Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 1, item 58
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S. 98
Foto 40:
Valenciennes - Grand'Place et Rue Saint-Géry.
Zurück zum Regiment.
Da ich nun wieder h.v. war, so konnte mir jeder 30.X.16
Tag den Befehl zum Abmarsch bringen, und dieser liess auch nicht
lange auf sich warten. Der Abschied von Genesungsheim war nicht
schwer, im Gegenteil man war froh wegzukommen, - ob man
wohl indessen das gastliche Caudry noch mal betreten würde
war fraglich, aber auch dorten wurde man ja von nichts
gehalten. Am 30. X. war ein Transport zur Sammelstelle
Valenciennes fertig gestellt, und schon am gleichen Tage waren wir
in Cambrai auf dem Bahnhof, dort wurde, da wir erst später
weiterfahren konnten, unsere Verpflegung geteilt. Das war diesmal
eine schwierige Operation, da wir weder genügend Büchsen
noch Papier hatten. Auf dem Boden wurde geteilt und die
S. 99
wenigen Essvorräte grösstenteils aufgefuttert. Nach einer
stundenlange Bummelfahrt, gelangten wir am Abend in Valenciennes
an. Es war bereits stockduster, wir marschierten beim Schein
weniger Lampen über den Marktplatz am Prachtbau des
Hôtel de ville vorbei nach der St. Vincent Kaserne, ein mächtiger
Gebäude Komplex. - Dort angekommen sollten wir erst
wiedermal verpflegt werden, die Mehrzahl von uns hatte weder Becher,
oder Löffel, oder gar Feldflaschen. Wir schnappten uns von einem
grossen Haufen leere Konservenbüchsen, säuberten diese notdürftig
und liessen uns darein das Essen kippen, das wir dann
austrinken mussten. So ging es paar Tage lang, des Morgens
und Nachmittags war die Büchse Kaffeepott, des Mittags + Abends
Essnapf. - nie habe ich später Löffel oder Becher von mir gelassen.
Noch bevor wir unser Lager angewiesen bekamen, oben
im 3. Stock eines der mächtigen 1829-42 erbauten Häusern
mit meterstarken Mauern, hören wir, dass Fliegerhauptmann
Bölke tötlich abgestürzt sei.
Geschlafen haben wir im Stroh ganz gut, zum Waschen
morgens runter an die Steinbrunnen, beim losen Empfang
immer ein schauderhaftes Gedränge von Hunderten von Leuten
die hier zusammentrafen, dazu kein Geschirr als die
Konservenbüchsen, und den ganzen Tag über kein Ausgang, so wurden
wir fast wie Gefangene behandelt, die warteten bis sie neu
eingekleidet und in ihre Truppen entlassen wurden.
Die Stunden verflossen in tödlichster Langweile. Man denke, dass
cr 3000 Mann, wenn nicht gar mehr, hier warteten.
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Foto 40:
Valenciennes - Grand'Place et Rue Saint-Gery
Zurück zum Regiment.
30. X. 16
Da ich nun wieder h.v. war, so konnte mir jeder
Tag den Befehl zum Abmarsch bringen, und dieser liess auch nicht
lange auf sich warten. Der Abschied von Genesungsheim war nicht
schwer, im Gegenteil man war froh wegzukommen, - ob man
wohl in diesen das gastliche Caudry noch mal betreten würde
war fraglich, aber auch dorten wurde man ja von nichts
gehalten. Am 30. X. war ein Transport zur Sammelstelle
Valenciennes fertig gestellt, und schon am gleichen Tage waren wir
in Cambrai auf dem Bahnhof, dort wurde, da wir erst später
weiterfahren konnten, unsere Verpflegung geteilt. Das war diesmal
eine schwierige Operation, da wir weder genügend Büchsen
noch Papier hatten. Auf dem Boden wurde geteilt und die
S. 99
wenigen Essvorräte grösstenteils aufgefuttert. Nach einer
stundenlange Bummelfahrt, gelangten wir am Abend in Valenciennes
an. Es war bereits stockduster, wir marschierten beim Schein
weniger Lampen über den Marktplatz am Prachtbau des
Hôtel de ville vorbei nach der St. Vincent Kaserne, ein mächtiger
Gebäude Komplex. - Dort angekommen sollten wir erst
wiedermal verpflegt werden, die Mehrzahl von uns hatte weder Becher,
oder Löffel, oder gar Feldflaschen. Wir schnappten uns von einem
grossen Haufen leere Konservenbüchsen, säuberten diese notdürftig
und liessen uns darein das Essen kippen, das wir dann
austrinken mussten. So ging es paar Tage lang, des Morgens
und Nachmittags war die Büchse Kaffeepott, des Mittags + Abends
Essnapf. - nie habe ich später Löffel oder Becher von mir gelassen.
Noch bevor wir unser Lager angewiesen bekamen, oben
im 3. Stock eines der mächtigen 1829-42 erbauten Häusern
mit meterstarken Mauern, hören wir, dass Fliegerhauptmann
Bölke tötlich abgestürzt sei.
Geschlafen haben wir im Stroh ganz gut, zum Waschen
morgens runter an die Steinbrunnen, beim losen Empfang
immer ein schauderhaftes Gedränge von Hunderten von Leuten
die hier zusammentrafen, dazu kein Geschirr als die
Konservenbüchsen, und den ganzen Tag über kein Ausgang, so wurden
wir fast wie Gefangene behandelt, die warteten bis sie neu
eingekleidet und in ihre Truppen entlassen wurden.
Die Stunden verflossen in tödlichster Langweile. Man denke, dass
cr 3000 Mann, wenn nicht gar mehr, hier warteten.
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Valenciennes - Grand'Place et Rue Saint-Gery
Zurück zum Regiment.
30. X. 16
Da ich nun wieder h.v. war, so konnte mir jeder
Tag den Befehl zum Abmarsch bringen, und dieser liess auch nicht
lange auf mich warten. Der Abschied von Genesungsheim war nicht
schwer, im Gegenteil man war froh wegzukommen, - ob man
wohl in diesen das gastliche Cardry noch mal betreten wurde
war fraglich, aber auch derten wurde man ja von nichts
gehalten. Am 30. X. war ein Transport zur Sammelstelle
Valenciennes fertig gestellt, und schon am gleichen Tage waren wir
in Cambreu auf dem Bahnhof, dort wurde, da wir erst später
weiterfahren konnten, unsere Verpflegung geteilt. Das war diesmal
eine schwierige Operation, da wir weder genügend Büchsen
noch papier hatten. Auf dem Boden wurde geteilt und die
S. 99
wenigen Essvorräte grösstenteils aufgefuttert. Noch einer
stundenlange Bummelfahrt, gelangten wir am Abend in Valenciennes
an. Es war bereits stockduster, wir marschierten beim Schein
weniger Lampen über den Marktplatz am Prachtbau des
Hôtel de ville vorbei nach der St. Vincent Kaserne, ein mächtiges
Gebäude Komplex. - Dort angekommen sollten wir erst
wiedermal verpflegt werden, die Mehrzahl von uns hatte weder Becher,
oder Löffel, oder gar Feldflaschen. Wir schnappten uns von einem
grossen Haufen leere Konservenüchsen, säuberten diese notdürftig
und liessen uns daran das Essen kippen, das wir dann
austrinken mussten. So ging es paar Tage lang, des Morgens
und Nachmittags war die Büchse Kaffeepott, des Mittags + Abends
Essnapf. - nie habe ich später Löffel oder Becher von mir gelassen.
Noch bevor wir unser Lager angewiesen bekamen, oben
im 3. Stock eines der mächtigen 1829-42 erbauten Häusern
mit meterstarken Mauern, hören wir, dass Fliegerhauptmann
Bölke tötlich abgestürzt sei.
Geschlafen haben wir im Stroh ganz gut, zum Waschen
morgens runter an die Steinbrunnen, beim losen Empfang
immer ein schauderhaftes Gedränge von Hunderten von Leuten
die hier zusammentrafen, dazu kein Geschirr als
Konservenbüchsen, und den ganzen Tag über kein Ausgang, so wurden
wir fast we Gefangene behandelt, die warteten bis sie nur
eingekleidet und in ihre Truppen entlassen wurden.
Die Stunden verflossen in tödlichster Langweile. Man denke, dass
es 300 Mann, wenn nicht gar mehr, hier warteten.
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Valenciennes - Grand'Place et Rue Saint-Gery
Zurück zum Regiment.
30. X. 16
Da ich nun wieder h.v. war, so konnte mir jeder
Tag den Befehl zum Abmarsch bringen, und dieser liess auch nicht
lange auf mich warten. Der Abschied von Genesungsheim war nicht
schwer, im Gegenteil man war froh wegzukommen, - ob man
wohl in diesen das gastliche Cardry noch mal betreten wurde
war fraglich, aber auch derten wurde man ja von nichts
gehalten. Am 30. X. war ein Transport zur Sammelstelle
Valenciennes fertig gestellt, und schon am gleichen Tage waren wir
in Cambreu auf dem Bahnhof, dort wurde, da wir erst später
weiterfahren konnten, unsere Verpflegung geteilt. Das war diesmal
eine schwierige Operation, da wir weder genügend Büchsen
noch papier hatten. Auf dem Boden wurde geteilt und die
S. 99
wenigen Essvorräte grösstenteils aufgefuttert. Noch einer
stundenlange Bummelfahrt, gelangten wir am Abend in Valenciennes
an. Es war bereits stockduster, wir marschierten beim Schein
weniger Lampen über den Marktplatz am Prachtbau des
Hôtel de ville vorbei nach der St. Vincent Kaserne, ein mächtiges
Gebäude Komplex. - Dort angekommen sollten wir erst
wiedermal verpflegt werden, die Mehrzahl von uns hatte weder Becher,
oder Löffel, oder gar Feldflaschen. Wir schnappten uns von einem
grossen Haufen leere Konservenüchsen, säuberten diese notdürftig
und liessen uns daran das Essen kippen, das wir dann
austrinken mussten. So ging es paar Tage lang, des Morgens
und Nachmittags war die Büchse Kaffeepott, des Mittags + Abends
Essnapf. - nie habe ich später Löffel oder Becher von mir gelassen.
Noch bevor wir unser Lager angewiesen bekamen, oben
im 3. Stock eines der mächtigen 1829-42 erbauten Häusern
mit meterstarken Mauern, hören wir, dass Fliegerhauptmann
Bölke tötlich abgestürzt sei.
Geschlafen haben wir im Stroh ganz gut, zum Waschen
morgens runter an die Steinbrunnen, beim losen Empfang
immer ein schauderhaftes Gedränge von Hunderten von Leuten
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S. 98
Foto 40:
Valenciennes - Grand'Place et Rue Saint-Gery
Zurück zum Regiment.
30. X. 16
Da ich nun wieder h.v. war, so konnte mir jeder
Tag den Befehl zum Abmarsch bringen, und dieser liess auch nicht
lange auf mich warten. Der Abschied von Genesungsheim war nicht
schwer, im Gegenteil man war froh wegzukommen, - ob man
wohl in diesen das gastliche Cardry noch mal betreten wurde
war fraglich, aber auch derten wurde man ja von nichts
gehalten. Am 30. X. war ein Transport zur Sammelstelle
Valenciennes fertig gestellt, und schon am gleichen Tage waren wir
in Cambreu auf dem Bahnhof, dort wurde, da wir erst später
weiterfahren konnten, unsere Verpflegung geteilt. Das war diesmal
eine schwierige Operation, da wir weder genügend Büchsen
noch papier hatten. Auf dem Boden wurde geteilt und die
S. 99
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Valenciennes
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- Heike Knothe
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