Abschrift der Kriegstagebücher von Sergeant Fritz Apsel, item 12
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3.8.17.
Gestern um 12 Uhr von Leordina abgefahren. Bis Jägerhaus die
Kleinbahn benutzt und von dort zu Fuß losgetippelt. Den Tornister gab
ich unterwegs mit der Seilbahn auf nach dem "Kopulas". Wistuba, der
Melder vom Btl., und ich gingen dann bis Kopulas =Fuß. Hier hatten
wir eine vorzügliche Nachtherberge beim roten Kreuz. Morgens um 7 1/2 Uhr
gings dann wieder auf den Kopulas rauf. An den Marsch werde ich
denken! Unterwegs trafen wir 2 Krankenträger, die denselben Weg
hatten. Also waren wir schon 4 Mann. Um 10 Uhr waren wir schon
oben. Hier empfingen wir Mittag und um 12 Uhr gings weiter den
Berg herunter. Dabei lief uns Wistuba voraus, so daß wir ihn verloren.
Ich dachte schon, ich mache jeden Augenblick schlapp. Der schwere Affe [=Tornister]
drückte und die Sonne brannte fürchterlich, dazu noch der steile Abstieg.
Jetzt sitze ich in Szybeny in einer Baracke des Kriegslag. Habe Verpflegung
empfangen und wollte jetzt schlafengehen. Morgen gehts früh
los.
5. 8. 17 (Sonntag)
Gestern früh 6 Uhr gings von Szybeny los, nachdem
wir mit Mühe u. Not einen Bagagewagen vom Roten Kreuz aufgestöbert
hatten, der uns die Tornister mitnahm. Nun gings immer das
Chermostal entlang. Es herrschte wieder eine Hitze, die kaum zu ertragen
war. Mein Hals, die Brust u. die Stirn sind dermaßen verbrannt, daß sie
schmerzen. Nach 2 maligem Halt v. etwa 1 Stunde langten wir um
4 Uhr in Sabie an. (Dieses Dorf liegt schon in Galizien.) So kaputt
war ich schon lange nicht. Die Füße brannten, die Waden und Oberschenkel
taten weh; denn wir hatten über 40 km gemacht. Die Trachten
der Bewohner sind hier noch eigenartiger als die vorher beschriebenen. Die Farben
werden greller. Perlen u. allerlei anderen bunten Tand tragen sie in Menge.
Die Weiber rauchen Pfeife und Zigaretten. Ihr Anblick erinnert direkt an den
der Wilden. Es sind eben Naturmenschen. - Die Russen haben hier mal wieder
bewiesen, daß sie Kulturträger sind. Schutt und Asche, Tod u. Verderben bezeichnen
den Weg ihres Rückzuges. Häuser in denen sie 14 Monate lang
gewohnt haben sind in Trümmerhaufen verwandelt. Menschen mit denen
sie die ganze Zeit zusammen gelebt haben, sind dahingeschlachtet
...rechte Seite
worden. Hauptsächlich sind die Juden davon betroffen worden. Das nennt
sich nun das freie, revolutionäre Rußland, in dem Freiheit und Brüderlichkeit
herrscht und das uns auffordert in seine Fußstapfen zu treten.
Schlimm wäre es, wenn es mit uns so bestellt wäre.
6. 8. 17.
Wollte mit
Geisler, der hier am Kopfstreifschuß im Lazarett lag und einigermaßen ausgeheilt
war zusammenmarschieren, da der aber nicht wegdurfte, mußte ich allein
abhauen, da die beiden Krankenträger schon losgegangen waren. Nicht weit
hinter Sabie traf ich einen Kronprinzer von der Kassenverwaltung, der
vom Urlaub kam, Füsilier Oost. Mit diesem spannte ich dann zusammen. Gegen
Abend machten wir Halt u. bezogen bei einem galizischen Bauer Nachtquartier.
Haben uns Kartoffel kochen lassen u. aßen diese dann mit Butter.
Auf eine der breiten Bänke legten wir uns dann zur Ruhe. Einschlafen
konnte man nun nicht. Um 10 1/2 stellten wir fest, daß Wanzen im
Quartier waren und zwar in einer übergroßen Menge. Nun suchten
wir unser Heil in der Flucht. 2 Kronen für gute Abendbewirtung legten
wir auf den Tisch u. wanderten dann in die Nacht hinaus. An einem Abhang
legten wir uns abermals zur Ruhe, die aber wieder nicht lange
dauerte.; denn der Himmel hatte kein Einsehen mit uns armen und öffnete
seine Schleusen. Nun ruhten wir vor der Türe eines abgebrannten
Hauses. Morgens tranken wir unseren selbgebrauten Kaffee u. setzten uns
in Bewegung. Der Tag verlief wie üblich auf der Wanderung. Am Abend
kehrten wir wieder bei einem Bauer ein u. blieben in dem Quartier, nachdem
wir festgestellt hatten, daß keine Wanzen da waren. Zum Abend machten
wir uns unser Büchsenfleisch warm u. aßen Kartoffeln dazu. Flöhe gibts
nun überall, so auch hier trotzdem habe ich sehr gut geschlafen.
8. 8. 17.
Wie üblich. Mittags ließen wir uns von einem Panje kochen u. zwar folgende
Speisekarte: 1.) Kartoffelbrei mit Milch, 2.) pro Mann 1 Ei, 3.) Kartoffel mit
Salzgurgen. Ein fürstliches Mal. Wir waren schon auf der Suche nach einem Nachtquartier,
als uns ein Lastkraftwagen aufnahm u. bis Kutty fuhr. Hier langten
wir abends an kauften uns ein Pfd. Wurst für 5 Kr. und sahen uns nach einem
Quartier um. Fanden dieses auch gleich im ersten Hause, das wir heimsuchten.
Wohnen jetzt hier im Staatszimmer. Es ist ganz nett eingerichtet. Gut sogar
Sofa u. Polsterstühle, die allerdings schon etwas wacklich sind. Habe nach
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Gestern um 12 Uhr von Leordina abgefahren. Bis Jägerhaus die
Kleinbahn benutzt und von dort zu Fuß losgetippelt. Den Tornister gab
ich unterwegs mit der Seilbahn auf nach dem "Kopulas". Wistuba, der
Melder vom Btl., und ich gingen dann bis Kopulas =Fuß. Hier hatten
wir eine vorzügliche Nachtherberge beim roten Kreuz. Morgens um 7 1/2 Uhr
gings dann wieder auf den Kopulas rauf. An den Marsch werde ich
denken! Unterwegs trafen wir 2 Krankenträger, die denselben Weg
hatten. Also waren wir schon 4 Mann. Um 10 Uhr waren wir schon
oben. Hier empfingen wir Mittag und um 12 Uhr gings weiter den
Berg herunter. Dabei lief uns Wistuba voraus, so daß wir ihn verloren.
Ich dachte schon, ich mache jeden Augenblick schlapp. Der schwere Affe [=Tornister]
drückte und die Sonne brannte fürchterlich, dazu noch der steile Abstieg.
Jetzt sitze ich in Szybeny in einer Baracke des Kriegslag. Habe Verpflegung
empfangen und wollte jetzt schlafengehen. Morgen gehts früh
los.
5. 8. 17 (Sonntag)
Gestern früh 6 Uhr gings von Szybeny los, nachdem
wir mit Mühe u. Not einen Bagagewagen vom Roten Kreuz aufgestöbert
hatten, der uns die Tornister mitnahm. Nun gings immer das
Chermostal entlang. Es herrschte wieder eine Hitze, die kaum zu ertragen
war. Mein Hals, die Brust u. die Stirn sind dermaßen verbrannt, daß sie
schmerzen. Nach 2 maligem Halt v. etwa 1 Stunde langten wir um
4 Uhr in Sabie an. (Dieses Dorf liegt schon in Galizien.) So kaputt
war ich schon lange nicht. Die Füße brannten, die Waden und Oberschenkel
taten weh; denn wir hatten über 40 km gemacht. Die Trachten
der Bewohner sind hier noch eigenartiger als die vorher beschriebenen. Die Farben
werden greller. Perlen u. allerlei anderen bunten Tand tragen sie in Menge.
Die Weiber rauchen Pfeife und Zigaretten. Ihr Anblick erinnert direkt an den
der Wilden. Es sind eben Naturmenschen. - Die Russen haben hier mal wieder
bewiesen, daß sie Kulturträger sind. Schutt und Asche, Tod u. Verderben bezeichnen
den Weg ihres Rückzuges. Häuser in denen sie 14 Monate lang
gewohnt haben sind in Trümmerhaufen verwandelt. Menschen mit denen
sie die ganze Zeit zusammen gelebt haben, sind dahingeschlachtet
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worden. Hauptsächlich sind die Juden davon betroffen worden. Das nennt
sich nun das freie, revolutionäre Rußland, in dem Freiheit und Brüderlichkeit
herrscht und das uns auffordert in seine Fußstapfen zu treten.
Schlimm wäre es, wenn es mit uns so bestellt wäre.
6. 8. 17.
Wollte mit
Geisler, der hier am Kopfstreifschuß im Lazarett lag und einigermaßen ausgeheilt
war zusammenmarschieren, da der aber nicht wegdurfte, mußte ich allein
abhauen, da die beiden Krankenträger schon losgegangen waren. Nicht weit
hinter Sabie traf ich einen Kronprinzer von der Kassenverwaltung, der
vom Urlaub kam, Füsilier Oost. Mit diesem spannte ich dann zusammen. Gegen
Abend machten wir Halt u. bezogen bei einem galizischen Bauer Nachtquartier.
Haben uns Kartoffel kochen lassen u. aßen diese dann mit Butter.
Auf eine der breiten Bänke legten wir uns dann zur Ruhe. Einschlafen
konnte man nun nicht. Um 10 1/2 stellten wir fest, daß Wanzen im
Quartier waren und zwar in einer übergroßen Menge. Nun suchten
wir unser Heil in der Flucht. 2 Kronen für gute Abendbewirtung legten
wir auf den Tisch u. wanderten dann in die Nacht hinaus. An einem Abhang
legten wir uns abermals zur Ruhe, die aber wieder nicht lange
dauerte.; denn der Himmel hatte kein Einsehen mit uns armen und öffnete
seine Schleusen. Nun ruhten wir vor der Türe eines abgebrannten
Hauses. Morgens tranken wir unseren selbgebrauten Kaffee u. setzten uns
in Bewegung. Der Tag verlief wie üblich auf der Wanderung. Am Abend
kehrten wir wieder bei einem Bauer ein u. blieben in dem Quartier, nachdem
wir festgestellt hatten, daß keine Wanzen da waren. Zum Abend machten
wir uns unser Büchsenfleisch warm u. aßen Kartoffeln dazu. Flöhe gibts
nun überall, so auch hier trotzdem habe ich sehr gut geschlafen.
8. 8. 17.
Wie üblich. Mittags ließen wir uns von einem Panje kochen u. zwar folgende
Speisekarte: 1.) Kartoffelbrei mit Milch, 2.) pro Mann 1 Ei, 3.) Kartoffel mit
Salzgurgen. Ein fürstliches Mal. Wir waren schon auf der Suche nach einem Nachtquartier,
als uns ein Lastkraftwagen aufnahm u. bis Kutty fuhr. Hier langten
wir abends an kauften uns ein Pfd. Wurst für 5 Kr. und sahen uns nach einem
Quartier um. Fanden dieses auch gleich im ersten Hause, das wir heimsuchten.
Wohnen jetzt hier im Staatszimmer. Es ist ganz nett eingerichtet. Gut sogar
Sofa u. Polsterstühle, die allerdings schon etwas wacklich sind. Habe nach
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3.8.17. Gestern um 12 Uhr von Leordina abgefahren. Bis Jägerhaus die
Kleinbahn benutzt und von dort zu Fuß losgetippelt. Den Tornister gab
ich unterwegs mit der Seilbahn auf nach dem "Kopulas". Wistuba, der
Melder vom Btl., und ich gingen dann bis Kopulas =Fuß. Hier hatten
wir eine vorzügliche Nachtherberge beim roten Kreuz. Morgens um 7 1/2 Uhr
gings dann wieder auf den Kopulas rauf. An den Marsch werde ich
denken! Unterwegs trafen wir 2 Krankenträger, die denselben Weg
hatten. Also waren wir schon 4 Mann. Um 10 Uhr waren wir schon
oben. Hier empfingen wir Mittag und um 12 Uhr gings weiter den
Berg herunter. Dabei lief uns Wistuba voraus, so daß wir ihn verloren.
Ich dachte schon, ich mache jeden Augenblick schlapp. Der schwere Affe [=Tornister]
drückte und die Sonne brannte fürchterlich, dazu noch der steile Abstieg.
Jetzt sitze ich in Szybeny in einer Baracke des Kriegslag. Habe Verpflegung
empfangen und wollte jetzt schlafengehen. Morgen gehts früh
los. 5. 8. 17 (Sonntag) Gestern früh 6 Uhr gings von Szybeny los, nachdem
wir mit Mühe u. Not einen Bagagewagen vom Roten Kreuz aufgestöbert
hatten, der uns die Tornister mitnahm. Nun gings immer das
Chermostal entlang. Es herrschte wieder eine Hitze, die kaum zu ertragen
war. Mein Hals, die Brust u. die Stirn sind dermaßen verbrannt, daß sie
schmerzen. Nach 2 maligem Halt v. etwa 1 Stunde langten wir um
4 Uhr in Sabie an. (Dieses Dorf liegt schon in Galizien.) So kaputt
war ich schon lange nicht. Die Füße brannten, die Waden und Oberschenkel
taten weh; denn wir hatten über 40 km gemacht. Die Trachten
der Bewohner sind hier noch eigenartiger als die vorher beschriebenen. Die Farben
werden greller. Perlen u. allerlei anderen bunten Tand tragen sie in Menge.
Die Weiber rauchen Pfeife und Zigaretten. Ihr Anblick erinnert direkt an den
der Wilden. Es sind eben Naturmenschen. - Die Russen haben hier mal wieder
bewiesen, daß sie Kulturträger sind. Schutt und Asche, Tod u. Verderben bezeichnen
den Weg ihres Rückzuges. Häuser in denen sie 14 Monate lang
gewohnt haben sind in Trümmerhaufen verwandelt. Menschen mit denen
sie die ganze Zeit zusammen gelebt haben, sind dahingeschlachtet
...rechte Seite
worden. Hauptsächlich sind die Juden davon betroffen worden. Das nennt
sich nun das freie, revolutionäre Rußland, in dem Freiheit und Brüderlichkeit
herrscht und das uns auffordert in seine Fußstapfen zu treten.
Schlimm wäre es, wenn es mit uns so bestellt wäre. 6. 8. 17. Wollte mit
Geisler, der hier am Kopfstreifschuß im Lazarett lag und einigermaßen ausgeheilt
war zusammenmarschieren, da der aber nicht wegdurfte, mußte ich allein
abhauen, da die beiden Krankenträger schon losgegangen waren. Nicht weit
hinter Sabie traf ich einen Kronprinzer von der Kassenverwaltung, der
vom Urlaub kam, Füsilier Oost. Mit diesem spannte ich dann zusammen. Gegen
Abend machten wir Halt u. bezogen bei einem galizischen Bauer Nachtquartier.
Haben uns Kartoffel kochen lassen u. aßen diese dann mit Butter.
Auf eine der breiten Bänke legten wir uns dann zur Ruhe. Einschlafen
konnte man nun nicht. Um 10 1/2 stellten wir fest, daß Wanzen im
Quartier waren und zwar in einer übergroßen Menge. Nun suchten
wir unser Heil in der Flucht. 2 Kronen für gute Abendbewirtung legten
wir auf den Tisch u. wanderten dann in die Nacht hinaus. An einem Abhang
legten wir uns abermals zur Ruhe, die aber wieder nicht lange
dauerte.; denn der Himmel hatte kein Einsehen mit uns armen und öffnete
seine Schleusen. Nun ruhten wir vor der Türe eines abgebrannten
Hauses. Morgens tranken wir unseren selbgebrauten Kaffee u. setzten uns
in Bewegung. Der Tag verlief wie üblich auf der Wanderung. Am Abend
kehrten wir wieder bei einem Bauer ein u. blieben in dem Quartier, nachdem
wir festgestellt hatten, daß keine Wanzen da waren. Zum Abend machten
wir uns unser Büchsenfleisch warm u. aßen Kartoffeln dazu. Flöhe gibts
nun überall, so auch hier trotzdem habe ich sehr gut geschlafen. 8. 8. 17.
Wie üblich. Mittags ließen wir uns von einem Panje kochen u. zwar folgende
Speisekarte: 1.) Kartoffelbrei mit Milch, 2.) pro Mann 1 Ei, 3.) Kartoffel mit
Salzgurgen. Ein fürstliches Mal. Wir waren schon auf der Suche nach einem Nachtquartier,
als uns ein Lastkraftwagen aufnahm u. bis Kutty fuhr. Hier langten
wir abends an kauften uns ein Pfd. Wurst für 5 Kr. und sahen uns nach einem
Quartier um. Fanden dieses auch gleich im ersten Hause, das wir heimsuchten.
Wohnen jetzt hier im Staatszimmer. Es ist ganz nett eingerichtet. Gut sogar
Sofa u. Polsterstühle, die allerdings schon etwas wacklich sind. Habe nach
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...linke Seite
3.8.17. Gestern um 12 Uhr von Leordina abgefahren. Bis Jägerhaus die
Kleinbahn benutzt und von dort zu Fuß losgetippelt. Den Tornister gab
ich unterwegs mit der Seilbahn auf nach dem "Kopulas". Wistuba, der
Melder vom Btl., und ich gingen dann bis Kopulas =Fuß. Hier hatten
wir eine vorzügliche Nachtherberge beim roten Kreuz. Morgens um 7 1/2 Uhr
gings dann wieder auf den Kopulas rauf. An den Marsch werde ich
denken! Unterwegs trafen wir 2 Krankenträger, die denselben Weg
hatten. Also waren wir schon 4 Mann. Um 10 Uhr waren wir schon
oben. Hier empfingen wir Mittag und um 12 Uhr gings weiter den
Berg herunter. Dabei lief uns Wistuba voraus, so daß wir ihn ver-
loren. Ich dachte schon, ich mache jeden Augenblick schlapp. Der schwere Affe
drückte und die Sonne brannte fürchterlich, dazu noch der steile Abstieg.
Jetzt sitze ich in Szybeny in einer Baracke des Kriegslag. Habe Ver-
pflegung empfangen und wollte jetzt schlafengehen. Morgen gehts früh
los. 5. 8. 17 (Sonntag) Gestern früh 6 Uhr gings von Szybeny los, nach-
dem wir mit Mühe u. Not einen Bagagewagen vom Roten Kreuz aufge-
stöbert hatten, der uns die Tornister mitnahm. Nun gings immer das
Chermostal entlang. Es herrschte wieder eine Hitze, die kaum zu ertragen
war. Mein Hals, die Brust u. die Stirn sind dermaßen verbrannt, daß sie
schmerzen. Nach 2 maligem Halt v. etwa 1 Stunde langten wir um
4 Uhr in Sabie an. (Dieses Dorf liegt schon in Galizien.) So kaputt
war ich schon lange nicht. Die Füße brannten, die Waden und Ober-
schenkel taten weh; denn wir hatten über 40 km gemacht. Die Trachten
der Bewohner sind hier noch eigenartiger als die vorher beschriebenen. Die Farben
werden greller. Perlen u. allerlei anderen bunten Tand tragen sie in Menge.
Die Weiber rauchen Pfeife und Zigaretten. Ihr Anblick erinnert direkt an den
der Wilden. Es sind eben Naturmenschen. - Die Russen haben hier mal wieder
bewiesen, daß sie Kulturträger sind. Schutt und Asche, Tod u. Verderben be-
zeichnen den Weg ihres Rückzuges. Häuser in denen sie 14 Monate lang
gewohnt haben sind in Trümmerhaufen verwandelt. Menschen mit denen
sie die ganze Zeit zusammen gelebt haben, sind dahingeschlachtet
...rechte Seite
worden. Hauptsächlich sind die Juden davon betroffen worden. Das nennt
sich nun das freie, revolutionäre Rußland, in dem Freiheit und Brüder-
lichkeit herrscht und das uns auffordert in seine Fußstapfen zu treten.
Schlimm wäre es, wenn es mit uns so bestellt wäre. 6. 8. 17. Wollte mit
Geisler, der hier am Kopfstreifschuß im Lazarett lag und einigermaßen ausge-
heilt war zusammenmarschieren, da der aber nicht wegdurfte, mußte ich allein
abhauen, da die beiden Krankenträger schon losgegangen waren. Nicht weit
hinter Sabie traf ich einen Kronprinzer von der Kassenverwaltung, der
vom Urlaub kam, Füsilier Oost. Mit diesem spannte ich dann zusammen. Ge-
gen Abend machten wir Halt u. bezogen bei einem galizischen Bauer Nacht-
quartier. Haben uns Kartoffel kochen lassen u. aßen diese dann mit Butter.
Auf eine der breiten Bänke legten wir uns dann zur Ruhe. Einschlafen
konnte man nun nicht. Um 10 1/2 stellten wir fest, daß Wanzen im
Quartier waren und zwar in einer übergroßen Menge. Nun suchten
wir unser Heil in der Flucht. 2 Kronen für gute Abendbewirtung legten
wir auf den Tisch u. wanderten dann in die Nacht hinaus. An einem Ab-
hang legten wir uns abermals zur Ruhe, die aber wieder nicht lange
dauerte.; denn der Himmel hatte kein Einsehen mit uns armen und öffnete
seine Schleusen. Nun ruhten wir vor der Türe eines abgebrannten
Hauses. Morgens tranken wir unseren selbgebrauten Kaffee u. setzten uns
in Bewegung. Der Tag verlief wie üblich auf der Wanderung. Am Abend
kehrten wir wieder bei einem Bauer ein u. blieben in dem Quartier, nachdem
wir festgestellt hatten, daß keine Wanzen da waren. Zum Abend machten
wir uns unser Büchsenfleisch warm u. aßen Kartoffeln dazu. Flöhe gibts
nun überall, so auch hier trotzdem habe ich sehr gut geschlafen. 8. 8. 17.
Wie üblich. Mittags ließen wir uns von einem Panje kochen u. zwar fol-
gende Speisekarte: 1.) Kartoffelbrei mit Milch, 2.) pro Mann 1 Ei, 3.) Kartoffel mit
Salzgurgen. Ein fürstliches Mal. Wir waren schon auf der Suche nach einem Nacht-
quartier, als uns ein Lastkraftwagen aufnahm u. bis Kutty fuhr. Hier langten
wir abends an kauften uns ein Pfd. Wurst für 5 Kr. und sahen uns nach einem
Quartier um. Fanden dieses auch gleich im ersten Hause, das wir heimsuchten.
Wohnen jetzt hier im Staatszimmer. Es ist ganz nett eingerichtet. Gut sogar
Sofa u. Polsterstühle, die allerdings schon etwas wacklich sind. Habe nach
-
...linke Seite
3.8.17. Gestern um 12 Uhr von Leordina abgefahren. Bis Jägerhaus die
Kleinbahn benutzt und von dort zu Fuß losgetippelt. Den Tornister gab
ich unterwegs mit der Seilbahn auf nach dem "Kopulas". Wistuba, der
Melder vom Btl., und ich gingen dann bis Kopulas =Fuß. Hier hatten
wir eine vorzügliche Nachtherberge beim roten Kreuz. Morgens um 7 1/2 Uhr
gings dann wieder auf den Kopulas rauf. An den Marsch werde ich
denken! Unterwegs trafen wir 2 Krankenträger, die denselben Weg
hatten. Also waren wir schon 4 Mann. Um 10 Uhr waren wir schon
oben. Hier empfingen wir Mittag und um 12 Uhr gings weiter den
Berg herunter. Dabei lief uns Wistuba voraus, so daß wir ihn ver-
loren. Ich dachte schon, ich mache jeden Augenblick schlapp. Der schwere Affe
drückte und die Sonne brannte fürchterlich, dazu noch der steile Abstieg.
Jetzt sitze ich in Szybeny in einer Baracke des Kriegslag. Habe Ver-
pflegung empfangen und wollte jetzt schlafengehen. Morgen gehts früh
los. 5. 8. 17 (Sonntag) Gestern früh 6 Uhr gings von Szybeny los, nach-
dem wir mit Mühe u. Not einen Bagagewagen vom Roten Kreuz aufge-
stöbert hatten, der uns die Tornister mitnahm. Nun gings immer das
Chermostal entlang. Es herrschte wieder eine Hitze, die kaum zu ertragen
war. Mein Hals, die Brust u. die Stirn sind dermaßen verbrannt, daß sie
schmerzen. Nach 2 maligem Halt v. etwa 1 Stunde langten wir um
4 Uhr in Sabie an. (Dieses Dorf liegt schon in Galizien.) So kaputt
war ich schon lange nicht. Die Füße brannten, die Waden und Ober-
schenkel taten weh; denn wir hatten über 40 km gemacht. Die Trachten
der Bewohner sind hier noch eigenartiger als die vorher beschriebenen. Die Farben
werden greller. Perlen u. allerlei anderen bunten Tand tragen sie in Menge.
Die Weiber rauchen Pfeife und Zigaretten. Ihr Anblick erinnert direkt an den
der Wilden. Es sind eben Naturmenschen. - Die Russen haben hier mal wieder
bewiesen, daß sie Kulturträger sind. Schutt und Asche, Tod u. Verderben be-
zeichnen den Weg ihres Rückzuges. Häuser in denen sie 14 Monate lang
gewohnt haben sind in Trümmerhaufen verwandelt. Menschen mit denen
sie die ganze Zeit zusammen gelebt haben, sind dahingeschlachtet
...rechte Seite
worden. Hauptsächlich sind die Juden davon betroffen worden. Das nennt
sich nun das freie, revolutionäre Rußland, in dem Freiheit und Brüder-
lichkeit herrscht und das uns auffordert in seine Fußstapfen zu treten.
Schlimm wäre es, wenn es mit uns so bestellt wäre. 6. 8. 17. Wollte mit
Geisler, der hier am Kopfstreifschuß im Lazarett lag und einigermaßen ausge-
heilt war zusammenmarschieren, da der aber nicht wegdurfte, mußte ich allein
abhauen, da die beiden Krankenträger schon losgegangen waren. Nicht weit
hinter Sabie traf ich einen Kronprinzer von der Kassenverwaltung, der
vom Urlaub kam, Füsilier Oost. Mit diesem spannte ich dann zusammen. Ge-
gen Abend machten wir Halt u. bezogen bei einem galizischen Bauer Nacht-
quartier. Haben uns Kartoffel kochen lassen u. aßen diese dann mit Butter.
Auf eine der breiten Bänke legten wir uns dann zur Ruhe. Einschlafen
konnte man nun nicht. Um 10 1/2 stellten wir fest, daß Wanzen im
Quartier waren und zwar in einer übergroßen Menge. Nun suchten
wir unser Heil in der Flucht. 2 Kronen für gute Abendbewirtung legten
wir auf den Tisch u. wanderten dann in die Nacht hinaus. An einem Ab-
hang legten wir uns abermals zur Ruhe, die aber wieder nicht lange
dauerte.; denn der Himmel hatte kein Einsehen mit uns armen und öffnete
seine Schleusen. Nun ruhten wir vor der Türe eines abgebrannten
Hauses. Morgens tranken wir unseren selbgebrauten Kaffee u. setzten uns
in Bewegung. Der Tag verlief wie üblich auf der Wanderung. Am Abend
kehrten wir wieder bei einem Bauer ein u. blieben in dem Quartier, nachdem
wir festgestellt hatten, daß keine Wanzen da waren. Zum Abend machten
wir uns unser Büchsenfleisch warm u. aßen Kartoffeln dazu. Flöhe gibts
nun überall, so auch hier trotzdem habe ich sehr gut geschlafen. 8. 8. 17.
Wie üblich. Mittags ließen wir uns von einem Panje kochen u. zwar fol-
gende Speisekarte: 1.) Kartoffelbrei mit Milch, 2.) pro Mann 1 Ei, 3.) Kartoffel mit
Salzgurgen. Ein fürstliches Mal. Wir waren schon auf der Suche nach einem Nacht-
quartier, als uns ein Lastkraftwagen aufnahm u. bis Kutty fuhr. Hier langten
wir abends an kauften uns ein Pfd. Wurst für 5 Kr. und sahen uns nach einem
Quartier um. Fanden dieses auch gleich im ersten Hause, das wir heimsuchten.
Wohnen jetzt hier im Staatszimmer. Es ist ganz nett eingerichtet. Gut sogar
Sofa u. Polsterstühle, die allerdings schon etwas wacklich sind. Habe mit
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...linke Seite
3.8.17. Gestern um 12 Uhr von Leordina abgefahren. Bis Jägerhaus die
Kleinbahn benutzt und von dort zu Fuß losgetippelt. Den Tornister gab
ich unterwegs mit der Seilbahn auf nach dem "Kopulas". Wistuba, der
Melder vom Btl., und ich gingen dann bis Kopulas =Fuß. Hier hatten
wir eine vorzügliche Nachtherberge beim roten Kreuz. Morgens um 7 1/2 Uhr
gings dann wieder auf den Kopulas rauf. An den Marsch werde ich
denken! Unterwegs trafen wir 2 Krankenträger, die denselben Weg
hatten. Also waren wir schon 4 Mann. Um 10 Uhr waren wir schon
oben. Hier empfingen wir Mittag und um 12 Uhr gings weiter den
Berg herunter. Dabei lief uns Wistuba voraus, so daß wir ihn ver-
loren. Ich dachte schon, ich mache jeden Augenblick schlapp. Der schwere Affe
drückte und die Sonne brannte fürchterlich, dazu noch der steile Abstieg.
Jetzt sitze ich in Szybeny in einer Baracke des Kriegslag. Habe Ver-
pflegung empfangen und wollte jetzt schlafengehen. Morgen gehts früh
los. 5. 8. 17 (Sonntag) Gestern früh 6 Uhr gings von Szybeny los, nach-
dem wir mit Mühe u. Not einen Bagagewagen vom Roten Kreuz aufge-
stöbert hatten, der uns die Tornister mitnahm. Nun gings immer das
Chermostal entlang. Es herrschte wieder eine Hitze, die kaum zu ertragen
war. Mein Hals, die Brust u. die Stirn sind dermaßen verbrannt, daß sie
schmerzen. Nach 2 maligem Halt v. etwa 1 Stunde langten wir um
4 Uhr in Sabie an. (Dieses Dorf liegt schon in Galizien.) So kaputt
war ich schon lange nicht. Die Füße brannten, die Waden und Ober-
schenkel taten weh; denn wir hatten über 40 km gemacht. Die Trachten
der Bewohner sind hier noch eigenartiger als die vorher beschriebenen. Die Farben
werden greller. Perlen u. allerlei anderen bunten Tand tragen sie in Menge.
Die Weiber rauchen Pfeife und Zigaretten. Ihr Anblick erinnert direkt an den
der Wilden. Es sind eben Naturmenschen. - Die Russen haben hier mal wieder
bewiesen, daß sie Kulturträger sind. Schutt und Asche, Tod u. Verderben be-
zeichnen den Weg ihres Rückzuges. Häuser in denen sie 14 Monate lang
gewohnt haben sind in Trümmerhaufen verwandelt. Menschen mit denen
sie die ganze Zeit zusammen gelebt haben, sind dahingeschlachtet
...rechte Seite
worden. Hauptsächlich sind die Juden davon betroffen worden. Das nennt
sich nun das freie, revolutionäre Rußland, in dem Freiheit und Brüder-
lichkeit herrscht und das uns auffordert in seine Fußstapfen zu treten.
Schlimm wäre es, wenn es mit uns so bestellt wäre. 6. 8. 17. Wollte mit
Geisler, der hier am Kopfstreifschuß im Lazarett lag und einigermaßen ausge-
heilt war zusammenmarschieren, da der aber nicht wegdurfte, mußte ich allein
abhauen, da die beiden Krankenträger schon losgegangen waren. Nicht weit
hinter Sabie traf ich einen Kronprinzer von der Kassenverwaltung, der
vom Urlaub kam, Füsilier Oost. Mit diesem spannte ich dann zusammen. Ge-
gen Abend machten wir Halt u. bezogen bei einem galizischen Bauer Nacht-
quartier. Haben uns Kartoffel kochen lassen u. aßen diese dann mit Butter.
Auf eine der breiten Bänke legten wir uns dann zur Ruhe. Einschlafen
konnte man nun nicht. Um 10 1/2 stellten wir fest, daß Wanzen im
Quartier waren und zwar in einer übergroßen Menge. Nun suchten
wir unser Heil in der Flucht. 2 Kronen für gute Abendbewirtung legten
wir auf den Tisch u. wanderten dann in die Nacht hinaus. An einem Ab-
hang legten wir uns abermals zur Ruhe, die aber wieder nicht lange
dauerte.; denn der Himmel hatte kein Einsehen mit uns armen und öffnete
seine Schleusen. Nun ruhten wir vor der Türe eines abgebrannten
Hauses. Morgens tranken wir unseren selbgebrauten Kaffee u. setzten uns
in Bewegung. Der Tag verlief wie üblich auf der Wanderung. Am Abend
kehrten wir wieder bei einem Bauer ein u. blieben in dem Quartier, nachdem
wir festgestellt hatten, daß keine Wanzen da waren. Zum Abend machten
wir uns unser Büchsenfleisch warm u. aßen Kartoffeln dazu. Flöhe gibts
nun überall, so auch hier trotzdem habe ich sehr gut geschlafen. 8. 8. 17.
Wie üblich. Mittags ließen wir uns von einem Panje kochen u. zwar fol-
gende Speisekarte: 1.) Kartoffelbrei mit Milch, 2.) pro Mann 1 Ei, 3.) Kartoffel mit
Salzgurgen. Ein fürstliches Mal. Wir waren schon auf der Suche nach einem Nacht-
quartier, als uns ein Lastkraftwagen aufnahm u. bis Kutty fuhr. Hier langten
wir abends an kauften uns ein Pfd. Wurst für 5 Kr. und sahen uns nach einem
Quartier um. Fanden dieses auch gleich im ersten Hause, das wir heimsuchten.
Wohnen jetzt hier im Staatszimmer. Es ist ganz nett eingerichtet. Gut sogar
Sofa u. Polsterstühle, die allerdings schon etwas wacklich. Habe mit
-
...linke Seite
3.8.17. Gestern um 12 Uhr von Leordina abgefahren. Bis Jägerhaus die
Kleinbahn benutzt und von dort zu Fuß losgetippelt. Den Tornister gab
ich unterwegs mit der Seilbahn auf nach dem "Kopulas". Wistuba, der
Melder vom Btl., und ich gingen dann bis Kopulas =Fuß. Hier hatten
wir eine vorzügliche Nachtherberge beim roten Kreuz. Morgens um 7 1/2 Uhr
gings dann wieder auf den Kopulas rauf. An den Marsch werde ich
denken! Unterwegs trafen wir 2 Krankenträger, die denselben Weg
hatten. Also waren wir schon 4 Mann. Um 10 Uhr waren wir schon
oben. Hier empfingen wir Mittag und um 12 Uhr gings weiter den
Berg herunter. Dabei lief uns Wistuba voraus, so daß wir ihn ver-
loren. Ich dachte schon, ich mache jeden Augenblick schlapp. Der schwere Affe
drückte und die Sonne brannte fürchterlich, dazu noch der steile Abstieg.
Jetzt sitze ich in Szybeny in einer Baracke des Kriegslag. Habe Ver-
pflegung empfangen und wollte jetzt schlafengehen. Morgen gehts früh
los. 5. 8. 17 (Sonntag) Gestern früh 6 Uhr gings von Szybeny los, nach-
dem wir mit Mühe u. Not einen Bagagewagen vom Roten Kreuz aufge-
stöbert hatten, der uns die Tornister mitnahm. Nun gings immer das
Chermostal entlang. es herrschte wieder eine Hitze, die kaum zu ertragen
war. Mein Hals, die Brust u. die Stirn sind dermaßen verbrannt, daß sie
schmerzen. Nach 2 maligem Halt v. etwa 1 Stunde langten wir um
4 Uhr in Sabie an. (Dieses Dorf liegt schon in Galizien.) So kaputt
war ich schon lange nicht. Die Füße brannten, die Waden und Ober-
schenkel taten weh; denn wir hatten über 40 km gemacht. Die Trachten
der Bewohner sind hier noch eigenartiger als die vorher beschriebenen. Die Farben
werden greller. Perlen u. allerlei anderen bunten Tand tragen sie in Menge.
Die Weiber rauchen Pfeife und Zigaretten. Ihr Anblick erinnert direkt an den
der Wilden. Es sind schon Naturmenschen. - Die Russen haben hier mal wieder
bewiesen, daß sie Kulturträger sind. Schutt und Asche, Tod u. Verderben be-
zeichnen den Weg ihres Rückzuges. Häuser in denen sie 14 Monate lang
gewohnt haben sind in Trümmerhaufen verwandelt. Menschen mit denen
sie die ganze Zeit zusammen gelebt haben, sind dahingeschlachtet
...rechte Seite
worden. Hauptsächlich sind die Juden davon betroffen worden. Das nennt
sich nun das freie, revolutionäre Rußland, in dem Freiheit und Brüder-
lichkeit herrscht und das uns auffordert in seine Fußstapfen zu treten.
Schlimm wäre es, wenn es mit uns so bestellt wäre. 6. 8. 17. Wollte mit
Geisler, der hier am Kopfstreifschuß im Lazarett lag und einigermaßen ausge-
heilt war zusammenmarschieren, da der aber nicht wegdurfte, mußte ich allein
abhauen, da die beiden Krankenträger schon losgegangen waren. Nicht weit
hinter Sabie traf ich einen Kronprinzer von der Kassenverwaltung, der
vom Urlaub kam, Füsilier Oost. Mit diesem spannte ich dann zusammen. Ge-
gen Abend machten wir Halt u. bezogen bei einem galizischen Bauer Nacht-
quartier. Haben uns Kartoffel kochen lassen u. aßen diese dann mit Butter.
Auf eine der breiten Bänke legten wir uns dann zur Ruhe. Einschlafen
konnte man nun nicht. Um 10 1/2 stellten wir fest, daß Wanzen im
Quartier waren und zwar in einer übergroßen Menge. Nun suchten
wir unser Heil in der Flucht. 2 Kronen für gute Abendbewirtung legten
wir auf den Tisch u. wanderten dann in die Nacht hinaus. An einem Ab-
hang legten wir uns abermals zur Ruhe, die aber wieder nicht lange
dauerte.; denn der Himmel hatte kein Einsehen mit uns armen und öffnete
seine Schleusen. Nun ruhten wir vor der Türe eines abgebrannten
Hauses. Morgens tranken wir unseren selbgebrauten Kaffee u. setzten uns
in Bewegung. Der Tag verlief wie üblich auf der Wanderung. Am Abend
kehrten wir wieder bei einem Bauer ein u. blieben in dem Quartier, nachdem
wir festgestellt hatten, daß keine Wanzen da waren. Zum Abend machten
wir uns unser Büchsenfleisch warm u. aßen Kartoffeln dazu. Flöhe gibts
nun überall, so auch hier trotzdem habe ich sehr gut geschlafen. 8. 8. 17.
Wie üblich. Mittags ließen wir uns von einem Panje kochen u. zwar fol-
gende Speisekarte: 1.) Kartoffelbrei mit Milch, 2.) pro Mann 1 Ei, 3.) Kartoffel mit
Salzgurgen. Ein fürstliches Mal. Wir waren schon auf der Suche nach einem Nacht-
quartier, als uns ein Lastkraftwagen aufnahm u. bis Kutty fuhr. Hier langten
wir abends an kauften uns ein Pfd. Wurst für 5 Kr. und sahen uns nach einem
Quartier um. Fanden dieses auch gleich im ersten Hause, das wir heimsuchten.
Wohnen jetzt hier im Staatszimmer. Es ist ganz nett eingerichtet. Gut sogar
Sofa u. Polsterstühle, die allerdings schon etwas wacklich. Habe mit
-
...linke Seite
3.8.17. Gestern um 12 Uhr von Leordina abgefahren. Bis Jägerhaus die
Kleinbahn benutzt und von dort zu Fuß losgetippelt. Den Tornister gab
ich unterwegs mit der Seilbahn auf nach dem "Kopulas". Wistuba, der
Melder vom Btl., und ich gingen dann bis Kopulas =Fuß. Hier hatten
wir eine vorzügliche Nachtherberge beim roten Kreuz. Morgens um 7 1/2 Uhr
gings dann wieder auf den Kopulas rauf. An den Marsch werde ich
denken! Unterwegs trafen wir 2 Krankenträger, die denselben Weg
hatten. Also waren wir schon 4 Mann. Um 10 Uhr waren wir schon
oben. Hier empfingen wir Mittag und um 12 Uhr gings weiter den
Berg herunter. Dabei lief uns Wistuba voraus, so daß wir ihn ver-
loren. Ich dachte schon, ich mache jeden Augenblick schlapp. Der schwere Affe
drückte und die Sonne brannte fürchterlich, dazu noch der steile Abstieg.
Jetzt sitze ich in Szybeny in einer Baracke des Kriegslag. Habe Ver-
pflegung empfangen und wollte jetzt schlafengehen. Morgen gehts früh
los. 5. 8. 17 (Sonntag) Gestern früh 6 Uhr gings von Szybeny los, nach-
dem wir mit Mühe u. Not einen Bagagewagen vom Roten Kreuz aufge-
stöbert hatten, der uns die Tornister mitnahm. Nun gings immer das
Tharmostal entlang. es herrschte wieder eine Hitze, die kaum zu ertragen
war. Mein Hals, die Brust u. die Stirn sind dermaßen verbrannt, daß sie
schmerzen. Nach 2 maligem Halt v. etwa 1 Stunde langten wir um
4 Uhr in Sabie an. (Dieses Dorf liegt schon in Galizien.) So kaputt
war ich schon lange nicht. Die Füße brannten, die Waden und Ober-
schenkel taten weh; denn wir hatten über 40 km gemacht. Die Trachten
der Bewohner sind hier noch eigenartiger als die vorher beschriebenen. Die Farben
werden greller. Perlen u. allerlei anderen bunten Tand tragen sie in Menge.
Die Weiber rauchen Pfeife und Zigaretten. Ihr Anblick erinnert direkt an den
der Wilden. Es sind schon Naturmenschen. - Die Russen haben hier mal wieder
bewiesen, daß sie Kulturträger sind. Schutt und Asche, Tod u. Verderben be-
zeichnen den Weg ihres Rückzuges. Häuser in denen sie 14 Monate lang
gewohnt haben sind in Trümmerhaufen verwandelt. Menschen mit denen
sie die ganze Zeit zusammen gelebt haben, sind dahingeschlachtet
...rechte Seite
worden. Hauptsächlich sind die Juden davon betroffen worden. Das nennt
sich nun das freie, revolutionäre Rußland, in dem Freiheit und Brüder-
lichkeit herrscht und das uns auffordert in seine Fußstapfen zu treten.
Schlimm wäre es, wenn es mit uns so bestellt wäre. 6. 8. 17. Wollte mit
Geisler, der hier am Kopfstreifschuß im Lazarett lag und einigermaßen ausge-
heilt war zusammenmarschieren, da der aber nicht wegdurfte, mußte ich allein
abhauen, da die beiden Krankenträger schon losgegangen waren. Nicht weit
hinter Sabie traf ich einen von der Kassenverwaltung, der
vom Urlaub kam, Füsilier Oost. Mit diesem spannte ich dann zusammen. Ge-
gen Abend machten wir Halt u. bezogen bei einem galizischen Bauer Nacht-
quartier. Haben uns Kartoffel kochen lassen u. aßen diese dann mit Butter.
Auf eine der breiten Bänke legten wir uns dann zur Ruhe. Einschlafen
konnte man nun nicht. Um 10 1/2 stellten wir fest, daß Wanzen im
Quartier waren und zwar in einer übergroßen Menge. Nun suchten
wir unser Heil in der Flucht. 2 Kronen für gute Abendbewirtung legten
wir auf den Tisch u. wanderten dann in die Nacht hinaus. An einem Ab-
hang legten wir uns abermals zur Ruhe, die aber wieder nicht lange
dauerte.; denn der Himmel hatte kein Einsehen mit uns armen und öffnete
seine Schleusen. Nun ruhten wir vor der Türe eines abgebrannten
Hauses. Morgens tranken wir unseren selbgebrauten Kaffee u. setzten uns
in Bewegung. Der Tag verlief wie üblich auf der Wanderung. Am Abend
kehrten wir wieder bei einem Bauer ein u. blieben in dem Quartier, nachdem
wir festgestellt hatten, daß keine Wanzen da waren. Zum Abend machten
wir uns unser Büchsenfleisch warm u. aßen Kartoffeln dazu. Flöhe gibts
nun überall, so auch hier trotzdem habe ich sehr gut geschlafen. 8. 8. 17.
Wie üblich. Mittags ließen wir uns von einem Panje kochen u. zwar fol-
gende Speisekarte: 1.) Kartoffelbrei mit Milch, 2.) pro Mann 1 Ei, 3.) Kartoffel mit
Salzgurgen. Ein fürstliches Mal. Wir waren schon auf der Suche nach einem Nacht-
quartier, als uns ein Lastkraftwagen aufnahm u. bis Kutty fuhr. Hier langten
wir abends an kauften uns ein Pfd. Wurst für 5 Kr. und sahen uns nach einem
Quartier um. Fanden dieses auch gleich im ersten Hause, das wir heimsuchten.
Wohnen jetzt hier im Staatszimmer. Es ist ganz nett eingerichtet. Gut sogar
Sofa u. Polsterstühle, die allerdings schon etwas wacklich. Habe mit
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...linke Seite
3.8.17. Gestern um 12 Uhr von Leordina abgefahren. Bis Jägerhaus die
Kleinbahn benutzt und von dort zu Fuß losgetippelt. Den Tornister gab
ich unterwegs mit der Seilbahn auf nach dem "Kopulas". Wistuba, der
Melder vom Btl., und ich gingen dann bis Kopulas =Fuß. Hier hatten
wir eine vorzügliche Nachtherberge beim roten Kreuz. Morgens um 7 1/2 Uhr
gings dann wieder auf den Kopulas rauf. An den Marsch werde ich
denken! Unterwegs trafen wir 2 Krankenträger, die denselben Weg
hatten. Also waren wir schon 4 Mann. Um 10 Uhr waren wir schon
oben. Hier empfingen wir Mittag und um 12 Uhr gings weiter den
Berg herunter. Dabei lief uns Wistuba voraus, so daß wir ihn ver-
loren. Ich dachte schon, ich mache jeden Augenblick schlapp. Der schwere Affe
drückte und die Sonne brannte fürchterlich, dazu noch der steile Abstieg.
Jetzt sitze ich in Szybeny in einer Baracke des Kriegslag. Habe Ver-
pflegung empfangen und wollte jetzt schlafengehen. Morgen gehts früh
los. 5. 8. 17 (Sonntag) Gestern früh 6 Uhr gings von Szybeny los, nach-
dem wir mit Mühe u. Not einen Bagagewagen vom Roten Kreuz aufge-
stöbert hatten, der uns die Tornister mitnahm. Nun gings immer das
Tharmostal entlang. es herrschte wieder eine Hitze, die kaum zu ertragen
war. Mein Hals, die Brust u. die Stirn sind dermaßen verbrannt, daß sie
schmerzen. Nach 2 maligem Halt v. etwa 1 Stunde langten wir um
4 Uhr in Sabie an. (Dieses Dorf liegt schon in Galizien.) So kaputt
war ich schon lange nicht. Die Füße brannten, die Waden und Ober-
schenkel taten weh; denn wir hatten über 40 km gemacht. Die Trachten
der Bewohner sind hier noch eigenartiger als die vorher beschriebenen. Die Farben
werden greller. Perlen u. allerlei anderen bunten Tand tragen sie in Menge.
Die Weiber rauchen Pfeife und Zigaretten. Ihr Anblick erinnert direkt an den
der Wilden. Es sind schon Naturmenschen. - Die Russen haben hier mal wieder
bewiesen, daß sie Kulturträger sind. Schutt und Asche, Tod u. Verderben be-
zeichnen den Weg ihres Rückzuges. Häuser in denen sie 14 Monate lang
gewohnt haben sind in Trümmerhaufen verwandelt. Menschen mit denen
sie die ganze Zeit zusammen gelebt haben, sind dahingeschlachtet
...rechte Seite
worden. Hauptsächlich sind die Juden davon betroffen worden. Das nennt
sich nun das freie, revolutionäre Rußland, in dem Freiheit und Brüder-
lichkeit herrscht und das uns auffordert in seine Fußstapfen zu treten.
Schlimm wäre es, wenn es mit uns so bestellt wäre. 6. 8. 17. Wollte mit
Geisler, der hier am Kopfstreifschuß im Lazarett lag und einigermaßen ausge-
heilt war zusammenmarschieren, da der aber nicht wegdurfte, mußte ich allein
abhauen, da die beiden Krankenträger schon losgegangen waren. Nicht weit
hinter Sabie traf ich einen von der verwaltung, der
vom Urlaub kam, Füsilier Oost. Mit diesem spannte ich dann zusammen. Ge-
gen Abend machten wir Halt u. bezogen bei einem galizischen Bauer Nacht-
quartier. Haben uns Kartoffel kochen lassen u. aßen diese dann mit Butter.
Auf eine der breiten Bänke legten wir uns dann zur Ruhe. Einschlafen
konnte man nun nicht. Um 10 1/2 stellten wir fest, daß Wanzen im
Quartier waren und zwar in einer übergroßen Menge. Nun suchten
wir unser Heil in der Flucht. 2 Kronen für gute Abendbewirtung legten
wir auf den Tisch u. wanderten dann in die Nacht hinaus. An einem Ab-
hang legten wir uns abermals zur Ruhe, die aber wieder nicht lange
dauerte.; denn der Himmel hatte kein Einsehen mit uns armen und öffnete
seine Schleusen. Nun ruhten wir vor der Türe eines abgebrannten
Hauses. Morgens tranken wir unseren selbgebrauten Kaffee u. setzten uns
in Bewegung. Der Tag verlief wie üblich auf der Wanderung. Am Abend
kehrten wir wieder bei einem Bauer ein u. blieben in dem Quartier, nachdem
wir festgestellt hatten, daß keine Wanzen da waren. Zum Abend machten
wir uns unser Büchsenfleisch warm u. aßen Kartoffeln dazu. Flöhe gibts
nun überall, so auch hier trotzdem habe ich sehr gut geschlafen. 8. 8. 17.
Wie üblich. Mittags ließen wir uns von einem Panje kochen u. zwar fol-
gende Speisekarte: 1.) Kartoffelbrei mit Milch, 2.) pro Mann 1 Ei, 3.) Kartoffel mit
Salzgurgen. Ein fürstliches Mal. Wir waren schon auf der Suche nach einem Nacht-
quartier, als uns ein Lastkraftwagen aufnahm u. bis Kutty fuhr. Hier langten
wir abends an kauften uns ein Pfd. Wurst für 5 Kr. und sahen uns nach einem
Quartier um. Fanden dieses auch gleich im ersten Hause, das wir heimsuchten.
Wohnen jetzt hier im Staatszimmer. Es ist ganz nett eingerichtet. Gut sogar
Sofa u. Polsterstühle, die allerdings schon etwas wacklich. Habe mit
-
3.8.17. Gestern um 12 Uhr von leordina abgefahren. Bis Jägerhaus die
Kleinbahn benutzt und von dort zu Fuß losgetippelt. Den tornister gab
ich unterwegs mit der Seilbahn auf nach dem "Kopulas". Wistuba, der
Melder vom Btl., und ich gingen dann bis Kopulas =Fuß. Hier hatten
wir eine vorzügliche Nachtherberge beim roten Kreuz. Morgens um 7 172 Uhr
gings dann wieder auf den Kopulas rauf. An den Marsch werde ich
denken! Unterwegs trafen wir 2 Krankenträger, die denselben Weg
hatten. Also waren wir schon 4 mann. Um 10 Uhr waren wir schon
oben. Hier empfingen wir Mittag und um 12 Uhr gings weiter den
Berg herunter. Dabei lief uns Wistuba voraus, so daß wir ihn ver-
loren. Ich dachte schon, ich mache jeden Augenblick schlapp. Der schwere Affe
drückte und die Sonne brannte fürchterlich, dazu noch der steile Abstieg.
Jetzt sitze ich in Szybeny in einer Baracke des Kriegslag. Habe Ver-
pflegung empfangen und wollte jetzt schlafengehen. Morgen gehts früh
los. 5. 8. 17 (Sonntag) Gestern früh 6 Uhr gings von Szybeny los, nach-
dem wir mit Mühe u. Not einen bagagewagen vom Roten Kreuz aufge-
stöbert hatten, der uns die Tornister mitnahm. Nun gings immer das
Tharmostal entlang. es herrschte wieder eine Hitze, die kaum zu ertragen
war. Mein Hals, die Brust u. die Stirn sind dermaßen verbrannt, daß sie
schmerzen. Nach 2 maligem Halt v. etwa 1 Stunde langten wir um
4 Uhr in sabie an. (Dieses Dorf liegt schon in Galizien.) So kaputt
war ich schon lange nicht. Die Füße brannten, die Waden und Ober-
schenkel taten weh; denn wir hatten über 40 km gemacht. Die Trachten
der Bewohner sind hier noch eigenartiger als die vorher beschriebenen. Die Farben
werden greller. Perlen u. allerlei anderen bunten Tand tragen sie in Menge.
Die Weiber rauchen Pfeife und Zigaretten. Ihr Anblick erinnert direkt an den
der Wilden. Es sind schon Naturmenschen. - Die Russen haben hier mal wieder
bewiesen, daß sie Kulturträger sind. Schutt und Asche, Tod u. Verderben be-
zeichnen den Weg ihres Rückzuges. Häuser in denen sie 14 Monate lang
gewohnt haben sind in Trümmerhaufen verwandelt. Menschen mit denen
sie die ganze Zeit zusammen gelebt haben, sind dahingeschlachtet
worden. Hauptsächlich sind die Juden davon betroffen worden. Das nennt
sich nun das freie, revolutionäre Rußland, in dem Freiheit und Brüder-
lichkeit herrscht und das uns auffordert in seine Fußstapfen zu treten.
Schlimm wäre es, wenn es mit uns so bestellt wäre. 6. 8. 17. Wollte mit
Geisler, der hier am Kopfstreifschuß im Lazarett lag und einigermaßen ausge-
heilt war zusammenmarschieren, da der aber nicht wegdurfte, mußte ich allein
abhauen, da die beiden Krankenträger schon losgegangen waren. Nicht weit
hinter Sabie traf ich einen von der verwaltung, der
vom Urlaub kam, Füsilier Oost. Mit diesem spannte ich dann zusammen. Ge-
gen Abend machten wir halt u. bezogen bei einem galizischen Bauer Nacht-
quartier. Haben nur Kartoffel kochen lassen u. aßen diese dann mit Butter.
Auf eine der breiten Bänke legten wir uns dann zur Ruhe. Einschlafen
konnte man nun nicht. Um 10 1/2 stellten wir fest, daß Wanzen im
Quartier waren und zwar in einer übergroßen Menge. Nun suchten
wir unser Heil in der Flucht. 2 Kronen für gute Abendbewirtung legten
wir auf den Tisch u. wanderten dann in die nacht hinaus. An einem Ab-
hang legten wir uns abermals zur Ruhe, die aber wieder nicht lange
dauerte.; denn der Himmel hatte kein Einsehen mit uns armen und öffnete
seine Schleusen. Nun ruhten wir vor der Türe eines abgebrannten
Hauses. Morgens tranken wir unseren selbgebrauten Kaffee u. setzten uns
in Bewegung. Der tag verlief wie üblich auf der Wanderung. Am Abend
kehrten wir wieder bei einem Bauer ein u. blieben in dem Quartier, nachdem
wir festgestellt hatten, daß keine Wanzen da waren. Zum Abend machten
wir uns unser Büchsenfleisch warm u. aßen Kartoffeln dazu. Flöhe gibts
nun überall, so auch hier trotzdem habe ich sehr gut geschlafen. 8. 8. 17.
Wie üblich. Mittags ließen wir uns von einem Panje kochen u. zwar fol-
gende Speisekarte: 1.) Kartoffelbrei mit Milch, 2.) pro Mann 1 Ei, 3.) Kartoffel mit
Salzgurgen. Ein fürstliches Mal. Wir waren schon auf der Suche nach einem Nacht-
quartier, als uns ein Lastkraftwagen aufnahm u. bis Kutty fuhr. Hier langten
wir abends an kauften uns ein Pfd. Wurst für 5 Kr. und sahen uns nach einem
Quartier um. Fanden dieses auch gleich im ersten Hause, das wir heimsuchten.
Wohnen jetzt hier im Staatszimmer. es ist ganz nett eingerichtet. Gut sogar
Sofa u. Polsterstühle, die allerdings schon etwas wacklich. Habe mit
-
3.8.17. Gestern um 12 Uhr von leordina abgefahren. Bis Jägerhaus die
Kleinbahn benutzt und von dort zu Fuß losgetippelt. Den tornister gab
ich unterwegs mit der Seilbahn auf nach dem "Kopulas". Wistuba, der
Melder vom Btl., und ich gingen dann bis Kopulas =Fuß. Hier hatten
wir eine vorzügliche Nachtherberge beim roten Kreuz. Morgens um 7 172 Uhr
gings dann wieder auf den Kopulas rauf. An den Marsch werde ich
denken! Unterwegs trafen wir 2 Krankenträger, die denselben Weg
hatten. Also waren wir schon 4 mann. Um 10 Uhr waren wir schon
oben. Hier empfingen wir Mittag und um 12 Uhr gings weiter den
Berg herunter. Dabei lief uns Wistuba voraus, so daß wir ihn ver-
loren. Ich dachte schon, ich mache jeden Augenblick schlapp. Der schwere Affe
drückte und die Sonne brannte fürchterlich, dazu noch der steile Abstieg.
Jetzt sitze ich in Szybeny in einer Baracke des Kriegslag. Habe Ver-
pflegung empfangen und wollte jetzt schlafengehen. Morgen gehts früh
los. 5. 8. 17 (Sonntag) Gestern früh 6 Uhr gings von Szybeny los, nach-
dem wir mit Mühe u. Not einen bagagewagen vom Roten Kreuz aufge-
stöbert hatten, der uns die Tornister mitnahm. Nun gings immer das
Tharmostal entlang. es herrschte wieder eine Hitze, die kaum zu ertragen
war. Mein Hals, die Brust u. die Stirn sind dermaßen verbrannt, daß sie
schmerzen. Nach 2 maligem Halt v. etwa 1 Stunde langten wir um
4 Uhr in sabie an. (Dieses Dorf liegt schon in Galizien.) So kaputt
war ich schon lange nicht. Die Füße brannten, die Waden und Ober-
schenkel taten weh; denn wir hatten über 40 km gemacht. Die Trachten
der Bewohner sind hier noch eigenartiger als die vorher beschriebenen. Die Farben
werden greller. Perlen u. allerlei anderen bunten Tand tragen sie in Menge.
Die Weiber rauchen Pfeife und Zigaretten. Ihr Anblick erinnert direkt an den
der Wilden. Es sind schon Naturmenschen. - Die Russen haben hier mal wieder
bewiesen, daß sie Kulturträger sind. Schutt und Asche, Tod u. Verderben be-
zeichnen den Weg ihres Rückzuges. Häuser in denen sie 14 Monate lang
gewohnt haben sind in Trümmerhaufen verwandelt. Menschen mit denen
sie die ganze Zeit zusammen gelebt haben, sind dahingeschlachtet
worden. Hauptsächlich sind die Juden davon betroffen worden. Das nennt
sich nun das freie, revolutionäre Rußland, in dem Freiheit und Brüder-
lichkeit herrscht und das uns auffordert in seine Fußstapfen zu treten.
Schlimm wäre es, wenn es mit uns so bestellt wäre. 6. 8. 17. Wollte mit
Geisler, der hier am Kopfstreifschuß im Lazarett lag und einigermaßen ausge-
heilt war zusammenmarschieren, da der aber nicht wegdurfte, mußte ich allein
abhauen, da die beiden Krankenträger schon losgegangen waren. Nicht weit
hinter sabie traf ich einen
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