Abschrift der Kriegstagebücher von Sergeant Fritz Apsel, item 10

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

Linke Seite

Der Dienst wäre zum Aushalten gewesen, wenn der Komp. das Leben nicht von
gewissen Leuten schwer gemacht worden wäre. Die Leute hatten kaum Zeit zum Essen
und dann hieß es noch immer die Korporalschaftsführer sollen die Mannschaften
mehr beschäftigen. Alle begrüßten die Parole, die Abrücken befahl. Doch 2 x war es blinder
Alarm. Zum 3. x am 20.7., ich lag gerade krank zu Bett, kam der Befehl; 1,30 Uhr
steht die Komp. zum Abmarsch bereit. Wir marschierten also nach dem Prislop.
Hier wurde das Gepäck verladen und dann gings hinunter nach Borsa. Ich
fuhr wieder mit dem Gepäck hinunter. Einen Tag hatten wir hier Ruhe, die
ich dazu benutzte Freund Finger aufzusuchen. Haben etliche Flaschen ungarischen
Rotwein geleert. Das Zeug ist ja viel schwerer als unserer. Am Sonntag
d. 22. wurde die Komp. morgens um 6 Uhr, nachdem unser Div.[isions]pfarrer eine Ansprache
gehalten hatte, in Autos verladen und fort gings zum Städt'l hinaus immer
die Bahnstrecke entlang, die von Deutschland kommt. Unterwegs bekam
ich von Herrn Ltn. Stock, der das Batl. führte, den Befehl in Leordina, eine
Bahnstation zu bleiben und Urlauber und Post des F. Batl. weiterzuleiten.
An der Wegekreuzung verließ ich also das Auto und machte mich auf
die Strümpfe nach meinem Bestimmungsort. Hier angekommen meldete
ich mich bei der Ortskommandantur. Verpflegt werde ich hier bei dem
Luft-Batl. I. B./24 München und Wohnung habe ich in Haus 118. Mein Dienst
besteht darin, daß ich vorm. um 10:30 Uhr und nachm. um 3:30 Uhr zum Bahnhof
gehe und die Urlauber des F. Batl. aufhalte, um sie mit dem nächsten
Zuge, der Kleinbahn, weiterzuleiten. Ein ganz angenehmer Dienst.
Man muß nur Geld haben, damit man sich etwas kaufen kann und das
fehlt mir jetzt gerade. Habe nämlich in Borsa alles verbraucht. Nun
ich werde mich auch schon so durchschlagen. Heute ist schon der 4. Tag
meiner hiesigen Tätigkeit. Das Essen ist hier doch bedeutend schlechter,
als vorn. Es gibt erstens nur 500 g Brot u. 2. ist das Mittagessen dünner.
24.7.17

Gb. v. Jetzt habe ich endlich Geld. Morgen will ich auch danach
leben.

25.7.

Heute 18 Kronen ausgegeben. Nun hab ich wieder mal
kein Geld. Nun schadet nichts, ich lebe auch so ganz gut.

26.7.17.

Heute nichts Neues. Habe von 10:30-3:30 auf den Zug warten müssen. Hergott
sind das hier Zustände, schlimmer als in Rußland.

27.7.

Heute wieder von 10:30 bis 2 Uhr auf den Zug gewartet. Jetzt ist es 7:30 nun will ich

Rechte Seite

mal nach des Tages Last und Mühe a Maas Bier trinken gehen.


_ 2 Stunden Grabendienst! _

Nächtlich in dem Schützengraben

stampf hinauf ich und hinunter.

Friedlich ruht die ganze Gegend,

selbst die Posten sind nicht munter.

Träumend denk ich an die Zeiten,

die ich einst daheimerlebt.

Nur manch stummer Gruß von Herzen eilig

nach der Heimat schwebt.
Mit mir träumend steht der Posten

denkt zurück an Weib und Kind,

an die Heimat, an die Lieben,

die verlassen jetzt nun sind.

"Posten! wie heißt die Parole?!

frage ich den grauen Mann.

"Heimat" ruft er ganz verwirrt
und sieht träumend mich noch an.

Lächelnd arbeit' ich nun mich weiter
bis zum Halse oft im Schnee.

Frage nicht mehr die Parole,

da ich Leute träumen seh:

Laßt sie träumen von der Heimat,

laßt sie denken an ihr Glück,
denn nur wer die Heimat liebet,

halt den Feind davon zurück.


25.7.17 Leordina. F. A.
Es ist zum verrücktwerden mit den russischen vielmehr österreichischen
Bahnen. Jeden und jeden Tag solange warten! Heute hatte der Zug wieder X
Verspätung und zwar 3 1/2 Stunden. Von Beamten wimmelt es, aber niemand
weiß Bescheid. Heute gehe ich zum Herrn Vorsteher und frage wieviel Verspätung
eigentlich der Zug hat, da nimmt er zuerst eine hohe Mine an, ungefär wie
ein "Kommandierender General", dann macht er ein allwissendes Gesicht und endlich
antwortet er: "Ick nich weiß!" Unerhörte Frechheit, da treiben sich noch 25 andere
Beamte umher, die sämtlich denken, daß ohne sie die Österreichische-Eisenbahn
überhaupt nicht bestehen kann und die den ganzen Tag nichts tun als
winken. Ob ein Zug kommt oder nicht ein paar solcher Kerle stehen immer
dabei und schwenken ihr rotes Fähnchen. Ich glaube, die halten die Hand auch
des Nachts nicht still. Ich glaube, so ein Mann mit solch einem Winkertalent muß
gleich mit der Fahne zur Welt kommen. Jetzt möchte ich nur wissen, wozu die
Leutchen hier über ihr Hemd, daß sie als einziges Bekleidungsstück anhaben
und das um die Hüfte mit einer Schnur zusammengehalten wird, bei der
Hitze noch einen Pelz umgehängt haben? Die Weiber sehen hier abscheulich aus.
Unter den Juden gibt es einige, die netter sind, aber ein wirklich hübsches
Mädel habe ich noch nicht gesehen. Juden gibt es doch überall auf der Erde.
Kein Land ist wohl von denen verschont geblieben. Die alten Männer tragen
noch immer den langen Kaftan, Löckchen an den Schläfen und lange

Bärte wie zur Zeit des seeligen Moses. Bei der Weiblichkeit zeigt

Transcription saved

Linke Seite

Der Dienst wäre zum Aushalten gewesen, wenn der Komp. das Leben nicht von
gewissen Leuten schwer gemacht worden wäre. Die Leute hatten kaum Zeit zum Essen
und dann hieß es noch immer die Korporalschaftsführer sollen die Mannschaften
mehr beschäftigen. Alle begrüßten die Parole, die Abrücken befahl. Doch 2 x war es blinder
Alarm. Zum 3. x am 20.7., ich lag gerade krank zu Bett, kam der Befehl; 1,30 Uhr
steht die Komp. zum Abmarsch bereit. Wir marschierten also nach dem Prislop.
Hier wurde das Gepäck verladen und dann gings hinunter nach Borsa. Ich
fuhr wieder mit dem Gepäck hinunter. Einen Tag hatten wir hier Ruhe, die
ich dazu benutzte Freund Finger aufzusuchen. Haben etliche Flaschen ungarischen
Rotwein geleert. Das Zeug ist ja viel schwerer als unserer. Am Sonntag
d. 22. wurde die Komp. morgens um 6 Uhr, nachdem unser Div.[isions]pfarrer eine Ansprache
gehalten hatte, in Autos verladen und fort gings zum Städt'l hinaus immer
die Bahnstrecke entlang, die von Deutschland kommt. Unterwegs bekam
ich von Herrn Ltn. Stock, der das Batl. führte, den Befehl in Leordina, eine
Bahnstation zu bleiben und Urlauber und Post des F. Batl. weiterzuleiten.
An der Wegekreuzung verließ ich also das Auto und machte mich auf
die Strümpfe nach meinem Bestimmungsort. Hier angekommen meldete
ich mich bei der Ortskommandantur. Verpflegt werde ich hier bei dem
Luft-Batl. I. B./24 München und Wohnung habe ich in Haus 118. Mein Dienst
besteht darin, daß ich vorm. um 10:30 Uhr und nachm. um 3:30 Uhr zum Bahnhof
gehe und die Urlauber des F. Batl. aufhalte, um sie mit dem nächsten
Zuge, der Kleinbahn, weiterzuleiten. Ein ganz angenehmer Dienst.
Man muß nur Geld haben, damit man sich etwas kaufen kann und das
fehlt mir jetzt gerade. Habe nämlich in Borsa alles verbraucht. Nun
ich werde mich auch schon so durchschlagen. Heute ist schon der 4. Tag
meiner hiesigen Tätigkeit. Das Essen ist hier doch bedeutend schlechter,
als vorn. Es gibt erstens nur 500 g Brot u. 2. ist das Mittagessen dünner.
24.7.17

Gb. v. Jetzt habe ich endlich Geld. Morgen will ich auch danach
leben.

25.7.

Heute 18 Kronen ausgegeben. Nun hab ich wieder mal
kein Geld. Nun schadet nichts, ich lebe auch so ganz gut.

26.7.17.

Heute nichts Neues. Habe von 10:30-3:30 auf den Zug warten müssen. Hergott
sind das hier Zustände, schlimmer als in Rußland.

27.7.

Heute wieder von 10:30 bis 2 Uhr auf den Zug gewartet. Jetzt ist es 7:30 nun will ich

Rechte Seite

mal nach des Tages Last und Mühe a Maas Bier trinken gehen.


_ 2 Stunden Grabendienst! _

Nächtlich in dem Schützengraben

stampf hinauf ich und hinunter.

Friedlich ruht die ganze Gegend,

selbst die Posten sind nicht munter.

Träumend denk ich an die Zeiten,

die ich einst daheimerlebt.

Nur manch stummer Gruß von Herzen eilig

nach der Heimat schwebt.
Mit mir träumend steht der Posten

denkt zurück an Weib und Kind,

an die Heimat, an die Lieben,

die verlassen jetzt nun sind.

"Posten! wie heißt die Parole?!

frage ich den grauen Mann.

"Heimat" ruft er ganz verwirrt
und sieht träumend mich noch an.

Lächelnd arbeit' ich nun mich weiter
bis zum Halse oft im Schnee.

Frage nicht mehr die Parole,

da ich Leute träumen seh:

Laßt sie träumen von der Heimat,

laßt sie denken an ihr Glück,
denn nur wer die Heimat liebet,

halt den Feind davon zurück.


25.7.17 Leordina. F. A.
Es ist zum verrücktwerden mit den russischen vielmehr österreichischen
Bahnen. Jeden und jeden Tag solange warten! Heute hatte der Zug wieder X
Verspätung und zwar 3 1/2 Stunden. Von Beamten wimmelt es, aber niemand
weiß Bescheid. Heute gehe ich zum Herrn Vorsteher und frage wieviel Verspätung
eigentlich der Zug hat, da nimmt er zuerst eine hohe Mine an, ungefär wie
ein "Kommandierender General", dann macht er ein allwissendes Gesicht und endlich
antwortet er: "Ick nich weiß!" Unerhörte Frechheit, da treiben sich noch 25 andere
Beamte umher, die sämtlich denken, daß ohne sie die Österreichische-Eisenbahn
überhaupt nicht bestehen kann und die den ganzen Tag nichts tun als
winken. Ob ein Zug kommt oder nicht ein paar solcher Kerle stehen immer
dabei und schwenken ihr rotes Fähnchen. Ich glaube, die halten die Hand auch
des Nachts nicht still. Ich glaube, so ein Mann mit solch einem Winkertalent muß
gleich mit der Fahne zur Welt kommen. Jetzt möchte ich nur wissen, wozu die
Leutchen hier über ihr Hemd, daß sie als einziges Bekleidungsstück anhaben
und das um die Hüfte mit einer Schnur zusammengehalten wird, bei der
Hitze noch einen Pelz umgehängt haben? Die Weiber sehen hier abscheulich aus.
Unter den Juden gibt es einige, die netter sind, aber ein wirklich hübsches
Mädel habe ich noch nicht gesehen. Juden gibt es doch überall auf der Erde.
Kein Land ist wohl von denen verschont geblieben. Die alten Männer tragen
noch immer den langen Kaftan, Löckchen an den Schläfen und lange

Bärte wie zur Zeit des seeligen Moses. Bei der Weiblichkeit zeigt


Transcription history
  • January 1, 2017 09:13:28 Rolf Kranz

    Linke Seite

    Der Dienst wäre zum Aushalten gewesen, wenn der Komp. das Leben nicht von
    gewissen Leuten schwer gemacht worden wäre. Die Leute hatten kaum Zeit zum Essen
    und dann hieß es noch immer die Korporalschaftsführer sollen die Mannschaften
    mehr beschäftigen. Alle begrüßten die Parole, die Abrücken befahl. Doch 2 x war es blinder
    Alarm. Zum 3. x am 20.7., ich lag gerade krank zu Bett, kam der Befehl; 1,30 Uhr
    steht die Komp. zum Abmarsch bereit. Wir marschierten also nach dem Prislop.
    Hier wurde das Gepäck verladen und dann gings hinunter nach Borsa. Ich
    fuhr wieder mit dem Gepäck hinunter. Einen Tag hatten wir hier Ruhe, die
    ich dazu benutzte Freund Finger aufzusuchen. Haben etliche Flaschen ungarischen
    Rotwein geleert. Das Zeug ist ja viel schwerer als unserer. Am Sonntag
    d. 22. wurde die Komp. morgens um 6 Uhr, nachdem unser Div.[isions]pfarrer eine Ansprache
    gehalten hatte, in Autos verladen und fort gings zum Städt'l hinaus immer
    die Bahnstrecke entlang, die von Deutschland kommt. Unterwegs bekam
    ich von Herrn Ltn. Stock, der das Batl. führte, den Befehl in Leordina, eine
    Bahnstation zu bleiben und Urlauber und Post des F. Batl. weiterzuleiten.
    An der Wegekreuzung verließ ich also das Auto und machte mich auf
    die Strümpfe nach meinem Bestimmungsort. Hier angekommen meldete
    ich mich bei der Ortskommandantur. Verpflegt werde ich hier bei dem
    Luft-Batl. I. B./24 München und Wohnung habe ich in Haus 118. Mein Dienst
    besteht darin, daß ich vorm. um 10:30 Uhr und nachm. um 3:30 Uhr zum Bahnhof
    gehe und die Urlauber des F. Batl. aufhalte, um sie mit dem nächsten
    Zuge, der Kleinbahn, weiterzuleiten. Ein ganz angenehmer Dienst.
    Man muß nur Geld haben, damit man sich etwas kaufen kann und das
    fehlt mir jetzt gerade. Habe nämlich in Borsa alles verbraucht. Nun
    ich werde mich auch schon so durchschlagen. Heute ist schon der 4. Tag
    meiner hiesigen Tätigkeit. Das Essen ist hier doch bedeutend schlechter,
    als vorn. Es gibt erstens nur 500 g Brot u. 2. ist das Mittagessen dünner.
    24.7.17

    Gb. v. Jetzt habe ich endlich Geld. Morgen will ich auch danach
    leben.

    25.7.

    Heute 18 Kronen ausgegeben. Nun hab ich wieder mal
    kein Geld. Nun schadet nichts, ich lebe auch so ganz gut.

    26.7.17.

    Heute nichts Neues. Habe von 10:30-3:30 auf den Zug warten müssen. Hergott
    sind das hier Zustände, schlimmer als in Rußland.

    27.7.

    Heute wieder von 10:30 bis 2 Uhr auf den Zug gewartet. Jetzt ist es 7:30 nun will ich

    Rechte Seite

    mal nach des Tages Last und Mühe a Maas Bier trinken gehen.


    _ 2 Stunden Grabendienst! _

    Nächtlich in dem Schützengraben

    stampf hinauf ich und hinunter.

    Friedlich ruht die ganze Gegend,

    selbst die Posten sind nicht munter.

    Träumend denk ich an die Zeiten,

    die ich einst daheimerlebt.

    Nur manch stummer Gruß von Herzen eilig

    nach der Heimat schwebt.
    Mit mir träumend steht der Posten

    denkt zurück an Weib und Kind,

    an die Heimat, an die Lieben,

    die verlassen jetzt nun sind.

    "Posten! wie heißt die Parole?!

    frage ich den grauen Mann.

    "Heimat" ruft er ganz verwirrt
    und sieht träumend mich noch an.

    Lächelnd arbeit' ich nun mich weiter
    bis zum Halse oft im Schnee.

    Frage nicht mehr die Parole,

    da ich Leute träumen seh:

    Laßt sie träumen von der Heimat,

    laßt sie denken an ihr Glück,
    denn nur wer die Heimat liebet,

    halt den Feind davon zurück.


    25.7.17 Leordina. F. A.
    Es ist zum verrücktwerden mit den russischen vielmehr österreichischen
    Bahnen. Jeden und jeden Tag solange warten! Heute hatte der Zug wieder X
    Verspätung und zwar 3 1/2 Stunden. Von Beamten wimmelt es, aber niemand
    weiß Bescheid. Heute gehe ich zum Herrn Vorsteher und frage wieviel Verspätung
    eigentlich der Zug hat, da nimmt er zuerst eine hohe Mine an, ungefär wie
    ein "Kommandierender General", dann macht er ein allwissendes Gesicht und endlich
    antwortet er: "Ick nich weiß!" Unerhörte Frechheit, da treiben sich noch 25 andere
    Beamte umher, die sämtlich denken, daß ohne sie die Österreichische-Eisenbahn
    überhaupt nicht bestehen kann und die den ganzen Tag nichts tun als
    winken. Ob ein Zug kommt oder nicht ein paar solcher Kerle stehen immer
    dabei und schwenken ihr rotes Fähnchen. Ich glaube, die halten die Hand auch
    des Nachts nicht still. Ich glaube, so ein Mann mit solch einem Winkertalent muß
    gleich mit der Fahne zur Welt kommen. Jetzt möchte ich nur wissen, wozu die
    Leutchen hier über ihr Hemd, daß sie als einziges Bekleidungsstück anhaben
    und das um die Hüfte mit einer Schnur zusammengehalten wird, bei der
    Hitze noch einen Pelz umgehängt haben? Die Weiber sehen hier abscheulich aus.
    Unter den Juden gibt es einige, die netter sind, aber ein wirklich hübsches
    Mädel habe ich noch nicht gesehen. Juden gibt es doch überall auf der Erde.
    Kein Land ist wohl von denen verschont geblieben. Die alten Männer tragen
    noch immer den langen Kaftan, Löckchen an den Schläfen und lange

    Bärte wie zur Zeit des seeligen Moses. Bei der Weiblichkeit zeigt

  • January 1, 2017 09:08:18 Rolf Kranz

    Linke Seite

    Der Dienst wäre zum Aushalten gewesen, wenn der Komp. das Leben nicht von
    gewissen Leuten schwer gemacht worden wäre. Die Leute hatten kaum Zeit zum Essen
    und dann hieß es noch immer die Korporalschaftsführer sollen die Mannschaften
    mehr beschäftigen. Alle begrüßten die Parole, die Abrücken befahl. Doch 2 x war es blinder
    Alarm. Zum 3. x am 20.7., ich lag gerade krank zu Bett, kam der Befehl; 1,30 Uhr
    steht die Komp. zum Abmarsch bereit. Wir marschierten also nach dem Prislop.
    Hier wurde das Gepäck verladen und dann gings hinunter nach Borsa. Ich
    fuhr wieder mit dem Gepäck hinunter. Einen Tag hatten wir hier Ruhe, die
    ich dazu benutzte Freund Finger aufzusuchen. Haben etliche Flaschen ungarischen
    Rotwein geleert. Das Zeug ist ja viel schwerer als unserer. Am Sonntag
    d. 22. wurde die Komp. morgens um 6 Uhr, nachdem unser Div.[isions]pfarrer eine Ansprache
    gehalten hatte, in Autos verladen und fort gings zum Städt'l hinaus immer
    die Bahnstrecke entlang, die von Deutschland kommt. Unterwegs bekam
    ich von Herrn Ltn. Stock, der das Batl. führte, den Befehl in Leordina, eine
    Bahnstation zu bleiben und Urlauber und Post des F. Batl. weiterzuleiten.
    An der Wegekreuzung verließ ich also das Auto und machte mich auf
    die Strümpfe nach meinem Bestimmungsort. Hier angekommen meldete
    ich mich bei der Ortskommandantur. Verpflegt werde ich hier bei dem
    Luft-Batl. I. B./24 München und Wohnung habe ich in Haus 118. Mein Dienst
    besteht darin, daß ich vorm. um 10:30 Uhr und nachm. um 3:30 Uhr zum Bahnhof
    gehe und die Urlauber des F. Batl. aufhalte, um sie mit dem nächsten
    Zuge, der Kleinbahn, weiterzuleiten. Ein ganz angenehmer Dienst.
    Man muß nur Geld haben, damit man sich etwas kaufen kann und das
    fehlt mir jetzt gerade. Habe nämlich in Borsa alles verbraucht. Nun
    ich werde mich auch schon so durchschlagen. Heute ist schon der 4. Tag
    meiner hiesigen Tätigkeit. Das Essen ist hier doch bedeutend schlechter,
    als vorn. Es gibt erstens nur 500 g Brot u. 2. ist das Mittagessen dünner.
    24.7.17

    Gb. v. Jetzt habe ich endlich Geld. Morgen will ich auch danach
    leben.

    25.7.

    Heute 18 Kronen ausgegeben. Nun hab ich wieder mal
    kein Geld. Nun schadet nichts, ich lebe auch so ganz gut.

    26.7.17.

    Heute nichts Neues. Habe von 10:30-3:30 auf den Zug warten müssen. Hergott
    sind das hier Zustände, schlimmer als in Rußland.

    27.7.

    Heute wieder von 10:30 bis 2 Uhr auf den Zug gewartet. Jetzt ist es 7:30 nun will ich

    Rechte Seite

    mal nach des Tages Last und Mühe a Maas Bier trinken gehen.


    _ 2 Stunden Grabendienst! _

    Nächtlich in dem Schützengraben

    stampf hinauf ich und hinunter.

    Friedlich ruht die ganze Gegend,

    selbst die Posten sind nicht munter.

    Träumend denk ich an die Zeiten,

    die ich einst daheimerlebt.

    Nur manch stummer Gruß von Herzen eilig

    nach der Heimart schwebt.
    Mit mir träumend steht der Posten

    denkt zurück an Weib und Kind,

    an dieHeimat, an die Lieben,

    die verlassen jetzt nun sind.

    "Posten! wie heißt die Parole?!

    frage ich den grauen Mann.

    "Heimat" ruft er ganz verwirrt
    und sieht träumend mich noch an.

    Lächelnd arbeit' ich nun mich weiter
    bis zum Halse oft im Schnee.

    Frage nicht mehr die Parole,

    da ich Leute träumen seh:

    Laßt sie träumen von der Heimat,

    laßt sie denken an ihr Glück,
    denn nur wer die Heimat liebet,

    halt den Feind davon zurück.


    25.7.17 Leordina. F. A.
    Es ist zum verrücktwerden mit den russischen vielmehr österreichischen
    Bahnen. Jeden und jeden Tag solange warten! Heute hatte der Zug wieder X
    Verspätung und zwar 3 1/2 Stunden. Von Beamten wimmelt es, aber niemand
    weiß Bescheid. Heute gehe ich zum Herrn Vorsteher und frage wieviel Verspätung
    eigentlich der Zug hat, da nimmt er zuerst eine hohe Mine an, ungefär wie
    ein "Kommandierender General", dann macht er ein allwissendes Gesicht und endlich
    antwortet er: "Ick nich weiß!" Unerhörte Frechheit, da treiben sich noch 25 andere
    Beamte umher, die sämtlich denken, daß ohne sie die Österreichische-Eisenbahn
    überhaupt nicht bestehen kann und die den ganzen Tag nichts tun als
    winken. Ob ein Zug kommt oder nicht ein paar solcher Kerle stehen immer
    dabei und schwenken ihr rotes Fähnchen. Ich glaube, die halten die Hand auch
    des Nachts nicht still. Ich glaube, so ein Mann mit solch einem Winkertalent muß
    gleich mit der Fahne zur Welt kommen. Jetzt möchte ich nur wissen, wozu die
    Leutchen hier über ihr Hemd, daß sie als einziges Bekleidungsstück anhaben
    und das um die Hüfte mit einer Schnur zusammengehalten wird, bei der
    Hitze noch einen Pelz umgehängt haben? Die Weiber sehen hier abscheulich aus.
    Unter den Juden gibt es einige, die netter sind, aber ein wirklich hübsches
    Mädel habe ich noch nicht gesehen. Juden gibt es doch überall auf der Erde.
    Kein Land ist wohl von denen verschont geblieben. Die alten Männer tragen
    noch immer den langen Kaftan, Löckchen an den Schläfen und lange

    Bärte wie zur Zeit des seeligen Moses. Bei der Weiblichkeit zeigt


  • January 1, 2017 08:59:04 Rolf Kranz

    Linke Seite

    Der Dienst wäre zum Aushalten gewesen, wenn der Komp. das Leben nicht von
    gewissen Leuten schwer gemacht worden wäre. Die Leute hatten kaum Zeit zum Essen
    und dann hieß es noch immer die Korporalschaftsführer sollen die Mannschaften
    mehr beschäftigen. Alle begrüßten die Parole, die Abrücken befahl. Doch 2 x war es blinder
    Alarm. Zum 3. x am 20.7., ich lag gerade krank zu Bett, kam der Befehl; 1,30 Uhr
    steht die Komp. zum Abmarsch bereit. Wir marschierten also nach dem Prislop.
    Hier wurde das Gepäck verladen und dann gings hinunter nach Borsa. Ich
    fuhr wieder mit dem Gepäck hinunter. Einen Tag hatten wir hier Ruhe, die
    ich dazu benutzte Freund Finger aufzusuchen. Haben etliche Flaschen ungarischen
    Rotwein geleert. Das Zeug ist ja viel schwerer als unserer. Am Sonntag
    d. 22. wurden die Komp. morgens um 6 Uhr, nachdem unser Divisionspfarrer eine Ansprache
    gehalten hatte, in Autos verladen und fort gings zum Städt'l hinaus immer
    die Bahnstrecke entlang, die von Deutschland kommt. Unterwegs bekam
    ich von Herrn Ltn. Stock, der das Batl. führte, den Befehl in Leordina, eine
    Bahnstation zu bleiben und Urlauber und Post des F. Batl. weiterzuleiten.
    An der Wegekreuzung verließ ich also das Auto und machte mich auf
    die Strümpfe nach meinem Bestimmungsort. Hier angekommen meldete
    ich mich bei der Ortskommandantur. Verpflegt werde ich hier bei dem
    Luft-Batl. I. B./24 München und Wohnung habe ich in Haus 118. Mein Dienst
    besteht darin, daß ich vorm. um 10:30 Uhr und nachm. um 3:30 Uhr zum Bahnhof
    gehe und die Urlauber des F. Batl. aufhalte, um sie mit dem nächsten
    Zuge, der Kleinbahn, weiterzuleiten. Ein ganz angenehmer Dienst.
    Man muß nur Geld haben, damit man sich etwas kaufen kann und das
    fehlt mir jetzt gerade. Habe nämlich in Borsa alles verbraucht. Nun
    ich werde mich auch schon so durchschlagen. Heute ist schon der 4. Tag
    meiner hiesigen Tätigkeit. Das Essen ist hier doch bedeutend schlechter,
    als vorn. Es gibt erstens nur 500 g Brot u. 2. ist das Mittagessen dünner.
    24.7.17

    Gb. D. Jetzt habe ich endlich Geld. Morgen will ich auch danach
    haben.

    25.7.

    Heute 18 Kronen ausgegeben. Nun hab ich wieder mal
    kein Geld. Nun schadet nichts, ich habe auch so ganz gut.

    26.7.17.

    Heute nichts Neues. Habe von 10:30-3:30 auf den Zug warten müssen. Hergott
    sind das hier Zustände, schlimmer als in Rußland.

    27.7.

    Heute wieder von 10:30 bis 2 Uhr auf den Zug gewartet. Jetzt ist es 7:30 nun will ich

    Rechte Seite

    mal nach des Tages Last und Mühe a Maas Bier trinken gehen.


    _ 2 Stunden Grabendienst! _

    Nächtlich in dem Schützengraben

    stampf hinauf
    ich und hinunter.

    Friedlich ruht die ganze Gegend,

    selbst die Posten
    sind nicht munter.

    Träumend denk ich an die Zeiten,

    die ich einst daheimerlebt.

    Nur manch stummer Gruß von Herzen eilig

    nach der Heimart schwebt.
    Mit mir träumend steht der Posten

    denkt zurück an Weib und Kind,

    an dieHeimat, an die Lieben,

    die verlassen jetzt nun sind.

    "Posten! wie heißt
    die Parole?!"frage ich den grauen Mann.

    "Heimat" ruft er ganz verwirrt
    und sieht träumend mich noch an.

    Lächelnd arbeit' ich nun mich weiter
    bis zum Halse oft im Schnee.

    Frage nicht mehr die Parole,

    da ich Leute träumen seh:

    Laßt sie träumen von der Heimat,

    laßt sie denken an ihr Glück,
    denn nur wer die Heimat liebt,

    hält den Feind davon zurück.


    25.7.17 Leordina. F. A.
    Es ist zum verrücktwerden mit den russischen vielmehr österreichischen
    Bahnen. Jeden und jeden Tag solange warten! Heute hatte der Zug wieder X
    Verspätung und zwar 3 1/2 Stunden. Von Beamten wimmelt es, aber niemand
    weiß Bescheid. Heute gehe ich zum Herrn Vorsteher und frage wieviel Verspätung
    eigentlich der Zug hat, da nimmt er zuerst eine hohe Mine an, ungefär wie
    ein "Kommandierender General", dann macht er ein allwissendes Gesicht und endlich
    antwortet er: "Ick nich weiß!" Unerhörte Frechheit, da treiben sich noch 25 andere
    Beamte umher, die sämtlich denken, daß ohne sie die Österreichische-Eisenbahn
    überhaupt nicht bestehen kann und die den ganzen Tag nichts tun als
    winken. Ob ein Zug kommt oder nicht ein paar solcher Kerle stehen immer
    dabei und schwenken ihr rotes Fähnchen. Ich glaube, die halten die Hand auch
    des Nachts nicht still. Ich glaube, so ein Mann mit solch einem Winkertalent muß
    gleich mit der Fahne zur Welt kommen. Jetzt möchte ich nur wissen, wozu die
    Leutchen hier über ihr Hemd, daß sie als einziges Bekleidungsstück anhaben
    und das um die Hüfte mit einer Schnur zusammengehalten wird, bei der
    Hitze noch einen Pelz umgehängt haben? Die Weiber sehen hier abscheulich aus.
    Unter den Juden gibt es einige, die netter sind, aber ein wirklich hübsches
    Mädel habe ich noch nicht gesehen. Juden gibt es doch überall auf der Erde.
    Kein Land ist wohl von denen verschont geblieben. Die alten Männer tragen
    noch immer den langen Kaftan, Löckchen an den Schläfen und lange

    Bärte wie zur Zeit des seeligen Moses. Bei der Weiblichkeit zeigt


  • November 23, 2016 19:53:34 Frank Drauschke (F&F)

    Linke Seite

    Der Dienst wäre zum Aushalten gewesen, wenn der Komp. das Leben nicht von
    gewissen Leuten schwer gemacht worden wäre. Die Leute hatten kaum Zeit zum Essen
    und dann hieß es noch immer die Korporalschaftsführer sollen die Mannschaften
    mehr beschäftigen. Alle begrüßten die Parole, die Abrücken befahl. Doch 2 x war es blinder
    Alarm. Zum 3. x am 20.7., ich lag gerade krank zu Bett, kam der Befehl; 1,30 Uhr
    steht die Komp. zum Abmarsch bereit. Wir marschierten also nach dem Prislop.
    Hier wurde das Gepäck verladen und dann gings hinunter nach Borsa. Ich
    fuhr wieder mit dem Gepäck hinunter. Einen Tag hatten wir hier Ruhe, die
    ich dazu benutzte Freund Finger aufzusuchen. Haben etliche Flaschen ungarischen
    Rotwein geleert. Das Zeug ist ja viel schwerer als unserer. Am Sonntag
    d. 22. wurden die Komp. morgens um 6 Uhr, nachdem unser Divisionspfarrer eine Ansprache
    gehalten hatte, in Autos verladen und fort gings zum Städt'l hinaus immer
    die Bahnstrecke entlang, die von Deutschland kommt. Unterwegs bekam
    ich von Herrn Ltn. Stock, der das Batl. führte, den Befehl in Leordina, eine
    Bahnstation zu bleiben und Urlauber und Post des F. Batl. weiterzuleiten.
    An der Wegekreuzung verließ ich also das Auto und machte mich auf
    die Strümpfe nach meinem Bestimmungsort. Hier angekommen meldete
    ich mich bei der Ortskommandantur. Verpflegt werde ich hier bei dem
    Luft-Batl. I. B./24 München und Wohnung habe ich in Haus 118. Mein Dienst
    besteht darin, daß ich vorm. um 10:30 Uhr und nachm. um 3:30 Uhr zum Bahnhof
    gehe und die Urlauber des F. Batl. aufhalte, um sie mit dem nächsten
    Zuge, der Kleinbahn, weiterzuleiten. Ein ganz angenehmer Dienst.
    Man muß nur Geld haben, damit man sich etwas kaufen kann und das
    fehlt mir jetzt gerade. Habe nämlich in Borsa alles verbraucht. Nun
    ich werde mich auch schon so durchschlagen. Heute ist schon der 4. Tag
    meiner hiesigen Tätigkeit. Das Essen ist hier doch bedeutend schlechter,
    als vorn. Es gibt erstens nur 500 g Brot u. 2. ist das Mittagessen dünner.
    24.7.17 Gb. D. Jetzt habe ich endlich Geld. Morgen will ich auch danach
    haben. 25.7.17 Heute 18 Kronen ausgegeben. Nun hab ich wieder mal
    kein Geld. Nun schadet nichts, ich habe auch so ganz gut. 26.7.17. Heute
    nichts Neues. Habe von 10:30-3:30 auf den Zug warten müssen. Hergott
    sind das hier Zustände, schlimmer als in Rußland. 27.7. Heute wieder von
    10:30 bis 2 Uhr auf den Zug gewartet. Jetzt ist es 7:30 nun will ich

    Rechte Seite

    mal nach des Tages Last und Mühe a Maas Bier trinken gehen. _
    _ 2 Stunden Grabendienst! _ Nächtlich in dem Schützengraben stampf hinauf
    ich nur hinunter. Friedlich ruht die ganze Gegend, selbst die Posten
    sind nicht munter. Träumend denk ich an die Zeiten, die ich einst daheim
    erlebt. Nur manch stummer Gruß von Herzen eilig nach der Heimart schwebt.
    Mit mir träumend steht der Posten denkt zurück an Weib und Kind, an die
    Heimat, an die Lieben, die verlassen jetzt nun sind. "Posten! wie heißt
    die Parole?!" frage ich den grauen Mann. "Heimat" ruft er ganz verwirrt
    und sieht träumend mich noch an. Lächelnd arbeit' ich nun mich weiter
    bis zum Halse oft im Schnee. Frage nicht mehr die Parole, da ich Leute
    träumen seh: Laßt sie träumen von der Heimat, laßt sie denken an ihr Glück,
    denn nur wer die Heimat liebt, hält den Feind davon zurück.


    25.7.17 Leordina. F. A.
    Es ist zum verrücktwerden mit den russischen vielmehr österreichischen
    Bahnen. Jeden und und jeden Zug solange warten! Heute hatte der Zug wieder X
    Verspätung und zwar 3 1/2 Stunden. Von Beamten wimmelt es, aber niemand
    weiß Bescheid. Heute gehe ich zum Herrn Vorsteher und frage wieviel Verspätung
    eigentlich der Zug hat, da nimmt er zuerst eine hohe Mine an, ungefär wie
    ein "Kommandierender General", dann macht er ein allwissendes Gesicht und endlich
    antwortet er: "Ick nich weiß!" Unerhörte Frechheit, da treiben sich noch 25 andere
    Beamte umher, die sämtlich denken, daß ohne sie die Österreichische-Eisenbahn
    überhaupt nicht bestehen kann und die den ganzen Tag nichts tun als
    winken. Ob ein Zug kommt oder nicht ein paar solcher Kerle stehen immer
    dabei und schwenken ihr rotes Fähnchen. Ich glaube, die halten die Hand auch
    des Nachts nicht still. Ich glaube, so ein Mann mit solch einem Winkertalent muß
    gleich mit der Fahne zur Welt kommen. Jetzt möchte ich nur wissen, wozu die
    Leutchen hier über ihr Hemd, daß sie als einziges Bekleidungsstück anhaben
    und das um die Hälfte mit einer Schnur zusammengehalten wird, bei der
    Hitze noch einen Pelz umgehängt haben? Die Weiber sehen hier abscheulich aus.
    Unter den Juden gibt es einige, die netter sind, aber ein wirklich hübsches
    Mädel habe ich noch nicht gesehen. Juden gibt es doch überall auf der Erde.
    Kein Land ist wohl von denen verschont geblieben. Die alten Männer tragen
    noch immer den langen Kaftan, Löckchen an den Schläfen und lange Bärte
    wie zur Zeit des seeligen Moses. Bei der Weiblichkeit zeigt


  • November 23, 2016 19:48:52 Frank Drauschke (F&F)

    Linke Seite

    Der Dienst wäre zum Aushalten gewesen, wenn der Komp. das Leben nicht von
    gewissen Leuten schwer gemacht worden wäre. Die Leute hatten kaum Zeit zum Essen
    und dann hieß es noch immer die Korporalschaftsführer sollen die Mannschaften
    mehr beschäftigen. Alle begrüßten die Parole, die Abrücken befahl. Doch 2 x war es blinder
    Alarm. Zum 3. x am 20.7., ich lag gerade krank zu Bett, kam der Befehl; 1,30 Uhr
    steht die Komp. zum Abmarsch bereit. Wir marschierten also nach dem Prislop.
    Hier wurde das Gepäck verladen und dann gings hinunter nach Borsa. Ich
    fuhr wieder mit dem Gepäck hinunter. Einen Tag hatten wir hier Ruhe, die
    ich dazu benutzte Freund Finger aufzusuchen. Haben etliche Flaschen ungarischen
    Rotwein geleert. Das Zeug ist ja viel schwerer als unserer. Am Sonntag
    d. 22. wurden die Komp. morgens um 6 Uhr, nachdem unser Divisionspfarrer eine Ansprache
    gehalten hatte, in Autos verladen und fort gings zum Städt'l hinaus immer
    die Bahnstrecke entlang, die von Deutschland kommt. Unterwegs bekam
    ich von Herrn Ltn. Stock, der das Batl. führte, den Befehl in Leordina, eine
    Bahnstation zu bleiben und Urlauber und Post des F. Batl. weiterzuleiten.
    An der Wegekreuzung verließ ich also das Auto und machte mich auf
    die Strümpfe nach meinem Bestimmungsort. Hier angekommen meldete
    ich mich bei der Ortskommandantur. Verpflegt werde ich hier bei dem
    Luft-Batl. I. B./24 München und Wohnung habe ich in Haus 118. Mein Dienst
    besteht darin, daß ich vorm. um 10:30 Uhr und nachm. um 3:30 Uhr zum Bahnhof
    gehe und die Urlauber des F. Batl. aufhalte, um sie mit dem nächsten
    Zuge, der Kleinbahn, weiterzuleiten. Ein ganz angenehmer Dienst.
    Man muß nur Geld haben, damit man sich etwas kaufen kann und das
    fehlt mir jetzt gerade. Habe nämlich in Borsa alles verbraucht. Nun
    ich werde mich auch schon so durchschlagen. Heute ist schon der 4. Tag
    meiner hiesigen Tätigkeit. Das Essen ist hier doch bedeutend schlechter,
    als vorn. Es gibt erstens nur 500 g Brot u. 2. ist das Mittagessen dünner.
    24.7.17 Gb. D. Jetzt habe ich endlich Geld. Morgen will ich auch danach
    haben. 25.7.17 Heute 18 Kronen ausgegeben. Nun hab ich wieder mal
    kein Geld. Nun schadet nichts, ich habe auch so ganz gut. 26.7.17. Heute
    nichts Neues. Habe von 10:30-3:30 auf den Zug warten müssen. Hergott
    sind das hier Zustände, schlimmer als in Rußland. 27.7. Heute wieder von
    10:30 bis 2 Uhr auf den Zug gewartet. Jetzt ist es 7:30 nun will ich

    Rechte Seite

    mal nach des Tages Last und Mühe a Maas Bier trinken gehen. _
    _ 2 Stunden Grabendienst! _ Nächtlich in dem Schützengraben stampf hinauf
    ich nur hinunter. Friedlich ruht die ganze Gegend, selbst die Posten
    sind nicht munter. Träumend denk ich an die Zeiten, die ich einst daheim
    erlebt. Nur manch stummer Gruß von Herzen eilig nach der Heimart schwebt.
    Mit mir träumend steht der Posten denkt zurück an Weib und Kind, an die
    Heimat, an die Lieben, die verlassen jetzt nun sind. "Posten! wie heißt
    die Parole?!" frage ich den grauen Mann. "Heimat" ruft er ganz verwirrt
    und sieht träumend mich noch an. Lächelnd arbeit' ich nun mich weiter
    bis zum Halse oft im Schnee. Frage nicht mehr die Parole, da ich Leute
    träumen seh: Laßt sie träumen von der Heimat, laßt sie denken an ihr Glück,
    denn nur wer die Heimat liebt, hält den Feind davon zurück.
    25.7.17 Leordina. F. A.

    Es ist zum verrücktwerden mit den russischen vielmehr österreichischen
    Bahnen. Jeden und und jeden Zug solange warten! Heute hatte der Zug wieder X
    Verspätung und zwar 3 1/2 Stunden. Von Beamten wimmelt es, aber niemand
    weiß Bescheid. Heute gehe ich zum Herrn Vorsteher und frage wieviel Verspätung
    eigentlich der Zug hat, da nimmt er zuerst eine hohe Mine an, ungefär wie
    ein "Kommandierender General", dann macht er ein allwissendes Gesicht und endlich
    antwortet er: "Ick nich weiß!" Unerhörte Frechheit, da treiben sich noch 25 andere
    Beamte umher, die sämtlich denken, daß ohne sie die Österreichische-Eisenbahn
    überhaupt nicht bestehen kann und die den ganzen Tag nichts tun als
    winken. Ob ein Zug kommt oder nicht ein paar solcher Kerle stehen immer
    dabei und schwenken ihr rotes Fähnchen. Ich glaube, die halten die Hand auch
    des Nachts nicht still. Ich glaube, so ein Mann mit solch einem Winkertalent muß
    gleich mit der Fahne zur Welt kommen. Jetzt möchte ich nur wissen, wozu die
    Leutchen hier über ihr Hemd, daß sie als einziges Bekleidungsstück anhaben
    und das um die Hälfte mit einer Schnur zusammengehalten wird, bei der
    Hitze noch einen Pelz umgehängt haben? Die Weiber sehen hier abscheulich aus.
    Unter den Juden gibt es einige, die netter sind, aber ein wirklich hübsches
    Mädel habe ich noch nicht gesehen. Juden gibt es doch überall auf der Erde.
    Kein Land ist wohl von denen verschont geblieben. Die alten Männer tragen
    noch immer den langen Kaftan, Löckchen an den Schläfen und lange Bärte
    wie zur Zeit des seeligen Moses. Bei der Weiblichkeit zeigt


Description

Save description
  • 47.78546606982352||24.258019649706966||

    Leordina

  • 54.705269214461346||20.513154188818362||

    Königsberg / Ostpreußen

    ||1
Location(s)
  • Story location Königsberg / Ostpreußen
  • Document location Leordina
Login and add location




Login to edit the languages

Login to edit the fronts
  • Eastern Front
  • Western Front

Login to add keywords
  • Recruitment and Conscription
  • Remembrance
  • Trench Life

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note