Zeichnungen, Lagerzeitungen und Dokumente aus dem Kriegsgefangenenlager „Camp Handforth“ in England von Wilhelm Jansen-Joerde, item 8

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

Heizern," leuchtete der Dank aus den Augen, als er abwehrend

antwortete: " O,  ich schwitzte gern ! " Das tat Kerlchen

natürlich auch, aber ihm klebte die Rinde hart und trocken

um den schmalen, zierlichen Tannenleib. O, wie wohl es

ihm tat, nachher den Fuss in das kühlende Nass der Bade-

wanne zu stellen und seine entfliehenden Kräfte für den

Nachmittag zu sammeln.

        Noch stand Kerlchen manchen Abend vor dem

Wandspiegel im Studierzimmer des Seemannspastors. Als

des Jahres letzte Stunde nahte, der im Kreise von

Seemannsfreunden stimmungsvoll das Valet gesungen wurde,

da seufzte Kerlchen. Ihm kamen Sterbegedanken. Ob er

noch einmal brennen durfte? Der Schlüssel drehte sich in

der Haustür. Kerlchen ist schläfrig, sieht kaum seinen

Herrn. "Willst du noch einmal brennen, Kerlchen?"

"Ja!" jubelt es da auf. Kerlchen, so magst du noch einmal

leuchten, Licht bringen und Wärme! Vom Kamin lodert

ihm das Feuer Grüsse entgegen: "Come, little friend."

Und Kerlchen folgte. Prasselnd fuhr die Lohe aus seinen

dürren Aesten, die Schneewatte, von Wachs durchtränkt,

flammt mit auf und der weihnachtliche Duft brennender

Tannennadeln durchzog das geheimnisvoll wiederleuchtende

Zimmer. "Hab Dank, Kerlchen, warst mir ein treuer

Kamerad!"

 

                                                                                      

 

       

            O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie treu sind deine

Blätter! Du grünst nicht nur zur Sommerszeit, nein auch im

Winter, wenn es schneit. O Tannenbaum, o Tannenbaum,

wie treu sind deine Blätter!

            O Tannenbaum, o Tannenbaum, du kannst mir sehr

gefallen! Wie oft hat nicht zur Winterszeit ein Baum von

dir mich hoch erfreut! O Tannenbaum, o Tannenbaum, du

kannst mir sehr gefallen.

             O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein Kleid will mich

was lehren: die Hoffnng und Beständigkeit gibt Trost und

Kraft zu jeder Zeit. O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein

Kleid will mich was lehren.

 

                                                                                        ERNST ANSCHUETZ.


Transcription saved

Heizern," leuchtete der Dank aus den Augen, als er abwehrend

antwortete: " O,  ich schwitzte gern ! " Das tat Kerlchen

natürlich auch, aber ihm klebte die Rinde hart und trocken

um den schmalen, zierlichen Tannenleib. O, wie wohl es

ihm tat, nachher den Fuss in das kühlende Nass der Bade-

wanne zu stellen und seine entfliehenden Kräfte für den

Nachmittag zu sammeln.

        Noch stand Kerlchen manchen Abend vor dem

Wandspiegel im Studierzimmer des Seemannspastors. Als

des Jahres letzte Stunde nahte, der im Kreise von

Seemannsfreunden stimmungsvoll das Valet gesungen wurde,

da seufzte Kerlchen. Ihm kamen Sterbegedanken. Ob er

noch einmal brennen durfte? Der Schlüssel drehte sich in

der Haustür. Kerlchen ist schläfrig, sieht kaum seinen

Herrn. "Willst du noch einmal brennen, Kerlchen?"

"Ja!" jubelt es da auf. Kerlchen, so magst du noch einmal

leuchten, Licht bringen und Wärme! Vom Kamin lodert

ihm das Feuer Grüsse entgegen: "Come, little friend."

Und Kerlchen folgte. Prasselnd fuhr die Lohe aus seinen

dürren Aesten, die Schneewatte, von Wachs durchtränkt,

flammt mit auf und der weihnachtliche Duft brennender

Tannennadeln durchzog das geheimnisvoll wiederleuchtende

Zimmer. "Hab Dank, Kerlchen, warst mir ein treuer

Kamerad!"

 

                                                                                      

 

       

            O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie treu sind deine

Blätter! Du grünst nicht nur zur Sommerszeit, nein auch im

Winter, wenn es schneit. O Tannenbaum, o Tannenbaum,

wie treu sind deine Blätter!

            O Tannenbaum, o Tannenbaum, du kannst mir sehr

gefallen! Wie oft hat nicht zur Winterszeit ein Baum von

dir mich hoch erfreut! O Tannenbaum, o Tannenbaum, du

kannst mir sehr gefallen.

             O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein Kleid will mich

was lehren: die Hoffnng und Beständigkeit gibt Trost und

Kraft zu jeder Zeit. O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein

Kleid will mich was lehren.

 

                                                                                        ERNST ANSCHUETZ.



Transcription history
  • February 15, 2017 16:08:19 Susi Je

    Heizern," leuchtete der Dank aus den Augen, als er abwehrend

    antwortete: " O,  ich schwitzte gern ! " Das tat Kerlchen

    natürlich auch, aber ihm klebte die Rinde hart und trocken

    um den schmalen, zierlichen Tannenleib. O, wie wohl es

    ihm tat, nachher den Fuss in das kühlende Nass der Bade-

    wanne zu stellen und seine entfliehenden Kräfte für den

    Nachmittag zu sammeln.

            Noch stand Kerlchen manchen Abend vor dem

    Wandspiegel im Studierzimmer des Seemannspastors. Als

    des Jahres letzte Stunde nahte, der im Kreise von

    Seemannsfreunden stimmungsvoll das Valet gesungen wurde,

    da seufzte Kerlchen. Ihm kamen Sterbegedanken. Ob er

    noch einmal brennen durfte? Der Schlüssel drehte sich in

    der Haustür. Kerlchen ist schläfrig, sieht kaum seinen

    Herrn. "Willst du noch einmal brennen, Kerlchen?"

    "Ja!" jubelt es da auf. Kerlchen, so magst du noch einmal

    leuchten, Licht bringen und Wärme! Vom Kamin lodert

    ihm das Feuer Grüsse entgegen: "Come, little friend."

    Und Kerlchen folgte. Prasselnd fuhr die Lohe aus seinen

    dürren Aesten, die Schneewatte, von Wachs durchtränkt,

    flammt mit auf und der weihnachtliche Duft brennender

    Tannennadeln durchzog das geheimnisvoll wiederleuchtende

    Zimmer. "Hab Dank, Kerlchen, warst mir ein treuer

    Kamerad!"

     

                                                                                          

     

           

                O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie treu sind deine

    Blätter! Du grünst nicht nur zur Sommerszeit, nein auch im

    Winter, wenn es schneit. O Tannenbaum, o Tannenbaum,

    wie treu sind deine Blätter!

                O Tannenbaum, o Tannenbaum, du kannst mir sehr

    gefallen! Wie oft hat nicht zur Winterszeit ein Baum von

    dir mich hoch erfreut! O Tannenbaum, o Tannenbaum, du

    kannst mir sehr gefallen.

                 O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein Kleid will mich

    was lehren: die Hoffnng und Beständigkeit gibt Trost und

    Kraft zu jeder Zeit. O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein

    Kleid will mich was lehren.

     

                                                                                            ERNST ANSCHUETZ.



  • February 15, 2017 16:07:36 Susi Je

    Heizern," leuchtete der Dank aus den Augen, als er abwehrend

    antwortete: " O,  ich schwitzte gern ! " Das tat Kerlchen

    natürlich auch, aber ihm klebte die Rinde hart und trocken

    um den schmalen, zierlichen Tannenleib. O, wie wohl es

    ihm tat, nachher den Fuss in das kühlende Nass der Bade-

    wanne zu stellen und seine entfliehenden Kräfte für den

    Nachmittag zu sammeln.

            Noch stand Kerlchen manchen Abend vor dem

    Wandspiegel im Studierzimmer des Seemannspastors. Als

    des Jahres letzte Stunde nahte, der im Kreise von

    Seemannsfreunden stimmungsvoll das Valet gesungen wurde,

    da seufzte Kerlchen. Ihm kamen Sterbegedanken. Ob er

    noch einmal brennen durfte? Der Schlüssel drehte sich in

    der Haustür. Kerlchen ist schläfrig, sieht kaum seinen

    Herrn. "Willst du noch einmal brennen, Kerlchen?"

    "Ja!" jubelt es da auf. Kerlchen, so magst du noch einmal

    leuchten, Licht bringen und Wärme! Vom Kamin lodert

    ihm das Feuer Grüsse entgegen: "Come, little friend."

    Und Kerlchen folgte. Prasselnd fuhr die Lohe aus seinen

    dürren Aesten, die Schneewatte, von Wachs durchtränkt,

    flammt mit auf und der weihnachtliche Duft brennender

    Tannennadeln durchzog das geheimnisvoll wiederleuchtende

    Zimmer. "Hab Dank, Kerlchen, warst mir ein treuer

    Kamerad!"


                                                                                          

           

                O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie treu sind deine

    Blätter! Du grünst nicht nur zur Sommerszeit, nein auch im

    Winter, wenn es schneit. O Tannenbaum, o Tannenbaum,

    wie treu sind deine Blätter!

                O Tannenbaum, o Tannenbaum, du kannst mir sehr

    gefallen! Wie oft hat nicht zur Winterszeit ein Baum von

    dir mich hoch erfreut! O Tannenbaum, o Tannenbaum, du

    kannst mir sehr gefallen.

                 O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein Kleid will mich

    was lehren: die Hoffnng und Beständigkeit gibt Trost und

    Kraft zu jeder Zeit. O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein

    Kleid will mich was lehren.


                                                                                            ERNST ANSCHUETZ.


Description

Save description
  • 53.35018789999999||-2.2156784000000016||

    POW Camp Handforth, Cheshire East, UK

    ||1
Location(s)
  • Story location POW Camp Handforth, Cheshire East, UK
Login and add location


ID
6585 / 77135
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Brigitte Hensen
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Login to edit the languages

Login to edit the fronts
  • Western Front

Login to add keywords
  • Prisoners of War
  • Remembrance

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note