Heinrich Teut Eberhard berichtet von seinen Erlebnissen an der Westfront, item 35

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32.

Die 3 Tage in Herlies waren ganz nett, blos etwas arg durch

Dienst gestört. Am ersten Tage war Gewehrapell und Einteilen

der Kompagnie. Man ist den Garnisonsdienst, Strammstehen u.s.w.

so wenig gewohnt, dass es einem fast wie eine Entwürdigung

vorkommt. Am zweiten Tage machten wir einen Übungsmarsch

hinter der Front, um die vom vielen Stehen und Liegen steif

gewordenen Knochen wieder in Gang zu bringen. Dabei kamen

wir zum ersten Male so lange wir hier sind, aus dem Schussbereich

der feindlichen Artillerie und ich sah zum erstenmal

seit 13 Woch ein nicht zerschossenes Dorf, das auch noch von

den einheimischen bewohnt war. Die Rekruten von unserm Regiment

liegen in einem Dorf da hinten-Wavering- und werden weiter

ausgebildet. Hinter unserer Front laufen übrigens noch

2 oder 3 Schützengräben her, schön ausgebaut und mit schönen

Unterständen und Drahtverhauen versehen, für den Fall,

dass wir zurückgeschickt werden, Vermutlich werden diese gräben

aber nie bezogen werden, Die Truppen hinter der Front haben

dort ein herrliches Leben. Herlies, in dem wir 3 Tage gelegen

haben, ist sehr arg zerschossen, aber nur selten kommen

die Granaten noch so weit. in Herlies und Wavering konnte

man an dem Kantinenwagen und in Wavering sogar in den Läden

etwas kaufen, sogar ein Glas Bier, allerdings französisches

habe ich getrunken. Das Quarier [sic] in Herlies ist folgendermassen:

Wenn deutsche Soldaten in Quartier kommen, finden

sie gewöhnlich kapute Fensterscheiben, ein wirres Durcheinander

umgestürzter Betten, dreckiger Wäsche, umgestürzter Möbel

u.s.w.. Dann wird alles zum Fenster hinausgeworfen, die Stube

glatt ausgefegt und die Hälfte des Zimmers abgeschlagen

mit Brettern und Stroh hineingeschafft, sodass jeder Mann eine

knappe Tornisterbreite zum Liegen hat. Der Tornister dient

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32.

Die 3 Tage in Herlies waren ganz nett, blos etwas arg durch

Dienst gestört. Am ersten Tage war Gewehrapell und Einteilen

der Kompagnie. Man ist den Garnisonsdienst, Strammstehen u.s.w.

so wenig gewohnt, dass es einem fast wie eine Entwürdigung

vorkommt. Am zweiten Tage machten wir einen Übungsmarsch

hinter der Front, um die vom vielen Stehen und Liegen steif

gewordenen Knochen wieder in Gang zu bringen. Dabei kamen

wir zum ersten Male so lange wir hier sind, aus dem Schussbereich

der feindlichen Artillerie und ich sah zum erstenmal

seit 13 Woch ein nicht zerschossenes Dorf, das auch noch von

den einheimischen bewohnt war. Die Rekruten von unserm Regiment

liegen in einem Dorf da hinten-Wavering- und werden weiter

ausgebildet. Hinter unserer Front laufen übrigens noch

2 oder 3 Schützengräben her, schön ausgebaut und mit schönen

Unterständen und Drahtverhauen versehen, für den Fall,

dass wir zurückgeschickt werden, Vermutlich werden diese gräben

aber nie bezogen werden, Die Truppen hinter der Front haben

dort ein herrliches Leben. Herlies, in dem wir 3 Tage gelegen

haben, ist sehr arg zerschossen, aber nur selten kommen

die Granaten noch so weit. in Herlies und Wavering konnte

man an dem Kantinenwagen und in Wavering sogar in den Läden

etwas kaufen, sogar ein Glas Bier, allerdings französisches

habe ich getrunken. Das Quarier [sic] in Herlies ist folgendermassen:

Wenn deutsche Soldaten in Quartier kommen, finden

sie gewöhnlich kapute Fensterscheiben, ein wirres Durcheinander

umgestürzter Betten, dreckiger Wäsche, umgestürzter Möbel

u.s.w.. Dann wird alles zum Fenster hinausgeworfen, die Stube

glatt ausgefegt und die Hälfte des Zimmers abgeschlagen

mit Brettern und Stroh hineingeschafft, sodass jeder Mann eine

knappe Tornisterbreite zum Liegen hat. Der Tornister dient


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  • August 18, 2017 23:57:37 Tina Emm

    32.

    Die 3 Tage in Herlies waren ganz nett, blos etwas arg durch

    Dienst gestört. Am ersten Tage war Gewehrapell und Einteilen

    der Kompagnie. Man ist den Garnisonsdienst, Strammstehen u.s.w.

    so wenig gewohnt, dass es einem fast wie eine Entwürdigung

    vorkommt. Am zweiten Tage machten wir einen Übungsmarsch

    hinter der Front, um die vom vielen Stehen und Liegen steif

    gewordenen Knochen wieder in Gang zu bringen. Dabei kamen

    wir zum ersten Male so lange wir hier sind, aus dem Schussbereich

    der feindlichen Artillerie und ich sah zum erstenmal

    seit 13 Woch ein nicht zerschossenes Dorf, das auch noch von

    den einheimischen bewohnt war. Die Rekruten von unserm Regiment

    liegen in einem Dorf da hinten-Wavering- und werden weiter

    ausgebildet. Hinter unserer Front laufen übrigens noch

    2 oder 3 Schützengräben her, schön ausgebaut und mit schönen

    Unterständen und Drahtverhauen versehen, für den Fall,

    dass wir zurückgeschickt werden, Vermutlich werden diese gräben

    aber nie bezogen werden, Die Truppen hinter der Front haben

    dort ein herrliches Leben. Herlies, in dem wir 3 Tage gelegen

    haben, ist sehr arg zerschossen, aber nur selten kommen

    die Granaten noch so weit. in Herlies und Wavering konnte

    man an dem Kantinenwagen und in Wavering sogar in den Läden

    etwas kaufen, sogar ein Glas Bier, allerdings französisches

    habe ich getrunken. Das Quarier [sic] in Herlies ist folgendermassen:

    Wenn deutsche Soldaten in Quartier kommen, finden

    sie gewöhnlich kapute Fensterscheiben, ein wirres Durcheinander

    umgestürzter Betten, dreckiger Wäsche, umgestürzter Möbel

    u.s.w.. Dann wird alles zum Fenster hinausgeworfen, die Stube

    glatt ausgefegt und die Hälfte des Zimmers abgeschlagen

    mit Brettern und Stroh hineingeschafft, sodass jeder Mann eine

    knappe Tornisterbreite zum Liegen hat. Der Tornister dient


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  • 50.5953913||2.8254612000000634||

    Aubers, Frankreich

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  • Story location Aubers, Frankreich
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10705 / 105176
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Beate Burckardt
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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