Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 1, item 17

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S. 25

      Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpassen"

"Sachen Fassen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

recht drastige Art und Weise vor sich, der

Kammerunteroffizier warf [uns] die Sachen in grossen Bogen über

die halbe Treppe zu, wo wir Korporalschaftsweise angetreten

waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

hatten fast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

genügend geschult und eingedrillt sind.

      Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder.

So z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

noch Strohhüte, Mützen, oder Zivilröcke oder Hosen

trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

werden, da hatte mancher seine Not. -

      Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

rech[t]winklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

Kopfkissen und 2 Wolldecken, welche ebenfalls wieder bezogen

waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


S. 26

sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kameraden,

wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

man schlief ebensogut, als auf Federn.

      Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

Untersuchung und Impfen, was dann jede Woche folgte.

Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten rin die Einspritzung.

      Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wecken,

durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

eine Kanne Wasser unter die Decke zu bekommen. Gleich

darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

6.30-7.30 Unterricht, 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

9.30 Exerzieren, 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstreich.

Sonnabend nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.

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S. 25

      Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpassen"

"Sachen Fassen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

recht drastige Art und Weise vor sich, der

Kammerunteroffizier warf [uns] die Sachen in grossen Bogen über

die halbe Treppe zu, wo wir Korporalschaftsweise angetreten

waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

hatten fast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

genügend geschult und eingedrillt sind.

      Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder.

So z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

noch Strohhüte, Mützen, oder Zivilröcke oder Hosen

trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

werden, da hatte mancher seine Not. -

      Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

rech[t]winklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

Kopfkissen und 2 Wolldecken, welche ebenfalls wieder bezogen

waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


S. 26

sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kameraden,

wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

man schlief ebensogut, als auf Federn.

      Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

Untersuchung und Impfen, was dann jede Woche folgte.

Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten rin die Einspritzung.

      Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wecken,

durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

eine Kanne Wasser unter die Decke zu bekommen. Gleich

darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

6.30-7.30 Unterricht, 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

9.30 Exerzieren, 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstreich.

Sonnabend nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.


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  • March 26, 2017 19:34:14 Rolf Kranz

    S. 25

          Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpassen"

    "Sachen Fassen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

    recht drastige Art und Weise vor sich, der

    Kammerunteroffizier warf [uns] die Sachen in grossen Bogen über

    die halbe Treppe zu, wo wir Korporalschaftsweise angetreten

    waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

    vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

    hatten fast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

    wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

    Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

    die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

    genügend geschult und eingedrillt sind.

          Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

    erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder.

    So z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

    noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

    noch Strohhüte, Mützen, oder Zivilröcke oder Hosen

    trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

    empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

    werden, da hatte mancher seine Not. -

          Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

    Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

    rech[t]winklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

    Kopfkissen und 2 Wolldecken, welche ebenfalls wieder bezogen

    waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


    S. 26

    sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

    alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

    keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

    nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

    Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kameraden,

    wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

    man schlief ebensogut, als auf Federn.

          Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

    Untersuchung und Impfen, was dann jede Woche folgte.

    Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

    Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

    einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten rin die Einspritzung.

          Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wecken,

    durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

    aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

    eine Kanne Wasser unter die Decke zu bekommen. Gleich

    darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

    raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

    draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

    6.30-7.30 Unterricht, 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

    9.30 Exerzieren, 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

    und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

    5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstreich.

    Sonnabend nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

    war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

    Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.

  • March 25, 2017 18:57:50 Rolf Kranz

    S. 25

    Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpassen"

    "Sachen Fassen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

    recht drastige Art und Weise vor sich, der

    Kammerunteroffizier warf [uns] die Sachen in grossen Bogen über

    die halbe Treppe zu, wo wir Korporalschaftsweise angetreten

    waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

    vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

    hatten fast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

    wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

    Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

    die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

    genügend geschult und eingedrillt sind.

    Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

    erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder.

    So z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

    noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

    noch Strohhüte, Mützen, oder Zivilröcke oder Hosen

    trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

    empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

    werden, da hatte mancher seine Not. -

    Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

    Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

    rech[t]winklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

    Kopfkissen und 2 Wolldecken, welche ebenfalls wieder bezogen

    waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


    S. 26

    sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

    alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

    keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

    nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

    Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kameraden,

    wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

    man schlief ebensogut, als auf Federn.

    Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

    Untersuchung und Impfen, was dann jede Woche folgte.

    Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

    Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

    einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten rin die Einspritzung.

    Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wecken,

    durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

    aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

    eine Kanne Wasser unter die Decke zu bekommen. Gleich

    darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

    raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

    draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

    6.30-7.30 Unterricht, 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

    9.30 Exerzieren, 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

    und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

    5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstreich.

    Sonnabend nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

    war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

    Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.


  • January 11, 2017 20:56:48 Rolf Kranz

    S. 25

    Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpassen"

    "Sachen Tossen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

    recht drastige Art und Weise vor sich, der

    Kammerunteroffizier warf [uns] die Sachen in grossen Bogen über

    die halbe Treppe zu, wo wir Korporalschaftsweise angetreten

    waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

    vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

    hatten fast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

    wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

    Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

    die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

    genügend geschult und eingedrillt sind.

    Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

    erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder.

    So z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

    noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

    noch Strohhüte, Mützen, oder Zivilröcke oder Hosen

    trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

    empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

    werden, da hatte mancher seine Not. -

    Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

    Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

    rech[t]winklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

    Kopfkissen und 2 Wolldecken, welche ebenfalls wieder bezogen

    waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


    S. 26

    sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

    alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

    keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

    nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

    Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kameraden,

    wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

    man schlief ebensogut, als auf Federn.

    Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

    Untersuchung und Impfen, was dann jede Woche folgte.

    Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

    Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

    einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten rin die Einspritzung.

    Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wecken,

    durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

    aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

    eine Kanne Wasser unter die Decke zu bekommen. Gleich

    darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

    raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

    draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

    6.30-7.30 Unterricht, 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

    9.30 Exerzieren, 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

    und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

    5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstreich.

    Sonnabend nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

    war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

    Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.


  • December 23, 2016 21:50:17 Corinna Pichler (AUT)

    S. 25

    Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpassen"

    "Sachen Tossen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

    recht drastige Art und Weise vor sich, der

    Kammerunteroffizier warf [uns] die Sachen in grossen Bogen über

    die halbe Treppe zu, wo wir Korporalschaftsweise angetreten

    waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

    vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

    hatten fast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

    wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

    Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

    die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

    genügeng geschult und eingedrillt sind.

    Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

    erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder.

    So z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

    noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

    noch Strohhüte, Mützen, oder Zivilröcke oder Hosen

    trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

    empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

    werden, da hatte mancher seine Not. -

    Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

    Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

    rech[t]winklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

    Kopfkissen und 2 Wolldecken, welche ebenfalls wieder bezogen

    waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


    S. 26

    sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

    alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

    keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

    nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

    Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kameraden,

    wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

    man schlief ebensogut, als auf Federn.

    Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

    Untersuchung und Impfen, was dann jede Woche folgte.

    Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

    Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

    einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten rin die Einspritzung.

    Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wecken,

    durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

    aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

    eine Kanne Wasser unter die Decke zu bekommen. Gleich

    darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

    raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

    draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

    6.30-7.30 Unterricht, 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

    9.30 Exerzieren, 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

    und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

    5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstreich.

    Sonnabend nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

    war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

    Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.


  • December 23, 2016 20:13:50 Corinna Pichler (AUT)

    S. 25

    Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpassen"

    "Sachen Tossen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

    recht drastige Art und Weise vor sich, der

    Kammerunteroffizier warf [uns] die Sachen in grossen Bogen über

    die halbe Treppe zu, wo wir Korporalschaftsweise angetreten

    waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

    vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

    hatten hast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

    wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

    Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

    die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

    genügeng geschult und eingedrillt sind.

    Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

    erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder.

    So z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

    noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

    noch Strohhüte, Mützen, oder Zivilröcke oder Hosen

    trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

    empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

    werden, da hatte mancher seine Not. -

    Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

    Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

    rech[t]winklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

    Kopfkissen und 2 Wolldecken, welche ebenfalls wieder bezogen

    waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


    S. 26

    sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

    alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

    keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

    nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

    Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kameraden,

    wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

    man schlief ebensogut, als auf Federn.

    Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

    Untersuchung und Impfen, was dann jede Woche folgte.

    Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

    Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

    einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten rin die Einspritzung.

    Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wecken,

    durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

    aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

    eine Kanne Wasser unter die Decke zu bekommen. Gleich

    darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

    raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

    draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

    6.30-7.30 Unterricht, 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

    9.30 Exerzieren, 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

    und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

    5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstreich.

    Sonnabend nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

    war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

    Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.


  • December 23, 2016 20:12:24 Corinna Pichler (AUT)

    S. 25

    Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpassen"

    "Sachen Tossen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

    recht drastige Art und Weise vor sich, der

    Kammerunteroffizier warf [uns] die Sachen in grossen Bogen über

    die halbe Treppe zu, wo wir Korporalschaftsweise angetreten

    waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

    vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

    hatten hast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

    wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

    Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

    die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

    genügeng geschult und eingedrillt sind.

    Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

    erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder.

    So z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

    noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

    noch Strohhüte, Mützen, oder Zivilröcke oder Hosen

    trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

    empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

    werden, da hatte mancher seine Not. -

    Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

    Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

    rech[t]winklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

    Kopfkissen und 2 Wolldecken, welche ebenfalls wieder bezogen

    waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


    S. 26

    sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

    alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

    keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

    nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

    Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kameraden,

    wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

    man schlief ebensogut, als auf Federn.

    Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

    Untersuchung und Impfen, was dann jede Woche folgte.

    Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

    Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

    einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten rin die Einspritzung.

    Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wecken,

    durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

    aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

    eine Kanne Wasser unter die Decke zu bekommen. Gleich

    darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

    raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

    draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

    6.30-7.30 Unterricht 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

    9.30 Exerzieren 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

    und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

    5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstrich.

    Sonnabend, nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

    war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

    Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.


  • December 23, 2016 20:11:03 Corinna Pichler (AUT)

    S. 25

    Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpassen"

    "Sachen Tossen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

    recht drastige Art und Weise vor sich, der

    Kammerunteroffizier warf [uns] die Sachen in grossen Bogen über

    die halbe Treppe zu, wo wir Korporalschaftsweise angetreten

    waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

    vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

    hatten hast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

    wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

    Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

    die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

    genügeng geschult und eingedrillt sind.

    Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

    erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder.

    So z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

    noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

    noch Strohhüte, Mützen, oder Zivilröcke oder Hosen

    trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

    empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

    werden, da hatte mancher seine Not. -

    Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

    Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

    rech[t]winklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

    Kopfkissen und 2 Wolldecken, welche ebenfalls wieder bezogen

    waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


    S. 26

    sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

    alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

    keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

    nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

    Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kameraden,

    wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

    man schlief ebensogut, als auf Federn.

    Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

    Untersuchung und Impfen, was dann jede Woche folgte.

    Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

    Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

    einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten ein die Einspritzung.

    Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wachen,

    durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

    aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

    eine Kanne Wasser über die Decke zu bekommen. Gleich

    darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

    raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

    draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

    6.30-7.30 Unterricht 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

    9.30 Exerzieren 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

    und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

    5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstrich.

    Sonnabend, nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

    war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

    Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.


  • December 23, 2016 20:10:49 Corinna Pichler (AUT)

    S. 25

    Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpassen"

    "Sachen Tossen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

    recht drastige Art und Weise vor sich, der

    Kammerunteroffizier warf [uns] die Sachen in grossen Bogen über

    die halbe Treppe zu, wo wir Korporalschaftsweise angetreten

    waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

    vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

    hatten hast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

    wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

    Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

    die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

    genügeng geschult und eingedrillt sind.

    Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

    erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder.

    So z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

    noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

    noch Strohhüte, Mützen, oder Zivilröcke oder Hosen

    trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

    empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

    werden, da hatte mancher seine Not. -

    Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

    Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

    rech[t]winklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

    Kopfkissen und 2 Wolldecken, welche ebenfalls wieder bezogen

    waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


    S. 26

    sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

    alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

    keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

    nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

    Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kameraden,

    wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

    man schlief ebensogut, als auf Federn.

    Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

    Untersuchung und Zupfen, was dann jede Woche folgte.

    Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

    Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

    einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten ein die Einspritzung.

    Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wachen,

    durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

    aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

    eine Kanne Wasser über die Decke zu bekommen. Gleich

    darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

    raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

    draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

    6.30-7.30 Unterricht 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

    9.30 Exerzieren 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

    und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

    5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstrich.

    Sonnabend, nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

    war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

    Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.


  • December 23, 2016 20:07:39 Corinna Pichler (AUT)

    S. 25

    Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpassen"

    "Sachen Tossen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

    recht drastige Art und Weise vor sich, der

    Kammerunteroffizier warf [uns] die Sachen in grossen Bogen über

    die halbe Treppe zu, wo wir Korporalschaftsweise angetreten

    waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

    vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

    hatten hast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

    wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

    Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

    die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

    genügeng geschult und eingedrillt sind.

    Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

    erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder,

    so z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

    noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

    noch Strohhüte, Mützen oder Zivilröcke oder Hosen

    trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

    empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

    werden, da hatte mancher seine Not. -

    Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

    Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

    rechtwinklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

    Kopfkissen und 2 Wolldeken, welche ebenfalls wieder bezogen

    waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


    S. 26

    sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

    alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

    keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

    nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

    Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kammeraden,

    wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

    man schlief ebensogut, als auf Federn.

    Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

    Untersuchung und Zupfen, was dann jede Woche folgte.

    Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

    Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

    einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten ein die Einspritzung.

    Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wachen,

    durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

    aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

    eine Kanne Wasser über die Decke zu bekommen. Gleich

    darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

    raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

    draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

    6.30-7.30 Unterricht 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

    9.30 Exerzieren 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

    und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

    5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstrich.

    Sonnabend, nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

    war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

    Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.


  • December 16, 2016 12:22:31 Corinna Pichler (AUT)

    S. 25

    Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpreussen"

    "Sachen Tossen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

    recht drastige Art und Weise vor sich, der

    Kammerunteroffizier warf die Sachen in grossen Bogen über

    die halbe Treppe zu, wo wir Korpoalschaftsweise angetreten

    waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

    vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

    hatten hast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

    wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

    Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

    die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

    genügeng geschult und eingedrillt sind.

    Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

    erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder,

    so z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

    noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

    noch Strohhüte, Mützen oder Zivilröcke oder Hosen

    trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

    empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

    werden, da hatte mancher seine Not. -

    Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

    Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

    rechtwinklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

    Kopfkissen und 2 Wolldeken, welche ebenfalls wieder bezogen

    waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


    S. 26

    sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

    alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

    keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

    nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

    Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kammeraden,

    wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

    man schlief ebensogut, als auf Federn.

    Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

    Untersuchung und Zupfen, was dann jede Woche folgte.

    Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

    Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

    einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten ein die Einspritzung.

    Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wachen,

    durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

    aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

    eine Kanne Wasser über die Decke zu bekommen. Gleich

    darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

    raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

    draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

    6.30-7.30 Unterricht 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

    9.30 Exerzieren 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

    und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

    5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstrich.

    Sonnabend, nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

    war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

    Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.


  • December 16, 2016 11:40:36 Corinna Pichler (AUT)

    S. 25

    Das Einkleiden, bei den"Preussen" kurzweg "Verpreussen"

    "Sachen Tossen" oder "Einpuppen" benannt, ging auf

    recht drastige Art und Weise vor sich, der

    Kammerunteroffizier warf die Sachen in grossen Bogen über

    die halbe Treppe zu, wo wir Korpoalschaftsweise angetreten

    waren, es ging so recht schnell, und die Kammer war

    vor langen Fingern sicher. Die Korporalschaftsführer

    hatten hast alle ebensolches Interesses an unseren Sachen wie

    wir selbst, denn sie brauchten sich später weniger über

    Flecken, schlechten Sitz und dergleichen zu ärgern, Sachen

    die in der ersten Zeit nur auf sie zurückfallen, bis wir

    genügeng geschult und eingedrillt sind.

    Da noch viele Stücke mehrmaliges Umtauschen

    erforderte, so sah man in den ersten Tagen drollige Bilder,

    so z. B. als wir das erste Mal Essen empfingen, waren

    noch manche darunter die neben der Militärausrüstung

    noch Strohhüte, Mützen oder Zivilröcke oder Hosen

    trugen. - Und all die vielen Sachen welche man

    empfangen hatte, mussten in einem kleinen Spind untergebracht

    werden, da hatte mancher seine Not. -

    Als Schlafgelegenheit bekam jeder den berühmten

    Strohsack, welcher aufgewirbelt, fein glatt bezogen ganz

    rechtwinklig wie eine Kiste aussehen musste. Dazu

    Kopfkissen und 2 Wolldeken, welche ebenfalls wieder bezogen

    waren. Das sogenannte Bettenbauen war ein Kapitel für


    S. 26

    sich und mit ihm fingen morgens die Sorgen an. Bevor nicht

    alles ganz glatt war, fand es vor dem Augen der Korporale etc.

    keine Gnade, und trotzdem man den Besenstiel zum glattstreichen

    nahm, fanden die strengen Augen immer noch was. -

    Aber trotz alledem waren uns die Bettgestelle treue Kammeraden,

    wenn man sich todmüde, des abends darauf warf, und

    man schlief ebensogut, als auf Federn.

    Am zweiten Tag war Generalreinigung, drauf gleich

    Untersuchung und Zupfen, was dann jede Woche folgte.

    Fünfmal auf die Brust und 1 mal Oberarm. In langer

    Reihe passierten wir die Sperre. Der Sanitäter brachte jedem

    einen Jodanstrich bei, der Arzt mitten ein die Einspritzung.

    Der Dienst nahm bald seinen geregelten Verlauf. 5.00 Wachen,

    durch den jeweiligen Unteroffizier vom Dienst; Wer nicht sofort

    aus dem Bett "Falle" sprang, konnte sich gefasst machen

    eine Kanne Wasser über die Decke zu bekommen. Gleich

    darauf Waschen und Kaffee. Unter dem Rufe "Kaffeeholer

    raus" eilten die dazu bestimmten mit den Kannen nach

    draussen, wo schon der Diensthabende ihrer wartete: Es folgte

    6.30-7.30 Unterricht 8.00-11.00 Exerzieren, oder umgekehrt 6.30-

    9.30 Exerzieren 10.00-11.00 Unterricht. 12.00 Essen. 12.30 Parole

    und Postausgabe, 2.00-4.00 Exerzieren, 4.15-5.00 Instruktion,

    5.15 Kaffee, 6.00-7.00 Putzstunde, 10.00 Zapfenstrich.

    Am abend nachmittag Quartier reinigen. - Unser Korps

    war in 5 Korporalschaften eingeteilt, und ich war trotz meiner

    Grösse von 1.78m erst der 60ste von 100 Mann.


  • December 16, 2016 10:12:35 Corinna Pichler (AUT)

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12796 / 168568
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Contributor
Heike Knothe
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