz. Das Land ist hier eben. Im
Hintergrund befindet sich ein Wald. Der Boden scheint hier ziemlich schwer zu
sein; denn in der Nähe befindet sich eine Ziegelei und im Hintergrunde ragt
auch ein Schornstein hervor, der wohl auch zu einer Ziegelei gehört. _
So jetzt wird schlafen gegangen. Es ist 8 Uhr u. schon ganz dunkel.
10.8. 17. Heute um 4 1/2 aufgestanden. Nachdem wir Milch getrunken und
unser gekauftes österreichisches Weisbrot dazu gegessen hatten
...rechte Seite
gingen wir zu unseren Wagen. Hier empfingen wir noch Kaffee und
fuhren dann bald ab. Überall bezeichneten tote Pferde die Marschstraße.
Den größten Teil des Weges gingen wir zu Fuß u. unterhielten uns mit
den Führern der Kollonnen, einen österreichischen einjährigen Feldwebel.
Dieser war von seiner sozialistischen idealen Idee so durchdrungen u. brachte
so treffende Beispiele, daß ein Wiederspruch ausgeschlossen ist. Zu Mittag aßen
wir bei einem Deutschen, der uns sehr gut aufnahm. Das ganze Dorf war
deutsch. Ich glaube es heißt Nikolausdorf. Am Abend bezogen wir wieder
Quartier bei einem Deutschen mit Namen Bauer. Er hatte eine schöne Besitzung
und nahm uns auch sehr gut auf. In solchem Hause fühlt man sich sehr wohl. Es
ist alles sauber u. freundlich u. vor allen Dingen fühlt man sich unter Landsleuten.
Eingerichtet sind diese Wohnungen wie bei uns auf dem Lande. Am an-
deren Morgen 11. 8. 17 fuhr die Kollonne schon ab, ehe wir zu frühstücken anfingen.
Wir holten sie aber bald ein u. langten um 10 Uhr vorm. in Strosewitz
an. Hier sahen wir uns das Städtchen an, dessen Häuser auch sehr durch den Krieg geschädigt
sind. In einem Kaffee, das noch in Betrieb war tranken wir 1 Glas
Kaffee (polnische Mode) u. aßen 2 Stückchen Kuchen. Beide Sachen waren sehr gut.
Wir bezahlen jeder 1,60 Kr. u. zogen von dannen zur Kollonne. Hier packten
wir unsere Sachen u. machten uns auf die Socken zum nächsten Dorfe.
Unterwegs brachte uns eine Polenfrau Brot u. Gurken zur Erfrischung. So
etwas berührte einen sehr angenehm, da man sonst von der Bevölkerung
nicht hervorragend aufgenommen wird. Dann trafen wir einen Panje-
wagen, der aufs Feld fuhr u. uns aufnahm. Wir waren schon ein Ende ge-
fahren, als uns ein Personenauto einholte, das vor unserem Wagen hielt.
Und siehe da, es saß der von allen gefürchtete General v. Conta [Anm: Richard Heinrich Karl von Conta = Preußischer General der Infantrie und Kommandierender General des IV. Reserve-Korps (Karpatenkorps) ] drin. Ich
erkannte ihn zuerst garnicht u. sprach ihn mit Herr General an, was er erst
merkte, als Ohst dieselbe Anrede gebrauchte. Darauf behauptete der
gute Herr, daß wir eigentlich schon dafür 3 Tage verdient hätten. Er
erkundigte sich dann nach dem woher u. wohin und gab uns den guten
Rat, so schnell als möglich zur Truppe zu machen, was wir auch selbstverständlich
tun. Das letzte Stück unseres heutigen Weges legten wir
zu Fuß zurück u. befinden uns z. Z. in einem Zimmer eines
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4 Monaten zum ersten Male wieder in einem Bett geschlafen.
Kann aber garnicht sagen, daß ich so besonders gut geschlafen habe. Man
ist es eben nicht gewöhnt. Oost haben die Flöhe ordentlich gebissen. Mich weni-
ger. 9. 8. 17. Heute Ruhetag ! Allerdings wollen wir noch weg, wenn sich Fahr-
gelegenheit trifft. Sind morgens durch das Städtchen gegangen. Ein trauriges
Nest. Es war gerade Markttag. Haben etwas Obst gekauft u. Milch getrunken.
Die Geschäfte haben, wie üblich, die Juden in Händen u. diese verlangen ko-
lossale Preise. Nach langem Suchen erstanden wir ein Päckchen Tabak für 10
Kronen. Dann kehrten wir in unser Quartier zurück u. jetzt 3 U. nachm. sitze
ich an dem Diplomatenschreibtisch unseres Zimmers u. vervollständige
mein Buch._ _ _ 7:00 Uhr abends. Sitze auf einem Baumstamm während
ich dieses schreibe. Sind mit einer österreichischen Kollonne, die Munition
nach vorne fährt bis hierhin gekommen. Eine Bummelei herrscht bei
denen ! Im Gegensatz zu den Deutschen sind dieses Privatleute. Die
Kollonnen der Flüchtlinge aus Ostpreußen waren ordnungsmäßiger als
die österreichischen Kolonnen. _ Sind von Kutty über Wyschnitz nach
X.. gekommen und haben hier das Staatszimmer mit dem Saustall ver-
tauscht. Ich glaube aber, wir werden auch hier ganz gut schlafen. Wollte jetzt
zu Abend speisen u. zwar wieder das Nationalgericht: Kokorus mit Moloka-
milch. Die Leute leben übrigens sehr primitiv: Die essen morgens, mittags
u. abends das bewußte Nationalgericht. Liegen zwischen Wanzen u. Flöhen,
kennen keine Betten u. fühlen sich glücklich. Ich glaube die singen jeden
Tag das schöne Lied: Was frag ich viel nach Geld und Gut... Haben eben Abendbrot
gegessen. Es ist sogar besser geworden, als ich dachte. Weichkäse mit Sahne
u. Kokorus. Hat großartig geschmeckt. Haben schon von den Karpathen Abschied
genommen u. sind in der Bukowina drin allerdings noch am Fuße
der Karpathen etwa 60 km von Czarnowitz. Das Land ist hier eben. Im
Hintergrund befindet sich ein Wald. Der Boden scheint hier ziemlich schwer zu
sein; denn in der Nähe befindet sich eine Ziegelei und im Hintergrunde ragt
auch ein Schornstein hervor, der wohl auch zu einer Ziegelei gehört. _
So jetzt wird schlafen gegangen. Es ist 8 Uhr u. schon ganz dunkel.
10.8. 17. Heute um 4 1/2 aufgestanden. Nachdem wir Milch getrunken und
unser gekauftes österreichisches Weisbrot dazu gegessen hatten
...rechte Seite
gingen wir zu unseren Wagen. Hier empfingen wir noch Kaffee und
fuhren dann bald ab. Überall bezeichneten tote Pferde die Marschstraße.
Den größten Teil des Weges gingen wir zu Fuß u. unterhielten uns mit
den Führern der Kollonnen, einen österreichischen einjährigen Feldwebel.
Dieser war von seiner sozialistischen idealen Idee so durchdrungen u. brachte
so treffende Beispiele, daß ein Wiederspruch ausgeschlossen ist. Zu Mittag aßen
wir bei einem Deutschen, der uns sehr gut aufnahm. Das ganze Dorf war
deutsch. Ich glaube es heißt Nikolausdorf. Am Abend bezogen wir wieder
Quartier bei einem Deutschen mit Namen Bauer. Er hatte eine schöne Besitzung
und nahm uns auch sehr gut auf. In solchem Hause fühlt man sich sehr wohl. Es
ist alles sauber u. freundlich u. vor allen Dingen fühlt man sich unter Lands-
leuten. Eingerichtet sind diese Wohnungen wie bei uns auf dem Lande. Am an-
deren Morgen 11. 8. 17 fuhr die Kollonne schon ab, ehe wir zu frühstücken an-
fingen. Wir holten sie aber bald ein u. langten um 10 Uhr vorm. in Strosewitz
an. Hier sahen wir uns das Städtchen an, dessen Häuser auch sehr durch den Krieg ge-
schädigt sind. In einem Kaffee, das noch in Betrieb war tranken wir 1 Glas
Kaffee (polnische Mode) u. aßen 2 Stückchen Kuchen. Beide Sachen waren sehr gut.
Wir bezahlen jeder 1,60 Kr. u. zogen von dannen zur Kollonne. Hier packten
wir unsere Sachen u. machten uns auf die Socken zum nächsten Dorfe.
Unterwegs brachte uns eine Polenfrau Brot u. Gurken zur Erfrischung. So
etwas berührte einen sehr angenehm, da man sonst von der Bevölkerung
nicht hervorragend aufgenommen wird. Dann trafen wir einen Panje-
wagen, der aufs Feld fuhr u. uns aufnahm. Wir waren schon ein Ende ge-
fahren, als uns ein Personenauto einholte, das vor unserem Wagen hielt.
Und siehe da, es saß der von allen gefürchtete General v. Conta drin. Ich
erkannte ihn zuerst garnicht u. sprach ihn mit Herr General an, was er erst
merkte, als Ohst dieselbe Anrede gebrauchte. Darauf behauptete der
gute Herr, daß wir eigentlich schon dafür 3 Tage verdient hätten. Er
erkundigte sich dann nach dem woher u. wohin und gab uns den guten
Rat, so schnell als möglich zur Truppe zu machen, was wir auch selbstver-
ständlich tun. Das letzte Stück unseres heutigen Weges legten wir
zu Fuß zurück u. befinden uns z. Z. in einem Zimmer eines
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...linke Seite
4 Monaten zum ersten Male wieder in einem Bett geschlafen.
Kann aber garnicht sagen, daß ich so besonders gut geschlafen habe. Man
ist es eben nicht gewöhnt. Oost haben die Flöhe ordentlich gebissen. Mich weni-
ger. 9. 8. 17. Heute Ruhetag ! Allerdings wollen wir noch weg, wenn sich Fahr-
gelegenheit trifft. Sind morgens durch das Städtchen gegangen. Ein trauriges
Nest. Es war gerade Markttag. Haben etwas Obst gekauft u. Milch getrunken.
Die Geschäfte haben, wie üblich, die Juden in Händen u. diese verlangen ko-
lossale Preise. Nach langem Suchen erstanden wir ein Päckchen Tabak für 10
Kronen. Dann kehrten wir in unser Quartier zurück u. jetzt 3 U. nachm. sitze
ich an dem Diplomatenschreibtisch unseres Zimmers u. vervollständige
mein Buch._ _ _ 7:00 Uhr abends. Sitze auf einem Baumstamm während
ich dieses schreibe. Sind mit einer österreichischen Kolonne, die Munition
nach vorne fährt bis hierhin gekommen. Eine Bummelei herrscht bei
denen ! Im Gegensatz zu den Deutschen sind dieses Privatleute. Die
Kolonnen der Flüchtlinge aus Ostpreußen waren ordnungsmäßiger als
die österreichischen Kolonnen. _ Sind von Kutty über Wyschnitz nach
X.. gekommen und haben hier das Staatszimmer mit dem Saustall ver-
tauscht. Ich glaube aber, wir werden auch hier ganz gut schlafen. Wollte jetzt
zu Abend speisen u. zwar wieder das Nationalgericht: Kokorus mit Moloka-
milch. Die Leute leben übrigens sehr primitiv: Die essen morgens, mittags
u. abends das bewußte Nationalgericht. Liegen zwischen Wanzen u. Flöhen,
kennen keine Betten u. fühlen sich glücklich. Ich glaube die singen jeden
Tag das schöne Lied: Was frag ich viel nach Geld und Gut... Haben eben Abendbrot
gegessen. Es ist sogar besser geworden, als ich dachte. Weichkäse mit Sahne
u. Kokorus. Hat großartig geschmeckt. Haben schon von den Karpathen Abschied
genommen u. sind in der Bukowina drin allerdings noch am Fuße
der Karpathen etwa 60 km von Czernowitz. Das Land ist hier eben. Im
Hintergrund befindet sich ein Wald. Der Boden scheint hier ziemlich schwer zu
sein; denn in der Nähe befindet sich eine Ziegelei und im Hintergrunde ragt
auch ein Schornstein hervor, der wohl auch zu einer Ziegelei gehört. _
So jetzt wird schlafen gegangen. Es ist 8 Uhr u. schon ganz dunkel.
10.8. 17. Heute um 4 1/2 aufgestanden. Nachdem wir Milch getrunken und
unser gekauftes österreichisches Weisbrot dazu gegessen hatten gingen
...rechte Seite
wir zu unseren Wagen. Hier empfingen wir noch Kaffee und
fuhren dann bald ab. Überall bezeichneten tote Pferde die Marschstraße.
Den größten Teil des Weges gingen wir zu Fuß u. unterhielten uns mit
den Fahrern der Kolonnen, einen österreichischen einjährigen Feldwebel.
Dieser war von seiner sozialistischen idealen Idee so durchdrungen u. brachte
so treffende Beispiele, daß ein Wiederspruch ausgeschlossen ist. Zu Mittag aßen
wir bei einem Deutschen, der uns sehr gut aufnahm. Das ganze Dorf war
deutsch. Ich glaube es heißt Nikolausdorf. Am Abend bezogen wir wieder
Quartier bei einem Deutschen mit Namen Bauer. Er hatte eine schöne Besitzung
und nahm uns auch sehr gut auf. In solchem Hause fühlt man sich sehr wohl. Es
ist alles sauber u. freundlich u. vor allen Dingen fühlt man sich unter Lands-
leuten. Eingerichtet sind diese Wohnungen wie bei uns auf dem Lande. Am an-
deren Morgen 11. 8. 17 fuhr die Kolonne schon ab, ehe wir zu frühstücken an-
fingen. Wir holten sie aber bald ein u. langten um 10 Uhr vorm. in Strosewitz
an. Hier sahen wir uns das Städtchen an, dessen Häuser auch sehr durch den Krieg ge-
schädigt sind. In einem Kaffee, das noch in Betrieb war tranken wir 1 Glas
Kaffee (polnische Mode) u. aßen 2 Stückchen Kuchen. Beide Sachen waren sehr gut.
Wir bezahlen jeder 1,60 Kr. u. zogen von dannen zur Kolonne. Hier packten
wir unsere Sachen u. machten uns auf die Socken zum nächsten Dorfe.
Unterwegs brachte uns eine Polenfrau Brot u. Gurken zur Erfrischung. So
etwas berührte einen sehr angenehm, da man sonst von der Bevölkerung
nicht hervorragend aufgenommen wird. Dann trafen wir einen Panje-
wagen, der aufs Feld fuhr u. uns aufnahm. Wir waren schon ein Ende ge-
fahren, als uns ein Personenauto einholte, das vor unserem Wagen hielt.
Und siehe da, es saß der von allen gefürchtete General v. Conta drin. Ich
erkannte ihn zuerst garnicht u. sprach ihn mit Herr General an, was er erst
merkte, als Ohst dieselbe Anrede gebrauchte. Darauf behauptete der
gute Herr, daß wir eigentlich schon dafür 3 Tage verdient hätten. Er
erkundigte sich dann nach dem woher u. wohin und gab uns den guten
Rat, so schnell als möglich zur Truppe zu machen, was wir auch selbstver-
ständlich tun. Das letzte Stück unseres heutigen Weges legten wir
zu Fuß zurück u. befinden uns z.Z. in einem Zimmer eines
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...linke Seite
4 Monaten zum ersten Male wieder in einem Bett geschlafen.
Kann aber garnicht sagen, daß ich so besonders gut geschlafen habe. Man
ist es eben nicht gewöhnt. Oost haben die Flöhe ordentlich gebissen. Mich weni-
ger. 9. 8. 17. Heute Ruhetag ! Allerdings wollen wir noch weg, wenn sich Fahr-
gelegenheit trifft. Sind morgens duch das Städtchen gegangen. Ein trauriges
Nest. Es war gerade Markttag. Haben etwas Obst gekauft u. Milch getrunken.
Die Geschäfte haben, wie üblich, die Juden in Händen u. diese verlangen ko-
lossale Preise. Nach langem Suchen erstanden wir ein Päckchen Tabak für 10
Kronen. Dann kehrten wir in unser Quartier zurück u. jetzt 3 U. nachm. sitze
ich an dem Diplomatenschreibtisch unseres Zimmers u. vervollständige
mein Buch._ _ _ 7:00 Uhr abends. Sitze auf einem Baumstamm während
ich dieses schreibe. Sind mit einer österreichischen Kolonne, die Munition
nach vorne fährt bis hierhin gekommen. Eine Bummelei herrscht bei
denen ! Im Gegensatz zu den Deutschen sind dieses Privatleute. Die
Kolonnen der Flüchtlinge aus Ostpreußen waren ordnungsmäßiger als
die österreichischen Kolonnen. _ Sind von Kutty über Wyschnitz nach
X.. gekommen und haben hier das Staatszimmer mit dem Saustall ver-
tauscht. Ich glaube aber, wir werden auch hier ganz gut schlafen. Wollte jetzt
zu Abend speisen u. zwar wieder das Nationalgericht: Kokorus mit
milch. Die Leute leben übrigens sehr primitiv: Die essen morgens, mittags
u. abends das bewußte Nationalgericht. Liegen zwischen Wanzen u. Flöhen,
kennen keine Betten u. fühlen sich glücklich. Ich glaube die singen jeden
Tag das schöne Lied: Was frag ich viel nach Geld und Gut... Haben eben Abendbrot
gegessen. Es ist sogar besser geworden, als ich dachte. Weichkäse mit
u. Kokorus. Hat großartig geschmeckt. Haben schon von den Karpathen Abschied
genommen u. sind in der Bukowina drin allerdings noch am Fuße
der Karpathen etwa 60 km von Charnowitz. Das Land ist hier eben. Im
Hintergrund befindet sich ein Wald. Der Boden scheint hier ziemlich schwer zu
sein; denn in der Nähe befindet sich eine Ziegelei und im Hintergrunde ragt
auch ein Schornstein hervor, der wohl auch zu einer Ziegelei gehört. _
So jetzt wird schlafen gegangen. Es ist 8 Uhr u. schon ganz dunkel.
10.8. 17. Heute um 4 1/2 aufgestanden. Nachdem wir Milch getrunken und
unser gekauftes österreichisches Weisbrot dazu gegessen hatten gingen
...rechte Seite
wir zu unseren Wagen. Hier empfingen wir noch Kaffee und
fuhren dann bald ab. Überall bezeichneten tote Pferde die Marschstraße.
Den größten Teil des Weges gingen wir zu Fuß u. unterhielten uns mit
den Fahrern der Kolonnen, einen österreichischen einjährigen Feldwebel.
Dieser war von seiner erz idealen Idee so durchdrungen u. brachte
so treffende Beispiele, daß ein Wiederspruch ausgeschlossen ist. Zu Mittag aßen
wir bei einem Deutschen, der uns sehr gut aufnahm. Das ganze Dorf war
deutsch. Ich glaube es heißt Nikolausdorf. Am Abend bezogen wir wieder
Quartier bei einem Deutschen mit Namen Bauer. Er hatte eine schöne Besitzung
und nahm uns auch sehr gut auf. In solchem Hause fühlt man sich sehr wohl. Es
ist alles sauber u. freundlich u. vor allen Dingen fühlt man sich unter Lands-
leuten. Eingerichtet sind diese Wohnungen wie bei uns auf dem Lande. Am an-
deren Morgen 11. 8. 17 fuhr die Kolonne schon ab, ehe wir zu frühstücken an-
fingen. Wir holten sie aber bald ein u. langten um 10 Uhr vorm. in Strosewitz
an. Hier sahen wir uns das Städtchen an, dessen Häuser auch sehr durch den Krieg ge-
schädigt sind. In einem Kaffee, das noch in Betrieb war tranken wir 1 Glas
Kaffee (polnische Mode) u. aßen 2 Stückchen Kuchen. Beide Sachen waren sehr gut.
Wir bezahlen jeder 1,60 Kr. u. zogen von dannen zur Kolonne. Hier packten
wir unsere Sachen u. machten uns auf die Socken zum nächsten Dorfe.
Unterwegs brachte uns eine Polenfrau Brot u. Gurken zur Erfrischung. So
etwas berührte einen sehr angenehm, da man sonst von der Bevölkerung
nicht hervorragend aufgenommen wird. Dann trafen wir einen Panje-
wagen, der aufs Feld fuhr u. uns aufnahm. Wir waren schon ein Ende ge-
fahren, als uns ein Personenauto einholte, das vor unserem Wagen hielt.
Und siehe da, es saß der von allen gefürchtete General v. Conta drin. Ich
erkannte ihn zuerst garnicht u. sprach ihn mit Herr General an, was er erst
merkte, als Ohst dieselbe Anrede gebrauchte. Darauf behauptete der
gute Herr, daß wir eigentlich schon dafür 3 Tage verdient hätten. Er
riet, so schnell als möglich zur Truppe zu machen, was wir auch selbstver-
ständlich tun. Das letzte Stück unseres heutigen Weges legten wir
zu Fuß zurück u. befinden uns z.Z. in einem Zimmer eines
-
...linke Seite
4 Monaten zum ersten Male wieder in einem Bett geschlafen.
Kann aber garnicht sagen, daß ich so besonders gut geschlafen habe. Man
ist es eben nicht gewöhnt. Oost haben die Flöhe ordentlich gebissen. Mich weni-
ger. 9. 8. 17. Heute Ruhetag ! Allerdings wollen wir noch weg, wenn sich Fahr-
gelegenheit trifft. Sind morgens duch das Städtchen gegangen. Ein trauriges
Nest. Es war gerade Markttag. Haben etwas Obst gekauft u. Milch getrunken.
Die Geschäfte haben, wie üblich, die Juden in Händen u. diese verlangen ko-
lossale Preise. Nach langem Suchen erstanden wir ein Päckchen Tabak für 10
Kronen. Dann kehrten wir in unser Quartier zurück u. jetzt 3 U nachm. sitze
ich an dem Diplomatenschreibtisch unseres Zimmers u. vervollständige
mein Buch._ _ _ 7:00 Uhr abends. Sitze auf einem Baumstamm während
ich dieses schreibe. Sind mit einer österreichischen Kolonne, die Munition
nach vorne fährt bis hierhin gekommen. Eine Bummelei herrschtbei
denen ! Im Gegensatz zu den Deutschen sind dieses Privatleute. Die
Kolonnen der Flüchtlinge aus Ostpreußen waren ordnungsmäßiger als
die österreichischen Kolonnen. _ Sind von Kutty über Wyschnitz nach
X.. gekommen und haben hier das Staatszimmer mit dem Saustall ver-
tauscht. Ich glaube aber, wir werden auch hier ganz gut schlafen. Wollte jetzt
zu Abend speisen u. zwar wieder das Nationalgericht: Kokorus mit
milch. Die Leute leben übrigens sehr primitiv: Die essen morgens, mittags
u. abends das bewußte Nationalgericht. Liegen zwischen wanzen u. Flöhen,
kennen keine Betten u. fühlen sich glücklich. Ich glaube die singen jeden
Tag das schöne Lied: Was frag ich viel nach Geld und Gut... Haben eben Abendbrot
gegessen. Es ist sogar besser geworden, als ich dachte. Weichkäse mit
u. Kokorus. Hat großartig geschmeckt. Haben schon von den Karpathen Abschied
genommen u. sind in der Bukowina drin allerdings noch am Fuße
der Karpathen etwa 60 km von Charnowitz. Das Land ist hier eben. Im
Hintergrund befindet sich ein Wald. Der Boden scheint hier ziemlich schwer zu
sein; denn in der Nähe befindet sich eine Ziegelei und im Hintergrunde ragt
auch ein Schornstein hervor, der wohl auch zu einer Ziegelei gehört. _
So jetzt wird schlafen gegangen. Es ist 8 Uhr u. schon ganz dunkel.
10.8. 17. Heute um 4 1/2 aufgestanden. Nachdem wir Milch getrunken und
unser gekauftes österreichisches Weisbrot dazu gegessen hatten gingen
...rechte Seite
wir zu unseren Wagen. Hier empfingen wir noch Kaffee und
fuhren dann bald ab. Überall bezeichneten tote Pferde die Marschstraße.
Den größten Teil des Weges gingen wir zu Fuß u. unterhielten uns mit
den Fahrern der Kolonnen, einen österreichischen einjährigen Feldwebel.
Dieser war von seiner erz idealen Idee so durchdrungen u. brachte
so treffende Beispiele, daß ein Wiederspruch ausgeschlossen ist. Zu Mittag aßen
wir bei einem Deutschen, der uns sehr gut aufnahm. Das ganze Dorf war
deutsch. Ich glaube es heißt Nikolausdorf. Am Abend bezogen wir wieder
Quartier bei einem Deutschen mit Namen Bauer. Er hatte eine schöne Besitzung
und nahm uns auch sehr gut auf. In solchem Hause fühlt man sich sehr wohl. Es
ist alles sauber u. freundlich u. vor allen Dingen fühlt man sich unter Lands-
leuten. Eingerichtet sind diese Wohnungen wie bei uns auf dem Lande. Am an-
deren Morgen 11. 8. 17 fuhr die Kolonne schon ab, ehe wir zu frühstücken an-
fingen. Wir holten sie aber bald ein u. langten um 10 Uhr vorm. in Strosewitz
an. Hier sahen wir uns das Städtchen an, dessen Häuser auch sehr durch den Krieg ge-
schädigt sind. In einem Kaffee, das noch in Betrieb war tranken wir 1 Glas
Kaffee (polnische Mode) u. aßen 2 Stückchen Kuchen. Beide Sachen waren sehr gut.
-
4 Monaten zum ersten Male wieder in einem Bett geschlafen.
Kann aber garnicht sagen, daß ich so besonders gut geschlafen habe. Man
ist es eben nicht gewöhnt. Oost haben die Flöhe ordentlich gebissen. Mich weni-
ger. 9. 8. 17. Heute Ruhetag ! Allerdings wollen wir noch weg, wenn sich Fahr-
gelegenheit trifft. Sind morgens duch das Städtchen gegangen. Ein trauriges
Nest. Es war gerade Markttag. Haben etwas Obst gekauft u. Milch getrunken.
Die Geschäfte haben, wie üblich, die Juden in Händen u. diese verlangen ko-
lossale Preise. Nach langem Suchen erstanden wir ein Päckchen Tabak für 10
Kronen. Dann kehrten wir in unser Quartier zurück u. jetzt 3 U nachm. sitze
ich an dem Diplomatenschreibtisch unseres Zimmers u. vervollständige
mein Buch._ _ _ 7:00 Uhr abends. Sitze auf einem Baumstamm während
ich dieses schreibe. Sind mit einer österreichischen Kolonne, die Munition
nach vorne fährt bis hierhin gekommen. Eine Bummelei herrschtbei
denen ! Im Gegensatz zu den Deutschen sind dieses Privatleute. Die
Kolonnen der Flüchtlinge aus Ostpreußen waren ordnungsmäßiger als
die österreichischen Kolonnen. _ Sind von Kutty über Wyschnitz nach
X.. gekommen und haben hier das Staatszimmer mit dem Saustall ver-
tauscht. Ich glaube aber, wir werden auch hier ganz gut schlafen. Wollte jetzt
zu Abend speisen u. zwar wieder das Nationalgericht:
milch. Die Leute leben übrigens sehr primitiv: Die essen morgens, mittags
u. abends das bewußte Nationalgericht. Liegen zwischen wanzen u. Flöhen,
kennen keine Betten u. fühlen sich glücklich. Ich glaube die singen jeden
Tag das schöne Lied:
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