Kleiber Manuskript 01 - Vorwort - Pflanzenwelt Turkestans, item 44

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44.

bäume einfuhren, waren die gepeinigten Pferde auf den Rücken von 

Blut u. den garstigen Fliegen buchstäblich bedeckt. Auf der Rückfahrt 

begegneten wir auch wieder die den kirgisischen Mädchen, diesmal 

war der Mann der jungen Frau in der Gesellschaft; die Mädchen 

verhielten sich bei den Begegnungen völlig gleichgültig; europäische 

Weiber würden sich in einem solchen Falle sicherlich anders 

benommen haben. In der Festung trafen wir mit reicher Ausbeute 

beladen ca um 1/2 6 h  Abends ein; die Entfernung des Kunja-Kul 

von Perowsk dürfte ca 18 km betragen. 

Mit der Beschreibung dieses interessanten Ausfluges sollen meine 

Beobachtungen auf pflanzlichem Gebiete in Perowsk u. Umgebung 

beschloßen [sic.] werden; falls ich bei der letzten Beschreibung öfters vom 

Thema abgewichen bin, so hat dies seine Gründe. Infolge meines 

Abtransportes nach Osch im Sept. 1916 hatte ich jedoch noch Gelegenheit, 

die floristischen Verhältnisse des nördl. Turkestan auf der Eisenbahnfahrt 

nach dem Süden zu beobachten. Am 12. September 1916 

Vormittags verließ der Zug Perowsk, das mich 1 1/2 Jahre lang, wenn 

auch nicht gastfreundlich, beherbergt hat. Gleich hinter der Oase 

hatte die Steppe viel Ähnlichkeit mit dem Festungssteppenstreif. 

Ich sah alle meine alten Freunde wieder: Dschiddas, Tamarisken, 

die leuchtenden Wollballen der Klematis, den Schmarotzer, verschiedene 

Salzkräuter, darunter auch das rosenf. in größeren Kolonien, Kameeldorn

u.s.w.; später wurde die Vegetation äußerst üppig u. gieng [sic.] stellenweise 

in Tugai über. Hohe Tamarisken u. bis 10 m hohes Schilf - 

welche Höhe ich an dem auf dem häufig sumpfigen u. mit 

Wasserlachen bedeckten Boden weidenden Vieh abschätzen konnte - 

setzte nebst anderen Taigapflanzen die Flora dieser Landstrecken 

zusammen. Strichweise zeigte sich ausgesprochenes Sumpfgebiet mit 

bis weit zum Horizonte reichenden, hohen u. üppigen Schilffeldern; 

solche hatte ich auch schon auf meiner ersten Fahrt im Frühjahr 

1915 von Orenburg nach Perowsk viel gesehen, namentlich im Gebiete 

des goßen Perowsker Sumpfes, der sich einige 100 km weit nord-öst. von 


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44.

bäume einfuhren, waren die gepeinigten Pferde auf den Rücken von 

Blut u. den garstigen Fliegen buchstäblich bedeckt. Auf der Rückfahrt 

begegneten wir auch wieder die den kirgisischen Mädchen, diesmal 

war der Mann der jungen Frau in der Gesellschaft; die Mädchen 

verhielten sich bei den Begegnungen völlig gleichgültig; europäische 

Weiber würden sich in einem solchen Falle sicherlich anders 

benommen haben. In der Festung trafen wir mit reicher Ausbeute 

beladen ca um 1/2 6 h  Abends ein; die Entfernung des Kunja-Kul 

von Perowsk dürfte ca 18 km betragen. 

Mit der Beschreibung dieses interessanten Ausfluges sollen meine 

Beobachtungen auf pflanzlichem Gebiete in Perowsk u. Umgebung 

beschloßen [sic.] werden; falls ich bei der letzten Beschreibung öfters vom 

Thema abgewichen bin, so hat dies seine Gründe. Infolge meines 

Abtransportes nach Osch im Sept. 1916 hatte ich jedoch noch Gelegenheit, 

die floristischen Verhältnisse des nördl. Turkestan auf der Eisenbahnfahrt 

nach dem Süden zu beobachten. Am 12. September 1916 

Vormittags verließ der Zug Perowsk, das mich 1 1/2 Jahre lang, wenn 

auch nicht gastfreundlich, beherbergt hat. Gleich hinter der Oase 

hatte die Steppe viel Ähnlichkeit mit dem Festungssteppenstreif. 

Ich sah alle meine alten Freunde wieder: Dschiddas, Tamarisken, 

die leuchtenden Wollballen der Klematis, den Schmarotzer, verschiedene 

Salzkräuter, darunter auch das rosenf. in größeren Kolonien, Kameeldorn

u.s.w.; später wurde die Vegetation äußerst üppig u. gieng [sic.] stellenweise 

in Tugai über. Hohe Tamarisken u. bis 10 m hohes Schilf - 

welche Höhe ich an dem auf dem häufig sumpfigen u. mit 

Wasserlachen bedeckten Boden weidenden Vieh abschätzen konnte - 

setzte nebst anderen Taigapflanzen die Flora dieser Landstrecken 

zusammen. Strichweise zeigte sich ausgesprochenes Sumpfgebiet mit 

bis weit zum Horizonte reichenden, hohen u. üppigen Schilffeldern; 

solche hatte ich auch schon auf meiner ersten Fahrt im Frühjahr 

1915 von Orenburg nach Perowsk viel gesehen, namentlich im Gebiete 

des goßen Perowsker Sumpfes, der sich einige 100 km weit nord-öst. von 



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  • November 8, 2018 22:07:02 Gabriele Kister-Schuler

    44.

    bäume einfuhren, waren die gepeinigten Pferde auf den Rücken von 

    Blut u. den garstigen Fliegen buchstäblich bedeckt. Auf der Rückfahrt 

    begegneten wir auch wieder die den kirgisischen Mädchen, diesmal 

    war der Mann der jungen Frau in der Gesellschaft; die Mädchen 

    verhielten sich bei den Begegnungen völlig gleichgültig; europäische 

    Weiber würden sich in einem solchen Falle sicherlich anders 

    benommen haben. In der Festung trafen wir mit reicher Ausbeute 

    beladen ca um 1/2 6 h  Abends ein; die Entfernung des Kunja-Kul 

    von Perowsk dürfte ca 18 km betragen. 

    Mit der Beschreibung dieses interessanten Ausfluges sollen meine 

    Beobachtungen auf pflanzlichem Gebiete in Perowsk u. Umgebung 

    beschloßen [sic.] werden; falls ich bei der letzten Beschreibung öfters vom 

    Thema abgewichen bin, so hat dies seine Gründe. Infolge meines 

    Abtransportes nach Osch im Sept. 1916 hatte ich jedoch noch Gelegenheit, 

    die floristischen Verhältnisse des nördl. Turkestan auf der Eisenbahnfahrt 

    nach dem Süden zu beobachten. Am 12. September 1916 

    Vormittags verließ der Zug Perowsk, das mich 1 1/2 Jahre lang, wenn 

    auch nicht gastfreundlich, beherbergt hat. Gleich hinter der Oase 

    hatte die Steppe viel Ähnlichkeit mit dem Festungssteppenstreif. 

    Ich sah alle meine alten Freunde wieder: Dschiddas, Tamarisken, 

    die leuchtenden Wollballen der Klematis, den Schmarotzer, verschiedene 

    Salzkräuter, darunter auch das rosenf. in größeren Kolonien, Kameeldorn

    u.s.w.; später wurde die Vegetation äußerst üppig u. gieng [sic.] stellenweise 

    in Tugai über. Hohe Tamarisken u. bis 10 m hohes Schilf - 

    welche Höhe ich an dem auf dem häufig sumpfigen u. mit 

    Wasserlachen bedeckten Boden weidenden Vieh abschätzen konnte - 

    setzte nebst anderen Taigapflanzen die Flora dieser Landstrecken 

    zusammen. Strichweise zeigte sich ausgesprochenes Sumpfgebiet mit 

    bis weit zum Horizonte reichenden, hohen u. üppigen Schilffeldern; 

    solche hatte ich auch schon auf meiner ersten Fahrt im Frühjahr 

    1915 von Orenburg nach Perowsk viel gesehen, namentlich im Gebiete 

    des goßen Perowsker Sumpfes, der sich einige 100 km weit nord-öst. von 


  • November 8, 2018 22:04:36 Gabriele Kister-Schuler

    44.

    bäume einfuhren, waren die gepeinigten Pferde auf den Rücken von 

    Blut u. den garstigen Fliegen buchstäblich bedeckt. Auf der Rückfahrt 

    begegneten wir auch wieder die kirgisischen Mädchen, diesmal 

    war der Mann der jungen Frau in der Gesellschaft; die Mädchen 

    verhielten sich bei den Begegnungen völlig gleichgültig; europäische 

    Weiber würden sich in einem solchen Falle sicherlich anders 

    benommen haben. In der Festung trafen wir mit reicher Ausbeute 

    beladen ca um 1/2 6 h  Abends ein; die Entfernung des Kunja-Kul 

    von Perowsk dürfte ca 18 Km betragen. 

    Mit der Beschreibung dieses interessanten Ausfluges sollen meine 

    Beobachtungen auf pflanzlichem Gebiete in Perowsk u. Umgebung 

    beschloßen [sic.] werden; falls ich bei der letzten Beschreibung öfters vom 

    Thema abgewichen bin, so hat dies seine Gründe. Infolge meines 

    Abtransportes nach osch im Sept. 1916 hatte ich jedoch noch Gelegenheit, 

    die floristischen Verhältnisse des nördl. Turkestan auf der Eisenbahnfahrt 

    nach dem Süden zu beobachten. Am 12. September 1916 

    Vormittags verließ der Zug Perowsk, das mich 1 1/2 Jahre lang, wenn 

    auch nicht gastfreundlich, beherbergt hat. Gleich hinter der Oase 

    hatte die Steppe viel Ähnlichkeit mit dem Festungssteppenstreif. 

    Ich sah alle meine alten Freunde wieder: Dschiddas, Tamarisken, 

    die leuchtenden Wollballen der Klematis, den Schmarotzer, verschiedene 

    Salzkräuter, darunter auch das rosenf. in größeren Kolonien, Kameeldorn

    u.s.w.; später wurde die Vegetation äußerst üppig u. gieng [sic.] stellenweise 

    in Tugai über. Hohe Tamarisken u. bis 10 m hohes Schilf - 

    welche Höhe ich an dem auf dem häufig sumpfigen u. mit 

    Wasserlachen bedeckten Boden weidenden Vieh abschätzen konnte - 

    setzte nebst anderen Taigapflanzen die Flora dieser Landsstrecken 

    zusammen. Strichweise zeigte sich ausgesprochenes Sumpfgebiet mit 

    bis weit zum Horizonte reichenden, hohen u. üppigen Schilffeldern; 

    solche hatte ich auch schon auf meiner ersten Fahrt im Frühjahr 

    1915 von Orenburg nach Perowsk viel gesehen, namentlich im Gebiete 

    des goßen Perowsker Sumpfes, der sich einige 100 km weit nord-öst. von 



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  • 44.817607||65.5140073||

    Perowsk/Turkestan

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  • Story location Perowsk/Turkestan
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20836 / 235824
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http://europeana1914-1918.eu/...
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F&F
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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