Heinrich Teut Eberhard berichtet von seinen Erlebnissen an der Westfront, item 24

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

21.

Die englische Infanterie schiesst immer noch nicht. Gestern

ist ein englischer Offizier herausgekommen und hat gesagt,

sie schössen vorläufig nicht, bis wir wieder anfingen, auch

sagte er, wir sollten uns wieder in unseren Graben verziehen,

die englische Artillerie wollte anfangen, den Graben zu beschiessen.

Und richtig, kurz nachher beschossen sie den Graben

der 15er, 100 - 1000 m rechts von uns, und die Chaussee

2-300 m hinter uns. Im übrigen geht es uns hervorragend beschissen

im Graben, andauernd regen, mal einen halben Tag

lang Sturm ohne Regen.  Das Grundwasser steigt bedenklich. Der

Schlammgraben, der von uns zu den Engländern führt, ist voll

zum Ueberlaufen. 20 m Schützengraben, die daran stossen, mussten

trotz allen Abdämmens geräumt werden. Aber auch in diesen läuft

schon wieder das Wasser hinein. Im Revier des 3. Zuges steht

das Wasser schon, und wenn es so weitergeht, sitzen wir auch

drin. Dazu kommt, jetzt spüre ich die Wirkung des langen Stillliegens

in den feuchten Gräben. Die Füsse sind geschwollen

und ewig kalt, die Knochen steif. Man bekommt alle Augenblicke

Waden- und andere Krämpfe. Lunge, Magen, Darm Gelenke, Muskel

erkältet und alles mögliche. Ich habe meinen Tornister ziemlich

erleichtert, aber wenn ich ihn zum Graben schleppen soll,

puste ich gewaltig und bleibe manchmal zurück. Es geht aber

allen so. Cognak,Schokolade, Aal und alles mögliche erhalten,

herzlichen Dank. Von Cognak bitte noch mehr. Die Verpflegung

ist gut und reichlich.

No. 22.                                                                         Aubers, d. 5./1. 1915.

     Briefe vom 28. und 29. von Vater, Mutter und Lotte erhalten.

Dank auch dafür, auch für Eure Ratschläge. Mit Magen und

Transcription saved

21.

Die englische Infanterie schiesst immer noch nicht. Gestern

ist ein englischer Offizier herausgekommen und hat gesagt,

sie schössen vorläufig nicht, bis wir wieder anfingen, auch

sagte er, wir sollten uns wieder in unseren Graben verziehen,

die englische Artillerie wollte anfangen, den Graben zu beschiessen.

Und richtig, kurz nachher beschossen sie den Graben

der 15er, 100 - 1000 m rechts von uns, und die Chaussee

2-300 m hinter uns. Im übrigen geht es uns hervorragend beschissen

im Graben, andauernd regen, mal einen halben Tag

lang Sturm ohne Regen.  Das Grundwasser steigt bedenklich. Der

Schlammgraben, der von uns zu den Engländern führt, ist voll

zum Ueberlaufen. 20 m Schützengraben, die daran stossen, mussten

trotz allen Abdämmens geräumt werden. Aber auch in diesen läuft

schon wieder das Wasser hinein. Im Revier des 3. Zuges steht

das Wasser schon, und wenn es so weitergeht, sitzen wir auch

drin. Dazu kommt, jetzt spüre ich die Wirkung des langen Stillliegens

in den feuchten Gräben. Die Füsse sind geschwollen

und ewig kalt, die Knochen steif. Man bekommt alle Augenblicke

Waden- und andere Krämpfe. Lunge, Magen, Darm Gelenke, Muskel

erkältet und alles mögliche. Ich habe meinen Tornister ziemlich

erleichtert, aber wenn ich ihn zum Graben schleppen soll,

puste ich gewaltig und bleibe manchmal zurück. Es geht aber

allen so. Cognak,Schokolade, Aal und alles mögliche erhalten,

herzlichen Dank. Von Cognak bitte noch mehr. Die Verpflegung

ist gut und reichlich.

No. 22.                                                                         Aubers, d. 5./1. 1915.

     Briefe vom 28. und 29. von Vater, Mutter und Lotte erhalten.

Dank auch dafür, auch für Eure Ratschläge. Mit Magen und


Transcription history
  • August 17, 2017 00:09:20 Tina Emm

    21.

    Die englische Infanterie schiesst immer noch nicht. Gestern

    ist ein englischer Offizier herausgekommen und hat gesagt,

    sie schössen vorläufig nicht, bis wir wieder anfingen, auch

    sagte er, wir sollten uns wieder in unseren Graben verziehen,

    die englische Artillerie wollte anfangen, den Graben zu beschiessen.

    Und richtig, kurz nachher beschossen sie den Graben

    der 15er, 100 - 1000 m rechts von uns, und die Chaussee

    2-300 m hinter uns. Im übrigen geht es uns hervorragend beschissen

    im Graben, andauernd regen, mal einen halben Tag

    lang Sturm ohne Regen.  Das Grundwasser steigt bedenklich. Der

    Schlammgraben, der von uns zu den Engländern führt, ist voll

    zum Ueberlaufen. 20 m Schützengraben, die daran stossen, mussten

    trotz allen Abdämmens geräumt werden. Aber auch in diesen läuft

    schon wieder das Wasser hinein. Im Revier des 3. Zuges steht

    das Wasser schon, und wenn es so weitergeht, sitzen wir auch

    drin. Dazu kommt, jetzt spüre ich die Wirkung des langen Stillliegens

    in den feuchten Gräben. Die Füsse sind geschwollen

    und ewig kalt, die Knochen steif. Man bekommt alle Augenblicke

    Waden- und andere Krämpfe. Lunge, Magen, Darm Gelenke, Muskel

    erkältet und alles mögliche. Ich habe meinen Tornister ziemlich

    erleichtert, aber wenn ich ihn zum Graben schleppen soll,

    puste ich gewaltig und bleibe manchmal zurück. Es geht aber

    allen so. Cognak,Schokolade, Aal und alles mögliche erhalten,

    herzlichen Dank. Von Cognak bitte noch mehr. Die Verpflegung

    ist gut und reichlich.

    No. 22.                                                                         Aubers, d. 5./1. 1915.

         Briefe vom 28. und 29. von Vater, Mutter und Lotte erhalten.

    Dank auch dafür, auch für Eure Ratschläge. Mit Magen und


  • August 17, 2017 00:07:50 Tina Emm

    21.

    Die englische Infanterie schiesst immer noch nicht. Gestern

    ist ein englischer Offizier herausgekommen und hat gesagt,

    sie schössen vorläufig nicht, bis wir wieder anfingen, auch

    sagte er, wir sollten uns wieder in unseren Graben verziehen,

    die englische Artillerie wollte anfangen, den Graben zu beschiessen.

    Und richtig, kurz nachher beschossen sie den Graben

    der 15er, 100 - 1000 m rechts von uns, und die Chaussee

    2-300 m hinter uns. Im übrigen geht es uns hervorragend beschissen

    im Graben, andauernd regen, mal einen halben Tag

    lang Sturm ohne Regen.  Das Grundwasser steigt bedenklich. Der

    Schlammgraben, der von uns zu den Engländern führt, ist voll

    zum Ueberlaufen. 20 m Schützengraben, die daran stossen, mussten

    trotz allen Abdämmens geräumt werden. Aber auch in diesen läuft

    schon wieder das Wasser hinein. Im Revier des 3. Zuges steht

    das Wasser schon, und wenn es so weitergeht, sitzen wir auch

    drin. Dazu kommt, jetzt spüre ich die Wirkung des langen Stillliegens

    in den feuchten Gräben. Die Füsse sind geschwollen

    und ewig kalt, die Knochen steif. Man bekommt alle Augenblicke

    Waden- und andere Krämpfe. Lunge, Magen, Darm Gelenke, Muskel

    erkältet und alles mögliche. Ich habe meinen Tornister ziemlich

    erleichtert, aber wenn ich ihn zum Graben schleppen soll,

    puste ich gewaltig und bleibe manchmal zurück. Es geht aber

    allen so. Cognak,Schokolade, Aal und alles mögliche erhalten,

    herzlichen Dank. Von Cognak bitte noch mehr. Die Verpflegung

    ist gut und reichlich.


  • August 16, 2017 23:53:39 Tina Emm

    21.

    Die englische Infanterie schiesst immer noch nicht. Gestern

    ist ein englischer Offizier herausgekommen und hat gesagt,

    sie schössen vorläufig nicht, bis wir wieder anfingen, auch

    sagte er, wir sollten uns wieder in unseren Graben verziehen,

    die englische Artillerie wollte anfangen, den Graben zu beschiessen.

    Und richtig, kurz nachher beschossen sie den Graben

    der 15er, 100 - 1000 m rechts von uns, und die Chaussee

    2-300 m hinter uns. Im übrigen geht es uns hervorragend beschissen

    im Graben, andauernd regen, mal einen halben Tag

    lang Sturm ohne Regen.  Das Grundwasser steigt bedenktlich. Der

    Schlammgraben, der von uns zu den Engländern führt, ist voll

    zum Ueberlaufen. 20 m Schützengraben, die daran stossen, mussten

    trotz allen Abdämmens geräumt werden. Aber auch in diesen läuft

    schon wieder das Wasser hinein. Im Revier des 3. Zuges steht

    das Wasser schon, und wenn es so weitergeht, sitzen wir auch

    drin. Dazu kommt, jetzt spüre ich die Wirkung des langen Stillliegens

    in den feuchten Gräben. Die Füsse sind geschwollen

    und ewig kalt, die Knochen steif. Man bekommt alle Augenblicke

    Waden- und andere Krämpfe. Lunge, Magen, Darm Gelenke, Muskel

    erkältet und alles mögliche. Ich habe meinen Tornister ziemlich

    erleichtert, aber wenn ich ihn zum Graben schlepen soll,

    puste ich gewaltig und bleibe manchmal zurück. Es geht aber

    allen so. Cognak,Schokolade, Aal und alles mögliche erhalten,

    herzlichen Dank. Von Cognak bitte noch mehr. Die Verpflegug

    ist gut und reichlich.


Description

Save description
  • 50.5953913||2.8254612000000634||

    Aubers, Frankreich

    ||1
Location(s)
  • Story location Aubers, Frankreich
Login and add location


ID
10705 / 105165
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Beate Burckardt
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Login to edit the languages

Login to edit the fronts
  • Western Front

Login to add keywords
  • Home Front
  • Trench Life

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note