"Mein Lebensbericht" von Kurt Wilhelm Keßler, item 14
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dürfte ihnen kein Haar gekrümmt worden sein. Die herrenlosen Wohnungen allerdings litten stark unter dem fortgesetzten Wechsel der Einquartierungen und waren mehr oder weniger demoliert. Die Soldaten aller Nationen sind sich gleich, Flegel und Rücksichtslose gibt es hüben wie drüben. Krieg ist immer ein Unglück und für den ein Verbrechen, der ihn verliert. Nur der Sieger hat das Recht und ist stets der Angegriffene, wenn er auch in Wirklichkeit durch sein Handeln zum Krieg zwang.
So kam der September 1915. Da begann das ab und zu unterbrochene Grollen der Front anzuwachsen, schwoll an zu einem pausenlosen Dröhnen, der nächtliche Himmel wetterleuchtete ununterbrochen. Leuchtkugeln flammten an allen Orten auf, soweit wir den Horizont beobachten konnten. Deutlich unterschieden sich die deutschen von den französischen. Bang starrten wir in das nächtliche Schauspiel und dachten mit Schaudern an die Kameraden, die wir vorn in der Hölle wußten. Verwundetentransporte auf requirierten Bauernführwerke kamen zurück, die armen Verwundeten mit blutigen Verbänden auf wenig Stroh liegend. Der Krieg in seiner Grausamkeit trat an uns heran. Tief ergriffen war ich, als an der Spitze eines solchen Elendszuges, auf einen Bauernwagen gebettet, ein Husarenrittmeister lag, den eine Kugel tödlich getroffen hatte, begleitet von vier seiner Unteroffiziere. Am Ortseingang war ein Bauernanwesen, in dem ein Teil unserer Pferde untergebracht war. Der alte Bauer und seine Frau, französische Patrioten durch und durch, standen am Straßenrand, der Mann seine Zipfelmütze zum Gruß abgenommen und sich bekreuzigend. Der Tod verwischte den Haß.
Neue Truppenverbände hasteten an die Front, herausgezogen von anderen Frontabschnitten. Die Gefahr des Durchbruchs bestand. Das Tosen der Front nahm unvorstellbare Formen an.
In diesen Tagen wurde ich mit mehreren Kameraden ins Nachrichtendepot kommandiert. Behelfsmäßige Blinklampen mußten angefertigt werden. Durch das wahnsinnige Trommelfeuer, das pausenlos 10 Tage und Nächte anhielt, waren vorn alle Fernsprechverbindungen restlos zerschlagen. Dann kam auch für uns, die wir als Blinker ausgebildet waren, der Befehl zum Einsatz. Mitten im Aufbruch erhielt ich jedoch, mit noch
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dürfte ihnen kein Haar gekrümmt worden sein. Die herrenlosen Wohnungen allerdings litten stark unter dem fortgesetzten Wechsel der Einquartierungen und waren mehr oder weniger demoliert. Die Soldaten aller Nationen sind sich gleich, Flegel und Rücksichtslose gibt es hüben wie drüben. Krieg ist immer ein Unglück und für den ein Verbrechen, der ihn verliert. Nur der Sieger hat das Recht und ist stets der Angegriffene, wenn er auch in Wirklichkeit durch sein Handeln zum Krieg zwang.
So kam der September 1915. Da begann das ab und zu unterbrochene Grollen der Front anzuwachsen, schwoll an zu einem pausenlosen Dröhnen, der nächtliche Himmel wetterleuchtete ununterbrochen. Leuchtkugeln flammten an allen Orten auf, soweit wir den Horizont beobachten konnten. Deutlich unterschieden sich die deutschen von den französischen. Bang starrten wir in das nächtliche Schauspiel und dachten mit Schaudern an die Kameraden, die wir vorn in der Hölle wußten. Verwundetentransporte auf requirierten Bauernführwerke kamen zurück, die armen Verwundeten mit blutigen Verbänden auf wenig Stroh liegend. Der Krieg in seiner Grausamkeit trat an uns heran. Tief ergriffen war ich, als an der Spitze eines solchen Elendszuges, auf einen Bauernwagen gebettet, ein Husarenrittmeister lag,
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dürfte ihnen kein Haar gekrümmt worden sein. Die herrenlosen Wohnungen allerdings litten stark unter dem fortgesetzten Wechsel der Einquartierungen und waren mehr oder weniger demoliert. Die Soldaten aller Nationen sind sich gleich, Flegel und Rücksichtslose gibt es hüben wie drüben. Krieg ist immer ein Unglück und für den ein Verbrechen, der ihn verliert. Nur der Sieger hat das Recht und ist stets der Angegriffene, wenn er auch in Wirklichkeit durch sein Handeln zum Krieg zwang.
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Smederevo, Serbien
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- Contributor
- Christine Sörje
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