"Mein Lebensbericht" von Kurt Wilhelm Keßler, item 15

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

zwei weiteren Kameraden die Mitteilung, uns bei einm neu aufzustellenden Truppenteil beim Ersatzbataillon zu melden, da berittene Fernsprecher benötigt wurden. War es eine Fügung des Schicksals? Fast alle meiner früheren Blinkkkameraden haben die grausige Herbstschlacht in der Champagne nicht überlebt. Paar Tage Heimaturlaub, nachdem meine neue Einheit, der Gebirgs-Fernsprechzug III aufgestellt war.

Die Tage beim Ersatzbataillon waren interessant. Unser Exerzierplatz war gleichzeitig Flugplatz und zwei Zeppelinluftschiffe lagen meist in den zwei gewaltigen Hallen. Wir mußten Hilfsdienst leisten beim Aufsteigen oder Landen und was noch schöner war, Ballast und Gas tanken helfen, wobei ich Gelegenheit bekam, das Schiffsinnere zu besichtigen, Meisterwerke der Technik.

Die Ausrüstung meiner Einheit war ganz eigenartig. DIe Materialwagen, kleine zweirädrige Karren, ein Pferd in der Schere , das zweite davor an Zugtauen. Für die schmalen Gebirgsstraßen, die uns an der neuen Balkanfront erwarteten, sollten sie besonders geeignet sein. Bei Problemärschen auf dem Flugplatz und dem schönen Straßennetz in Dresdens Umgebung, bewiesen sie auch ihre Zweckmäßigkeit.

Abends Verladung, Ansprache des Bataillonskommandeurs, drei Hurra und hinaus ging es in die Nacht, neuen Abenteuern und dem Krieg entgegen. Hatte ich mich beim Verladen erkältet oder was war es? Ein mächtiger Schüttelfrost überfiel mich und währen der sieben Tag Bahnfahrt durch Böhmen und Ungarn, habe ich wenig von der Landschaft sehen wollen. Mir war sterbenselend. Heftiger Durst quälte uns alle. Daß die Truppe während der Fahrt trinken mußte, hatte man anscheinend vergessen. Becherweise bettelten wir uns von den unfreundlichen ungarischen Lokführern öliges Kondenswasser. Mehr und mehr näherten wir uns Südungarn. Der Trnasport stockte oft stundenlang. Die wenigen Bahnstrecken waren durch die unendlichen Transporte verstopft. Diese Gelegenheit benutzten meine Kameraden, um in einem Dorfe Schnaps aufzutreiben. Die ganze Feldflasche voll widerlich süßem Ingwer verleibte ich mir ein, bekam einen Mordrausch mit allem Drum und Dran und war am anderen Morgen wieder kerngesund.

Transcription saved

zwei weiteren Kameraden die Mitteilung, uns bei einm neu aufzustellenden Truppenteil beim Ersatzbataillon zu melden, da berittene Fernsprecher benötigt wurden. War es eine Fügung des Schicksals? Fast alle meiner früheren Blinkkkameraden haben die grausige Herbstschlacht in der Champagne nicht überlebt. Paar Tage Heimaturlaub, nachdem meine neue Einheit, der Gebirgs-Fernsprechzug III aufgestellt war.

Die Tage beim Ersatzbataillon waren interessant. Unser Exerzierplatz war gleichzeitig Flugplatz und zwei Zeppelinluftschiffe lagen meist in den zwei gewaltigen Hallen. Wir mußten Hilfsdienst leisten beim Aufsteigen oder Landen und was noch schöner war, Ballast und Gas tanken helfen, wobei ich Gelegenheit bekam, das Schiffsinnere zu besichtigen, Meisterwerke der Technik.

Die Ausrüstung meiner Einheit war ganz eigenartig. DIe Materialwagen, kleine zweirädrige Karren, ein Pferd in der Schere , das zweite davor an Zugtauen. Für die schmalen Gebirgsstraßen, die uns an der neuen Balkanfront erwarteten, sollten sie besonders geeignet sein. Bei Problemärschen auf dem Flugplatz und dem schönen Straßennetz in Dresdens Umgebung, bewiesen sie auch ihre Zweckmäßigkeit.

Abends Verladung, Ansprache des Bataillonskommandeurs, drei Hurra und hinaus ging es in die Nacht, neuen Abenteuern und dem Krieg entgegen. Hatte ich mich beim Verladen erkältet oder was war es? Ein mächtiger Schüttelfrost überfiel mich und währen der sieben Tag Bahnfahrt durch Böhmen und Ungarn, habe ich wenig von der Landschaft sehen wollen. Mir war sterbenselend. Heftiger Durst quälte uns alle. Daß die Truppe während der Fahrt trinken mußte, hatte man anscheinend vergessen. Becherweise bettelten wir uns von den unfreundlichen ungarischen Lokführern öliges Kondenswasser. Mehr und mehr näherten wir uns Südungarn. Der Trnasport stockte oft stundenlang. Die wenigen Bahnstrecken waren durch die unendlichen Transporte verstopft. Diese Gelegenheit benutzten meine Kameraden, um in einem Dorfe Schnaps aufzutreiben. Die ganze Feldflasche voll widerlich süßem Ingwer verleibte ich mir ein, bekam einen Mordrausch mit allem Drum und Dran und war am anderen Morgen wieder kerngesund.


Transcription history
  • October 1, 2017 14:44:00 Roberta Toscano

    zwei weiteren Kameraden die Mitteilung, uns bei einm neu aufzustellenden Truppenteil beim Ersatzbataillon zu melden, da berittene Fernsprecher benötigt wurden. War es eine Fügung des Schicksals? Fast alle meiner früheren Blinkkkameraden haben die grausige Herbstschlacht in der Champagne nicht überlebt. Paar Tage Heimaturlaub, nachdem meine neue Einheit, der Gebirgs-Fernsprechzug III aufgestellt war.

    Die Tage beim Ersatzbataillon waren interessant. Unser Exerzierplatz war gleichzeitig Flugplatz und zwei Zeppelinluftschiffe lagen meist in den zwei gewaltigen Hallen. Wir mußten Hilfsdienst leisten beim Aufsteigen oder Landen und was noch schöner war, Ballast und Gas tanken helfen, wobei ich Gelegenheit bekam, das Schiffsinnere zu besichtigen, Meisterwerke der Technik.

    Die Ausrüstung meiner Einheit war ganz eigenartig. DIe Materialwagen, kleine zweirädrige Karren, ein Pferd in der Schere , das zweite davor an Zugtauen. Für die schmalen Gebirgsstraßen, die uns an der neuen Balkanfront erwarteten, sollten sie besonders geeignet sein. Bei Problemärschen auf dem Flugplatz und dem schönen Straßennetz in Dresdens Umgebung, bewiesen sie auch ihre Zweckmäßigkeit.

    Abends Verladung, Ansprache des Bataillonskommandeurs, drei Hurra und hinaus ging es in die Nacht, neuen Abenteuern und dem Krieg entgegen. Hatte ich mich beim Verladen erkältet oder was war es? Ein mächtiger Schüttelfrost überfiel mich und währen der sieben Tag Bahnfahrt durch Böhmen und Ungarn, habe ich wenig von der Landschaft sehen wollen. Mir war sterbenselend. Heftiger Durst quälte uns alle. Daß die Truppe während der Fahrt trinken mußte, hatte man anscheinend vergessen. Becherweise bettelten wir uns von den unfreundlichen ungarischen Lokführern öliges Kondenswasser. Mehr und mehr näherten wir uns Südungarn. Der Trnasport stockte oft stundenlang. Die wenigen Bahnstrecken waren durch die unendlichen Transporte verstopft. Diese Gelegenheit benutzten meine Kameraden, um in einem Dorfe Schnaps aufzutreiben. Die ganze Feldflasche voll widerlich süßem Ingwer verleibte ich mir ein, bekam einen Mordrausch mit allem Drum und Dran und war am anderen Morgen wieder kerngesund.


Description

Save description
  • 46.5638908505694||19.35196943125004||

    South Hungary

  • 44.6664036||20.9331095||

    Smederevo, Serbien

    ||1
Location(s)
  • Story location Smederevo, Serbien
  • Document location South Hungary
Login and add location


ID
12545 / 171864
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Christine Sörje
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Login to edit the languages
  • Deutsch

Login to edit the fronts
  • Balkans
  • Western Front

Login to add keywords
  • Trench Life
  • Ungarn

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note