Feldpostbriefe und Feldpostkarten von Hauptmann Eugen Hahn aus Bösingen, item 140

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seil das Wetter so übel ist, haben sie wieder aufgehört. Der junge Lt. v.Hofacker, den ich im Stab hatte, isl seil ein paar Tagen fort. Er will Flieger werden. Ich gab ihn ungern ab. da er sehr gut war. Die 4 württ. Divisionen mussten fest heran die letzten Wochen, die Trauerbriefe zeigen es. Aber wir hollen doch, im Laufe dieses Jahres mit den Engländern vollends fertig zu werden. Die Stimmung bei der Truppe ist noch recht gut. wenn sie auch unter sehr er-schwerten äußeren Bedingungen lebt. - Ich hoffe, dass mein Bericht und das Geld für Mutter trotz Eurer Umsiedlung ankam. Wenn Ihr Zeit habt, so besucht doch Tante Martha. Hedwig und Elisabeth. Sie freuen sich arg. wenn Ihr kommt.

Nun lebt wohl. Nach Wiblingen und Reichenau herzliche Grüße Euer Eugen.
Tagebuchartige Aufzeichnungen auf Einzelblättern 31.3.- 1.5.1918

31.111. Heute ist Ostern. Stimmung ganz leidlich. Wir bekamen sogar harte Eier, dafür be-kamen wir (katholisch!) am Freitag kein Fleisch. Ich müsste lachen, wenn Vater wüsste, dass wir im Stab so gute Kirchenzucht haben. Zum Osterfest ließ ich ein Loch in die Barackende-cke machen zur Lüftung. Sonst arger Dreck, aber ganz gemütlich. Wir mussten einen Streifen nach rechts übernehmen. Eine weitere Baracke fertig. Vielleicht kommt auch bald ein locus dran. Nachricht, dass wir abgelöst werden und zum XlV.Res.Corps kommen. Wurde Knall und Fall abends nach der .... <unleserlich> befohlen. - Nachts 13 km Autofahrt durchs Trich-terfeld. ohne Lichter. Das konnte heiter werden!

1.IV. Die Fahrt war fürchterlich. Ich drängte mit der Abfahrt, um nicht so in die Nacht zu kommen. Aber vor 1/2 8 konnte ich nicht weg. Als ich zur Blechbude heran kam. war es schon dämmrig. Der Horizont noch hellgelb. Ich nahm Seeger und Schaad mit. Erslerer konnte nicht reiten wegen Blinddarmgeschichten, die sich jedoch während der Fahrt zurechtgewackelt ha-ben. Durch Croisilles ging's noch. Schon in Ecourt war es Nacht. Das Dorf besteht kaum mehr, da es mitten in der alten Kampfzone lag. Man weiß beim besten Willen nicht, ist man mitten oder außen am Dorf. Saßen zwei Mal in Granatlöchern so fest., dass wir feste schallen mussten, um herauszukommen. Dabei km-weit allein auf weiter Flur und kuhnacht. Als ich endlich um 1 Uhr morgs. zum Korps kam, hieß es: "so hätte es nicht pressiert" - ich ließ ih-nen aber keinen Zweifel an meiner Sauwut. Dann kam ich nach Frenicourt <?> zu <?>.

geschmackvollerweise Eintritt zu den Baracken durch einen Kirchhof, morgs. um 2. Aber das Gruseln hat man verlernt. Legte mich todmüde hin. Stark erkältet. Fieber. Schlief aber trotz-dem gut. wenn auch hart.

1 April 9 Uhr vorm. Besprechung bei Gen.Kdo. Also die Leute wollen wieder angreifen. So eine Hetzjagd. Natürlich nicht recht vorbereitet. Dann Vortrag bei <?> und General Glück. Nachm. Fahrt über Bapaume nach Grevillers zur 39. I.D.. die isl ja Stellungsdivision <?>. -

Wieder zurück.

2 April Nacht durchgeschafft - halber hin. 5 Uhr morgens war Befehl fertig. Mittags Vorkdo ab nach Grevillers. 5 Uhr nachm. Besprechung bei Gen. Glück. Ich fuhr in der Nacht nach Grev. und kam dort in einer recht sauberen engl. Internierten-Baracke (Wiiderswyl steht au-

ben) unter.

3.Aprif Morgens hinaus ins Angriffsgelände nach Serre. Üble Gegend - lauter Trichter. Vie-le. viele tote Pferde. Nachm. zurück zu Art.Kd. 4. der die Art. Sache leitet. Abends kam Hetz <?> mit den andern Herrn.

4 April Nachl durchgeschafft. Wollte morgens schlafen. C.mg nicht. Immer kam wieder was Anderes Todmüde Es goss in Kübeln. Dazu soll morgen der Angriff sein. Nachm. fuhren wir nach Miraumont in den Gefechtsstand. Steinbruch. Kaum halle ich meinen Laden in einer Holzbaracke eingerichtet, als die Kerls auf die Eisenbahn vor uns schossen und wir mussten
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seil das Wetter so übel ist, haben sie wieder aufgehört. Der junge Lt. v.Hofacker, den ich im Stab hatte, isl seil ein paar Tagen fort. Er will Flieger werden. Ich gab ihn ungern ab. da er sehr gut war. Die 4 württ. Divisionen mussten fest heran die letzten Wochen, die Trauerbriefe zeigen es. Aber wir hollen doch, im Laufe dieses Jahres mit den Engländern vollends fertig zu werden. Die Stimmung bei der Truppe ist noch recht gut. wenn sie auch unter sehr er-schwerten äußeren Bedingungen lebt. - Ich hoffe, dass mein Bericht und das Geld für Mutter trotz Eurer Umsiedlung ankam. Wenn Ihr Zeit habt, so besucht doch Tante Martha. Hedwig und Elisabeth. Sie freuen sich arg. wenn Ihr kommt.

Nun lebt wohl. Nach Wiblingen und Reichenau herzliche Grüße Euer Eugen.
Tagebuchartige Aufzeichnungen auf Einzelblättern 31.3.- 1.5.1918

31.111. Heute ist Ostern. Stimmung ganz leidlich. Wir bekamen sogar harte Eier, dafür be-kamen wir (katholisch!) am Freitag kein Fleisch. Ich müsste lachen, wenn Vater wüsste, dass wir im Stab so gute Kirchenzucht haben. Zum Osterfest ließ ich ein Loch in die Barackende-cke machen zur Lüftung. Sonst arger Dreck, aber ganz gemütlich. Wir mussten einen Streifen nach rechts übernehmen. Eine weitere Baracke fertig. Vielleicht kommt auch bald ein locus dran. Nachricht, dass wir abgelöst werden und zum XlV.Res.Corps kommen. Wurde Knall und Fall abends nach der .... <unleserlich> befohlen. - Nachts 13 km Autofahrt durchs Trich-terfeld. ohne Lichter. Das konnte heiter werden!

1.IV. Die Fahrt war fürchterlich. Ich drängte mit der Abfahrt, um nicht so in die Nacht zu kommen. Aber vor 1/2 8 konnte ich nicht weg. Als ich zur Blechbude heran kam. war es schon dämmrig. Der Horizont noch hellgelb. Ich nahm Seeger und Schaad mit. Erslerer konnte nicht reiten wegen Blinddarmgeschichten, die sich jedoch während der Fahrt zurechtgewackelt ha-ben. Durch Croisilles ging's noch. Schon in Ecourt war es Nacht. Das Dorf besteht kaum mehr, da es mitten in der alten Kampfzone lag. Man weiß beim besten Willen nicht, ist man mitten oder außen am Dorf. Saßen zwei Mal in Granatlöchern so fest., dass wir feste schallen mussten, um herauszukommen. Dabei km-weit allein auf weiter Flur und kuhnacht. Als ich endlich um 1 Uhr morgs. zum Korps kam, hieß es: "so hätte es nicht pressiert" - ich ließ ih-nen aber keinen Zweifel an meiner Sauwut. Dann kam ich nach Frenicourt <?> zu <?>.

geschmackvollerweise Eintritt zu den Baracken durch einen Kirchhof, morgs. um 2. Aber das Gruseln hat man verlernt. Legte mich todmüde hin. Stark erkältet. Fieber. Schlief aber trotz-dem gut. wenn auch hart.

1 April 9 Uhr vorm. Besprechung bei Gen.Kdo. Also die Leute wollen wieder angreifen. So eine Hetzjagd. Natürlich nicht recht vorbereitet. Dann Vortrag bei <?> und General Glück. Nachm. Fahrt über Bapaume nach Grevillers zur 39. I.D.. die isl ja Stellungsdivision <?>. -

Wieder zurück.

2 April Nacht durchgeschafft - halber hin. 5 Uhr morgens war Befehl fertig. Mittags Vorkdo ab nach Grevillers. 5 Uhr nachm. Besprechung bei Gen. Glück. Ich fuhr in der Nacht nach Grev. und kam dort in einer recht sauberen engl. Internierten-Baracke (Wiiderswyl steht au-

ben) unter.

3.Aprif Morgens hinaus ins Angriffsgelände nach Serre. Üble Gegend - lauter Trichter. Vie-le. viele tote Pferde. Nachm. zurück zu Art.Kd. 4. der die Art. Sache leitet. Abends kam Hetz <?> mit den andern Herrn.

4 April Nachl durchgeschafft. Wollte morgens schlafen. C.mg nicht. Immer kam wieder was Anderes Todmüde Es goss in Kübeln. Dazu soll morgen der Angriff sein. Nachm. fuhren wir nach Miraumont in den Gefechtsstand. Steinbruch. Kaum halle ich meinen Laden in einer Holzbaracke eingerichtet, als die Kerls auf die Eisenbahn vor uns schossen und wir mussten
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  • November 2, 2018 07:34:30 Zafiro Marti

    seil das Wetter so übel ist, haben sie wieder aufgehört. Der junge Lt. v.Hofacker, den ich im Stab hatte, isl seil ein paar Tagen fort. Er will Flieger werden. Ich gab ihn ungern ab. da er sehr gut war. Die 4 württ. Divisionen mussten fest heran die letzten Wochen, die Trauerbriefe zeigen es. Aber wir hollen doch, im Laufe dieses Jahres mit den Engländern vollends fertig zu werden. Die Stimmung bei der Truppe ist noch recht gut. wenn sie auch unter sehr er-schwerten äußeren Bedingungen lebt. - Ich hoffe, dass mein Bericht und das Geld für Mutter trotz Eurer Umsiedlung ankam. Wenn Ihr Zeit habt, so besucht doch Tante Martha. Hedwig und Elisabeth. Sie freuen sich arg. wenn Ihr kommt.

    Nun lebt wohl. Nach Wiblingen und Reichenau herzliche Grüße Euer Eugen.
    Tagebuchartige Aufzeichnungen auf Einzelblättern 31.3.- 1.5.1918

    31.111. Heute ist Ostern. Stimmung ganz leidlich. Wir bekamen sogar harte Eier, dafür be-kamen wir (katholisch!) am Freitag kein Fleisch. Ich müsste lachen, wenn Vater wüsste, dass wir im Stab so gute Kirchenzucht haben. Zum Osterfest ließ ich ein Loch in die Barackende-cke machen zur Lüftung. Sonst arger Dreck, aber ganz gemütlich. Wir mussten einen Streifen nach rechts übernehmen. Eine weitere Baracke fertig. Vielleicht kommt auch bald ein locus dran. Nachricht, dass wir abgelöst werden und zum XlV.Res.Corps kommen. Wurde Knall und Fall abends nach der .... <unleserlich> befohlen. - Nachts 13 km Autofahrt durchs Trich-terfeld. ohne Lichter. Das konnte heiter werden!

    1.IV. Die Fahrt war fürchterlich. Ich drängte mit der Abfahrt, um nicht so in die Nacht zu kommen. Aber vor 1/2 8 konnte ich nicht weg. Als ich zur Blechbude heran kam. war es schon dämmrig. Der Horizont noch hellgelb. Ich nahm Seeger und Schaad mit. Erslerer konnte nicht reiten wegen Blinddarmgeschichten, die sich jedoch während der Fahrt zurechtgewackelt ha-ben. Durch Croisilles ging's noch. Schon in Ecourt war es Nacht. Das Dorf besteht kaum mehr, da es mitten in der alten Kampfzone lag. Man weiß beim besten Willen nicht, ist man mitten oder außen am Dorf. Saßen zwei Mal in Granatlöchern so fest., dass wir feste schallen mussten, um herauszukommen. Dabei km-weit allein auf weiter Flur und kuhnacht. Als ich endlich um 1 Uhr morgs. zum Korps kam, hieß es: "so hätte es nicht pressiert" - ich ließ ih-nen aber keinen Zweifel an meiner Sauwut. Dann kam ich nach Frenicourt <?> zu <?>.

    geschmackvollerweise Eintritt zu den Baracken durch einen Kirchhof, morgs. um 2. Aber das Gruseln hat man verlernt. Legte mich todmüde hin. Stark erkältet. Fieber. Schlief aber trotz-dem gut. wenn auch hart.

    1 April 9 Uhr vorm. Besprechung bei Gen.Kdo. Also die Leute wollen wieder angreifen. So eine Hetzjagd. Natürlich nicht recht vorbereitet. Dann Vortrag bei <?> und General Glück. Nachm. Fahrt über Bapaume nach Grevillers zur 39. I.D.. die isl ja Stellungsdivision <?>. -

    Wieder zurück.

    2 April Nacht durchgeschafft - halber hin. 5 Uhr morgens war Befehl fertig. Mittags Vorkdo ab nach Grevillers. 5 Uhr nachm. Besprechung bei Gen. Glück. Ich fuhr in der Nacht nach Grev. und kam dort in einer recht sauberen engl. Internierten-Baracke (Wiiderswyl steht au-

    ben) unter.

    3.Aprif Morgens hinaus ins Angriffsgelände nach Serre. Üble Gegend - lauter Trichter. Vie-le. viele tote Pferde. Nachm. zurück zu Art.Kd. 4. der die Art. Sache leitet. Abends kam Hetz <?> mit den andern Herrn.

    4 April Nachl durchgeschafft. Wollte morgens schlafen. C.mg nicht. Immer kam wieder was Anderes Todmüde Es goss in Kübeln. Dazu soll morgen der Angriff sein. Nachm. fuhren wir nach Miraumont in den Gefechtsstand. Steinbruch. Kaum halle ich meinen Laden in einer Holzbaracke eingerichtet, als die Kerls auf die Eisenbahn vor uns schossen und wir mussten
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Sibylle Schreiber
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